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Medical Tribune 37/2017

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<strong>Medical</strong> <strong>Tribune</strong> j Nr. <strong>37</strong> j 13. September <strong>2017</strong><br />

MEDIZIN<br />

15<br />

Gadoliniumhaltige Kontrastmittel bald passé?<br />

BILDGEBUNG ■ Arzneimittelbehörde fordert EU-weite Pause für die Zulassung von vier Substanzen<br />

Seit dem Medienrummel im letzten<br />

Jahr weiß jeder: Das MR-Kontrastmittel<br />

Gadolinium kann sich im Gehirn<br />

ablagern. Auch wenn die klinische Relevanz<br />

dieser Erkenntnis nach wie vor<br />

unklar ist, so hat sie zu einer Neubewertung<br />

des Sicherheitsprofils auf europäischer<br />

Ebene geführt.<br />

Gadolinium (Gd) ist ein paramagnetisches<br />

chemisches Element.<br />

Gd-haltige Kontrastmittel führen bei<br />

MRT-Untersuchungen zu einer Verstärkung<br />

des Kontrasts in den Geweben.<br />

Freie Gd-Ionen sind toxisch<br />

und werden deshalb an lineare oder<br />

zyklische Trägersubstanzen gebunden.<br />

Allerdings scheint die Verbindung<br />

insbesondere zwischen Gadolinium<br />

und den linearen Trägersubstanzen<br />

nicht so stabil zu sein, wie<br />

bisher angenommen.<br />

Denn vor allem für diese wurde<br />

über Ablagerungen von Gadolinium<br />

in verschiedenen Geweben, z.B. in der<br />

Haut und auch im Gehirn berichtet.<br />

Bislang ist nicht klar, ob und welche<br />

Symptome oder Erkrankungen mit<br />

den Ablagerungen im Gehirn in Verbindung<br />

stehen könnten.<br />

Weder die europäische Arzneimittelbehörde<br />

EMA noch die US-amerikanische<br />

FDA haben Hinweise<br />

auf Gesundheitsschäden gefunden.<br />

Der Ausschuss für Risikobewertung<br />

im Bereich der Pharmakovigilanz<br />

(PRAC) bei der EMA hat derweil ein<br />

Ruhen der Zulassung für vier lineare<br />

Gd-haltige Kontrastmittel empfohlen:<br />

Gadodiamid, Gadopentetsäure,<br />

Gadobensäure und Gadoversetamid.<br />

Gadoxetsäure, das in niedriger Konzentration<br />

zur Leberbildgebung verwendet<br />

wird, soll verfügbar bleiben,<br />

ebenso wie Gadopentetsäure zur direkten<br />

Gelenkinjektion. Dabei gilt<br />

es, die Mittel so gering wie möglich<br />

zu dosieren und nur zu verwenden,<br />

DFP-Literaturstudien des<br />

ärztemagazin<br />

wenn eine kontrastmittelfreie Bildgebung<br />

nicht möglich ist. Auch alle<br />

makrozyklischen Gd-haltigen Präparate<br />

sollten zurückhaltend und möglichst<br />

in geringer Dosierung zum Einsatz<br />

kommen. Inzwischen ist die EMA<br />

der Empfehlung – quasi als präventive<br />

Maßnahme – weitgehend gefolgt.<br />

Gadobensäure darf allerdings weiterhin<br />

für spezielle Leberuntersuchungen<br />

genutzt werden. Im nächs ten<br />

Schritt muss die Europäische Kommission<br />

dem Beschluss noch zustimmen.<br />

BE/MT<br />

1<br />

Lamkemeyer T et al., Bulletin zur Arzneimittelsicherheit<br />

<strong>2017</strong>; 1: 11–16<br />

2<br />

arznei-telegramm <strong>2017</strong>; 48: 70<br />

In der Klinik<br />

unentbehrlich<br />

Wenn Gadolinium für eine Untersuchung<br />

nicht gebraucht wird, sollte man es nicht<br />

verarbreichen, meint auch die International<br />

Society for Magnetic Resonance<br />

in Medicine (ISMRM) in einer aktuellen<br />

Bewertung. Allerdings sei die Erfolgsbilanz<br />

bei bestimmten Indikationen<br />

nicht von der Hand zu weisen: Gd-haltige<br />

Kontrastmittel liefern eine genaue<br />

Diagnostik und Kontrolle zahlreicher Erkrankungen,<br />

darunter Krebs, Herz- und<br />

Leberleiden. Zudem handelt es sich um<br />

allgemein nebenwirkungsarme Substanzen.<br />

Dementsprechend sehen die<br />

Experten derzeit keinen Grund für eine<br />

dramatische Veränderung des Einsatzes<br />

– zumal derzeit kein nachweisbares erhöhtes<br />

Gesundheitsrisiko durch Ablagerungen<br />

im Gehirn besteht.<br />

Gulani V et al., Lancet Neurol; 16: 564–570<br />

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