HERR INSPEKTOR, BITTE! „Wenn es die Gay Cops bei der Polizei gibt und eine Transfrau beim Heer, dann muss es auch als Transmann bei der Polizei gehen.“ 32 / RAMBAZAMBA /
Zwei Jahre war Marek auf Streife im 1. Bezirk unterwegs – im Körper einer Frau und in weiblicher Polizei-Uniform. Er wurde als Frau geboren, doch fühlte sich nie wie eine. Marek änderte vor einem Jahr sein Geschlecht. Nun ist die ehemalige Polizistin offiziell Polizist. Von Steven Meyer und Marko Mestrović (Fotos) Marek absolvierte die Polizeischule als Frau – zumindest auf offiziellen Papieren. Danach arbeitete er zwei Jahre als Polizistin in Wien, bis der heute 26-Jährige es nicht mehr aushielt und sich outete: Sein weibliches Geburtsgeschlecht passte einfach nicht. Heute lebt er offen als Mann, engagiert sich im Verein Gay Cops und arbeitet beim Landeskriminalamt im Erkennungsdienst. Wie in allen Berufsgruppen arbeiten natürlich auch bei der Polizei schwule, lesbische, bisexuelle und transidente Menschen. Ein Outing – vor allem in einem von Männern dominierten Berufsfeld wie der Polizei – ist meistens mit Ängsten vor Diskriminierung oder Karrierebrüchen verbunden. Aus diesem Grund sprechen viele nicht offen über ihre sexuelle Orientierung oder Identität – im Gegensatz zu Marek. Wir haben uns mit ihm getroffen. <strong>BIBER</strong>: Marek, du kennst beide Seiten. Du warst Polizistin, bist nun Polizist - was ist der größte Unterschied? MAREK: Als Frau wurde ich immer gefragt: „Was? Ist der Beruf nicht viel zu gefährlich?“ – was aber eigentlich gemeint war, ist: Ist der Beruf nicht zu gefährlich für eine Frau? Mittlerweile kommen eher Fragen wie „Was hast du schon erlebt?“ und es wird als cooler Beruf wahrgenommen – allerdings nicht von meiner Community. Warum? Innerhalb der LGBTIQ* (Lesbian, Gay, Bi, Trans, Inter, Queer)-Community wollten einige nichts mit mir zu tun haben, weil mein Beruf als rechts angesehen wird, da ich für den „unterdrückenden Staat“ arbeite. Mir wird vorgeworfen, einen Job zu haben, der Gewalt ausübt. Ich habe mehr Probleme, wenn ich mich in der Community als Polizist oute, als wenn ich mich als trans bei der Polizei oute. Das fand ich sehr erstaunlich und traurig, da die Community schließlich tolerant sein sollte. War dir eigentlich schon immer bewusst, dass du ein Mann bist? Anfangs war es eher die Ablehnung des Weiblichen. Ich wusste, dass Frau 100% nicht passt. Das mit dem Männlichen kam nach und nach. Da es in Österreich nur zwei Geschlechter gibt, fiel die Wahl dann nicht so schwer. Wie verlief der Wandel bei dir? Angefangen hat der Prozess mit 16 Jahren. Damals war trans noch kein Begriff für mich. Ich habe in der Tourismusbranche gearbeitet und wurde dauernd als Fräulein angesprochen. Das passte nicht, ich wusste, dass ich das nicht bin. Das wirkliche Eingestehen hat aber sehr lange gedauert. Mit 23, 24 Jahren war es mir klar, habe es aber noch verheimlicht. Erst als ich dann nach der Polizeischule eine Therapiestelle gefunden hatte, kam alles langsam ins Rollen. Wie verlief dein Outing bei der Polizei? Wie haben deine KollegInnen reagiert? Damals war ich im Streifendienst in Wien 1010 und habe noch Uniform getragen. Ich habe mich zuerst bei meiner Funkfahrtpartnerin geoutet, weil ich wusste, dass sie positiv reagieren würde. Dann habe ich mich bei meinem Dienstvorgesetzten geoutet und habe ihn gefragt, ob er zu den anderen Outings als Unterstützung mitgehen würde. Er hat sofort ja gesagt. Einige haben Fragen gestellt, andere haben nicht viel gesagt. Hast du keine Diskriminierungen erfahren? Ich hatte natürlich viele Sorgen und Ängste diesbezüglich, aber sie wurden nicht bestätigt. Anfangs war allerdings nicht sicher, ob die Chefs mir den Männerspind zugestehen können. Zuerst sollte ich einen eigenen bekommen, was aber aus Platzmangel nicht funktionierte. Zu dieser Zeit habe ich aber meine Geburtsurkunde ändern lassen, die ich innerhalb von drei Tagen hatte und somit auch in die Männerumkleide konnte. Es gab nur einen Kollegen, der alles dran gesetzt hat, den Spind neben mir nicht zu bekommen. Der hat mir auch nicht mehr die Hand gegeben. / RAMBAZAMBA / 33