2016-02 KulturFenster Nr.1 - Februar 2016
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Das Thema<br />
Stefanie Menz Manfred Horrer Walter Rescheneder<br />
Stefanie Menz<br />
Kapellmeisterin der MK Gargazon und<br />
Bezirkjugendleiter-Stellvertreterin des<br />
VSM-Bezirks Meran<br />
Nicht immer hat der Begriff „Wertungsspiel“<br />
einen positiven Beigeschmack. Wir<br />
Musikanten und Musikantinnen, Kapellmeister<br />
und Kapellmeisterinnen scheuen<br />
allzu gern das darin steckende Wort „Wertung“.<br />
Wertung ist verbunden mit dem<br />
Messen des eigenen Leistungsniveaus<br />
und mit dem Wort Angst – die Angst,<br />
schlecht dazustehen, vor sich selbst und<br />
allen anderen.<br />
Aber sollten wir uns nicht insbesondere<br />
das Wort „Spiel“ vor Augen halten? Denn<br />
ist es nicht gerade das „Spiel“, das uns<br />
ausmacht? Das uns zu dem macht, was<br />
wir sind? Das uns Freude bereitet? Das<br />
individuelle Spiel, das Spiel in der Gruppe<br />
und in der Gemeinschaft?<br />
So kann ich aus eigener Erfahrung berichten,<br />
mit welchem Einsatz, Engagement<br />
und Ehrgeiz die Musikanten und<br />
Musikantinnen meiner Kapelle bei der<br />
letzten Wertung gespielt haben. Ein jeder<br />
und eine jede hat versucht, das Beste<br />
zu geben und war gewillt, die Qualität<br />
des gemeinsamen Musizierens zu erweitern,<br />
überprüfen zu lassen und durch kritische<br />
Beurteilung und sachliche Beratung<br />
auch weiterhin zu verbessern.<br />
Manfred Horrer<br />
(Kapellmeister der MK der Stadt Glurns<br />
und Bezirksobmann des<br />
VSM-BezirksSchlanders)<br />
Für mich ist ein Wertungsspiel eine unabhängige<br />
Überprüfung des Leistungstandes<br />
meiner Kapelle von außen. Ratschläge<br />
und Eindrücke der Jury lasse ich dann in<br />
meine künftige Probenarbeit einfließen.<br />
Kontinuierliche Teilnahmen zeigen mir<br />
als Kapellmeister den richtigen Weg und<br />
die Weiterentwicklung der Kapelle auf.<br />
Walter Rescheneder<br />
Bundeskapellmeister des Österreich i-<br />
schen Blasmusikverbandes ÖBV<br />
Die Konzertwertungsspiele dienen einerseits<br />
zur Hebung des musikalischen<br />
Niveaus der Blasorchester, zur Verbreitung<br />
gehaltvoller, empfehlenswerter Blasmusikliteratur<br />
und zur Förderung des<br />
zeitgenössischen österreichischen Blasmusikschaffens.<br />
Andererseits bereiten<br />
sich die Musikkapellen im Zuge der Konzertwertungsspiele<br />
intensiv auf den Wettbewerb<br />
vor und dürfen durch die Teilnahme<br />
den musikalischen Leistungsstand<br />
ihres Orchesters erfahren.<br />
Grundsätzlich wird zwischen Konzertwertungen<br />
des Österreichischen Blasmusikverbandes<br />
und Wettbewerben allgemein<br />
unterschieden. Jede Konzertwertung ist<br />
eine Form des Wettbewerbes und stellt<br />
eine wertvolle Gelegenheit der Fortbildung<br />
für unsere Musikkapellen dar.<br />
Besonders die gewissenhafte Vorbereitung<br />
von zwei bis drei Werken richtete<br />
den Fokus der musikalischen Vorbereitungszeit<br />
auf eine intensive Beschäftigung<br />
mit österreichischer sowie internationaler<br />
Blasmusikliteratur und bietet den Musikerinnen<br />
und Musikern die Gelegenheit,<br />
diese Werke bestmöglich-künstlerisch<br />
und genau zu interpretieren. Von großer<br />
Bedeutung ist in der Vorbereitungsphase<br />
die Probenmethodik – durch musikalischdidaktische<br />
und motivierende Probenarbeit<br />
grenzt man sich als Kapellmeisterin<br />
oder Kapellmeister von übertriebenen<br />
„Drill“ oder langweiligen Probenpraktiken<br />
ab. Eine Selbstdarstellung des Kapellmeisters<br />
oder der Kapellmeisterin ist<br />
hier fehl am Platz. Die österreichischen<br />
Musikkapellen warten im Rahmen der<br />
Konzertwertungsspiele mit kunstvoller,<br />
konzertanter Blasmusikliteratur auf. Neben<br />
der umfassenden Pflichtliteratur bieten<br />
die Konzertwertungsspiele eine breite<br />
Auswahl anregender Selbstwahlstücke an,<br />
die den Orchestern große Freude bereiten.<br />
Die Pflichtstücke dienen besonders<br />
der musikalischen Weiterentwicklung der<br />
Orchester. Die derzeitige Auswahl der<br />
Pflichtstücke hat sich in den vergangenen<br />
Jahren sehr gut bewährt.<br />
Auch die Selbsteinschätzung, in welcher<br />
Leistungsstufe sich ein Orchester präsentiert,<br />
spielt hier eine wichtige Rolle.<br />
Grundsätzlich muss jeder Verantwortliche<br />
entscheiden, wo die Grenzen des Orchesters<br />
liegen und ob man die Leistungsfähigkeit<br />
der Musikkapelle ausreizt oder<br />
ob man eine hohe Punktezahl erreichen<br />
möchte. Beide Blickwinkel haben ihre Berechtigung<br />
und setzen fundamental fest,<br />
inwieweit sich ein Klangkörper künstlerisch<br />
und musikalisch weiterentwickelt.<br />
Wenn man die Auswahl der Werke passend<br />
berücksichtigt und den Leistungsrahmen<br />
des Orchesters genau trifft, kann<br />
man als musikalischer Leiter mit einer<br />
breiten Zustimmung der Musikerinnen<br />
und Musiker rechnen und eine dementsprechend<br />
überzeugende musikalische<br />
Darbietung liefern. Die Interpretation und<br />
künstlerische Auslegung der Werke obliegt<br />
jedoch dem Kapellmeister.<br />
Die Teilnahme an einer Konzertwertung,<br />
die damit verbundene intensive Vorbereitungszeit<br />
und die Leidenschaft, die jede<br />
Musikerin und jeder Musiker hierfür einsetzen,<br />
sind ein Zeichen dafür, dass sich<br />
unser Blasmusikwesen stetig künstlerisch<br />
und inhaltlich weiterentwickelt. Sich die-<br />
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