KulturFenster Nr. 06/2016 - Dezember 2016

Chorwesen
Singen mit Kindern – und
zwar richtig!
Fortbildungen mit Veronica Bertsch
Veronica Bertsch
„Singen mit Kindern – und zwar richtig“
hieß die eintägige Fortbildung, die am
22. Oktober 2016 im Kolpinghaus in Meran
stattfand. 43 Chorleiter/innen nahmen
an diesem Kurs mit Veronica Bertsch teil.
Bereits am 30. September und 1. Oktober
hatte die beliebte Gesangspädagogin
aus Regensburg im Kolpinghaus Bozen
einen Kurs zum Thema „populäre Chormusik
für Frauen“ abgehalten, an dem
Frauen aller Altersstufen teilnahmen. Erarbeitet
wurden Arrangements aus den
unterschiedlichsten Stilrichtungen - von
der Gospelballade bis zum Popsong, vom
Jazzstandard bis zum Schlager.
Im Mittelpunkt stand die Freude am gemeinsamen
Musizieren. Bereits im Vorjahr
hatte Veronica Bertsch ein Chorwochenende
für Frauen angeboten und war damit
auf große Nachfrage gestoßen.
Das Seminar für Kinderchorleiter/innen
in Meran bot den Teilnehmer/innen
die Möglichkeit, Grundkenntnisse im Bereich
Stimmbildung, Kinderstimme und
Kinderchorleitung zu erwerben bzw. bereits
vorhandene Kenntnisse zu vertiefen.
Die Teilnehmer/innen sollten lernen, eine
nachhaltig wirkende Arbeit mit Kinderstimmen
zu entwickeln, auf die besonderen
Bedingungen von Kinderchören einzugehen,
die Proben abwechslungsreich
und zielorientiert zu gestalten. Neben einer
theoretischen Einführung zum Thema
„Kinderstimmbildung bzw. Kinderstimme“
lernten die Teilnehmer/innen praktische
Stimmbildungsübungen kennen, probierten
aus und sprachen gemeinsam über ihre
Erfahrungen. Vor allem flossen aber auch
didaktische Hinweise zur Probenmethodik
und Lied-Erarbeitung ein, ebenso wie
Hilfestellungen zum Dirigat im Kinderchor
und Literaturtipps.
Referentin Veronica Bertsch hat an der
Universität Regensburg einen Lehrauftrag
für Gesang und unterrichtet an der Akademie
für darstellende Kunst Bayern. Seit
Januar 2010 ist sie bei den “Regensburger
Domspatzen” als Stimmbildnerin engagiert
und betreut die „Vorchorspätzchen
und die 1. Klasse Vorchor. Im Rahmen der
Öffentlichkeitsarbeit der Regensburger
Domspatzen besucht sie Kindergärten in
Regensburg und Umgebung, um bereits
mit den ganz Kleinen zu singen.
„Kindgerechte Tonlage ist das Wichtigste“
Veronica Bertsch über „richtiges Singen“ mit Kindern
Kinderchorleitung ist eine besondere
Herausforderung. Veronica Bertsch betont,
dass der Kinderchorleiter/die Kinderchorleiterin
den Ausgleich zwischen Spaß und
ernsthafter Arbeit finden muss und mutig
sein sollte.
Kulturfenster: Was macht Ihrer Meinung
nach einen guten Kinderchorleiter aus -
oder: wie singt man „richtig“ mit Kindern?
Veronica Bertsch: Ein guter Kinderchorleiter
ist meiner Meinung nach jemand,
der sich für keinen Quatsch zu schade ist,
aber trotzdem die gute Mischung zwischen
Spaß haben und machen und ernsthafter
Chorarbeit findet. Viele musikalische und
vor allem stimmbildnerische Parameter
kann man bei Kindern auf spielerische Art
und Weise vermitteln, so dass sie gar nicht
merken, dass sie jetzt "an etwas arbeiten".
Aber man darf auf der anderen Seite auch,
wenn es angebracht erscheint, durchaus
etwas Disziplin und Ergebnisse einfordern,
denn auch Kinder wollen gefordert werden
und haben noch mehr Freude, wenn sie
merken, dass sie etwas erreicht und dazu
gelernt haben.
"Richtig" singt man mit Kindern vor allen
Dingen in einer kindgerechten Tonlage
- das ist am allerwichtigsten, denn nur
dann kann sich die Kinderstimme auch in
ihrer ganzen Vielfalt zeigen und entfalten.
KF: Haben sie noch weitere konkrete
Tipps für angehende Kinderchorleiter/innen?
V. Bertsch: Mein Tipp ist: mutig sein,
selbst etwas riskieren und auch die Kinder
fragen, ob sie etwas wollen, wie sich
bestimmte Dinge anfühlen usw. - und:
Quatsch machen!
KF: Welche persönlichen Eindrücke haben
Sie vom Kurs in Meran mitgenommen?
V. Bertsch: Ich habe die Kursteilnehmer
als sehr offen und motiviert empfunden.
Alle haben sehr gut mitgemacht und
die Stimmung war locker und gelöst. Ich
denke, dass sicherlich jeder irgendetwas
mitgenommen hat - da bin ich mir eigentlich
sicher - und wenn es nur die Bestätigung
dafür war, dass man ohnehin schon
gut mit den Kindern arbeitet.
Interview: Paul Bertagnolli
Nr. 05 | Dezember 2016 23