COLUMBA Magazin 3-2017
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<strong>COLUMBA</strong><br />
Tendenziell neigen Menschen dazu,<br />
sich nicht aktiv mit ihren Problemen<br />
auseinanderzusetzen. Dieses Phänomen<br />
wird „Vermeidung“ genannt. Dauerhaft<br />
ist dieses Verhalten allerdings<br />
pathologisch. In einer palliativen Begleitung<br />
ist ein sensibler Umgang mit<br />
sich selbst und mit den Betroffenen<br />
sehr wichtig, um deren emotionale Bedürfnisse<br />
wahrnehmen und sich in ihre<br />
jeweilige Situation „einfühlen“ zu können.<br />
Andernfalls werden nur Sachaspekte<br />
in die Betreuung eingebracht und<br />
die Betroffenen erhalten nicht die Form<br />
der Begleitung, derer sie bedürfen, da<br />
die Begleiter an einem „cool-out“ leiden.<br />
Belastungen in der<br />
palliativen Arbeit<br />
BegleiterInnen in der Palliative Care<br />
sind vielschichtigen Belastungen ausgesetzt.<br />
Neben zunehmenden körperlichen<br />
und seelischen Belastungen<br />
ist der Arbeitsalltag geprägt von Belegungsdruck,<br />
Personalmangel, kurzer<br />
Liegedauer und Zunahme der administrativen<br />
Tätigkeiten (vgl. Lexa, 2013).<br />
Für das Personal sind solche Entwicklungen<br />
sehr belastend. Eine Zunahme<br />
der Sterberate, eine hohe Fluktuation<br />
der Patienten und eine sehr aufwendige<br />
Pflege bringen die Pflegenden an die<br />
Grenze ihrer Arbeitskraft. Dies kann<br />
auch dazu führen, dass ehrenamtlichen<br />
BegleiterInnen unbewusst wenig Wertschätzung<br />
und Zeit entgegengebracht<br />
wird und diese dadurch frustriert sind.<br />
Beziehungsaufbau und deren Pflege ist<br />
unter solchen Bedingungen kaum möglich.<br />
Aus diesem Grund sind aber viele<br />
einst voller Leidenschaft angetreten,<br />
um sich der Versorgung schwerstkranker<br />
Menschen zu widmen.<br />
Eine Mitarbeiterin eines stationären<br />
Hospizes drückt dies folgendermaßen<br />
aus:<br />
„Kaum hast du dich an ein neues Gesicht<br />
gewöhnt, da liegt schon ein anderer im<br />
Bett, da musst du ja aufpassen, dass du<br />
die Namen nicht verwechselst.“<br />
Die häufige Konfrontation mit Tod und<br />
Sterben wird von den meisten Mitarbeitern<br />
nicht als belastend empfunden.<br />
„Death and dying do not emerge as a major<br />
source of jobstress in palliative care“<br />
(van Staa et al. in Lexa, 2013).<br />
Zunehmende Belastungen können<br />
Mitarbeiter auf Dauer frustrieren und<br />
aus brennen. Aus diesem Grund ist es<br />
wichtig frühzeitig mit einer sinnvollen<br />
Selbstpflege wie beispielsweise einem<br />
Selbstpflegevertrag (vgl. Lexa, 2013),<br />
dem Einhalten der persönlichen Grenzen<br />
und Burnout-Prophylaxe zu beginnen.<br />
Fazit<br />
Burnout in der Palliative Care ist bereits<br />
aktuell ein Thema und wird in<br />
Zukunft eine noch größere Bedeutung<br />
entwickeln, da das Gesundheitswesen<br />
und somit auch palliative und hospizliche<br />
Versorgungsstrukturen nicht von<br />
ökonomischen Entwicklungen und deren<br />
Folgen verschont bleiben. Deshalb<br />
ist es umso wichtiger, bereits präventiv<br />
der Entstehung von Burnout-Erkrankungen<br />
entgegen zu wirken. Dies gelingt<br />
nicht alleine durch die Teilnahme<br />
an Supervisionen, sondern obliegt<br />
ebenso der Eigenverantwortung des<br />
Einzelnen und den Arbeitsbedingungen<br />
seitens der Organisationen. Achtsamkeit<br />
und wertschätzender Umgang<br />
sollten folglich nicht nur den Schwerstkranken<br />
und deren An- und Zugehörigen<br />
entgegen gebracht werden, sondern<br />
auch den BegleiterInnen. Aus diesem<br />
Grund wäre es wünschenswert, wenn<br />
Organisationen den Belastungssituationen<br />
von Mitarbeitern nicht gleichgültig<br />
gegenüber stünden, sondern entsprechende<br />
Schutzmaßnahmen träfen, um<br />
einem Auftreten von Krankheiten, die<br />
sich aus Belastungssituationen ergeben<br />
- wie beispielsweise Burnout - prophylaktisch<br />
entgegen zu wirken.<br />
Nadine Lexa, MAS<br />
Gesundheits- und Krankenpflegerin, MAS<br />
Palliative Care, Dozentin, Buchautorin,<br />
Fachjournalistin, Lehrbeauftragte,<br />
Verfahrenspflegerin nach dem Werdenfelser<br />
Weg und Herausgeberin der Buchreihe<br />
„Palliative Care für Einsteiger“.<br />
nadinelexa@gmail.com<br />
Rezension<br />
Burnout und Burnout–Prävention in der Palliative Care<br />
Taschenbuch: 262 Seiten<br />
Verlag: Hogrefe, vorm. Verlag Hans Huber;<br />
Auflage: 1 (8. Mai 2013)<br />
Die Arbeit im Palliativ- und Hospizbereich<br />
hat längst ihren<br />
"Oasen-Status" als "Insel der<br />
Glückseligen" verloren. Die Rahmenbedingungen<br />
im deutschen Gesundheitswesen<br />
(DRG- und PKMS-Wahnsinn),<br />
welche die Arbeit für viele Pflegende<br />
erschwert, sind in den letzten Jahren<br />
zunehmend schlechter geworden. Nadine<br />
Lexa hat frühzeitig erkannt, dass<br />
die Burnout-Gefahr vor allem auch die<br />
Klientel betrifft, die im Bereich Palliative<br />
Care arbeitet. In ihrem Buch<br />
beleuchtet sie dazu umfassend den<br />
Begriff Burnout, der durch den inzwischen<br />
schon sintflutartigen Gebrauch<br />
Abnutzungserscheinungen zeigt und<br />
legt den Schwerpunkt vor allem darauf,<br />
was Pflegende, Ärzte und andere Berufsgruppen<br />
tun können, um trotzdem<br />
gesund zu bleiben. Sehr gut ist das Angebot<br />
von seriösen Selbsteinschätzungsinstrumenten,<br />
mit denen man selbst<br />
seine eigene Position bestimmen kann.<br />
Lexa regt zur kreativen Burnout-Prävention<br />
an, wie z. B. komplementäre<br />
Maßnahmen für die Team-Mitglieder<br />
zu nutzen. Das Buch ist nicht nur für<br />
alle Palliative-Care-Fachkräfte gut geeignet,<br />
sondern auch für Menschen, die<br />
sich mit dem Konzept "Palliative Care"<br />
vertraut machen möchten, da Lexa<br />
dazu im Vorfeld eine sehr gute Einführung<br />
zur Palliativ- und Hospizarbeit in<br />
Deutschland, Österreich, Schweiz und<br />
Luxemburg bietet..<br />
Das Buch ist ein absolutes "must-have".<br />
Der Fokus des Buches liegt nicht wie<br />
sonst nur auf den Problemen, die die<br />
Arbeit in diesem Setting mit sich bringt.<br />
Lexa konzentriert sich sehr stark auf<br />
die Nutzung von eigenen Ressourcen<br />
und bezieht sich stark auf resilientes<br />
Verhalten. Ein Buch, das nicht nur für<br />
die Palliative Care geschaffen ist, sondern<br />
auch für jeden anderen Bereich<br />
im Gesundheitswesen!<br />
Wer weiter seinen Beruf in der Fürsorge<br />
um andere auch sich selbst gegenüber<br />
wertschöpfend ausführen will, sollte<br />
dieses Buch lesen.<br />
Wir sind alle nicht unkapputbar, wie es<br />
in einer Werbung einmal hieß.<br />
Danke an Nadine Lexa, dass sie sich<br />
diesem Thema angenommen hat!<br />
ISBN-10: 345685191X<br />
ISBN-13: 978-3456851914<br />
Literatur:<br />
Hambrecht, M. (2011): Modediagnose mit ernstem Hintergrund. „Ich bin ausgebrannt.“ Praxis Palliative Care, 10: 22-23.<br />
Lexa, N. (2013): Burnout und Burnout Prävention in der Palliative Care. Bern: Huber<br />
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