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KÜCHENPLANER - Ausgabe 7/8 2017

Die Fachzeitschrift KÜCHENPLANER zählt zur Pflichtlektüre der deutschen Küchenspezialisten. Achtmal jährlich werden mehr als 6.000 Küchenplaner und Einkäufer in den Küchenfachmärkten, Küchenfachabteilungen in Möbelhäusern, Küchenstudios und in der Küchenindustrie angesprochen. Mit anerkannt hoher fachlicher Kompetenz informiert KÜCHENPLANER über aktuelle Küchentrends, Küchenplanung, Küchenmöbel, Produktneuheiten, Zubehör, Hausgeräte, sowie über Markt, Menschen und Events in der Küchenszene. KÜCHENPLANER ist Mitglied der „Arbeitsgemeinschaft Die Moderne Küche e.V. (AMK)“. Kontakt Redaktion: Dirk Biermann | d.biermann@strobel-verlag.de Kontakt Anzeigen: Stefan Schütte | s.schuette@strobel-verlag.de www.kuechenplaner-magazin.de

Die Fachzeitschrift KÜCHENPLANER zählt zur Pflichtlektüre der deutschen Küchenspezialisten.

Achtmal jährlich werden mehr als 6.000 Küchenplaner und Einkäufer in den Küchenfachmärkten, Küchenfachabteilungen in Möbelhäusern, Küchenstudios und in der Küchenindustrie angesprochen.

Mit anerkannt hoher fachlicher Kompetenz informiert KÜCHENPLANER über aktuelle Küchentrends, Küchenplanung, Küchenmöbel, Produktneuheiten, Zubehör, Hausgeräte, sowie über Markt, Menschen und Events in der Küchenszene. KÜCHENPLANER ist Mitglied der „Arbeitsgemeinschaft Die Moderne Küche e.V. (AMK)“.

Kontakt Redaktion:
Dirk Biermann | d.biermann@strobel-verlag.de

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Stefan Schütte | s.schuette@strobel-verlag.de

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Impulse/Ansichten<br />

Ach, Alno<br />

Ursprünglich sollte an dieser Stelle ein flammendes Plädoyer über die Chancen einer offensiven<br />

Haubenplanung erscheinen. Doch dann kam Alno und die Insolvenz. Das änderte alles.<br />

Um es vorweg zu sagen: Wenn jemand<br />

weiß, was genau beim Küchenmöbelhersteller<br />

Alno läuft und was nicht – ich<br />

gehöre nicht dazu. Natürlich höre ich seit<br />

vielen Jahren genau hin, wenn Vorstandsvorsitzende<br />

mit wechselnden Namensschildern<br />

ihre Pläne schildern, wie sie die<br />

Traditionsmarke flott bekommen wollen.<br />

Und doch kann ich gar nicht genau sagen,<br />

wann sich zum ersten Mal der Gedanke<br />

meldete: „Komisch, irgendwie geht es bei<br />

Alno immer nur um Sanierung.“<br />

Der Blick zurück hilft. Im Sommer 1995<br />

brachte die Eigentümerfamilie Nothdurft<br />

Alno an die Börse und in Pfullendorf übernahmen<br />

externe Manager das Ruder. Die<br />

mussten nun die Auskunftspflicht eines<br />

aktiennotierten Unternehmens erfüllen.<br />

Während sich die inhabergeführten ostwestfälischen<br />

Wettbewerber entspannt zurücklehnen<br />

und viel über Umsatz reden<br />

aber in Sachen Ergebnis vom Auskunftsverweigerungsrecht<br />

Gebrauch machen<br />

konnten, hatten die Manager bei Alno konkrete<br />

Zahlen auf den Tisch zu legen. So<br />

ist es kein Geheimnis, dass diese seit dem<br />

Börsengang Mitte der 1990er-Jahre unbefriedigend<br />

sind und teils massiv rot blinken.<br />

Beim Stöbern in den Protokollen vergangener<br />

Bilanzpressekonferenzen stößt<br />

man auf diverse Erklärungsversuche fürs<br />

anhaltend maue Geschäft. Angeführt werden<br />

meist externe Gründe wie Kostendruck<br />

im Beschaffungswesen, eine ungünstige<br />

Konjunktur und ein undankbarer Küchenmarkt<br />

allgemein. Restrukturierung wurde<br />

zum gängigen Begriff im Konzernalltag.<br />

2002 rutschte Alno schon einmal in<br />

die Insolvenz. Der damalige Vorstandsvorsitzende<br />

Dr. Frank Gebert suchte sein<br />

Heil in der Größe und übernahm die ebenfalls<br />

schwächelnde Wellmann-Gruppe<br />

( Casawell). Er präsentierte den Rettungsplan<br />

„Futura“ und das Unternehmen bekam<br />

frisches Geld. Von den Banken und<br />

von Investoren wie Whirlpool und später<br />

der Münchner Küchenholding.<br />

Parallel schrumpfte die Belegschaft,<br />

und die Vorstandsvorsitzenden gaben<br />

sich die Klinke in die Hand. Im Mai 2007<br />

übernahm Georg Kellinghusen den von<br />

Dr. Gebert zwangsgeräumten Chefsessel,<br />

2009 folgt Jörg Deisel. Der offenbarte in<br />

seiner ihm eigenen direkten Art die interne<br />

Achillesferse des Unternehmens. Nämlich<br />

dass der Küchenmöbelkonzern Alno<br />

ein Problem mit Überkapazitäten hat:<br />

„Vier Standorte mit einer Auslastung von<br />

durchschnittlich kaum 60 % sind nicht<br />

tragbar“, sagte er einst bei einer Pressekonferenz<br />

und meinte damals die Markenstandorte<br />

von Alno (Pfullendorf),<br />

Well mann (Hiddenhausen), Pino (Coswig)<br />

und Impuls (Brilon). Daran konnte auch<br />

Max Müller, nach Deisel von 2011 bis Ende<br />

Mai <strong>2017</strong> als Minderheitseigentümer und<br />

Kreditgeber in Vorstandsverantwortung,<br />

substanziell nichts ändern. Zwar veräußerte<br />

Müller einen Standort komplett, als<br />

er vor gut zwei Jahren Impuls Küchen<br />

an die Steinhoff-Gruppe verkaufte, allerdings<br />

kamen mit Forster Stahlküchen<br />

und Piatti schon 2014 zwei Marken und<br />

zwei Standorte neu hinzu. Was als Befreiungsschlag<br />

zur deutlichen Erhöhung des<br />

Exportanteils gedacht war, wollte bislang<br />

nicht zünden.<br />

Inzwischen hat Christian Brenner als<br />

Vertreter des 2016 bei Alno eingestiegenen<br />

und seit <strong>2017</strong> zum Hauptaktionär<br />

aufgestiegenen Investors Tahoe die operative<br />

Verantwortung in Pfullendorf übernommen.<br />

Rund sechs Wochen nach seiner<br />

Amtsübernahme hat dieser nun das<br />

Unternehmen in die Insolvenz in Eigenverantwortung<br />

geführt. Beziehungsweise<br />

führen müssen.<br />

Die Situation ist wirklich vertrackt.<br />

Zu hohe Kosten hier, zu geringe und beständig<br />

sinkende Umsätze dort. Teils veraltete<br />

Produktionsanlagen wie man hört,<br />

schlecht ausgelastete Fabriken, erhebliche<br />

Verbindlichkeiten mit hohen Zinslasten<br />

und eine heftig diskutierte und in<br />

Handelskreisen oft kritisierte Markenpolitik,<br />

die Alno halbherzig als Premiumware<br />

positioniert und die einst ehrwürdige<br />

Marke Wellmann zwischenzeitlich<br />

auf die Rolls-raus-Schiene schoben. „Ach,<br />

Alno“, seufzen viele im Fachhandel schon<br />

seit Jahren, und die Anteilseigner bekommen<br />

das Grausen bei einem Aktienkurs,<br />

der von rund 30 Euro <strong>Ausgabe</strong>wert im<br />

Jahr 1995 bei 19 Cent Mitte Juli <strong>2017</strong> gelandet<br />

ist.<br />

Wie es nun mit dem Konzern weitergeht?<br />

Wer weiß das schon. Ein Insolvenzverfahren<br />

hat seine eigenen Gesetze. Dass<br />

die Mitarbeiter einen beherzten Job gemacht<br />

haben und den Konzern mit immer<br />

neuen Zugeständnissen in all den Jahren<br />

am Leben gehalten haben, wird wohl bald<br />

nicht mehr zählen. Und das ist das wahre<br />

Dilemma, meint<br />

Dirk Biermann, Chefredakteur<br />

PS: Der Text ist am 18. Juli in den Druck gegangen. Was seitdem bei Alno geschehen ist,<br />

lesen Sie tagesaktuell auf www.kuechenplaner-magazin.de.<br />

7/8/<strong>2017</strong> <strong>KÜCHENPLANER</strong> 3

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