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inkontakt Juli August 2017

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„Volkschorälen“ beschäftigt. Die<br />

Gemeindeglieder seiner Gemeinde in<br />

Olney waren in aller Regel einfache<br />

Handwerkerfamilien: Spitzenklöppeler,<br />

Landarbeiter, Mälzer, Schmiede, Tischler<br />

und andere Handwerker seiner Zeit.<br />

Newton war davon überzeugt, ihnen zu<br />

einem besseren Schriftverständnis verhelfen<br />

zu können, indem er seine Predigten durch<br />

schlichte Choräle erweiterte und verstärkte.<br />

Jede Zeile seiner Choräle sollte für seine<br />

Gemeindeglieder leicht zu singen, zu<br />

verstehen und auswendig zu lernen sein.<br />

Das traf besonders auf seinen bekanntesten<br />

Choral „Amazing Grace“ zu. Ein Analytiker<br />

geistlicher Musik stellte dazu fest: „Die<br />

Reime und Rhythmen seiner Strophen sind<br />

klar und eingängig, dass sie keiner<br />

Kommentierung bedürfen. Eine weitere<br />

Stärke des Chorals ist aber die Tatsache,<br />

dass nicht mehr als 126 der 146 Worte aus<br />

nur einer Silbe bestehen.“<br />

John Newton hatte eine eindrucksvolle<br />

Begabung als „Versschmied“ seiner<br />

Choräle. Doch etwas anderes war ihm bei<br />

der Entwicklung seiner Choräle noch<br />

wichtiger: Er wollte die Bibel<br />

zusammenführen mit der persönlichen<br />

Glaubenserfahrung und dem Zeugnis<br />

darüber. Für die anstehende<br />

Neujahrspredigt am 1. Januar 1773<br />

entschloss er sich über den Text aus 1.<br />

Chronik 17,16-17 zu predigen. Diese Verse<br />

bilden die Einleitung des Gebets, das David<br />

zu Gott sprach, unmittelbar nachdem der<br />

Prophet Nathan ihm Gottes Verheißung<br />

ausgerichtet hatte: Er und seine<br />

Nachkommen würden für immer als Israels<br />

Könige auf dem Thron sitzen und durch<br />

Gottes Liebe und Gnade gesegnet<br />

werden. Voller Staunen darüber, dass Gott<br />

ihn so sehr liebte, betet David: „Wer bin ich,<br />

Herr, Gott und was ist mein Haus, dass du<br />

mich bis hierher gebracht hast? ... Du hast<br />

mich schauen lassen, wie ein Mensch ein<br />

Gesicht empfängt und hast mich hoch<br />

erhöht, HERR, Gott.“<br />

Es ist kaum zu bezweifeln, dass John<br />

Newton in Gottes Gnade gegenüber dem<br />

König David Parallelen zur erfahrenen<br />

Gnade und Liebe Gottes in seinem eigenen<br />

Leben entdeckte. So konnte er sich gut mit<br />

David identifizieren: Beide waren die<br />

schlimmsten Sünder gewesen. Beide hatten<br />

stürmische<br />

Lebenswege<br />

mit tiefen<br />

Abgründen<br />

menschlichen<br />

Versagens<br />

hinter sich<br />

gebracht. Und<br />

beide<br />

empfingen<br />

ohne Verdienst<br />

Gottes<br />

Barmherzigkeit,<br />

Erlösung und<br />

Gnade.<br />

Jedem, der<br />

sich ganz<br />

bewusst darauf<br />

einlässt, den Choral mitzusingen, darf es<br />

ähnlich ergehen: Wir werden mit<br />

hineingenommen und dürfen die<br />

ehrfürchtige Freude von David und John<br />

Newton für uns persönlich aufnehmen und<br />

entdecken, das Gottes Gnade auch uns<br />

gilt, dass sie uns trägt und nie verlässt. Beim<br />

Singen und Staunen dürfen wir zu unserem<br />

persönlichen „Turmerlebnis“ kommen, wie<br />

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