BIBER 09_17 ansicht web A
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Österreichische Post AG; MZ <strong>09</strong>Z038106 M; Biber Verlagsgesellschaft mbH, Museumsplatz 1, E 1.4, 1070 Wien<br />
www.dasbiber.at<br />
MIT SCHARF<br />
SEPTEMBER<br />
20<strong>17</strong><br />
SPITZENPOLITIKER<br />
UND IHR<br />
DIGITALES ICH<br />
WEM SCHICKEN SIE<br />
FREUNDSCHAFTSANFRAGEN,<br />
2<br />
HERR KERN?
„ DER HUND<br />
HAT MEINE<br />
WAHLKARTE<br />
GEFRESSEN“<br />
Schick’ uns blöde Ausreden,<br />
nicht zu WÄHLEN –<br />
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#FAULEAUSREDEN<br />
Wir können diese blöden Ausreden nicht mehr hören,<br />
warum jemand nicht zur Wahl geht. Daher starten wir eine Woche vor der<br />
Nationalratswahl am 15. Oktober 20<strong>17</strong> die Kampagne #FAULEAUSREDEN.<br />
Schick uns die blödesten Ausreden, die du je gehört hast. Wenn wir deinen<br />
Spruch für unsere Kampagne verwenden, bekommst du von uns 50 Euro.<br />
Schreib an ausreden@dasbiber.at<br />
#FAULEAUSREDEN ist ein Beitrag von biber zur Erhöhung der Wahlbeteiligung bei der<br />
Nationalratswahl am 15. Oktober 20<strong>17</strong>. Die Aktion wird von der Stadt Wien unterstützt.<br />
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Chris Wittig Art<br />
3<br />
minuten<br />
mit<br />
Mr Kärnten<br />
Parsa<br />
Djawadiraad<br />
Er gefiel allen am besten<br />
und wurde zum „Mr. Kärnten“<br />
gekürt. Doch der jungen FPÖ<br />
Kärnten gefiel seine iranische<br />
Herkunft gar nicht. Wir haben<br />
mit Parsa über die Mister-<br />
Wahl, die Reaktionen und<br />
darüber, was ein waschechter<br />
Kärntner ist, gesprochen.<br />
Von Aleksandra Tulej<br />
<strong>BIBER</strong>: Bist du Kärntner?<br />
PARSA: Ja, ich bin Kärntner. Ich bin hier aufgewachsen.<br />
Alles, was ich heute bin, habe ich Österreich<br />
und Kärnten zu verdanken.<br />
Es hieß ja in der Aussendung seitens der jungen<br />
FPÖ "ob sich Kärnten wirklich Parsa Djawadiraad<br />
als Repräsentant bei der Mister-Österreich-Wahl<br />
wünsche“. Hat dich das Kommentar gestört?<br />
Ehrlich gesagt hat es mich am Anfang gestört. Vor<br />
allem, weil sich die FPÖ davor nie für irgendwelche<br />
Miss- oder Mr.-Wahlen interessiert hat. Und jetzt<br />
auf einmal ist es ein Thema, nur weil ich wo anders<br />
geboren wurde. An der österreichischen Grenze<br />
stehen ja auch Soldaten mit bosnischen oder kroatischen<br />
Gesichtszügen, die unser Land repräsentieren.<br />
Da ist es dann aber kein Problem.<br />
Du wurdest ja im Iran geboren, hast du irgendeinen<br />
Bezug dazu?<br />
Nein. Ich habe Verwandte dort, aber ich habe keinen<br />
Bezug zu diesem Land. Ich gehöre hierher, nach<br />
Österreich.<br />
Gibt es für dich das Bild des „typischen“ Kärntners?<br />
Oder gibt es den im Jahr 20<strong>17</strong> nicht mehr?<br />
Doch, ich verstehe auch die Menschen, die eine<br />
Vorstellung von einem „typischen“ Kärntner haben.<br />
Groß, gut gebaut, blond, helle Augen. Aber ich<br />
finde, wir sollten jetzt schon so weit sein, dass die<br />
Hautfarbe keine Rolle mehr spielen darf.<br />
Wieso hast du bei der Wahl mitgemacht?<br />
Meine Freundin (anm. d. Red. Die amtierende Vize-<br />
Miss-Kärnten Marlin Ruiz) hat mich darauf gebracht,<br />
und dann habe ich halt gewonnen (lacht).<br />
Was machst du eigentlich beruflich? Und wie kann<br />
man sich deine Freizeit vorstellen?<br />
Ich bin Vertriebsmitarbeiter, ich liebe meinen Job,<br />
ich habe den besten Chef der Welt und er unterstützt<br />
mich auch bei der ganzen Model-Sache.<br />
Nebenbei trainiere ich für die Mr. Austria-Wahlen,<br />
und wenn ich mal abschalten will, dann gehe ich<br />
rauf auf den Berg, auf die Alm – ich mag es, dass<br />
dich dort einfach alle grüßen, dort gibt es irgendwie<br />
diesen Hass und diese Rassentrennung nicht.<br />
Name: Parsa Djawaridaad<br />
Alter : 20<br />
Geburtsort: Iran, kam mit 10 Jahren nach Österreich<br />
Besonderes: Seine Freundin ist die amtierende Vize-<br />
Miss-Kärnten Marlin Ruiz und sein Hobby ist Wandern.<br />
/ 3 MINUTEN / 5
5 3 MINUTEN MIT<br />
MR.KÄRTNEN<br />
10 PLACE OF THE MONTH<br />
Hotspot Oberlaa<br />
12 IVANAS WELT<br />
Ivana über das Glücksspiel mit der<br />
guten Bildung.<br />
POLITIKA<br />
16 NETZPOLITIK<br />
Das digitale Selfie der Spitzenpolitiker.<br />
24 GEWALT AN FRAUEN<br />
Drei geflüchtete Frauen erzählen über den<br />
Feind, den sie nicht in ihrer Heimat lassen<br />
konnten: den gewalttätigen Ex-Mann.<br />
16<br />
NETZPOLITIK<br />
Welche Apps<br />
verwenden sie?<br />
Was streamen sie<br />
auf Netflix? Wem<br />
folgen sie auf<br />
Instagram? Digitaler<br />
Fußabdruck der<br />
Spitzenpolitiker.<br />
RAMBAZAMBA<br />
32 TRANS-COP<br />
Zwei Jahre lang war er als Frau auf Streife<br />
unterwegs. Nun ist Marek ein Mann und offiziell<br />
Polizist.<br />
IN<br />
38 HINTERM REUMANNPLATZ<br />
Vier Redakteure erinnern sich an die Zeit, in<br />
der die U1 noch nicht nach Oberlaa gefahren<br />
ist.<br />
44 WE ARE WATCHING YOU<br />
Emir will eine vorbeugende HIV-Therapie und<br />
landet plötzlich auf der Sex-Watchlist.<br />
KARRIERE<br />
50 KARRIERE NEWS<br />
Andrea gibt die besten Karrieretipps<br />
für Millenials.<br />
TRANS COP STORIES<br />
Als Frau geboren, in weiblicher Uniform<br />
auf Streife, heute als männlicher Inspektor<br />
unterwegs. Marek über seine Erlebnisse als<br />
Trans-Mann bei der Polizei.<br />
32<br />
6 / MIT SCHARF /
24<br />
DER FEIND IN<br />
MEINEM BETT<br />
Missbraucht,<br />
bedroht, isoliert:<br />
Geflüchtete<br />
Frauen, die sich<br />
in Österreich ein<br />
neues Leben<br />
aufbauen wollen,<br />
aber keinen<br />
Frieden vor ihren<br />
gewalttätigen<br />
Ehemännern<br />
finden.<br />
HALT SEPTEMBER<br />
20<strong>17</strong><br />
52 SYRISCHES<br />
RESTAURANTBUSINESS<br />
Altes Sprichwort: „Mit dem Essen kommt die<br />
Integration.“<br />
58 SELBERMACHERIN<br />
Blanka verkauft mit ihrem Label „TRIBBE“ die<br />
coolsten Turbane der Stadt.<br />
TECHNIK<br />
60 TECHNIK-HACKS<br />
Adam über Möchtegern-Hacker, Cyborg-<br />
Bakterien und Drohnen-Versicherungen.<br />
LIFE & STYLE<br />
62 PREGNANCY LOOK<br />
Die coolen Girls sind jetzt schwanger: Beyoncé,<br />
Serena und unsere Delna. Ihr Verlobter<br />
übrigens auch.<br />
65 MANN & BODY<br />
Artur gibt Tipps für festen Schlaf und<br />
gute Laune.<br />
UNTER<br />
BEOBACHTUNG<br />
44<br />
AUF DER SEX<br />
WATCHLIST<br />
Wenn das<br />
Kondom reißt,<br />
besteht HIV-<br />
Gefahr. Doch eine<br />
vorbeugende<br />
Therapie zu<br />
bekommen, ist<br />
schwieriger als<br />
erhofft. Emir<br />
darüber was<br />
passiert, wenn<br />
man über Nacht<br />
höchstriskant<br />
wird.<br />
Inhalt: Christoph Liebentritt, Marko Mestrović, Mariella Lehner; Coverillustration: Mariella Lehner<br />
KULTUR<br />
66 KULTURNEWS<br />
Jelena mit einer Riesenportion Kultur:<br />
Kunstschatzi, Wienwoche und die Lange Nacht<br />
der Museen.<br />
70 DIE LEIDEN DES JUNGEN<br />
TODOR<br />
Todor wollte sehnlichst Blogger werden.<br />
Irgendwie klappt’s aber nicht.<br />
/ MIT SCHARF / 7
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
IMPRESSUM<br />
MEDIENINHABER:<br />
Biber Verlagsgesellschaft mbH, Quartier 21,<br />
Museumsplatz 1, E-1.4, 1070 Wien<br />
HERAUSGEBER & CHEFREDAKTEUR:<br />
Simon Kravagna<br />
wir haben schon seit Juli nichts voneinander gehört, habt ihr uns vermisst?<br />
Nach einer wohlverdienten Sommerpause, leiten wir mit einer neuen<br />
Ausgabe den Herbst ein!<br />
Was, schon wieder Wahlkampf? Wir haben den Spitzenkandidaten die<br />
wirklich wichtigen Fragen gestellt: Welche Serien sie streamen, was sie in<br />
ihrer letzten WhatsApp Nachricht verschickt haben und was sie online so<br />
bestellen. Das Digitale Ich unserer Spitzenpolitiker ab S 16.<br />
Weniger locker geht es weiter mit geflüchteten syrischen Frauen, die einen<br />
Feind nicht in ihrer Heimat lassen konnten: Den in ihrem Bett. Mehr über<br />
die Flucht vor gewalttätigen Ex-Männern auf S 24.<br />
Die Polizeischule hat Marek noch als Frau absolviert. Auf Streife<br />
ging er in weiblicher Uniform. Doch gepasst hat das nie. Sich in einer<br />
männerdominierten Branche als transident zu outen, erforderte Courage,<br />
doch heute ist Inspektor Marek offiziell Polizist. Die Geschichte des<br />
Transcops auf S 32.<br />
Emir reißt beim Sex mit einem Mann das Kondom: Er will vorbeugend<br />
eine HIV-Therapie machen, doch stößt bei jedem Schritt auf Hürden, die<br />
ihn das Leben kosten könnten. Was passiert, wenn du über Nacht zum<br />
Höchstrisiko wirst und auf der Sex Watchlist landest. S 44<br />
Weiteres aus unserer Stadt: Syrische Restaurants sprießen wie Pilze aus<br />
dem Boden (S 52) und kulturmäßig geht’s im Herbst richtig los (S 66)!<br />
Aus der Redaktion gibt es auch News: Ihr wusstet es vielleicht nicht,<br />
aber Karenz ist ansteckend! Während Wonderwoman und stellvertrende<br />
Chefredakteurin Delna mal schnell ein Baby auf die Welt bringt, widmet<br />
sich Chefica vom Dienst Jelena dem Aufpeppen ihrer E-Mail-Signatur und<br />
macht den Master.<br />
Viel Spaß beim Schmökern!<br />
Bussis aus der Redaktion<br />
STV. CHEFREDAKTEUR:<br />
Amar Rajković<br />
STV. CHEFREDAKTEURIN:<br />
Delna Antia<br />
CHEFIN VOM DIENST:<br />
Jelena Pantić<br />
CHEFREPORTERIN:<br />
Melisa Erkurt<br />
ONLINECHEFIN:<br />
Alexandra Stanić<br />
KOLUMNIST/INNEN:<br />
Ivana Cucujkić, Todor Ovtcharov<br />
FOTOCHEF:<br />
Marko Mestrović<br />
REDAKTION & FOTOGRAFIE:<br />
Aleksandra Tulej, Artur Zolkiewicz,<br />
Mamo Issa, Emir Dizdarević, Steven<br />
Mayer, Nada El-Azar, Nour Khelifi,<br />
Andrea Grman, Aykut Erdem, Dragan<br />
Tatić, Christoph Liebentritt<br />
ART DIRECTOR: Dieter Auracher<br />
LAYOUT: Dieter Auracher<br />
LEKTORAT: Christina Gaal<br />
MARKETING: Adam Bezeczky<br />
BUSINESS DEVELOPMENT:<br />
Andreas Wiesmüller<br />
GESCHÄFTSFÜHRUNG:<br />
Wilfried Wiesinger, Simon Kravagna<br />
KONTAKT: biber Verlagsgesellschaft mbH<br />
Quartier 21, Museumsplatz 1,<br />
E-1.4, 1070 Wien<br />
Tel: +43/1/ 9577528<br />
redaktion@dasbiber.at<br />
marketing@dasbiber.at<br />
abo@dasbiber.at<br />
INTERNET: www.dasbiber.at<br />
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20<strong>17</strong><br />
SPITZENPOLITIKER<br />
UND IHR<br />
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MIT SCHARF<br />
SEPTEMBER<br />
20<strong>17</strong><br />
SPITZENPOLITIKER<br />
UND IHR<br />
DIGITALES ICH<br />
ÖAK GEPRÜFT 2. HJ 2016:<br />
Druckauflage 85.000 Stück<br />
verbreitete Auflage 78.650 Stück<br />
DRUCK: mediaprint<br />
WEM SCHICKEN SIE<br />
FREUNDSCHAFTSANFRAGEN,<br />
HERR KERN?<br />
3<br />
WAS SCHAUEN SIE<br />
AUF NETFLIX,<br />
HERR KURZ?<br />
Bevor ihr wütende Leserbriefe schreibt: Wir haben‘s kurz gemacht und<br />
im Kernteam beschlossen, beide Cover zu drucken.<br />
1<br />
8 / MIT SCHARF /
KEINE<br />
HALBEN<br />
SACHEN!<br />
GANZTAGSSCHULE<br />
ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG<br />
Wie schön wär’s, wenn Ihr Kind von der Schule heimkommt und Sie die Zeit gemeinsam<br />
voll und ganz genießen könnten? Wenn alles schon ganz erledigt wäre: Hausübungen,<br />
Lernen, Spiel und Spaß mit FreundInnen – rundum bestens pädagogisch betreut.<br />
Das geht ganz einfach: Ganztagsschule. keine-halben-sachen.at
PLACE<br />
OF THE MONTH:<br />
OBERLAA<br />
Von Amar Rajković und Christoph Liebentritt (Foto)<br />
Sie ist wieder die Königin des Untergrunds! Die<br />
U1 wurde am 2. September feierlich um fünf<br />
Stationen erweitert. Damit verdrängt sie ihre<br />
ockerbraune Kollegin U6 in Punkto Länge auf<br />
den zweiten Platz und ermöglicht Favoritens<br />
unerprobten Gästen eine direkte Verbindung in<br />
die Weiten des bevölkerungsreichsten Bezirks<br />
der Hauptstadt. (Alleine die Albin-Hansson Siedlung<br />
hat mehr Einwohner als Eisenstadt.)<br />
Dass die Erweiterung der U1 nicht nur zahlentechnisch<br />
relevant ist, wissen die vier Favoritner<br />
Urgesteine Nada, Adam, Nour und Aykut. Sie<br />
verbrachten ihre Jugend zwischen Gemeindebauten,<br />
in der vollgestopften 67er Bim oder grölend<br />
auf der Tribune des „Horrs“. Und wie das<br />
bei Neuanfängen üblich ist, blickt man wehmütig<br />
auf die gute alte Zeit zurück als das Fortuna-<br />
Kino noch rege besucht war und die Maroni im<br />
Herbst nirgendwo so gut schmeckten wie in der<br />
Albin-Hansson Siedlung. Vier Favoritner, vier<br />
Geschichten und ganz viele „Ghetto“-Anekdötchen,<br />
wie die Einwohner des Zehnten<br />
ihren Bezirk mit einem Augenzwinkern<br />
selbst nennen.<br />
Ab S.39<br />
10 / MIT SCHARF /
Nein, das ist keine<br />
Popband. Nada, Aykut,<br />
Adam und Nour<br />
(v.l.n.r.) schreiben über<br />
ihr Ghetto Favoriten.<br />
/ MIT SCHARF / 11
In Ivanas WELT berichtet die biber-Redakteurin<br />
Ivana Cucujkić über ihr daily life.<br />
IVANAS WELT<br />
ENE-MENE-MU – DEN BILDUNGS-<br />
AUFSTIEG SCHAFFST DU (VIELLEICHT)<br />
Dass ich heute zwei Uni-Abschlüsse habe, war kein Masterplan meiner Eltern.<br />
Es war reiner Zufall. Und viel Glück.<br />
Meine kleine Nachbarin Anastasija wird heuer eingeschult.<br />
Auf ihre Schultüte freut sie sich ganz besonders.<br />
Ihre Eltern haben sich um eine ordentliche Schule und<br />
eine prall gefüllte Zuckerltüte gekümmert. Ich hatte an<br />
meinem ersten Schultag keine Schultüte dabei. Meine<br />
Eltern wussten nichts von dieser österreichischen<br />
Schulantrittstradition. Also stand ich im September<br />
1990 in der 1C Leopoldsgasse neben zwanzig anderen<br />
Erstklässlern und wunderte mich über die bunten Pappzylinder<br />
mit Kreppschleifchen.<br />
NONNEN, UNIFORM, JESUS DANKEN<br />
Dafür war ich die schickste Siebenjährige an diesem<br />
Tag. Meine Mutter gab sich viel Mühe, das schönste<br />
Einstands-Outfit auszusuchen. Chinohosen in Taupe,<br />
ein schwarzes Wollsakko mit Schulterpolstern und Kettenbrosche,<br />
schwarze Lack-Ballerinas. Power-Dressing<br />
für Halbwüchsige. Bei der Auswahl der Volksschule gingen<br />
meine Eltern weniger durchdacht vor. Sie lag halt<br />
günstig, nah an der Wohnung. Überhaupt war mein Bildungsweg<br />
ein Glücksspiel. Die Nachmittagsbetreuung,<br />
gleich nebenan, wie praktisch, fand in einer privaten<br />
Klosterschule statt. Nonnen, Uniform, Jesus fürs Mittagessen<br />
danken.<br />
MIT DEN KINDERN AUS DEM 1. BEZIRK<br />
Weil mein Vater einen neuen Job bekam, fiel vier Jahre<br />
später die Wahl auf ein Gymnasium im neunten Bezirk<br />
– ja, sie waren so aufmerksam und meinten‚ „bei dem<br />
Kind, da geht noch was“. Es lag super auf dem Weg zur<br />
neuen Arbeit, gut und streng soll es auch sein, ließen sie<br />
sich sagen. „Da gehen die Kinder aus dem ersten Bezirk<br />
hin, die muss gut sein.“<br />
Sie gehörte tatsächlich zu den ‚besseren’ Schulen Wiens.<br />
Ihre konservativen Professoren und der Leistungsdruck<br />
haben mich echt herausgefordert. Mathe war<br />
meine Achillesferse. Irgendwann legte mein Klassenvorstand<br />
meinen Eltern eine „leichtere Schule“ für mich<br />
nahe. Das lag aber bestimmt nicht daran, dass ich neben<br />
einem Iraner und zwei Polen das einzige Migrantenkind<br />
war, ah-ah. Meine Eltern aber ließen nicht locker.<br />
Sie boxten mich mit viel teurer Nachhilfe durch zwei<br />
Nachprüfungen bis zur Matura. Zum ersten Mal war Studieren<br />
eine greifbare, realistische Option. Und so kam’s<br />
auch. Der Bildungsaufstieg war geschafft.<br />
IM ZWEIFELSFALL: HANDELSSCHULE<br />
Der Bildungsweg von Migrantenkindern basiert auch<br />
heute noch oft auf Zufall und fragwürdigen Entscheidungskriterien,<br />
die nicht selten an den Talenten und<br />
wahren Fähigkeiten der Kinder vorbeizielen. Im Zweifelsfall<br />
landet die Mehrheit in der Handelsschule, ein<br />
Verwandter ist sicher schon angemeldet. Dort treffen<br />
die Kids ganz bestimmt auf topmotivierte Pädagogen.<br />
Das Ergebnis sind Großteils orientierungslose Halberwachsene,<br />
die „irgendwas im Büro“ arbeiten wollen.<br />
Bildung darf kein Roulett sein. Eltern, Schulen und Politiker<br />
dürfen sich hier gleichermaßen auf die Schulter<br />
klopfen.<br />
Bei meiner kleinen Nachbarin mache ich mir keine Sorgen.<br />
Die Schultüte und die „tolle Schule“ sind schon mal<br />
ein guter Anfang. In diesem Sinne: schönen Schulstart,<br />
liebe Anastasija! Allen anderen: Viel Glück!<br />
cucujkic@dasbiber.at<br />
12 / MIT SCHARF /
GLÜCKLICH MIT GEORGE<br />
ADRIANA GENIESST DEN SOMMERURLAUB. SIE IST HUNGRIG NACH SONNE UND ENTSPANNUNG.<br />
SIE FÄHRT NACH UNGARN, ZUM BALATON, AUF URLAUB.<br />
ADRIANA PACKT IHRE KOFFER<br />
ADRIANA IST REISEFERTIG UND VERLÄSST DIE WOHNUNG. SIE HAT<br />
KEINE ANGST VOR DEM „REISE-BLUES“<br />
Egal<br />
was passiert. Mit<br />
meiner Kreditkarte bin<br />
ich ja auch versichert.<br />
Also ist auch im Fall der<br />
Fälle alles ok.<br />
Brauch ich<br />
die Kreditkarte<br />
wirklich mit? Was ist<br />
wenn ich sie verliere oder sie mir<br />
geklaut wird? Andererseits<br />
habe ich ja George, wo ich meine<br />
Kreditkarte sofort sperren<br />
und neu bestellen kann...<br />
ADRIANA IST ANGEKOMMEN. SIE HEBT<br />
AM BANKOMATEN DER ERSTE BANK<br />
IN UNGARN GELD AB UND FREUT SICH<br />
KEINE GEBÜHREN DAFÜR ZU ZAHLEN * .<br />
IN DER GEORGE-APP HAT ADRIANA<br />
IHRE KARTEN IM BLICK<br />
ADRIANA ENTSPANNT IN DER<br />
SONNE UND DENKT NACH.<br />
Warum<br />
habe ich früher<br />
so einen Stress mit<br />
meinem Konto gehabt?<br />
Mit George sind Bankgeschäfte<br />
fast wie<br />
Urlaub…<br />
Susanne Einzenberger<br />
Shoppen<br />
und keine extra<br />
Gebühren fürs Geld<br />
abheben. Fast wie zu Hause<br />
– nur mit besserem Wetter.<br />
Hier könnte ich<br />
bleiben …<br />
* Kunden der Erste Bank und Sparkassen können in<br />
Ländern in denen die Erste Group tätig ist, bei allen<br />
Konzern-Geldausgabeautomaten kostenlos Geld beheben.<br />
GEORGE IST DAS MODERNSTE BANKING ÖSTERREICHS.<br />
ES BEGLEITET DICH, WO DU BIST. UND DU TÄTIGST<br />
DEINE GELDGESCHÄFTE EINFACH UND SICHER, AUF<br />
DER GANZEN WELT.<br />
www.erstebank.at/george
europa<br />
beginnt in<br />
österreich.<br />
das ist grün.<br />
am 15. oktober: ulrike lunacek<br />
14 / MIT SCHARF /
POLITIKA<br />
„Auflegen, wählen.“<br />
Foto von Maša Stanić
NETZ<br />
POLITIK<br />
Wir wollen wissen, wie die<br />
SpitzenkandidatInnen der<br />
Nationalratswahl online<br />
ticken. Über Youtube-Videos,<br />
die meist genutzten Emojis<br />
und die unnötigsten Apps auf<br />
ihrem Smartphone:<br />
Von Alexandra Stanić und Simon Kravagna<br />
Illustrationen: Mariella Lehner<br />
Wir wissen es schon, den<br />
Wahlkampf hatten alle satt,<br />
bevor er richtig losgegangen<br />
ist. Weil es aber trotzdem<br />
wichtig ist, informiert zu sein,<br />
blicken wir hinter die Kulissen,<br />
oder besser gesagt in das Handy<br />
der SpitzenkandidatInnen.<br />
Ohne Polit-Blabla, dafür mit<br />
Fragen, die doch alle interessieren,<br />
wie etwa: Snapchat<br />
oder Instagram?<br />
ÖVP-Kandidat Sebastian<br />
Kurz hat zwar die größte Social<br />
Media-Fangemeinde, dafür fallen<br />
seine Antworten sehr kurz<br />
aus. Anders als Christian Kern<br />
und Peter Pilz, die beide aus<br />
dem Nähkästchen plaudern.<br />
Der amtierende Bundeskanzler<br />
erzählt sogar von Liebeserklärungen,<br />
die er seiner Frau<br />
über Whatsapp geschickt hat.<br />
Ex-Grünen Pilz verrät uns, wie<br />
viele Fotos er auf seinem Handy<br />
hat und was zum Großteil<br />
auf ihnen zu finden ist.<br />
Neos-Chef Matthias Strolz<br />
verweigert House of Cards und<br />
die einzige weibliche Spitzenkandidatin<br />
Ulrike Lunacek zeigt<br />
uns ihr Lieblingsemoji. Spoiler:<br />
Es ist grün.<br />
SEBASTIAN KURZ<br />
Was haben Sie zuletzt gegoogelt?<br />
Etwas zur Berichterstattung der deutschen<br />
TV-Konfrontation zwischen Merkel und<br />
Schulz.<br />
Welchen Film haben Sie zuletzt auf Netflix<br />
gestreamt?<br />
Den Action-Film Sniper.<br />
Die App, die man auf Ihrem Handy nicht<br />
vermuten würde:<br />
Bergfex<br />
Der letzte Online-Kauf?<br />
Bergausrüstung<br />
Ihre derzeitigen drei Lieblingssongs?<br />
Viel von Muse und Blink182<br />
Welche App hat Ihnen einmal so richtig aus<br />
der Patsche geholfen?<br />
FB: 690.407<br />
Twitter: 238.956<br />
Instagram: 15.000<br />
Das Navi auf meinem Handy.<br />
Welchen Twitter-Account finden Sie am interessantesten?<br />
Für viel Aufsehen hat Donald Trump gesorgt.<br />
Wem würden Sie auf Facebook niemals eine<br />
Freundschaftsanfrage senden?<br />
Leuten, die ich nicht kenne.<br />
Hat Ihre Facebook-Fanseite die von Christian<br />
Kern geliked?<br />
Nein.<br />
Welcher Politiker hat Ihrer Meinung nach den<br />
besten Social Media Auftritt?<br />
Obama.<br />
Welches Emoji benutzen Sie am öftesten?<br />
Das weinend-lachende Emoji.<br />
16 / POLITIKA /
CHRISTIAN KERN<br />
Was haben Sie zuletzt gegoogelt?<br />
Die Osttiroler Ausgabe der Kleinen Zeitung.<br />
Welche war die letzte Nachricht, die Sie auf<br />
Whatsapp versendet haben?<br />
Eine kleine Liebeserklärung an meine Frau. Ich<br />
hab ihr mitgeteilt, dass ich wieder in Wien bin,<br />
die Antwort waren dann ein paar Herzerl.<br />
Die App, die man auf Ihrem Handy nicht vermuten<br />
würde:<br />
Shazam, um Musik zu erkennen.<br />
Der letzte Online-Kauf?<br />
Sportgewand zum Joggen von einem kleinen<br />
britischen Laden.<br />
Wie vielen Leuten folgen Sie auf Instagram?<br />
Ich glaube nur einem und das aus Versehen,<br />
unserem Regionalkandidaten Wolfgang Moitzi.<br />
Mit dem war ich wandern und er hat dann<br />
nette Bilder gemacht.<br />
Welche Apps nutzen Sie am häufigsten?<br />
Nachrichtenapps, Spiegel Online oder Ö1 zum<br />
Beispiel. Für den Freizeitgebrauch Runtastic.<br />
Welches Video haben Sie zuletzt auf YouTube<br />
gesehen?<br />
Ich schaue viele Ted Talks auf YouTube, zuletzt<br />
von US-Ökonom Jeffrey Sachs.<br />
Welcher ist Ihr Lieblingstwitter-Account?<br />
Es gibt im Journalismus viele junge Frauen,<br />
die eine witzige Art haben zu schreiben und<br />
sich auszudrücken, zum Beispiel Claudia<br />
Zettel.<br />
Wem würden Sie auf Facebook niemals eine<br />
Freundschaftsanfrage senden?<br />
Ich hab schon so viele unabsichtlich<br />
versendet, ich kann leider niemanden<br />
richtig ausschließen. Aber allen<br />
Rechtsradikalen und Rassisten<br />
verweigere ich auf ewig meine<br />
Freundschaft.<br />
Wie viele Personen haben Sie auf Twitter<br />
blockiert?<br />
Da gibt es ein paar aus dem identitär-rassistischen<br />
Milieu.<br />
Welches Emoji benutzen Sie am öftesten?<br />
Das Zwinker-Smiley. Das muss man dazu<br />
machen, damit die Leute die Nachricht nicht<br />
ganz missverstehen.<br />
Snapchat oder Instagram?<br />
Instagram, außer wenn ich Schwarzenegger<br />
über den Weg laufe. Ich hab mit Erstaunen<br />
festgestellt, dass Arnold Schwarzenegger,<br />
immer wenn ich ihn treffe, ein kurzes Snapchat-Video<br />
macht. Der wollte mir einreden, ich<br />
sollte mir Snapchat machen.<br />
FB: 214.111<br />
Twitter: 66.192<br />
Instagram: 8.560<br />
/ POLITIKA / <strong>17</strong>
MATTHIAS STROLZ<br />
Welche war die Nachricht, die Sie zuletzt versendet<br />
haben?<br />
Ich hab mich bei einem Freund für einen Gefallen<br />
bedankt.<br />
Welche Serie oder welchen Film haben Sie zuletzt<br />
gestreamt?<br />
Die einzige Serie, die ich schaue, ist die ZIB2.<br />
Wie viele Fotos haben Sie auf Ihrem privaten<br />
Handy?<br />
Ich spiele sie regelmäßig runter, sonst kommst du<br />
nachher drauf, dass du die Fotos nicht gesichert<br />
hast. Im Moment sind es circa 600.<br />
Der letzte Online-Kauf?<br />
Ein lila-schwarzer Schulrucksack für eine unserer<br />
drei Töchter.<br />
Welche App nutzen Sie am häufigsten?<br />
Die Door2Door-App, eine Hausbesuchs-App, die<br />
wir bei Neos verwenden.<br />
Welches Video haben Sie zuletzt auf YouTube gesehen?<br />
Von Christian Lindner, dem Spitzenkandidaten<br />
der freien Demokraten<br />
in Deutschland.<br />
Wer ist Ihr Lieblingstwitter-<br />
Account?<br />
Armin Wolf. Streitbar, aber<br />
spannend.<br />
Wen würden Sie auf Facebook<br />
niemals als FreundIn annehmen?<br />
Alle vollbusigen Damen, die<br />
anfragen und vorgeben, in<br />
meiner Nachbarschaft zu wohnen, denen traue<br />
ich nicht ganz, weil ich sie beim Müll rausbringen<br />
noch nicht getroffen habe. Die lehne ich ab.<br />
Sind Sie mit Sebastian Kurz auf Facebook<br />
befreundet?<br />
Nein. Aber ein Facebook-Freund ist jetzt nicht die<br />
Vorstufe zum Taufpaten meiner Kinder. Ich kann<br />
durchaus auch ein Interesse haben und jemandem<br />
folgen wollen, ohne dass ich sage, mit dem<br />
möchte ich morgen ein Bier trinken gehen.<br />
Wie viele Personen haben Sie auf Twitter blockiert?<br />
5-6.<br />
Welchen Podcast können Sie empfehlen?<br />
Der Problemlöser von Georg Jocham.<br />
Ihre derzeitigen drei Lieblingssongs?<br />
Despacito wird auf meinem Handy derzeit am<br />
meisten gehört, aber nicht von mir, sondern von<br />
meinen Kindern, weil sie sehr lustig dazu tanzen.<br />
Ich hab mir zuletzt die neue Tour von U2 mit<br />
dem mächtigen Bühnenbild angesehen<br />
und bin ein großer Grönemeyer-<br />
Fan.<br />
Game of Thrones oder House<br />
of Cards?<br />
Beide nicht. Von Polit-Intrige<br />
habe ich den ganzen<br />
Tag genug. Ich glaub,<br />
der Gärtner schaut auch<br />
keine Gärtner-Sendung<br />
abends zur Entspannung<br />
an.<br />
FB: 81.194<br />
Twitter: 57.484<br />
Instagram: 1.745<br />
18 / POLITIKA /
FB: 18.777<br />
Twitter: 10.693<br />
ULRIKE LUNACEK<br />
Was haben Sie zuletzt gegoogelt?<br />
Die Liste der Hurrikans in den letzten 100<br />
Jahren, die eindeutig zeigt, dass die Häufigkeit<br />
und Stärke dieser verheerenden Stürme in den<br />
letzten Jahren enorm zugenommen hat.<br />
Welche Serie oder welchen Film haben Sie<br />
zuletzt gestreamt?<br />
Sense 8 auf Netflix.<br />
Die App, die man auf Ihrem Handy nicht vermuten<br />
würde:<br />
Das Spiel Candy Crush.<br />
Wie viele MitarbeiterInnen kümmern sich um<br />
Ihren Internet-Auftritt?<br />
3<br />
Welche Apps nutzen Sie am häufigsten?<br />
Telegram und Twitter.<br />
Welche App hat Ihnen einmal so richtig aus<br />
der Patsche geholfen?<br />
Google Maps.<br />
Wer ist Ihr Lieblingstwitter-Account?<br />
Die Tagespresse.<br />
Wem würden Sie auf Facebook niemals eine<br />
Freundschaftsanfrage senden?<br />
Jenen Menschen, mit denen ich im realen<br />
Leben auch nicht gerne befreundet sein<br />
würde.<br />
Welcher österreichische Politiker hat Ihrer Meinung<br />
nach den besten Social Media Auftritt?<br />
Alexander Van der Bellen.<br />
Die unnötigsten Apps auf Ihrem Handy?<br />
Accupedo - eine Schrittzähler-App und<br />
eBooks, weil ich lieber Papier in der Hand<br />
habe.<br />
Welchen Podcast können Sie empfehlen?<br />
Den neue Falter-Podcast mit Raimund Löw.<br />
Die ersten drei Songs auf Ihrer Spotify Playlist?<br />
Because the Night - Patti Smith<br />
I am what I am - Gloria Gaynor<br />
Gimme Shelter - The Rolling Stones<br />
Welches Emoji benutzen Sie am öftesten?<br />
/ POLITIKA / 19
PETER PILZ<br />
Was haben Sie zuletzt gegoogelt?<br />
Mögliche ATIB-Kandidaten der Liste Kurz.<br />
Welche war die letzte Nachricht, die Sie auf<br />
Whatsapp versendet haben?<br />
Ein Foto von meinem letzten Pilzfund, zwei frisch<br />
übereinander gewachsene Herrenpilze. Die hab<br />
ich an Tiroler Freunde versendet, weil die nie was<br />
finden.<br />
Welcher ist der gemeinste Kommentar, an den Sie<br />
sich erinnern können?<br />
Die saftigsten sind rund um meine Erdogan-<br />
Auseinandersetzung gekommen. Da ist mir aufgefallen,<br />
dass sehr viele, die mich kritisiert haben,<br />
das Wort „Sauschädel“ nicht richtig geschrieben<br />
haben.<br />
Welche Serie oder welchen Film haben Sie zuletzt<br />
gestreamt?<br />
House of Cards, der Höhepunkt war für mich<br />
immer, wenn er diese Spare Ribs im Hinterhof<br />
essen gegangen ist.<br />
Was war Ihre letzte Bewertung im<br />
Internet?<br />
Das sind fast immer Bücher,<br />
zum Teil Bewertungen auf<br />
Kindle. Das letzte war von US-Autor Raymond<br />
Carver.<br />
Die App, die man auf Ihrem Handy nicht vermuten<br />
würde:<br />
Die booking.com-App für Urlaube.<br />
Wie viele Fotos haben Sie auf Ihrem Handy?<br />
Um die 10.000, die Hälfte davon sind sicher<br />
Pilze.<br />
Welchen Song haben Sie zuletzt gehört?<br />
Verdi Prati von Händel.<br />
Wie viele Stunden verbringen Sie auf Twitter?<br />
Um die zehn Minuten. Twitter ist für mich<br />
nichts anderes als eine moderne Presse-Agentur.<br />
Privatleben ist da Unsinn.<br />
Sind Sie auf Instagram?<br />
Nein, ist mir zu viel. Wenn du nicht selektiv mit<br />
neuen Medien umgehst, gehst du unter.<br />
Welche App hat Ihnen einmal so richtig<br />
aus der Patsche geholfen?<br />
Bergfex, weil ich ein Gewitter<br />
erkannt habe und noch<br />
rechtzeitig umdrehen<br />
konnte.<br />
FB: 25.348<br />
Twitter: 36.927<br />
Ehre wem Ehre gebührt: Ohne dem „Data-Selfie“ des Wired-<br />
Magazins hätten wir unseren Zugang zum Wahlkampf nicht<br />
gefunden. Hvala und teşekkür für die Inspiration!<br />
20 / POLITIKA /
HEINZ-CHRISTIAN STRACHE<br />
Liebe Leserinnen und Leser!<br />
Demokratisch und tolerant wie<br />
wir sind, haben wir auch FPÖ-<br />
Spitzenkandidat Heinz-Christian<br />
Strache eingeladen, mit uns über<br />
sein digitales Ich zu sprechen.<br />
Obwohl sich das bei uns im<br />
Abendland so nicht gehört, hat<br />
sein Pressesprecher aber nie<br />
zurück gerufen.<br />
FB: 727.222<br />
Twitter: 19.880<br />
Instagram: 4908<br />
1<br />
2<br />
3<br />
3 Routen:<br />
Neustift bis Nußdorf<br />
Strebersdorf bis Stammersdorf<br />
Weinspaziergang Ottakring<br />
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NETZ POLITIK<br />
DAS MAKING-OF<br />
Von Alexandra Stanić<br />
Zu Besuch bei Peter Pilz wurde nicht nur über Twitter gesprochen,<br />
es gab auch Eiskaffee – mit Bio-Vanilleeis!<br />
Das Neos-Büro sieht aus wie ein Start-Up.<br />
Ob das wohl Absicht ist?<br />
Alexandra Stanić, Julia Peternell<br />
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Bundeskanzler Kern checkt gerade, welche Apps er<br />
auf seinem Handy hat und wem er auf Instagram folgt.<br />
Sebastian Kurz hat nicht nur die größte Social Media-<br />
Gemeinde, auch bei der Abfahrt seines Busses wurde<br />
er mit Applaus und La-Ola-Welle verabschiedet.<br />
Öffi-<br />
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(01)79<strong>09</strong> -111
UN<br />
GESCHLAGEN<br />
24 / POLITIKA /
Missbraucht, bedroht und isoliert: Die Geschichte<br />
dreier geflohener Frauen, die sich in Österreich<br />
ein neues Leben aufbauen. In ständiger Angst,<br />
ihrem gewalttätigen Ex-Ehemann zu begegnen.<br />
Von Mamo Issa und Alexandra Stanić, Fotos: Christoph Liebentritt<br />
Munas * Gesicht ist blutüberlaufen. Ihre Nase ist<br />
geschwollen, ihr Auge ziert ein großer blauer<br />
Fleck. Dieses Mal ist ihr Mann Ahmad * einen<br />
Schritt zu weit gegangen. Als er den Stuhl packt<br />
und auf sie einschlägt, weiß sie: Es reicht, sie muss hier raus.<br />
Muna schafft es, die Wohnung zu verlassen, sie schreit um<br />
Hilfe. Zunächst hört sie keiner – oder möchte sie nicht hören. In<br />
ihrem Stock lebt nur eine weitere Person: ein irakischer Freund<br />
ihres Ehemannes. „Wenn du meine Frau und mich streiten<br />
hörst, ignorier das Geschreie einfach, wir<br />
klären das unter uns“, hatte ihr Ehemann<br />
ihn Monate zuvor gebeten. All die<br />
Zeit hat er sich daran gehalten, auch an<br />
diesem Abend, obwohl er zu Hause war.<br />
Muna flüchtet auf die Straße, ihr Körper<br />
schmerzt wegen der Schläge, sie kann<br />
kaum gehen und sieht schlecht – das<br />
Blut läuft ihr in die Augen. Schließlich eilt<br />
ihr eine Nachbarin zu Hilfe, verständigt<br />
die Polizei und die Rettung und lässt sie<br />
in ihrer Wohnung warten.<br />
An diesem Abend verlässt Muna<br />
Ahmad * und zieht ins Frauenhaus. Seit<br />
eineinhalb Jahren lebt die 34-Jährige in<br />
Österreich, ihr Mann ist seit zweieinhalb<br />
Jahren hier. Ursprünglich kommen sie<br />
aus Syrien. Im Rahmen der Familienzuführung<br />
holt ihr damaliger Ehemann<br />
sie 2015 nach Wien. Sie leben in einer<br />
kleinen Ein-Zimmer-Wohnung. Ahmad<br />
war schon in Syrien gewalttätig. Als der Krieg beginnt, wird<br />
es schlimmer. „In meiner Heimatstadt sind alle mit Waffen<br />
rumgelaufen, selbst Kinder“, erzählt Muna. „Einmal war<br />
Ahmad wieder wütend und hat in unserer Wohnung auf mich<br />
geschossen und mich ganz knapp verfehlt.“ Zwei Mal hatte<br />
sie Fehlgeburten, weil er ihr bei einem seiner Wutausbrüche<br />
in den Bauch getreten hatte. „Seine Familie und er haben mir<br />
die Schuld gegeben, dass wir keine Kinder kriegen konnten“,<br />
erzählt Muna schluchzend. „Sie haben gesagt, dass ich keine<br />
„<br />
Ahmad war<br />
wütend und<br />
hat in unserer<br />
Wohnung<br />
auf mich<br />
geschossen.<br />
“<br />
richtige Frau bin.“ Er verbrennt sie mit Zigaretten, sie zeigt mir<br />
die Narben, die sie davongetragen hat. Auf die Frage, warum<br />
sie ihm trotzdem nach Österreich gefolgt ist, antwortet sie:<br />
„Weil in meinem Land Krieg herrscht.“ Zudem habe Muna auf<br />
eine Veränderung gehofft, trotz der Misshandlungen liebte ein<br />
Teil von ihr Ahmad. „Er hat mir geschworen, dass wir ein neues<br />
Leben beginnen und er mich mit Blumen in Österreich erwartet“,<br />
erinnert sich die Kindergartenpädagogin. „Aber besser<br />
wurde nichts, nur noch viel grausamer.“<br />
Dass solche Versprechen oft nicht<br />
der Wahrheit entsprechen, weiß auch<br />
Psychotherapeutin Homeyra Adjudan-<br />
Garakin, die auf Opferarbeit spezialisiert<br />
ist und als Beraterin in der Wiener<br />
Interventionsstelle gegen Gewalt in der<br />
Familie arbeitet. „Gewalttätige Männer<br />
versprechen oft, dass alles besser wird,<br />
wenn sie erst in ein europäisches Land<br />
geflohen sind“, erklärt Adjudan-Garakin.<br />
„Das Gegenteil ist der Fall, es wird meist<br />
schlimmer. Außerdem sind Frauen schon<br />
auf der Flucht nach Europa der Gewalt<br />
ihrer Ehemänner ausgesetzt.“<br />
Aber Gewalt gegen Frauen ist kein<br />
syrisches Problem. In Österreich hat jede<br />
fünfte Frau seit ihrem 15. Lebensjahr<br />
körperliche und/oder sexuelle Gewalt<br />
erfahren. Psychische Gewalt durch<br />
ihren (Ex-)Partner haben 38 Prozent der<br />
Frauen seit ihrem 15. Lebensjahr erlebt.<br />
Zahlen zu Gewalt gegen Frauen in Syrien sind nicht verlässlich.<br />
Eine Statistik, wie viele Frauen kürzlich nach Österreich gekommen<br />
sind und sich aufgrund von Gewalt in der Ehe scheiden<br />
haben lassen, gibt es nicht. „Frauen mit Fluchthintergrund<br />
sind erfahrungsgemäß besonders gewaltgefährdet. Gründe<br />
dafür sind zum Beispiel das Fehlen eines tragfähigen sozialen<br />
Netzwerks, geringe Sprachkenntnisse oder rechtliche Hürden“,<br />
heißt es auf Nachfrage im Frauenministerium. Der Aufbau<br />
einer eigenständigen Existenz sei in der Regel langwierig und<br />
/ POLITIKA / 25
Kein soziales<br />
Umfeld und keine<br />
Deutschkenntnisse:<br />
All das hindert<br />
geflüchtete<br />
Frauen oft daran,<br />
sich endgültig von<br />
ihrem gewalttätigen<br />
Ehemann<br />
scheiden zu lassen.<br />
„<br />
Ich habe ein<br />
Kontaktverbot<br />
beantragt.<br />
Kommt mir<br />
Ahmad zu<br />
nahe, wird er<br />
weggesperrt.<br />
“<br />
kompliziert, das mache das Verlassen einer Gewaltbeziehung<br />
oft besonders schwierig.<br />
Kein soziales Umfeld und keine Deutschkenntnisse: All das<br />
hinderte auch Muna lange daran, sich endgültig von ihrem<br />
Ehemann zu trennen. Aber im Vordergrund steht vor allem die<br />
Angst, von ihm umgebracht zu werden. Ihr Ex-Ehemann ist<br />
alkoholkrank, betrinkt sich jeden Tag. „Er hat mich gezwungen,<br />
mit ihm mitzutrinken, damit ich Dinge im Bett mit ihm<br />
mache, die ich nicht wollte“, sagt sie und kann ihre Tränen<br />
nicht unterdrücken. Sie wehrt sich, plädiert auf seine Vernunft.<br />
Aber er antwortet ihr nur: „Du bist meine Frau, du gehörst mir<br />
und ich kann mit dir machen, was ich will.“ Dann vergewaltigt<br />
er sie. Ahmad verbietet Muna Deutschkurse zu besuchen,<br />
sie darf die Wohnung nicht ohne ihn verlassen. Setzt sie sich<br />
zur Wehr, folgen Schläge. Ihr einziger sozialer Kontakt ist ihre<br />
Cousine, die ebenfalls in Wien lebt. Zu der verbietet er ihr nach<br />
wenigen Wochen den Kontakt, weil er sie für einen schlechten<br />
Einfluss hält. Ahmad isoliert sie von<br />
der Außenwelt, nimmt ihr ihr Handy weg.<br />
„Wenn ich mit der Polizei gedroht habe,<br />
hat er nur gelacht. Er hat mir gesagt, dass<br />
er vielleicht ein oder zwei Nächte im Knast<br />
verbringen würde, sobald er aber wieder<br />
draußen wäre, würde er mich umbringen.“<br />
Ihre Deutschkenntnisse seien zudem so<br />
schlecht gewesen, dass sie sich nicht<br />
ohne ihn zurechtgefunden hätte. „Er hat<br />
mir verboten, mich weiterzubilden. Er<br />
wollte, dass ich völlig abhängig von ihm<br />
bin.“ Monatelang lebt sie so. Bis zu dem<br />
Abend, an dem er sie mit einem Stuhl<br />
attackiert hat. Muna hat sich entschieden,<br />
ihre Geschichte zu erzählen, damit<br />
auch andere Frauen Mut fassen und ihren<br />
gewalttätigen Ehemann verlassen. „Ich<br />
habe ein Kontaktverbot beantragt. Kommt<br />
mir Ahmad zu nahe, wird er weggesperrt“,<br />
beschreibt sie die derzeitige Situation. „In<br />
Wirklichkeit gibt es aber nur einen Grund,<br />
warum er mich endlich in Ruhe lässt: Die Angst vorm Staat<br />
Österreich und die Angst, abgeschoben zu werden.“<br />
EINE SCHANDE<br />
Aysha * ist noch weit davon entfernt, in Frieden leben zu können,<br />
auch wenn die 23-Jährige von ihrem Ehemann geschieden<br />
ist. Mit 14 heiratet die Syrerin Mustafa * , der 13 Jahre älter<br />
ist. Vor der Hochzeit trifft sie ihn nur zwei Mal. Auf die Frage,<br />
ob sie zwangsverheiratet wurde, schüttelt sie den Kopf. „Keiner<br />
hat mir gesagt, dass ich ihn heiraten muss“, erklärt Aysha.<br />
„Ich habe einfach ja gesagt, was ein Fehler war. Aber es ist<br />
irgendwie auch Teil unserer Kultur.“ Ähnlich wie bei Muna ist<br />
ihr Ehemann schon in ihrer Heimat gewalttätig – auch Aysha<br />
hofft auf Veränderung mit der Flucht nach Europa. „Ich war mir<br />
sicher, dass wir hier ein neues Kapitel beginnen.“ Einmal hat er<br />
sie krankenhausreif geschlagen, die Polizei wurde nie verständigt.<br />
Mustafa hat sie auch in der Gegenwart anderer Menschen<br />
verprügelt. An eine Scheidung war damals nicht zu denken.<br />
26 / POLITIKA /
„Eine geschiedene Frau ist in unserer Kultur eine Schande“, so<br />
Aysha. „Bis auf meine Mutter und meine Schwester weiß auch<br />
bis heute niemand, dass ich hier in Österreich getrennt von<br />
Mustafa lebe.“<br />
Aysha hat vier Kinder, ihre älteste Tochter ist acht Jahre alt.<br />
Auch ihre Kinder blieben nicht von den Schlägen ihres Vaters<br />
verschont. Täglich prügelt er auf sie ein – wegen Nichtigkeiten.<br />
Dabei war sich Aysha sicher, dass sie in Europa ein besseres<br />
Leben haben würde, all ihre Hoffnung hat sie in dieses neue<br />
Kapitel gesteckt. Aber als sie vor etwa einem Jahr und drei<br />
Monaten in Österreich ankommen, wurden Mustafas Schläge<br />
schlimmer und regelmäßiger. „Wenn er ein Glas Wasser<br />
wollte und ich nicht schnell genug war, ist er ausgerastet.“ Als<br />
Mustafa einmal einen besonders schlimmen Wutanfall hat,<br />
schlägt er Aysha und sperrt sie daraufhin für sechs Stunden<br />
ins Badezimmer ein. Am nächsten Morgen sucht sie wie jeden<br />
Tag ihren Deutschkurs auf. Dort fällt sie in Ohnmacht. Mit Hilfe<br />
ihrer Deutschlehrerin schafft sie es ins Krankenhaus und findet<br />
einen Platz im Frauenhaus.<br />
SOLIDARISIERUNG<br />
Aber mit ihrer Entscheidung, Mustafa zu verlassen, ist Ayshas<br />
Sicherheit noch nicht gewährt. Er terrorisiert sie mit Anrufen<br />
und Nachrichten. Über mehrere Facebook-Profile versucht er<br />
monatelang, auch heute noch, Kontakt mit ihr aufzunehmen. Er<br />
beleidigt sie aufs Übelste und droht ihr, sie umzubringen. Meist<br />
ignoriert sie seine Beleidigungen, einmal reagiert sie: „Ich habe<br />
all deine Bedrohungen als Beweis, hör auf mir zu schreiben<br />
oder ich rufe die Polizei.“ Zwei Tage später holt sie eines ihrer<br />
Kinder vom Kindergarten und wird von einem fremden Mann<br />
attackiert. „Er hat mir auf den Kopf geschlagen und mir das<br />
Handy aus der Hand gerissen“, erinnert sie sich. „Weg waren<br />
alle Beweise.“ Sie ist sich sicher, dass der Dieb ein Freund ihres<br />
Ehemannes war: „An so einen Zufall glaube ich nicht.“<br />
Zuletzt kontaktiert sie Mustafa vor einigen Wochen, um ihr<br />
einmal mehr zu drohen, dass er sie umbringen wird. „Du hast<br />
eine Woche, um mir die Kinder zu geben, ich möchte zurück<br />
nach Syrien mit ihnen“, habe er ihr erklärt. „Lieber sollen sie<br />
dort sterben als hier mit dir in Freiheit zu leben.“ Sie reagiert<br />
nicht. Kurz darauf trifft sie einen Freund ihres Ex-Mannes auf<br />
der Straße, der sie mit den Worten „Dir reichen Worte wohl<br />
nicht“ in Panik versetzt. Zur Polizei ist sie nicht gegangen, zu<br />
groß die Angst vor Mustafa.<br />
„Manchmal solidarisieren sich Männer, wenn sich Frauen<br />
von ihnen trennen wollen“, beschreibt Psychotherapeutin<br />
Homeyra Adjudan-Garakin ein großes Problem. „Wenn eine<br />
Frau vor ihrem Mann flüchtet, könnte das auch andere Frauen<br />
motivieren, es ihr gleich zu tun. Das könnte sich ja in der<br />
Community herumsprechen.“ Deswegen geben sich Männer<br />
auch gegenseitig Tipps wie: „Sag, dass du sehr betrunken<br />
warst“ oder „Du kannst dich einfach an nichts erinnern.“ Aber<br />
auch Frauen, die in gewaltvollen Ehen leben und nicht den<br />
Mut fassen können, ihren Partner zu verlassen, solidarisieren<br />
sich mit diesen Männern und verurteilen Frauen, die die<br />
Scheidung einreichen. „Ganz nach dem Motto: Es ist besser,<br />
wenn es allen gleich schlecht geht und wir alle im selben Boot<br />
sitzen“, so Adjudan-Garakin. Neben der eigenen Community,<br />
/ POLITIKA /<br />
Willst du das verstehen?<br />
Willst du arbeiten?Integrier Dich!<br />
Umgekehrt<br />
THEATER, PERFORMANCE<br />
Deutsch, Arabisch<br />
FREIER EINTRITT<br />
FR. 29. <strong>09</strong>. 20<strong>17</strong><br />
19:00h<br />
Im Anschluss Publikumsgespräch.<br />
Moderation: Nadja Maleh<br />
VHS Ottakring<br />
Hilde Weinberger Saal<br />
Ludo-Hartmann-Platz 7<br />
A-1160 Wien<br />
Wegen begrenzter<br />
Teilnehmer_innenzahl<br />
bitte bis 27.9. anmelden unter<br />
reservation@wienwoche.org<br />
“Umgekehrt” ist eine<br />
Produktion im Rahmen von.
in Syrien gesagt, dass ich eine Schlampe bin“, so Nisrin. Als<br />
sie die Campleitung über Hassan informiert, darf er das Heim<br />
nicht mehr betreten. Damit nimmt seine Hasstirade aber kein<br />
Ende. Er bezahlt andere Männer, um Nisrin zu fotografieren und<br />
zu beobachten. Auf dem Weg zum AMS ist er ihr und ihrem<br />
Dolmetscher gefolgt, wollte beide zusammenschlagen, beinahe<br />
wäre die Situation eskaliert. „Er besteht die ganze Zeit darauf,<br />
unsere 14-jährige Tochter Roni * zu sehen“, erzählt Nisrin.<br />
„Nachdem er sie aber auch geschlagen hat, möchte sie nichts<br />
mehr mit ihm zu tun haben.“ Mittlerweile lebt Nisrin mit ihrer<br />
Tochter in einer kleinen Ein-Zimmer-Wohnung und hat einen<br />
Job als Friseurin gefunden. Hassan versucht immer wieder,<br />
Kontakt zu den beiden aufzunehmen. „Hebt meine Tochter<br />
einmal ab, möchte er herausfinden, wo genau wir in Wiener<br />
Neustadt leben und wo ich arbeite.“<br />
Die Frauen leben in ständiger Angst, ihrem Ex-Ehemann<br />
oder einem Bekannten von ihm zu begegnen.<br />
die Frauen unter Druck setzt, gibt es einige Faktoren, die sie<br />
vor der Scheidung zurückhalten. Das weiß die Psychotherapeutin<br />
aus Erfahrung. Seit drei Jahren arbeitet sie intensiv<br />
mit Flüchtlingen zusammen, die viel Gewalt erlebt haben und<br />
traumatisiert in Österreich ankommen – sowohl Männer als<br />
auch Frauen. „Wenn sie in Europa ankommen, müssen beide<br />
traditionelle Geschlechterrollen abgeben“, erklärt sie. „Männer<br />
können dann plötzlich nicht mehr Männer sein.“ Das sorgt für<br />
Frust, den sie an ihren Ehefrauen auslassen. Eine große Rolle<br />
spielt bei Frauen vor allem die Sorge, ihre Kinder zu verlieren.<br />
„Sie verheimlichen ihre gewalttätigen Ehemänner, weil sie<br />
Angst haben, dass man ihnen ihre Kinder wegnehmen könnte“,<br />
erklärt die Psychotherapeutin.<br />
Welche Dimensionen diese Solidarisierung von Männern<br />
annehmen kann, zeigt auch die Geschichte von Nisrin * und<br />
ihrem Ex-Ehemann Hassan * . Die 31-jährige Syrerin lebt in Wiener<br />
Neustadt, „möglichst weit weg von meinem Ex, der in Wien<br />
lebt.“ Bereits auf der Flucht nach Europa entscheidet sie sich,<br />
ihn zu verlassen. Hassan stalkt sie daraufhin, ähnlich wie bei<br />
Aysha belästigt er sie mit Anrufen und Nachrichten. Dann geht<br />
er einen Schritt weiter, sucht sie im Flüchtlingscamp auf und<br />
macht Fotos von ihr, die er dann mit üblen Beschimpfungen<br />
in sozialen Netzwerken teilt. „Er hat meiner ganzen Familie<br />
EIN NEUES LEBEN<br />
Nisrins größter Wunsch ist es, dass Roni ein unbeschwertes<br />
Leben in Österreich führt, zur Schule geht und nicht dieselben<br />
Erfahrungen wie sie sammeln muss. „Ich möchte nicht,<br />
dass sie jemals mit einem Mann zusammen ist, der sie brutal<br />
zusammenschlägt, so wie es ihr Vater mit mir gemacht hat.“<br />
Alle drei Frauen haben ein ähnliches Schicksal erlitten. Sie sind<br />
aus ihrer Heimat vor dem Krieg geflohen und haben hier den<br />
Mut gefasst, ein neues Leben zu beginnen – ohne ihre gewalttätigen<br />
Ehemänner. Trotzdem leben sie in ständiger Angst,<br />
diesen Männern oder deren Bekannten zu begegnen. Sie<br />
fühlen sich hilflos und haben doch Hoffnung, dass sich – hier in<br />
Österreich – alles zum Guten wendet. Auch die 23-jährige Hiba<br />
versucht ein Vorbild für ihre vier Kinder zu sein. „Immer wieder<br />
betone ich vor allem vor meinen drei Töchtern, dass sie unabhängig<br />
und stark sein müssen, wenn sie groß sind“, erzählt sie.<br />
„Meine achtjährige Tochter hat mir einmal geantwortet: Mama,<br />
ich werde eines Tages stärker sein als du es warst – mein Ehemann<br />
wird mich nie schlagen dürfen.“ ●<br />
→ Die Frauenhelpline gegen Gewalt bietet auch<br />
muttersprachliche Beratung in Arabisch,<br />
Englisch, Bosnisch-Kroatisch-Serbisch,<br />
Rumänisch, Spanisch und Türkisch an:<br />
0800 222 555<br />
→ Die „fem:HELP“ für Android-Handys und<br />
iPhones soll von Gewalt betroffenen Frauen in<br />
Österreich helfen, Hilfseinrichtungen schnell<br />
zu kontaktieren.<br />
→ Der 24-Stunden Frauennotruf der Stadt Wien:<br />
0<strong>17</strong><strong>17</strong>19<br />
→ Die Interventionsstelle gegen Gewalt in der<br />
Familie bietet Informationen, Beratung und<br />
Hilfe bei Gewalt an Frauen:<br />
www.interventionsstelle-wien.at/<br />
Die interviewten Frauen wollten aus Angst vor ihren Ex-Ehemännern anonym bleiben.<br />
Deswegen hat sich unsere ehemalige Stipendiatin Mona bereit erklärt, für diese<br />
Geschichte zu modeln.<br />
28 / POLITIKA /
SICHER WÄHLEN<br />
mit<br />
Im Inland:<br />
Wenn Sie Ihr Wahllokal<br />
nicht aufsuchen können<br />
• in jedem Wahlkarten-Wahllokal<br />
• vor einer „fliegenden Wahlbehörde“<br />
(sie kommt, wenn Sie bettlägerig,<br />
geh- oder transportunfähig sind)<br />
• portofrei – per Briefwahl<br />
Im Ausland:<br />
• portofrei – per Briefwahl<br />
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30 / POLITIKA /
RAMBAZAMBA<br />
„Perfekt“<br />
Foto von Kay von Aspern
HERR INSPEKTOR,<br />
BITTE!<br />
„Wenn es die Gay Cops<br />
bei der Polizei gibt und<br />
eine Transfrau beim Heer,<br />
dann muss es auch als<br />
Transmann bei der Polizei<br />
gehen.“<br />
32 / RAMBAZAMBA /
Zwei Jahre war Marek auf Streife im 1. Bezirk unterwegs – im Körper<br />
einer Frau und in weiblicher Polizei-Uniform. Er wurde als Frau<br />
geboren, doch fühlte sich nie wie eine. Marek änderte vor einem Jahr<br />
sein Geschlecht. Nun ist die ehemalige Polizistin offiziell Polizist.<br />
Von Steven Meyer und Marko Mestrović (Fotos)<br />
Marek absolvierte die<br />
Polizeischule als Frau<br />
– zumindest auf offiziellen<br />
Papieren. Danach arbeitete<br />
er zwei Jahre als Polizistin in<br />
Wien, bis der heute 26-Jährige<br />
es nicht mehr aushielt und sich<br />
outete: Sein weibliches Geburtsgeschlecht<br />
passte einfach nicht.<br />
Heute lebt er offen als Mann,<br />
engagiert sich im Verein Gay Cops<br />
und arbeitet beim Landeskriminalamt<br />
im Erkennungsdienst. Wie<br />
in allen Berufsgruppen arbeiten<br />
natürlich auch bei der Polizei<br />
schwule, lesbische, bisexuelle und<br />
transidente Menschen. Ein Outing<br />
– vor allem in einem von Männern<br />
dominierten Berufsfeld wie der<br />
Polizei – ist meistens mit Ängsten<br />
vor Diskriminierung oder Karrierebrüchen<br />
verbunden. Aus diesem<br />
Grund sprechen viele nicht offen<br />
über ihre sexuelle Orientierung<br />
oder Identität – im Gegensatz zu<br />
Marek. Wir haben uns mit ihm<br />
getroffen.<br />
<strong>BIBER</strong>: Marek, du kennst beide Seiten.<br />
Du warst Polizistin, bist nun Polizist - was<br />
ist der größte Unterschied?<br />
MAREK: Als Frau wurde ich immer<br />
gefragt: „Was? Ist der Beruf nicht viel<br />
zu gefährlich?“ – was aber eigentlich<br />
gemeint war, ist: Ist der Beruf nicht zu<br />
gefährlich für eine Frau? Mittlerweile<br />
kommen eher Fragen wie „Was hast du<br />
schon erlebt?“ und es wird als cooler<br />
Beruf wahrgenommen – allerdings nicht<br />
von meiner Community.<br />
Warum?<br />
Innerhalb der LGBTIQ* (Lesbian, Gay, Bi,<br />
Trans, Inter, Queer)-Community wollten<br />
einige nichts mit mir zu tun haben, weil<br />
mein Beruf als rechts angesehen wird,<br />
da ich für den „unterdrückenden Staat“<br />
arbeite. Mir wird vorgeworfen, einen Job<br />
zu haben, der Gewalt ausübt. Ich habe<br />
mehr Probleme, wenn ich mich in der<br />
Community als Polizist oute, als wenn ich<br />
mich als trans bei der Polizei oute. Das<br />
fand ich sehr erstaunlich und traurig, da<br />
die Community schließlich tolerant sein<br />
sollte.<br />
War dir eigentlich schon immer bewusst,<br />
dass du ein Mann bist?<br />
Anfangs war es eher die Ablehnung des<br />
Weiblichen. Ich wusste, dass Frau 100%<br />
nicht passt. Das mit dem Männlichen<br />
kam nach und nach. Da es in Österreich<br />
nur zwei Geschlechter gibt, fiel die Wahl<br />
dann nicht so schwer.<br />
Wie verlief der Wandel bei dir?<br />
Angefangen hat der Prozess mit 16 Jahren.<br />
Damals war trans noch kein Begriff<br />
für mich. Ich habe in der Tourismusbranche<br />
gearbeitet und wurde dauernd als<br />
Fräulein angesprochen. Das passte nicht,<br />
ich wusste, dass ich das nicht bin. Das<br />
wirkliche Eingestehen hat aber sehr lange<br />
gedauert. Mit 23, 24 Jahren war es<br />
mir klar, habe es aber noch verheimlicht.<br />
Erst als ich dann nach der Polizeischule<br />
eine Therapiestelle gefunden hatte, kam<br />
alles langsam ins Rollen.<br />
Wie verlief dein Outing bei der Polizei?<br />
Wie haben deine KollegInnen reagiert?<br />
Damals war ich im Streifendienst in Wien<br />
1010 und habe noch Uniform getragen.<br />
Ich habe mich zuerst bei meiner Funkfahrtpartnerin<br />
geoutet, weil ich wusste,<br />
dass sie positiv reagieren würde. Dann<br />
habe ich mich bei meinem Dienstvorgesetzten<br />
geoutet und habe ihn gefragt, ob<br />
er zu den anderen Outings als Unterstützung<br />
mitgehen würde. Er hat sofort<br />
ja gesagt. Einige haben Fragen gestellt,<br />
andere haben nicht viel gesagt.<br />
Hast du keine Diskriminierungen erfahren?<br />
Ich hatte natürlich viele Sorgen und Ängste<br />
diesbezüglich, aber sie wurden nicht<br />
bestätigt. Anfangs war allerdings nicht<br />
sicher, ob die Chefs mir den Männerspind<br />
zugestehen können. Zuerst sollte<br />
ich einen eigenen bekommen, was aber<br />
aus Platzmangel nicht funktionierte. Zu<br />
dieser Zeit habe ich aber meine Geburtsurkunde<br />
ändern lassen, die ich innerhalb<br />
von drei Tagen hatte und somit auch in<br />
die Männerumkleide konnte. Es gab nur<br />
einen Kollegen, der alles dran gesetzt<br />
hat, den Spind neben mir nicht zu<br />
bekommen. Der hat mir auch nicht mehr<br />
die Hand gegeben.<br />
/ RAMBAZAMBA / 33
GAY-COPS:<br />
Die Gay Cops sind ein Verein,<br />
den es mittlerweile seit<br />
10 Jahren in Österreich gibt<br />
und der Teil eines europaweiten<br />
Netzwerkes von LGBTIQ+<br />
Polizistinnen und Polizisten<br />
ist. Der Verein mit etwas mehr<br />
als 60 aktiven Polizist*innen<br />
setzt sich für Sichtbarkeit und<br />
ein Bewusstsein der Probleme<br />
von queeren Minderheiten<br />
innerhalb der Polizei ein.<br />
Außerdem möchten sie, dass<br />
ein Vortrag zur polizeiinternen<br />
Sensibilisierung für LGBTIQ+<br />
Themen in den Lehrplan der<br />
Polizeiausbildung aufgenommen<br />
wird.<br />
werden will. Allerdings habe ich auch<br />
geahnt, dass ich trans bin, und dachte<br />
damals, ich müsste mir einen anderen<br />
Traumberuf suchen. Dann habe ich<br />
zufällig von den Gay Cops und über eine<br />
Transfrau beim Bundesheer gelesen – da<br />
dachte ich mir, wenn es die Gay Cops bei<br />
der Polizei gibt und eine Transfrau beim<br />
Heer, dann muss es auch als Transmann<br />
bei der Polizei gehen. Nach der Polizeischule<br />
habe ich mich gleich bei den Gay<br />
Cops angemeldet. Ich möchte, dass es<br />
andere LGBTIQ-Personen leichter haben<br />
als ich und nicht Zweifel an ihrem Traumjob<br />
haben, nur weil sie sind wie sie sind.<br />
Gab es schon Trans-PolizistInnen vor dir?<br />
Ja, es gibt ungefähr sechs oder sieben in<br />
Österreich, von denen habe ich erst nach<br />
dem Outing erfahren. Ich dachte ich sei<br />
der Erste.<br />
„Ich bin immer wieder überrascht, wenn mich Menschen sofort als männlich wahrnehmen.<br />
Immerhin wurde ich 25 Jahre als weiblich wahrgenommen.“<br />
Dein Outing verlief insgesamt gut. Woran<br />
lag das?<br />
Es kommt immer auf die Leute an, mit<br />
denen man arbeitet. Vor allem auf die<br />
Vorgesetzten. Es kann auch ganz anders<br />
ablaufen – ich kenne jemanden, der die<br />
Polizeiinspektion aufgrund eines Outings<br />
wechseln musste. Man kann sich allerdings<br />
auch über die Gleichbehandlungsstelle<br />
gegen Mobbing wehren.<br />
Du bist Mitglied der „Gay Cops“. Wie<br />
kam das?<br />
Ich wusste schon immer, dass ich Polizist<br />
Hat sich dein beruflicher Alltag verändert?<br />
Teilweise war es sehr schwer. In der<br />
Uniform wurde ich viel schneller als<br />
weiblich angesehen als in Privatkleidung.<br />
Da war es dann heftig zurückzustecken<br />
und wieder „Frau Inspektor“ zu<br />
hören. Mit meinen Chefs habe ich auch<br />
besprochen, dass ich keine Personendurchsuchungen<br />
mache, solange mein<br />
Geschlecht äußerlich unklar ist. Ich selbst<br />
wollte keine weiblichen Personen mehr<br />
durchsuchen, weil ich per Gesetz seit<br />
der Geburtsurkundenänderung männlich<br />
war. Für die Männer war ich aber noch<br />
nicht erkenntlich Mann. Aus diesem<br />
Grund haben wir beschlossen, dass ich<br />
niemanden durchsuche. So konnte ich<br />
auch dummen Kommentaren der Durchsuchten<br />
entgehen.<br />
Wie verlief der Wandel allgemein für<br />
dich? Du hast dich auch Operationen<br />
unterzogen, richtig?<br />
34 / RAMBAZAMBA /
Insgesamt lief meine gesamte Transition<br />
gut. Die erste Psychiaterin hätte ich<br />
mir sparen können, da sie sehr unangenehme<br />
Fragen gestellt hat. Da man<br />
aber auf ein Gutachten angewiesen ist,<br />
beantwortet man Fragen, die man nicht<br />
beantworten möchte. Außerdem hätte<br />
ich nicht erwartet, dass man nach den<br />
Operationen so lange braucht, bis man<br />
körperlich wieder fit ist. Bei mir hat es<br />
sechs Monate nach den OPs gedauert,<br />
bis ich wieder so leistungsfähig<br />
wie davor war. Ich habe mir die Brüste<br />
abnehmen und auch Eierstöcke und<br />
Gebärmutter entfernen lassen.<br />
Weil du beide Seiten kennst: Wie unterscheiden<br />
sich die Anforderungen an<br />
Männer und Frauen bei der Polizei?<br />
Beim Sporttest gibt es zwischen Männern<br />
und Frauen noch Unterschiede – da<br />
ist es für Frauen einfacher. Durch meine<br />
Hormontherapie spüre ich die Unterschiede<br />
zwischen einem männlichen und<br />
einem weiblichen Körper. Durch Testosteron<br />
konnte ich innerhalb eines Monats<br />
das Doppelte leisten, weshalb ich den<br />
Unterschied verstehe und gut finde.<br />
Hast du einen Vorteil bei der Arbeit als<br />
Transpolizist?<br />
Man ist feinfühliger hinsichtlich Minderheiten,<br />
weil man auch in der Community<br />
eingebunden ist. Man kennt etwa ihre<br />
Bedenken, eine Anzeige zu machen und<br />
man versteht, dass oft keine Anzeige<br />
erstattet wird. Ansonsten unterscheidet<br />
es sich nicht wirklich.<br />
Gab es dann aufgrund der unterschiedlichen<br />
Anforderungen Anmerkungen<br />
nach dem Outing?<br />
Nein, ich habe den Sporttest damals als<br />
Frau absolviert. Jetzt mache ich den<br />
Dienstführendenkurs und hab den Sporttest<br />
als Mann absolviert. Ich habe alle<br />
Limits erfüllt.<br />
Mittlerweile wirst du als männlich angesehen.<br />
Wie ist das für dich?<br />
Ich bin immer wieder überrascht, wenn<br />
mich Menschen sofort als männlich<br />
wahrnehmen. Nach wie vor bin ich in der<br />
Gewöhnungsphase, da ich 25 Jahre als<br />
weiblich wahrgenommen wurde. Jetzt,<br />
innerhalb eines halben Jahres, werde ich<br />
10FACHES RISIKO!<br />
Die Gay Cops veröffentlichten 2015<br />
zusammen mit der IG Soziologie eine<br />
Studie, deren Ergebnisse polizeiintern<br />
ignoriert wurden. Es ging um Hassverbrechen<br />
gegenüber LGBTIQ* in Österreich,<br />
in der herauskam, dass LGBTIQ*<br />
Personen ein zehnfach höheres<br />
Risiko als die restliche Bevölkerung<br />
haben, Opfer von Gewaltverbrechen<br />
zu werden und dass die wenigsten<br />
dieser Verbrechen eine Anzeige zur<br />
Folge haben. Mangelndes Vertrauen<br />
in die Polizei ist der Grund dafür.<br />
Sollte es dennoch zu einer Anzeige<br />
nach einem Hassverbrechen kommen,<br />
führt diese selten zur Verurteilung.<br />
Einen Tatbestand „Hassverbrechen“<br />
gibt es in Österreich nämlich nicht,<br />
sondern lediglich die Möglichkeit zu<br />
einer Straferhöhung bei besonderen<br />
Umständen der Tat. Beispielsweise<br />
bei rassistischen oder homophoben<br />
Motiven. Dieser Erhöhungstatbestand<br />
kommt allerdings nur zum Tragen,<br />
wenn es verschiedene Instanzen<br />
durchläuft – und das passiert selten.<br />
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Ein neuer Stil.<br />
Es ist Zeit.<br />
Wenn wir wir das das Land verändern wollen, muss Politik<br />
sich sich verändern. Dazu braucht es es einen neuen Stil: Stil:<br />
sagen, was was Sache ist. ist. Und tun, tun, was was richtig ist. ist.<br />
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„Es fehlt einfach noch<br />
das Bewusstsein, dass<br />
Transmänner Männer<br />
sind und Transfrauen<br />
Frauen sind.“<br />
Für alle LeserInnen,<br />
die wie wir eine<br />
Enzyklopädie zum<br />
Verständnis brauchten:<br />
als männlich angesehen. Da freue ich mich<br />
noch jedes Mal drüber.<br />
Und deine Familie, dein Freundeskreis –<br />
welche Reaktionen hast du erfahren?<br />
In der Familie hat es bei einigen länger<br />
gedauert. Meine Oma hat es beispielsweise<br />
nicht verstanden. Nach einigen Monaten<br />
hat sie sich dann aber bemüht. Bei meinem<br />
Vater hat es auch länger gedauert. Nachdem<br />
ich ihm einen Outing-Brief geschrieben<br />
habe, hat er sich bemüht und nennt mich<br />
jetzt in den meisten Fällen bei meinem<br />
neuen, richtigen Namen. Mir war wichtig zu<br />
wissen, dass die Personen versuchen meinen<br />
neuen männlichen Namen zu sagen.<br />
Meinen alten Namen möchte ich nicht mehr<br />
hören oder benutzen.<br />
(Anm. der Redaktion: Aus diesem Grund<br />
nennt er den Namen auch im Interview<br />
nicht)<br />
Wie ist der Umgang mit Transpersonen?<br />
Ich werde oft – vor allem von Schwulen –<br />
gefragt, was ich denn eigentlich in der Hose<br />
habe, obwohl das einfach nur relevant ist,<br />
wenn man in einer Beziehung ist. Außerdem<br />
kommt es in der Community oft vor,<br />
dass Transfrauen bei Lesbentreffen explizit<br />
ausgeschlossen werden. Umgekehrt werden<br />
jedoch Transmänner eingeladen, da sie<br />
ja „doch irgendwie noch Frauen sind“. Es<br />
fehlt einfach noch das Bewusstsein, dass<br />
Transmänner Männer sind und Transfrauen<br />
Frauen sind.<br />
Bist du eigentlich homosexuell, heterosexuell<br />
oder bisexuell?<br />
Nein, ich bin pansexuell.<br />
Was heißt das?<br />
Mir kommt es nicht auf das Geschlecht an.<br />
Eine der ersten Fragen lautet immer „Auf<br />
was stehst du jetzt?“. Das fand ich komisch,<br />
weil es vorher auch niemanden interessiert<br />
hat und mit trans ja absolut nichts zu tun<br />
hat. Ich habe dann entweder ausweichend<br />
geantwortet, mittlerweile sage ich aber<br />
offen, dass mir der Körper egal ist. Ich weiß<br />
nämlich selbst, dass der Körper nicht immer<br />
das aussagt, was innen dann steckt. Mir<br />
kommt es auf den Menschen an. ●<br />
CIS-PERSONEN: bezeichnet<br />
jene Menschen, die sich mit<br />
ihrem Geburtsgeschlecht identifizieren<br />
(Übersetzung: „diesseits“<br />
im Gegensatz zu trans (jenseits))<br />
LGBTIQ*: Abkürzung für Les-<br />
bian-Gay-Bi-Trans-Inter-Queer-<br />
Community<br />
PANSEXUELL: sind Personen,<br />
die in ihrem Begehren keine<br />
Vorauswahl nach Geschlecht<br />
bzw. Geschlechtsidentität treffen<br />
TRANS/TRANSIDENT: sind<br />
Personen, die sich mit ihrem<br />
zugewiesenen Geschlecht nicht<br />
(ganz) identifizieren<br />
TRANSITION: ist der Überbegriff<br />
für jegliche Änderung<br />
(Name, Personenstand),<br />
Geschlechtsangleichung (Hormone,<br />
Operationen) und Prozesse<br />
(Selbstfindung, Outing)<br />
Um das Geschlecht in der<br />
Geburtsurkunde in Österreich<br />
anzupassen, ist auch noch immer<br />
eine fachärztliche Diagnose der<br />
Transidentität notwendig. Außerdem<br />
muss bestätigt werden, dass<br />
sich das äußere Erscheinungsbild<br />
an das angepasste Geschlecht<br />
annähert. Was auch immer das<br />
heißen soll.<br />
+ NO-GO „WAS HAST DU IN<br />
DER HOSE?“<br />
Transpersonen haben selbst nach<br />
einem Outing oft damit zu kämpfen,<br />
nicht als Mann oder Frau<br />
anerkannt zu werden. Die Frage<br />
danach, „was sie denn nun in<br />
der Hose haben“ – obwohl diese<br />
Information sehr privat und irrelevant<br />
für die Geschlechtsidentität<br />
ist – oder die Benutzung des<br />
falschen Personalpronomens sind<br />
Probleme mit denen Transpersonen<br />
täglich konfrontiert sind.<br />
36 / RAMBAZAMBA /
Und was gefällt dir<br />
am besten an mir?<br />
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BUNDESREGIERUNG
Vier Ur-Favoritner<br />
auf einem Foto: Nada,<br />
Aykut, Adam, Nour.<br />
(v.l.n.r.)<br />
38 / RAMBAZAMBA /
Seit 2.9. fährt die U1 bis nach Oberlaa. Nada, Adam, Nour und Aykut<br />
erinnern sich an die Zeit, bevor Favoritens Prärie in zehn Minuten vom<br />
Reumannplatz aus erreichbar war. Über Pornokinos, die legendäre<br />
67er Bim, Büchereien im Gemeindebau und wohlernährte Bäuche.<br />
Von Amar Rajković und Christoph Liebentritt (Fotos)<br />
Troststraße<br />
MUNDGERUCH<br />
UND FORTUNA<br />
Herrje, ihr altes Favoriten ist kaum wiederzuerkennen!<br />
Dass sie ausgerechnet der Linie<br />
67 wehmütig nachsehen würde, hätte sich<br />
Nada niemals erträumen lassen.<br />
Ich befinde mich in der überfüllten 67er Bim, es<br />
ist 10 Minuten vor 8 und ich komme garantiert<br />
zu spät in die Schule. Mit meinen 1,55m schaffe<br />
ich es gerade so noch, mich über drei Kinderköpfe<br />
an einer der Halteschlaufen festzuklammern.<br />
Das Publikum im 67er ist so Wienerisch<br />
wie der unfreundliche Kellner im Kaffeehaus:<br />
Von Anzugbeamten, k.u.k. Omas mit Broschen<br />
und Föhnfrisur bis zum Bauhackler und Mutter<br />
mit Einkaufswagen voller Viktor-Adler-Markt-<br />
Gemüse ist hier alles dabei. Spätestens an der<br />
Station „Troststaße“ pressen sich die letzten<br />
Nachzügler jeden Alters in den stinkenden<br />
Waggon, der morgendliche Mundgeruch der<br />
Bimschwätzer ist unverkennbar.<br />
Einer der bekanntesten Orte in Favoriten - Nada vor dem Fortuna-Kino.<br />
ES BLEIBT DER TROST<br />
Die Bim quetscht sich über die kreischenden,<br />
neu verlegten Gleisen an der großen Baugrube<br />
und der Plattform mit dem skeletthaften<br />
Überbau vorbei. „Da kommt die U1 bald auch<br />
hin, dann braucht niemand mehr diese grausliche<br />
Bim!“, meint eine Mutter zu ihrem Zögling.<br />
So, so… die U1 – hier? Die Linie 67 ist doch die<br />
Halsschlagader Favoritens! Zu allen Tageszeiten<br />
sind Menschen hier unterwegs – wenn es hier<br />
mal leer ist, dann nur, weil dieser Verrückte vom<br />
Pernerstorferhof mitfährt, der immer mit sich<br />
selbst streitet!<br />
Ich bin so viele Jahre um diese Uhrzeit in<br />
dieser Bim gestanden, dass ich die einzelnen<br />
Waggone an den Filzstiftschmierereien wiedererkenne.<br />
Eigentlich muss ich schon lange nicht<br />
mehr aus dem Fenster schauen, um zu wissen,<br />
was draußen passiert. Immer dieselben müden<br />
Gesichter, die gleichen Hunde jeden Tag, die<br />
immer an dieses eine Gebäudeeck pinkeln. Der<br />
glatzköpfige Besitzer des uralten Fortuna Sexkinos<br />
poliert die Glasvitrinen. Einige Gasthäuser und<br />
Imbisse reihen sich wie Perlen an einer Kette an<br />
der ewigen Favoritenstraße auf. Im Gegensatz<br />
zu den Wettbüros hier, sehe ich allerdings keine<br />
Gäste dort ein- und ausgehen… Naja, eigentlich<br />
bin ich doch irgendwie froh, dass sich nun alles<br />
ins Unterirdische verlagert. Zurücktreten bitte,<br />
lieber 67er! Hier kommt die U1!<br />
Nada El-Azar, 21, Studentin.<br />
/ RAMBAZAMBA / 39
Altes Landgut<br />
DAHAM IM HORR<br />
„Altes Landgut“ klingt wie die kaiserliche<br />
Sommerresidenz mit Jagdschloss und<br />
Gestüt. Pferde gibt es hier höchstens unter<br />
der Motorhaube. Dafür verlor Adam seine<br />
Fußballunschuld nebenan im HorrStadion.<br />
Jeder Wiener Autofahrer kennt das Alte Landgut<br />
aus dem Radio durch die Meldung „Stau am<br />
Verteilerkreis“ – pünktlich zur Rush-Hour ereilt<br />
der Verkehrsinfarkt diese Gegend. Hoch über<br />
dieser funktionalen Verkehrsfläche thront die<br />
Heimstätte des FK Austria Wien, die Generali<br />
Arena. Bis 2010 hieß der Platz „Franz Horr Stadion“<br />
und wird im Volksmund immer noch als „das<br />
Horr“ bezeichnet. Trotz Namensänderung fühlen<br />
sich Fans hier immer „daham“.<br />
PFEFFER UND OGRIS<br />
Meine fußballerische Taufe fand auf der berüchtigten<br />
„West“ (Westtribüne) statt: im zarten Alter<br />
von 14 Jahren, ohne Begleitung der Eltern, nur<br />
mit Schulfreunden, besuchte ich das erste Mal<br />
ein Fußballspiel der Austria. Und das auch gleich<br />
im lautesten Sektor: Da saßen die Anhänger der<br />
Austria nicht auf gemütlichen Plastiksesseln,<br />
sondern klammerten sich an Metalllehnen, die<br />
auf den kalten Beton geschraubt waren.<br />
Beim Spiel selbst wurde angefeuert, mitgefiebert<br />
und kritisiert. Die Kicker- und Schiedsrichterkritik<br />
war direkt, unerbittlich, nicht jugendfrei.<br />
Es war ein Privileg Legenden wie Toni „Rambo“<br />
Pfeffer und Andi Ogris in Action zu sehen. Weitere<br />
Besuche verfestigten das Bild: treue Fans,<br />
die bei Regen und Wind zu ihrer Mannschaft<br />
stehen, egal ob an der Tabellenspitze oder mit<br />
roter Laterne am Tabellenende. Die „West“<br />
war für mich auch eine Art Milieustudie: echte<br />
Wiener in ihrem natürlichen Biotop ungestört<br />
beobachten.<br />
So sehen echte Austrianer aus - Adam in Gedanken an Ogris und Pfeffer.<br />
MEHR ALS KRÄHE<br />
In den 90ern hatte die Austria kein Leiberl – die<br />
Stars der Bundesliga waren andere. Sturm Graz<br />
spielte zum Beispiel in der Champions Leauge,<br />
die Austria irgendwo im Nirgendwo. Und<br />
auch die Umgebung am Alten Landgut, das<br />
übrigens nach einer 1900 abgerissenen Gastwirtschaft<br />
benannt ist, war eher karg. Nichts als<br />
vielbefahrene Straße und ein paar verschreckt<br />
dreinschauende Krähen. Mit dem U1-Ausbau<br />
holt sich Favoriten den Titel „die längste U-Bahn<br />
Linie der Stadt“ zurück. Und die Gegend um den<br />
Verteilerkreis entwickelt sich rasant weiter. Wo<br />
früher nur grüne Wiese war, bildet heute eine<br />
Fachhochschule die Bildungselite aus, im Freibad<br />
nebenan braten die Poser in der Sonne, und ab<br />
Sommer 2018 feiert die Austria ihre Siege im<br />
neu errichteten Stadion.<br />
Adam Bezeczky, 33, biber Marketing<br />
40 / RAMBAZAMBA /
Alaudagasse und Neulaa<br />
DIE STREBERIN<br />
DER SIEDLUNG<br />
Wenn was vom Taschengeld übrig<br />
war, schlenderte Nour nach ihrem<br />
Büchereibesuch durch die Albin<br />
HanssonSiedlung auf der Suche nach<br />
Süßigkeiten und Maroni.<br />
Wer an dieser Stelle die ärgsten Wien<br />
Favoriten-Anekdoten erwartet, in denen<br />
es um Spielplatzfetzereien oder Ćevapeund<br />
Dönereskapaden geht, hat sich<br />
geschnitten. Wo früher noch die 67er<br />
Straßenbahn angehalten hat, um mich<br />
bei der Per-Albin-Hansson Siedlung<br />
abzusetzen, erstrahlt eine neue U-Bahnstation,<br />
die Alaudagasse.<br />
Die Gegend war immer schon ruhig<br />
mit viel Grün rundherum. Ein harter<br />
Kontrast zum Reumannplatz. Mich hat es<br />
immer in die Per-Albin-Hansson Siedlung,<br />
meine Lieblingsbücherei, verschlagen.<br />
Weil ich eine Leseratte deluxe war<br />
und immer noch bin. Die Alaudagasse<br />
war DER Fixpunkt am Freitagnachmittag.<br />
Ein bisschen durch die Siedlung schlendern<br />
und all mein Taschengeld für Süßigkeiten<br />
und je nach Jahreszeit für Eis oder<br />
Maroni ausgeben. Danach mit der Tasche<br />
voll Bücher und Comics einen kurzen<br />
Abstecher in den Park machen.<br />
Ja, schon als Kind habe ich einen auf<br />
pseudo-intellektueller Gangster gemacht.<br />
Manchmal sind mir sogar meine Tragtaschen<br />
gerissen, weil ich mehr Bücher<br />
ausgeborgt habe, als ich vorhatte. Diese<br />
Situationen haben mir auch die ein oder<br />
andere lustige Konversation mit Pensionistinnen<br />
und Pensionisten beschert, die<br />
gerade von der Therme Oberlaa kamen.<br />
Die paar Stationen, die ich immer bis<br />
Schau nicht so Ghetto! Nour vor ihrem<br />
persönlichen Alcatraz.<br />
DIE BEWEGUNG FÜR EIN<br />
WELTOFFENES ÖSTERREICH<br />
WEIL DIE PERSPEKTIVE<br />
DER MENSCHEN ZÄHLT<br />
NEOS - das neue Österreich, Neustiftgasse 73-75, 1070 Wien
Station Oberlaa<br />
zur Alaudagasse fuhr, waren für mich als<br />
Kind irre spannend. Die weiten, grünen<br />
Flächen fingen beim Alten Landgut an –<br />
wenn die Straßenbahn endlich aus dem<br />
Betonpark rausfuhr. Wenn ich die grünen<br />
Hügel und breiten Wiesen gesehen habe,<br />
fragte ich mich jedes Mal dasselbe:<br />
„Warum keinen Riesenpark dorthin bauen<br />
oder einen Zirkus nach dem anderen<br />
dort gastieren lassen?“ Aus der grünen<br />
Wiese wurde später kein Park, dafür eine<br />
Fachhochschule. Stieg man dann bei<br />
der Alaudagasse aus, kam man aus dem<br />
Staunen gar nicht heraus. Die Per-Albin-<br />
Hansson Siedlung war für mich als Kind<br />
keine Siedlung, sondern eine eigene<br />
Welt. Mit meinen zehn Jahren dachte<br />
ich, dass da sicher hunderttausende<br />
von Menschen drinnen wohnen würden.<br />
(Info: Es leben rund 16.000 Menschen in<br />
der Siedlung.) Die riesigen Häuserblocks<br />
jagten mir Angst ein. Sie erinnerten mich<br />
zu sehr an die amerikanische Gefängnisinsel<br />
Alcatraz. Als Kind fantasiert und<br />
dramatisiert man eben gerne.<br />
Nour Khelifi, 23, Journalistin<br />
„KEBAB OBERLAA<br />
– BESTE WO GIBT!“<br />
Aykut und seine Wampe freuen sich<br />
auf die U1-Erweiterung nach Oberlaa.<br />
Die Erschließung der Favoritner Prärie<br />
bringt sie dem Dönerhändler ihres<br />
Vertrauens näher – und lässt Aykuts<br />
Magen wehmütig an die alten Zeiten<br />
zurückknurren.<br />
Wer kennt das nicht? Mittagspause in<br />
der Schule und die Frage aller Fragen,<br />
die man sich jedes Mal aufs Neue stellen<br />
muss: “Was esse ich heute?“ Für mich<br />
und meine Jungs, Manuel und Ray, alle<br />
waschechte Favoritner, war es klar. „Mäci<br />
Bruder“ können wir nicht schon wieder<br />
machen. Es braucht schon gesundes<br />
Slowfood à la Favoriten. „Kebab Oberlaa<br />
– Beste wo gibt“ war dann die logische<br />
Antwort. Auch wenn wir dafür eine lange<br />
Odyssee mit dem 67er in Kauf nehmen<br />
mussten – der erste Biss in den Döner<br />
ließ uns die Reisestrapazen schnell<br />
vergessen. Das schönste an der ganze<br />
Sache: Ich konnte beobachten, wie<br />
der Bier trinkende Herbert gleichzeitig<br />
mit dem Ayran schlürfenden Hassan<br />
in seinen Döner hineinbeißt. Das kurze<br />
Schmunzeln in ihren Gesichtern danach<br />
bezeichnen die Linguisten wohl als pure<br />
Glückseligkeit.<br />
DER LANGE SCHATTEN<br />
FAVORITENS<br />
Als ich älter wurde, fielen mir die<br />
zahlreichen Facetten des 10. Wiener<br />
Gemeindebezirks, dem Ghetto Wiens,<br />
immer stärker auf. An dieser Stelle<br />
angemerkt: Natürlich ist Favoriten keine<br />
Bronx. Aber jedes Mal, wenn ich mit<br />
meinen Freunden Markus und Stöger<br />
(Bitte nicht falsch verstehen, Jungs)<br />
eine Unterhaltung über den Zehnten<br />
führe, geben sie mir zu verstehen, dass<br />
die Gegend um den Reumannplatz das<br />
schlimmste Ghetto Wiens sei. Wir Favoritner<br />
wissen alle, dass das nicht stimmt.<br />
Wir bezeichnen unsere Hood trotzdem<br />
als Ghetto. Soll das mal einer verstehen.<br />
Zurück zur 67er Bim. Die langen<br />
Fahrten mit ihr werden mir abgehen. Sie<br />
war neun Jahre lang mein Begleiter zur<br />
Schule hin und zurück. Ich weiß noch,<br />
als ich meinen Volkschulfreund Manuel<br />
jedes Mal überreden musste, den längeren<br />
Heimweg mit der 67er zu wählen.<br />
Nur damit wir eine Runde länger Mario<br />
Kart auf unserem Nintendo DS spielen<br />
konnten. Diese Zeiten bleiben immer in<br />
meinem Herzen. Gleichzeitig freue ich<br />
mich am Reumannplatz einzusteigen und<br />
nur paar Minuten später in Oberlaa den<br />
besten Döner zu verschlingen.<br />
Aykut Erdem, 21, Inhaber<br />
KusKut Weine<br />
Denken nur an das Essen - Aykut und sein nimmersatter Vierbeiner ‚Buba‘<br />
42 / RAMBAZAMBA /
Umwelt- und Öffistadträtin Ulli Sima über ehrliche Wiener,<br />
Kristallluster in St. Petersburg und 11-Millionen-Euro-Züge.<br />
Von Amar Rajkovic, Antonia Frank (Mitarbeit) und Christoph Liebentritt (Foto)<br />
Wir sind zusammen mit Öffi-Stadträtin<br />
Ulli Sima nach Oberlaa gefahren und<br />
haben alle neuen Stationen der U1<br />
einmal ausgetestet.<br />
„WIR<br />
KLAUEN<br />
GUTE<br />
IDEEN.“<br />
biber: Wie oft nutzen Sie selbst die Öffis<br />
und mit welchen Linien fahren Sie am<br />
meisten?<br />
Ulli Sima: Ich fahre regelmäßig mit den<br />
Öffis. Da ich in Ottakring lebe, benutze<br />
ich oft die U6 und natürlich die U2, die<br />
direkt zum Rathaus fährt.<br />
Wenn man dem Boulevard glaubt, ist es<br />
lebensgefährlich mit der U6 zu fahren.<br />
Empfinden Sie das auch?<br />
Die Lage letztes Jahr mit der plötzlich<br />
aufkommenden Drogenszene an der<br />
U6 war nicht hinnehmbar. Ich habe das<br />
nd_ Anzeige Biber_207x66mm<br />
selbst erlebt, weil ich bei der Thaliastraße<br />
lebe. Wir haben versucht, die<br />
Gesetzeslücke zu schließen und auf<br />
Bundesebene der Polizei zu ermöglichen,<br />
die verdächtigten Drogendealer auch<br />
festzunehmen. Das ist gelungen und<br />
nun bleiben wir natürlich weiter dran am<br />
Thema Sicherheit.<br />
Mit welchen Maßnahmen?<br />
Die Wiener Linien haben ihre Personalpräsenz<br />
massiv verstärkt. Wir haben<br />
ein umfassendes Paket geschnürt, im<br />
Rahmen dessen im Endausbau über 300<br />
Personen für Sicherheit und Service sorgen.<br />
Ein Teil davon sind eigene Security-Mitarbeiter<br />
und der andere Teil sind<br />
Mitarbeiter, die nicht mehr hinter dem<br />
dunklen Glas versteckt bleiben, sondern<br />
in den Stationen unterwegs sind.<br />
Das heißt, die Menschen haben doch<br />
ein Bedürfnis nach Maßnahmen, die ihre<br />
subjektive Sicherheit steigern. Warum?<br />
In Wahrheit sind die Stationen der Wiener<br />
Linien der sicherste Ort in der Stadt.<br />
Über 11.000 Kameras, jedes Delikt wird<br />
aufgeklärt, die Stationen sind noch heller<br />
ausgeleuchtet. Wenn die Menschen z.B.<br />
über Drogendealer lesen und sie dann<br />
auch sehen, fühlen sie sich bestätigt.<br />
Aber unsere Mitarbeiter sind präsent und<br />
es gibt zahlreiche Notrufeinrichtungen.<br />
Was kostet ein neuer Zug?<br />
Da würde ich Sie bitten zu raten.<br />
Acht Millionen?<br />
Da waren Sie gar nicht schlecht. Rund<br />
elf Millionen Euro kostet ein neuer Zug in<br />
der Anschaffung.<br />
An welchen internationalen Vorbildern<br />
orientieren Sie sich?<br />
Wir sind Vorbild für viele Städte. Aber<br />
wir“ klauen“ gnadenlos alle guten Ideen<br />
von anderen Städten. Von London haben<br />
wir uns das Konzept der U-Bahn-Stars<br />
mitgenommen (Musiker spielen an frequentierten<br />
Stationen der U-Bahn), die<br />
Sprüche auf den Mistkübeln haben wir<br />
aus Hamburg und Berlin importiert, das<br />
„Ascherohr“ haben wir aus Augsburg<br />
mitgebracht.<br />
Welche U-Bahn ist Ihnen international im<br />
Gedächtnis geblieben?<br />
In St.Petersburg hängen überall Kristallluster.<br />
London hat seinen eigenen<br />
Charme, von der Barrierefreiheit haben<br />
sie aber nur wenig gehört.<br />
Wie viele der in den Öffis kontrollierten<br />
Menschen haben keinen Fahrschein?<br />
Nur 1,8% der kontrollierten Fahrgäste<br />
hatten 2016 keinen gültigen Fahrschein.<br />
Warum sind die Wiener so ehrlich?<br />
Das hat sowohl mit der billigen Jahreskarte<br />
um 365 Euro als auch mit der<br />
Angst zu tun, vor anderen Fahrgästen als<br />
Schwarzfahrer entlarvt zu werden. ●<br />
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UNTER<br />
BEOBACHTUNG<br />
44 / RAMBAZAMBA /
Die Sex-Watchlist<br />
Als mir das Kondom beim Sex mit einem unbekannten<br />
Mann reißt, möchte ich mit einer Therapie eine mögliche<br />
Ansteckung mit HIV verhindern. Doch die Krankenkasse<br />
ist gesetzlich nicht verpflichtet, die Therapie zu bewilligen.<br />
Mein Spießrutenlauf beginnt.<br />
Von: Emir Dizdarević und Marko Mestrović (Fotos)<br />
Es war ein geiler Abend. Vorglühen bei Freunden,<br />
von einem Club in den anderen ziehen, tanzen,<br />
sich einen hübschen Typen anlachen und ihn mit<br />
nach Hause nehmen. Bei mir dann Sex. Als wir<br />
fertig sind, merken wir, dass das Kondom gerissen<br />
ist. Die ganze Leichtigkeit des Abends ist mit einem Mal weg.<br />
Es ist ernst. Er geht sich duschen. „Zur Beruhigung“, wie er<br />
sagt. Ich döse kurz ein und als ich aufwache, ist er weg. Kein<br />
Name, keine Nummer, nichts. „Und was ist, wenn er jetzt HIVpositiv<br />
ist?“, frage ich mich.<br />
Es ist Sonntag. Ich fahre auf die Notfall-Ambulanz des Allgemeinen<br />
Krankenhauses der Stadt Wien (AKH), um einen HIV-<br />
Schnelltest zu machen. Wirklich Sinn<br />
macht das nicht. Erst nach sechs<br />
Wochen lässt sich sagen, ob ich<br />
infiziert bin oder nicht. Aber irgendetwas<br />
muss ich tun. Irgendetwas, egal<br />
was. Und auf der Station zu sein,<br />
hilft mir dabei. Die Krankenschwester<br />
spricht mir gut zu und der Arzt versucht<br />
mich ein bisschen aufzulockern, indem er Scherze über<br />
mein „geplatztes Verhüterle“ macht. Die Aufheiterungsversuche<br />
funktionieren. Nach der Blutabnahme schicken sie mich<br />
in die HIV-Abteilung. Schließlich kann man einer Infektion jetzt<br />
noch entgegenwirken und dort können sie mich am besten<br />
darüber informieren.<br />
ICH BIN „HÖCHSTRISKANT“<br />
Ich sitze in der HIV-Abteilung. „Gibt es irgendeine Möglichkeit<br />
Ihren Partner ausfindig zu machen?“, fragt mich der Arzt drei<br />
Mal. „Nein“, muss ich immer wieder antworten. Würde ich<br />
ihn kennen, wäre alles einfach. Mein Partner und ich könnten<br />
uns beide einem Schnelltest unterziehen und binnen weniger<br />
Stunden wüssten wir unseren Status und ob Infektionsgefahr<br />
Statistisch gesehen bin<br />
ich in diesem Moment<br />
höchstriskant.<br />
besteht. So ist es alles ungewiss und wir können uns nur auf<br />
Wahrscheinlichkeiten und Statistiken verlassen. Es folgen Zahlen,<br />
Daten, Fakten.<br />
Generell gilt, dass immer der Empfänger beim Sex das<br />
größte Risiko trägt. Bei Heterosexuellen also die Frau und<br />
bei Männern jener, der passiv ist. So wie ich es bei meinem<br />
Geschlechtsverkehr war. Die Infektion geschieht in beiden Fällen<br />
durch Schleimhautverletzungen. Entweder durch die in der<br />
Vaginalschleimhaut oder in der Analschleimhaut. Bei Zweiterer<br />
kommt es jedoch leichter zu Verletzungen, was das Ansteckungsrisiko<br />
deutlich erhöht. Auch bei der Anzahl der Sexpartner<br />
liegen Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), vorne.<br />
Das alles steigert die Wahrscheinlichkeit<br />
einer Infektion noch einmal<br />
deutlich. Die Infektionsrate liegt bei<br />
Vaginalverkehr bei 0,3 Prozent und<br />
bei Analverkehr bei bis zu 3 Prozent.<br />
Also bis zu zehn Mal so hoch. Statistisch<br />
gesehen bin ich also in diesem<br />
Moment höchstriskant.<br />
Ich entscheide mich für eine Postexpositionsprophylaxe,<br />
kurz PEP. Dabei handelt es sich um eine vierwöchige Therapie,<br />
die die HI-Viren daran hindern sich im Körper festzusetzen.<br />
Statistisch vermindert das die Möglichkeit einer Infektion um<br />
weitere 90 Prozent. Der Arzt stellt mir das Rezept aus, macht<br />
mich aber noch darauf aufmerksam, dass ich mein Rezept bei<br />
der Bezirksstelle der Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK)<br />
bewilligen lassen muss. Da heute Sonntag ist, gibt er mir PEP<br />
für zwei Tage aus dem Medizinschrank der Station mit. Schließlich<br />
ist es entscheidend, dass ich so früh wie möglich mit der<br />
Therapie beginne. Am besten innerhalb von vier Stunden.<br />
Maximal aber binnen von 48 Stunden. In diesem Zeitrahmen<br />
bewege ich mich noch. Inzwischen liegt auch das Ergebnis<br />
meines Schnelltests vor. Derweil bin ich HIV-negativ.<br />
/ RAMBAZAMBA / 45
Die PEP-Thearpie dauert einen Monat lang, in dem der Patient zwei<br />
verschiedene Medikamente (Truvada und Tivicay) nimmt. Kosten privat: 1800 Euro.<br />
46 / / RAMBAZAMBA MIT SCHARF / /
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SPIELBALL PATIENT<br />
Am nächsten Tag hätte ich eigentlich Mitarbeitergespräch,<br />
entschuldige mich aber aus gesundheitlichen Gründen. Das<br />
hat jetzt Vorrang. Als ich beim Arzt in der WGKK Mariahilf<br />
in sein Zimmer gerufen werde, grüßt er mich freundlich. Ich<br />
reiche ihm das Rezept. Als er es mustert, ziehen sich seine<br />
Mundwinkel nach unten. „Den Befund bitte“, sagt er. Ich<br />
reiche ihm mein Rezept, auf dem nicht viel außer „Kondom<br />
gerissen“ steht. „Dafür sind wir nicht zuständig.“ Obwohl ich<br />
ihn verstanden habe, frage ich nach was er meint. Der Arzt<br />
in der HIV-Abteilung hatte gemeint, dass ich es hier bewilligen<br />
lassen könnte, sage ich ihm. „Das ist eine Fehlinformation“,<br />
antwortet er. Ich versuche es weiter. Es sei dringend,<br />
erkläre ich ihm. Ich hätte nur noch PEP für heute, ich dürfte<br />
doch keinen Tag auslassen und überhaupt sei morgen ein<br />
Feiertag, wodurch alle Stellen geschlossen sind. „Das tut mir<br />
leid. Alles Gute“, schließt er das Gespräch ab und beendet<br />
damit all meine Überzeugungsversuche. Eigentlich wäre der<br />
Arzt verpflichtet gewesen sein Verneinen meines Antrages<br />
schriftlich festzuhalten. Mit einem Abdruck eines „Nicht<br />
bewilligt“-Stempels etwa. Er tut es nicht. Von dieser Pflicht<br />
erfahre ich erst später von HIV-Spezialisten Dr. Lang. Keine<br />
Bewilligung zu bekommen, heißt als Patient die Kosten selber<br />
tragen zu müssen. Kostenpunkt: 1800 Euro.<br />
Gesetzlich ist die Krankenkasse aber tatsächlich nicht<br />
verpflichtet, mir die Therapie zu bewilligen. Die Politik hat<br />
versagt, das zu regeln. Trotzdem bewilligt die WGKK in Einzelfällen<br />
die PEP-Therapie. „Eine PEP wird grundsätzlich nach<br />
sorgfältiger Einzelfallprüfung seitens der WGKK übernommen,<br />
wenn ein erhöhtes Krankheitsrisiko nachweisbar ist<br />
(z.B. Kondomriss). Die entsprechende Aufklärung, Indikationsstellung<br />
und Verordnung muss durch eine Fachambulanz/ExpertInnen<br />
erfolgen“, heißt es von Seiten der WGKK.<br />
Ich fahre wieder ins AKH. Ich bin stinksauer. Ich glaube<br />
im Krankenhaus falsch beraten worden zu sein. Dass meine<br />
Situation nicht ernst genommen wurde. Und das, obwohl<br />
es hier um mein Leben geht. Ich erreiche die HIV-Abteilung<br />
noch kurz bevor sie zusperrt und bekomme noch einen Arzt<br />
zu sprechen, Dr. Gerold Felician Lang. Ich erkläre ihm was<br />
passiert ist. Für ihn nichts Unbekanntes.<br />
„SIE MÜSSEN JETZT KÄMPFEN.“<br />
Seit einigen Jahren erlebt Dr. Lang immer wieder nicht<br />
nachvollziehbares Verhalten seitens der Krankenkassen in<br />
ganz Österreich. So springt zum Beispiel in der Steiermark<br />
in den meisten Fällen die Uni Klinik Graz mit ihrem eigenen<br />
Budget ein und im Burgenland bewillige man nur in Härtefällen.<br />
Eine österreichweit einheitliche Regelung gibt es nicht.<br />
Die Kulanz entscheidet, berichtet mir Dr. Lang. Dr. Lang<br />
erinnert sich auch an einen Fall, in dem ein 21-Jähriger von<br />
mehreren Männern vergewaltigt wurde und die PEP anforderte.<br />
Das Ansuchen wurde jedoch bei der ersten Anfrage<br />
verweigert. „Er hätte ja nicht mitgehen müssen“, lautete die<br />
Begründung. Dr. Lang musste schließlich damit drohen in die<br />
Medien zu gehen, um eine Bewilligung zu erhalten. In Wien<br />
allerdings gab es lange Zeit kein Problem bei der PEP-Vergabe,<br />
erzählt HIV-Experte Dr. Lang.<br />
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Aber auch in Wien hat sich einiges verändert. Seit zwei<br />
Jahren braucht es nun eine genaue Schilderung des „Sexualunfalls“.<br />
Und seit drei Monaten sei es besonders schlimm,<br />
da alle Bewilligungen „kategorisch“ abgelehnt werden. Als<br />
Argument werden die „inflationären Kosten“ der PEP und eine<br />
„Weisung von Oben“ hergenommen – das alles schildert mir Dr.<br />
Lang. „Wir haben im Jahr 80 PEP-<br />
Fälle. Wir sind das größte Zentrum in<br />
Österreich mit 1.600 HIV-Patienten in<br />
Behandlung. 80 Fälle ist nichts, das<br />
sind in Wahrheit viel zu wenig – wenn<br />
man sich überlegt, wie viele Risikokontakte<br />
stattfinden müssen. Das als<br />
großen Kostenfaktor aufzulisten, ist<br />
lächerlich“, sagt Lang.<br />
Alle Versuche von Dr. Lang eine rechtlich verbindliche Auskunft<br />
zu bekommen, scheitern. In einer Mail verlangt er nach<br />
klaren Richtlinien, wann eine PEP bewilligt wird. Ohne Erfolg.<br />
Allerdings verweist man ihn darauf dieses Vorgehen als „edukative<br />
Maßnahme“ der Patienten zu verstehen. Auf welcher<br />
rechtlichen Grundlage, ist für ihn nicht nachvollziehbar. In der<br />
Zwischenzeit erfährt er aber von einem Fall, bei dem die PEP<br />
verweigert wurde, der Patient aber klagt und verliert. Angeblich<br />
bereits in der ersten Instanz. „Wir würden alle so gerne dieses<br />
Urteil lesen. Die Krankenkasse kennt das, stellt es uns aber<br />
nicht zur Verfügung. Müssen sie auch nicht. Aber aus einem<br />
Erstinstanzurteil eine rechtliche Verbindlichkeit abzuleiten und<br />
die PEP nicht mehr zu bewilligen, ist vermessen. Erstinstanzliche<br />
Urteile sind nicht verbindlich“, sagt Lang.<br />
All das muss ich jetzt ignorieren. Für mich heißt es jetzt<br />
nur eines: Mein Rezept bewilligt bekommen. Dr. Lang stellt mir<br />
einen neuen Befund aus. In diesem gibt er an, dass ich abgelehnt<br />
wurde, obwohl „Höchstrisiko“ bei mir besteht. Weiter<br />
führt er an, dass dieses Vorgehen nicht nachvollziehbar sei<br />
und gegen sämtliche internationale Leitlinien der PEP-Vergabe<br />
verstößt. Schlussendlich schreiben wir auch, dass ich bei<br />
einer erneuten Ablehnung gerichtlich klagen werde. Wieder<br />
bekomme ich PEP für zwei Tage mit auf den Weg. „Sie müssen<br />
jetzt kämpfen“, sagt er mir zum Abschied.<br />
UNTER BEOBACHTUNG: DIE<br />
MÄNNER AUF DER WATCHLIST<br />
Da der Dienstag ein Feiertag ist, kann ich erst am Mittwoch<br />
wieder um die PEP ansuchen. Das ist der vierte Tage seit<br />
meiner möglichen Infektion. Ohne die Versorgung durch die<br />
HIV-Abteilung wäre es für eine PEP-Therapie längst zu spät.<br />
Diesmal gehe ich zur WGKK am AKH. Ich gebe der Ärztin dort<br />
mein Rezept samt neuem Befund und werde nach längerer<br />
Wartezeit in ihr Zimmer gerufen. „Ich habe das jetzt ausnahmsweise<br />
bewilligt“, sagt sie mir. „Sie müssen wissen, wir<br />
sind mit der Vergabe sehr restriktiv, also seien Sie vorsichtig.<br />
Es gibt nämlich sehr wohl auch eine Watchlist, wie oft Sie bei<br />
uns waren. Und weswegen.“ Ich beginne mit ihr zu diskutieren<br />
und betone, dass mir das zum ersten Mal in meinen 28 Jahren<br />
passiert und jedem das Kondom reißen kann. Auch heterosexuellen<br />
Menschen. „Nein, es sind doch immer die MSM (Männer,<br />
die Sex mit Männern haben), die hierherkommen.“ Nach diesen<br />
Worten nehme ich mein bewilligtes Rezept und gehe. Die Pressestelle<br />
der WGKK bestreitet auf Anfragen die Existenz einer<br />
solchen Liste.<br />
Ich fühle mich bloßgestellt und stelle mir vor, mir wäre das<br />
mit 18 Jahren passiert, als ich noch nicht so viel Selbstvertrauen<br />
hatte. Hätte ich das alles durchgezogen, oder hätte ich<br />
verschüchtert aufgegeben? Oder<br />
wenn ich gerade viel Stress in der<br />
Ich fühle mich<br />
Arbeit hätte und keine so verständnisvolle<br />
Chefin? Immerhin habe ich<br />
bloßgestellt und werde<br />
deswegen mehrere Tage im Büro<br />
wieder wütend.<br />
gefehlt und mein Mitarbeitergespräch<br />
abgesagt. Alles Dinge, die ich jetzt<br />
nachholen muss. Ich bin mir nicht<br />
sicher, ob das immer möglich wäre. Anstatt mir zu helfen, mich<br />
zu beraten und zu versorgen, wurden mir Hürden in den Weg<br />
gelegt. Auch auf mich wirkt es so, als ob man mir hier eine<br />
Lehre erteilen will. Eine Lehre wofür? Ein gerissenes Kondom?<br />
Schwulen Sex? Steht einer Krankenkasse irgendein moralisches<br />
Urteil überhaupt zu? Ich halte die PEP jetzt in den Händen.<br />
Diesmal hatte ich noch Glück. Ich weiß nicht was sein wird,<br />
sollte mir das ein zweites Mal passieren. Schließlich gehöre ich<br />
jetzt auch zu ihnen: den Männern auf der Watchlist. ●<br />
Statement der WGKK:<br />
Gibt es bei der WGKK eine Watchlist? Also eine Liste, auf<br />
der vermerkt wird, wie oft und wieso jemand bei Ihnen<br />
war? Nein, diese gibt es nicht.<br />
... bezüglich der Kostenübernahme: Herr Dizdarevic hat die<br />
PEPTherapie auf Kosten der Wiener Gebietskrankenkasse<br />
(WGKK) erhalten.<br />
... bezüglich des Ablaufs: Die Rezepte für eine PEPTherapie<br />
werden prinzipiell direkt im ärztlichen Dienst der WGKK<br />
des zuständigen Spitals bearbeitet. Herr Dizdarevic war<br />
im AKH in der zuständigen Ambulanz, die auch das Rezept<br />
ausgestellt hat. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
dieser Ambulanz hätten ihn zur Bewilligungsstelle<br />
des AKH schicken müssen. Warum der Patient ins<br />
Gesundheitszentrum WienMariahilf gegangen ist, wissen<br />
wir nicht. Der Arzt im Gesundheitszentrum WienMariahilf<br />
hat Herrn Dizdarevic aufgrund fehlender Befunde an die<br />
zuständige Stelle ins AKH geschickt. Nach Rücksprache<br />
mit der Ambulanz konnte die zuständige Ärztin der<br />
Bewilligungsstelle im AKH das Rezept bearbeiten.<br />
Statement Österreichische AIDS-Gesellschaft –<br />
Dr. Horst Schalk, Vizepräsident der österreichischen<br />
AIDS-Gesellschaft:<br />
„Dass die PEP trotz Rezept eines HIVSpezialisten immer<br />
öfter durch die WGKK nicht bewilligt wird, ist uns<br />
bekannt. Besonders in den Krankenhäusern ist das ein<br />
Problem, weniger in den Praxen. Genaue Zahlen sind<br />
uns leider nicht bekannt. Da es sich bei der PEP um eine<br />
Prophylaxe handelt, ist die Krankenkasse gesetzlich<br />
nicht dazu verpflichtet. Vergleichbar wäre das etwa mit<br />
Schutzimpfungen, da besteht auch keine Pflicht. Wir<br />
befinden uns allerdings momentan mit den Krankenkassen<br />
in Verhandlungen und versuchen den Zugang zu der PEP<br />
allgemein zu erleichtern.“<br />
48 / RAMBAZAMBA /
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vermehrt für soziale und ökologische<br />
Probleme einsetzen. Und das nicht<br />
nur privat: Sie möchten einer Arbeit<br />
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während fairer Handel und grüne<br />
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Das einst türkische<br />
Restaurant „Lale“ am<br />
Brunnenmarkt wurde<br />
vor sechs Monaten<br />
vom 24-jährigen Syrer<br />
Mohammad Halak<br />
übernommen.<br />
52 / KARRIERE /
In Wien eröffnen immer<br />
mehr syrische Restaurants.<br />
Das schafft Arbeitsplätze<br />
und integriert. Doch viele<br />
der Jungunternehmer<br />
sind mit der Bürokratie<br />
überfordert und auch<br />
die österreichischen<br />
Gäste bleiben aus. Ein<br />
Lokalaugenschein.<br />
Von Melisa Erkurt und Bilal Albeirouti,<br />
Fotos: Christoph Liebentritt<br />
Von Außen merkt man keinen Unterschied.<br />
Noch immer ziert der „Lale“-<br />
Schriftzug die Außenfassade, noch<br />
immer riecht es beim Vorbeigehen nach<br />
orientalischen Gewürzen – selbst die<br />
Einrichtung ist immer noch die gleiche. Doch das türkische<br />
Restaurant „Lale“ wurde vor sechs Monaten vom<br />
24-jährigen Syrer Mohammad Halak übernommen. Das<br />
Lale ist jetzt ein syrisches Restaurant, mittlerweile eines<br />
von vielen. Denn seit der Flüchtlingswelle sperrt in Wien<br />
gefühlt fast täglich „ein Syrer“ auf.<br />
Für Österreicher fast unbemerkt,<br />
denn ob der Kebap jetzt Schawarma<br />
heißt, macht für viele kaum einen<br />
Unterschied. Doch für Syrer bedeuten<br />
ihre Restaurants eine Menge<br />
– sie schaffen neue Arbeitsplätze –<br />
aber vor allem bringen sie auch ein<br />
Stück Heimat nach Österreich.<br />
„Kultur wird über das Essen<br />
weitergegeben. Durch das syrische<br />
Essen behalten wir unsere Kultur<br />
bei und können diese den Österreichern<br />
näherbringen“, erzählt Hussen<br />
Alhassan, der vor zehn Monaten<br />
das Imbiss-Restaurant „Hum Yum“<br />
in Favoriten eröffnet hat. Alhassan<br />
kommt aus Aleppo, seit drei Jahren<br />
lebt er in Österreich. „Mit dem Essen<br />
kommt die Integration“, sagt der<br />
Syrer. In Österreich sein eigener<br />
Chef zu sein gibt ihm aber auch<br />
Selbstbewusstsein. In Aleppo war<br />
Alhassan als Computeringenieur in einer Führungsposition,<br />
in Österreich war er Flüchtling und angewiesen auf<br />
Sozialleistungen. Das ändert sich mit seinem Imbiss-<br />
Restaurant. Er beschäftigt jetzt selber elf Mitarbeiter,<br />
alles syrische Flüchtlinge, die ohne Deutschkenntnisse<br />
woanders schwer eine Arbeit gefunden hätten.<br />
Arbeit, die bitter nötig ist: 75 Prozent der Syrer in<br />
Österreich sind derzeit arbeitslos oder in Schulung und<br />
leben von Sozialhilfe. Etwa 200 Syrer sind offiziell als<br />
selbstständig gemeldet. Aktuell sind laut Wirtschaftskammer<br />
0,4 Prozent aller Mitglieder der Fachgruppe<br />
Gastronomie und 1,2 Prozent der Mitglieder mit nichtösterreichischer<br />
Staatsbürgerschaft in der Fachgruppe<br />
Gastronomie in Wien syrischer Herkunft. Wie viele<br />
syrische Restaurants es genau gibt, darüber gibt es<br />
keine Auskunft. Unser syrischer Redakteur hat in Wien<br />
25 ausfindig gemacht.<br />
Flüchtlinge schaffen Arbeitsplätze für Flüchtlinge –<br />
klingt eigentlich alles prima, doch ein Problem gibt es:<br />
Viele der Jungunternehmer haben keine Erfahrung in<br />
der Gastronomie und müssen nach wenigen Wochen<br />
schon wieder schließen, weil sie mit der Bürokratie überfordert<br />
sind.<br />
SCHEITERN AN DER BÜROKRATIE<br />
„95 Prozent jener Syrer, die hier ein Restaurant aufmachen,<br />
haben keine Kenntnisse über die Gesetze, Steuern<br />
und Kalkulationen. Die Gewinnspanne eines Restaurants<br />
in Syrien ist sehr hoch, in Österreich dagegen muss<br />
man viele Abgaben leisten, das wissen viele Syrer nicht,<br />
Hum Yum Chef Alhassan plant schon weitere Standorte.<br />
/ KARRIERE / 53
wenn sie in Österreich ein Restaurant eröffnen“, erzählt<br />
Ali Shik, der vor einem Monat das syrische Restaurant<br />
„Papay“ im zehnten Bezirk eröffnet hat. „Finanzamt,<br />
Steuerberater, Krankenkasse – damit sind die meisten<br />
überfordert“, sagt Shik, der bereits in den 90ern nach<br />
Österreich kam und lange in einem italienischen Restaurant<br />
arbeitete. Auch in Gesprächen zwischen biber und<br />
fünfzehn syrischen Restaurantbesitzern zeigt sich, dass<br />
alle die Bürokratie in Österreich unterschätzt hatten.<br />
Mirvat Yasin schüttelt noch immer den Kopf, wenn<br />
sie daran denkt, dass sie das Hin und Her wegen der<br />
Lüftungsanlage mit dem Magistrat zwei Jahre gekostet<br />
hat. 2013 eröffnen sie und ihr Mann das<br />
syrische Restaurant „Jasmin al Sham“ im<br />
19. Bezirk. Damals gibt es nur ungefähr<br />
fünf syrische Restaurants in Wien.<br />
Heute beschäftigen sie 25 Mitarbeiter,<br />
alles syrische Flüchtlinge. Viele ihrer<br />
ehemaligen Mitarbeiter haben mittlerweile<br />
ein eigenes Restaurant eröffnet.<br />
Direkt gegenüber von „Jasmin<br />
al Sham“ befindet sich ein syrischer<br />
Imbiss, das „Tommy’s“. Mirvat sieht kein<br />
Problem in der Konkurrenz. „Das einzige,<br />
was ich schlecht finde, ist, dass manche<br />
Schawarma für einen Euro anbieten, das geht<br />
nicht.“ In Mirvats Restaurant bekommt man Schawarma<br />
für 2,50, das ist derzeit der gängige Preis für das Döner<br />
ähnliche arabische Traditionsgericht. Doch nicht nur das<br />
Essen, auch die Wasserpfeifen machen einen großen<br />
Teil des Gewinns aus. Das Rauchergesetz 2018 trifft<br />
viele syrische Restaurants daher hart.<br />
„Es gibt<br />
gar nicht so<br />
viele syrische<br />
Köche, wie es<br />
Restaurants<br />
gibt.“<br />
SELBSTSTÄNDIGKEIT STATT<br />
SOZIALLEISTUNGEN<br />
Auch Halak, der das „Lale“ übernommen hat und noch<br />
immer unter demselben Namen führt, schüttelt den<br />
Kopf. Der junge Syrer ist überfordert. Er wünscht sich<br />
vor allem jetzt in der Anfangszeit Unterstützung von<br />
der Wirtschaftskammer. „Ich habe monatliche Ausgaben<br />
von 12.000 Euro und keinen, der mir erklärt, was<br />
ich besser machen könnte“, sagt der 24-Jährige, der<br />
in seiner Heimat Wirtschaft studiert hat und seit zwei<br />
Jahren in Österreich lebt. Weil der junge Syrer nicht<br />
von Sozialleistungen leben wollte, hat er sich selbstständig<br />
gemacht. Das Geld für das Restaurant<br />
hat er noch aus Syrien, wie die meisten der<br />
syrischen Gastronomen.<br />
„Wir sind nicht arm, wir sind ja<br />
nicht vor der Armut, sondern vor dem<br />
Krieg geflohen“, versucht Alhassan<br />
von „Hum Yum“ zu erklären, woher<br />
die syrischen Flüchtlinge das Geld<br />
haben, ein Restaurant zu eröffnen.<br />
„Viele hatten in ihrer Heimat Geld<br />
gespart oder haben Grundstücke,<br />
Immobilien und Felder verkauft“, sagt der<br />
40-Jährige. Tatsächlich geben fast alle der<br />
fünfzehn syrischen Restaurantbesitzer, mit denen<br />
für diesen Artikel gesprochen wurde, an, das Geld aus<br />
Grundstücksverkäufen in Syrien zu haben.<br />
Schnell wird klar: Geld ist nicht das größte Problem.<br />
Das fehlende professionelle Personal macht den Jungunternehmern<br />
viel eher zu schaffen. „Neulich hatten<br />
wir ein Bewerbungsgespräch mit einem syrischen Koch<br />
aus Villach, weil es in Wien einfach nicht mehr ausgebildetes<br />
syrisches Personal gibt“, erzählt Alhassan. Nicht<br />
nur die Restaurantbesitzer, auch<br />
die meisten der Mitarbeiter haben<br />
davor nie in der Gastronomie gearbeitet,<br />
manche haben ihre ersten<br />
Erfahrungen auf der Flucht in der<br />
Türkei gesammelt, die meisten aber<br />
arbeiten das erste Mal in Österreich<br />
in der Küche oder im Service. Alhassan<br />
sieht darin auch einen weiteren<br />
Grund, wieso viele Syrer nach ein<br />
paar Wochen ihr Restaurant wieder<br />
schließen müssen: „Wenn die Mitarbeiter<br />
keine Profis sind, passt die<br />
Qualität auch nicht.“<br />
Ali Tag leitet das „Zeno“, ein kleines Restaurant in Favoriten, in dem alle Zutaten<br />
frisch vom Markt beschafft werden.<br />
DER ERSTE SYRISCHE<br />
SUPERMARKT IN WIEN<br />
Das kann auch Ali Tag bestätigen.<br />
Der 50-Jährige lebt seit 25 Jahren<br />
in Österreich. Seit 2016 leitet er das<br />
kleine syrische Restaurant „Zeno“<br />
in Favoriten, davor hat er jahrelang<br />
in der Gastro gearbeitet. „Es gibt<br />
54 / KARRIERE /
mittlerweile gar nicht mehr so viele syrische Köche, wie<br />
es syrische Restaurants in Wien gibt“, erzählt der gebürtige<br />
Syrer. „Viele Syrer sehen, dass die Restaurants gut<br />
laufen und wollen deshalb auch eines aufmachen, aber<br />
weiter denken sie nicht“, so Tag. „Sie wissen nicht einmal,<br />
wo sie die Lebensmittel herbekommen.“ Er selbst<br />
kauft frisch vom Markt, beim Ägypter und beim Türken<br />
ein. Vor kurzem hat der syrische Supermarkt „Durra“ am<br />
Gürtel aufgemacht, davon ist Tag begeistert. „Original<br />
syrische Produkte, die es davor nirgends zu finden gab<br />
und tolle Mehlspeisen“, schwärmt er.<br />
Syrische Restaurants gibt es mittlerweile einige,<br />
aber syrische Lebensmittel waren bisher schwieriger<br />
zu beschaffen. Das ändert sich mit der Eröffnung von<br />
„Durra“ im Juli 20<strong>17</strong> am Neubaugürtel. Im Supermarkt<br />
mit angeschlossenem kleinen Restaurant, in dem frisch<br />
Mehlspeisen zubereitet werden, ist bereits einen Monat<br />
nach Eröffnung viel los, vor allem arabische Kundschaft<br />
reiht sich in der Kassa-Schlange. Der Chef Emad Aldurra<br />
ist in Syrien jedem ein Name. Seiner Familie gehört der<br />
Lebensmittelhersteller „Durra“.<br />
Emad Aldurra wohnt in Jordanien, kommt aber<br />
ursprünglich aus Syrien. Seit zwei Monaten ist er in<br />
Österreich, um das Geschäft zu eröffnen. Als nächstes<br />
möchte der 37-Jährige einen Supermarkt mit Restaurant<br />
im November in Stuttgart eröffnen. „Ich möchte in<br />
jedem europäischen Land, in dem es viele Syrer gibt, ein<br />
Durra ist der erste syrische Supermarkt in Österreich.<br />
Neben Lebensmitteln werden hier frische Mehlspeisen<br />
und Süßigkeiten zubereitet.<br />
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„Durra“ eröffnen. In Wien beschäftigt<br />
er 20 Mitarbeiter, darunter auch<br />
Österreicher.<br />
„MEHR ÖSTERREICHER,<br />
BITTE!“<br />
Außer bei „Jasmin al Sham“, das<br />
sich nach über vier Jahren bereits<br />
bei Österreichern einen Namen<br />
gemacht hat, und bei „Lale“, das<br />
viele noch immer für das gewohnte<br />
türkische Restaurant halten, ist<br />
der Großteil der Kundschaft der<br />
syrischen Restaurants arabisch. „Oft<br />
kommen türkische Gäste, aber wenn<br />
sie sehen, dass das Lale jetzt syrisch<br />
ist, gehen sie wieder“, erzählt Halak.<br />
Seine österreichische Kundschaft<br />
stört es dagegen nicht, dass das<br />
Lale jetzt in syrischer Hand ist. Für<br />
sie hat Halak extra Schnitzel auf der<br />
Karte und auch türkischen Kebap,<br />
falls jemandem die Schawarma nicht<br />
schmeckt.<br />
„Wir müssen unsere Gerichte dem österreichischen<br />
Geschmack anpassen“, sagt Hekmat Kotish, der seit fast<br />
zwei Jahren in Österreich lebt und plant ein syrisches<br />
Restaurant zu eröffnen. „Wir brauchen mehr Vegetarisches<br />
auf der Karte und müssen mit weniger Fett<br />
kochen“, weiß er. Restaurants wie „Zina’s“, „Habibi und<br />
Hawara“ und „Zsam-Zsam“ haben das bereits umgesetzt.<br />
„Die machen ein gutes Geschäft, weil dort hauptsächlich<br />
Österreicher essen“, sagt Kotish. Ein weiterer<br />
Grund, wieso die meisten syrischen Restaurants nur<br />
arabische Kundschaft haben: Im Gegensatz zu Zina’s“,<br />
„Habibi und Hawara“ und „Zsam-Zsam“ wird in fast<br />
allen der anderen syrischen Restaurants kein Alkohol<br />
ausgeschenkt. „Wenn in einem syrischen Lokal Alkohol<br />
ausgeschenkt wird, schreibt jemand in die „Syrer in<br />
Österreich“ Facebook-Gruppe, die über 39.000 Mitglieder<br />
fasst, dass man nicht in dieses Lokal gehen soll. Es<br />
wird Druck auf die Gastronomen ausgeübt“, erzählt ein<br />
junger Syrer.<br />
Aber können die Restaurants überleben, wenn sie<br />
nur auf syrische Kundschaft angewiesen sind? Noch<br />
immer sind die meisten Syrer in Wien Flüchtlinge mit<br />
wenig Einkommen. „Wenn am 27. des Monats das Geld<br />
vom Sozialamt kommt, ist in den syrischen Restaurants<br />
immer viel los, in den darauffolgenden Wochen kommen<br />
immer weniger“, weiß Kotish. Der 36-Jährige möchte<br />
unbedingt ein Restaurant eröffnen und es internationaler<br />
ausrichten, auch um den Österreichern seine<br />
Dankbarkeit zu zeigen: „Wir sind dankbar für alles, was<br />
wir in Österreich bekommen und wollen Österreich mit<br />
unserem Essen etwas zurückgeben.“●<br />
Das Durra hat erst im Juli eröffnet, ist aber schon so erfolgreich, dass weitere<br />
Standorte in Wien und anderen europäischen Städten geplant sind.<br />
Syrische Restaurants in Wien – eine Sammlung<br />
von biber-Redakteur Bilal Albeirouti:<br />
Zina´s, Praterstrasse 55, 1020<br />
Zeno, Senefeldergasse 14, 1100<br />
Alraian, Mariahilfer Gürtel 3, 1150<br />
Lale, Brunnengasse 51, 1160<br />
Layali Alsham, Migerkastrasse 5, 1100<br />
Bauabet Alschark, Huttengasse 45, 1160<br />
Papay, Keplergasse 7, 1100<br />
Maya, Lerchenfelder Gürtel 55A, 1160<br />
Sindbad, Hernalser Gürtel 39, 1<strong>17</strong>0<br />
Hum Yum, Columbusgasse 61 , 1100<br />
Tarbush, Schröttergasse 3, 1100<br />
Layali Alons, Laxenburgerstrasse 14, 1100<br />
Alarabi excellence, Arbeitergasse 20, 1050<br />
Bab Tooma, Schönbrunner Strasse 86, 1050<br />
Habibi & Hawara , Wipplingerstasse 29, 1010<br />
Zsam Zsam, Vivenotgasse 8, 1120<br />
Syriacus-Damas, Hamburger Strasse 16, 1050<br />
Jasmin Alsham, Heiligenstädterstraße 9, 1190<br />
Castle, Laxenburger Strasse 80, 1100<br />
Laziza, Haberlgasse 53, 1160<br />
Bab Alhara, Lerchenfelder Gürtel 19, 1160<br />
Falafel Maria, Thaliastraße 59, 1160<br />
Falafel Abo Noor, Brunnengasse 59, 1160<br />
Burger Haus, Längenfeldgasse 4, 1120<br />
Afamia Lounge, Herbststraße 2, 1160<br />
56 / KARRIERE /
»Worauf es ankommt,<br />
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Die Integrationsbotschafter/innen von ZUSAMMEN:ÖSTERREICH kommen an deine Schule und diskutieren<br />
mit dir und deiner Klasse, was zu einer erfolgreichen Integration gehört und wie man Vorurteile abbauen<br />
und Motivation schaffen kann.<br />
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Selbermacherin<br />
Um den<br />
Kopf<br />
gewickelt<br />
Bei Blanka Slak Rupnik dreht<br />
sich alles um den Turban. Wie das<br />
extravagante Accessoire das Leben<br />
der Slowenin veränderte, und von<br />
Wien aus die ganze Welt erobern soll.<br />
Von Nada El-Azar, Foto: Zoe Opratko<br />
Woher das mit den Turbanen<br />
kommt, ist eine weniger<br />
glamouröse Geschichte, als<br />
es nach außen hin aussieht“, erzählt die<br />
29-jährige Designerin. Ihre Großmutter<br />
mütterlicherseits, eine modische und<br />
temperamentvolle Italienerin, brachte<br />
ihr das Nähen bei. „Sie hatte immer<br />
diesen Coco-Chanel-Flair“, erinnert sie<br />
sich zurück. Als Blanka etwa 18 Jahre<br />
alt war, erkrankte ihre Großmutter an<br />
Krebs und verlor ihr ganzes Haar. Um<br />
58 / KARRIERE /
ihr in Zeiten der Krankheit ein bisschen<br />
Glamour zurückzugeben, begann ihre<br />
Enkelin verzierte Turbane für sie zu<br />
nähen.<br />
TURBAN STATT HIDJAB<br />
Heute verkauft Blanka ihre Turbane<br />
unter dem Namen „TRIBBE Hats By<br />
Blanka “ in ihrem Online-Shop. Der<br />
Kopfschmuck verleiht seiner Trägerin<br />
Stärke und Selbstbewusstsein – dass<br />
ihre Kundinnen sich so fühlen, ist für<br />
Blanka ein großer Antrieb: „Ich hätte<br />
niemals gedacht, dass ein Stück aus<br />
einer so traurigen Zeit in meinem Leben<br />
so vielen Menschen so große Freude<br />
bereiten könnte.“ Eigentlich ist Blanka<br />
Psychologin, aber das hing sie an<br />
den Nagel, nachdem die Turbane die<br />
Oberhand über ihr Leben gewannen.<br />
Ihre Ausbildung hilft ihr allerdings dabei,<br />
besser auf die Bedürfnisse ihrer Kundinnen<br />
eingehen zu können. Viele muslimische<br />
Frauen ziehen Blankas Turbane<br />
als stylische Alternative einem gewöhnlichen<br />
Kopftuch vor. „Neben Russinnen<br />
gehören Araberinnen zu meinen besten<br />
Kunden!“, lächelt sie stolz.<br />
GESCHÄFTSFRAU UND MUTTER<br />
Blanka ist ehrgeizige Geschäftsfrau und<br />
dreifache Mutter – Selbstständigkeit und<br />
Familie unter einen Hut zu bringen, ist für<br />
die Powerfrau ein ständiger Balanceakt.<br />
„Wenn ich mit meinen Kindern zusammen<br />
bin, vermisse ich die Arbeit. Wenn<br />
ich arbeite, ist es umgekehrt!“ Blankas<br />
vierjährige Tochter steht gerne mal auf<br />
Instagram als Mini-Testimonial vor der<br />
Kamera. Als Mutter erlaubt sich Blanka<br />
nicht, Party zu machen. Ihre ganze<br />
jugendliche Verspieltheit spiegelt sich<br />
dafür in ihren Designs wider.<br />
Gerade laufen die Vorbereitungen für<br />
die Eröffnung ihrer ersten Boutique am<br />
21. September 20<strong>17</strong> in der Bognergasse<br />
7 im Wiener Goldenen Quartier auf<br />
Hochtouren. Das Innenleben bestimmt<br />
sie – der Laden ist eine Repräsentation<br />
ihres Selbst. Wien sollte der Dreh- und<br />
Angelpunkt in ihrer Karriere bleiben, aber<br />
dies ist erst der Anfang. „In 10 Jahren<br />
möchte ich Läden in Berlin, Bangkok und<br />
New York eröffnet haben.“ ●<br />
WKO-WIEN HILFT<br />
Im Gründerservice der WKOWien<br />
kann man bei einem Beratungsgespräch<br />
alle Fragen stellen, die<br />
die Gründung eines Unternehmens<br />
betreffen. Im Vorhinein kann man<br />
sich auch schon eigenständig<br />
online informieren. Ob generelle<br />
Tipps zur Selbstständigkeit,<br />
rechtliche Voraussetzungen, Amtswege<br />
oder Finanzierungs und<br />
Förderungsmöglichkeiten: Auf der<br />
Website kommt man mit wenigen<br />
Klicks zu allen wichtigen Informationen.<br />
wko.at/wien<br />
www.gruenderservice.at<br />
Die Selbermacherin-Serie ist eine<br />
redaktionelle Kooperation von das<br />
biber mit der Wirtschaftskammer<br />
Wien.<br />
DER ERSTE<br />
SCHRITT ZUM<br />
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Das WK Wien-Servicepaket ist randvoll mit Unterstützung, Beratung und<br />
ExpertInnenkontakten. Besonders bei der Beratung zur Unternehmensgründung.<br />
W wko.at/wien/gruenden
TECHNIK & MOBIL<br />
Alt+F4 und der Tag gehört dir.<br />
Von Adam Bezeczky<br />
MEINUNG<br />
Alle wollen<br />
Hacker sein<br />
Das Bild der Hacker hat sich<br />
gewandelt. Früher wurden sie als<br />
Aussätzige porträtiert, als Geeks<br />
ohne Leben und ohne Freundin,<br />
die nur vor dem Rechner<br />
hockten. Inzwischen, in unser<br />
immer stärker computerisierten<br />
Welt, hat der Begriff dank Marketing<br />
eine völlig neue Bedeutung.<br />
Jedes YouTube-Tutorial ist schon<br />
ein „hack“. Großteils sind das<br />
aber solche „nonaned“ Tipps, die<br />
jede(r) mit ein bisschen Hausverstand<br />
drauf hat. Das gleiche gilt<br />
übrigens für „Punk“ und „Pirat“ –<br />
viele lauwarme Veranstaltungen<br />
bedienen sich dieser Begriffe,<br />
die nix mit ihrem eigentlichen<br />
Sinn zu tun haben. Klar, Sprache<br />
verändert sich – aber bitte, nur<br />
weil man eine Nieten-Lederjacke<br />
trägt, wird man nicht zum Punk.<br />
Und durch einen „YouTube Life<br />
Hack“ auch nicht zum Hacker.<br />
bezeczky@dasbiber.at<br />
Drohnen-<br />
Versicherung<br />
Sie sind überall – Drohnen!<br />
In der Steiermark werden<br />
sie bereits bejagt (ein<br />
Jäger hat eines einfach<br />
abgeschossen), aber auch<br />
ein kleiner technischer<br />
Defekt reicht für einen<br />
Absturz. Was viele nicht<br />
wissen: Drohnen ab 250<br />
Gramm Gewicht müssen extra versichert<br />
werden, sie gelten nicht mehr als Spielzeug,<br />
sondern als Luftfahrzeug. Die Wiener Städtische<br />
versichert Luftfahrzeuge der 1. Klasse<br />
mit einer eigenen Drohnen-Versicherung – ein<br />
gutes Investment, wenn so ein Teil einmal vom<br />
Himmel fällt.<br />
Farbklecks<br />
Im hyper-farbenfrohen Shooter „Splatoon 2“<br />
auf der Nintendo Switch geht’s um eines: den<br />
Gegner mit möglichst viel Farbe zuzukleistern.<br />
Der kinderfreundliche Shooter in der dritten Person<br />
unterhält mit spannenden Levels und einer<br />
bunten Story. Unterstütze die Inklinge im Kampf<br />
gegen die fiesen Ocatrianer!<br />
Cyborg-<br />
Bakterien<br />
mit Solarzellen<br />
Pflanzen erzeugen über<br />
die Photosynthese Sauerstoff.<br />
Bakterien der<br />
Gattung Moorella thermoacetica,<br />
die zunächst<br />
mit Cadmium und der<br />
Aminosäure Cyston<br />
gefüttert werden, entwickeln<br />
Mini-Solarzellen auf<br />
ihrem Körper und steigern<br />
die Wirksamkeit bei der<br />
Photosynthese auf 80<br />
Prozent. Pflanzen schaffen<br />
im Vergleich nur mickrige<br />
zwei Prozent. Bald erzeugen<br />
wir vielleicht Strom<br />
aus Cyborg-Bakterien.<br />
DAS SUPER-HANDYBATTLE<br />
Die Spitzenmodelle iPhone 8 und Samsung Note 8 liefern<br />
sich einen spannenden Kampf. Das Note 8 punktet mit Stift<br />
und DeX-Bidlschrim und Maus-Kompatibiliät, das iPhone X mit<br />
Gesichtsscanner. Hardwaretechnisch und preislich sind beide<br />
Modelle jedenfalls im Spitzensegment angesiedelt: Jenseits der<br />
999 Euro Grenze müssen Fans tief in die Tasche greifen.<br />
bereitgestellt, Apple, Marko Mestrović<br />
60 / TECHNIK /
Der ökologische<br />
Stromtarif<br />
Der flexible<br />
Erdgastarif<br />
Der Stromtarif für<br />
Photovoltaik-<br />
Anlagen<br />
HOLEN SIE SICH JETZT<br />
DEN ENERGIE-TARIF,<br />
DER IN IHR LEBEN PASST!<br />
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Webbegeisterte<br />
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Nachteulen<br />
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Flexibel je nach Marktlage oder mit Fixpreisgarantie? 100% ökologisch oder<br />
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jeden genau das Richtige. Welcher passt zu Ihnen? Finden Sie es mit unserem<br />
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www.wienenergie.at<br />
Wasserkraft 45,83 %<br />
Windenergie 9,<strong>09</strong> %<br />
feste oder flüssige Biomasse 3,42 %<br />
Sonnenenergie 1,03 %<br />
Erdgas 39,62 %<br />
sonstige Ökoenergie 1,01 %<br />
CO 2 -Emissionen<br />
radioaktiver Abfall<br />
131,55 g/kWh<br />
0,00000 mg/kWh<br />
Wien Energie Vertrieb, ein Unternehmen der EnergieAllianz Austria.<br />
Stromkennzeichnung des Lieferanten: Gemäß § 78 Abs. 1 und 2 ElWOG 2010 und<br />
Stromkennzeichnungsverordnung hat die Wien Energie Vertrieb GmbH & Co KG<br />
im Zeitraum 1.1.2016–31.12.2016 auf Basis der in der nebenstehenden Tabelle<br />
angeführten Primärenergieträger Strom an Endverbraucher verkauft. Die Herkunftsnachweise<br />
stammen aus Österreich (86,65 %) und Norwegen (13,35 %). Das<br />
Erdgas wird mit höchster Effizienz in modernen KWK-Kraftwerken zur gleich zeitigen<br />
Erzeugung von Strom und Fernwärme eingesetzt. Gemäß § 78 Abs. 2 ElWOG<br />
2010 und Stromkennzeichnungsverordnung entstanden bei der Stromerzeugung<br />
in diesem Zeitraum nebenstehende Umweltauswirkungen. Unsere Lieferungen<br />
sind frei von Atomstrom. Bei der Erzeugung entstehen keine radioaktiven Abfälle.
MEINUNG<br />
So schwanger<br />
Ich habe die Eleganz eines Sumoringers. Und<br />
funktioniere nur mehr breitbeinig. Kleider hindern<br />
mich nicht daran. Wenn ich gehe, rudere ich mich<br />
nach vorne, während ich seitlich im Pinguintakt<br />
schwanke. Für meine Grazie gibt es viele Vergleiche.<br />
Außerdem stöhne ich. Ich stöhne, wenn ich<br />
mich hinsetzte (erleichtert), ich stöhne, wenn ich<br />
vom Sofa aufstehe (hilflos) und ich stöhne bei<br />
Steigungen und Stiegen (Lokomotive). Dies ist<br />
mein Lifestyle. Ich bin schwanger. Wie Frauen ohne<br />
Partner das managen, kann ich nur bewundern. Ich<br />
brauche Hilfe beim Sockenanziehen wie Denken.<br />
Konzentration = Fehlanzeige. Obwohl nichts mehr<br />
so „geht“ wie vorher und mein ökologischer Fußabdruck<br />
dank 11 Kilo mehr und fremdgesteuerter<br />
Lust auf Schweinefleisch<br />
nun deutlich tiefer einsinkt, möchte ich<br />
nicht mehr ohne Bauch. Erstens kann ich<br />
mich nun legal auf den „Behinderten“-<br />
Sitzen in der U-Bahn niederlassen. Und<br />
zweitens: Dieser Bauch beweist mir<br />
jeden Tag, was für ein vollautomatisches<br />
High-Tech-Wunder der weibliche Körper<br />
ist. Frauen = Wahnsinn. Und Stars von<br />
Beyoncé bis Serena W. zelebrieren dieses<br />
Wunder. Galt „Mami-Werden“ früher<br />
als Emanzipationsniederlage, wird der<br />
Bauch heuer zum Ur-Symbol von starken<br />
Frauen. Ich hoffe, das ist nicht nur ein<br />
PR-Gag. Denn nun watschle ich selig in<br />
die Karenz und sage Aufwiedersehen!<br />
Drop the mic - Antia out.<br />
antia@dasbiber.at<br />
LIFE & STYLE<br />
Ciao,<br />
Ich werd dann mal Mama<br />
Von Delna Antia<br />
HAUTTIPP<br />
Perfekte<br />
Wassereinlagerung<br />
Wirkt! Dieses Beauty-<br />
Elixier des steirischen<br />
Natur-Labels Ringana<br />
spendet Feuchtigkeit<br />
genau da, wo man sie<br />
haben will. Nämlich im<br />
Gesicht – für ein frisches<br />
Babyface.<br />
Big Summit am Rathaus:<br />
Ein Bauch und ein Bürgermeister.<br />
Farbtipp<br />
ROT, BABY<br />
Rot ist DAS Muss diese Saison.<br />
Auch im Kreißsaal. So empfehlen<br />
die allgemeinen „Checklists“<br />
für den Geburts-Koffer auch<br />
Make-Up für die Mami. Mein<br />
Tipp: „Flame“ Lippenstift<br />
von Tom Ford und alle<br />
so: Mamma mia!<br />
FASHIONTIPP<br />
Kein Style für Bäuche<br />
Die Schwangerschaftsabteilung von H&M<br />
empfehle ich Businessfrauen. Oder Frauen,<br />
die bald nach Sylt reisen. Schwangeren<br />
empfehle ich sie jedenfalls nicht. Bei all<br />
den Nadelstreifen, gedeckten Farben<br />
und blau-weiß-Gestreiftem wird man<br />
nur depressiv. Die Abteilung suggeriert:<br />
Kaschiere den Bauch, „hübsch“<br />
war gestern. Dabei will ich<br />
doch protzen. Außerdem,<br />
welcher Mensch mit Wassereinlagerungen<br />
möchte<br />
ernsthaft Skinny-Jeans<br />
mit Reißverschlüssen an<br />
den Waden tragen? Selbst<br />
spezielle „Mami-Geschäfte“<br />
konnten den Shoppingfrust<br />
nicht beheben: „Grannys<br />
werden Mütter“ hieß wohl<br />
die Kollektion der Saison.<br />
Leute, mehr Bauch, Busen<br />
und Beine sind doch bitte<br />
kein Style-Umstand!<br />
Tipp: Ausnahmen bestätigen<br />
die Regel! Das neue<br />
H&M-Dress für Bellys in Red<br />
H&M, Dragan Tatić, Marko Mestrović, Ringana, Tom Ford<br />
62 / LIFESTYLE /
Meine Karte. Meine Filme. Meine Mädels.<br />
Nur 24,90 Euro im Monat.<br />
Kino ohne Limit. Gilt für alle Tage, beinhaltet<br />
alle Zuschläge für 3D, Loge, VIP, iSens.<br />
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KINOWELT
MEIN FREUND<br />
IST SCHWANGER<br />
Es kann auch Männern passieren.<br />
Von Delna Antia, Fotos: Dragan Tatić<br />
Schwangerschaft<br />
liegt im<br />
Trend. Sowohl<br />
was die Statistik<br />
betrifft als auch den<br />
Lifestyle. Der Babybauch,<br />
so könnte<br />
man meinen, wächst<br />
zum feministischen<br />
Symbol: Beyonce<br />
performte als<br />
Fruchtbarkeitsgöttin,<br />
Serena posierte<br />
als Amazone am<br />
ELLE-Cover und Gal<br />
Gadot mimte im 5.<br />
Monat noch Wonder<br />
Woman. Starke Frauen sind schwanger,<br />
so die Message. Nun, nicht nur<br />
starke Frauen. Mein Freund ist auch<br />
schwanger. Und er ist stark dabei.<br />
Seine Schwangerschaft verläuft<br />
Gott sei Dank gut. Die ersten Unwohligkeiten<br />
haben sich eingependelt<br />
und er muss nur noch höchstens drei<br />
Mal am Tag weinen. Aber wie jede<br />
Schwangere aus Erfahrung weiß, es<br />
sind die ersten drei Monate, die es in<br />
sich haben. Mein Freund litt etwa unter<br />
Schwindelattacken beim Duschen. Er<br />
sprach von plötzlichem Unterleibsziehen<br />
im Bett (und das, obwohl er bis<br />
dato den Unterleib nicht vom Magen<br />
unterscheiden konnte, sondern alles<br />
jenseits der Brust als „Bauch“ empfand).<br />
Auch den morgendlichen Kaffee<br />
brachte mein Freund auf einmal nicht<br />
mehr hinunter. Zu salzig schmeckte<br />
ihm dieser. Wir recherchierten natürlich,<br />
ob seine Symptome ernsthaft<br />
bedrohlich sind, doch es zeigte sich:<br />
Das Phänomen ist bekannt. „Couvade-<br />
Syndrom“ nennt die Medizin es, wenn<br />
Männer unter Schwangerschaftssymptomen<br />
leiden. Das beruhigte ihn.<br />
Seine Schwangerschaft verläuft Gott sei Dank gut. Die ersten Unwohligkeiten<br />
haben sich eingependelt und er besitzt den Pregnancy-Glow.<br />
Überhaupt bildete er sich in kurzer<br />
Zeit zum Ssw-Experten aus. (Für<br />
Nicht-Schwangere, Ssw = Schwangerschaftswoche)<br />
Am liebsten surfte er<br />
auf netmoms.de und fragmutti.at. Bald<br />
warf er nur mehr mit Fachvokabular<br />
um sich: Er sprach vom Trimenon, von<br />
Bonding, Bugaboos und konnte mir<br />
das Braxton-Hicks-Syndrom im Detail<br />
erklären (= Übungswehen).<br />
STILL-DISKRIMINIERUNG<br />
Doch leider ist das Internet auch<br />
für den stärksten Schwangeren ein<br />
schwarzmalender Ratgeber. So wurde<br />
mein sonst so gelassen veranlagter<br />
Freund zunehmend zur Nervensäge.<br />
Er machte sich Sorgen um alles.<br />
Ich musste ein Machtwort sprechen<br />
und das Internet bekam eine Kindersicherung.<br />
So begann er allmählich<br />
seine Schwangerschaft zu genießen.<br />
Freunde sprachen ihn bald schon auf<br />
seinen „Pregnancy-Glow“ an – dieses<br />
tiefere, innere Strahlen und selige<br />
Lächeln, das ihn nun umgab. Und sein<br />
Haar erschien voller, es glänzte.<br />
Wie bei den meisten Schwangeren<br />
pendelten sich<br />
die anfänglichen<br />
Symptome im zweiten<br />
Drittel ein. Der<br />
Kaffee schmeckt<br />
nun wieder und über<br />
Schwindel klagt mein<br />
Freund kaum noch.<br />
Lediglich krampft<br />
sich sein Unterleib<br />
schmerzhaft zusammen<br />
und er presst<br />
seine Augenlider<br />
aufeinander, sobald<br />
es um das Thema<br />
der Geburt geht.<br />
Wir hoffen, dass er<br />
sie gut überstehen wird. Für Dammöl<br />
ist er jedoch noch nicht offen. Allerdings<br />
für Sonnenmilch. So achtete er<br />
im Sommerurlaub erstmals auf seine<br />
Haut, da er nun Verantwortung trägt,<br />
und cremte sich mit Lichtschutzfaktor<br />
jenseits der „7“ ein. Als die besondere<br />
Schwangerschaftsphase der zunehmenden<br />
Kindsbewegungen begann,<br />
wurde bald auch der Körper meines<br />
Freundes von innen durchrüttelt: Per<br />
leichter Magenverstimmungen konnte<br />
er Bewegungen in seinem Bauchraum<br />
wahrnehmen. So wurde sein Wunsch,<br />
die Schwangerschaft möglichst nah<br />
zu spüren, zur psychosomatischen<br />
Angelegenheit. In diesem Sinn war es<br />
natürlich ein Schock – ein gewaltiger<br />
– als Hebamme Beatrix ihm bei der<br />
Geburtsanmeldung erklärte, dass er<br />
gerne an allen Terminen teilhaben könne,<br />
außer doch bitte beim Stillkurs. Er<br />
schaute konsterniert, verstört, wollte<br />
wissen warum?!? Hebamme Beatrix<br />
hat es ihm dann sehr sensibel erklärt.<br />
Nur das mit dem „Mutter-Kind-Pass“<br />
bleibt unverständlich. Was ist mit den<br />
schwangeren Vätern? ●<br />
64 / LIFESTYLE /
MANN & BODY<br />
Marko Mestrović,<br />
MEINUNG<br />
Schlaf Dich aus!<br />
Du bist,<br />
was du isst<br />
Von Artur Zolkiewicz<br />
Probleme mit Einschlafen haben<br />
heutzutage viele. Die Gründe dafür<br />
können sehr unterschiedlich sein:<br />
von einem “Binge Watching”-<br />
Marathon (eine aktuelle Studie<br />
weist nach: Binge Watcher schlafen<br />
schlechter) bis zu persönlichen<br />
Problemen. Wer hat das nicht<br />
schon mal erlebt: Kurz vor dem<br />
Zubettgehen ist man todmüde,<br />
sobald man sich aber hinlegt, ist<br />
man wach wie am frühen Morgen.<br />
Die Reaktion? Schnell auf Instagram<br />
ein paar Bilder ansehen, einen<br />
Freund auf Facebook anschreiben<br />
oder vielleicht noch eine Folge<br />
schauen. Dass Schlaf wichtig ist,<br />
weiß jeder. Doch was tun, wenn<br />
die Kakophonie der Gedanken dich<br />
nicht einschlafen lässt? Wer nicht<br />
meditieren mag, kann seinen “monkey<br />
mind” mit einfachen Atmungsübungen<br />
kontrollieren lernen. Und ja,<br />
es gibt eine App dazu: Pranayama.<br />
Man stellt die Dauer der Atemsequenzen<br />
ein, legt sich bequem hin<br />
und schon ist man in der Welt der<br />
Träume. Die Atemübungen können<br />
durchaus auch in stressigen Zeiten<br />
eingesetzt werden und dienen<br />
zur Not auch als wirkungsvolles<br />
Entspannungs-Tool.<br />
zolkiewicz@dasbiber.at<br />
Tipp<br />
Gute Laune<br />
mit Ananas<br />
Ananas schmeckt nicht<br />
nur gut, sondern ist auch<br />
sehr gesund. Abgesehen<br />
von vielen anderen Vitaminen,<br />
Mineralstoffen und<br />
Spurenelementen enthält<br />
die Tropenfrucht Vanillin.<br />
Diesem Aromastoff wird<br />
eine anregende, erotisierende<br />
und euphorisierende<br />
Wirkung nachgesagt.<br />
Stimmungsaufheller pur!<br />
Zahl<br />
des Monats<br />
35 $<br />
soviel hat die Studentin<br />
bekommen, die das Nike-<br />
Logo entworfen hat.<br />
FUN FACT<br />
Daniel Kish kann trotz<br />
Blindheit mithilfe der Echo-<br />
Ortung Fahrrad fahren. Dazu<br />
schnalzt er mit seiner Zunge<br />
und hört auf die Echos.<br />
FM4<br />
Unlimited<br />
im Wiener<br />
Prater<br />
FR 20.10.20<strong>17</strong><br />
& live auf<br />
Radio FM4<br />
/ LIFESTYLE /<br />
@RADIOFM4
MEINUNG<br />
Bücher entspannen<br />
mich nicht<br />
Meistens kaufe ich Bücher in Schüben.<br />
Und dann lese ich die Hälfte entweder<br />
am selben Tag durch oder sie stehen<br />
monate/jahre/jahrzehntelang im<br />
Regal oder am Nachtkasterl. Ich habe<br />
versucht, ein Buch nach dem anderen<br />
zu lesen wie ein normaler Mensch, aber<br />
ich bekomme es einfach nicht hin. Ich<br />
muss mehrere Bücher parallel zueinander,<br />
je nach Laune, lesen und wenn<br />
sie mir nicht auf Anhieb gefallen, lese<br />
ich sie auch oft nicht zu Ende. Rebellisch<br />
oder chaotisch? Sucht es auch<br />
aus. Eindeutig rebellisch ist zumindest<br />
die Bücherration, die letztens bei mir<br />
eingetrudelt ist: Feminist Fight Club,<br />
Bad Feminist, Milk and Honey und We<br />
Should All Be Feminists. Das Motto ist<br />
offensichtlich. Brav noch ein Foto auf<br />
Instagram gepostet, um zu zeigen wie<br />
belesen man ist und los geht’s. Mein<br />
Plan: mich ausklinken und einfach<br />
lesen. Also hab ich mir einen Tee<br />
gekocht, eine Kerze angemacht und<br />
mich an Rupi Kaurs „Milk and Honey“<br />
gesetzt. Nach dem neunten Gedicht<br />
musste ich so viel heulen, dass mir<br />
Tränen in den Kamillentee geflossen<br />
sind. So viel zu Entspannung. Danach<br />
begann ich mit „Bad Feminist“ und<br />
musste mir alle fünf Minuten Notizen<br />
machen. Manche Bücher sind wohl<br />
nicht zum entspannten Lesen gedacht.<br />
Oder liegt es an der Leserin?<br />
pantic@dasbiber.at<br />
KULTURA NEWS<br />
Verstaubte Museen sind<br />
Schnee von gestern.<br />
Von Jelena Pantić<br />
GEWALT, SEX &<br />
MIGRATION:<br />
KUNSTSCHATZI<br />
MIT SCHARF!<br />
Große Premiere: Das kommende<br />
Kunstschatzi am 19.9.<br />
trägt einen biber-Stempel! Das<br />
KUNSTSCHATZI MIT SCHARF<br />
wurde geboren und eines<br />
können wir euch versichern:<br />
Es wird sehr heiß zugehen.<br />
Beim Kunstschatzi im Kunsthistorischen<br />
Museum kannst<br />
du das Museum und seine<br />
Sammlungen in einem sehr<br />
lässigen Rahmen genießen.<br />
Extra für die biber-Edition des<br />
Kunstschatzi gibt es sechs (!)<br />
vom Kunsthistorischen Museum<br />
eigens kreierte Touren,<br />
die Namen wie “Hammerheiß<br />
& göttlich geil” oder “Kemet<br />
sehen und sterben” tragen.<br />
Es gibt sogar einen eigenen<br />
scharfen Cocktail - Stichwort:<br />
Chilli infused Vodka. Komm<br />
vorbei, um 19 Uhr geht’s los!<br />
Kunstschatzi mit scharf, 19.9.<br />
20<strong>17</strong> ab 19 Uhr im Kunsthistorischen<br />
Museum, Maria-Theresien-Platz,<br />
1010 Wien<br />
Tipp<br />
ELEKTRO-<br />
WELTPREMIERE IN<br />
WIEN!<br />
Elektronische Beats plus riesige Lichtshows<br />
in einer Wiener Kirche? Fix dabei.<br />
Die Konzerttournee Electric Church von<br />
Sergio Manoel Flores kommt zur Weltpremiere<br />
nach Wien und sowas habt ihr<br />
noch nicht gesehen!<br />
28. & 29. September in Wien in der<br />
Kirche am Hof, weitere Termine bis<br />
April 2018 auf<br />
www.electric-church.at<br />
NEUER KUSTURICA<br />
Liebe und Krieg? Der Stoff, aus dem erfolgreiche<br />
Balkanfilme gemacht sind. Emir Kusturica<br />
kehrt mit seinem neuen Film ON THE<br />
MILKY ROAD zurück. Milchmann Kosta soll die<br />
schönste Frau des Dorfes, Milena, die kleine<br />
Schwester des “Kriegshelden” Žaga, heiraten.<br />
Doch dann verliebt sich Kosta Hals über Kopf<br />
in eine geheimnisvolle Italienerin (gespielt von<br />
Monica Bellucci!) - Žagas Braut. Geplant ist<br />
eine Doppelhochzeit, doch wie das Drama es<br />
will, brennen Kosta und die schöne Italienerin<br />
schon davor durch. Keine gute Idee. Ab 29.9.<br />
ist ON THE MILKY ROAD in den Kinos.<br />
KHM-Verband, Petr Nasic, Julia Peternell, Electric Church<br />
66 / KULTURA /
Flüchtige<br />
ZWISCHEN POLSKA-SCHAL<br />
UND WIRTSCHAFTSUNI:<br />
WER IST EINFACHSO?<br />
Von Aleksandra Tulej und Julia Peternell (Fotos)<br />
Territorien<br />
Kuratiert von Maren Richter<br />
und Klaus Schafler<br />
„Das ist doch dieser Pole mit Bauchtasche, der mit<br />
Jugo Ürdens auftritt.“<br />
Der 19-jährige Wiener Rapper EINFACHSO, der polnische<br />
Wurzeln hat, hat kürzlich seine erste eigene EP<br />
namens „TakTak“ herausgebracht. Mit Biber spricht er<br />
über seine Musik, den Flötenunterricht in der Volksschule<br />
und darüber, was zur Hölle ihn auf die Wirtschaftsuni<br />
getrieben hat.<br />
<strong>BIBER</strong>: Wieso nennst du dich EINFACHSO?<br />
EINFACHSO: Das erklärt sich eh von selber. Ich wollte<br />
etwas, das bei den Leuten hängenbleibt. Einfach so halt.<br />
Was machst du neben der Musik so? Studieren, arbeiten?<br />
Ich hab’ mich gestern für Wirtschaftsrecht an der WU<br />
inskribiert, weil die Anmeldefrist bis gestern war. Ich will<br />
halt auf 16 ECTS kommen, damit ich die Familienbeihilfe<br />
krieg. Und sonst arbeite ich als Security. Einfach da stehen<br />
und Geld verdienen.<br />
Wie würdest du deinen Stil beschreiben? Bist du immer<br />
schon so rumgelaufen oder ist das ein Statement?<br />
Meinst du wegen Bauchtasche und so? Ich lauf schon seit<br />
zehn Jahren so herum, nicht wie die Kids, die auf einmal<br />
auf cool tun. Ich würd’ sagen mein Stil ist so ein Mix aus<br />
drei Streifen (anm. Adidas) und Vans.<br />
Wie bist du zum Rappen gekommen?<br />
Ich hab in der Volksschule Flöte und Gitarre gespielt, der<br />
Klassiker halt. Dann (habe ich) immer mehr Deutschrap<br />
gehört und dann irgendwann gemeint ich kann’s besser<br />
(als die meisten Deutschrapper).<br />
Und – kannst du’s besser?<br />
Besser als 70 % von denen, die es versuchen.<br />
Das ganze Interview gibt es auf www.dasbiber.at<br />
29 <strong>09</strong> 20<strong>17</strong> – <strong>09</strong> 12 20<strong>17</strong><br />
07 10<br />
ab 19.00H<br />
16 11<br />
ab 18:00H<br />
ERÖFFNUNG DO 28 <strong>09</strong> 20<strong>17</strong> 19.00H<br />
PROGRAMM ZUR AUSSTELLUNG<br />
LANGE NACHT DER MUSEEN<br />
RESANITA: „Von der<br />
Be- und Eingrenzung<br />
und Inbesitznahme der<br />
Natur bis zu ihrer aktiven<br />
Veränderung“<br />
VIENNA ART WEEK<br />
Kuratorenführung, danach<br />
Lecture von Peter Fend<br />
VERANSTALTUNGSDETAILS<br />
www.kunstraum.net<br />
KUNSTRAUM NOE HERRENGASSE 13 1010 WIEN T +43 1 90 42 111<br />
/ KULTURA /
Wie wär’s eigentlich mit BLAUMACHEN?<br />
Von 22.9. - 1.10. ist die Wienwoche<br />
20<strong>17</strong> im Gange, und zwar unter dem<br />
Thema DOLCE FAR NIENTE. Wer<br />
steht nicht auf süßes Nichtstun?<br />
Das Wiener Festival kreiert für<br />
uns künstlerisch ein Leben jenseits<br />
kapitalistischer Produktion. DOLCE<br />
FAR NIENTE verlangt danach,<br />
Arbeit und Zeit zu revolutionieren.<br />
Wir haben für euch zwei Highlights<br />
herausgepickt:<br />
UMGEKEHRT<br />
Fr, 29. 9., 19 Uhr<br />
VHS Ottakring, Ludo-Hartmann-Platz 7, 1160<br />
Wien<br />
FELDFORSCHUNG<br />
Sa, 30. 9. ud 1.10. 20 Uhr<br />
WERK X-Eldorado, Petersplatz 1,<br />
1010 Wien<br />
Was wenn wir die Syrer wären? Stell dir vor, du<br />
bist aus deiner Heimat geflüchtet und musst<br />
dir nun ein komplett neues Leben in einem<br />
fremden Land aufbauen - und das am unteren<br />
Ende einer hierarchischen Gesellschaft.<br />
Hauptsache #cleaneating und #healthylifestyle<br />
- Aber unter welchen Bedingungen<br />
arbeiten die PflückerInnen, die<br />
uns täglich das Gemüse auf den Teller<br />
bringen?<br />
Im Theaterstück UMGEKEHRT wird das Publikum<br />
an einem fiktiven Ort zwischen Syrien<br />
und Österreich Teil einer Handlung, die nach<br />
Alternativen zur Eingliederung und Unterwerfung<br />
sucht. Dahinter steht das mafi-Kollektiv, ein<br />
Zusammenschluss von Kulturschaffenden und<br />
AktivistInnen.<br />
Eine von ihnen, Miša Krenčeyová zum Projekt: „Die<br />
Performance ist auf Arabisch und Deutsch, ohne<br />
DolmetscherInnen. Schon allein aufgrund der Sprache<br />
vermischen sich Gefühle von Fremdheit und<br />
Vertrautheit.“<br />
Der Eintritt ist wie für die gesamte Wienwoche<br />
frei! Eine verbindliche Anmeldung bis<br />
27. September unter reservation@wienwoche.org<br />
ist aber notwendig.<br />
Für weitere Infos zum Festival schaut<br />
unter www.wienwoche.org vorbei!<br />
Am 1. Oktober 2013 traten rund 70 ErntehelferInnen<br />
aus Rumänien und Serbien bei einem<br />
Großbauern in Tirol gegen massive Ausbeutung<br />
und willkürliche Behandlung in den Streik.<br />
Interviews mit damaligen Protestierenden<br />
bilden die Grundlage für die Lecture-Performance<br />
FELDFORSCHUNG. Co-Regisseur<br />
Franz Xaver: “Der Wohlstand Österreichs wird<br />
genau von denjenigen Menschen gesichert,<br />
die in diesem Land täglich von Rassismus<br />
betroffen sind: Migrantinnen und Migranten.<br />
Und während Bio allgegenwärtig ist, kümmert<br />
sich kaum jemand um die Arbeitsbedingungen<br />
der FeldarbeiterInnen.”<br />
Freier Eintritt, wegen begrenzter TeilnehmerInnenzahl<br />
aber bis 28.9. anmelden unter<br />
reservation@wienwoche.org.<br />
Dieser Artikel ist eine entgeltliche Schaltung in Form einer Kulturkooperation mit der Wienwoche. Die redaktionelle Verantwortung liegt allein bei biber.<br />
Hans Leitner, Ivan Krenčey, Petr Nasić, Wienwoche<br />
68 / KULTURA /
LUST AUF EINE<br />
NACHT MIT <strong>BIBER</strong>?<br />
Haltet euch fest: 1 Nacht, 670<br />
Museen, für euch umsonst. biber<br />
verlost 20 Tickets für die ORF<br />
Lange Nacht der Museen!<br />
Am 7. Oktober 20<strong>17</strong> stehen euch<br />
670 Wiener Museen und Galerien<br />
von 18 bis 01 Uhr Früh offen.<br />
Die GewinnerInnen kommen zu<br />
einem kleinen aber feinen Get-<br />
Together zu uns. Da sich das Biber<br />
Headquarter im Museumsquartier<br />
befindet, haben wir einen tollen<br />
Startpunkt, von dem wir alle<br />
gemeinsam aus losgehen.<br />
Reguläre Tickets kosten übrigens<br />
15 Euro (ermäßigt 12 Euro) und<br />
sind unter tickets.ORF.at erhältlich.<br />
Kinder bis 12 Jahre kommen<br />
gratis rein.<br />
Alle weiteren Infos unter:<br />
langenacht.ORF.at<br />
Für ein biber-Rendezvous schreibt eine Mail an pantic@dasbiber.at.<br />
Die GewinnerInnen werden benachrichtigt und mit Details versorgt.<br />
Kunsthistorisches<br />
Museum<br />
Albertina<br />
Kunsthalle Wien<br />
Die biber<br />
Highlights<br />
Wien Museum<br />
Kunstraum NÖ<br />
/ KULTURA / 69
„Die Leiden des jungen Todor“<br />
Von Todor Ovtcharov<br />
Der coolste Blogger<br />
Ich habe mich entschieden ein Blogger zu<br />
werden. Der Grund für diese Entscheidung<br />
ist die Geschichte eines Bekannten, dessen<br />
Schwester Bloggerin ist und anbgeblich wahnsinnig<br />
viel Geld damit verdient. Diese junge Frau<br />
fotografiert sich auf Instagram wie sie Smoothies<br />
trinkt und Eis isst, in diversen modernen Locations<br />
auf der ganzen Welt. Modemarken geben ihr Geld,<br />
damit sie in ihren Kleidern Eis isst. Sie wird von<br />
vielen Menschen gefollowed und geliked. Ich will<br />
auch Geld vom Internet verdienen.<br />
Ich bin gerade dabei zu überlegen, wie mein Blog<br />
ausschauen kann. Was kann ich wohl der Menschheit<br />
aus dem Internet zeigen? Ich kann nicht wie<br />
die Schwester meines Bekannten sein. Niemand<br />
wird mich beim Eis essen betrachten wollen. Alle<br />
werden nur sagen: „Hör auf Eis zu essen, du<br />
Nilpferd!“ Ich könnte natürlich was Gesünderes<br />
essen, aber wenn ich an gesunde Nahrung denke,<br />
wird mir übel.<br />
Ich muss natürlich nicht ich selbst sein. Einer der<br />
erfolgreichsten bulgarischen Blogger ist 28, gibt<br />
sich aber als 15-Jähriger aus. Es ist bemerkenswert,<br />
dass das so viele Jahre durchgeht. Seit 10<br />
Jahren macht er den perfekten 15-Jährigen und<br />
die Teenager lieben ihn. Dieser Blogger sagt den<br />
Jugendlichen, was sie machen sollen, um cool<br />
in der Schule zu sein. Nicht, dass ich in meinen<br />
Schuljahren nicht cool war, aber ich habe schon<br />
vergessen, wie das geht. Also das mit dem Teenagerblog<br />
wird auch nicht klappen.<br />
Ich könnte probieren, einen politischen Blog zu<br />
starten. Die Politiker aus aller Welt geben so viele<br />
Möglichkeiten, um sie satirisch zu kommentieren.<br />
Ich werde politisch unabhängig sein und Trump,<br />
Putin, Merkel und Macron ärgern. Ich habe aber<br />
keine Ahnung, wie ich damit zu Kohle kommen<br />
kann. Trump gibt mir sicherlich kein Geld. Merkel<br />
wohl auch nicht. Und ich bin mir nicht sicher, ob<br />
ich Putins Geld will.<br />
Ich habe darüber mit meinem Bruder gesprochen.<br />
Er würde mitmachen, wenn wir unseren<br />
Blog „Die nackten Migranten“ nennen. So können<br />
wir sowohl die politisch Interessierten, sowie alle,<br />
die auf Pornos stehen, als Publikum anziehen. Es<br />
wäre nur ein bisschen umständlich, da ich überall,<br />
wo es um Migranten geht, nackt auftreten<br />
müsste. Und wo wird mein Mikro befestigt, wenn<br />
ich meine Hände frei haben will? Dieses technische<br />
Problem tötete unsere avantgardistische<br />
Idee.<br />
Freunde von mir meinen, ich solle nicht so lange<br />
überlegen, sondern gleich losbloggen, vloggen<br />
und so weiter. Die meisten Blogs sind eh komplett<br />
sinnlos, haben aber hunderttausende Fans.<br />
Die bloße Tatsache, dass ich so lange überlege,<br />
wie mein Blog ausschauen wird, macht meine<br />
Idee einen Blog zu gründen sinnlos… ●<br />
70 / MIT SCHARF /
WENN GENUSS<br />
slow<br />
low<br />
schonend vorgegart<br />
COOKED<br />
zart und saftig<br />
VON SPAR<br />
schonend<br />
bei Niedertemperatur<br />
vorgegart<br />
das schnell e<br />
slow-food<br />
raff iniert mariniert<br />
Der Pull ed Meat Klassiker:<br />
Pull ed Pork Burger<br />
Weckerl, Pita-Brot oder Burger<br />
Bun aufschneiden, auf<br />
die untere Hälfte gleichmäßig<br />
Kraut bzw. Coleslaw-Salat<br />
verteilen, das Pulled<br />
Pork darüber geben<br />
und z.B. mit Zwiebel-,<br />
tomaten-, Gurkenscheiben<br />
und Salat<br />
garnieren.<br />
Exklusiv bei:
FOTO © KHM-MUSEUMSVERBAND<br />
SA | 7. OKT | 20<strong>17</strong><br />
IN GANZ ÖSTERREICH AB 18:00 | LANGENACHT.ORF.AT<br />
TICKETS UNTER TICKETS.ORF.AT