Erfolg Magazin 04/2017
TOKIO HOTEL: Bill und Tom Kaulitz über Erfolg und Leben JUNGE ÜBERFLIEGER: ihre Erfolgsgeheimnisse MOSES PELHAM im Interview FRANK OTTO im Interview PATRIC HEIZMANN: Gesundheit JEFF BEZOS: Amazon
TOKIO HOTEL: Bill und Tom Kaulitz über Erfolg und Leben
JUNGE ÜBERFLIEGER: ihre Erfolgsgeheimnisse
MOSES PELHAM im Interview
FRANK OTTO im Interview
PATRIC HEIZMANN: Gesundheit
JEFF BEZOS: Amazon
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Story<br />
»Diese Freude empfinde ich<br />
nur im Zusammenhang mit<br />
dem Musizieren.«<br />
Man braucht eine aufrichtige Faszination<br />
– trotz der ganzen Hindernisse, die bei<br />
so was immer kommen werden. Da muss<br />
eine Liebe haben, die einen auch die Niederlagen<br />
überleben lässt. Man braucht eine<br />
gewisse Sturheit, weiterzumachen. Aber<br />
diese Sturheit muss als Quelle die Liebe,<br />
Begeisterung oder Faszination haben. Und<br />
ohne Beständigkeit geht es auch nicht.<br />
Manche haben so viele konkurrierende<br />
Interessen in sich. Ich kenne das auch.<br />
Ich wäre auch gern nicht so übergewichtig,<br />
aber ich trinke nun mal so gerne Bier.<br />
Man muss entscheiden, was einem wichtiger<br />
ist. Zum Beispiel Schlaf, oder dass das<br />
Musikstück was wird. Musik hat bei mir<br />
die höchste Priorität, der alles andere in<br />
meinem Leben nicht gewachsen ist. Feiern<br />
gehen, Schlafen, Familie, das ist dem alles<br />
dann untergeordnet. Auch, wenn ich dann<br />
am Ende meines Lebens nur sagen kann<br />
„ich habe diese Platten gemacht“. I love<br />
that. Andere wollen vielleicht noch Häuser<br />
bauen und Ski fahren. Aber ich scheiße auf<br />
Ski fahren, ich will Platten machen. Ein<br />
anderes Prinzip ist, dass ich wissen will,<br />
mit wem ich es zu tun habe. Ob ich mich<br />
auf dessen Wort verlassen kann. Und umgekehrt<br />
will ich das Vertrauen der Leute<br />
genießen. Wenn ich einen Plan habe, auch<br />
wenn er unwahrscheinlich klingt, sollen<br />
die Leute auf mein Wort vertrauen. Auch<br />
wenn acht andere Leute sagen, das geht<br />
nicht, was der Moses da vor hat. Sonst<br />
muss man immer wieder von vorn anfangen.<br />
Beziehungen sollen sich aufbauen<br />
und ich will mich auf jemanden verlassen<br />
können.<br />
Wie gehst du mit Niederlagen um?<br />
Wo ich an den künstlerischen Teil mit<br />
Herz rangehe, analysiere ich Fehlschläge<br />
eher mit dem Kopf. Da will ich die Stelle<br />
raus finden, wo es gehakt hat. Im Marketing<br />
zum Beispiel. Ich merke das, wenn<br />
die Leute mir etwas verheimlichen. Eine<br />
gewisse Analyse ist wichtig, aber auch das<br />
Abhaken – solange man sichergestellt hat,<br />
dass sich derselbe Fehler nicht ständig wiederholt.<br />
Ich will dann auch weitermachen<br />
und nicht ewig einem Punkt nachtrauern.<br />
Dürfen deine Mitarbeiter Fehler machen?<br />
Das bleibt ja nicht aus. Was mich in den<br />
Wahnsinn treibt ist, wenn derselbe Fehler<br />
immer wieder gemacht wird. Fehler lassen<br />
sich aber nicht vermeiden. Man darf sie<br />
natürlich nicht<br />
fahrlässig machen.<br />
Jeder hat<br />
»Ich will in die Musik eintauchen<br />
und meinen Beitrag leisten<br />
und etwas fühlen,<br />
das größer ist als ich.«<br />
seine Stärken.<br />
Ich brauche<br />
nicht etwas<br />
von jemanden<br />
erwarten, das<br />
er nicht leisten<br />
kann oder will.<br />
Das wäre verrückt. Die Leute müssen solche<br />
Aufgaben betreuen, die zu ihnen passen.<br />
Du lässt dir ja durchaus Zeit mit Veröffentlichungen.<br />
Jetzt kam gerade deine<br />
neue Platte „Herz“ raus. Was will denn<br />
der Rentner Moses erreicht haben?<br />
Ich will so lange wie möglich die Zeit mit<br />
dem verbracht haben, was ich liebe. Die<br />
Arbeit an sich macht mir Freude. Wir experimentieren<br />
ja hauptberuflich im Studio.<br />
Ein bisschen wie Wissenschaftler. Und<br />
dann passiert etwas, mit dem wir nicht<br />
gerechnet hatten. Dieser Moment ist vergleichbar<br />
mit dem Gefühl, als ich zum achten<br />
Geburtstag mein orangefarbenes Fahrrad<br />
bekam und mich freute wie ein junger<br />
Hund. Dieses Kindliche habe ich sonst im<br />
Leben nicht. Diese Freude empfinde ich<br />
nur im Zusammenhang mit dem Musizieren.<br />
„Herz“ ist die fünfzigste Veröffentlichung<br />
unter<br />
3P. Mich<br />
interessiert<br />
nicht, ob es<br />
am Ende<br />
300 werden.<br />
Sondern ich<br />
will in die<br />
Musik eintauchen<br />
und<br />
meinen Beitrag leisten und etwas fühlen,<br />
das größer ist als ich. Wenn man Feedbacks<br />
bekommt „das Lied hat mein Leben<br />
gerettet“, ermuntert das natürlich auch.<br />
Aber ohne das Glück, das ich fühle, während<br />
ich mich dem hingebe, würden mir<br />
solche Feedbacks nicht genügen. Ich will<br />
glücklich sein. Ich kenne nichts, was mich<br />
so fasziniert wie Musik. Ich habe neulich<br />
mit einem Automanager gesprochen und<br />
fand das Thema durchaus spannend. Aber<br />
würde ich eine Woche in so einem Unternehmen<br />
sitzen, würde ich nach ein paar<br />
Tagen zusammenpacken und wieder in<br />
mein Studio gehen. Und Musik wird mir<br />
nie langweiliger, sondern es fasziniert<br />
mich immer mehr.<br />
Bilder: Adelmo Raymann<br />
ERFOLG magazin . Ausgabe <strong>04</strong>/<strong>2017</strong> . www.erfolg-magazin.de<br />
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