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COLUMBA Magazin 3-2017

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Fotos: altrofoto.de<br />

Senioren- und<br />

Servicezentrum<br />

des BRK Neutraubling<br />

Palliativzimmer<br />

In Zusammenarbeit mit dem SAPV-<br />

Team palliamo aus Regensburg<br />

sollte im Senioren- und Servicezentrum<br />

des Bayerischen Roten Kreuzes<br />

Neutraubling ein Gymnastikraum<br />

des Hauses in ein Palliativzimmer<br />

umfunktioniert werden. Bestandsfußboden<br />

und vorhandenes Kunstlicht<br />

waren dabei aus Kostengründen zu integrieren.<br />

Dem Team lagen die Wahl<br />

des Patientenbettes und die Berücksichtigung<br />

der Hauptblickrichtung der<br />

Schwerstkranken an die Zimmerdecke<br />

besonders am Herzen. Um Raum für<br />

persönliches Mobiliar der künftigen<br />

Bewohner zur Verfügung zu stellen,<br />

wurden nur wenige Möbel geplant:<br />

eine ausziehbare Schlafcouch für Angehörige,<br />

ein schlichter Holztisch, der<br />

gedreht auch als Ablage dienen kann<br />

und ein Regal, das gleichzeitig als variabler<br />

Raumteiler fungieren sollte. Das<br />

Regal besteht aus einem Grundgerüst<br />

und einschiebbaren Kisten. So lässt<br />

es sich - je nach Wunsch - geschlossen<br />

oder offen gestalten. Das Patientenbett<br />

sollte funktional und ansprechend<br />

zugleich sein. Ein Niederflurbett in<br />

freundlicher Farbgebung lässt sich<br />

komplett nach unten fahren. In der<br />

Nacht schützt eine zusätzliche Matratze,<br />

die bei Bedarf neben das Bett gelegt<br />

wird, den Bewohner vor dem Herausfallen.<br />

Bettgitter werden dadurch überflüssig.<br />

Ein hinterleuchtetes Segeltuch<br />

über dem Bett und eine dimmbare<br />

Lichtstele verändern die Lichtsituation<br />

des Raumes vollkommen: Die Bestandsbeleuchtung<br />

wird nicht mehr<br />

benötigt. Austauschbare Stoffbahnen<br />

mit Fotomotiven aus der Natur ermöglichen<br />

Blickvariationen für den Bewohner<br />

in Richtung Zimmerdecke. Die<br />

erste Bewohnerin, eine leidenschaftliche<br />

Gärtnerin, wählte das erste Motiv<br />

(siehe Foto).<br />

Bereits beim Erstgespräch formulierten<br />

Pflegepersonal und<br />

Ärzteschaft den Wunsch nach<br />

einer freundlichen, einladenden Gesamtstimmung,<br />

die bereits beim Ankommen<br />

für die Angehörigen spürbar<br />

sein sollte. Durch die Teilbereiche A,<br />

B und C war die stationsinterne Orientierung<br />

erschwert. Zudem verlässt<br />

man das Wartezimmer an einer anderen<br />

Stelle, als es betreten wird (siehe<br />

Übersichtsplan). Dort sehen sich die<br />

Angehörigen einer Wand gegenüber.<br />

Bei der Erstbegehung war diese neutralweiß<br />

gestrichen. Die Idee einer<br />

Willkommenswand wurde geboren:<br />

Angehörige werden in ihrer jeweiligen<br />

Sprache mit einem Willkommen begrüßt.<br />

Unterschiedlich farbige Pfeile,<br />

kombiniert mit der jeweiligen Stationsbezeichnung,<br />

erleichtern zusätzlich die<br />

Fotos: Universitätsklinikum Regensburg<br />

Orientierung. Die Farben setzen sich<br />

als Intarsien im Fußboden fort und<br />

werden als Beschichtungsfarbe der jeweiligen<br />

Stützpunkte der Abschnitte A,<br />

B und C erneut aufgegriffen. So erhielt<br />

jeder Stationsabschnitt seine eigene Erkennungsfarbe.<br />

Die Rückmeldungen der Häuser, in<br />

denen ein Farb- und Materialkonzept<br />

realisiert wurde, zeigen, dass eine<br />

stimmige Raumatmosphäre die Lebensqualität<br />

von Bewohnern/Patienten<br />

und ihren Angehörigen deutlich<br />

verbessert und die Arbeitsabläufe der<br />

Mitarbeiter optimiert: Aufenthaltsräume,<br />

die schlecht frequentiert waren,<br />

werden nun gut angenommen, das<br />

Vertauschen von Funktionsbereichen<br />

erleichtert Arbeitsabläufe und macht<br />

Wege überflüssig: Die Raumstimmung<br />

in einem Haus, auf einer Station, wird<br />

positiver wahrgenommen. Durch die<br />

enge Zusammenarbeit mit dem hausinternen<br />

Team hat eine Farb- und Materialkonzeption<br />

auch Strukturen und<br />

deren Optimierung im Blick. Möchte<br />

man jedoch ein Sterben unter würdigen<br />

Bedingungen schaffen, ist Raumgestaltung<br />

nur ein Teil davon. Mindestens<br />

genau so wichtig ist die Begleitung<br />

der Menschen. Dafür bedarf es eines<br />

Konzepts, das eine hospizliche Grundhaltung<br />

im Haus etabliert und auf die<br />

zwischenmenschlichen Begegnungen<br />

fokussiert. Räume und Menschen ergeben<br />

ein Ganzes. Wie sich solch eine<br />

„Organisationsstruktur Palliative Care"<br />

gemeinsam erarbeiten und realisieren<br />

lässt, damit wird sich der Artikel in der<br />

nächsten Ausgabe befassen.<br />

Übergang Warten<br />

Stationsbereiche<br />

der Intensivstation 90 des<br />

Universitätsklinikums Regensburg<br />

Wartebereich der<br />

Leitstelle II im Krankenhaus der<br />

Barmherzigen Brüder Regensburg<br />

Die Aufgabe im Krankenhaus<br />

der Barmherzigen Brüder bestand<br />

darin, gestalterische<br />

Richtlinien für das gesamte Haus zu<br />

erstellen und darauf aufbauend das<br />

Farb- und Materialkonzept für die<br />

Leitstelle II zu realisieren. Ein wesentlicher<br />

Aspekt war dabei, mit der<br />

räumlichen Gestaltung die Grundwerte<br />

des Hauses visuell sichtbar zu machen:<br />

Klarheit, Wertigkeit, Ehrlichkeit.<br />

Gleichzeitig sollte die Leitstelle II wie<br />

eine moderne Facharztpraxis wirken.<br />

Entscheidend war in der Planung die<br />

Frage, wie sich eine klare Trennung<br />

von Flurbereichen und Wartezonen<br />

mit einem luftigen, freundlichen Sichtschutz<br />

erreichen lässt. Lebende Pflanzen<br />

sind im Klinikbereich schwierig:<br />

Erde kann aus Hygienevorgaben nicht<br />

verwendet werden und Alternativen<br />

wie z. B. Hydrokultur würden zusätzliche<br />

Arbeit für das ohnehin ausgelastete<br />

Personal bedeuten. Die Lösung:<br />

Pflanztröge, bestückt mit Mitsumata.<br />

Mitsumata sind getrocknete Zweige eines<br />

japanischen Papierbusches, die natürlich,<br />

hell und luftig wirken. Um eine<br />

ruhige, freundliche Gesamtwirkung zu<br />

erreichen, wurden der Fußbodenbelag,<br />

die Beschichtung der Möbel und die getrockneten<br />

Zweige durch die Wahl des<br />

gleichen Farbtons in eine ruhige Einheit<br />

gebracht. Zudem ist darauf geachtet<br />

worden, für die Materialauswahl<br />

der Möblierung keine Materialimitate<br />

wie z.B. Holzdekor zu verwenden - eine<br />

Konsequenz aus der Grundhaltung des<br />

Hauses.<br />

Fotos: altrofoto.de<br />

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