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Einsatz von Statinen in der Primärprävention - DIMDI

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Der <strong>E<strong>in</strong>satz</strong> <strong>von</strong> <strong>Stat<strong>in</strong>en</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Primärprävention</strong><br />

Verpflichtung, bestmöglich für das Wohl des Patienten zu sorgen und e<strong>in</strong>er Kostenabwägung,<br />

entstehen kann. Darüber h<strong>in</strong>aus reißt er die Frage an, ob es ethisch vertretbar ist, mit präventiver<br />

Therapie (im Rahmen <strong>von</strong> Sekundärprävention) erst anzusetzen, wenn Patienten bereits kardiovaskuläre<br />

Symptome zeigen bzw. schon e<strong>in</strong>er kardiovaskulären Erkrankung unterlegen s<strong>in</strong>d.<br />

Insgesamt kristallisieren sich drei Schwerpunkte heraus, die e<strong>in</strong>er ethischen H<strong>in</strong>terfragung bedürfen:<br />

Für welche Patientengruppen sollen Stat<strong>in</strong>e empfohlen werden? Inwieweit stehen Ärzte im Entscheidungsdilemma<br />

zwischen dem „Wohl <strong>der</strong> Patienten“ und <strong>der</strong> Kostenfrage? Muss mangelnde<br />

Compliance als Konstante im System h<strong>in</strong>genommen werden?<br />

Da <strong>von</strong> Seiten <strong>der</strong> verfügbaren Literatur hierzu ke<strong>in</strong>e wesentlichen Erkenntnisse gewonnen werden<br />

konnten, werden im Folgenden Überlegungen des Autorenteams (ÖBIG) zu diesen Punkten<br />

dargestellt.<br />

5.5.3 Diskussion<br />

Patientenauswahl<br />

Es stellt sich zunächst die Frage, ob lipidsenkende Medikamente - provokant ausgedrückt - auch als<br />

Lebensstilpräparate bezeichnet werden können, da Stat<strong>in</strong>e ähnliche therapeutische Effekte wie<br />

regelmäßige und ausdauernde körperliche Bewegung, gesunde Ernährung und nikot<strong>in</strong>freies Leben<br />

haben. Zum<strong>in</strong>dest Patienten, die ke<strong>in</strong>e erblich bed<strong>in</strong>gten Risikofaktoren aufweisen, können also durch<br />

entsprechende Verhaltensweisen die Notwendigkeit e<strong>in</strong>er lipidsenkenden Therapie h<strong>in</strong>auszögern.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e die Bee<strong>in</strong>flussung <strong>der</strong> Risikofaktoren Fettleibigkeit und Bewegungsmangel stellt,<br />

verglichen mit e<strong>in</strong>er Stat<strong>in</strong>therapie, e<strong>in</strong>e deutlich kostengünstigere Prävention - bzw. Therapie - <strong>der</strong><br />

Hochrisikofaktoren metabolisches Syndrom und DM Typ 2 dar. (Die E<strong>in</strong>stellung des Tabakkonsums<br />

reduziert das atherosklerotische Risiko zwar ebenfalls, aber nicht wie Stat<strong>in</strong>e, über Lipidsenkung). In<br />

diesem Zusammenhang ist auch darauf h<strong>in</strong>zuweisen, dass die genannten Risikofaktoren verstärkt <strong>in</strong><br />

sozial benachteiligten Schichten auftreten und <strong>der</strong> Problematik e<strong>in</strong>e gesellschaftspolitische Dimension<br />

geben. Zudem stellt sich die Frage nach <strong>der</strong> ethischen Verpflichtung <strong>von</strong> Ärzten, jedenfalls mit<br />

Hilfsmitteln e<strong>in</strong>zugreifen.<br />

Kostenabwägung<br />

Da e<strong>in</strong>e Therapie mit <strong>Stat<strong>in</strong>en</strong> hohe Kosten verursacht, erhält die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em öffentlichen Gesundheitssystem<br />

unvermeidbare Kostennutzenabwägung beson<strong>der</strong>e Bedeutung. Ob Ärzte bei <strong>der</strong> Verschreibung<br />

<strong>von</strong> <strong>Stat<strong>in</strong>en</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ethischen Dilemma stehen, bleibt e<strong>in</strong>e schwer zu beantwortende Frage im<br />

weiten Handlungsspielraum verschiedener mediz<strong>in</strong>ischer Leitl<strong>in</strong>ien, Krankenkassenleitl<strong>in</strong>ien sowie<br />

dem ethischen Bewusstse<strong>in</strong> <strong>der</strong> Ärzte.<br />

Compliance<br />

Die Stat<strong>in</strong>therapie ist gerade bei <strong>Primärprävention</strong>spatienten e<strong>in</strong>er Langzeittherapie gleichzusetzen.<br />

Es bleibt zu h<strong>in</strong>terfragen, ob verhältnismäßig gesunden Personen e<strong>in</strong>e medikamentöse Langzeittherapie<br />

zugemutet werden soll - dies v. a. auch mit H<strong>in</strong>blick auf das Risiko unerwünschter<br />

Nebenwirkungen - bzw. wie sehr sie <strong>von</strong> den Patienten akzeptiert wird. Das Problem <strong>der</strong> Compliance<br />

stellt sich jedoch auch bei Personen, denen laut Behandlungsleitl<strong>in</strong>ien primär Lebensstilän<strong>der</strong>ungen<br />

empfohlen werden. E<strong>in</strong>e konsequente Umstellung des Lebensstils kann schwer erzwungen werden,<br />

zumal <strong>von</strong> außen verschriebene Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Essensgewohnheiten o<strong>der</strong> des Freizeitverhaltens -<br />

im Gegensatz zu e<strong>in</strong>er verordneten medikamentösen Therapie - als unerwünschter E<strong>in</strong>griff <strong>in</strong> den<br />

Privatbereich verstanden werden können.<br />

Von Bedeutung ist <strong>in</strong> diesem Zusammenhang auch die Compliance <strong>der</strong> weiteren beteiligten Akteure<br />

im Gesundheitswesen: Die europäischen Leitl<strong>in</strong>ien zur Prävention <strong>von</strong> kardiovaskulären Erkrankungen<br />

sehen zur effektiveren Lebensstilberatung etwa Schritte wie den Aufbau e<strong>in</strong>es therapeutischen<br />

„Vertrauensverhältnisses“ zwischen Arzt und Patient, die Nutzung <strong>von</strong> Strategien zur<br />

Stärkung des dem Patienten <strong>in</strong>newohnenden Verän<strong>der</strong>ungspotenzials, die Erstellung e<strong>in</strong>es „Lebensstilän<strong>der</strong>ungs-Plans“<br />

o<strong>der</strong> die konsequente H<strong>in</strong>zuziehung an<strong>der</strong>er Akteure des Gesundheitswesens<br />

vor.<br />

Es ist auch zu bedenken, dass die Risikofaktoren metabolisches Syndrom und DM Typ 2 immer weiter<br />

verbreitet auftreten (s.: Diabetes Atlas 2003, International Diabetes Fe<strong>der</strong>ation (IDF),<br />

http://www.idf.org) und hier den <strong>E<strong>in</strong>satz</strong> <strong>von</strong> <strong>Stat<strong>in</strong>en</strong> als primärpräventive Maßnahme explosionsartig<br />

ansteigen ließen. Fraglich bleibt angesichts <strong>der</strong> heute praktizierten Compliance <strong>der</strong> Patienten und <strong>der</strong><br />

DAHTA@<strong>DIMDI</strong> 53

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