Evita 21
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aktuell GESUNDHEIT<br />
Ein Bewusstseinswandel ist auch im Zusammenhang<br />
mit der inneren Uhr des Menschen<br />
von Seiten der DGSM gefordert. „Wir können<br />
heute noch nicht messen, wie viel Schlaf jemand<br />
braucht, sondern nur wie viel jemand<br />
bekommt“, sagte der Chronobiologe Prof. Till<br />
Roenneberg, der den Begriff des sozialen Jetlags<br />
prägte, ein Zustand chronischer Ermüdung,<br />
verursacht dadurch, dass man, wenn<br />
der Wecker klingelt, „biologisch noch nicht<br />
zu Ende geschlafen hat“. Die Menschen leben<br />
zumeist gegen ihre innere Uhr, die Zeitgeber<br />
Licht und Dunkelheit greifen nicht mehr.<br />
So arbeiten nachweislich fast zehn Prozent<br />
der Deutschen dann, wenn sie eigentlich im<br />
Schlafmodus sind. Auch 18 Prozent der Spitzenkräfte<br />
in der Wirtschaft und ein Drittel der<br />
Spitzenpolitiker bekommen weniger als fünf<br />
Stunden Schlaf täglich. Und das Schlimme<br />
daran: Wenig Schlaf wird gesellschaftlich mit<br />
Fleiß und Tüchtigkeit verbunden.<br />
Auch ein Umdenken in punkto Schichtarbeit<br />
wollen die Experten der DGSM erreichen.<br />
Schichtarbeiter, so haben es Studien erwiesen,<br />
leiden öfter unter Herz-Kreislauf-, Stoffwechsel-<br />
und Magen-Darm-Erkrankungen sowie<br />
eben Schlafstörungen. Das körpereigene<br />
Hormon Melatonin wird nachts ausgeschüttet<br />
und bewirkt das Einschlafen. Ein Ansatz<br />
der Schlafforschung: Bessere Lichtquellen für<br />
Nachtarbeiter mittels LED-Technik schaffen.<br />
Mehr Blauanteile im Licht in Anlehnung an<br />
das Tageslicht sollten generell eingeführt werden.<br />
Denn bei Tage wird die Melatonin-Ausschüttung<br />
unterdrückt.<br />
Für die interessierte Öffentlichkeit fand im<br />
Rahmen des DGSM-Kongresses ein Patientenforum<br />
zum Thema „Schlaf und Partnerschaft“<br />
statt. Die Dresdner nutzten die Möglichkeit<br />
hier umfassend ihre Schlafprobleme zu schildern<br />
und sich Rat bei den anwesenden Schlafmedizinern<br />
zu holen. Die DGSM bietet auf<br />
ihrer Homepage unter dgsm.de für Betroffene<br />
u.a. eine Übersichtskarte der akkreditieren<br />
Schlaflabore in Deutschland sowie Patientenratgeber<br />
zu den wichtigsten Schlaferkrankungen<br />
an. Derzeit besteht in Deutschland ein<br />
regional unterschiedlich ausgeprägtes Angebot<br />
schlafmedizinischer Versorgung, wobei<br />
die jeweiligen Versorgungsangebote meistens<br />
auf spezielle Fragestellungen ausgerichtet<br />
sind. Für Patienten mit Schlafstörungen<br />
ist es daher oft schwierig, die richtigen Ansprechpartner<br />
zu finden. „Anzustreben sind<br />
daher interdisziplinär arbeitende schlafmedizinische<br />
Versorgungszentren, die den unterschiedlichen<br />
Bedürfnissen von Menschen<br />
mit Schlafstörungen vollumfänglich gerecht<br />
werden können“, betont Dr. Alfred Wiater, Vorsitzender<br />
der DGSM.<br />
Des Weiteren ist eine intensivere Verankerung<br />
der Schlafmedizin in der hausärztlichen<br />
Versorgung dringend erforderlich. Nur dadurch<br />
wird es möglich werden, Menschen mit<br />
Schlafstörungen rechtzeitig, d.h. bevor Chronifizierungen<br />
und Folgeprobleme manifest<br />
sind, zu identifizieren und der geeigneten Diagnostik<br />
und Therapie zuzuführen. „Wenn man<br />
bedenkt, welche gravierenden Auswirkungen<br />
Schlafstörungen in unserer Gesellschaft haben<br />
können, wie schwere Unfälle infolge von<br />
Sekundenschlaf, Herzkreislaufstörungen bei<br />
unbehandelter Schlafapnoe, Stoffwechselstörungen<br />
bei Schlafmangel oder Konzentrations-<br />
und Lernprobleme bei Kindern etc., wird<br />
deutlich, dass dringender Handlungsbedarf<br />
besteht“, so Wiater.<br />
Die nächste Jahrestagung findet unter dem<br />
Motto „Schlaf bewegt!“ vom 9.-11. November<br />
2017 in Münster statt.<br />
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