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inkontakt Juli August 2017

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GNADE IST EIN<br />

UNMITTELBARES<br />

EINGREIFEN GOTTES<br />

Dass ein König jemandem Gnade erwies,<br />

bedeutete immer, dass er ganz persönlich<br />

eingriff in sein Leben, ihm unmittelbar etwas<br />

schenkte oder ihm über alle bestehenden<br />

Behörden und Gesetze hinweg Schuld und<br />

Strafe erliess (der »Gnadenweg« in der<br />

Rechtsprechung).<br />

Das Neue Testament versteht unter der<br />

Gnade Gottes immer sein unmittelbares<br />

Eingreifen, Helfen und Geben. In der<br />

Gnade stehen heisst: in unmittelbarer<br />

Beziehung zu Gott stehen. Johannes sagt:<br />

»Das Gesetz ist durch Mose gegeben; die<br />

Gnade und Wahrheit ist durch Christus<br />

geworden« (Joh. 1,17).<br />

Durch das Gesetz hat der Mensch auch ein<br />

Verhältnis zu Gott, aber nur ein mittelbares.<br />

Was auf dem mittelbaren Wege (durch so<br />

viele Zwischenpersonen und Behörden)<br />

vom Kaiser an den Bürger kommt, ist in<br />

seiner Wirkung unendlich abgeschwächt<br />

und verdünnt im Vergleich zu dem, was<br />

vom Monarchen persönlich kommt. Unter<br />

dem Gesetz sickert es nur spärlich von oben<br />

nach unten, - aber wo Gnade ist, ist eine<br />

göttliche Fülle.<br />

GNADE IST FÜLLE, SIE<br />

BEFLÜGELT ZU GÖTTLICHEM<br />

TUN<br />

unwiderstehlicher Siegesgewalt schwierige<br />

Aufgaben löst.<br />

Das meinen wir doch auch, wenn wir von<br />

einem Künstler sagen: »Er ist gottbegnadet.«<br />

Das bedeutet: ihm ist ein göttlicher<br />

Überfluss gegeben; und das, was andere<br />

mit allen Kraftanstrengungen nicht<br />

bewältigen können, geht bei ihm zwanglos.<br />

Wem Gnade gegeben ist (unmittelbares<br />

Stehen vor Gott), der darf sich nicht mehr<br />

unters Gesetz stellen (in die ganz mittelbare<br />

Beziehung zu Gott); damit wäre die Fülle,<br />

die von oben kommt, verscherzt, und der<br />

Mensch wäre aus der Gemeinschaft Gottes<br />

gefallen (Gal. 2,21; 5,4).<br />

GNADE IST VERGEBUNG,<br />

ABER AUCH EIN<br />

SICHGEBEN GOTTES<br />

Oft hat Gnade auch die Bedeutung von<br />

Begnadigung, von Erlass der Schuld,<br />

Befreiung aus dem Kerker der Gottesferne.<br />

Gnade bedeutet aber niemals blosses<br />

Vergeben, sondern immer auch ein<br />

„Sichgeben“ Gottes.<br />

Bezeichnend ist auch, dass die Gaben des<br />

Geistes Gnadengaben (chárisma) heissen.<br />

Die Grundbedeutung des Wortes (»Gnade<br />

ist, was erfreut«) bleibt im Neuen Testament<br />

überall bestehen - auch in dem Sinn, dass<br />

ein Mensch, dem Gnade gegeben ist,<br />

erfreuend, ermutigend auf seine<br />

Mitmenschen wirkt.<br />

Paulus spricht wiederholt von dem<br />

Reichtum, den die Gnade bringt (Eph. 1,7;<br />

1. Tim. 1,14); wo Gnade ist, kann man also<br />

aus dem Vollen schöpfen. Ein anderes Mal<br />

spricht er vom Lichtglanz der Gnade (Eph.<br />

1,6): Sie gibt dem Menschen etwas<br />

Strahlendes; sie beflügelt ihn, dass er mit<br />

göttlicher Leichtigkeit und<br />

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