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aktuell GESUNDHEIT<br />

Ein Bewusstseinswandel ist auch im Zusammenhang<br />

mit der inneren Uhr des Menschen<br />

von Seiten der DGSM gefordert. „Wir können<br />

heute noch nicht messen, wie viel Schlaf jemand<br />

braucht, sondern nur wie viel jemand<br />

bekommt“, sagte der Chronobiologe Prof. Till<br />

Roenneberg, der den Begriff des sozialen Jetlags<br />

prägte, ein Zustand chronischer Ermüdung,<br />

verursacht dadurch, dass man, wenn<br />

der Wecker klingelt, „biologisch noch nicht<br />

zu Ende geschlafen hat“. Die Menschen leben<br />

zumeist gegen ihre innere Uhr, die Zeitgeber<br />

Licht und Dunkelheit greifen nicht mehr.<br />

So arbeiten nachweislich fast zehn Prozent<br />

der Deutschen dann, wenn sie eigentlich im<br />

Schlafmodus sind. Auch 18 Prozent der Spitzenkräfte<br />

in der Wirtschaft und ein Drittel der<br />

Spitzenpolitiker bekommen weniger als fünf<br />

Stunden Schlaf täglich. Und das Schlimme<br />

daran: Wenig Schlaf wird gesellschaftlich mit<br />

Fleiß und Tüchtigkeit verbunden.<br />

Auch ein Umdenken in punkto Schichtarbeit<br />

wollen die Experten der DGSM erreichen.<br />

Schichtarbeiter, so haben es Studien erwiesen,<br />

leiden öfter unter Herz-Kreislauf-, Stoffwechsel-<br />

und Magen-Darm-Erkrankungen sowie<br />

eben Schlafstörungen. Das körpereigene<br />

Hormon Melatonin wird nachts ausgeschüttet<br />

und bewirkt das Einschlafen. Ein Ansatz<br />

der Schlafforschung: Bessere Lichtquellen für<br />

Nachtarbeiter mittels LED-Technik schaffen.<br />

Mehr Blauanteile im Licht in Anlehnung an<br />

das Tageslicht sollten generell eingeführt werden.<br />

Denn bei Tage wird die Melatonin-Ausschüttung<br />

unterdrückt.<br />

Für die interessierte Öffentlichkeit fand im<br />

Rahmen des DGSM-Kongresses ein Patientenforum<br />

zum Thema „Schlaf und Partnerschaft“<br />

statt. Die Dresdner nutzten die Möglichkeit<br />

hier umfassend ihre Schlafprobleme zu schildern<br />

und sich Rat bei den anwesenden Schlafmedizinern<br />

zu holen. Die DGSM bietet auf<br />

ihrer Homepage unter dgsm.de für Betroffene<br />

u.a. eine Übersichtskarte der akkreditieren<br />

Schlaflabore in Deutschland sowie Patientenratgeber<br />

zu den wichtigsten Schlaferkrankungen<br />

an. Derzeit besteht in Deutschland ein<br />

regional unterschiedlich ausgeprägtes Angebot<br />

schlafmedizinischer Versorgung, wobei<br />

die jeweiligen Versorgungsangebote meistens<br />

auf spezielle Fragestellungen ausgerichtet<br />

sind. Für Patienten mit Schlafstörungen<br />

ist es daher oft schwierig, die richtigen Ansprechpartner<br />

zu finden. „Anzustreben sind<br />

daher interdisziplinär arbeitende schlafmedizinische<br />

Versorgungszentren, die den unterschiedlichen<br />

Bedürfnissen von Menschen<br />

mit Schlafstörungen vollumfänglich gerecht<br />

werden können“, betont Dr. Alfred Wiater, Vorsitzender<br />

der DGSM.<br />

Des Weiteren ist eine intensivere Verankerung<br />

der Schlafmedizin in der hausärztlichen<br />

Versorgung dringend erforderlich. Nur dadurch<br />

wird es möglich werden, Menschen mit<br />

Schlafstörungen rechtzeitig, d.h. bevor Chronifizierungen<br />

und Folgeprobleme manifest<br />

sind, zu identifizieren und der geeigneten Diagnostik<br />

und Therapie zuzuführen. „Wenn man<br />

bedenkt, welche gravierenden Auswirkungen<br />

Schlafstörungen in unserer Gesellschaft haben<br />

können, wie schwere Unfälle infolge von<br />

Sekundenschlaf, Herzkreislaufstörungen bei<br />

unbehandelter Schlafapnoe, Stoffwechselstörungen<br />

bei Schlafmangel oder Konzentrations-<br />

und Lernprobleme bei Kindern etc., wird<br />

deutlich, dass dringender Handlungsbedarf<br />

besteht“, so Wiater.<br />

Die nächste Jahrestagung findet unter dem<br />

Motto „Schlaf bewegt!“ vom 9.-11. November<br />

2017 in Münster statt.<br />

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