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Credit Suisse bulletin, 2002/03

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Den Emerging Markets geht<br />

der Dampf aus<br />

Walter Mitchell<br />

Dank des Rally, das im Oktober 2001 begann<br />

und das erste Quartal 20<strong>02</strong> hindurch anhielt,<br />

starteten die Emerging-Market-Bonds (EM-<br />

Bonds) mit Kursgewinnen in das neue Jahr.<br />

Im April, als das Rally nachliess, haben sich<br />

die Preise stabilisiert. Gewinnmitnahmen und<br />

Unsicherheit über den Ausgang der Wahlen<br />

in Brasilien rückten in den Vordergrund. In der<br />

Erholungsphase ist der Länderspread (Risikoprämie)<br />

auf den Emerging Market Bond Index<br />

(EMBI+) von über 1000 Basispunkten (Bp) im<br />

letzten Oktober auf unter 590 Bp, seinen<br />

tiefsten Wert seit vier Jahren, gefallen. Auch<br />

die Spreads auf EUR-EM-Bonds haben im<br />

April einen historischen Tiefstand erreicht.<br />

Durch den Abgabedruck in Brasilien ist der<br />

USD-Spread Anfang Mai auf 650 Bp gestiegen.<br />

Abgesehen von brasilianischen Bonds<br />

weisen Obligationen anderer Länder weiterhin<br />

historisch niedrige Risikoprämien auf.<br />

Das Potenzial für Kursgewinne dürfte somit<br />

kurzfristig gering sein. Anleger müssen daher<br />

aktiv mit ihren Portefeuilles handeln, um<br />

potenzielle Gesamtrenditen zu maximieren.<br />

Die Gesamtperfomance dieser Anlagekategorie<br />

widerspiegelt die unterschiedliche<br />

Performance zwischen Regionen und Währungen.<br />

Der EMBI+ USD Index ist seit Jahresbeginn<br />

um 7,6 Prozent (Gesamtrendite)<br />

gestiegen, wobei sich die nichtlateinamerikanische<br />

Komponente des Index um beinahe<br />

13 Prozent erhöhte. Lateinamerikanische<br />

Anleihen haben eine durchschnittliche Rendite<br />

von lediglich 4,5 Prozent erzielt, was<br />

auf die schlechte Performance Argentiniens<br />

und Brasiliens zurückzuführen ist. Bei den<br />

Währungen zeigen USD-Bonds seit letztem<br />

Herbst eine bessere Performance als EUR-<br />

EM-Bonds (siehe Grafik). Der EUR EMBIG<br />

Index ist seit Jahresbeginn lediglich um zwei<br />

Prozent gestiegen. Auch hier ist die Performance<br />

zwischen den Regionen verschieden.<br />

Diverse Faktoren beeinflussen die Bonds<br />

Die Erholung der EM-Bonds zu Beginn dieses<br />

Jahres ist mehreren Faktoren wie beispielsweise<br />

Anzeichen eines Wirtschaftsaufschwungs<br />

in den USA und dem erneuten<br />

Anstieg des Rohölpreises im Januar zu verdanken.<br />

Von den hohen Ölpreisen profitierten<br />

die Energie exportierenden Länder Ecuador,<br />

Mexiko, Russland und Venezuela. Darüber<br />

hinaus fielen Zinszahlungen und Tilgungen<br />

höher aus als Neu-Emissionen, was Anlegern<br />

im ersten Quartal zusätzlichen Cash eingebracht<br />

hat; die Nachfrage wurde dadurch<br />

zusätzlich gestützt. Ein Grossteil dieser Gelder<br />

wurde vom dichten Emissionsprogramm<br />

im zweiten Quartal bereits absorbiert. Die<br />

besseren Wachstumsaussichten für asiatische<br />

Länder führten zu einer besseren Performance<br />

in dieser Region.<br />

Durch den erwarteten Anstieg der US-<br />

Zinsen im zweiten Semester 20<strong>02</strong> dürfte sich<br />

die Nachfrage nach festverzinslichen Anleihen<br />

zugunsten von Aktien abschwächen. Höhere<br />

Zinssätze führen zu grösseren Fremdkapitalkosten<br />

für Bonds mit variablem Zinssatz und<br />

beeinflussen daher das Risikoprofil der höchstverschuldeten<br />

Länder. Brasiliens bevorstehende<br />

Wahlen wirken sich allgemein auf die<br />

Nachfrage nach lateinamerikanischen Bonds<br />

aus. Der Sieg eines der Oppositionskandidaten<br />

würde mit grosser Wahrscheinlichkeit zu<br />

einem Abstossen der brasilianischen Bonds<br />

führen, denn Anleger rechnen bei einem<br />

Regierungswechsel mit einer weniger marktfreundlichen<br />

Politik.<br />

Anleger sollten auf ein gut diversifiziertes<br />

EM-Portefeuille mit Investmentgrade- und<br />

riskanten Vermögenswerten achten, um ein<br />

optimales Verhältnis zwischen Risiko und<br />

Ertrag zu erzielen. Die aktuellen Spreadwerte<br />

sind dem Risiko der meisten EM-Bonds angemessen:<br />

Länder mit den grössten Spreads<br />

(Brasilien, Ecuador, Türkei, Venezuela) stellen<br />

auch das höchste Risiko dar. Mexiko und Südafrika<br />

sind bevorzugte Investmentgrade-Kreditnehmer,<br />

während Russland, die Philippinen<br />

und die Türkei Länder mit den attraktivsten<br />

hochverzinslichen Anleihen sind. |<br />

Euro-Bonds geraten ins Hintertreffen<br />

In der Vergangenheit war die Performance der US-Dollar- und der Euro-EM-Bonds<br />

ähnlich. Seit letztem Herbst trifft dies nicht mehr zu, da die Performance der US-Dollar-<br />

Emissionen in den letzten Monaten deutlich besser war als die der Euro-Emissionen.<br />

225<br />

220<br />

215<br />

210<br />

205<br />

200<br />

195<br />

190<br />

185<br />

EMBI+ Index Value<br />

2001<br />

_____________ USD EMBI+ _____________ EUR EMBIG<br />

EMBIG Index Value<br />

<strong>02</strong>.01<br />

24.01<br />

14.<strong>02</strong><br />

08.<strong>03</strong><br />

29.<strong>03</strong><br />

20.04<br />

11.05<br />

04.06<br />

25.06<br />

17.07<br />

07.08<br />

28.08<br />

21.09<br />

15.10<br />

05.11<br />

28.11<br />

19.12<br />

11.01<br />

04.<strong>02</strong><br />

26.<strong>02</strong><br />

19.<strong>03</strong><br />

10.04<br />

01.05<br />

20<strong>02</strong><br />

150<br />

140<br />

130<br />

120<br />

110<br />

Quelle: Bloomberg<br />

Foto: Martin Stollenwerk<br />

48 Credit Suisse Bulletin 3-<strong>02</strong>

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