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Fachmagazin für den Spielwarenfachhandel
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INTERVIEW<br />
<strong>planet</strong> <strong>toys</strong><br />
mäß sind. Ein Müller brauchte von Ulm<br />
bis nach Flensburg etwa 25 Jahren;<br />
Amazon von Bad Herzfeld nach Hongkong<br />
weniger als eine Sekunde. Die<br />
Kernfrage bleibt doch, wie Strukturen<br />
aussehen könnten, welche Marktstellung<br />
der stationäre Fachhandel zukünftig<br />
noch hat und wie er die sicherstellen<br />
kann.<br />
pt: Wie müssten sie denn aussehen?<br />
Uwe Baumann: Zunächst muss der<br />
Spielwarenfachhandel für die Industrie<br />
ein verlässlicherer Partner werden. In<br />
unserem Eigeninteresse muss Chancengleichheit,<br />
ich formuliere es mal ein<br />
bisschen schärfer, „Waffengleichheit“<br />
mit den Großvertriebsformen hergestellt<br />
werden. Angesichts der wirtschaftlichen<br />
Bedeutung unserer Branche<br />
können wir von der Politik nicht viel<br />
erwarten.<br />
pt: Also hilf Dir selbst, dann wird Dir<br />
geholfen?<br />
Uwe Baumann: Setzen Sie sich doch<br />
einmal auf den Stuhl eines Key Accounters.<br />
Der kann vor seiner internationalen<br />
Konzernzentrale noch so viel<br />
argumentieren, dass der Fachhandel<br />
in Deutschland sehr wichtig ist, aber<br />
irgendwann kommt der Controller und<br />
macht ihm einen Strich durch die Rechnung,<br />
weil er sieht, was Amazon bewegt<br />
und wir Einzelhändler. Sicher ist<br />
es wichtiger denn je, die richtigen Lieferanten<br />
zu finden, aber unter diesen<br />
Strukturen werden wir weiter Marktanteile<br />
verlieren.<br />
pt: Und wie kriegen wir Waffengleichheit<br />
hin?<br />
Wieland Sulzer: Mich stört der Begriff<br />
Waffengleichheit. Wir müssen<br />
in die Lage versetzt werden oder uns<br />
selbst in die Lage versetzen, dass wir<br />
gleiche Leistungen erbringen können.<br />
Der Konsument ist derjenige, der entscheidet,<br />
was, wo, bei wem und wann<br />
er kauft. Der Kunde erwartet, dass die<br />
Ware morgen da ist. Jetzt geht Amazon<br />
Fresh an den Start. Innerhalb von drei<br />
Stunden kommt die Lieferung. Selbst<br />
der beste Spielwarenhändler kann<br />
nicht annähernd so eine Leistung erbringen,<br />
weshalb ich glaube, dass wir<br />
zusammen mit den Verbundgruppen<br />
vergleichbare Leistungen erbringen<br />
müssen. Ansonsten haben wir verloren.<br />
Rainer Wiedmann: Diese Diskussion<br />
kenne ich seit 20 Jahren. Schon damals<br />
hat man uns den Weltuntergang vorhergesagt,<br />
aber wir sind noch da. Richtig ist,<br />
dass wir was tun müssen, aber die Frage<br />
ist, wie weit das möglich ist und warum<br />
Amazon stationäre Läden aufmacht.<br />
pt: Vielleicht aus Marketingaspekten?<br />
Rainer Wiedmann: Vielleicht, aber puristischer<br />
Online-Handel und puristischer<br />
stationärer Handel nähern sich<br />
von entgegengesetzten Seiten an. Das<br />
heißt nicht, dass wir das tun, um Pakete<br />
zu verschicken, sondern um den Kunden<br />
da abzuholen, wo er ist. Wir würden<br />
uns einen Bärendienst erweisen, wenn<br />
wir glauben würden, mit Amazon konkurrieren<br />
zu können.<br />
Max Zitzmann: Sinn und Zweck von<br />
heute ist es ja, einen kleinen Stein ins<br />
Rollen zu bringen, der da heißt: Liebe<br />
Verbände, denkt mal zusammen über<br />
euch nach. Und zu Amazon noch eins.<br />
Der macht weitere Geschäfte auf, auch<br />
wenn die 50 Mio. Dollar kosten, aber<br />
das interessiert ihn nicht. Für uns ist<br />
es eine Herausforderung, in diesem<br />
Sturm zu bestehen. Wir können allerdings<br />
aktiv werden. Wo schickt denn die<br />
Bevölkerung in Zukunft ihre Lehrlinge<br />
hin, ins Internet?<br />
pt: Öffentlichkeitsarbeit allein wird<br />
nicht reichen, vermuten wir, Herr Zitzmann.<br />
Max Zitzmann: Die Verbände sind nicht<br />
alle so toll aufgestellt, wie es sich gerade<br />
angehört hat. Sie sind alle unter<br />
Druck geraten. Gleichzeitig leisten wir<br />
uns mehrere Verbände. Wir sollten fragen,<br />
wer was besonders gut kann und<br />
das dann gemeinsam nutzen. Vielleicht<br />
ist das ein Anfang. Denkbar wäre eine<br />
stärkere Kooperation der Kooperationen<br />
als Antwort auf die Herausforderung.<br />
Das, was wir haben, reicht auf<br />
keinen Fall. Wir müssen uns ändern,<br />
und zwar in allen Bereichen.<br />
pt: Aber wie kriegen wir mehr Shareconomy,<br />
mehr Effizienz, mehr Leistungsfähigkeit<br />
in der Praxis hin?<br />
Wieland Sulzer: Die Geschwindigkeit<br />
der Veränderung nimmt weiter zu,<br />
aber eins verändert sich mit Sicherheit<br />
nicht, dass derjenige, der mit dem<br />
größten Auftrag lockt, den besten Preis<br />
erhält. In Hildesheim erlebe ich Situationen,<br />
bei denen ich mich am liebsten<br />
jeden Tag hinter den Zug werfen könnte,<br />
weil es einfach irrwitzig ist, wie wir<br />
Händler einzeln handeln. Das Ergebnis<br />
ist irgendwann, dass wir mehr ZR-Lieferanten<br />
als Mitglieder haben, weil der<br />
eine Händler sagt, er könne keine blauen,<br />
der andere, er könne keine gelben<br />
Bälle verkaufen. Jeder Genosse hat die<br />
Möglichkeit – und das wird ausgiebig<br />
genutzt, sein Sortiment individuell zusammenzustellen,<br />
aber bei Licht betrachtet<br />
und der EAN als Kriterium haben<br />
wir eine Deckungsgleichheit beim<br />
Sortiment von 50 Prozent. Es könnten<br />
sogar 70 Prozent sein.<br />
Rainer Wiedmann: Der einzige Verband,<br />
der in den letzten Jahren in diese<br />
Richtung geht, ist doch die VEDES. Wir<br />
haben mit der Übernahme von Hoffmann<br />
Spielwaren einen Meilenstein<br />
gesetzt. Die Kooperation mit der EK<br />
kommt hinzu und das ist eine Kooperation<br />
der Kooperationen. Die VEDES<br />
ist der einzige Verband, der sich nie<br />
irgendwelchen Gesprächen verschlossen<br />
hat.<br />
Wieland Sulzer: Ich glaube allerdings,<br />
das ist zu wenig.<br />
Rainer Wiedmann: Aber was macht<br />
denn idee + spiel?<br />
Wieland Sulzer: Wir schlafen, aber in<br />
jeder Kooperation besteht Handlungsbedarf,<br />
sich zu ändern. Ich unterstelle<br />
mal, dass auch bei der VEDES zwischen<br />
5 und 7 Prozent der Händler jedes Jahr<br />
ausscheiden. Der allererste Schritt<br />
wäre, das Bewusstsein der Händler<br />
vor Ort zu wecken und sie Step-by-step<br />
überzeugen, dass es so wie bisher nicht