Einsatz von Statinen in der Primärprävention - DIMDI
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4.8 Schlussfolgerung<br />
Der <strong>E<strong>in</strong>satz</strong> <strong>von</strong> <strong>Stat<strong>in</strong>en</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Primärprävention</strong><br />
Da die positiven Effekte auf die KHK als bewiesen gelten, ist nach heutigem Erkenntnisstand e<strong>in</strong><br />
leitl<strong>in</strong>iengerechter <strong>E<strong>in</strong>satz</strong> <strong>von</strong> <strong>Stat<strong>in</strong>en</strong> zur spezifischen <strong>Primärprävention</strong> <strong>der</strong> KHK zu empfehlen.<br />
Sofern sichergestellt wird, dass sie regelmäßig dem Stand <strong>der</strong> Forschung angepasst werden, sollen<br />
nationale Leitl<strong>in</strong>ien, die auf e<strong>in</strong>em national festgelegten Risikomodell aufbauen (<strong>in</strong> Deutschland<br />
beispielsweise <strong>der</strong> PROCAM-Risikoscore), erstellt werden.<br />
Aktuell ist e<strong>in</strong>e Empfehlung, Stat<strong>in</strong>e <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schlaganfallprimärprävention e<strong>in</strong>zusetzen, nicht abzuleiten.<br />
Nach Möglichkeit s<strong>in</strong>d randomisierte kontrollierte Studien durchzuführen. Auch um endgültige Aussagen<br />
für die Verwendung <strong>von</strong> <strong>Stat<strong>in</strong>en</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Demenztherapie o<strong>der</strong> -prävention zu treffen, s<strong>in</strong>d<br />
randomisierte kontrollierte Studien unbed<strong>in</strong>gt erfor<strong>der</strong>lich. E<strong>in</strong>e Empfehlung, Stat<strong>in</strong>e <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Primärprävention</strong><br />
<strong>der</strong> Osteoporose e<strong>in</strong>zusetzen, ist nicht möglich.<br />
Um die unbefriedigende Situation <strong>der</strong> Compliance (s. auch Kapitel „Diskussion“) zu verbessern, muss<br />
e<strong>in</strong> systematischer Zugang gewählt werden, <strong>der</strong> sich am Patientenweg orientiert: Screen<strong>in</strong>g (z. B.<br />
Risikoberechnung für alle adipösen Patienten beim Arztbesuch), Therapie (z. B. konsequente und<br />
leitl<strong>in</strong>ienkonforme medikamentöse Versorgung), Er<strong>in</strong>nerungssysteme (z. B. durch automatisierte und<br />
regelmäßige Auffor<strong>der</strong>ung zum Arztbesuch für Risikopatienten), transparente Ergebnisdokumentation<br />
(z. B. regionale Gesundheitsberichterstattung über die umgesetzten Maßnahmen zur Lebensstilän<strong>der</strong>ung<br />
und Stat<strong>in</strong>versorgung). Für jeden Schritt muss im Gesundheitssystem e<strong>in</strong><br />
entsprechendes Anreizsystem für Patienten und Ärzte implementiert werden. E<strong>in</strong>e Verbesserung <strong>der</strong><br />
Situation kann erst e<strong>in</strong>treten, wenn die Versorgung leitl<strong>in</strong>ienkonform funktioniert. Grundsätzlich s<strong>in</strong>d<br />
nur dann Erfolge e<strong>in</strong>er <strong>Primärprävention</strong> zu erwarten, wenn <strong>der</strong> Arzt und auch <strong>der</strong> Patient bereit s<strong>in</strong>d,<br />
die „Regeln“ <strong>der</strong> Behandlungsleitl<strong>in</strong>ien zu unterstützen und zu befolgen.<br />
Ganz allgeme<strong>in</strong> gesprochen schränken die starke Bandbreite an unterschiedlichen Annahmen und<br />
methodischen Ansätzen und nationale Beson<strong>der</strong>heiten die Vergleichbarkeit <strong>von</strong> Kosteneffektivitätsanalysen<br />
e<strong>in</strong>. Auch ist zu bedenken, dass die publizierten ökonomischen Daten bereits e<strong>in</strong>ige Jahre<br />
zurückliegen und zwischenzeitlich die Preise <strong>von</strong> <strong>Stat<strong>in</strong>en</strong> aufgrund <strong>von</strong> abgelaufenen Patenten <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>igen Fällen gesenkt wurden (aktuell gibt es <strong>in</strong> Deutschland Generika für Simvastat<strong>in</strong>, Lovastat<strong>in</strong><br />
und Pravastat<strong>in</strong>). Zur genauen Abschätzung des Kostenwirksamkeitsverhältnisses durch den <strong>E<strong>in</strong>satz</strong><br />
<strong>von</strong> <strong>Stat<strong>in</strong>en</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Primärprävention</strong> <strong>in</strong> Deutschland wäre e<strong>in</strong>e Modellrechnung unter<br />
Berücksichtigung aller relevanten Parameter s<strong>in</strong>nvoll. Nach e<strong>in</strong>er Grobabschätzung bei Ausweitung<br />
des Bezieherkreises auf niedrigere Risikogruppen ist mit e<strong>in</strong>em deutlichen Ausgabenanstieg <strong>der</strong><br />
Arzneimittelausgaben für Stat<strong>in</strong>e <strong>in</strong> gesetzlichen Krankenkassen zu rechnen. Aus ökonomischer Sicht<br />
sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>e Überprüfung des zielgerichteten <strong>E<strong>in</strong>satz</strong>es des Stat<strong>in</strong>verbrauchs vor e<strong>in</strong>er Ausweitung<br />
des Bezieherkreises vorrangig zu se<strong>in</strong>. Es muss daher darauf geachtet werden, ob die bestehenden<br />
Behandlungsleitl<strong>in</strong>ien auch tatsächlich umgesetzt werden und die „richtige (Risiko)Person auch die<br />
adäquate Mediz<strong>in</strong>“ bekommt. Wie im mediz<strong>in</strong>ischen Umfeld spielt die Compliance auch <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Ökonomie e<strong>in</strong>e bedeutende Rolle. Ist die Compliance nicht ausreichend, kommt es zu e<strong>in</strong>em<br />
unwirtschaftlichen <strong>E<strong>in</strong>satz</strong> <strong>von</strong> Ressourcen.<br />
Ethisch zu h<strong>in</strong>terfragen ist, welche Patienten Stat<strong>in</strong>e und ab welchem Zeitpunkt erhalten sollen. Es<br />
geht um die Kostenfrage und <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e auch um Fragen <strong>der</strong> Compliance. Zur Entscheidungsunterstützung<br />
wären breit angelegte und längerfristige Studien, die den <strong>E<strong>in</strong>satz</strong> <strong>von</strong> <strong>Stat<strong>in</strong>en</strong> im<br />
Vergleich zu nicht-medikamentösen Therapien (z. B. Diät / Bewegung etc.) unter Berücksichtigung <strong>der</strong><br />
Compliance unter Alltagsbed<strong>in</strong>gungen untersuchen, s<strong>in</strong>nvoll. Die Autoren und Autor<strong>in</strong>nen vertreten die<br />
Me<strong>in</strong>ung, dass Stat<strong>in</strong>e dann <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Primärprävention</strong> e<strong>in</strong>zusetzen s<strong>in</strong>d, wenn ihr <strong>E<strong>in</strong>satz</strong> leitl<strong>in</strong>ienkonform<br />
erfolgt und „nicht-medikamentöse“ Therapieformen ausgereizt wurden.<br />
DAHTA@<strong>DIMDI</strong> 15