23.10.2017 Aufrufe

rik November 2017

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

KÖLN 5<br />

PRÄVENTION<br />

PREP<br />

FÜR ALLE<br />

Seit Mitte 2016 ist in Deutschland<br />

das Mittel Truvada zum<br />

Schutz vor HIV-Infektionen als<br />

Präexpositionsprophylaxe, kurz PrEP,<br />

zugelassen.<br />

Mit monatlichen Kosten von rund 800<br />

Euro richtet sich diese Art der Vorbeugung<br />

nur an einen sehr kleinen Kreis. Zwar wurde<br />

im Juli <strong>2017</strong> ein Gene<strong>rik</strong>um zugelassen,<br />

aber auch das schlägt mit rund 600 Euro<br />

für einen Monat zu buche. Abhilfe schafft<br />

der Kölner Apotheker E<strong>rik</strong> Tenberken. Im<br />

Rahmen eines Pilotprojekts, an dem er<br />

seit anderthalb Jahren arbeitet, gibt es<br />

seit Oktober dieses Jahres die Möglichkeit,<br />

sich für 50 Euro im Monat vor einer HIV-<br />

Infektion zu schützen.<br />

Tenberken konnte den Gene<strong>rik</strong>a-Hersteller<br />

Hexal gewinnen, um das Gene<strong>rik</strong>um in<br />

sieben deutschen Städten in HIVkompetenten<br />

Apotheken zu vertreiben.<br />

„Wir versuchen möglichst viele Apotheken<br />

da reinzukriegen, haben aber von Hexal die<br />

Auflage, dass es nur an HIV-kompetente<br />

Apotheken geht. Diese Kompetenz kann<br />

letztendlich jede Apotheke erreichen, so<br />

dass auch jeder Apotheke der Weg offen<br />

steht.“<br />

Wichtig war bei diesem Projekt, dass es<br />

legal und bezahlbar ist, denn viele haben<br />

sich das Mittel im Internet aus zwielichtigen<br />

Quellen besorgt und sich somit jeglicher<br />

ärztlichen Kontrolle entzogen. Hinzu<br />

kommt hierbei die ungeprüfte Sicherheit<br />

des Produkts, da in solchen Fällen nicht<br />

klar ist, ob es sich um ein Gene<strong>rik</strong>um oder<br />

eine Fälschung handelt.<br />

Hinsichtlich der Dauer des Projektes<br />

hofft Tenberken „dass wir es schaffen, es<br />

dauerhaft hinzubekommen. Letztendlich<br />

können wir davon ausgehen, dass das,<br />

was wir machen, eventuell von anderen<br />

aufgenommen und somit aus dem Projekt<br />

eine dauerhafte Lösung wird, was ich sehr<br />

begrüßen würde.“<br />

Das Projekt gewährleistet von Anfang<br />

an eine hohe Qualität und lückenlose<br />

Überwachung des Patienten. Besonders<br />

fatal wäre es nämlich, wenn ein Patient<br />

mit einer unentdeckten HIV-Infektion eine<br />

PrEP begänne: Dies wäre eine unvollständige<br />

Therapie und würde unweigerlich<br />

zu Resistenzen führen. Ganz abgesehen von<br />

STDs, die ebenfalls unentdeckt blieben und<br />

so weiter verbreitet würden. „Es dürfen<br />

nur Ärzte verschreiben, die entsprechendes<br />

Schulungsmaterial haben, das war schon<br />

beim Originalanbieter so. Es wird ein HIV-<br />

Test gemacht, es wird auf STDs geprüft<br />

und dann entscheidet der Arzt, ob eine<br />

PrEP möglich ist und stellt dann ein<br />

Rezept aus“, was die Anforderungen der<br />

Zulassungsbehörden und des Herstellers<br />

erfüllt.<br />

Unklarheit herrscht hingegen bei der<br />

Kostenübernahme für die erforderlichen<br />

ärztlichen Untersuchungen, zumal die<br />

PrEP als Privatrezept verschrieben wird.<br />

Hier fordert die Deutsche AIDS-Hilfe eine<br />

komplette Kostenübernahme seitens der<br />

Krankenkassen, auch für die PrEP. Dazu<br />

Tenberken: „Das ist nicht unsere Baustelle,<br />

ich weiß aber, dass das ein wichtiges<br />

Thema ist. Deswegen haben wir unter<br />

anderem die PRIDE-Studie bei Professor<br />

Hend<strong>rik</strong> Streeck an der Uni Duisburg-<br />

Essen eingeleitet, weil wir hoffen, dass<br />

wir mit diesen Daten denjenigen, die das<br />

aushandeln, helfen können, das Ziel zu<br />

erreichen.“<br />

Es wird geschätzt, dass allein in<br />

Deutschland bis zum Jahre 2030 die<br />

PrEP 9000 HIV-Infektionen verhindern<br />

könnte. „Die PrEP ist eine Möglichkeit<br />

für jeden, der sich vor HIV schützen will.<br />

Ein Schutz, den man zu den Kondomen<br />

hinzunehmen kann. Wir werden uns<br />

weiterhin dafür einsetzen, Menschen mit<br />

HIV und AIDS gut zu unterstützen.“ Das<br />

Projekt soll zur Nachahmung animieren,<br />

also dazu „dass der Weg, den wir aufgezeigt<br />

haben, auch von anderen gegangen<br />

wird.“ Tenberken weiter: „Wir wollen<br />

letztlich, dass wir von einem singulären<br />

Projekt zu einer breiten Dauerlösung<br />

kommen, auf Dauer mit einer qualitätsgesicherten<br />

PrEP HIV-Infektionen<br />

verhindern und somit irgendwann das<br />

Ziel erreichen, die Infektionskette zu<br />

durchbrechen.“<br />

*Sina Demir<br />

Weitere Infos und teilnehmende<br />

Apotheken unter<br />

https://dahka.de/index.php/aktuelles

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!