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Einsatz von Statinen in der Primärprävention - DIMDI

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Der <strong>E<strong>in</strong>satz</strong> <strong>von</strong> <strong>Stat<strong>in</strong>en</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Primärprävention</strong><br />

koronares Ereignis voraussetzte. Umfangreiche Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass diese<br />

Def<strong>in</strong>ition nur bed<strong>in</strong>gt aufrechtzuerhalten ist, will man prognostische Aussagen treffen. Daher wurde<br />

das globale Risikomodell entwickelt, das unabhängig <strong>von</strong> <strong>der</strong> Vorgeschichte (z. B. e<strong>in</strong>es erlittenen<br />

Herz<strong>in</strong>farkts) des Patienten das <strong>in</strong>dividuelle Risiko e<strong>in</strong>er kardiovaskulären Erkrankung beschreiben<br />

kann. Als Risikofaktoren werden Übergewicht, Bluthochdruck, Störungen im Lipidhaushalt, DM,<br />

metabolisches Syndrom, Alter, Geschlecht und e<strong>in</strong>e positive Familienanamnese genannt. Die meisten<br />

<strong>der</strong> neueren Studien und auch Therapieempfehlungen nehmen darauf Bezug und setzen anstatt<br />

Primär- bzw. Sekundärprävention das Risiko, e<strong>in</strong> koronares Ereignis <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er bestimmten Zeit zu<br />

erleben. Es handelt sich daher um Maßnahmen e<strong>in</strong>er spezifischen Prävention. Trotzdem kann man,<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e im H<strong>in</strong>blick auf die Analyse „alter“ Studien, die Unterscheidung zwischen Primär- und<br />

Sekundärprävention aufrechthalten. Entsprechend den nationalen und <strong>in</strong>ternationalen Leitl<strong>in</strong>ien (zum<br />

Beispiel die des US-amerikanischen ATP 3 , die <strong>der</strong> Deutschen Gesellschaft für Kardiologie 4 , <strong>der</strong><br />

Therapieempfehlungen <strong>der</strong> Arzneimittelkommission <strong>der</strong> deutschen Ärzteschaft für KHK aus dem Jahr<br />

2004 sowie die „European guidel<strong>in</strong>es on cardiovascular disease prevention <strong>in</strong> cl<strong>in</strong>ical practice“ 1 )<br />

werden für die <strong>Primärprävention</strong> an erster Stelle die Umsetzung <strong>von</strong> Lebensstilän<strong>der</strong>ungen empfohlen<br />

(E<strong>in</strong>stellung des Tabakkonsums, Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Ernährungsgewohnheiten, Gewichtsreduktion,<br />

regelmäßige körperliche Betätigung) und ergänzend, wenn die vorgeschriebenen Ziele bezüglich <strong>der</strong><br />

Senkung des Cholester<strong>in</strong>spiegels nicht erreicht werden, cholester<strong>in</strong>senkende Medikamente.<br />

Stat<strong>in</strong>e und KHK<br />

Hydroxymethylglutaryl-Coenzym-A-Reductase-Inhibitoren, besser bekannt als Stat<strong>in</strong>e, s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e<br />

verhältnismäßig neue Medikamentengruppe und gehören zu den cholester<strong>in</strong>- (eigentlich<br />

LDL-C-) senkenden Medikamenten. Sie greifen direkt <strong>in</strong> den Fettstoffwechsel <strong>der</strong> Leber e<strong>in</strong>, wo sie die<br />

körpereigene Synthese <strong>von</strong> Cholester<strong>in</strong> hemmen und damit auch die Aufnahme <strong>von</strong> LDL <strong>in</strong> die<br />

Leberzellen för<strong>der</strong>n. In <strong>der</strong> Regel werden Stat<strong>in</strong>e gut vertragen und haben wenige Nebenwirkungen 67 ,<br />

wobei jedoch bei eventueller Co-Medikation (beson<strong>der</strong>s mit Fibraten) darauf geachtet werden muss,<br />

wie die Verstoffwechselung <strong>der</strong> verabreichten Medikamente e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> bee<strong>in</strong>flussen kann. E<strong>in</strong>e<br />

ursprünglich vermutete erhöhte Krebserkrankungsrate bei Stat<strong>in</strong>monotherapie konnte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Metaanalyse<br />

großer, ausschließlich <strong>in</strong> „peer-review“-Literatur publizierter Untersuchungen nicht nachgewiesen<br />

werden 55 . Allerd<strong>in</strong>gs ist wegen <strong>der</strong> erst relativ kurzen Existenz <strong>der</strong> Stat<strong>in</strong>e auf dem Markt ke<strong>in</strong>e<br />

Studie im Stande Langzeitfolgen richtig und vollständig abzuschätzen.<br />

Je nach Struktur <strong>der</strong> Substanz und Art <strong>der</strong> B<strong>in</strong>dung an das Enzym unterscheidet man „Typ 1 Stat<strong>in</strong>e“<br />

(z. B. Pravastat<strong>in</strong>, Simvastat<strong>in</strong>), die über e<strong>in</strong>e Decal<strong>in</strong>struktur b<strong>in</strong>den, und „Typ 2 Stat<strong>in</strong>e“ (z. B.<br />

Atorvastat<strong>in</strong>, Fluvastat<strong>in</strong>, Cerivastat<strong>in</strong>, Rosuvastat<strong>in</strong>), die zusätzlich über e<strong>in</strong>e Fluorphenylgruppe<br />

b<strong>in</strong>den. Atorvastat<strong>in</strong> und Rosuvastat<strong>in</strong> bilden außerdem Wasserstoffbrückenb<strong>in</strong>dungen. Bei Rosuvastat<strong>in</strong><br />

wird e<strong>in</strong>e weitere B<strong>in</strong>dung über e<strong>in</strong>e elektronegative Sulfongruppe aufgebaut. Unterschiede <strong>in</strong><br />

Struktur und B<strong>in</strong>dungsarten s<strong>in</strong>d unter an<strong>der</strong>em dafür verantwortlich, dass die e<strong>in</strong>zelnen Medikamente<br />

das Enzym HMG-CoA unterschiedlich stark bee<strong>in</strong>flussen und somit auch unterschiedlich stark LDL-C<br />

senken.<br />

Die Wirksamkeit <strong>der</strong> Stat<strong>in</strong>e wurde <strong>in</strong> groß angelegten Studien dargelegt, wobei <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die<br />

Korrelation <strong>der</strong> Senkung des LDL-C mit dem Auftreten e<strong>in</strong>er KHK untersucht wurde. Bei diesen<br />

Studien hat es sich anfangs <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel um Untersuchungen gehandelt, <strong>in</strong> denen Stat<strong>in</strong>e als sekundärpräventive<br />

Maßnahme e<strong>in</strong>gesetzt wurden. Mit dem Beweis <strong>der</strong> Wirksamkeit als Sekundärpräventionsmaßnahme<br />

(zum Beispiel 4S 154 , LIPID 40 , CARE 148 ) und dem immer weitergehenden<br />

Verständnis <strong>der</strong> Zusammenhänge (die ihren Ausdruck <strong>in</strong> <strong>der</strong> Etablierung des globalen Risikomodells<br />

f<strong>in</strong>det) wurden seit Mitte <strong>der</strong> 1990er Jahre des letzten Jahrhun<strong>der</strong>ts verstärkt auch <strong>Primärprävention</strong>sstudien<br />

(z. B. WOSCOPS 211 , AFCAPS / TexCAPS 193 , ALLHAT- / LLT 185 unternommen, die<br />

die Erkenntnisse <strong>der</strong> vorangegangenen Studien bestärkten. Mit <strong>der</strong> „Heart Protection Study“ (HPS 196 ),<br />

<strong>der</strong>en Ergebnisse 2002 veröffentlicht wurden, wurde das erste Mal e<strong>in</strong>e groß angelegte Untersuchung<br />

vorgenommen, die die Unterscheidung zwischen Primär- und Sekundärprävention zugunsten des<br />

globalen Risikomodells aufgegeben hat.<br />

Pleiotrope Wirkung <strong>der</strong> Stat<strong>in</strong>e<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> Studien konnte festgestellt werden, dass die Wirksamkeit <strong>der</strong> Stat<strong>in</strong>e nicht<br />

ausschließlich auf ihre LDL-C-senkende Eigenschaft zurückgeführt werden kann. In weiteren Untersuchungen<br />

wurden zusätzliche Eigenschaften, die so genannten pleiotropen [griechisch: mehrfach<br />

ausgerichteten] Effekte entdeckt, die möglicherweise auf die Cholester<strong>in</strong>synthese-hemmende Wirkung<br />

DAHTA@<strong>DIMDI</strong> 24

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