12.10.2017 Aufrufe

DorfStadt 14-2017

Wir sind Elbvororte. Hochwertige lokale Berichte und Reportagen aus und über Rissen, Sülldorf, Iserbrook, Blankenese, Osdorf, Groß Flottbek, Nienstedten, Othmarschen, Bahrenfeld und Schenefeld.

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4 • <strong>DorfStadt</strong>-Zeitung <strong>14</strong>/<strong>2017</strong> • 212.10.<strong>2017</strong><br />

E l b v o r o r t e<br />

Meet&Eat: Töpfegucken in Alt-Osdorf<br />

Ein Abend mit Fremden, die zu langjährigen Freunden werden | Manuela Tanzen<br />

Kleingruppen finden sich<br />

per Los zusammen, jede<br />

Gruppe kocht gemeinsam<br />

bei einem Teilnehmer zuhause,<br />

verzehrt dort das<br />

Ergebnis, anschließend Nachtischbuffet<br />

und Geselligkeit<br />

wieder in großer Runde – das<br />

ist die Idee von „Meet&Eat“,<br />

einer regelmäßigen Veranstaltung<br />

der Alt-Osdorfer Kirchengemeinde<br />

St. Simeon.<br />

„Eine großartige Gelegenheit,<br />

einmal in die Töpfe freundlicher<br />

Gastgeber zu schauen, in<br />

kleinen, spontan zusammengestellten<br />

Gruppen gemeinsam zu<br />

kochen, zu klönen und zu<br />

genießen“, so Pastor Martin<br />

OSDORF<br />

Ahlers. Eingeführt hat die Idee<br />

seine Vorgängerin Astrid Kleist,<br />

sie ist inzwischen Hauptpastorin<br />

an St. Jacobi. „Es nehmen<br />

immer sehr aktive Gemeindeglieder<br />

teil, aber auch<br />

viele, die mit der Kirche nicht<br />

so viel am Hut haben, die sonst<br />

zum Beispiel nur Weihnachten<br />

in die Kirche kommen“, so<br />

Ahlers. Meet&Eat findet nur<br />

ungefähr alle zwei Jahre statt,<br />

denn: „Das Ganze ist etwas<br />

wirklich Besonderes, das soll es<br />

auch bleiben. Und die Vorbereitung<br />

und Organisation sind<br />

extrem aufwändig, das ist nicht<br />

zu unterschätzen.“<br />

Im Vorfeld stellt sich ein Gemeindemitglied<br />

ehrenamtlich<br />

als Organisator zur Verfügung:<br />

„In diesem Jahr war das Lydia<br />

Zeigert“, erklärt Pastor Ahlers.<br />

„Mit einem Team von Freiwilligen<br />

hat sie das diesjährige<br />

Thema festgelegt, Rezepte zusammengestellt,<br />

inklusive Probekochen,<br />

die passenden Getränke<br />

ausgesucht.“<br />

Am Tag der Veranstaltung geht<br />

wiederum ein Team einkaufen.<br />

Vier bis fünf Personen packen<br />

für jede Kochgruppe eine Kiste,<br />

Kochgruppe: Gitte Paschburg (Mitte) stellte ihre Küche zur<br />

Verfügung, sechs weitere Personen, unter ihnen Vahid Yousefi,<br />

Geflüchteter aus Afghanistan, wurden ein Team, kochten und<br />

aßen gemeinsam.<br />

Foto: Ahlers<br />

die sorgfältig mit sämtlichen<br />

benötigten Zutaten und den<br />

Rezepten bestückt wird, denn<br />

das zu kochende Menü ist für<br />

jede Gruppe dasselbe. Auch das<br />

Gemeindehaus wird vorbereitet,<br />

geschmückt, die Technik bereitgestellt.<br />

Der Abend beginnt dann gegen<br />

18:30 Uhr mit dem Treffen aller<br />

Teilnehmer im Gemeindehaus,<br />

bei Snacks und Aperitif, per Los<br />

finden sich die Gruppen zusammen.<br />

„Das war dieses Jahr<br />

Jede Gruppe nimmt eine liebevoll u.a. mit Flusskrebsen,<br />

Pfifferlingen, Lachs, Wein, Käse, Kräutern, und dem zugehörigen<br />

Kochrezept bestückte Kiste mit in ihre Küche. Foto: Ahlers<br />

ein Puzzlespiel, letztes Mal galt<br />

es, Filmzitate zuzuordnen, das<br />

ist immer schon ein lustiger<br />

Anfang“, erklärt der Pastor.<br />

Jede Gruppe geht dann mit<br />

einer gut gefüllten Kiste im<br />

Gepäck in „ihre“ Küche, also zu<br />

dem jeweiligen Teilnehmer, der<br />

seine Küche für die Gruppe zur<br />

Verfügung stellt. Auf dem heutigen<br />

Speiseplan: Flusskrebse<br />

mit Västerbottenpaj, Kräuterlachs<br />

mit Pfifferlingspfanne<br />

und Dillkartoffeln.<br />

„Dieses Mal hatten wir sieben<br />

Gastgeberküchen in Osdorf und<br />

45 Teilnehmer, die sich in<br />

Kleingruppen verteilten. Man<br />

traf auf befreundete Gemeindenachbarn<br />

genau wie auf neue<br />

Gäste. Mit von der Partie waren<br />

auch einige junge Geflüchtete,<br />

die mittlerweile Teil unserer<br />

Das Rezept:<br />

Rezept Västerbottenpaj zum<br />

Nachkochen mit Ihren Nachbarn:<br />

Gemeinde sind“, erzählt Organisatorin<br />

Lydia Zeigert.<br />

Gemeinsam mit Pastor Martin<br />

Ahlers hat sie die sieben<br />

Küchen nacheinander beim<br />

Kochen und Essen besucht und<br />

„fröhliche Interviews in bewegten<br />

Bildern festgehalten, die<br />

alle ab 22 Uhr im Gemeindehaus<br />

belustigt angeschaut<br />

haben, bevor das Nachtischbuffet<br />

und der offene Ausklang<br />

eingeläutet wurden“, so Pastor<br />

Ahlers.<br />

Denn: Neben der schon kniffeligen<br />

Aufgabe, in einer unvertrauten,<br />

teilweise kleinen Küche<br />

in Gruppe unbekannte,<br />

zum Teil recht anspruchsvolle<br />

Rezepte zu kochen, gibt es für<br />

jede Gruppe immer eine weitere<br />

Herausforderung. „Dieses<br />

Jahr sollte es eine kleine Darbietung<br />

mit Kopfbedeckung<br />

sein“, lacht Ahlers. „Die Gruppen<br />

mussten sich also zurechtfinden,<br />

die Rezepte studieren,<br />

sich organisieren, und sich<br />

auch noch was für die Performance<br />

ausdenken. Frau<br />

Zeigert und ich hatten viel<br />

Spaß bei den Reihum-Besuchen,<br />

dem Filmen, Interviewen und<br />

natürlich Probieren. Und später<br />

am Abend dann alle im Gemeindehaus<br />

beim gemeinsamen<br />

Schauen der Videos!“ Nach<br />

dem Kochen und Essen bei den<br />

Gastgebern trifft man sich<br />

nämlich gegen 22:15 Uhr wieder<br />

im Gemeindehaus, die bei<br />

den Besuchen gemachten Filmchen<br />

werden gezeigt, und wer<br />

dann wieder hungrig ist, kann<br />

das Nachtisch-Buffet plündern.<br />

Danach gehen die ersten wieder<br />

nachhause, ihre Küche aufräumen.<br />

Viele bleiben aber auch,<br />

feiern weiter, „manchmal mit<br />

Tanz, auf jeden Fall mit lustiger<br />

Plauderei und bis halb zwei,<br />

zwei Uhr morgens“, strahlt<br />

Martin Ahlers. Sein Fazit zum<br />

Meet&Eat: „Es ist großartig,<br />

dass Ehrenamtliche sowas machen.<br />

Es kommen Leute zusammen,<br />

die sich sonst nie treffen<br />

würden, und das sehr persönlich<br />

und privat. Die Küchen<br />

sind zum Teil recht klein, plötzlich<br />

hat man da sechs Besucher,<br />

die man eigentlich nicht kennt,<br />

mit denen man gemeinsam<br />

kocht, sich organisieren muss.<br />

Und gerade dadurch entstehen<br />

beim gemeinsamen Essen tolle<br />

Gespräche, auch sehr tiefgehende.<br />

Durch Meet&Eat sind<br />

schon bleibende, generationenübergreifende<br />

Freundschaften<br />

entstanden.“<br />

Västerbottenpaj ist eine schwedische Käse-Tarte oder<br />

Quiche, die gern zum traditionellen Krebsfest serviert wird.<br />

Damit wird der Krebsfang gefeiert, der besonders Ende<br />

August erfolgreich ist, wenn die Krebse noch jung sind.<br />

Dill ist ebenfalls als traditionelles Gewürz gefragt. Dazu<br />

passend gibt es schwedischen Schnaps.<br />

Teig<br />

• 200g Mehl, ¼ TL Salz und 150g Butter auf einem großen<br />

Brett mit einem großen Messer hacken. Dann 2EL Wasser<br />

dazugeben und zügig zu einem geschmeidigen Teig verkneten.<br />

(Möglichst wenig kneten, damit die Butter nicht<br />

schmilzt. Zur Not noch etwas Wasser nachgeben.)<br />

• Eine Springform (26 – 28 cm) mit wenig Butter fetten und<br />

den Teig hineindrücken, dabei den Rand schön hochziehen.<br />

Den Teig mehrmals mit der Gabel einstechen und auf<br />

der 2. Schiene von unten ca. 15 Min. vorbacken.<br />

Füllung<br />

• 300g Käse reiben und mit 3 Eiern, 200 ml Sahne, 100 ml<br />

Milch, ¼ TL Salz und Pfeffer verquirlen.<br />

• Mischung auf den vorgebackenen Teig geben und weitere<br />

20-22 Min. backen (falls er zu dunkel wird mit Alufolie<br />

abdecken).<br />

Wind und Wellen<br />

Keramik und Acrylmalerei im Rathaus | K. Matzen<br />

Der Kunstkreis Schenefeld<br />

e.V. lädt zur Ausstellung im<br />

Rathaus Schenefeld. Vom<br />

15. bis 29. Oktober zeigt<br />

der Kunstkreis zwei „auswärtige“<br />

Künstler: Jette<br />

Dümke kommt aus Dänemark<br />

und Martin Lichtmann,<br />

gebürtiger Schleswig Holsteiner,<br />

lebt in Kaiserslautern.<br />

Doch die nordische Landschaft<br />

mit Wind und Wellen lässt<br />

beide nicht los, wie man aus<br />

ihren Arbeiten lesen kann.<br />

Jette Dümke ist seit 30 Jahren<br />

Landschaftmalerin, ausgebildete<br />

Keramikerin und Lehrerin.<br />

Sie wuchs in einer musikalischkreativen<br />

Familie auf. Beide<br />

Eltern konnten zeichnen,<br />

malen, und mit ihrer Kreativität<br />

die Kinder begeistern. Ihr<br />

ganzes Leben hat sie in Esbjerg<br />

verbracht und die Nordsee hat<br />

für sie ihre Faszination behalten.<br />

„Ich bin von Seele, Licht<br />

und Farben der Nordsee inspiriert<br />

– und versuche, die Ruhe<br />

und die Gewalt zum Ausdruck<br />

zu bringen, welche im Wind<br />

SCHENEFELD<br />

und im Meer zu finden ist,“<br />

sagt Jette Dümke.<br />

Neben alten Kultstätten sind es<br />

vor allem die Meeresstrände,<br />

die Martin Lichtmann als<br />

Grenzräume zwischen den Elementen<br />

faszinieren. Was dann<br />

in seiner Keramik wie angestrandet<br />

wirkt, sind es vor<br />

allem Dinge, die einst im Bezug<br />

zum Menschen standen und für<br />

sein Überleben notwendig<br />

waren.<br />

So bergen die bis zum Sintern<br />

gebrannten keramischen Objekte<br />

einen Erinnerungswert.<br />

Sie erinnern an Fischreusen, an<br />

Wrackteile, an Tampen, die,<br />

zusammenkomponiert, ein<br />

noch immer bewegtes Eigenleben<br />

entwickeln.<br />

Vernissage: Sonntag, 15.<br />

Oktober 11 Uhr<br />

Parallel zur Rathausausstellung<br />

auch in der Galerie im Stadtzentrum<br />

Schenefeld<br />

Rathaus Schenefeld<br />

Holstenplatz 3–5, Schenefeld<br />

kunstkreis-schenefeld.de<br />

ICOMOS prüft Weltkulturerbe-Antrag<br />

ICOMOS-Experte im Auftrag der UNESCO auf dem Jüdischen Friedhof Altona | Konrad Matzen<br />

Vom 27. bis 29. September<br />

<strong>2017</strong> besichtigte Dr. Petr<br />

Justa als Gutachter des<br />

Internationalen Rates für<br />

Denkmalpflege (ICOMOS<br />

International) die nominierte<br />

Hamburger Stätte und prüfte<br />

im Zuge der „Technical Evaluation<br />

Mission“ auch den<br />

zugehörigen Managementplan.<br />

In konstruktiver Atmosphäre<br />

traf Dr. Justa auf Kunsthistoriker,<br />

Restauratoren, Gartendenkmalpfleger<br />

und weitere<br />

Experten für das jüdische<br />

Kulturerbe in Hamburg, um<br />

detailliert alle Fragen zum rund<br />

300 Seiten umfassenden Antrag<br />

und zum Managementplan<br />

zu klären.<br />

ALTONA<br />

Dr. Carsten Brosda, Senator für<br />

Kultur und Medien: „Die Besichtigung<br />

des Jüdischen Friedhofes<br />

in Hamburg-Altona und<br />

die Überprüfung des Managementplans<br />

sind zentraler Bestandteil<br />

der Evaluierung der<br />

Hamburger Nominierungsunterlagen<br />

durch ICOMOS International.<br />

Die Experten konnten<br />

Dr. Justa umfassend über die<br />

Bedeutung des Friedhofs und<br />

das geplante Management zu<br />

seiner Erhaltung und Vermittlung<br />

informieren. Damit ist<br />

erneut ein wichtiger Schritt auf<br />

dem Weg zu einer weiteren<br />

möglichen Welterbestätte für<br />

Hamburg erfolgt.“<br />

Das Denkmalschutzamt der<br />

Hamburger Kulturbehörde<br />

hatte den Antrag für den<br />

Jüdischen Friedhof Hamburg-<br />

Altona im Dezember 2016 auf<br />

den Weg gebracht. Im März<br />

Grabstein des Vaters von Heinrich Heine auf dem Jüdischen<br />

Friedhof Hamburg-Altona<br />

Foto: Susanne Mu/Wikipedia.de<br />

<strong>2017</strong> hatte dieser auf Anhieb<br />

die erste Hürde im Bewerbungsverfahren<br />

genommen.<br />

Der Antrag hatte anstandslos<br />

den „Completeness Check“<br />

gemeistert und erfüllt damit die<br />

strengen Vorgaben der „Richtlinien<br />

für die Durchführung des<br />

Übereinkommens zum Schutz<br />

des Kultur- und Naturerbes der<br />

Welt“.<br />

Bis Anfang 2018 werden weitere<br />

ICOMOS-Experten den „außergewöhnlichen<br />

universellen<br />

Wert“ der Stätte anhand der<br />

Antragsunterlagen untersuchen<br />

und im Anschluss ein Gutachten<br />

für die UNESCO erstellen.<br />

Bei positivem Urteil hätte<br />

der Jüdische Friedhof Hamburg-Altona<br />

Chancen, Mitte<br />

2018 auf der Sitzung des UNE-<br />

SCO Welterbekomitees in die<br />

UNESCO-Welterbeliste aufgenommen<br />

zu werden.<br />

Der Jüdische Friedhof Hamburg-Altona<br />

ist einer der ältesten<br />

portugiesisch-sephardischen<br />

Friedhöfe der Welt und<br />

gilt als weltweit wichtiges kulturelles<br />

Zeugnis sephardischer<br />

Geschichte.

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