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MUSIK<br />
„Wir sind<br />
jetzt wieder<br />
durstig“<br />
FOTO: SONY MUSIC<br />
INTERVIEW<br />
THE SCRIPT<br />
„We Cry“, „Hall of Fame“, „Superheroes“<br />
– die Liste der Hits<br />
dieser drei irischen Mittdreißiger ist<br />
beachtlich lang. Mit ihrem fünften<br />
Album „Freedom Child“ dürften<br />
Danny O’Donoghue (Gesang), Mark<br />
Sheehan (Gitarre) und Glen Power<br />
(Schlagzeug) ihren Lauf fortsetzen.<br />
Wir sprachen mit Danny in London.<br />
Eure neue Single heißt „Rain“, ist<br />
jedoch ein unbeschwerter Sommersong.<br />
Wie passt das zusammen?<br />
Wir sind Iren, und bei uns regnet es eben<br />
auch im Sommer sehr häufig. Deshalb lassen<br />
wir uns aber selbstverständlich nicht<br />
die Laune verderben. Wir haben für unser<br />
neues Album sehr viele Songs geschrieben,<br />
und bei einigen mussten wir uns echt<br />
abmühen, damit sie was werden. „Rain“ war<br />
eines der Stücke, die uns wie von selbst<br />
passiert sind, ganz leicht und schnell.<br />
Am Anfang dachten wir, die Nummer ist<br />
vielleicht zu leicht und passt nicht zu uns,<br />
doch das war ein Trugschluss.<br />
Worum geht es?<br />
Darum, die Person, die du liebst, zu vermissen.<br />
Wenn dieser Mensch woanders ist, im<br />
Urlaub, auf der Arbeit, in der Dusche, dann<br />
verschwindet die Sonne im Leben und du<br />
musst mit dem Mist alleine klarkommen.<br />
In der Dusche?<br />
Na ja, manchmal ist die Sehnsucht halt riesig.<br />
(lacht) Die Dusche hat wiederum den<br />
großen Vorteil, dass man sich dort schnell<br />
mal treffen kann, wenn man es gar nicht<br />
mehr aushält.<br />
Ihr habt in den vergangenen acht<br />
Jahren mit beachtlicher Konstanz<br />
ein Erfolgsalbum nach dem anderen<br />
veröffentlicht und seid sehr viel<br />
getourt. Wie sehr wird dieses Leben<br />
zur Routine?<br />
Ich will nicht sagen, dass es langweilig wird<br />
– das tut es nicht. Aber du gewöhnst dich<br />
an das tolle Leben. Wir sind jetzt fast so<br />
lange erfolgreich, wie wir vorher gedümpelt<br />
und getingelt sind, und hin und wieder<br />
denkt man schon, dass man das echte<br />
Leben etwas aus den Augen verliert. Dieses<br />
„Wir werden es schaffen als Band“ haben<br />
wir erledigt, jetzt sind wir in der „Was soll<br />
denn da noch kommen?“-Phase.<br />
Ihr habt nach dem letzten Album eine<br />
kleine Pause gemacht. Um euch neu<br />
zu sortieren?<br />
Um zu leben. Um die gute alte Work-<br />
Life-Balance hinzubekommen. Gerade als<br />
Musiker ist das nicht leicht. Ich denke, wir<br />
haben die Kurve gekriegt. Wir sind jetzt<br />
wieder richtig durstig, was neue Sounds<br />
und neue Ideen angeht.<br />
„No Man Is An Island“ ist klar von<br />
elektronischer Dance-Music beeinflusst.<br />
Wolltet ihr das mal ausprobieren?<br />
Ganz ehrlich? Man muss als Band aktuell<br />
bleiben, mit der Zeit gehen. Wachsen oder<br />
verschwinden, das sind die Optionen.<br />
Traditionelle Pop-Rock-Bands haben es<br />
auf den Playlists der Radiosender immer<br />
schwerer, es ist eng geworden. Auch Bands<br />
wie Coldplay haben ihren Sound aufgefrischt<br />
und machen jetzt gemeinsame<br />
Sache mit den Chainsmokers. Die Imagine<br />
Dragons klingen ebenfalls moderner. Wir<br />
wollen da mitziehen, also probieren wir in<br />
dem Stück EDM aus, allerdings auf unsere<br />
Weise.<br />
Wie steht ihr als Iren, die in London<br />
leben, zum Brexit?<br />
Wir beobachten das voller Abscheu<br />
und Sorge. So eine strunzdumme<br />
Entscheidung habe ich noch nie erlebt.<br />
Wir teilen uns mit Großbritannien die<br />
Insel, diese Entscheidung wirft uns um<br />
Jahrzehnte zurück. Viele Iren arbeiten<br />
in London, haben dort gut dotierte,<br />
einflussreiche Jobs. Was soll aus denen<br />
nur werden?<br />
Songs wie „Eyes Wide Open“ und<br />
„Rock The World“ haben trotzdem<br />
eine positive Botschaft. Bleibt ihr<br />
Optimisten?<br />
Wir empfangen jeden mit offenen Armen,<br />
das ist unsere Grundhaltung. Vieles auf der<br />
Welt ist übel, aber vieles ist auch inspirierend.<br />
Unsere Devise lautet: „Das Leben<br />
ist eine Geschichte. Sieh zu, dass sie gut<br />
wird.“<br />
*Interview: Steffen Rüth