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Credit Suisse bulletin, 2002/03
Credit Suisse bulletin, 2002/03
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WEALTH MANAGEMENT TOPICS<br />
Die lange Reise beginnt<br />
Die Europäische Union (EU) wächst. Mit dem Beitritt zahlreicher Länder Mittel- und Osteuropas wird<br />
sich die Anzahl der Mitgliedstaaten nahezu verdoppeln. Mit dem Sprung in die EU gewinnen die Beitrittsländer<br />
auch für Schweizer Unternehmen an Bedeutung. Hans-Peter Wäfler und Marcus Hettinger, Economic Research & Consulting<br />
Foto: Hans-Christian Schink<br />
Die EU steht vor der grössten Erweiterung<br />
ihrer Geschichte. Die Gemeinschaft der<br />
Fünfzehn führt Beitrittsverhandlungen mit<br />
zwölf Staaten. Wann sie wie viele neue Mitglieder<br />
aufnimmt, hat die EU nicht verbindlich<br />
festgelegt. Sie hat aber einen Fahrplan<br />
aufgestellt: Bis Ende 20<strong>02</strong> sollen die Verhandlungen<br />
mit ersten Kandidatenländern<br />
abgeschlossen sein, welche 2004 als Mitglieder<br />
an den Wahlen ins Europäische Parlament<br />
teilnehmen sollen. Für diese erste<br />
Erweiterungsrunde kommen gemäss der<br />
Marschtabelle bis zu zehn Länder in Frage:<br />
Estland, Lettland, Litauen, Malta, Polen,<br />
die Slowakei, Slowenien, die Tschechische<br />
Republik, Ungarn und Zypern. Nur für<br />
Bulgarien und Rumänien ist bereits jetzt<br />
eine längere Vorbereitungszeit vorgesehen.<br />
Schon bald könnte es also zu einem so<br />
genannten «Big Bang» kommen, wobei die<br />
meisten Kandidatenländer gleichzeitig als<br />
grosse Gruppe zur EU stossen würden. Der<br />
Zeitrahmen dürfte weit gehend eingehalten<br />
werden – auch wenn aus heutiger Sicht eher<br />
2005 als 2004 das Startjahr für die grosse<br />
Erweiterung ist. Denn auf der Zielgeraden<br />
stehen noch Hürden.<br />
Die schwierige Endphase der Beitrittsverhandlungen<br />
hat erst begonnen. Dabei geht<br />
es um die beiden umstrittensten und finanziell<br />
gewichtigsten Dossiers: In die Agrarund<br />
in die Strukturfonds der Gemeinschaft<br />
wollen die Beitrittsländer von Anfang an<br />
möglichst gleichwertig eingebunden sein,<br />
die EU-Länder dagegen pochen auf lange<br />
Übergangsfristen.<br />
Erschwerend ist, dass die EU ihren institutionellen<br />
Reformprozess noch nicht abgeschlossen<br />
hat. Am Gipfeltreffen von Nizza<br />
haben sich die Staats- und Regierungschefs<br />
nach langem Ringen zwar darauf geeinigt,<br />
wie in den Gremien der erweiterten EU<br />
Sitze und Stimmen verteilt sein sollen. Der<br />
Nizza-Vertrag, der in allen EU-Ländern ratifiziert<br />
werden muss, wurde von Irlands<br />
Stimmbürgern aber abgelehnt – diese Abfuhr<br />
kam aus dem einzigen Land, das zum<br />
Nizza-Vertrag einen Urnengang durchführte.<br />
Bevor der Vertrag in Kraft treten kann,<br />
braucht es deshalb nochmals eine Abstimmung<br />
in Irland. Ohnehin ist eine grundlegende<br />
Analyse, wie die EU künftig mit 25<br />
und mehr Mitgliedstaaten funktionieren soll,<br />
am Nizza-Gipfel untergegangen. Diese Aufgabe<br />
muss jetzt der laufende «Konvent zur<br />
Zukunft Europas» anpacken, in dem Vertreter<br />
der Regierungen, Parlamente und EU-<br />
Institutionen Reformvorschläge ausarbeiten.<br />
Die Richtung dieser Debatte dürften die EU-<br />
Staaten und die Kandidatenländer genau<br />
verfolgen, bevor sie einen EU-Beitrittsvertrag<br />
unterzeichnen und anschliessend ratifizieren.<br />
Die Zinsentwicklung weist den Weg in die Europäische Union<br />
Die Renditedifferenz von drei- bis fünfjährigen Staatsanleihen in Polen, der Tschechischen<br />
Republik und Ungarn gegenüber deutschen Bundesanleihen sinkt. Quelle: Bloomberg<br />
Polen<br />
Ungarn<br />
Tschechische Republik<br />
2000 2001 20<strong>02</strong><br />
Basispunkte<br />
1200<br />
1000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
Credit Suisse Bulletin 3-<strong>02</strong> 57