Stolpersteine_2017_lowRES
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vom Finanzamt Bruchsal kassiert wurde,<br />
betrug bei Fritz Bär 16.960 RM. Es<br />
sind 63 Familien in der Bruchsaler Liste<br />
genannt, und nur vier Familien sind<br />
wohlhabender.<br />
Fritz Bär scheint ein gesellschaftlich<br />
rühriger Mann gewesen zu sein. In den<br />
1920ern war er aktives Mitglied im<br />
„Turnerbund 1907“. Er war Mitglied<br />
in der Ortsgruppe jüdischer Frontsoldaten,<br />
über eine Funktion dort ist aber<br />
Friedrich Sem Bär, um 1935 und um 1910. Fotos: S. Grosz<br />
nichts bekannt. 1933 soll er einen Untergrombacher,<br />
dem von Nazis eine Pracht Prügel drohte, einige Tage bei sich versteckt haben,<br />
weil er sich als Frontkämpfer des ersten Weltkriegs sicher fühlte. Er war bis 08.03.1939<br />
der Vorsitzende des Israelischen Landeswaisenvereins Baden, jedoch hält Fritz Bär eine<br />
Rede in der Vorstandsitzung und möchte den Vorsitz abgeben. Er war von 1938 bis 1940<br />
der Vorsteher der Israelitischen Gemeinde Bruchsals. Er fuhr in dieser Eigenschaft täglich<br />
nach Karlsruhe zum Israelitischen Oberrat. Am 11.11.1938, zwei Tage nach der Reichspogromnacht,<br />
wurde er in Dachau inhaftiert und erst am 26.11.1938 wieder entlassen.<br />
Er wurde am 22.10.1940 nach Gurs deportiert. In Gurs wurde er gleich zu Beginn zum<br />
Vorsteher seines Ilots gewählt und durfte daher eine Stunde pro Woche seine Frau sehen.<br />
Er war vor allem zusammen mit seinem Bruder Hugo Bär, ab und zu dürfen sie 1941/42<br />
auch die Frauenabteilung länger besuchen, denn dort war auch Hugos Frau Rosa Bär geb.<br />
Heitlinger und auch die Schwester Friederike Oppenheimer geb. Bär. Sie scheinen gut<br />
zusammengehalten zu haben. Es<br />
gab auch Briefkontakt zur Tochter<br />
Resi nach London und anderen<br />
Verwandten. Im Februar 1942<br />
wird Fritz Bärs Ilot aufgelöst und<br />
er kommt in ein anderes, bis dahin<br />
war er Vorsteher „seines“ Ilots.<br />
Turnerriege des „Turnerbund 1907 Bruchsal“, in dem es viele jüdische<br />
Mitglieder gab, 1925. Fritz Bär (2. Reihe, 2. von links) war<br />
bestens ins Vereinsleben integriert. Foto: Stadtarchiv Bruchsal<br />
Am 06.08.1942 kam er ins Durchgangslager<br />
Drancy und dann<br />
am 10.08.1942 nach Ausschwitz.<br />
Wahrscheinlich wurde er sofort<br />
nach Ankunft ermordet. Seine<br />
Tochter Resi erfuhr erst 1945, dass<br />
die Eltern von Gurs nach Ausschwitz<br />
kamen.<br />
„Der Mensch denkt und Gott lenkt. Wohin wird er meine Schritte lenken? Nach USA, sonst wohin<br />
oder wieder zurück? Ich war es gewohnt bis zu einem gewissen Grad mein Schicksal selbst zu meistern<br />
u. hier bin ich seit einem Jahr zum Spielball zuerst böser Mächte und jetzt u. später hoffentlich<br />
besserer Kräfte geworden. Ich selbst bin gefesselt an Händen und Füßen, selbst der Geist ist lahm und<br />
ich vermag nicht und nichts zu denken. Unser ganzes Denken und Fühlen endigt in dem Gedanken<br />
baldigen und guten Friedens für die Menschheit und damit auch für uns. Ob dieser Wunsch wohl in<br />
den nächsten 6-8 Monaten in Erfüllung gehen wird?“<br />
Brief von Fritz Bär aus Gurs am 26.10.1941 an Tochter Resi, nachdem er vom Tod seines Bruders Max in den USA<br />
erfahren hat. Foto: Stephen Grosz<br />
Biografie von Franziska Bär geb. Rosenstein<br />
(1892-1942)<br />
von Evangelos Karakas, Klasse 8t<br />
Franziska Bär geb. Rosenstein wurde am 30.03.1892 in Oedheim geboren. Ihre Eltern waren<br />
Josef (1855-1908) und Sophie Rosenstein geb. Maier (1868-1942) und die Familie lebte<br />
seit Generationen dort. Um 1900 zog die Familie nach Weinsberg, Josef Rosenstein wurde<br />
dort als Viehhändler vermögend und besaß ein großes Haus. Nach dem Tod des Vaters<br />
zogen sie nach Heilbronn, wo Franziska auch 1919, zum Zeitpunkt ihrer Heirat mit Fritz<br />
Bär, noch lebte. Franziska, genannt „Franzel“, hatte sieben Geschwister: Lina (1888-1945),<br />
Helene (1890-1989, verh. Kahn), Mina (1893-1975, verh. Harsch), Ludwig (1896-1961),<br />
Max (1897-1938), Fritz (1900-1956) und Wilhelm (1905-1964). Die meisten Geschwister<br />
wanderten schon in den 1920ern in die USA aus. Nachdem sie heiratete, war sie Hausfrau<br />
und wohnte in der Schwimmbadstr.<br />
17 in einer gut ausgestatteten Vier-<br />
Zimmer-Wohnung. Kurz bevor sie am<br />
22.10.1940 deportiert wurde, zog sie in<br />
die Bismarckstr. 5 um, was wahrscheinlich<br />
mit dem Gesetz über die Mietverhältnisse<br />
mit Juden vom 30.4.1939 zusammenhing.<br />
In einem Antrag in der<br />
Von links: Helene, Franziska und Mina<br />
Rosenstein, um 1910. Foto: S. Grosz<br />
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