sPositive_08_2017_web
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«Das SCB-Land erstreckt<br />
sich vom Oberwallis über<br />
das Berner Oberland,<br />
dann am Emmental und<br />
am Seeland vorbei bis<br />
zum Bareggtunnel.»<br />
ben dem Eis zusammenarbeiten müssen. Mit<br />
Langnau haben wir eine spezielle, positive<br />
sportliche Rivalität, die aber bei Weitem nicht<br />
so gross ist wie die mit Biel oder gar mit Gottéron.<br />
Auf unternehmerischer Ebene haben<br />
wir mit allen eine gute Zusammenarbeit.<br />
Und wie sind die SCB-Geschäftsregeln?<br />
Die kann ich in einem Satz zusammenfassen:<br />
Nicht mehr Geld ausgeben als wir einnehmen.<br />
Das tönt gut. Aber entscheidend ist, wie<br />
Sie Geld einnehmen können.<br />
Dafür haben wir neue Geschäftsmodelle entwickelt.<br />
Wie die Gastronomie.<br />
Richtig.<br />
Warum gerade die Gastronomie in Zeiten<br />
des «Beizensterbens»?<br />
Mit den Restaurants alleine machen wir keine<br />
grossen Gewinne. Aber wir verpflichten<br />
jeden Lieferanten, etwas nach seinen Möglichkeiten<br />
für den SCB zu tun. Ein kleiner<br />
Lieferant kauft ein Saisonabi, aber wer für<br />
Millionen liefern darf, macht ein entsprechendes<br />
Sponsoring. Der Umsatz, den wir<br />
über die Gastronomie erzielen, ist inzwischen<br />
grösser als der Umsatz der Sportabteilung.<br />
Aber alles Geld, das wir verdienen,<br />
investieren wir ins Eishockey. Damit wir mit<br />
Zürich, Lugano oder Zug mithalten können.<br />
Je mehr Umsatz, desto mehr Lieferanten,<br />
desto mehr Sponsoring. Sie sind in der<br />
Gastronomie zum Wachstum verurteilt.<br />
Ja, das ist richtig. Ich sagte 1998, wenn wir<br />
mit dem SCB einmal 25 Millionen Umsatz<br />
machen, dann sind wir sehr gut. Inzwischen<br />
machen wir bald 60 Millionen Umsatz.<br />
Sie haben heute 18 Gastrobetriebe. Gibt<br />
es überhaupt noch Ausbaumöglichkeiten?<br />
Ja. Wir haben täglich ein bis zwei Angebote<br />
für die Übernahme einer Beiz auf dem Tisch.<br />
Auch aus dem Oberaargau?<br />
Nein, bisher nicht.<br />
Welche Beizen suchen Sie?<br />
Solche, die es uns erlauben, schwarze Zahlen<br />
zu schreiben. Unser Konzept beinhaltet<br />
Fleisch, italienische Küche und die Restauration<br />
von Sportanlagen. Wir prüfen alles sorgfältig<br />
und können durchschnittlich pro Jahr<br />
nicht mehr als ein Restaurant eröffnen.<br />
Warum noch keine Expansion in den<br />
Oberaargau?<br />
ZUR PERSON<br />
Marc Lüthi<br />
Marc Lüthi (geb.: 3. August 1961) ist seit<br />
1998 Geschäftsführer beim SC Bern. Im<br />
Rahmen der Nachlassstundung machte<br />
er damals als Mitinhaber einer Marketing-Agentur<br />
einen Deal: Verzicht auf<br />
Forderungen in sechsstelliger Höhe, dafür<br />
im Gegenzug den Job beim SCB. Mit<br />
Ausnahme des ersten Jahres hat der<br />
SCB unter Lüthis Führung immer<br />
schwarze Zahlen geschrieben und 2004,<br />
2010, 2013, 2016 und <strong>2017</strong> den Titel<br />
gewonnen. Nun steht der ehemalige Ruderer<br />
vor seiner 20. SCB-Saison. Von<br />
1998 bis 2005 war er zudem Nachrichtenmoderator<br />
bei TeleBärn. Seit 2016<br />
ist er Präsident der europäischen Vereinigung<br />
der Profi-Hockeyklubs.<br />
Weil das Konzept einer klassischen Landbeiz<br />
nicht in unsere Linie passt und sehr schwierig<br />
geworden ist.<br />
Also ist Marc Lüthi heute nicht nur ein<br />
Hockey-, sondern auch ein Gastrogott.<br />
Nein, weder das eine noch das andere. Wir<br />
sind auch nicht eine Gastro-Kette, die einfach<br />
expandieren kann. Wir müssen grundsätzlich<br />
rechnen, rechnen, rechnen.<br />
Was macht gute Gastronomie aus?<br />
Gut rechnen, ein guter Gastgeber sein und<br />
hohe Qualität beim Service und beim Angebot.<br />
Der Gast, der den Service als unfreundlich<br />
oder die Qualität als mangelhaft taxiert,<br />
kommt nicht mehr.<br />
Also sehr anspruchsvoll.<br />
Ja, sehr.<br />
Der SCB bewegt mehr Menschen als jeder<br />
andere Hockeyklub. Warum haben Sie<br />
heute keinen Mäzen wie die ZSC Lions mit<br />
Walter Frey oder Lugano mit der Familie<br />
Mantegazza?<br />
Wir wollen keinen Mäzen.<br />
Wie bitte?<br />
Wir wollen keinen Mäzen. Als wir 1998 in die<br />
Nachlassstundung mussten, hätten wir gerne<br />
einen Mäzen gehabt. Wir mussten uns selber<br />
helfen und nun sind wir mit unserem Konzept<br />
sehr glücklich. Wir müssen keinem unberechenbaren<br />
Geldgeber Rechenschaft ablegen.<br />
Wir müssen unsere Kunden zufriedenstellen<br />
und uns im freien Markt bewähren. Warum<br />
haben wir seinerzeit Larry Huras entlassen?<br />
Weil wir feststellten, dass pro Spiel im Schnitt<br />
5000 Inhaber von Saisonabonnenten nicht<br />
mehr ins Stadion kamen. Ein unhaltbarer<br />
s’Positive 8 / <strong>2017</strong> 29