Österreichische Post AG; MZ 09Z038106 M; Biber Verlagsgesellschaft mbH, Museumsplatz 1, E 1.4, 1070 Wien
www.dasbiber.at
MIT SCHARF
SEPTEMBER
2017
SPITZENPOLITIKER
UND IHR
DIGITALES ICH
WEM SCHICKEN SIE
FREUNDSCHAFTSANFRAGEN,
2
HERR KERN?
„ DER HUND
HAT MEINE
WAHLKARTE
GEFRESSEN“
Schick’ uns blöde Ausreden,
nicht zu WÄHLEN –
wir schicken dir 50 Euro!
Bezahlte Anzeige
#FAULEAUSREDEN
Wir können diese blöden Ausreden nicht mehr hören,
warum jemand nicht zur Wahl geht. Daher starten wir eine Woche vor der
Nationalratswahl am 15. Oktober 2017 die Kampagne #FAULEAUSREDEN.
Schick uns die blödesten Ausreden, die du je gehört hast. Wenn wir deinen
Spruch für unsere Kampagne verwenden, bekommst du von uns 50 Euro.
Schreib an ausreden@dasbiber.at
#FAULEAUSREDEN ist ein Beitrag von biber zur Erhöhung der Wahlbeteiligung bei der
Nationalratswahl am 15. Oktober 2017. Die Aktion wird von der Stadt Wien unterstützt.
www.dasbiber.at
Heute schon
grenzenlose
Freiheit getankt?
Mobilität ist, was Österreich bewegt und auch in Zukunft bewegen wird. Egal wie Sie vorankommen – ob
mit herkömmlichen oder modernen Kraftstoffen, die sich positiv auf die Lebensdauer Ihres Motors auswirken,
wie unsere MaxxMotion Treibstoffe. Die OMV bringt Energie ins Land, Innovationen in unseren
Alltag und Sie an Ihre Ziele. Damit Ihren Träumen und Ihrer mobilen Freiheit keine Grenzen gesetzt sind.
OMV. Die Energie für ein besseres Leben.
Mehr OMV erleben auf: www.omv.com/energie
Chris Wittig Art
3
minuten
mit
Mr Kärnten
Parsa
Djawadiraad
Er gefiel allen am besten
und wurde zum „Mr. Kärnten“
gekürt. Doch der jungen FPÖ
Kärnten gefiel seine iranische
Herkunft gar nicht. Wir haben
mit Parsa über die Mister-
Wahl, die Reaktionen und
darüber, was ein waschechter
Kärntner ist, gesprochen.
Von Aleksandra Tulej
BIBER: Bist du Kärntner?
PARSA: Ja, ich bin Kärntner. Ich bin hier aufgewachsen.
Alles, was ich heute bin, habe ich Österreich
und Kärnten zu verdanken.
Es hieß ja in der Aussendung seitens der jungen
FPÖ "ob sich Kärnten wirklich Parsa Djawadiraad
als Repräsentant bei der Mister-Österreich-Wahl
wünsche“. Hat dich das Kommentar gestört?
Ehrlich gesagt hat es mich am Anfang gestört. Vor
allem, weil sich die FPÖ davor nie für irgendwelche
Miss- oder Mr.-Wahlen interessiert hat. Und jetzt
auf einmal ist es ein Thema, nur weil ich wo anders
geboren wurde. An der österreichischen Grenze
stehen ja auch Soldaten mit bosnischen oder kroatischen
Gesichtszügen, die unser Land repräsentieren.
Da ist es dann aber kein Problem.
Du wurdest ja im Iran geboren, hast du irgendeinen
Bezug dazu?
Nein. Ich habe Verwandte dort, aber ich habe keinen
Bezug zu diesem Land. Ich gehöre hierher, nach
Österreich.
Gibt es für dich das Bild des „typischen“ Kärntners?
Oder gibt es den im Jahr 2017 nicht mehr?
Doch, ich verstehe auch die Menschen, die eine
Vorstellung von einem „typischen“ Kärntner haben.
Groß, gut gebaut, blond, helle Augen. Aber ich
finde, wir sollten jetzt schon so weit sein, dass die
Hautfarbe keine Rolle mehr spielen darf.
Wieso hast du bei der Wahl mitgemacht?
Meine Freundin (anm. d. Red. Die amtierende Vize-
Miss-Kärnten Marlin Ruiz) hat mich darauf gebracht,
und dann habe ich halt gewonnen (lacht).
Was machst du eigentlich beruflich? Und wie kann
man sich deine Freizeit vorstellen?
Ich bin Vertriebsmitarbeiter, ich liebe meinen Job,
ich habe den besten Chef der Welt und er unterstützt
mich auch bei der ganzen Model-Sache.
Nebenbei trainiere ich für die Mr. Austria-Wahlen,
und wenn ich mal abschalten will, dann gehe ich
rauf auf den Berg, auf die Alm – ich mag es, dass
dich dort einfach alle grüßen, dort gibt es irgendwie
diesen Hass und diese Rassentrennung nicht.
Name: Parsa Djawaridaad
Alter : 20
Geburtsort: Iran, kam mit 10 Jahren nach Österreich
Besonderes: Seine Freundin ist die amtierende Vize-
Miss-Kärnten Marlin Ruiz und sein Hobby ist Wandern.
/ 3 MINUTEN / 5
5 3 MINUTEN MIT
MR.KÄRTNEN
10 PLACE OF THE MONTH
Hotspot Oberlaa
12 IVANAS WELT
Ivana über das Glücksspiel mit der
guten Bildung.
POLITIKA
16 NETZPOLITIK
Das digitale Selfie der Spitzenpolitiker.
24 GEWALT AN FRAUEN
Drei geflüchtete Frauen erzählen über den
Feind, den sie nicht in ihrer Heimat lassen
konnten: den gewalttätigen Ex-Mann.
16
NETZPOLITIK
Welche Apps
verwenden sie?
Was streamen sie
auf Netflix? Wem
folgen sie auf
Instagram? Digitaler
Fußabdruck der
Spitzenpolitiker.
RAMBAZAMBA
32 TRANS-COP
Zwei Jahre lang war er als Frau auf Streife
unterwegs. Nun ist Marek ein Mann und offiziell
Polizist.
IN
38 HINTERM REUMANNPLATZ
Vier Redakteure erinnern sich an die Zeit, in
der die U1 noch nicht nach Oberlaa gefahren
ist.
44 WE ARE WATCHING YOU
Emir will eine vorbeugende HIV-Therapie und
landet plötzlich auf der Sex-Watchlist.
KARRIERE
50 KARRIERE NEWS
Andrea gibt die besten Karrieretipps
für Millenials.
TRANS COP STORIES
Als Frau geboren, in weiblicher Uniform
auf Streife, heute als männlicher Inspektor
unterwegs. Marek über seine Erlebnisse als
Trans-Mann bei der Polizei.
32
6 / MIT SCHARF /
24
DER FEIND IN
MEINEM BETT
Missbraucht,
bedroht, isoliert:
Geflüchtete
Frauen, die sich
in Österreich ein
neues Leben
aufbauen wollen,
aber keinen
Frieden vor ihren
gewalttätigen
Ehemännern
finden.
HALT SEPTEMBER
2017
52 SYRISCHES
RESTAURANTBUSINESS
Altes Sprichwort: „Mit dem Essen kommt die
Integration.“
58 SELBERMACHERIN
Blanka verkauft mit ihrem Label „TRIBBE“ die
coolsten Turbane der Stadt.
TECHNIK
60 TECHNIK-HACKS
Adam über Möchtegern-Hacker, Cyborg-
Bakterien und Drohnen-Versicherungen.
LIFE & STYLE
62 PREGNANCY LOOK
Die coolen Girls sind jetzt schwanger: Beyoncé,
Serena und unsere Delna. Ihr Verlobter
übrigens auch.
65 MANN & BODY
Artur gibt Tipps für festen Schlaf und
gute Laune.
UNTER
BEOBACHTUNG
44
AUF DER SEX
WATCHLIST
Wenn das
Kondom reißt,
besteht HIV-
Gefahr. Doch eine
vorbeugende
Therapie zu
bekommen, ist
schwieriger als
erhofft. Emir
darüber was
passiert, wenn
man über Nacht
höchstriskant
wird.
Inhalt: Christoph Liebentritt, Marko Mestrović, Mariella Lehner; Coverillustration: Mariella Lehner
KULTUR
66 KULTURNEWS
Jelena mit einer Riesenportion Kultur:
Kunstschatzi, Wienwoche und die Lange Nacht
der Museen.
70 DIE LEIDEN DES JUNGEN
TODOR
Todor wollte sehnlichst Blogger werden.
Irgendwie klappt’s aber nicht.
/ MIT SCHARF / 7
Liebe Leserinnen und Leser,
IMPRESSUM
MEDIENINHABER:
Biber Verlagsgesellschaft mbH, Quartier 21,
Museumsplatz 1, E-1.4, 1070 Wien
HERAUSGEBER & CHEFREDAKTEUR:
Simon Kravagna
wir haben schon seit Juli nichts voneinander gehört, habt ihr uns vermisst?
Nach einer wohlverdienten Sommerpause, leiten wir mit einer neuen
Ausgabe den Herbst ein!
Was, schon wieder Wahlkampf? Wir haben den Spitzenkandidaten die
wirklich wichtigen Fragen gestellt: Welche Serien sie streamen, was sie in
ihrer letzten WhatsApp Nachricht verschickt haben und was sie online so
bestellen. Das Digitale Ich unserer Spitzenpolitiker ab S 16.
Weniger locker geht es weiter mit geflüchteten syrischen Frauen, die einen
Feind nicht in ihrer Heimat lassen konnten: Den in ihrem Bett. Mehr über
die Flucht vor gewalttätigen Ex-Männern auf S 24.
Die Polizeischule hat Marek noch als Frau absolviert. Auf Streife
ging er in weiblicher Uniform. Doch gepasst hat das nie. Sich in einer
männerdominierten Branche als transident zu outen, erforderte Courage,
doch heute ist Inspektor Marek offiziell Polizist. Die Geschichte des
Transcops auf S 32.
Emir reißt beim Sex mit einem Mann das Kondom: Er will vorbeugend
eine HIV-Therapie machen, doch stößt bei jedem Schritt auf Hürden, die
ihn das Leben kosten könnten. Was passiert, wenn du über Nacht zum
Höchstrisiko wirst und auf der Sex Watchlist landest. S 44
Weiteres aus unserer Stadt: Syrische Restaurants sprießen wie Pilze aus
dem Boden (S 52) und kulturmäßig geht’s im Herbst richtig los (S 66)!
Aus der Redaktion gibt es auch News: Ihr wusstet es vielleicht nicht,
aber Karenz ist ansteckend! Während Wonderwoman und stellvertrende
Chefredakteurin Delna mal schnell ein Baby auf die Welt bringt, widmet
sich Chefica vom Dienst Jelena dem Aufpeppen ihrer E-Mail-Signatur und
macht den Master.
Viel Spaß beim Schmökern!
Bussis aus der Redaktion
STV. CHEFREDAKTEUR:
Amar Rajković
STV. CHEFREDAKTEURIN:
Delna Antia
CHEFIN VOM DIENST:
Jelena Pantić
CHEFREPORTERIN:
Melisa Erkurt
ONLINECHEFIN:
Alexandra Stanić
KOLUMNIST/INNEN:
Ivana Cucujkić, Todor Ovtcharov
FOTOCHEF:
Marko Mestrović
REDAKTION & FOTOGRAFIE:
Aleksandra Tulej, Artur Zolkiewicz,
Mamo Issa, Emir Dizdarević, Steven
Mayer, Nada El-Azar, Nour Khelifi,
Andrea Grman, Aykut Erdem, Dragan
Tatić, Christoph Liebentritt
ART DIRECTOR: Dieter Auracher
LAYOUT: Dieter Auracher
LEKTORAT: Christina Gaal
MARKETING: Adam Bezeczky
BUSINESS DEVELOPMENT:
Andreas Wiesmüller
GESCHÄFTSFÜHRUNG:
Wilfried Wiesinger, Simon Kravagna
KONTAKT: biber Verlagsgesellschaft mbH
Quartier 21, Museumsplatz 1,
E-1.4, 1070 Wien
Tel: +43/1/ 9577528
redaktion@dasbiber.at
marketing@dasbiber.at
abo@dasbiber.at
INTERNET: www.dasbiber.at
Österreichische Post AG; MZ 09Z038106 M; Biber Verlagsgesellschaft mbH, Museumsplatz 1, E 1.4, 1070 Wien
www.dasbiber.at
MIT SCHARF
SEPTEMBER
2017
SPITZENPOLITIKER
UND IHR
DIGITALES ICH
Österreichische Post AG; MZ 09Z038106 M; Biber Verlagsgesellschaft mbH, Museumsplatz 1, E 1.4, 1070 Wien
www.dasbiber.at
MIT SCHARF
SEPTEMBER
2017
SPITZENPOLITIKER
UND IHR
DIGITALES ICH
ÖAK GEPRÜFT 2. HJ 2016:
Druckauflage 85.000 Stück
verbreitete Auflage 78.650 Stück
DRUCK: mediaprint
WEM SCHICKEN SIE
FREUNDSCHAFTSANFRAGEN,
HERR KERN?
3
WAS SCHAUEN SIE
AUF NETFLIX,
HERR KURZ?
Bevor ihr wütende Leserbriefe schreibt: Wir haben‘s kurz gemacht und
im Kernteam beschlossen, beide Cover zu drucken.
1
8 / MIT SCHARF /
KEINE
HALBEN
SACHEN!
GANZTAGSSCHULE
ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG
Wie schön wär’s, wenn Ihr Kind von der Schule heimkommt und Sie die Zeit gemeinsam
voll und ganz genießen könnten? Wenn alles schon ganz erledigt wäre: Hausübungen,
Lernen, Spiel und Spaß mit FreundInnen – rundum bestens pädagogisch betreut.
Das geht ganz einfach: Ganztagsschule. keine-halben-sachen.at
PLACE
OF THE MONTH:
OBERLAA
Von Amar Rajković und Christoph Liebentritt (Foto)
Sie ist wieder die Königin des Untergrunds! Die
U1 wurde am 2. September feierlich um fünf
Stationen erweitert. Damit verdrängt sie ihre
ockerbraune Kollegin U6 in Punkto Länge auf
den zweiten Platz und ermöglicht Favoritens
unerprobten Gästen eine direkte Verbindung in
die Weiten des bevölkerungsreichsten Bezirks
der Hauptstadt. (Alleine die Albin-Hansson Siedlung
hat mehr Einwohner als Eisenstadt.)
Dass die Erweiterung der U1 nicht nur zahlentechnisch
relevant ist, wissen die vier Favoritner
Urgesteine Nada, Adam, Nour und Aykut. Sie
verbrachten ihre Jugend zwischen Gemeindebauten,
in der vollgestopften 67er Bim oder grölend
auf der Tribune des „Horrs“. Und wie das
bei Neuanfängen üblich ist, blickt man wehmütig
auf die gute alte Zeit zurück als das Fortuna-
Kino noch rege besucht war und die Maroni im
Herbst nirgendwo so gut schmeckten wie in der
Albin-Hansson Siedlung. Vier Favoritner, vier
Geschichten und ganz viele „Ghetto“-Anekdötchen,
wie die Einwohner des Zehnten
ihren Bezirk mit einem Augenzwinkern
selbst nennen.
Ab S.39
10 / MIT SCHARF /
Nein, das ist keine
Popband. Nada, Aykut,
Adam und Nour
(v.l.n.r.) schreiben über
ihr Ghetto Favoriten.
/ MIT SCHARF / 11
In Ivanas WELT berichtet die biber-Redakteurin
Ivana Cucujkić über ihr daily life.
IVANAS WELT
ENE-MENE-MU – DEN BILDUNGS-
AUFSTIEG SCHAFFST DU (VIELLEICHT)
Dass ich heute zwei Uni-Abschlüsse habe, war kein Masterplan meiner Eltern.
Es war reiner Zufall. Und viel Glück.
Meine kleine Nachbarin Anastasija wird heuer eingeschult.
Auf ihre Schultüte freut sie sich ganz besonders.
Ihre Eltern haben sich um eine ordentliche Schule und
eine prall gefüllte Zuckerltüte gekümmert. Ich hatte an
meinem ersten Schultag keine Schultüte dabei. Meine
Eltern wussten nichts von dieser österreichischen
Schulantrittstradition. Also stand ich im September
1990 in der 1C Leopoldsgasse neben zwanzig anderen
Erstklässlern und wunderte mich über die bunten Pappzylinder
mit Kreppschleifchen.
NONNEN, UNIFORM, JESUS DANKEN
Dafür war ich die schickste Siebenjährige an diesem
Tag. Meine Mutter gab sich viel Mühe, das schönste
Einstands-Outfit auszusuchen. Chinohosen in Taupe,
ein schwarzes Wollsakko mit Schulterpolstern und Kettenbrosche,
schwarze Lack-Ballerinas. Power-Dressing
für Halbwüchsige. Bei der Auswahl der Volksschule gingen
meine Eltern weniger durchdacht vor. Sie lag halt
günstig, nah an der Wohnung. Überhaupt war mein Bildungsweg
ein Glücksspiel. Die Nachmittagsbetreuung,
gleich nebenan, wie praktisch, fand in einer privaten
Klosterschule statt. Nonnen, Uniform, Jesus fürs Mittagessen
danken.
MIT DEN KINDERN AUS DEM 1. BEZIRK
Weil mein Vater einen neuen Job bekam, fiel vier Jahre
später die Wahl auf ein Gymnasium im neunten Bezirk
– ja, sie waren so aufmerksam und meinten‚ „bei dem
Kind, da geht noch was“. Es lag super auf dem Weg zur
neuen Arbeit, gut und streng soll es auch sein, ließen sie
sich sagen. „Da gehen die Kinder aus dem ersten Bezirk
hin, die muss gut sein.“
Sie gehörte tatsächlich zu den ‚besseren’ Schulen Wiens.
Ihre konservativen Professoren und der Leistungsdruck
haben mich echt herausgefordert. Mathe war
meine Achillesferse. Irgendwann legte mein Klassenvorstand
meinen Eltern eine „leichtere Schule“ für mich
nahe. Das lag aber bestimmt nicht daran, dass ich neben
einem Iraner und zwei Polen das einzige Migrantenkind
war, ah-ah. Meine Eltern aber ließen nicht locker.
Sie boxten mich mit viel teurer Nachhilfe durch zwei
Nachprüfungen bis zur Matura. Zum ersten Mal war Studieren
eine greifbare, realistische Option. Und so kam’s
auch. Der Bildungsaufstieg war geschafft.
IM ZWEIFELSFALL: HANDELSSCHULE
Der Bildungsweg von Migrantenkindern basiert auch
heute noch oft auf Zufall und fragwürdigen Entscheidungskriterien,
die nicht selten an den Talenten und
wahren Fähigkeiten der Kinder vorbeizielen. Im Zweifelsfall
landet die Mehrheit in der Handelsschule, ein
Verwandter ist sicher schon angemeldet. Dort treffen
die Kids ganz bestimmt auf topmotivierte Pädagogen.
Das Ergebnis sind Großteils orientierungslose Halberwachsene,
die „irgendwas im Büro“ arbeiten wollen.
Bildung darf kein Roulett sein. Eltern, Schulen und Politiker
dürfen sich hier gleichermaßen auf die Schulter
klopfen.
Bei meiner kleinen Nachbarin mache ich mir keine Sorgen.
Die Schultüte und die „tolle Schule“ sind schon mal
ein guter Anfang. In diesem Sinne: schönen Schulstart,
liebe Anastasija! Allen anderen: Viel Glück!
cucujkic@dasbiber.at
12 / MIT SCHARF /
GLÜCKLICH MIT GEORGE
ADRIANA GENIESST DEN SOMMERURLAUB. SIE IST HUNGRIG NACH SONNE UND ENTSPANNUNG.
SIE FÄHRT NACH UNGARN, ZUM BALATON, AUF URLAUB.
ADRIANA PACKT IHRE KOFFER
ADRIANA IST REISEFERTIG UND VERLÄSST DIE WOHNUNG. SIE HAT
KEINE ANGST VOR DEM „REISE-BLUES“
Egal
was passiert. Mit
meiner Kreditkarte bin
ich ja auch versichert.
Also ist auch im Fall der
Fälle alles ok.
Brauch ich
die Kreditkarte
wirklich mit? Was ist
wenn ich sie verliere oder sie mir
geklaut wird? Andererseits
habe ich ja George, wo ich meine
Kreditkarte sofort sperren
und neu bestellen kann...
ADRIANA IST ANGEKOMMEN. SIE HEBT
AM BANKOMATEN DER ERSTE BANK
IN UNGARN GELD AB UND FREUT SICH
KEINE GEBÜHREN DAFÜR ZU ZAHLEN * .
IN DER GEORGE-APP HAT ADRIANA
IHRE KARTEN IM BLICK
ADRIANA ENTSPANNT IN DER
SONNE UND DENKT NACH.
Warum
habe ich früher
so einen Stress mit
meinem Konto gehabt?
Mit George sind Bankgeschäfte
fast wie
Urlaub…
Susanne Einzenberger
Shoppen
und keine extra
Gebühren fürs Geld
abheben. Fast wie zu Hause
– nur mit besserem Wetter.
Hier könnte ich
bleiben …
* Kunden der Erste Bank und Sparkassen können in
Ländern in denen die Erste Group tätig ist, bei allen
Konzern-Geldausgabeautomaten kostenlos Geld beheben.
GEORGE IST DAS MODERNSTE BANKING ÖSTERREICHS.
ES BEGLEITET DICH, WO DU BIST. UND DU TÄTIGST
DEINE GELDGESCHÄFTE EINFACH UND SICHER, AUF
DER GANZEN WELT.
www.erstebank.at/george
europa
beginnt in
österreich.
das ist grün.
am 15. oktober: ulrike lunacek
14 / MIT SCHARF /
POLITIKA
„Auflegen, wählen.“
Foto von Maša Stanić
NETZ
POLITIK
Wir wollen wissen, wie die
SpitzenkandidatInnen der
Nationalratswahl online
ticken. Über Youtube-Videos,
die meist genutzten Emojis
und die unnötigsten Apps auf
ihrem Smartphone:
Von Alexandra Stanić und Simon Kravagna
Illustrationen: Mariella Lehner
Wir wissen es schon, den
Wahlkampf hatten alle satt,
bevor er richtig losgegangen
ist. Weil es aber trotzdem
wichtig ist, informiert zu sein,
blicken wir hinter die Kulissen,
oder besser gesagt in das Handy
der SpitzenkandidatInnen.
Ohne Polit-Blabla, dafür mit
Fragen, die doch alle interessieren,
wie etwa: Snapchat
oder Instagram?
ÖVP-Kandidat Sebastian
Kurz hat zwar die größte Social
Media-Fangemeinde, dafür fallen
seine Antworten sehr kurz
aus. Anders als Christian Kern
und Peter Pilz, die beide aus
dem Nähkästchen plaudern.
Der amtierende Bundeskanzler
erzählt sogar von Liebeserklärungen,
die er seiner Frau
über Whatsapp geschickt hat.
Ex-Grünen Pilz verrät uns, wie
viele Fotos er auf seinem Handy
hat und was zum Großteil
auf ihnen zu finden ist.
Neos-Chef Matthias Strolz
verweigert House of Cards und
die einzige weibliche Spitzenkandidatin
Ulrike Lunacek zeigt
uns ihr Lieblingsemoji. Spoiler:
Es ist grün.
SEBASTIAN KURZ
Was haben Sie zuletzt gegoogelt?
Etwas zur Berichterstattung der deutschen
TV-Konfrontation zwischen Merkel und
Schulz.
Welchen Film haben Sie zuletzt auf Netflix
gestreamt?
Den Action-Film Sniper.
Die App, die man auf Ihrem Handy nicht
vermuten würde:
Bergfex
Der letzte Online-Kauf?
Bergausrüstung
Ihre derzeitigen drei Lieblingssongs?
Viel von Muse und Blink182
Welche App hat Ihnen einmal so richtig aus
der Patsche geholfen?
FB: 690.407
Twitter: 238.956
Instagram: 15.000
Das Navi auf meinem Handy.
Welchen Twitter-Account finden Sie am interessantesten?
Für viel Aufsehen hat Donald Trump gesorgt.
Wem würden Sie auf Facebook niemals eine
Freundschaftsanfrage senden?
Leuten, die ich nicht kenne.
Hat Ihre Facebook-Fanseite die von Christian
Kern geliked?
Nein.
Welcher Politiker hat Ihrer Meinung nach den
besten Social Media Auftritt?
Obama.
Welches Emoji benutzen Sie am öftesten?
Das weinend-lachende Emoji.
16 / POLITIKA /
CHRISTIAN KERN
Was haben Sie zuletzt gegoogelt?
Die Osttiroler Ausgabe der Kleinen Zeitung.
Welche war die letzte Nachricht, die Sie auf
Whatsapp versendet haben?
Eine kleine Liebeserklärung an meine Frau. Ich
hab ihr mitgeteilt, dass ich wieder in Wien bin,
die Antwort waren dann ein paar Herzerl.
Die App, die man auf Ihrem Handy nicht vermuten
würde:
Shazam, um Musik zu erkennen.
Der letzte Online-Kauf?
Sportgewand zum Joggen von einem kleinen
britischen Laden.
Wie vielen Leuten folgen Sie auf Instagram?
Ich glaube nur einem und das aus Versehen,
unserem Regionalkandidaten Wolfgang Moitzi.
Mit dem war ich wandern und er hat dann
nette Bilder gemacht.
Welche Apps nutzen Sie am häufigsten?
Nachrichtenapps, Spiegel Online oder Ö1 zum
Beispiel. Für den Freizeitgebrauch Runtastic.
Welches Video haben Sie zuletzt auf YouTube
gesehen?
Ich schaue viele Ted Talks auf YouTube, zuletzt
von US-Ökonom Jeffrey Sachs.
Welcher ist Ihr Lieblingstwitter-Account?
Es gibt im Journalismus viele junge Frauen,
die eine witzige Art haben zu schreiben und
sich auszudrücken, zum Beispiel Claudia
Zettel.
Wem würden Sie auf Facebook niemals eine
Freundschaftsanfrage senden?
Ich hab schon so viele unabsichtlich
versendet, ich kann leider niemanden
richtig ausschließen. Aber allen
Rechtsradikalen und Rassisten
verweigere ich auf ewig meine
Freundschaft.
Wie viele Personen haben Sie auf Twitter
blockiert?
Da gibt es ein paar aus dem identitär-rassistischen
Milieu.
Welches Emoji benutzen Sie am öftesten?
Das Zwinker-Smiley. Das muss man dazu
machen, damit die Leute die Nachricht nicht
ganz missverstehen.
Snapchat oder Instagram?
Instagram, außer wenn ich Schwarzenegger
über den Weg laufe. Ich hab mit Erstaunen
festgestellt, dass Arnold Schwarzenegger,
immer wenn ich ihn treffe, ein kurzes Snapchat-Video
macht. Der wollte mir einreden, ich
sollte mir Snapchat machen.
FB: 214.111
Twitter: 66.192
Instagram: 8.560
/ POLITIKA / 17
MATTHIAS STROLZ
Welche war die Nachricht, die Sie zuletzt versendet
haben?
Ich hab mich bei einem Freund für einen Gefallen
bedankt.
Welche Serie oder welchen Film haben Sie zuletzt
gestreamt?
Die einzige Serie, die ich schaue, ist die ZIB2.
Wie viele Fotos haben Sie auf Ihrem privaten
Handy?
Ich spiele sie regelmäßig runter, sonst kommst du
nachher drauf, dass du die Fotos nicht gesichert
hast. Im Moment sind es circa 600.
Der letzte Online-Kauf?
Ein lila-schwarzer Schulrucksack für eine unserer
drei Töchter.
Welche App nutzen Sie am häufigsten?
Die Door2Door-App, eine Hausbesuchs-App, die
wir bei Neos verwenden.
Welches Video haben Sie zuletzt auf YouTube gesehen?
Von Christian Lindner, dem Spitzenkandidaten
der freien Demokraten
in Deutschland.
Wer ist Ihr Lieblingstwitter-
Account?
Armin Wolf. Streitbar, aber
spannend.
Wen würden Sie auf Facebook
niemals als FreundIn annehmen?
Alle vollbusigen Damen, die
anfragen und vorgeben, in
meiner Nachbarschaft zu wohnen, denen traue
ich nicht ganz, weil ich sie beim Müll rausbringen
noch nicht getroffen habe. Die lehne ich ab.
Sind Sie mit Sebastian Kurz auf Facebook
befreundet?
Nein. Aber ein Facebook-Freund ist jetzt nicht die
Vorstufe zum Taufpaten meiner Kinder. Ich kann
durchaus auch ein Interesse haben und jemandem
folgen wollen, ohne dass ich sage, mit dem
möchte ich morgen ein Bier trinken gehen.
Wie viele Personen haben Sie auf Twitter blockiert?
5-6.
Welchen Podcast können Sie empfehlen?
Der Problemlöser von Georg Jocham.
Ihre derzeitigen drei Lieblingssongs?
Despacito wird auf meinem Handy derzeit am
meisten gehört, aber nicht von mir, sondern von
meinen Kindern, weil sie sehr lustig dazu tanzen.
Ich hab mir zuletzt die neue Tour von U2 mit
dem mächtigen Bühnenbild angesehen
und bin ein großer Grönemeyer-
Fan.
Game of Thrones oder House
of Cards?
Beide nicht. Von Polit-Intrige
habe ich den ganzen
Tag genug. Ich glaub,
der Gärtner schaut auch
keine Gärtner-Sendung
abends zur Entspannung
an.
FB: 81.194
Twitter: 57.484
Instagram: 1.745
18 / POLITIKA /
FB: 18.777
Twitter: 10.693
ULRIKE LUNACEK
Was haben Sie zuletzt gegoogelt?
Die Liste der Hurrikans in den letzten 100
Jahren, die eindeutig zeigt, dass die Häufigkeit
und Stärke dieser verheerenden Stürme in den
letzten Jahren enorm zugenommen hat.
Welche Serie oder welchen Film haben Sie
zuletzt gestreamt?
Sense 8 auf Netflix.
Die App, die man auf Ihrem Handy nicht vermuten
würde:
Das Spiel Candy Crush.
Wie viele MitarbeiterInnen kümmern sich um
Ihren Internet-Auftritt?
3
Welche Apps nutzen Sie am häufigsten?
Telegram und Twitter.
Welche App hat Ihnen einmal so richtig aus
der Patsche geholfen?
Google Maps.
Wer ist Ihr Lieblingstwitter-Account?
Die Tagespresse.
Wem würden Sie auf Facebook niemals eine
Freundschaftsanfrage senden?
Jenen Menschen, mit denen ich im realen
Leben auch nicht gerne befreundet sein
würde.
Welcher österreichische Politiker hat Ihrer Meinung
nach den besten Social Media Auftritt?
Alexander Van der Bellen.
Die unnötigsten Apps auf Ihrem Handy?
Accupedo - eine Schrittzähler-App und
eBooks, weil ich lieber Papier in der Hand
habe.
Welchen Podcast können Sie empfehlen?
Den neue Falter-Podcast mit Raimund Löw.
Die ersten drei Songs auf Ihrer Spotify Playlist?
Because the Night - Patti Smith
I am what I am - Gloria Gaynor
Gimme Shelter - The Rolling Stones
Welches Emoji benutzen Sie am öftesten?
/ POLITIKA / 19
PETER PILZ
Was haben Sie zuletzt gegoogelt?
Mögliche ATIB-Kandidaten der Liste Kurz.
Welche war die letzte Nachricht, die Sie auf
Whatsapp versendet haben?
Ein Foto von meinem letzten Pilzfund, zwei frisch
übereinander gewachsene Herrenpilze. Die hab
ich an Tiroler Freunde versendet, weil die nie was
finden.
Welcher ist der gemeinste Kommentar, an den Sie
sich erinnern können?
Die saftigsten sind rund um meine Erdogan-
Auseinandersetzung gekommen. Da ist mir aufgefallen,
dass sehr viele, die mich kritisiert haben,
das Wort „Sauschädel“ nicht richtig geschrieben
haben.
Welche Serie oder welchen Film haben Sie zuletzt
gestreamt?
House of Cards, der Höhepunkt war für mich
immer, wenn er diese Spare Ribs im Hinterhof
essen gegangen ist.
Was war Ihre letzte Bewertung im
Internet?
Das sind fast immer Bücher,
zum Teil Bewertungen auf
Kindle. Das letzte war von US-Autor Raymond
Carver.
Die App, die man auf Ihrem Handy nicht vermuten
würde:
Die booking.com-App für Urlaube.
Wie viele Fotos haben Sie auf Ihrem Handy?
Um die 10.000, die Hälfte davon sind sicher
Pilze.
Welchen Song haben Sie zuletzt gehört?
Verdi Prati von Händel.
Wie viele Stunden verbringen Sie auf Twitter?
Um die zehn Minuten. Twitter ist für mich
nichts anderes als eine moderne Presse-Agentur.
Privatleben ist da Unsinn.
Sind Sie auf Instagram?
Nein, ist mir zu viel. Wenn du nicht selektiv mit
neuen Medien umgehst, gehst du unter.
Welche App hat Ihnen einmal so richtig
aus der Patsche geholfen?
Bergfex, weil ich ein Gewitter
erkannt habe und noch
rechtzeitig umdrehen
konnte.
FB: 25.348
Twitter: 36.927
Ehre wem Ehre gebührt: Ohne dem „Data-Selfie“ des Wired-
Magazins hätten wir unseren Zugang zum Wahlkampf nicht
gefunden. Hvala und teşekkür für die Inspiration!
20 / POLITIKA /
HEINZ-CHRISTIAN STRACHE
Liebe Leserinnen und Leser!
Demokratisch und tolerant wie
wir sind, haben wir auch FPÖ-
Spitzenkandidat Heinz-Christian
Strache eingeladen, mit uns über
sein digitales Ich zu sprechen.
Obwohl sich das bei uns im
Abendland so nicht gehört, hat
sein Pressesprecher aber nie
zurück gerufen.
FB: 727.222
Twitter: 19.880
Instagram: 4908
1
2
3
3 Routen:
Neustift bis Nußdorf
Strebersdorf bis Stammersdorf
Weinspaziergang Ottakring
Herrliche Aussicht auf Wien
Viele köstliche Labestationen
Insgesamt 25 km Weinwege
Der 11.Wiener Weinwandertag
www.umweltmusterstadt.wien.at
Wandern Sie durch die Wiener Weinberge
und genießen Sie dabei Wiener Wein
und Wiener Schmankerln, von Neustift
bis nach Nußdorf, von Strebersdorf bis
Stammersdorf und in Ottakring.
30. September
1. Oktober
10 – 18 Uhr
bis
2017
– bezahlte Anzeige – www.message.at, Foto: Julius Silver
Informieren Sie
sich auf unserer
Gratis-APP über
die Strecken!
NETZ POLITIK
DAS MAKING-OF
Von Alexandra Stanić
Zu Besuch bei Peter Pilz wurde nicht nur über Twitter gesprochen,
es gab auch Eiskaffee – mit Bio-Vanilleeis!
Das Neos-Büro sieht aus wie ein Start-Up.
Ob das wohl Absicht ist?
Alexandra Stanić, Julia Peternell
wgkk.at
www.wgkk.at
Die Online-Services der WGKK – rasch, einfach und sicher
Das geht jetzt online
unter wgkk.at/meinesv
• Anträge stellen
• Bestätigungen abrufen
• Ihre Daten bei der
WGKK einsehen
WGKK-Versicherte können mittels
Handy-Signatur zahlreiche Anträge online
stellen bzw. Unterlagen übermitteln.
So sparen Sie Papier, Porto und
persönliche Wege.
Erhältlich ist die Handy-Signatur unter
anderem in allen WGKK-Kundencentern.
Mehr unter wgkk.at/meinesv
Bundeskanzler Kern checkt gerade, welche Apps er
auf seinem Handy hat und wem er auf Instagram folgt.
Sebastian Kurz hat nicht nur die größte Social Media-
Gemeinde, auch bei der Abfahrt seines Busses wurde
er mit Applaus und La-Ola-Welle verabschiedet.
Öffi-
Nutzerin
Milena
schaut auf
dich.
wienerlinien.at/sicherheit
Sicher
ist sicher!
Mit dem Bahnsteig-Notruf
direkt zur Leitstelle. Oder:
(01)7909 -111
UN
GESCHLAGEN
24 / POLITIKA /
Missbraucht, bedroht und isoliert: Die Geschichte
dreier geflohener Frauen, die sich in Österreich
ein neues Leben aufbauen. In ständiger Angst,
ihrem gewalttätigen Ex-Ehemann zu begegnen.
Von Mamo Issa und Alexandra Stanić, Fotos: Christoph Liebentritt
Munas * Gesicht ist blutüberlaufen. Ihre Nase ist
geschwollen, ihr Auge ziert ein großer blauer
Fleck. Dieses Mal ist ihr Mann Ahmad * einen
Schritt zu weit gegangen. Als er den Stuhl packt
und auf sie einschlägt, weiß sie: Es reicht, sie muss hier raus.
Muna schafft es, die Wohnung zu verlassen, sie schreit um
Hilfe. Zunächst hört sie keiner – oder möchte sie nicht hören. In
ihrem Stock lebt nur eine weitere Person: ein irakischer Freund
ihres Ehemannes. „Wenn du meine Frau und mich streiten
hörst, ignorier das Geschreie einfach, wir
klären das unter uns“, hatte ihr Ehemann
ihn Monate zuvor gebeten. All die
Zeit hat er sich daran gehalten, auch an
diesem Abend, obwohl er zu Hause war.
Muna flüchtet auf die Straße, ihr Körper
schmerzt wegen der Schläge, sie kann
kaum gehen und sieht schlecht – das
Blut läuft ihr in die Augen. Schließlich eilt
ihr eine Nachbarin zu Hilfe, verständigt
die Polizei und die Rettung und lässt sie
in ihrer Wohnung warten.
An diesem Abend verlässt Muna
Ahmad * und zieht ins Frauenhaus. Seit
eineinhalb Jahren lebt die 34-Jährige in
Österreich, ihr Mann ist seit zweieinhalb
Jahren hier. Ursprünglich kommen sie
aus Syrien. Im Rahmen der Familienzuführung
holt ihr damaliger Ehemann
sie 2015 nach Wien. Sie leben in einer
kleinen Ein-Zimmer-Wohnung. Ahmad
war schon in Syrien gewalttätig. Als der Krieg beginnt, wird
es schlimmer. „In meiner Heimatstadt sind alle mit Waffen
rumgelaufen, selbst Kinder“, erzählt Muna. „Einmal war
Ahmad wieder wütend und hat in unserer Wohnung auf mich
geschossen und mich ganz knapp verfehlt.“ Zwei Mal hatte
sie Fehlgeburten, weil er ihr bei einem seiner Wutausbrüche
in den Bauch getreten hatte. „Seine Familie und er haben mir
die Schuld gegeben, dass wir keine Kinder kriegen konnten“,
erzählt Muna schluchzend. „Sie haben gesagt, dass ich keine
„
Ahmad war
wütend und
hat in unserer
Wohnung
auf mich
geschossen.
“
richtige Frau bin.“ Er verbrennt sie mit Zigaretten, sie zeigt mir
die Narben, die sie davongetragen hat. Auf die Frage, warum
sie ihm trotzdem nach Österreich gefolgt ist, antwortet sie:
„Weil in meinem Land Krieg herrscht.“ Zudem habe Muna auf
eine Veränderung gehofft, trotz der Misshandlungen liebte ein
Teil von ihr Ahmad. „Er hat mir geschworen, dass wir ein neues
Leben beginnen und er mich mit Blumen in Österreich erwartet“,
erinnert sich die Kindergartenpädagogin. „Aber besser
wurde nichts, nur noch viel grausamer.“
Dass solche Versprechen oft nicht
der Wahrheit entsprechen, weiß auch
Psychotherapeutin Homeyra Adjudan-
Garakin, die auf Opferarbeit spezialisiert
ist und als Beraterin in der Wiener
Interventionsstelle gegen Gewalt in der
Familie arbeitet. „Gewalttätige Männer
versprechen oft, dass alles besser wird,
wenn sie erst in ein europäisches Land
geflohen sind“, erklärt Adjudan-Garakin.
„Das Gegenteil ist der Fall, es wird meist
schlimmer. Außerdem sind Frauen schon
auf der Flucht nach Europa der Gewalt
ihrer Ehemänner ausgesetzt.“
Aber Gewalt gegen Frauen ist kein
syrisches Problem. In Österreich hat jede
fünfte Frau seit ihrem 15. Lebensjahr
körperliche und/oder sexuelle Gewalt
erfahren. Psychische Gewalt durch
ihren (Ex-)Partner haben 38 Prozent der
Frauen seit ihrem 15. Lebensjahr erlebt.
Zahlen zu Gewalt gegen Frauen in Syrien sind nicht verlässlich.
Eine Statistik, wie viele Frauen kürzlich nach Österreich gekommen
sind und sich aufgrund von Gewalt in der Ehe scheiden
haben lassen, gibt es nicht. „Frauen mit Fluchthintergrund
sind erfahrungsgemäß besonders gewaltgefährdet. Gründe
dafür sind zum Beispiel das Fehlen eines tragfähigen sozialen
Netzwerks, geringe Sprachkenntnisse oder rechtliche Hürden“,
heißt es auf Nachfrage im Frauenministerium. Der Aufbau
einer eigenständigen Existenz sei in der Regel langwierig und
/ POLITIKA / 25
Kein soziales
Umfeld und keine
Deutschkenntnisse:
All das hindert
geflüchtete
Frauen oft daran,
sich endgültig von
ihrem gewalttätigen
Ehemann
scheiden zu lassen.
„
Ich habe ein
Kontaktverbot
beantragt.
Kommt mir
Ahmad zu
nahe, wird er
weggesperrt.
“
kompliziert, das mache das Verlassen einer Gewaltbeziehung
oft besonders schwierig.
Kein soziales Umfeld und keine Deutschkenntnisse: All das
hinderte auch Muna lange daran, sich endgültig von ihrem
Ehemann zu trennen. Aber im Vordergrund steht vor allem die
Angst, von ihm umgebracht zu werden. Ihr Ex-Ehemann ist
alkoholkrank, betrinkt sich jeden Tag. „Er hat mich gezwungen,
mit ihm mitzutrinken, damit ich Dinge im Bett mit ihm
mache, die ich nicht wollte“, sagt sie und kann ihre Tränen
nicht unterdrücken. Sie wehrt sich, plädiert auf seine Vernunft.
Aber er antwortet ihr nur: „Du bist meine Frau, du gehörst mir
und ich kann mit dir machen, was ich will.“ Dann vergewaltigt
er sie. Ahmad verbietet Muna Deutschkurse zu besuchen,
sie darf die Wohnung nicht ohne ihn verlassen. Setzt sie sich
zur Wehr, folgen Schläge. Ihr einziger sozialer Kontakt ist ihre
Cousine, die ebenfalls in Wien lebt. Zu der verbietet er ihr nach
wenigen Wochen den Kontakt, weil er sie für einen schlechten
Einfluss hält. Ahmad isoliert sie von
der Außenwelt, nimmt ihr ihr Handy weg.
„Wenn ich mit der Polizei gedroht habe,
hat er nur gelacht. Er hat mir gesagt, dass
er vielleicht ein oder zwei Nächte im Knast
verbringen würde, sobald er aber wieder
draußen wäre, würde er mich umbringen.“
Ihre Deutschkenntnisse seien zudem so
schlecht gewesen, dass sie sich nicht
ohne ihn zurechtgefunden hätte. „Er hat
mir verboten, mich weiterzubilden. Er
wollte, dass ich völlig abhängig von ihm
bin.“ Monatelang lebt sie so. Bis zu dem
Abend, an dem er sie mit einem Stuhl
attackiert hat. Muna hat sich entschieden,
ihre Geschichte zu erzählen, damit
auch andere Frauen Mut fassen und ihren
gewalttätigen Ehemann verlassen. „Ich
habe ein Kontaktverbot beantragt. Kommt
mir Ahmad zu nahe, wird er weggesperrt“,
beschreibt sie die derzeitige Situation. „In
Wirklichkeit gibt es aber nur einen Grund,
warum er mich endlich in Ruhe lässt: Die Angst vorm Staat
Österreich und die Angst, abgeschoben zu werden.“
EINE SCHANDE
Aysha * ist noch weit davon entfernt, in Frieden leben zu können,
auch wenn die 23-Jährige von ihrem Ehemann geschieden
ist. Mit 14 heiratet die Syrerin Mustafa * , der 13 Jahre älter
ist. Vor der Hochzeit trifft sie ihn nur zwei Mal. Auf die Frage,
ob sie zwangsverheiratet wurde, schüttelt sie den Kopf. „Keiner
hat mir gesagt, dass ich ihn heiraten muss“, erklärt Aysha.
„Ich habe einfach ja gesagt, was ein Fehler war. Aber es ist
irgendwie auch Teil unserer Kultur.“ Ähnlich wie bei Muna ist
ihr Ehemann schon in ihrer Heimat gewalttätig – auch Aysha
hofft auf Veränderung mit der Flucht nach Europa. „Ich war mir
sicher, dass wir hier ein neues Kapitel beginnen.“ Einmal hat er
sie krankenhausreif geschlagen, die Polizei wurde nie verständigt.
Mustafa hat sie auch in der Gegenwart anderer Menschen
verprügelt. An eine Scheidung war damals nicht zu denken.
26 / POLITIKA /
„Eine geschiedene Frau ist in unserer Kultur eine Schande“, so
Aysha. „Bis auf meine Mutter und meine Schwester weiß auch
bis heute niemand, dass ich hier in Österreich getrennt von
Mustafa lebe.“
Aysha hat vier Kinder, ihre älteste Tochter ist acht Jahre alt.
Auch ihre Kinder blieben nicht von den Schlägen ihres Vaters
verschont. Täglich prügelt er auf sie ein – wegen Nichtigkeiten.
Dabei war sich Aysha sicher, dass sie in Europa ein besseres
Leben haben würde, all ihre Hoffnung hat sie in dieses neue
Kapitel gesteckt. Aber als sie vor etwa einem Jahr und drei
Monaten in Österreich ankommen, wurden Mustafas Schläge
schlimmer und regelmäßiger. „Wenn er ein Glas Wasser
wollte und ich nicht schnell genug war, ist er ausgerastet.“ Als
Mustafa einmal einen besonders schlimmen Wutanfall hat,
schlägt er Aysha und sperrt sie daraufhin für sechs Stunden
ins Badezimmer ein. Am nächsten Morgen sucht sie wie jeden
Tag ihren Deutschkurs auf. Dort fällt sie in Ohnmacht. Mit Hilfe
ihrer Deutschlehrerin schafft sie es ins Krankenhaus und findet
einen Platz im Frauenhaus.
SOLIDARISIERUNG
Aber mit ihrer Entscheidung, Mustafa zu verlassen, ist Ayshas
Sicherheit noch nicht gewährt. Er terrorisiert sie mit Anrufen
und Nachrichten. Über mehrere Facebook-Profile versucht er
monatelang, auch heute noch, Kontakt mit ihr aufzunehmen. Er
beleidigt sie aufs Übelste und droht ihr, sie umzubringen. Meist
ignoriert sie seine Beleidigungen, einmal reagiert sie: „Ich habe
all deine Bedrohungen als Beweis, hör auf mir zu schreiben
oder ich rufe die Polizei.“ Zwei Tage später holt sie eines ihrer
Kinder vom Kindergarten und wird von einem fremden Mann
attackiert. „Er hat mir auf den Kopf geschlagen und mir das
Handy aus der Hand gerissen“, erinnert sie sich. „Weg waren
alle Beweise.“ Sie ist sich sicher, dass der Dieb ein Freund ihres
Ehemannes war: „An so einen Zufall glaube ich nicht.“
Zuletzt kontaktiert sie Mustafa vor einigen Wochen, um ihr
einmal mehr zu drohen, dass er sie umbringen wird. „Du hast
eine Woche, um mir die Kinder zu geben, ich möchte zurück
nach Syrien mit ihnen“, habe er ihr erklärt. „Lieber sollen sie
dort sterben als hier mit dir in Freiheit zu leben.“ Sie reagiert
nicht. Kurz darauf trifft sie einen Freund ihres Ex-Mannes auf
der Straße, der sie mit den Worten „Dir reichen Worte wohl
nicht“ in Panik versetzt. Zur Polizei ist sie nicht gegangen, zu
groß die Angst vor Mustafa.
„Manchmal solidarisieren sich Männer, wenn sich Frauen
von ihnen trennen wollen“, beschreibt Psychotherapeutin
Homeyra Adjudan-Garakin ein großes Problem. „Wenn eine
Frau vor ihrem Mann flüchtet, könnte das auch andere Frauen
motivieren, es ihr gleich zu tun. Das könnte sich ja in der
Community herumsprechen.“ Deswegen geben sich Männer
auch gegenseitig Tipps wie: „Sag, dass du sehr betrunken
warst“ oder „Du kannst dich einfach an nichts erinnern.“ Aber
auch Frauen, die in gewaltvollen Ehen leben und nicht den
Mut fassen können, ihren Partner zu verlassen, solidarisieren
sich mit diesen Männern und verurteilen Frauen, die die
Scheidung einreichen. „Ganz nach dem Motto: Es ist besser,
wenn es allen gleich schlecht geht und wir alle im selben Boot
sitzen“, so Adjudan-Garakin. Neben der eigenen Community,
/ POLITIKA /
Willst du das verstehen?
Willst du arbeiten?Integrier Dich!
Umgekehrt
THEATER, PERFORMANCE
Deutsch, Arabisch
FREIER EINTRITT
FR. 29. 09. 2017
19:00h
Im Anschluss Publikumsgespräch.
Moderation: Nadja Maleh
VHS Ottakring
Hilde Weinberger Saal
Ludo-Hartmann-Platz 7
A-1160 Wien
Wegen begrenzter
Teilnehmer_innenzahl
bitte bis 27.9. anmelden unter
reservation@wienwoche.org
“Umgekehrt” ist eine
Produktion im Rahmen von.
in Syrien gesagt, dass ich eine Schlampe bin“, so Nisrin. Als
sie die Campleitung über Hassan informiert, darf er das Heim
nicht mehr betreten. Damit nimmt seine Hasstirade aber kein
Ende. Er bezahlt andere Männer, um Nisrin zu fotografieren und
zu beobachten. Auf dem Weg zum AMS ist er ihr und ihrem
Dolmetscher gefolgt, wollte beide zusammenschlagen, beinahe
wäre die Situation eskaliert. „Er besteht die ganze Zeit darauf,
unsere 14-jährige Tochter Roni * zu sehen“, erzählt Nisrin.
„Nachdem er sie aber auch geschlagen hat, möchte sie nichts
mehr mit ihm zu tun haben.“ Mittlerweile lebt Nisrin mit ihrer
Tochter in einer kleinen Ein-Zimmer-Wohnung und hat einen
Job als Friseurin gefunden. Hassan versucht immer wieder,
Kontakt zu den beiden aufzunehmen. „Hebt meine Tochter
einmal ab, möchte er herausfinden, wo genau wir in Wiener
Neustadt leben und wo ich arbeite.“
Die Frauen leben in ständiger Angst, ihrem Ex-Ehemann
oder einem Bekannten von ihm zu begegnen.
die Frauen unter Druck setzt, gibt es einige Faktoren, die sie
vor der Scheidung zurückhalten. Das weiß die Psychotherapeutin
aus Erfahrung. Seit drei Jahren arbeitet sie intensiv
mit Flüchtlingen zusammen, die viel Gewalt erlebt haben und
traumatisiert in Österreich ankommen – sowohl Männer als
auch Frauen. „Wenn sie in Europa ankommen, müssen beide
traditionelle Geschlechterrollen abgeben“, erklärt sie. „Männer
können dann plötzlich nicht mehr Männer sein.“ Das sorgt für
Frust, den sie an ihren Ehefrauen auslassen. Eine große Rolle
spielt bei Frauen vor allem die Sorge, ihre Kinder zu verlieren.
„Sie verheimlichen ihre gewalttätigen Ehemänner, weil sie
Angst haben, dass man ihnen ihre Kinder wegnehmen könnte“,
erklärt die Psychotherapeutin.
Welche Dimensionen diese Solidarisierung von Männern
annehmen kann, zeigt auch die Geschichte von Nisrin * und
ihrem Ex-Ehemann Hassan * . Die 31-jährige Syrerin lebt in Wiener
Neustadt, „möglichst weit weg von meinem Ex, der in Wien
lebt.“ Bereits auf der Flucht nach Europa entscheidet sie sich,
ihn zu verlassen. Hassan stalkt sie daraufhin, ähnlich wie bei
Aysha belästigt er sie mit Anrufen und Nachrichten. Dann geht
er einen Schritt weiter, sucht sie im Flüchtlingscamp auf und
macht Fotos von ihr, die er dann mit üblen Beschimpfungen
in sozialen Netzwerken teilt. „Er hat meiner ganzen Familie
EIN NEUES LEBEN
Nisrins größter Wunsch ist es, dass Roni ein unbeschwertes
Leben in Österreich führt, zur Schule geht und nicht dieselben
Erfahrungen wie sie sammeln muss. „Ich möchte nicht,
dass sie jemals mit einem Mann zusammen ist, der sie brutal
zusammenschlägt, so wie es ihr Vater mit mir gemacht hat.“
Alle drei Frauen haben ein ähnliches Schicksal erlitten. Sie sind
aus ihrer Heimat vor dem Krieg geflohen und haben hier den
Mut gefasst, ein neues Leben zu beginnen – ohne ihre gewalttätigen
Ehemänner. Trotzdem leben sie in ständiger Angst,
diesen Männern oder deren Bekannten zu begegnen. Sie
fühlen sich hilflos und haben doch Hoffnung, dass sich – hier in
Österreich – alles zum Guten wendet. Auch die 23-jährige Hiba
versucht ein Vorbild für ihre vier Kinder zu sein. „Immer wieder
betone ich vor allem vor meinen drei Töchtern, dass sie unabhängig
und stark sein müssen, wenn sie groß sind“, erzählt sie.
„Meine achtjährige Tochter hat mir einmal geantwortet: Mama,
ich werde eines Tages stärker sein als du es warst – mein Ehemann
wird mich nie schlagen dürfen.“ ●
→ Die Frauenhelpline gegen Gewalt bietet auch
muttersprachliche Beratung in Arabisch,
Englisch, Bosnisch-Kroatisch-Serbisch,
Rumänisch, Spanisch und Türkisch an:
0800 222 555
→ Die „fem:HELP“ für Android-Handys und
iPhones soll von Gewalt betroffenen Frauen in
Österreich helfen, Hilfseinrichtungen schnell
zu kontaktieren.
→ Der 24-Stunden Frauennotruf der Stadt Wien:
0171719
→ Die Interventionsstelle gegen Gewalt in der
Familie bietet Informationen, Beratung und
Hilfe bei Gewalt an Frauen:
www.interventionsstelle-wien.at/
Die interviewten Frauen wollten aus Angst vor ihren Ex-Ehemännern anonym bleiben.
Deswegen hat sich unsere ehemalige Stipendiatin Mona bereit erklärt, für diese
Geschichte zu modeln.
28 / POLITIKA /
SICHER WÄHLEN
mit
Im Inland:
Wenn Sie Ihr Wahllokal
nicht aufsuchen können
• in jedem Wahlkarten-Wahllokal
• vor einer „fliegenden Wahlbehörde“
(sie kommt, wenn Sie bettlägerig,
geh- oder transportunfähig sind)
• portofrei – per Briefwahl
Im Ausland:
• portofrei – per Briefwahl
Nähere Informationen unter: Hotline 0800 202220 (gebührenfrei)
Montag bis Freitag 7.30 – 17.00 Uhr www.nrw-17.at
VERÄNDERUNG MIT
VERANTWORTUNG.
KANZLER MIT
SCHARF.
EINE KLARE ANSAGE: VON ÖSTERREICHS ERFOLG
MÜSSEN ALLE PROFITIEREN.
30 / POLITIKA /
RAMBAZAMBA
„Perfekt“
Foto von Kay von Aspern
HERR INSPEKTOR,
BITTE!
„Wenn es die Gay Cops
bei der Polizei gibt und
eine Transfrau beim Heer,
dann muss es auch als
Transmann bei der Polizei
gehen.“
32 / RAMBAZAMBA /
Zwei Jahre war Marek auf Streife im 1. Bezirk unterwegs – im Körper
einer Frau und in weiblicher Polizei-Uniform. Er wurde als Frau
geboren, doch fühlte sich nie wie eine. Marek änderte vor einem Jahr
sein Geschlecht. Nun ist die ehemalige Polizistin offiziell Polizist.
Von Steven Meyer und Marko Mestrović (Fotos)
Marek absolvierte die
Polizeischule als Frau
– zumindest auf offiziellen
Papieren. Danach arbeitete
er zwei Jahre als Polizistin in
Wien, bis der heute 26-Jährige
es nicht mehr aushielt und sich
outete: Sein weibliches Geburtsgeschlecht
passte einfach nicht.
Heute lebt er offen als Mann,
engagiert sich im Verein Gay Cops
und arbeitet beim Landeskriminalamt
im Erkennungsdienst. Wie
in allen Berufsgruppen arbeiten
natürlich auch bei der Polizei
schwule, lesbische, bisexuelle und
transidente Menschen. Ein Outing
– vor allem in einem von Männern
dominierten Berufsfeld wie der
Polizei – ist meistens mit Ängsten
vor Diskriminierung oder Karrierebrüchen
verbunden. Aus diesem
Grund sprechen viele nicht offen
über ihre sexuelle Orientierung
oder Identität – im Gegensatz zu
Marek. Wir haben uns mit ihm
getroffen.
BIBER: Marek, du kennst beide Seiten.
Du warst Polizistin, bist nun Polizist - was
ist der größte Unterschied?
MAREK: Als Frau wurde ich immer
gefragt: „Was? Ist der Beruf nicht viel
zu gefährlich?“ – was aber eigentlich
gemeint war, ist: Ist der Beruf nicht zu
gefährlich für eine Frau? Mittlerweile
kommen eher Fragen wie „Was hast du
schon erlebt?“ und es wird als cooler
Beruf wahrgenommen – allerdings nicht
von meiner Community.
Warum?
Innerhalb der LGBTIQ* (Lesbian, Gay, Bi,
Trans, Inter, Queer)-Community wollten
einige nichts mit mir zu tun haben, weil
mein Beruf als rechts angesehen wird,
da ich für den „unterdrückenden Staat“
arbeite. Mir wird vorgeworfen, einen Job
zu haben, der Gewalt ausübt. Ich habe
mehr Probleme, wenn ich mich in der
Community als Polizist oute, als wenn ich
mich als trans bei der Polizei oute. Das
fand ich sehr erstaunlich und traurig, da
die Community schließlich tolerant sein
sollte.
War dir eigentlich schon immer bewusst,
dass du ein Mann bist?
Anfangs war es eher die Ablehnung des
Weiblichen. Ich wusste, dass Frau 100%
nicht passt. Das mit dem Männlichen
kam nach und nach. Da es in Österreich
nur zwei Geschlechter gibt, fiel die Wahl
dann nicht so schwer.
Wie verlief der Wandel bei dir?
Angefangen hat der Prozess mit 16 Jahren.
Damals war trans noch kein Begriff
für mich. Ich habe in der Tourismusbranche
gearbeitet und wurde dauernd als
Fräulein angesprochen. Das passte nicht,
ich wusste, dass ich das nicht bin. Das
wirkliche Eingestehen hat aber sehr lange
gedauert. Mit 23, 24 Jahren war es
mir klar, habe es aber noch verheimlicht.
Erst als ich dann nach der Polizeischule
eine Therapiestelle gefunden hatte, kam
alles langsam ins Rollen.
Wie verlief dein Outing bei der Polizei?
Wie haben deine KollegInnen reagiert?
Damals war ich im Streifendienst in Wien
1010 und habe noch Uniform getragen.
Ich habe mich zuerst bei meiner Funkfahrtpartnerin
geoutet, weil ich wusste,
dass sie positiv reagieren würde. Dann
habe ich mich bei meinem Dienstvorgesetzten
geoutet und habe ihn gefragt, ob
er zu den anderen Outings als Unterstützung
mitgehen würde. Er hat sofort
ja gesagt. Einige haben Fragen gestellt,
andere haben nicht viel gesagt.
Hast du keine Diskriminierungen erfahren?
Ich hatte natürlich viele Sorgen und Ängste
diesbezüglich, aber sie wurden nicht
bestätigt. Anfangs war allerdings nicht
sicher, ob die Chefs mir den Männerspind
zugestehen können. Zuerst sollte
ich einen eigenen bekommen, was aber
aus Platzmangel nicht funktionierte. Zu
dieser Zeit habe ich aber meine Geburtsurkunde
ändern lassen, die ich innerhalb
von drei Tagen hatte und somit auch in
die Männerumkleide konnte. Es gab nur
einen Kollegen, der alles dran gesetzt
hat, den Spind neben mir nicht zu
bekommen. Der hat mir auch nicht mehr
die Hand gegeben.
/ RAMBAZAMBA / 33
GAY-COPS:
Die Gay Cops sind ein Verein,
den es mittlerweile seit
10 Jahren in Österreich gibt
und der Teil eines europaweiten
Netzwerkes von LGBTIQ+
Polizistinnen und Polizisten
ist. Der Verein mit etwas mehr
als 60 aktiven Polizist*innen
setzt sich für Sichtbarkeit und
ein Bewusstsein der Probleme
von queeren Minderheiten
innerhalb der Polizei ein.
Außerdem möchten sie, dass
ein Vortrag zur polizeiinternen
Sensibilisierung für LGBTIQ+
Themen in den Lehrplan der
Polizeiausbildung aufgenommen
wird.
werden will. Allerdings habe ich auch
geahnt, dass ich trans bin, und dachte
damals, ich müsste mir einen anderen
Traumberuf suchen. Dann habe ich
zufällig von den Gay Cops und über eine
Transfrau beim Bundesheer gelesen – da
dachte ich mir, wenn es die Gay Cops bei
der Polizei gibt und eine Transfrau beim
Heer, dann muss es auch als Transmann
bei der Polizei gehen. Nach der Polizeischule
habe ich mich gleich bei den Gay
Cops angemeldet. Ich möchte, dass es
andere LGBTIQ-Personen leichter haben
als ich und nicht Zweifel an ihrem Traumjob
haben, nur weil sie sind wie sie sind.
Gab es schon Trans-PolizistInnen vor dir?
Ja, es gibt ungefähr sechs oder sieben in
Österreich, von denen habe ich erst nach
dem Outing erfahren. Ich dachte ich sei
der Erste.
„Ich bin immer wieder überrascht, wenn mich Menschen sofort als männlich wahrnehmen.
Immerhin wurde ich 25 Jahre als weiblich wahrgenommen.“
Dein Outing verlief insgesamt gut. Woran
lag das?
Es kommt immer auf die Leute an, mit
denen man arbeitet. Vor allem auf die
Vorgesetzten. Es kann auch ganz anders
ablaufen – ich kenne jemanden, der die
Polizeiinspektion aufgrund eines Outings
wechseln musste. Man kann sich allerdings
auch über die Gleichbehandlungsstelle
gegen Mobbing wehren.
Du bist Mitglied der „Gay Cops“. Wie
kam das?
Ich wusste schon immer, dass ich Polizist
Hat sich dein beruflicher Alltag verändert?
Teilweise war es sehr schwer. In der
Uniform wurde ich viel schneller als
weiblich angesehen als in Privatkleidung.
Da war es dann heftig zurückzustecken
und wieder „Frau Inspektor“ zu
hören. Mit meinen Chefs habe ich auch
besprochen, dass ich keine Personendurchsuchungen
mache, solange mein
Geschlecht äußerlich unklar ist. Ich selbst
wollte keine weiblichen Personen mehr
durchsuchen, weil ich per Gesetz seit
der Geburtsurkundenänderung männlich
war. Für die Männer war ich aber noch
nicht erkenntlich Mann. Aus diesem
Grund haben wir beschlossen, dass ich
niemanden durchsuche. So konnte ich
auch dummen Kommentaren der Durchsuchten
entgehen.
Wie verlief der Wandel allgemein für
dich? Du hast dich auch Operationen
unterzogen, richtig?
34 / RAMBAZAMBA /
Insgesamt lief meine gesamte Transition
gut. Die erste Psychiaterin hätte ich
mir sparen können, da sie sehr unangenehme
Fragen gestellt hat. Da man
aber auf ein Gutachten angewiesen ist,
beantwortet man Fragen, die man nicht
beantworten möchte. Außerdem hätte
ich nicht erwartet, dass man nach den
Operationen so lange braucht, bis man
körperlich wieder fit ist. Bei mir hat es
sechs Monate nach den OPs gedauert,
bis ich wieder so leistungsfähig
wie davor war. Ich habe mir die Brüste
abnehmen und auch Eierstöcke und
Gebärmutter entfernen lassen.
Weil du beide Seiten kennst: Wie unterscheiden
sich die Anforderungen an
Männer und Frauen bei der Polizei?
Beim Sporttest gibt es zwischen Männern
und Frauen noch Unterschiede – da
ist es für Frauen einfacher. Durch meine
Hormontherapie spüre ich die Unterschiede
zwischen einem männlichen und
einem weiblichen Körper. Durch Testosteron
konnte ich innerhalb eines Monats
das Doppelte leisten, weshalb ich den
Unterschied verstehe und gut finde.
Hast du einen Vorteil bei der Arbeit als
Transpolizist?
Man ist feinfühliger hinsichtlich Minderheiten,
weil man auch in der Community
eingebunden ist. Man kennt etwa ihre
Bedenken, eine Anzeige zu machen und
man versteht, dass oft keine Anzeige
erstattet wird. Ansonsten unterscheidet
es sich nicht wirklich.
Gab es dann aufgrund der unterschiedlichen
Anforderungen Anmerkungen
nach dem Outing?
Nein, ich habe den Sporttest damals als
Frau absolviert. Jetzt mache ich den
Dienstführendenkurs und hab den Sporttest
als Mann absolviert. Ich habe alle
Limits erfüllt.
Mittlerweile wirst du als männlich angesehen.
Wie ist das für dich?
Ich bin immer wieder überrascht, wenn
mich Menschen sofort als männlich
wahrnehmen. Nach wie vor bin ich in der
Gewöhnungsphase, da ich 25 Jahre als
weiblich wahrgenommen wurde. Jetzt,
innerhalb eines halben Jahres, werde ich
10FACHES RISIKO!
Die Gay Cops veröffentlichten 2015
zusammen mit der IG Soziologie eine
Studie, deren Ergebnisse polizeiintern
ignoriert wurden. Es ging um Hassverbrechen
gegenüber LGBTIQ* in Österreich,
in der herauskam, dass LGBTIQ*
Personen ein zehnfach höheres
Risiko als die restliche Bevölkerung
haben, Opfer von Gewaltverbrechen
zu werden und dass die wenigsten
dieser Verbrechen eine Anzeige zur
Folge haben. Mangelndes Vertrauen
in die Polizei ist der Grund dafür.
Sollte es dennoch zu einer Anzeige
nach einem Hassverbrechen kommen,
führt diese selten zur Verurteilung.
Einen Tatbestand „Hassverbrechen“
gibt es in Österreich nämlich nicht,
sondern lediglich die Möglichkeit zu
einer Straferhöhung bei besonderen
Umständen der Tat. Beispielsweise
bei rassistischen oder homophoben
Motiven. Dieser Erhöhungstatbestand
kommt allerdings nur zum Tragen,
wenn es verschiedene Instanzen
durchläuft – und das passiert selten.
Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Ein neuer Stil.
Es ist Zeit.
Wenn wir wir das das Land verändern wollen, muss Politik
sich sich verändern. Dazu braucht es es einen neuen Stil: Stil:
sagen, was was Sache ist. ist. Und tun, tun, was was richtig ist. ist.
www.sebastian-kurz.at
„Es fehlt einfach noch
das Bewusstsein, dass
Transmänner Männer
sind und Transfrauen
Frauen sind.“
Für alle LeserInnen,
die wie wir eine
Enzyklopädie zum
Verständnis brauchten:
als männlich angesehen. Da freue ich mich
noch jedes Mal drüber.
Und deine Familie, dein Freundeskreis –
welche Reaktionen hast du erfahren?
In der Familie hat es bei einigen länger
gedauert. Meine Oma hat es beispielsweise
nicht verstanden. Nach einigen Monaten
hat sie sich dann aber bemüht. Bei meinem
Vater hat es auch länger gedauert. Nachdem
ich ihm einen Outing-Brief geschrieben
habe, hat er sich bemüht und nennt mich
jetzt in den meisten Fällen bei meinem
neuen, richtigen Namen. Mir war wichtig zu
wissen, dass die Personen versuchen meinen
neuen männlichen Namen zu sagen.
Meinen alten Namen möchte ich nicht mehr
hören oder benutzen.
(Anm. der Redaktion: Aus diesem Grund
nennt er den Namen auch im Interview
nicht)
Wie ist der Umgang mit Transpersonen?
Ich werde oft – vor allem von Schwulen –
gefragt, was ich denn eigentlich in der Hose
habe, obwohl das einfach nur relevant ist,
wenn man in einer Beziehung ist. Außerdem
kommt es in der Community oft vor,
dass Transfrauen bei Lesbentreffen explizit
ausgeschlossen werden. Umgekehrt werden
jedoch Transmänner eingeladen, da sie
ja „doch irgendwie noch Frauen sind“. Es
fehlt einfach noch das Bewusstsein, dass
Transmänner Männer sind und Transfrauen
Frauen sind.
Bist du eigentlich homosexuell, heterosexuell
oder bisexuell?
Nein, ich bin pansexuell.
Was heißt das?
Mir kommt es nicht auf das Geschlecht an.
Eine der ersten Fragen lautet immer „Auf
was stehst du jetzt?“. Das fand ich komisch,
weil es vorher auch niemanden interessiert
hat und mit trans ja absolut nichts zu tun
hat. Ich habe dann entweder ausweichend
geantwortet, mittlerweile sage ich aber
offen, dass mir der Körper egal ist. Ich weiß
nämlich selbst, dass der Körper nicht immer
das aussagt, was innen dann steckt. Mir
kommt es auf den Menschen an. ●
CIS-PERSONEN: bezeichnet
jene Menschen, die sich mit
ihrem Geburtsgeschlecht identifizieren
(Übersetzung: „diesseits“
im Gegensatz zu trans (jenseits))
LGBTIQ*: Abkürzung für Les-
bian-Gay-Bi-Trans-Inter-Queer-
Community
PANSEXUELL: sind Personen,
die in ihrem Begehren keine
Vorauswahl nach Geschlecht
bzw. Geschlechtsidentität treffen
TRANS/TRANSIDENT: sind
Personen, die sich mit ihrem
zugewiesenen Geschlecht nicht
(ganz) identifizieren
TRANSITION: ist der Überbegriff
für jegliche Änderung
(Name, Personenstand),
Geschlechtsangleichung (Hormone,
Operationen) und Prozesse
(Selbstfindung, Outing)
Um das Geschlecht in der
Geburtsurkunde in Österreich
anzupassen, ist auch noch immer
eine fachärztliche Diagnose der
Transidentität notwendig. Außerdem
muss bestätigt werden, dass
sich das äußere Erscheinungsbild
an das angepasste Geschlecht
annähert. Was auch immer das
heißen soll.
+ NO-GO „WAS HAST DU IN
DER HOSE?“
Transpersonen haben selbst nach
einem Outing oft damit zu kämpfen,
nicht als Mann oder Frau
anerkannt zu werden. Die Frage
danach, „was sie denn nun in
der Hose haben“ – obwohl diese
Information sehr privat und irrelevant
für die Geschlechtsidentität
ist – oder die Benutzung des
falschen Personalpronomens sind
Probleme mit denen Transpersonen
täglich konfrontiert sind.
36 / RAMBAZAMBA /
Und was gefällt dir
am besten an mir?
Dass du jetzt eine
Ausbildung machst!
AusBildung bis 18 startet. Davon werden nicht nur Jugendliche und
ihre Familien profitieren, sondern wir alle. Denn das Risiko, arbeitslos
zu werden, wird durch eine bessere Ausbildung auf ein Drittel reduziert.
Und die Gefahr, einen schlecht bezahlten Hilfsarbeitsjob zu bekommen,
sogar auf ein Viertel. Jetzt informieren: www.AusBildungbis18.at
ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG
DES SOZIALMINISTERIUMS
IN ZUSAMMENARBEIT MIT
EINE INITIATIVE DER
BUNDESREGIERUNG
Vier Ur-Favoritner
auf einem Foto: Nada,
Aykut, Adam, Nour.
(v.l.n.r.)
38 / RAMBAZAMBA /
Seit 2.9. fährt die U1 bis nach Oberlaa. Nada, Adam, Nour und Aykut
erinnern sich an die Zeit, bevor Favoritens Prärie in zehn Minuten vom
Reumannplatz aus erreichbar war. Über Pornokinos, die legendäre
67er Bim, Büchereien im Gemeindebau und wohlernährte Bäuche.
Von Amar Rajković und Christoph Liebentritt (Fotos)
Troststraße
MUNDGERUCH
UND FORTUNA
Herrje, ihr altes Favoriten ist kaum wiederzuerkennen!
Dass sie ausgerechnet der Linie
67 wehmütig nachsehen würde, hätte sich
Nada niemals erträumen lassen.
Ich befinde mich in der überfüllten 67er Bim, es
ist 10 Minuten vor 8 und ich komme garantiert
zu spät in die Schule. Mit meinen 1,55m schaffe
ich es gerade so noch, mich über drei Kinderköpfe
an einer der Halteschlaufen festzuklammern.
Das Publikum im 67er ist so Wienerisch
wie der unfreundliche Kellner im Kaffeehaus:
Von Anzugbeamten, k.u.k. Omas mit Broschen
und Föhnfrisur bis zum Bauhackler und Mutter
mit Einkaufswagen voller Viktor-Adler-Markt-
Gemüse ist hier alles dabei. Spätestens an der
Station „Troststaße“ pressen sich die letzten
Nachzügler jeden Alters in den stinkenden
Waggon, der morgendliche Mundgeruch der
Bimschwätzer ist unverkennbar.
Einer der bekanntesten Orte in Favoriten - Nada vor dem Fortuna-Kino.
ES BLEIBT DER TROST
Die Bim quetscht sich über die kreischenden,
neu verlegten Gleisen an der großen Baugrube
und der Plattform mit dem skeletthaften
Überbau vorbei. „Da kommt die U1 bald auch
hin, dann braucht niemand mehr diese grausliche
Bim!“, meint eine Mutter zu ihrem Zögling.
So, so… die U1 – hier? Die Linie 67 ist doch die
Halsschlagader Favoritens! Zu allen Tageszeiten
sind Menschen hier unterwegs – wenn es hier
mal leer ist, dann nur, weil dieser Verrückte vom
Pernerstorferhof mitfährt, der immer mit sich
selbst streitet!
Ich bin so viele Jahre um diese Uhrzeit in
dieser Bim gestanden, dass ich die einzelnen
Waggone an den Filzstiftschmierereien wiedererkenne.
Eigentlich muss ich schon lange nicht
mehr aus dem Fenster schauen, um zu wissen,
was draußen passiert. Immer dieselben müden
Gesichter, die gleichen Hunde jeden Tag, die
immer an dieses eine Gebäudeeck pinkeln. Der
glatzköpfige Besitzer des uralten Fortuna Sexkinos
poliert die Glasvitrinen. Einige Gasthäuser und
Imbisse reihen sich wie Perlen an einer Kette an
der ewigen Favoritenstraße auf. Im Gegensatz
zu den Wettbüros hier, sehe ich allerdings keine
Gäste dort ein- und ausgehen… Naja, eigentlich
bin ich doch irgendwie froh, dass sich nun alles
ins Unterirdische verlagert. Zurücktreten bitte,
lieber 67er! Hier kommt die U1!
Nada El-Azar, 21, Studentin.
/ RAMBAZAMBA / 39
Altes Landgut
DAHAM IM HORR
„Altes Landgut“ klingt wie die kaiserliche
Sommerresidenz mit Jagdschloss und
Gestüt. Pferde gibt es hier höchstens unter
der Motorhaube. Dafür verlor Adam seine
Fußballunschuld nebenan im HorrStadion.
Jeder Wiener Autofahrer kennt das Alte Landgut
aus dem Radio durch die Meldung „Stau am
Verteilerkreis“ – pünktlich zur Rush-Hour ereilt
der Verkehrsinfarkt diese Gegend. Hoch über
dieser funktionalen Verkehrsfläche thront die
Heimstätte des FK Austria Wien, die Generali
Arena. Bis 2010 hieß der Platz „Franz Horr Stadion“
und wird im Volksmund immer noch als „das
Horr“ bezeichnet. Trotz Namensänderung fühlen
sich Fans hier immer „daham“.
PFEFFER UND OGRIS
Meine fußballerische Taufe fand auf der berüchtigten
„West“ (Westtribüne) statt: im zarten Alter
von 14 Jahren, ohne Begleitung der Eltern, nur
mit Schulfreunden, besuchte ich das erste Mal
ein Fußballspiel der Austria. Und das auch gleich
im lautesten Sektor: Da saßen die Anhänger der
Austria nicht auf gemütlichen Plastiksesseln,
sondern klammerten sich an Metalllehnen, die
auf den kalten Beton geschraubt waren.
Beim Spiel selbst wurde angefeuert, mitgefiebert
und kritisiert. Die Kicker- und Schiedsrichterkritik
war direkt, unerbittlich, nicht jugendfrei.
Es war ein Privileg Legenden wie Toni „Rambo“
Pfeffer und Andi Ogris in Action zu sehen. Weitere
Besuche verfestigten das Bild: treue Fans,
die bei Regen und Wind zu ihrer Mannschaft
stehen, egal ob an der Tabellenspitze oder mit
roter Laterne am Tabellenende. Die „West“
war für mich auch eine Art Milieustudie: echte
Wiener in ihrem natürlichen Biotop ungestört
beobachten.
So sehen echte Austrianer aus - Adam in Gedanken an Ogris und Pfeffer.
MEHR ALS KRÄHE
In den 90ern hatte die Austria kein Leiberl – die
Stars der Bundesliga waren andere. Sturm Graz
spielte zum Beispiel in der Champions Leauge,
die Austria irgendwo im Nirgendwo. Und
auch die Umgebung am Alten Landgut, das
übrigens nach einer 1900 abgerissenen Gastwirtschaft
benannt ist, war eher karg. Nichts als
vielbefahrene Straße und ein paar verschreckt
dreinschauende Krähen. Mit dem U1-Ausbau
holt sich Favoriten den Titel „die längste U-Bahn
Linie der Stadt“ zurück. Und die Gegend um den
Verteilerkreis entwickelt sich rasant weiter. Wo
früher nur grüne Wiese war, bildet heute eine
Fachhochschule die Bildungselite aus, im Freibad
nebenan braten die Poser in der Sonne, und ab
Sommer 2018 feiert die Austria ihre Siege im
neu errichteten Stadion.
Adam Bezeczky, 33, biber Marketing
40 / RAMBAZAMBA /
Alaudagasse und Neulaa
DIE STREBERIN
DER SIEDLUNG
Wenn was vom Taschengeld übrig
war, schlenderte Nour nach ihrem
Büchereibesuch durch die Albin
HanssonSiedlung auf der Suche nach
Süßigkeiten und Maroni.
Wer an dieser Stelle die ärgsten Wien
Favoriten-Anekdoten erwartet, in denen
es um Spielplatzfetzereien oder Ćevapeund
Dönereskapaden geht, hat sich
geschnitten. Wo früher noch die 67er
Straßenbahn angehalten hat, um mich
bei der Per-Albin-Hansson Siedlung
abzusetzen, erstrahlt eine neue U-Bahnstation,
die Alaudagasse.
Die Gegend war immer schon ruhig
mit viel Grün rundherum. Ein harter
Kontrast zum Reumannplatz. Mich hat es
immer in die Per-Albin-Hansson Siedlung,
meine Lieblingsbücherei, verschlagen.
Weil ich eine Leseratte deluxe war
und immer noch bin. Die Alaudagasse
war DER Fixpunkt am Freitagnachmittag.
Ein bisschen durch die Siedlung schlendern
und all mein Taschengeld für Süßigkeiten
und je nach Jahreszeit für Eis oder
Maroni ausgeben. Danach mit der Tasche
voll Bücher und Comics einen kurzen
Abstecher in den Park machen.
Ja, schon als Kind habe ich einen auf
pseudo-intellektueller Gangster gemacht.
Manchmal sind mir sogar meine Tragtaschen
gerissen, weil ich mehr Bücher
ausgeborgt habe, als ich vorhatte. Diese
Situationen haben mir auch die ein oder
andere lustige Konversation mit Pensionistinnen
und Pensionisten beschert, die
gerade von der Therme Oberlaa kamen.
Die paar Stationen, die ich immer bis
Schau nicht so Ghetto! Nour vor ihrem
persönlichen Alcatraz.
DIE BEWEGUNG FÜR EIN
WELTOFFENES ÖSTERREICH
WEIL DIE PERSPEKTIVE
DER MENSCHEN ZÄHLT
NEOS - das neue Österreich, Neustiftgasse 73-75, 1070 Wien
Station Oberlaa
zur Alaudagasse fuhr, waren für mich als
Kind irre spannend. Die weiten, grünen
Flächen fingen beim Alten Landgut an –
wenn die Straßenbahn endlich aus dem
Betonpark rausfuhr. Wenn ich die grünen
Hügel und breiten Wiesen gesehen habe,
fragte ich mich jedes Mal dasselbe:
„Warum keinen Riesenpark dorthin bauen
oder einen Zirkus nach dem anderen
dort gastieren lassen?“ Aus der grünen
Wiese wurde später kein Park, dafür eine
Fachhochschule. Stieg man dann bei
der Alaudagasse aus, kam man aus dem
Staunen gar nicht heraus. Die Per-Albin-
Hansson Siedlung war für mich als Kind
keine Siedlung, sondern eine eigene
Welt. Mit meinen zehn Jahren dachte
ich, dass da sicher hunderttausende
von Menschen drinnen wohnen würden.
(Info: Es leben rund 16.000 Menschen in
der Siedlung.) Die riesigen Häuserblocks
jagten mir Angst ein. Sie erinnerten mich
zu sehr an die amerikanische Gefängnisinsel
Alcatraz. Als Kind fantasiert und
dramatisiert man eben gerne.
Nour Khelifi, 23, Journalistin
„KEBAB OBERLAA
– BESTE WO GIBT!“
Aykut und seine Wampe freuen sich
auf die U1-Erweiterung nach Oberlaa.
Die Erschließung der Favoritner Prärie
bringt sie dem Dönerhändler ihres
Vertrauens näher – und lässt Aykuts
Magen wehmütig an die alten Zeiten
zurückknurren.
Wer kennt das nicht? Mittagspause in
der Schule und die Frage aller Fragen,
die man sich jedes Mal aufs Neue stellen
muss: “Was esse ich heute?“ Für mich
und meine Jungs, Manuel und Ray, alle
waschechte Favoritner, war es klar. „Mäci
Bruder“ können wir nicht schon wieder
machen. Es braucht schon gesundes
Slowfood à la Favoriten. „Kebab Oberlaa
– Beste wo gibt“ war dann die logische
Antwort. Auch wenn wir dafür eine lange
Odyssee mit dem 67er in Kauf nehmen
mussten – der erste Biss in den Döner
ließ uns die Reisestrapazen schnell
vergessen. Das schönste an der ganze
Sache: Ich konnte beobachten, wie
der Bier trinkende Herbert gleichzeitig
mit dem Ayran schlürfenden Hassan
in seinen Döner hineinbeißt. Das kurze
Schmunzeln in ihren Gesichtern danach
bezeichnen die Linguisten wohl als pure
Glückseligkeit.
DER LANGE SCHATTEN
FAVORITENS
Als ich älter wurde, fielen mir die
zahlreichen Facetten des 10. Wiener
Gemeindebezirks, dem Ghetto Wiens,
immer stärker auf. An dieser Stelle
angemerkt: Natürlich ist Favoriten keine
Bronx. Aber jedes Mal, wenn ich mit
meinen Freunden Markus und Stöger
(Bitte nicht falsch verstehen, Jungs)
eine Unterhaltung über den Zehnten
führe, geben sie mir zu verstehen, dass
die Gegend um den Reumannplatz das
schlimmste Ghetto Wiens sei. Wir Favoritner
wissen alle, dass das nicht stimmt.
Wir bezeichnen unsere Hood trotzdem
als Ghetto. Soll das mal einer verstehen.
Zurück zur 67er Bim. Die langen
Fahrten mit ihr werden mir abgehen. Sie
war neun Jahre lang mein Begleiter zur
Schule hin und zurück. Ich weiß noch,
als ich meinen Volkschulfreund Manuel
jedes Mal überreden musste, den längeren
Heimweg mit der 67er zu wählen.
Nur damit wir eine Runde länger Mario
Kart auf unserem Nintendo DS spielen
konnten. Diese Zeiten bleiben immer in
meinem Herzen. Gleichzeitig freue ich
mich am Reumannplatz einzusteigen und
nur paar Minuten später in Oberlaa den
besten Döner zu verschlingen.
Aykut Erdem, 21, Inhaber
KusKut Weine
Denken nur an das Essen - Aykut und sein nimmersatter Vierbeiner ‚Buba‘
42 / RAMBAZAMBA /
Umwelt- und Öffistadträtin Ulli Sima über ehrliche Wiener,
Kristallluster in St. Petersburg und 11-Millionen-Euro-Züge.
Von Amar Rajkovic, Antonia Frank (Mitarbeit) und Christoph Liebentritt (Foto)
Wir sind zusammen mit Öffi-Stadträtin
Ulli Sima nach Oberlaa gefahren und
haben alle neuen Stationen der U1
einmal ausgetestet.
„WIR
KLAUEN
GUTE
IDEEN.“
biber: Wie oft nutzen Sie selbst die Öffis
und mit welchen Linien fahren Sie am
meisten?
Ulli Sima: Ich fahre regelmäßig mit den
Öffis. Da ich in Ottakring lebe, benutze
ich oft die U6 und natürlich die U2, die
direkt zum Rathaus fährt.
Wenn man dem Boulevard glaubt, ist es
lebensgefährlich mit der U6 zu fahren.
Empfinden Sie das auch?
Die Lage letztes Jahr mit der plötzlich
aufkommenden Drogenszene an der
U6 war nicht hinnehmbar. Ich habe das
nd_ Anzeige Biber_207x66mm
selbst erlebt, weil ich bei der Thaliastraße
lebe. Wir haben versucht, die
Gesetzeslücke zu schließen und auf
Bundesebene der Polizei zu ermöglichen,
die verdächtigten Drogendealer auch
festzunehmen. Das ist gelungen und
nun bleiben wir natürlich weiter dran am
Thema Sicherheit.
Mit welchen Maßnahmen?
Die Wiener Linien haben ihre Personalpräsenz
massiv verstärkt. Wir haben
ein umfassendes Paket geschnürt, im
Rahmen dessen im Endausbau über 300
Personen für Sicherheit und Service sorgen.
Ein Teil davon sind eigene Security-Mitarbeiter
und der andere Teil sind
Mitarbeiter, die nicht mehr hinter dem
dunklen Glas versteckt bleiben, sondern
in den Stationen unterwegs sind.
Das heißt, die Menschen haben doch
ein Bedürfnis nach Maßnahmen, die ihre
subjektive Sicherheit steigern. Warum?
In Wahrheit sind die Stationen der Wiener
Linien der sicherste Ort in der Stadt.
Über 11.000 Kameras, jedes Delikt wird
aufgeklärt, die Stationen sind noch heller
ausgeleuchtet. Wenn die Menschen z.B.
über Drogendealer lesen und sie dann
auch sehen, fühlen sie sich bestätigt.
Aber unsere Mitarbeiter sind präsent und
es gibt zahlreiche Notrufeinrichtungen.
Was kostet ein neuer Zug?
Da würde ich Sie bitten zu raten.
Acht Millionen?
Da waren Sie gar nicht schlecht. Rund
elf Millionen Euro kostet ein neuer Zug in
der Anschaffung.
An welchen internationalen Vorbildern
orientieren Sie sich?
Wir sind Vorbild für viele Städte. Aber
wir“ klauen“ gnadenlos alle guten Ideen
von anderen Städten. Von London haben
wir uns das Konzept der U-Bahn-Stars
mitgenommen (Musiker spielen an frequentierten
Stationen der U-Bahn), die
Sprüche auf den Mistkübeln haben wir
aus Hamburg und Berlin importiert, das
„Ascherohr“ haben wir aus Augsburg
mitgebracht.
Welche U-Bahn ist Ihnen international im
Gedächtnis geblieben?
In St.Petersburg hängen überall Kristallluster.
London hat seinen eigenen
Charme, von der Barrierefreiheit haben
sie aber nur wenig gehört.
Wie viele der in den Öffis kontrollierten
Menschen haben keinen Fahrschein?
Nur 1,8% der kontrollierten Fahrgäste
hatten 2016 keinen gültigen Fahrschein.
Warum sind die Wiener so ehrlich?
Das hat sowohl mit der billigen Jahreskarte
um 365 Euro als auch mit der
Angst zu tun, vor anderen Fahrgästen als
Schwarzfahrer entlarvt zu werden. ●
• AHS-Matura
• Berufsreifeprüfung
• Studienberechtigungsprüfung
• Sprachkurse, Latinum
• Fernunterricht
(Beginn jederzeit)
Beginn: Frühjahr & Herbst
HÖCHSTE
ERFOLGSZAHL
ÖSTERREICHS
Tel.: 01/523 14 88, Neubaugasse 43, 1070 Wien, www.roland.at
UNTER
BEOBACHTUNG
44 / RAMBAZAMBA /
Die Sex-Watchlist
Als mir das Kondom beim Sex mit einem unbekannten
Mann reißt, möchte ich mit einer Therapie eine mögliche
Ansteckung mit HIV verhindern. Doch die Krankenkasse
ist gesetzlich nicht verpflichtet, die Therapie zu bewilligen.
Mein Spießrutenlauf beginnt.
Von: Emir Dizdarević und Marko Mestrović (Fotos)
Es war ein geiler Abend. Vorglühen bei Freunden,
von einem Club in den anderen ziehen, tanzen,
sich einen hübschen Typen anlachen und ihn mit
nach Hause nehmen. Bei mir dann Sex. Als wir
fertig sind, merken wir, dass das Kondom gerissen
ist. Die ganze Leichtigkeit des Abends ist mit einem Mal weg.
Es ist ernst. Er geht sich duschen. „Zur Beruhigung“, wie er
sagt. Ich döse kurz ein und als ich aufwache, ist er weg. Kein
Name, keine Nummer, nichts. „Und was ist, wenn er jetzt HIVpositiv
ist?“, frage ich mich.
Es ist Sonntag. Ich fahre auf die Notfall-Ambulanz des Allgemeinen
Krankenhauses der Stadt Wien (AKH), um einen HIV-
Schnelltest zu machen. Wirklich Sinn
macht das nicht. Erst nach sechs
Wochen lässt sich sagen, ob ich
infiziert bin oder nicht. Aber irgendetwas
muss ich tun. Irgendetwas, egal
was. Und auf der Station zu sein,
hilft mir dabei. Die Krankenschwester
spricht mir gut zu und der Arzt versucht
mich ein bisschen aufzulockern, indem er Scherze über
mein „geplatztes Verhüterle“ macht. Die Aufheiterungsversuche
funktionieren. Nach der Blutabnahme schicken sie mich
in die HIV-Abteilung. Schließlich kann man einer Infektion jetzt
noch entgegenwirken und dort können sie mich am besten
darüber informieren.
ICH BIN „HÖCHSTRISKANT“
Ich sitze in der HIV-Abteilung. „Gibt es irgendeine Möglichkeit
Ihren Partner ausfindig zu machen?“, fragt mich der Arzt drei
Mal. „Nein“, muss ich immer wieder antworten. Würde ich
ihn kennen, wäre alles einfach. Mein Partner und ich könnten
uns beide einem Schnelltest unterziehen und binnen weniger
Stunden wüssten wir unseren Status und ob Infektionsgefahr
Statistisch gesehen bin
ich in diesem Moment
höchstriskant.
besteht. So ist es alles ungewiss und wir können uns nur auf
Wahrscheinlichkeiten und Statistiken verlassen. Es folgen Zahlen,
Daten, Fakten.
Generell gilt, dass immer der Empfänger beim Sex das
größte Risiko trägt. Bei Heterosexuellen also die Frau und
bei Männern jener, der passiv ist. So wie ich es bei meinem
Geschlechtsverkehr war. Die Infektion geschieht in beiden Fällen
durch Schleimhautverletzungen. Entweder durch die in der
Vaginalschleimhaut oder in der Analschleimhaut. Bei Zweiterer
kommt es jedoch leichter zu Verletzungen, was das Ansteckungsrisiko
deutlich erhöht. Auch bei der Anzahl der Sexpartner
liegen Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), vorne.
Das alles steigert die Wahrscheinlichkeit
einer Infektion noch einmal
deutlich. Die Infektionsrate liegt bei
Vaginalverkehr bei 0,3 Prozent und
bei Analverkehr bei bis zu 3 Prozent.
Also bis zu zehn Mal so hoch. Statistisch
gesehen bin ich also in diesem
Moment höchstriskant.
Ich entscheide mich für eine Postexpositionsprophylaxe,
kurz PEP. Dabei handelt es sich um eine vierwöchige Therapie,
die die HI-Viren daran hindern sich im Körper festzusetzen.
Statistisch vermindert das die Möglichkeit einer Infektion um
weitere 90 Prozent. Der Arzt stellt mir das Rezept aus, macht
mich aber noch darauf aufmerksam, dass ich mein Rezept bei
der Bezirksstelle der Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK)
bewilligen lassen muss. Da heute Sonntag ist, gibt er mir PEP
für zwei Tage aus dem Medizinschrank der Station mit. Schließlich
ist es entscheidend, dass ich so früh wie möglich mit der
Therapie beginne. Am besten innerhalb von vier Stunden.
Maximal aber binnen von 48 Stunden. In diesem Zeitrahmen
bewege ich mich noch. Inzwischen liegt auch das Ergebnis
meines Schnelltests vor. Derweil bin ich HIV-negativ.
/ RAMBAZAMBA / 45
Die PEP-Thearpie dauert einen Monat lang, in dem der Patient zwei
verschiedene Medikamente (Truvada und Tivicay) nimmt. Kosten privat: 1800 Euro.
46 / / RAMBAZAMBA MIT SCHARF / /
l
i
t
m e l d e
s
SPIELBALL PATIENT
Am nächsten Tag hätte ich eigentlich Mitarbeitergespräch,
entschuldige mich aber aus gesundheitlichen Gründen. Das
hat jetzt Vorrang. Als ich beim Arzt in der WGKK Mariahilf
in sein Zimmer gerufen werde, grüßt er mich freundlich. Ich
reiche ihm das Rezept. Als er es mustert, ziehen sich seine
Mundwinkel nach unten. „Den Befund bitte“, sagt er. Ich
reiche ihm mein Rezept, auf dem nicht viel außer „Kondom
gerissen“ steht. „Dafür sind wir nicht zuständig.“ Obwohl ich
ihn verstanden habe, frage ich nach was er meint. Der Arzt
in der HIV-Abteilung hatte gemeint, dass ich es hier bewilligen
lassen könnte, sage ich ihm. „Das ist eine Fehlinformation“,
antwortet er. Ich versuche es weiter. Es sei dringend,
erkläre ich ihm. Ich hätte nur noch PEP für heute, ich dürfte
doch keinen Tag auslassen und überhaupt sei morgen ein
Feiertag, wodurch alle Stellen geschlossen sind. „Das tut mir
leid. Alles Gute“, schließt er das Gespräch ab und beendet
damit all meine Überzeugungsversuche. Eigentlich wäre der
Arzt verpflichtet gewesen sein Verneinen meines Antrages
schriftlich festzuhalten. Mit einem Abdruck eines „Nicht
bewilligt“-Stempels etwa. Er tut es nicht. Von dieser Pflicht
erfahre ich erst später von HIV-Spezialisten Dr. Lang. Keine
Bewilligung zu bekommen, heißt als Patient die Kosten selber
tragen zu müssen. Kostenpunkt: 1800 Euro.
Gesetzlich ist die Krankenkasse aber tatsächlich nicht
verpflichtet, mir die Therapie zu bewilligen. Die Politik hat
versagt, das zu regeln. Trotzdem bewilligt die WGKK in Einzelfällen
die PEP-Therapie. „Eine PEP wird grundsätzlich nach
sorgfältiger Einzelfallprüfung seitens der WGKK übernommen,
wenn ein erhöhtes Krankheitsrisiko nachweisbar ist
(z.B. Kondomriss). Die entsprechende Aufklärung, Indikationsstellung
und Verordnung muss durch eine Fachambulanz/ExpertInnen
erfolgen“, heißt es von Seiten der WGKK.
Ich fahre wieder ins AKH. Ich bin stinksauer. Ich glaube
im Krankenhaus falsch beraten worden zu sein. Dass meine
Situation nicht ernst genommen wurde. Und das, obwohl
es hier um mein Leben geht. Ich erreiche die HIV-Abteilung
noch kurz bevor sie zusperrt und bekomme noch einen Arzt
zu sprechen, Dr. Gerold Felician Lang. Ich erkläre ihm was
passiert ist. Für ihn nichts Unbekanntes.
„SIE MÜSSEN JETZT KÄMPFEN.“
Seit einigen Jahren erlebt Dr. Lang immer wieder nicht
nachvollziehbares Verhalten seitens der Krankenkassen in
ganz Österreich. So springt zum Beispiel in der Steiermark
in den meisten Fällen die Uni Klinik Graz mit ihrem eigenen
Budget ein und im Burgenland bewillige man nur in Härtefällen.
Eine österreichweit einheitliche Regelung gibt es nicht.
Die Kulanz entscheidet, berichtet mir Dr. Lang. Dr. Lang
erinnert sich auch an einen Fall, in dem ein 21-Jähriger von
mehreren Männern vergewaltigt wurde und die PEP anforderte.
Das Ansuchen wurde jedoch bei der ersten Anfrage
verweigert. „Er hätte ja nicht mitgehen müssen“, lautete die
Begründung. Dr. Lang musste schließlich damit drohen in die
Medien zu gehen, um eine Bewilligung zu erhalten. In Wien
allerdings gab es lange Zeit kein Problem bei der PEP-Vergabe,
erzählt HIV-Experte Dr. Lang.
s
t
b e ko m m
W a s
s t
W a s
u d
e
mm
W a n n
d i e
W a s
as
e o
W i e t e i l e i c h
s i n d
i e
p ?
W o
s o l l i c h
u
ssun
l
zula
Vo r a u s s e t z u n g e n
studienbeihilFenbehörde
e
r
a u s l a n d s s t u d
b e k o m m s t
W i e m e l d e i c h
c
i s t
g e h ö r t
e
h
m i c h
W
e
W e
g
d u
e c t s
- p u n k t e
e r a s m u s
e
b
g
s t u d i e r e n ?
t
s ,
e
z u
e i n
i c h e i n e F i n a n z i e l l e
W o z u i m a u s l a n d
n
W o
h
e r a s m u s + m o b i l i tät i n
F ö r d e r u n g s s t i p e n d i e n
i
m a u
o d e r
u n i
W a s s i n d
d e r s t a a t l
g zum
b o l o g n a
b r au c h t m a n
s
u
u m z u
b i n
+
e c t s -
p u n k t e
studium
tä
i c h
s l a
m e i n s e m e s t e r e i n ?
F h ?
m o b i l i tä
e u r o pa
W e l c h e V o r a u s s e t z u n g e n
ö s t e r r e i c h i s c h e d a t e n b a n k
i
W a s i s t
e i n
l F t d
W a s i s t e
i n
e
i n
i r
W i e m e l d e i c h m i c h
W a s b e d e u t e n e c t s , s t e o p, V o . .
d o k to r at s ko l l e g s ?
W a n n
e r a s m u s +
i
W
e
i c h
us
c h u s
u s
z u s
Wa
W
s
i s t
Fö rder u n g
p
stipe
m ö c h t e
p r o m oV i e r e n
t i n e u r o pa
l
We e
ndien
Vo
auFnah meVe r F a h r e n u n d
studi e n r
V
c h e
l l -
u e d t s t
s ein i
m i c h z u
z u m p r o m oV i ere n
e i n e
m o b i l i tät
i c h e n
p r o m o V i e r e n ?
u n t e r s t ü t z u n g ?
i u m - a n e r k e n n u n g i n
V e r a n s ta l t u n g e n
a u F n a h m e V e r F a h r e n
s t u d i e r e n ? V e r b e s s e r u n g
lu s t
s
s o l l
i n e d
W e l c h e
e i n e s t u d i e n b e r e c h t i g u n g s p r ü F u n g ?
i c h
b e
d o k t o r a n d
n
d
s t u d i e r e n ?
e r F o lg t
immatrikulat
bekom m e i c h
W a s
i c h t u n g e n
s o l l i c h
o d e r t e i l z e i t s t u d i u m ?
W e g e
z u l a s s ung
d i
i c h
V e r a n s ta lt u
u nd
s t r u k t u r i e r t e p r o m o t i o n s p r o g r a m m e ?
gibt es
ng
n
es
e
enberecht
W e lt W e i t
e n
a
e i n au s l a n
zu m
b e t r e u u n g s z u s a g e
in europa
s t u d
F ö r d e r u n g s s t i p e n d i u m ?
d e r e u r o pä i s c h e
i
F ü r
W a h
d o k t o r a n d
i s s e r t a t
W a s
m u s s t
u n d
au F V e r ä n d e r u n g ?
t u
d i
F ö r d
b
r d
i n
e n u n
e r u n g e n
i c h
z u m
z u V e r anstalt
t e r
z u l a s s u n g
u n t e r l a g
i n n e n -
pa
p
s
i o n ?
s t i p e n d
W e l t W e i t
ö s t e r r e
u n d
i e n
e i n e
n g
g e e i g n e t ?
p r ü F u n g e
b e i h i l
ion und
h
,
e n
eine
um
und WeltW e i t
t ü
l
p r o m oV i e r e n
g e e
i g n e t ?
a g
l
i n n e n
lt
u n d
u n d
-
d u F ü r
. ?
z u l a s s u n g
d i e
d o k t o r a n d e n s t i p e n d
u n d d o k t o r a n d e n s t i p e n d i u m ?
V e r s t e h t m a n
i e n u n d
i c h ? s t i p e n d i e n / F ö r d e r u n g e n
d e i n e r
z u l a s s u n g z u einem dokt
m o b i l i tät s - u n d
s t u d i e n b e i h i l F e n ,
s
z u l a s s u n g z u m d o k to r at s s t u d i u m ?
a n
z u l a
e c t s
ss l a
u
s t u d i e r e n
zu
s t u d i u m
d s s e m
e m
e s e r
p ro m o Vi
s u
e n
Vi
i g u n g s p r ü F u n g ?
u
g e
t u d i e r e n
F e
inskription? n?
Finanzielle
n d
F r e m d s p r a c h e n - k e n n t n
p r ü F
a b s o lV i e r e n ?
?
n g s F r i s t e n ?
W a n n
uni oder
V e r e n ?
u n
unterstützung?
n ?
g e
n a
W i e
au F n a h m e V e r Fa h r e n u n d
s t u d i e r e n . at
Vo r d e r z u l a s s u n g
h o c h s c h u l r au m . Welche
t z u n g
e n
s t
z u m
W e r d e n
ungen u nd prüFungen
b e g
F a m i
i p e n d i e n
l
s t u d
i n n d e s
i
d e
u n d z u l a s s u n g s F r i s t e n ?
n
Wie
s t u d i u m s
z u m
lange dauert
u n t e r p r o m o t i o n ?
F o r s c h u n g s F ö r d e r u n g e n
e n
b e n öt i g t ?
s t u d i e n
a n ? z u l a s s un g z u m s t u d i u m
b
i u m
e
d i e
r s t
o h n e m a t u r a ?
i h
n
i
k o o p e r at i o n s p r o g r a m -
Wi e
s t u d
b z W. s ta n d o r t W e c h s e l
Fa n g e i c h
s t i p e n d
l
Vort
F
e
r
an?
kt
k
!
i u m
orat
e i n e s
i u m ?
ein doktora
a sstudium
i s s e
i e n u n d
Fh?
n ?
e s
b i n
ra
r
a n ?
m e l d e
z u l a s -
i c h
d o k to -
eile habe ich?
Vo r au s s e t z u n g e n
a
a t l i
c
s t u d i e n b e
Du bist einzigartig
Dein Studium ist es auch
Antworten auf Fragen rund um das Studium
findest du auf www.studiversum.at
h e
i h
n
i l F e
t
Entgeltliche Einschaltung
/ RAMBAZAMBA /
www.studiversum.at
Aber auch in Wien hat sich einiges verändert. Seit zwei
Jahren braucht es nun eine genaue Schilderung des „Sexualunfalls“.
Und seit drei Monaten sei es besonders schlimm,
da alle Bewilligungen „kategorisch“ abgelehnt werden. Als
Argument werden die „inflationären Kosten“ der PEP und eine
„Weisung von Oben“ hergenommen – das alles schildert mir Dr.
Lang. „Wir haben im Jahr 80 PEP-
Fälle. Wir sind das größte Zentrum in
Österreich mit 1.600 HIV-Patienten in
Behandlung. 80 Fälle ist nichts, das
sind in Wahrheit viel zu wenig – wenn
man sich überlegt, wie viele Risikokontakte
stattfinden müssen. Das als
großen Kostenfaktor aufzulisten, ist
lächerlich“, sagt Lang.
Alle Versuche von Dr. Lang eine rechtlich verbindliche Auskunft
zu bekommen, scheitern. In einer Mail verlangt er nach
klaren Richtlinien, wann eine PEP bewilligt wird. Ohne Erfolg.
Allerdings verweist man ihn darauf dieses Vorgehen als „edukative
Maßnahme“ der Patienten zu verstehen. Auf welcher
rechtlichen Grundlage, ist für ihn nicht nachvollziehbar. In der
Zwischenzeit erfährt er aber von einem Fall, bei dem die PEP
verweigert wurde, der Patient aber klagt und verliert. Angeblich
bereits in der ersten Instanz. „Wir würden alle so gerne dieses
Urteil lesen. Die Krankenkasse kennt das, stellt es uns aber
nicht zur Verfügung. Müssen sie auch nicht. Aber aus einem
Erstinstanzurteil eine rechtliche Verbindlichkeit abzuleiten und
die PEP nicht mehr zu bewilligen, ist vermessen. Erstinstanzliche
Urteile sind nicht verbindlich“, sagt Lang.
All das muss ich jetzt ignorieren. Für mich heißt es jetzt
nur eines: Mein Rezept bewilligt bekommen. Dr. Lang stellt mir
einen neuen Befund aus. In diesem gibt er an, dass ich abgelehnt
wurde, obwohl „Höchstrisiko“ bei mir besteht. Weiter
führt er an, dass dieses Vorgehen nicht nachvollziehbar sei
und gegen sämtliche internationale Leitlinien der PEP-Vergabe
verstößt. Schlussendlich schreiben wir auch, dass ich bei
einer erneuten Ablehnung gerichtlich klagen werde. Wieder
bekomme ich PEP für zwei Tage mit auf den Weg. „Sie müssen
jetzt kämpfen“, sagt er mir zum Abschied.
UNTER BEOBACHTUNG: DIE
MÄNNER AUF DER WATCHLIST
Da der Dienstag ein Feiertag ist, kann ich erst am Mittwoch
wieder um die PEP ansuchen. Das ist der vierte Tage seit
meiner möglichen Infektion. Ohne die Versorgung durch die
HIV-Abteilung wäre es für eine PEP-Therapie längst zu spät.
Diesmal gehe ich zur WGKK am AKH. Ich gebe der Ärztin dort
mein Rezept samt neuem Befund und werde nach längerer
Wartezeit in ihr Zimmer gerufen. „Ich habe das jetzt ausnahmsweise
bewilligt“, sagt sie mir. „Sie müssen wissen, wir
sind mit der Vergabe sehr restriktiv, also seien Sie vorsichtig.
Es gibt nämlich sehr wohl auch eine Watchlist, wie oft Sie bei
uns waren. Und weswegen.“ Ich beginne mit ihr zu diskutieren
und betone, dass mir das zum ersten Mal in meinen 28 Jahren
passiert und jedem das Kondom reißen kann. Auch heterosexuellen
Menschen. „Nein, es sind doch immer die MSM (Männer,
die Sex mit Männern haben), die hierherkommen.“ Nach diesen
Worten nehme ich mein bewilligtes Rezept und gehe. Die Pressestelle
der WGKK bestreitet auf Anfragen die Existenz einer
solchen Liste.
Ich fühle mich bloßgestellt und stelle mir vor, mir wäre das
mit 18 Jahren passiert, als ich noch nicht so viel Selbstvertrauen
hatte. Hätte ich das alles durchgezogen, oder hätte ich
verschüchtert aufgegeben? Oder
wenn ich gerade viel Stress in der
Ich fühle mich
Arbeit hätte und keine so verständnisvolle
Chefin? Immerhin habe ich
bloßgestellt und werde
deswegen mehrere Tage im Büro
wieder wütend.
gefehlt und mein Mitarbeitergespräch
abgesagt. Alles Dinge, die ich jetzt
nachholen muss. Ich bin mir nicht
sicher, ob das immer möglich wäre. Anstatt mir zu helfen, mich
zu beraten und zu versorgen, wurden mir Hürden in den Weg
gelegt. Auch auf mich wirkt es so, als ob man mir hier eine
Lehre erteilen will. Eine Lehre wofür? Ein gerissenes Kondom?
Schwulen Sex? Steht einer Krankenkasse irgendein moralisches
Urteil überhaupt zu? Ich halte die PEP jetzt in den Händen.
Diesmal hatte ich noch Glück. Ich weiß nicht was sein wird,
sollte mir das ein zweites Mal passieren. Schließlich gehöre ich
jetzt auch zu ihnen: den Männern auf der Watchlist. ●
Statement der WGKK:
Gibt es bei der WGKK eine Watchlist? Also eine Liste, auf
der vermerkt wird, wie oft und wieso jemand bei Ihnen
war? Nein, diese gibt es nicht.
... bezüglich der Kostenübernahme: Herr Dizdarevic hat die
PEPTherapie auf Kosten der Wiener Gebietskrankenkasse
(WGKK) erhalten.
... bezüglich des Ablaufs: Die Rezepte für eine PEPTherapie
werden prinzipiell direkt im ärztlichen Dienst der WGKK
des zuständigen Spitals bearbeitet. Herr Dizdarevic war
im AKH in der zuständigen Ambulanz, die auch das Rezept
ausgestellt hat. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
dieser Ambulanz hätten ihn zur Bewilligungsstelle
des AKH schicken müssen. Warum der Patient ins
Gesundheitszentrum WienMariahilf gegangen ist, wissen
wir nicht. Der Arzt im Gesundheitszentrum WienMariahilf
hat Herrn Dizdarevic aufgrund fehlender Befunde an die
zuständige Stelle ins AKH geschickt. Nach Rücksprache
mit der Ambulanz konnte die zuständige Ärztin der
Bewilligungsstelle im AKH das Rezept bearbeiten.
Statement Österreichische AIDS-Gesellschaft –
Dr. Horst Schalk, Vizepräsident der österreichischen
AIDS-Gesellschaft:
„Dass die PEP trotz Rezept eines HIVSpezialisten immer
öfter durch die WGKK nicht bewilligt wird, ist uns
bekannt. Besonders in den Krankenhäusern ist das ein
Problem, weniger in den Praxen. Genaue Zahlen sind
uns leider nicht bekannt. Da es sich bei der PEP um eine
Prophylaxe handelt, ist die Krankenkasse gesetzlich
nicht dazu verpflichtet. Vergleichbar wäre das etwa mit
Schutzimpfungen, da besteht auch keine Pflicht. Wir
befinden uns allerdings momentan mit den Krankenkassen
in Verhandlungen und versuchen den Zugang zu der PEP
allgemein zu erleichtern.“
48 / RAMBAZAMBA /
FOTO © KHM-MUSEUMSVERBAND
SA | 7. OKT | 2017
IN GANZ ÖSTERREICH AB 18:00 | LANGENACHT.ORF.AT
TICKETS UNTER TICKETS.ORF.AT
KARRIERE & KOHLE
Studieren statt Saunieren
Von Andrea Grman
MEINUNG
Mehr Verantwortung,
bitte!
Wie wählst du das Unternehmen, in
dem du zukünftig arbeiten möchtest?
Gehalt? Prestige? Arbeitskollegen?
Das kann alles entscheidend sein,
wenn es darum geht, dass du dich
wertgeschätzt und wohl fühlst. Sehr
vielen jungen Menschen ist jedoch
eines zunehmend wichtiger: gesellschaftliche
Verantwortung. Studien
haben gezeigt, dass die sogenannte
„Generation Y“ - also alle zwischen
1980 und 2000 Geborenen - sich
vermehrt für soziale und ökologische
Probleme einsetzen. Und das nicht
nur privat: Sie möchten einer Arbeit
nachgehen, bei der sie einen positiven
Beitrag für ihre Gesellschaft
leisten können. Themen wie Kinderarbeit
und Ausbeutung in Entwicklungsländern
sind absolutes Tabu,
während fairer Handel und grüne
Energie großgeschrieben werden.
Unternehmen, die für junge, motivierte
Arbeitskräfte attraktiv bleiben
wollen, müssen sich somit gut
überlegen, wie sie in Zukunft handeln
möchten. Da zeigt sich: Man muss
nicht unbedingt im Chefsessel sitzen,
um etwas zu verändern.
grman@dasbiber.at
Coole
Sache!
Das Start-up
refugees{code} bringt
Flüchtlingen Programmieren
bei, um so ihre
Chancen am Arbeitsmarkt
zu erhöhen. Im
Herbst 2017 beginnt der
nächste Kurs.
Es gibt schon etliche
Carsharing-Anbieter.
Was ist bei euch
anders?
Im Vergleich zu
bisherigen Sharing-
Anbietern setzen wir
stark auf e-Mobilität.
Mit unseren Fahrzeugen
muss man
nie Parkplätze
suchen und bewegt
sich schneller durch
den Stau.
Seit August kann
man sich eure
e-Mopeds ausleihen.
Wie lange habt ihr
gearbeitet, um so
weit zu kommen?
Offiziell ging es
schon im November
2015 los. Wir haben unser
Unternehmen dann im April
3
FRAGEN AN:
Bojan Jukić
Co-Founder des e-Mobility
Start-ups goUrban
WebTipp
HERUMKOMMEN
Du möchtest viel reisen, dir fehlt aber
das nötige Kleingeld? Kein Problem!
Bei opportunitydesk.org findest du
zahlreiche internationale Stipendien,
Konferenzen und Praktika, für die du
dich bewerben kannst. So entdeckst
du die Welt - und es macht sich auch
noch gut im Lebenslauf.
von Andrea Grman
2016 gegründet. In
dieser Zeit haben wir
sehr viele wertvolle
Erfahrungen am
umkämpften Markt
gesammelt und den
Markteintritt gründlich
vorbereitet.
Wie komme ich zu
euren e-Mopeds??
Sehr einfach! Du findest
unsere App im
Store und kannst sie
herunterladen. Dort
siehst du auf einer
Karte alle Fahrzeuge
in deiner Umgebung
und kannst diese
buchen. Um unseren
Service nutzen zu
können, musst du
nur einen Autoführerschein
besitzen und über
18 Jahre alt sein.
Jakob Owens/unsplash, Marko Mestrović, GoUrban
50 / KARRIERE /
Wir feiern
Aktion
18. - 22. 9. 2017:
– 40 %
ab der Buchung
von 2 Kursen*
130 Jahre und alle
feiern mit!
Und so wird am 21. 9. 2017 gefeiert:
– Gratiskurse in der VHS Straßenbahn
– Minus 10 Euro auf die VHS science card
– Gratis Schnupperkurse
– Gratis Sprachberatung u.v.m.
Weitere Infos auf vhs.at/130Jahre
* ab der Buchung von 2 Kursen ist der günstigere Kurs um 40 % ermäßigt; gilt nur für Kurse
im Herbstsemester für dieselbe Person, bei Buchung vor Ort;
ausgenommen Lehrgänge, Einzelunterricht und höhere Bildungsabschlüsse;
die Aktion ist nicht mit anderen Rabatten kombinierbar, keine Online-Buchungen
www.vhs.at
„MIT DEM
ESSEN
KOMMT
DIE INTE-
GRATION“
Das einst türkische
Restaurant „Lale“ am
Brunnenmarkt wurde
vor sechs Monaten
vom 24-jährigen Syrer
Mohammad Halak
übernommen.
52 / KARRIERE /
In Wien eröffnen immer
mehr syrische Restaurants.
Das schafft Arbeitsplätze
und integriert. Doch viele
der Jungunternehmer
sind mit der Bürokratie
überfordert und auch
die österreichischen
Gäste bleiben aus. Ein
Lokalaugenschein.
Von Melisa Erkurt und Bilal Albeirouti,
Fotos: Christoph Liebentritt
Von Außen merkt man keinen Unterschied.
Noch immer ziert der „Lale“-
Schriftzug die Außenfassade, noch
immer riecht es beim Vorbeigehen nach
orientalischen Gewürzen – selbst die
Einrichtung ist immer noch die gleiche. Doch das türkische
Restaurant „Lale“ wurde vor sechs Monaten vom
24-jährigen Syrer Mohammad Halak übernommen. Das
Lale ist jetzt ein syrisches Restaurant, mittlerweile eines
von vielen. Denn seit der Flüchtlingswelle sperrt in Wien
gefühlt fast täglich „ein Syrer“ auf.
Für Österreicher fast unbemerkt,
denn ob der Kebap jetzt Schawarma
heißt, macht für viele kaum einen
Unterschied. Doch für Syrer bedeuten
ihre Restaurants eine Menge
– sie schaffen neue Arbeitsplätze –
aber vor allem bringen sie auch ein
Stück Heimat nach Österreich.
„Kultur wird über das Essen
weitergegeben. Durch das syrische
Essen behalten wir unsere Kultur
bei und können diese den Österreichern
näherbringen“, erzählt Hussen
Alhassan, der vor zehn Monaten
das Imbiss-Restaurant „Hum Yum“
in Favoriten eröffnet hat. Alhassan
kommt aus Aleppo, seit drei Jahren
lebt er in Österreich. „Mit dem Essen
kommt die Integration“, sagt der
Syrer. In Österreich sein eigener
Chef zu sein gibt ihm aber auch
Selbstbewusstsein. In Aleppo war
Alhassan als Computeringenieur in einer Führungsposition,
in Österreich war er Flüchtling und angewiesen auf
Sozialleistungen. Das ändert sich mit seinem Imbiss-
Restaurant. Er beschäftigt jetzt selber elf Mitarbeiter,
alles syrische Flüchtlinge, die ohne Deutschkenntnisse
woanders schwer eine Arbeit gefunden hätten.
Arbeit, die bitter nötig ist: 75 Prozent der Syrer in
Österreich sind derzeit arbeitslos oder in Schulung und
leben von Sozialhilfe. Etwa 200 Syrer sind offiziell als
selbstständig gemeldet. Aktuell sind laut Wirtschaftskammer
0,4 Prozent aller Mitglieder der Fachgruppe
Gastronomie und 1,2 Prozent der Mitglieder mit nichtösterreichischer
Staatsbürgerschaft in der Fachgruppe
Gastronomie in Wien syrischer Herkunft. Wie viele
syrische Restaurants es genau gibt, darüber gibt es
keine Auskunft. Unser syrischer Redakteur hat in Wien
25 ausfindig gemacht.
Flüchtlinge schaffen Arbeitsplätze für Flüchtlinge –
klingt eigentlich alles prima, doch ein Problem gibt es:
Viele der Jungunternehmer haben keine Erfahrung in
der Gastronomie und müssen nach wenigen Wochen
schon wieder schließen, weil sie mit der Bürokratie überfordert
sind.
SCHEITERN AN DER BÜROKRATIE
„95 Prozent jener Syrer, die hier ein Restaurant aufmachen,
haben keine Kenntnisse über die Gesetze, Steuern
und Kalkulationen. Die Gewinnspanne eines Restaurants
in Syrien ist sehr hoch, in Österreich dagegen muss
man viele Abgaben leisten, das wissen viele Syrer nicht,
Hum Yum Chef Alhassan plant schon weitere Standorte.
/ KARRIERE / 53
wenn sie in Österreich ein Restaurant eröffnen“, erzählt
Ali Shik, der vor einem Monat das syrische Restaurant
„Papay“ im zehnten Bezirk eröffnet hat. „Finanzamt,
Steuerberater, Krankenkasse – damit sind die meisten
überfordert“, sagt Shik, der bereits in den 90ern nach
Österreich kam und lange in einem italienischen Restaurant
arbeitete. Auch in Gesprächen zwischen biber und
fünfzehn syrischen Restaurantbesitzern zeigt sich, dass
alle die Bürokratie in Österreich unterschätzt hatten.
Mirvat Yasin schüttelt noch immer den Kopf, wenn
sie daran denkt, dass sie das Hin und Her wegen der
Lüftungsanlage mit dem Magistrat zwei Jahre gekostet
hat. 2013 eröffnen sie und ihr Mann das
syrische Restaurant „Jasmin al Sham“ im
19. Bezirk. Damals gibt es nur ungefähr
fünf syrische Restaurants in Wien.
Heute beschäftigen sie 25 Mitarbeiter,
alles syrische Flüchtlinge. Viele ihrer
ehemaligen Mitarbeiter haben mittlerweile
ein eigenes Restaurant eröffnet.
Direkt gegenüber von „Jasmin
al Sham“ befindet sich ein syrischer
Imbiss, das „Tommy’s“. Mirvat sieht kein
Problem in der Konkurrenz. „Das einzige,
was ich schlecht finde, ist, dass manche
Schawarma für einen Euro anbieten, das geht
nicht.“ In Mirvats Restaurant bekommt man Schawarma
für 2,50, das ist derzeit der gängige Preis für das Döner
ähnliche arabische Traditionsgericht. Doch nicht nur das
Essen, auch die Wasserpfeifen machen einen großen
Teil des Gewinns aus. Das Rauchergesetz 2018 trifft
viele syrische Restaurants daher hart.
„Es gibt
gar nicht so
viele syrische
Köche, wie es
Restaurants
gibt.“
SELBSTSTÄNDIGKEIT STATT
SOZIALLEISTUNGEN
Auch Halak, der das „Lale“ übernommen hat und noch
immer unter demselben Namen führt, schüttelt den
Kopf. Der junge Syrer ist überfordert. Er wünscht sich
vor allem jetzt in der Anfangszeit Unterstützung von
der Wirtschaftskammer. „Ich habe monatliche Ausgaben
von 12.000 Euro und keinen, der mir erklärt, was
ich besser machen könnte“, sagt der 24-Jährige, der
in seiner Heimat Wirtschaft studiert hat und seit zwei
Jahren in Österreich lebt. Weil der junge Syrer nicht
von Sozialleistungen leben wollte, hat er sich selbstständig
gemacht. Das Geld für das Restaurant
hat er noch aus Syrien, wie die meisten der
syrischen Gastronomen.
„Wir sind nicht arm, wir sind ja
nicht vor der Armut, sondern vor dem
Krieg geflohen“, versucht Alhassan
von „Hum Yum“ zu erklären, woher
die syrischen Flüchtlinge das Geld
haben, ein Restaurant zu eröffnen.
„Viele hatten in ihrer Heimat Geld
gespart oder haben Grundstücke,
Immobilien und Felder verkauft“, sagt der
40-Jährige. Tatsächlich geben fast alle der
fünfzehn syrischen Restaurantbesitzer, mit denen
für diesen Artikel gesprochen wurde, an, das Geld aus
Grundstücksverkäufen in Syrien zu haben.
Schnell wird klar: Geld ist nicht das größte Problem.
Das fehlende professionelle Personal macht den Jungunternehmern
viel eher zu schaffen. „Neulich hatten
wir ein Bewerbungsgespräch mit einem syrischen Koch
aus Villach, weil es in Wien einfach nicht mehr ausgebildetes
syrisches Personal gibt“, erzählt Alhassan. Nicht
nur die Restaurantbesitzer, auch
die meisten der Mitarbeiter haben
davor nie in der Gastronomie gearbeitet,
manche haben ihre ersten
Erfahrungen auf der Flucht in der
Türkei gesammelt, die meisten aber
arbeiten das erste Mal in Österreich
in der Küche oder im Service. Alhassan
sieht darin auch einen weiteren
Grund, wieso viele Syrer nach ein
paar Wochen ihr Restaurant wieder
schließen müssen: „Wenn die Mitarbeiter
keine Profis sind, passt die
Qualität auch nicht.“
Ali Tag leitet das „Zeno“, ein kleines Restaurant in Favoriten, in dem alle Zutaten
frisch vom Markt beschafft werden.
DER ERSTE SYRISCHE
SUPERMARKT IN WIEN
Das kann auch Ali Tag bestätigen.
Der 50-Jährige lebt seit 25 Jahren
in Österreich. Seit 2016 leitet er das
kleine syrische Restaurant „Zeno“
in Favoriten, davor hat er jahrelang
in der Gastro gearbeitet. „Es gibt
54 / KARRIERE /
mittlerweile gar nicht mehr so viele syrische Köche, wie
es syrische Restaurants in Wien gibt“, erzählt der gebürtige
Syrer. „Viele Syrer sehen, dass die Restaurants gut
laufen und wollen deshalb auch eines aufmachen, aber
weiter denken sie nicht“, so Tag. „Sie wissen nicht einmal,
wo sie die Lebensmittel herbekommen.“ Er selbst
kauft frisch vom Markt, beim Ägypter und beim Türken
ein. Vor kurzem hat der syrische Supermarkt „Durra“ am
Gürtel aufgemacht, davon ist Tag begeistert. „Original
syrische Produkte, die es davor nirgends zu finden gab
und tolle Mehlspeisen“, schwärmt er.
Syrische Restaurants gibt es mittlerweile einige,
aber syrische Lebensmittel waren bisher schwieriger
zu beschaffen. Das ändert sich mit der Eröffnung von
„Durra“ im Juli 2017 am Neubaugürtel. Im Supermarkt
mit angeschlossenem kleinen Restaurant, in dem frisch
Mehlspeisen zubereitet werden, ist bereits einen Monat
nach Eröffnung viel los, vor allem arabische Kundschaft
reiht sich in der Kassa-Schlange. Der Chef Emad Aldurra
ist in Syrien jedem ein Name. Seiner Familie gehört der
Lebensmittelhersteller „Durra“.
Emad Aldurra wohnt in Jordanien, kommt aber
ursprünglich aus Syrien. Seit zwei Monaten ist er in
Österreich, um das Geschäft zu eröffnen. Als nächstes
möchte der 37-Jährige einen Supermarkt mit Restaurant
im November in Stuttgart eröffnen. „Ich möchte in
jedem europäischen Land, in dem es viele Syrer gibt, ein
Durra ist der erste syrische Supermarkt in Österreich.
Neben Lebensmitteln werden hier frische Mehlspeisen
und Süßigkeiten zubereitet.
9 – 18 UHR, 1170 WIEN, RICHTHAUSENSTR. 2
Mistfest
2017
Bezahlte Anzeige
www.abfall.wien.at
die48er
„Durra“ eröffnen. In Wien beschäftigt
er 20 Mitarbeiter, darunter auch
Österreicher.
„MEHR ÖSTERREICHER,
BITTE!“
Außer bei „Jasmin al Sham“, das
sich nach über vier Jahren bereits
bei Österreichern einen Namen
gemacht hat, und bei „Lale“, das
viele noch immer für das gewohnte
türkische Restaurant halten, ist
der Großteil der Kundschaft der
syrischen Restaurants arabisch. „Oft
kommen türkische Gäste, aber wenn
sie sehen, dass das Lale jetzt syrisch
ist, gehen sie wieder“, erzählt Halak.
Seine österreichische Kundschaft
stört es dagegen nicht, dass das
Lale jetzt in syrischer Hand ist. Für
sie hat Halak extra Schnitzel auf der
Karte und auch türkischen Kebap,
falls jemandem die Schawarma nicht
schmeckt.
„Wir müssen unsere Gerichte dem österreichischen
Geschmack anpassen“, sagt Hekmat Kotish, der seit fast
zwei Jahren in Österreich lebt und plant ein syrisches
Restaurant zu eröffnen. „Wir brauchen mehr Vegetarisches
auf der Karte und müssen mit weniger Fett
kochen“, weiß er. Restaurants wie „Zina’s“, „Habibi und
Hawara“ und „Zsam-Zsam“ haben das bereits umgesetzt.
„Die machen ein gutes Geschäft, weil dort hauptsächlich
Österreicher essen“, sagt Kotish. Ein weiterer
Grund, wieso die meisten syrischen Restaurants nur
arabische Kundschaft haben: Im Gegensatz zu Zina’s“,
„Habibi und Hawara“ und „Zsam-Zsam“ wird in fast
allen der anderen syrischen Restaurants kein Alkohol
ausgeschenkt. „Wenn in einem syrischen Lokal Alkohol
ausgeschenkt wird, schreibt jemand in die „Syrer in
Österreich“ Facebook-Gruppe, die über 39.000 Mitglieder
fasst, dass man nicht in dieses Lokal gehen soll. Es
wird Druck auf die Gastronomen ausgeübt“, erzählt ein
junger Syrer.
Aber können die Restaurants überleben, wenn sie
nur auf syrische Kundschaft angewiesen sind? Noch
immer sind die meisten Syrer in Wien Flüchtlinge mit
wenig Einkommen. „Wenn am 27. des Monats das Geld
vom Sozialamt kommt, ist in den syrischen Restaurants
immer viel los, in den darauffolgenden Wochen kommen
immer weniger“, weiß Kotish. Der 36-Jährige möchte
unbedingt ein Restaurant eröffnen und es internationaler
ausrichten, auch um den Österreichern seine
Dankbarkeit zu zeigen: „Wir sind dankbar für alles, was
wir in Österreich bekommen und wollen Österreich mit
unserem Essen etwas zurückgeben.“●
Das Durra hat erst im Juli eröffnet, ist aber schon so erfolgreich, dass weitere
Standorte in Wien und anderen europäischen Städten geplant sind.
Syrische Restaurants in Wien – eine Sammlung
von biber-Redakteur Bilal Albeirouti:
Zina´s, Praterstrasse 55, 1020
Zeno, Senefeldergasse 14, 1100
Alraian, Mariahilfer Gürtel 3, 1150
Lale, Brunnengasse 51, 1160
Layali Alsham, Migerkastrasse 5, 1100
Bauabet Alschark, Huttengasse 45, 1160
Papay, Keplergasse 7, 1100
Maya, Lerchenfelder Gürtel 55A, 1160
Sindbad, Hernalser Gürtel 39, 1170
Hum Yum, Columbusgasse 61 , 1100
Tarbush, Schröttergasse 3, 1100
Layali Alons, Laxenburgerstrasse 14, 1100
Alarabi excellence, Arbeitergasse 20, 1050
Bab Tooma, Schönbrunner Strasse 86, 1050
Habibi & Hawara , Wipplingerstasse 29, 1010
Zsam Zsam, Vivenotgasse 8, 1120
Syriacus-Damas, Hamburger Strasse 16, 1050
Jasmin Alsham, Heiligenstädterstraße 9, 1190
Castle, Laxenburger Strasse 80, 1100
Laziza, Haberlgasse 53, 1160
Bab Alhara, Lerchenfelder Gürtel 19, 1160
Falafel Maria, Thaliastraße 59, 1160
Falafel Abo Noor, Brunnengasse 59, 1160
Burger Haus, Längenfeldgasse 4, 1120
Afamia Lounge, Herbststraße 2, 1160
56 / KARRIERE /
»Worauf es ankommt,
ist dein
Engagement –
egal, woher du
kommst.«
Mahmudur Rahman
Z:Ö Integrationsbotschafter
mit Wurzeln in Bangladesch
Die Integrationsbotschafter/innen von ZUSAMMEN:ÖSTERREICH kommen an deine Schule und diskutieren
mit dir und deiner Klasse, was zu einer erfolgreichen Integration gehört und wie man Vorurteile abbauen
und Motivation schaffen kann.
Jetzt kostenlosen Schulbesuch buchen!
T 01/715 10 51 – 222 | M 0676/55 33 987 | E zusammen-oesterreich@integrationsfonds.at
www.zusammen-oesterreich.at
Selbermacherin
Um den
Kopf
gewickelt
Bei Blanka Slak Rupnik dreht
sich alles um den Turban. Wie das
extravagante Accessoire das Leben
der Slowenin veränderte, und von
Wien aus die ganze Welt erobern soll.
Von Nada El-Azar, Foto: Zoe Opratko
Woher das mit den Turbanen
kommt, ist eine weniger
glamouröse Geschichte, als
es nach außen hin aussieht“, erzählt die
29-jährige Designerin. Ihre Großmutter
mütterlicherseits, eine modische und
temperamentvolle Italienerin, brachte
ihr das Nähen bei. „Sie hatte immer
diesen Coco-Chanel-Flair“, erinnert sie
sich zurück. Als Blanka etwa 18 Jahre
alt war, erkrankte ihre Großmutter an
Krebs und verlor ihr ganzes Haar. Um
58 / KARRIERE /
ihr in Zeiten der Krankheit ein bisschen
Glamour zurückzugeben, begann ihre
Enkelin verzierte Turbane für sie zu
nähen.
TURBAN STATT HIDJAB
Heute verkauft Blanka ihre Turbane
unter dem Namen „TRIBBE Hats By
Blanka “ in ihrem Online-Shop. Der
Kopfschmuck verleiht seiner Trägerin
Stärke und Selbstbewusstsein – dass
ihre Kundinnen sich so fühlen, ist für
Blanka ein großer Antrieb: „Ich hätte
niemals gedacht, dass ein Stück aus
einer so traurigen Zeit in meinem Leben
so vielen Menschen so große Freude
bereiten könnte.“ Eigentlich ist Blanka
Psychologin, aber das hing sie an
den Nagel, nachdem die Turbane die
Oberhand über ihr Leben gewannen.
Ihre Ausbildung hilft ihr allerdings dabei,
besser auf die Bedürfnisse ihrer Kundinnen
eingehen zu können. Viele muslimische
Frauen ziehen Blankas Turbane
als stylische Alternative einem gewöhnlichen
Kopftuch vor. „Neben Russinnen
gehören Araberinnen zu meinen besten
Kunden!“, lächelt sie stolz.
GESCHÄFTSFRAU UND MUTTER
Blanka ist ehrgeizige Geschäftsfrau und
dreifache Mutter – Selbstständigkeit und
Familie unter einen Hut zu bringen, ist für
die Powerfrau ein ständiger Balanceakt.
„Wenn ich mit meinen Kindern zusammen
bin, vermisse ich die Arbeit. Wenn
ich arbeite, ist es umgekehrt!“ Blankas
vierjährige Tochter steht gerne mal auf
Instagram als Mini-Testimonial vor der
Kamera. Als Mutter erlaubt sich Blanka
nicht, Party zu machen. Ihre ganze
jugendliche Verspieltheit spiegelt sich
dafür in ihren Designs wider.
Gerade laufen die Vorbereitungen für
die Eröffnung ihrer ersten Boutique am
21. September 2017 in der Bognergasse
7 im Wiener Goldenen Quartier auf
Hochtouren. Das Innenleben bestimmt
sie – der Laden ist eine Repräsentation
ihres Selbst. Wien sollte der Dreh- und
Angelpunkt in ihrer Karriere bleiben, aber
dies ist erst der Anfang. „In 10 Jahren
möchte ich Läden in Berlin, Bangkok und
New York eröffnet haben.“ ●
WKO-WIEN HILFT
Im Gründerservice der WKOWien
kann man bei einem Beratungsgespräch
alle Fragen stellen, die
die Gründung eines Unternehmens
betreffen. Im Vorhinein kann man
sich auch schon eigenständig
online informieren. Ob generelle
Tipps zur Selbstständigkeit,
rechtliche Voraussetzungen, Amtswege
oder Finanzierungs und
Förderungsmöglichkeiten: Auf der
Website kommt man mit wenigen
Klicks zu allen wichtigen Informationen.
wko.at/wien
www.gruenderservice.at
Die Selbermacherin-Serie ist eine
redaktionelle Kooperation von das
biber mit der Wirtschaftskammer
Wien.
DER ERSTE
SCHRITT ZUM
ERFOLG!
»
IHR SERVICEKONTAKT
+43 1 514 50 - 1050
Das WK Wien-Servicepaket ist randvoll mit Unterstützung, Beratung und
ExpertInnenkontakten. Besonders bei der Beratung zur Unternehmensgründung.
W wko.at/wien/gruenden
TECHNIK & MOBIL
Alt+F4 und der Tag gehört dir.
Von Adam Bezeczky
MEINUNG
Alle wollen
Hacker sein
Das Bild der Hacker hat sich
gewandelt. Früher wurden sie als
Aussätzige porträtiert, als Geeks
ohne Leben und ohne Freundin,
die nur vor dem Rechner
hockten. Inzwischen, in unser
immer stärker computerisierten
Welt, hat der Begriff dank Marketing
eine völlig neue Bedeutung.
Jedes YouTube-Tutorial ist schon
ein „hack“. Großteils sind das
aber solche „nonaned“ Tipps, die
jede(r) mit ein bisschen Hausverstand
drauf hat. Das gleiche gilt
übrigens für „Punk“ und „Pirat“ –
viele lauwarme Veranstaltungen
bedienen sich dieser Begriffe,
die nix mit ihrem eigentlichen
Sinn zu tun haben. Klar, Sprache
verändert sich – aber bitte, nur
weil man eine Nieten-Lederjacke
trägt, wird man nicht zum Punk.
Und durch einen „YouTube Life
Hack“ auch nicht zum Hacker.
bezeczky@dasbiber.at
Drohnen-
Versicherung
Sie sind überall – Drohnen!
In der Steiermark werden
sie bereits bejagt (ein
Jäger hat eines einfach
abgeschossen), aber auch
ein kleiner technischer
Defekt reicht für einen
Absturz. Was viele nicht
wissen: Drohnen ab 250
Gramm Gewicht müssen extra versichert
werden, sie gelten nicht mehr als Spielzeug,
sondern als Luftfahrzeug. Die Wiener Städtische
versichert Luftfahrzeuge der 1. Klasse
mit einer eigenen Drohnen-Versicherung – ein
gutes Investment, wenn so ein Teil einmal vom
Himmel fällt.
Farbklecks
Im hyper-farbenfrohen Shooter „Splatoon 2“
auf der Nintendo Switch geht’s um eines: den
Gegner mit möglichst viel Farbe zuzukleistern.
Der kinderfreundliche Shooter in der dritten Person
unterhält mit spannenden Levels und einer
bunten Story. Unterstütze die Inklinge im Kampf
gegen die fiesen Ocatrianer!
Cyborg-
Bakterien
mit Solarzellen
Pflanzen erzeugen über
die Photosynthese Sauerstoff.
Bakterien der
Gattung Moorella thermoacetica,
die zunächst
mit Cadmium und der
Aminosäure Cyston
gefüttert werden, entwickeln
Mini-Solarzellen auf
ihrem Körper und steigern
die Wirksamkeit bei der
Photosynthese auf 80
Prozent. Pflanzen schaffen
im Vergleich nur mickrige
zwei Prozent. Bald erzeugen
wir vielleicht Strom
aus Cyborg-Bakterien.
DAS SUPER-HANDYBATTLE
Die Spitzenmodelle iPhone 8 und Samsung Note 8 liefern
sich einen spannenden Kampf. Das Note 8 punktet mit Stift
und DeX-Bidlschrim und Maus-Kompatibiliät, das iPhone X mit
Gesichtsscanner. Hardwaretechnisch und preislich sind beide
Modelle jedenfalls im Spitzensegment angesiedelt: Jenseits der
999 Euro Grenze müssen Fans tief in die Tasche greifen.
bereitgestellt, Apple, Marko Mestrović
60 / TECHNIK /
Der ökologische
Stromtarif
Der flexible
Erdgastarif
Der Stromtarif für
Photovoltaik-
Anlagen
HOLEN SIE SICH JETZT
DEN ENERGIE-TARIF,
DER IN IHR LEBEN PASST!
Ganz einfach auf wienenergie.at/tarife
Der Erdgastarif für
Webbegeisterte
Der Stromtarif für
Nachteulen
Der fixe
Erdgastarif
Der Stromtarif
ohne Bindung
Der flexible und
sichere Stromtarif
Flexibel je nach Marktlage oder mit Fixpreisgarantie? 100% ökologisch oder
beste Preis-Leistung? Unsere bunten Strom- und Erdgas-Tarife bieten für
jeden genau das Richtige. Welcher passt zu Ihnen? Finden Sie es mit unserem
Tarifempfehler ganz einfach heraus auf wienenergie.at/tarife
www.wienenergie.at
Wasserkraft 45,83 %
Windenergie 9,09 %
feste oder flüssige Biomasse 3,42 %
Sonnenenergie 1,03 %
Erdgas 39,62 %
sonstige Ökoenergie 1,01 %
CO 2 -Emissionen
radioaktiver Abfall
131,55 g/kWh
0,00000 mg/kWh
Wien Energie Vertrieb, ein Unternehmen der EnergieAllianz Austria.
Stromkennzeichnung des Lieferanten: Gemäß § 78 Abs. 1 und 2 ElWOG 2010 und
Stromkennzeichnungsverordnung hat die Wien Energie Vertrieb GmbH & Co KG
im Zeitraum 1.1.2016–31.12.2016 auf Basis der in der nebenstehenden Tabelle
angeführten Primärenergieträger Strom an Endverbraucher verkauft. Die Herkunftsnachweise
stammen aus Österreich (86,65 %) und Norwegen (13,35 %). Das
Erdgas wird mit höchster Effizienz in modernen KWK-Kraftwerken zur gleich zeitigen
Erzeugung von Strom und Fernwärme eingesetzt. Gemäß § 78 Abs. 2 ElWOG
2010 und Stromkennzeichnungsverordnung entstanden bei der Stromerzeugung
in diesem Zeitraum nebenstehende Umweltauswirkungen. Unsere Lieferungen
sind frei von Atomstrom. Bei der Erzeugung entstehen keine radioaktiven Abfälle.
MEINUNG
So schwanger
Ich habe die Eleganz eines Sumoringers. Und
funktioniere nur mehr breitbeinig. Kleider hindern
mich nicht daran. Wenn ich gehe, rudere ich mich
nach vorne, während ich seitlich im Pinguintakt
schwanke. Für meine Grazie gibt es viele Vergleiche.
Außerdem stöhne ich. Ich stöhne, wenn ich
mich hinsetzte (erleichtert), ich stöhne, wenn ich
vom Sofa aufstehe (hilflos) und ich stöhne bei
Steigungen und Stiegen (Lokomotive). Dies ist
mein Lifestyle. Ich bin schwanger. Wie Frauen ohne
Partner das managen, kann ich nur bewundern. Ich
brauche Hilfe beim Sockenanziehen wie Denken.
Konzentration = Fehlanzeige. Obwohl nichts mehr
so „geht“ wie vorher und mein ökologischer Fußabdruck
dank 11 Kilo mehr und fremdgesteuerter
Lust auf Schweinefleisch
nun deutlich tiefer einsinkt, möchte ich
nicht mehr ohne Bauch. Erstens kann ich
mich nun legal auf den „Behinderten“-
Sitzen in der U-Bahn niederlassen. Und
zweitens: Dieser Bauch beweist mir
jeden Tag, was für ein vollautomatisches
High-Tech-Wunder der weibliche Körper
ist. Frauen = Wahnsinn. Und Stars von
Beyoncé bis Serena W. zelebrieren dieses
Wunder. Galt „Mami-Werden“ früher
als Emanzipationsniederlage, wird der
Bauch heuer zum Ur-Symbol von starken
Frauen. Ich hoffe, das ist nicht nur ein
PR-Gag. Denn nun watschle ich selig in
die Karenz und sage Aufwiedersehen!
Drop the mic - Antia out.
antia@dasbiber.at
LIFE & STYLE
Ciao,
Ich werd dann mal Mama
Von Delna Antia
HAUTTIPP
Perfekte
Wassereinlagerung
Wirkt! Dieses Beauty-
Elixier des steirischen
Natur-Labels Ringana
spendet Feuchtigkeit
genau da, wo man sie
haben will. Nämlich im
Gesicht – für ein frisches
Babyface.
Big Summit am Rathaus:
Ein Bauch und ein Bürgermeister.
Farbtipp
ROT, BABY
Rot ist DAS Muss diese Saison.
Auch im Kreißsaal. So empfehlen
die allgemeinen „Checklists“
für den Geburts-Koffer auch
Make-Up für die Mami. Mein
Tipp: „Flame“ Lippenstift
von Tom Ford und alle
so: Mamma mia!
FASHIONTIPP
Kein Style für Bäuche
Die Schwangerschaftsabteilung von H&M
empfehle ich Businessfrauen. Oder Frauen,
die bald nach Sylt reisen. Schwangeren
empfehle ich sie jedenfalls nicht. Bei all
den Nadelstreifen, gedeckten Farben
und blau-weiß-Gestreiftem wird man
nur depressiv. Die Abteilung suggeriert:
Kaschiere den Bauch, „hübsch“
war gestern. Dabei will ich
doch protzen. Außerdem,
welcher Mensch mit Wassereinlagerungen
möchte
ernsthaft Skinny-Jeans
mit Reißverschlüssen an
den Waden tragen? Selbst
spezielle „Mami-Geschäfte“
konnten den Shoppingfrust
nicht beheben: „Grannys
werden Mütter“ hieß wohl
die Kollektion der Saison.
Leute, mehr Bauch, Busen
und Beine sind doch bitte
kein Style-Umstand!
Tipp: Ausnahmen bestätigen
die Regel! Das neue
H&M-Dress für Bellys in Red
H&M, Dragan Tatić, Marko Mestrović, Ringana, Tom Ford
62 / LIFESTYLE /
Meine Karte. Meine Filme. Meine Mädels.
Nur 24,90 Euro im Monat.
Kino ohne Limit. Gilt für alle Tage, beinhaltet
alle Zuschläge für 3D, Loge, VIP, iSens.
Jetzt beantragen auf uci-kinowelt.at
KINOWELT
MEIN FREUND
IST SCHWANGER
Es kann auch Männern passieren.
Von Delna Antia, Fotos: Dragan Tatić
Schwangerschaft
liegt im
Trend. Sowohl
was die Statistik
betrifft als auch den
Lifestyle. Der Babybauch,
so könnte
man meinen, wächst
zum feministischen
Symbol: Beyonce
performte als
Fruchtbarkeitsgöttin,
Serena posierte
als Amazone am
ELLE-Cover und Gal
Gadot mimte im 5.
Monat noch Wonder
Woman. Starke Frauen sind schwanger,
so die Message. Nun, nicht nur
starke Frauen. Mein Freund ist auch
schwanger. Und er ist stark dabei.
Seine Schwangerschaft verläuft
Gott sei Dank gut. Die ersten Unwohligkeiten
haben sich eingependelt
und er muss nur noch höchstens drei
Mal am Tag weinen. Aber wie jede
Schwangere aus Erfahrung weiß, es
sind die ersten drei Monate, die es in
sich haben. Mein Freund litt etwa unter
Schwindelattacken beim Duschen. Er
sprach von plötzlichem Unterleibsziehen
im Bett (und das, obwohl er bis
dato den Unterleib nicht vom Magen
unterscheiden konnte, sondern alles
jenseits der Brust als „Bauch“ empfand).
Auch den morgendlichen Kaffee
brachte mein Freund auf einmal nicht
mehr hinunter. Zu salzig schmeckte
ihm dieser. Wir recherchierten natürlich,
ob seine Symptome ernsthaft
bedrohlich sind, doch es zeigte sich:
Das Phänomen ist bekannt. „Couvade-
Syndrom“ nennt die Medizin es, wenn
Männer unter Schwangerschaftssymptomen
leiden. Das beruhigte ihn.
Seine Schwangerschaft verläuft Gott sei Dank gut. Die ersten Unwohligkeiten
haben sich eingependelt und er besitzt den Pregnancy-Glow.
Überhaupt bildete er sich in kurzer
Zeit zum Ssw-Experten aus. (Für
Nicht-Schwangere, Ssw = Schwangerschaftswoche)
Am liebsten surfte er
auf netmoms.de und fragmutti.at. Bald
warf er nur mehr mit Fachvokabular
um sich: Er sprach vom Trimenon, von
Bonding, Bugaboos und konnte mir
das Braxton-Hicks-Syndrom im Detail
erklären (= Übungswehen).
STILL-DISKRIMINIERUNG
Doch leider ist das Internet auch
für den stärksten Schwangeren ein
schwarzmalender Ratgeber. So wurde
mein sonst so gelassen veranlagter
Freund zunehmend zur Nervensäge.
Er machte sich Sorgen um alles.
Ich musste ein Machtwort sprechen
und das Internet bekam eine Kindersicherung.
So begann er allmählich
seine Schwangerschaft zu genießen.
Freunde sprachen ihn bald schon auf
seinen „Pregnancy-Glow“ an – dieses
tiefere, innere Strahlen und selige
Lächeln, das ihn nun umgab. Und sein
Haar erschien voller, es glänzte.
Wie bei den meisten Schwangeren
pendelten sich
die anfänglichen
Symptome im zweiten
Drittel ein. Der
Kaffee schmeckt
nun wieder und über
Schwindel klagt mein
Freund kaum noch.
Lediglich krampft
sich sein Unterleib
schmerzhaft zusammen
und er presst
seine Augenlider
aufeinander, sobald
es um das Thema
der Geburt geht.
Wir hoffen, dass er
sie gut überstehen wird. Für Dammöl
ist er jedoch noch nicht offen. Allerdings
für Sonnenmilch. So achtete er
im Sommerurlaub erstmals auf seine
Haut, da er nun Verantwortung trägt,
und cremte sich mit Lichtschutzfaktor
jenseits der „7“ ein. Als die besondere
Schwangerschaftsphase der zunehmenden
Kindsbewegungen begann,
wurde bald auch der Körper meines
Freundes von innen durchrüttelt: Per
leichter Magenverstimmungen konnte
er Bewegungen in seinem Bauchraum
wahrnehmen. So wurde sein Wunsch,
die Schwangerschaft möglichst nah
zu spüren, zur psychosomatischen
Angelegenheit. In diesem Sinn war es
natürlich ein Schock – ein gewaltiger
– als Hebamme Beatrix ihm bei der
Geburtsanmeldung erklärte, dass er
gerne an allen Terminen teilhaben könne,
außer doch bitte beim Stillkurs. Er
schaute konsterniert, verstört, wollte
wissen warum?!? Hebamme Beatrix
hat es ihm dann sehr sensibel erklärt.
Nur das mit dem „Mutter-Kind-Pass“
bleibt unverständlich. Was ist mit den
schwangeren Vätern? ●
64 / LIFESTYLE /
MANN & BODY
Marko Mestrović,
MEINUNG
Schlaf Dich aus!
Du bist,
was du isst
Von Artur Zolkiewicz
Probleme mit Einschlafen haben
heutzutage viele. Die Gründe dafür
können sehr unterschiedlich sein:
von einem “Binge Watching”-
Marathon (eine aktuelle Studie
weist nach: Binge Watcher schlafen
schlechter) bis zu persönlichen
Problemen. Wer hat das nicht
schon mal erlebt: Kurz vor dem
Zubettgehen ist man todmüde,
sobald man sich aber hinlegt, ist
man wach wie am frühen Morgen.
Die Reaktion? Schnell auf Instagram
ein paar Bilder ansehen, einen
Freund auf Facebook anschreiben
oder vielleicht noch eine Folge
schauen. Dass Schlaf wichtig ist,
weiß jeder. Doch was tun, wenn
die Kakophonie der Gedanken dich
nicht einschlafen lässt? Wer nicht
meditieren mag, kann seinen “monkey
mind” mit einfachen Atmungsübungen
kontrollieren lernen. Und ja,
es gibt eine App dazu: Pranayama.
Man stellt die Dauer der Atemsequenzen
ein, legt sich bequem hin
und schon ist man in der Welt der
Träume. Die Atemübungen können
durchaus auch in stressigen Zeiten
eingesetzt werden und dienen
zur Not auch als wirkungsvolles
Entspannungs-Tool.
zolkiewicz@dasbiber.at
Tipp
Gute Laune
mit Ananas
Ananas schmeckt nicht
nur gut, sondern ist auch
sehr gesund. Abgesehen
von vielen anderen Vitaminen,
Mineralstoffen und
Spurenelementen enthält
die Tropenfrucht Vanillin.
Diesem Aromastoff wird
eine anregende, erotisierende
und euphorisierende
Wirkung nachgesagt.
Stimmungsaufheller pur!
Zahl
des Monats
35 $
soviel hat die Studentin
bekommen, die das Nike-
Logo entworfen hat.
FUN FACT
Daniel Kish kann trotz
Blindheit mithilfe der Echo-
Ortung Fahrrad fahren. Dazu
schnalzt er mit seiner Zunge
und hört auf die Echos.
FM4
Unlimited
im Wiener
Prater
FR 20.10.2017
& live auf
Radio FM4
/ LIFESTYLE /
@RADIOFM4
MEINUNG
Bücher entspannen
mich nicht
Meistens kaufe ich Bücher in Schüben.
Und dann lese ich die Hälfte entweder
am selben Tag durch oder sie stehen
monate/jahre/jahrzehntelang im
Regal oder am Nachtkasterl. Ich habe
versucht, ein Buch nach dem anderen
zu lesen wie ein normaler Mensch, aber
ich bekomme es einfach nicht hin. Ich
muss mehrere Bücher parallel zueinander,
je nach Laune, lesen und wenn
sie mir nicht auf Anhieb gefallen, lese
ich sie auch oft nicht zu Ende. Rebellisch
oder chaotisch? Sucht es auch
aus. Eindeutig rebellisch ist zumindest
die Bücherration, die letztens bei mir
eingetrudelt ist: Feminist Fight Club,
Bad Feminist, Milk and Honey und We
Should All Be Feminists. Das Motto ist
offensichtlich. Brav noch ein Foto auf
Instagram gepostet, um zu zeigen wie
belesen man ist und los geht’s. Mein
Plan: mich ausklinken und einfach
lesen. Also hab ich mir einen Tee
gekocht, eine Kerze angemacht und
mich an Rupi Kaurs „Milk and Honey“
gesetzt. Nach dem neunten Gedicht
musste ich so viel heulen, dass mir
Tränen in den Kamillentee geflossen
sind. So viel zu Entspannung. Danach
begann ich mit „Bad Feminist“ und
musste mir alle fünf Minuten Notizen
machen. Manche Bücher sind wohl
nicht zum entspannten Lesen gedacht.
Oder liegt es an der Leserin?
pantic@dasbiber.at
KULTURA NEWS
Verstaubte Museen sind
Schnee von gestern.
Von Jelena Pantić
GEWALT, SEX &
MIGRATION:
KUNSTSCHATZI
MIT SCHARF!
Große Premiere: Das kommende
Kunstschatzi am 19.9.
trägt einen biber-Stempel! Das
KUNSTSCHATZI MIT SCHARF
wurde geboren und eines
können wir euch versichern:
Es wird sehr heiß zugehen.
Beim Kunstschatzi im Kunsthistorischen
Museum kannst
du das Museum und seine
Sammlungen in einem sehr
lässigen Rahmen genießen.
Extra für die biber-Edition des
Kunstschatzi gibt es sechs (!)
vom Kunsthistorischen Museum
eigens kreierte Touren,
die Namen wie “Hammerheiß
& göttlich geil” oder “Kemet
sehen und sterben” tragen.
Es gibt sogar einen eigenen
scharfen Cocktail - Stichwort:
Chilli infused Vodka. Komm
vorbei, um 19 Uhr geht’s los!
Kunstschatzi mit scharf, 19.9.
2017 ab 19 Uhr im Kunsthistorischen
Museum, Maria-Theresien-Platz,
1010 Wien
Tipp
ELEKTRO-
WELTPREMIERE IN
WIEN!
Elektronische Beats plus riesige Lichtshows
in einer Wiener Kirche? Fix dabei.
Die Konzerttournee Electric Church von
Sergio Manoel Flores kommt zur Weltpremiere
nach Wien und sowas habt ihr
noch nicht gesehen!
28. & 29. September in Wien in der
Kirche am Hof, weitere Termine bis
April 2018 auf
www.electric-church.at
NEUER KUSTURICA
Liebe und Krieg? Der Stoff, aus dem erfolgreiche
Balkanfilme gemacht sind. Emir Kusturica
kehrt mit seinem neuen Film ON THE
MILKY ROAD zurück. Milchmann Kosta soll die
schönste Frau des Dorfes, Milena, die kleine
Schwester des “Kriegshelden” Žaga, heiraten.
Doch dann verliebt sich Kosta Hals über Kopf
in eine geheimnisvolle Italienerin (gespielt von
Monica Bellucci!) - Žagas Braut. Geplant ist
eine Doppelhochzeit, doch wie das Drama es
will, brennen Kosta und die schöne Italienerin
schon davor durch. Keine gute Idee. Ab 29.9.
ist ON THE MILKY ROAD in den Kinos.
KHM-Verband, Petr Nasic, Julia Peternell, Electric Church
66 / KULTURA /
Flüchtige
ZWISCHEN POLSKA-SCHAL
UND WIRTSCHAFTSUNI:
WER IST EINFACHSO?
Von Aleksandra Tulej und Julia Peternell (Fotos)
Territorien
Kuratiert von Maren Richter
und Klaus Schafler
„Das ist doch dieser Pole mit Bauchtasche, der mit
Jugo Ürdens auftritt.“
Der 19-jährige Wiener Rapper EINFACHSO, der polnische
Wurzeln hat, hat kürzlich seine erste eigene EP
namens „TakTak“ herausgebracht. Mit Biber spricht er
über seine Musik, den Flötenunterricht in der Volksschule
und darüber, was zur Hölle ihn auf die Wirtschaftsuni
getrieben hat.
BIBER: Wieso nennst du dich EINFACHSO?
EINFACHSO: Das erklärt sich eh von selber. Ich wollte
etwas, das bei den Leuten hängenbleibt. Einfach so halt.
Was machst du neben der Musik so? Studieren, arbeiten?
Ich hab’ mich gestern für Wirtschaftsrecht an der WU
inskribiert, weil die Anmeldefrist bis gestern war. Ich will
halt auf 16 ECTS kommen, damit ich die Familienbeihilfe
krieg. Und sonst arbeite ich als Security. Einfach da stehen
und Geld verdienen.
Wie würdest du deinen Stil beschreiben? Bist du immer
schon so rumgelaufen oder ist das ein Statement?
Meinst du wegen Bauchtasche und so? Ich lauf schon seit
zehn Jahren so herum, nicht wie die Kids, die auf einmal
auf cool tun. Ich würd’ sagen mein Stil ist so ein Mix aus
drei Streifen (anm. Adidas) und Vans.
Wie bist du zum Rappen gekommen?
Ich hab in der Volksschule Flöte und Gitarre gespielt, der
Klassiker halt. Dann (habe ich) immer mehr Deutschrap
gehört und dann irgendwann gemeint ich kann’s besser
(als die meisten Deutschrapper).
Und – kannst du’s besser?
Besser als 70 % von denen, die es versuchen.
Das ganze Interview gibt es auf www.dasbiber.at
29 09 2017 – 09 12 2017
07 10
ab 19.00H
16 11
ab 18:00H
ERÖFFNUNG DO 28 09 2017 19.00H
PROGRAMM ZUR AUSSTELLUNG
LANGE NACHT DER MUSEEN
RESANITA: „Von der
Be- und Eingrenzung
und Inbesitznahme der
Natur bis zu ihrer aktiven
Veränderung“
VIENNA ART WEEK
Kuratorenführung, danach
Lecture von Peter Fend
VERANSTALTUNGSDETAILS
www.kunstraum.net
KUNSTRAUM NOE HERRENGASSE 13 1010 WIEN T +43 1 90 42 111
/ KULTURA /
Wie wär’s eigentlich mit BLAUMACHEN?
Von 22.9. - 1.10. ist die Wienwoche
2017 im Gange, und zwar unter dem
Thema DOLCE FAR NIENTE. Wer
steht nicht auf süßes Nichtstun?
Das Wiener Festival kreiert für
uns künstlerisch ein Leben jenseits
kapitalistischer Produktion. DOLCE
FAR NIENTE verlangt danach,
Arbeit und Zeit zu revolutionieren.
Wir haben für euch zwei Highlights
herausgepickt:
UMGEKEHRT
Fr, 29. 9., 19 Uhr
VHS Ottakring, Ludo-Hartmann-Platz 7, 1160
Wien
FELDFORSCHUNG
Sa, 30. 9. ud 1.10. 20 Uhr
WERK X-Eldorado, Petersplatz 1,
1010 Wien
Was wenn wir die Syrer wären? Stell dir vor, du
bist aus deiner Heimat geflüchtet und musst
dir nun ein komplett neues Leben in einem
fremden Land aufbauen - und das am unteren
Ende einer hierarchischen Gesellschaft.
Hauptsache #cleaneating und #healthylifestyle
- Aber unter welchen Bedingungen
arbeiten die PflückerInnen, die
uns täglich das Gemüse auf den Teller
bringen?
Im Theaterstück UMGEKEHRT wird das Publikum
an einem fiktiven Ort zwischen Syrien
und Österreich Teil einer Handlung, die nach
Alternativen zur Eingliederung und Unterwerfung
sucht. Dahinter steht das mafi-Kollektiv, ein
Zusammenschluss von Kulturschaffenden und
AktivistInnen.
Eine von ihnen, Miša Krenčeyová zum Projekt: „Die
Performance ist auf Arabisch und Deutsch, ohne
DolmetscherInnen. Schon allein aufgrund der Sprache
vermischen sich Gefühle von Fremdheit und
Vertrautheit.“
Der Eintritt ist wie für die gesamte Wienwoche
frei! Eine verbindliche Anmeldung bis
27. September unter reservation@wienwoche.org
ist aber notwendig.
Für weitere Infos zum Festival schaut
unter www.wienwoche.org vorbei!
Am 1. Oktober 2013 traten rund 70 ErntehelferInnen
aus Rumänien und Serbien bei einem
Großbauern in Tirol gegen massive Ausbeutung
und willkürliche Behandlung in den Streik.
Interviews mit damaligen Protestierenden
bilden die Grundlage für die Lecture-Performance
FELDFORSCHUNG. Co-Regisseur
Franz Xaver: “Der Wohlstand Österreichs wird
genau von denjenigen Menschen gesichert,
die in diesem Land täglich von Rassismus
betroffen sind: Migrantinnen und Migranten.
Und während Bio allgegenwärtig ist, kümmert
sich kaum jemand um die Arbeitsbedingungen
der FeldarbeiterInnen.”
Freier Eintritt, wegen begrenzter TeilnehmerInnenzahl
aber bis 28.9. anmelden unter
reservation@wienwoche.org.
Dieser Artikel ist eine entgeltliche Schaltung in Form einer Kulturkooperation mit der Wienwoche. Die redaktionelle Verantwortung liegt allein bei biber.
Hans Leitner, Ivan Krenčey, Petr Nasić, Wienwoche
68 / KULTURA /
LUST AUF EINE
NACHT MIT BIBER?
Haltet euch fest: 1 Nacht, 670
Museen, für euch umsonst. biber
verlost 20 Tickets für die ORF
Lange Nacht der Museen!
Am 7. Oktober 2017 stehen euch
670 Wiener Museen und Galerien
von 18 bis 01 Uhr Früh offen.
Die GewinnerInnen kommen zu
einem kleinen aber feinen Get-
Together zu uns. Da sich das Biber
Headquarter im Museumsquartier
befindet, haben wir einen tollen
Startpunkt, von dem wir alle
gemeinsam aus losgehen.
Reguläre Tickets kosten übrigens
15 Euro (ermäßigt 12 Euro) und
sind unter tickets.ORF.at erhältlich.
Kinder bis 12 Jahre kommen
gratis rein.
Alle weiteren Infos unter:
langenacht.ORF.at
Für ein biber-Rendezvous schreibt eine Mail an pantic@dasbiber.at.
Die GewinnerInnen werden benachrichtigt und mit Details versorgt.
Kunsthistorisches
Museum
Albertina
Kunsthalle Wien
Die biber
Highlights
Wien Museum
Kunstraum NÖ
/ KULTURA / 69
„Die Leiden des jungen Todor“
Von Todor Ovtcharov
Der coolste Blogger
Ich habe mich entschieden ein Blogger zu
werden. Der Grund für diese Entscheidung
ist die Geschichte eines Bekannten, dessen
Schwester Bloggerin ist und anbgeblich wahnsinnig
viel Geld damit verdient. Diese junge Frau
fotografiert sich auf Instagram wie sie Smoothies
trinkt und Eis isst, in diversen modernen Locations
auf der ganzen Welt. Modemarken geben ihr Geld,
damit sie in ihren Kleidern Eis isst. Sie wird von
vielen Menschen gefollowed und geliked. Ich will
auch Geld vom Internet verdienen.
Ich bin gerade dabei zu überlegen, wie mein Blog
ausschauen kann. Was kann ich wohl der Menschheit
aus dem Internet zeigen? Ich kann nicht wie
die Schwester meines Bekannten sein. Niemand
wird mich beim Eis essen betrachten wollen. Alle
werden nur sagen: „Hör auf Eis zu essen, du
Nilpferd!“ Ich könnte natürlich was Gesünderes
essen, aber wenn ich an gesunde Nahrung denke,
wird mir übel.
Ich muss natürlich nicht ich selbst sein. Einer der
erfolgreichsten bulgarischen Blogger ist 28, gibt
sich aber als 15-Jähriger aus. Es ist bemerkenswert,
dass das so viele Jahre durchgeht. Seit 10
Jahren macht er den perfekten 15-Jährigen und
die Teenager lieben ihn. Dieser Blogger sagt den
Jugendlichen, was sie machen sollen, um cool
in der Schule zu sein. Nicht, dass ich in meinen
Schuljahren nicht cool war, aber ich habe schon
vergessen, wie das geht. Also das mit dem Teenagerblog
wird auch nicht klappen.
Ich könnte probieren, einen politischen Blog zu
starten. Die Politiker aus aller Welt geben so viele
Möglichkeiten, um sie satirisch zu kommentieren.
Ich werde politisch unabhängig sein und Trump,
Putin, Merkel und Macron ärgern. Ich habe aber
keine Ahnung, wie ich damit zu Kohle kommen
kann. Trump gibt mir sicherlich kein Geld. Merkel
wohl auch nicht. Und ich bin mir nicht sicher, ob
ich Putins Geld will.
Ich habe darüber mit meinem Bruder gesprochen.
Er würde mitmachen, wenn wir unseren
Blog „Die nackten Migranten“ nennen. So können
wir sowohl die politisch Interessierten, sowie alle,
die auf Pornos stehen, als Publikum anziehen. Es
wäre nur ein bisschen umständlich, da ich überall,
wo es um Migranten geht, nackt auftreten
müsste. Und wo wird mein Mikro befestigt, wenn
ich meine Hände frei haben will? Dieses technische
Problem tötete unsere avantgardistische
Idee.
Freunde von mir meinen, ich solle nicht so lange
überlegen, sondern gleich losbloggen, vloggen
und so weiter. Die meisten Blogs sind eh komplett
sinnlos, haben aber hunderttausende Fans.
Die bloße Tatsache, dass ich so lange überlege,
wie mein Blog ausschauen wird, macht meine
Idee einen Blog zu gründen sinnlos… ●
70 / MIT SCHARF /
WENN GENUSS
slow
low
schonend vorgegart
COOKED
zart und saftig
VON SPAR
schonend
bei Niedertemperatur
vorgegart
das schnell e
slow-food
raff iniert mariniert
Der Pull ed Meat Klassiker:
Pull ed Pork Burger
Weckerl, Pita-Brot oder Burger
Bun aufschneiden, auf
die untere Hälfte gleichmäßig
Kraut bzw. Coleslaw-Salat
verteilen, das Pulled
Pork darüber geben
und z.B. mit Zwiebel-,
tomaten-, Gurkenscheiben
und Salat
garnieren.
Exklusiv bei:
FOTO © KHM-MUSEUMSVERBAND
SA | 7. OKT | 2017
IN GANZ ÖSTERREICH AB 18:00 | LANGENACHT.ORF.AT
TICKETS UNTER TICKETS.ORF.AT