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Medical Tribune 37/2017

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2 THEMA DER WOCHE<br />

<strong>Medical</strong> <strong>Tribune</strong> j Nr. <strong>37</strong> j 13. September <strong>2017</strong><br />

Impressum<br />

Internationale Wochenzeitung für Österreich<br />

www.medizin-medien.at<br />

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Univ.-Prof. Dr. med. Heinz F. Hammer<br />

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Druck: Vogel Druck und Medienservice GmbH &<br />

Co. KG, D-97204 Höchberg, DVR-Nr.: 4007613;<br />

ISSN 0344-8304<br />

Blattlinie: Informiert Ärzte über Medizin,<br />

Gesundheitspolitik und Praxisführung<br />

Unternehmensgegenstand der Medizin Medien<br />

Austria GmbH: Herausgabe, Verlag, Druck und<br />

Vertrieb von Zeitungen und Zeitschriften sowie<br />

sonstiger periodischer Druckschriften. Die Produktion<br />

und der Vertrieb von Videofilmen. Die Durchführung<br />

von Werbungen aller Art, insbesondere Inseratenwerbung<br />

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Ton- und Bildwerbung, Reportagen, Ausarbeitung<br />

von Werbeplänen und alle sonstigen zur Förderung<br />

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Verlag GmbH mit 99,718%, Herr Holger Hüthig<br />

mit 0,102%, Frau Ruth Hüthig mit 0,09%, Herr<br />

Sebastian Hüthig mit 0,045% und Frau Beatrice<br />

Hüthig mit 0,045%.<br />

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Mit der Einsendung eines Manuskriptes erklärt<br />

sich der Urheber damit einverstanden, dass sein<br />

Beitrag ganz oder teilweise in allen Ausgaben,<br />

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Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung<br />

und Verbreitung sowie der Übersetzung,<br />

vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf<br />

in irgendeiner Form (Fotokopie, Mikrofilm oder ein<br />

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des Verlages reproduziert oder unter Verwendung<br />

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Zur besseren Lesbarkeit wurde an einigen Stellen<br />

die männliche Schreibweise gewählt, z.B. „Ärzte“<br />

statt „Ärztinnen“. Dabei handelt es sich ausdrücklich<br />

um keine Bevorzugung eines Geschlechts.<br />

Leseranalyse medizinischer<br />

Fachzeitschriften<br />

Dieses Druckerzeugnis<br />

wurde mit dem Blauen Engel<br />

zertifiziert.<br />

Diskutierten (v.l.): Josef Probst, Christina Cepuch, Esteban Burrone, Hanne B. Pedersen, Clemens Auer, Sabine Vogler, Wolf-D. Ludwig, Jan O. Huber.<br />

Strittige Medikamentenpreise<br />

DISKUSSION ■ Der Zugang zu Arzneimitteln wird auch in den Industrieländern immer mehr zum Thema.<br />

Eine hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion im Gesundheitsministerium suchte Lösungsansätze.<br />

TANJA BECK<br />

„Menschen wie ich ignorierten das<br />

Thema ‚Zugang zu Arzneimitteln‘ für<br />

lange Zeit, weil es in Österreich kein<br />

Problem war“, berichtete Dr. Clemens<br />

Auer, Leiter der Sektion I (Gesundheitssystem,<br />

zentrale Koordination)<br />

im Gesundheitsministerium, zu Beginn<br />

der Diskussion, „dann kam Hepatitis<br />

C und eine amerikanische<br />

AU/CDTN/13/0002a(1)<br />

Firma. In diesem Moment begannen<br />

sogar Leute wie ich zu realisieren,<br />

dass wir ein Problem haben.“<br />

Ein wichtiges Thema für die Sozialversicherung<br />

ist, dass die Therapiekosten<br />

für weit verbreitete Erkrankungen<br />

ständig steigen. So betonte Dr. Josef<br />

Probst, Generaldirektor des Hauptverbandes<br />

der österreichischen Sozialversicherungsträger,<br />

dass die Therapiekosten<br />

für cholesterinsenkende Medikamente<br />

von 70 bis 430 Euro im Jahr<br />

auf bis zu 5000 Euro pro Jahr gestiegen<br />

sind. Zählt man die Kosten für<br />

alle 700.000 Patienten, die in Österreich<br />

cholesterinsenkende Medikamente<br />

einnehmen, zusammen, schlägt<br />

das im Sozialversicherungsbudget mit<br />

fünf Millionen Euro zu Buche.<br />

Hier habe man nur zwei Möglichkeiten:<br />

Man schließt Patienten<br />

von der Therapie mit hochpreisigen<br />

Medikamenten aus, oder man<br />

bringt das Sozialversicherungs-<br />

Candesartan/HCT rtp ®<br />

Jetzt kommt Bewegung in die<br />

Blutdrucktherapie<br />

IND-FREI<br />

Fachkurzinformationen auf Seite 14<br />

system in Schwierigkeiten. „Wovon<br />

ich spreche, ist eine faire Preisgestaltung.<br />

Denn weltweit haben die Firmen<br />

begonnen, ihre Monopolstellungen<br />

für extreme Preisgestaltung zu<br />

nutzen“, so Probst. Derzeit seien die<br />

rechtlichen Rahmenbedingungen so<br />

gestaltet, dass sie dem Treiben keine<br />

Grenzen setzen.<br />

Dr. Jan Oliver Huber, Geschäftsführer<br />

der Pharmig, konterte. Seiner<br />

Meinung nach gibt es in Österreich<br />

kein Problem mit dem Zugang zu Arzneimitteln.<br />

Das rechtliche Rahmenwerk<br />

werde von der Politik geschaffen,<br />

nicht von der Pharma industrie.<br />

Was das Thema Hepatitis-C-Medikamente<br />

betreffe, so spreche jeder von<br />

den Therapiekosten, aber niemand<br />

davon, dass es möglich sei, Hepatitis<br />

C zu heilen. Ein Problem gebe es in<br />

Österreich nicht bei der Preisbildung,<br />

sondern vielmehr beim Einkauf.<br />

Zweimal zahlen<br />

Ein noch größeres Problem ist laut<br />

Christina Cepuch, Ärzte ohne Grenzen,<br />

dass die Öffentlichkeit für innovative<br />

Arzneimittel oft zweimal bezahlt.<br />

Denn ein Großteil der Grundlagenforschung<br />

wird in öffentlich finanzierten<br />

Einrichtungen gemacht und erst<br />

später an die Industrie verkauft. So finanziere<br />

die öffentliche Hand die Forschung,<br />

die zur Entdeckung eines Arzneimittels<br />

führe, und zahle später noch<br />

einmal für das Arzneimittel. Ein Argument,<br />

dem sich Auer anschloss: „Man<br />

muss sich fragen, wie blöd der öffentliche<br />

Sektor eigentlich ist, zuerst die<br />

Forschung zu finanzieren und dann<br />

auch noch einen höheren Preis für die<br />

Arzneimittel zu bezahlen.“ Man müsse<br />

bereits beim Entdecken eines Moleküles<br />

in öffentlich finanzierten Einrichtungen<br />

beginnen über den Preis zu reden.<br />

„Uns zu sagen, dass es kein Problem<br />

gibt, heißt auch, uns nicht ernst<br />

zu nehmen“, so Auer weiter.<br />

Profit über alles?<br />

Die Pharmaindustrie betont immer<br />

wieder, dass die Ausgaben für Forschung<br />

und Entwicklung für ein Produkt<br />

rund eine Milliarde betragen,<br />

berichtete Probst und prangerte an:<br />

„Wenn man sich die einzelnen Produkte<br />

ansieht, dann machten sie (Gilead,<br />

Anm.) mit Produkten wie dem<br />

Hepatitis-C-Medikament im ersten<br />

Jahr einen Turn over von 25 Milliarden<br />

und hatten einen Gewinn von<br />

gut 50 Prozent, das entsprach 14 Milliarden<br />

Euro. Dazu kommt, dass Gilead<br />

nirgendwo Steuern dafür gezahlt<br />

hat. Das ist alles Offshore-Geld. Dieses<br />

Offshore-Geld wird nun dazu verwendet,<br />

um andere Firmen aufzukaufen.“<br />

In Großbritannien gebe es zudem<br />

Evidenz, dass die Produktionskosten<br />

für drei Packungen des Hepatitis-C-Medikaments<br />

130 Dollar betragen.<br />

Probst: „Sie haben uns eine Packung<br />

für 17.000 Euro angeboten.“ Er<br />

betonte auch den finanziellen Background<br />

der Pharmaindustrie: „Die<br />

„Man muss sich fragen,<br />

wie blöd der öffentliche<br />

Sektor ist, zuerst die<br />

Forschung zu finanzieren<br />

und dann auch<br />

noch einen höheren<br />

Preis für die Arzneimittel<br />

zu bezahlen.“<br />

Dr. Clemens Auer<br />

Firma mit dem meisten Offshore-Geld<br />

im Pharmasektor ist Pfizer mit 197 Milliarden<br />

Dollar.“ Diese Summe sei unvorstellbar<br />

groß. Zum Vergleich: BMW,<br />

Volkswagen und Daimler sind an der<br />

Börse zusammen etwa 200 Milliarden<br />

Dollar wert. Probst: „Das Offshore-Geld<br />

von Pfizer ist gleich hoch wie der Bestandswert<br />

der drei größten deutschen<br />

Automobilhersteller.“<br />

Eine Lösung, um Arzneimittel billiger<br />

einzukaufen, wäre eine verstärkte<br />

staatenübergreifende Zusammenarbeit.<br />

Probst: „Wir sollten nicht für<br />

neun Millionen Österreicher einkaufen,<br />

sondern für 40 Millionen Menschen<br />

in den Benelux-Staaten plus<br />

Österreich.“ Um dies zu ermöglichen,<br />

müsse man allerdings zuerst die rechtlichen<br />

Rahmenbedingungen ändern.<br />

MT-INTERAKTIV<br />

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FOTO: GESUNDHEIT OESTERREICH/MARKO KOVIC

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