COLUMBA Magazin 3-2017
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genannten Beispiel aufgeführt) Angst<br />
verursachen kann und es medizinisch<br />
erwiesen ist, dass Angst beispielsweise<br />
schwere Herzrhythmusstörungen auszulösen<br />
imstande ist, welche intensivmedizinisch<br />
relevant werden und umfangreiche<br />
sowie kostenintensive ärztliche<br />
Maßnahmen erfordern können, dann<br />
erfährt die Art der Kommunikation und<br />
das Arztgespräch auch im Sinne der Gesundheitsökonomie<br />
und der Patientensicherheit<br />
eine neue Relevanz.<br />
Es ist deswegen von grundlegender Bedeutung,<br />
dass der Arzt die medizinischen<br />
Informationen nicht nur weitergibt, sondern<br />
auch in die jeweils spezifische, individuelle<br />
und soziale Lebenswelt des<br />
Patienten einfügt. Sicherheit für den<br />
Patienten und Vertrauen kann es daher<br />
nur geben, wenn der Arzt dies durch<br />
Arztgespräche auch wahrnimmt. Ein<br />
Kommunikationsseminar unter Zuhilfenahme<br />
von Schauspielpatienten im<br />
Medizinstudium ist zwar notwendig, jedoch<br />
überhaupt nicht hinreichend, um<br />
diesem Sachverhalt nachzukommen.<br />
Genauso wenig genügen überteuerte<br />
Kommunikationsseminare (oft aus der<br />
Automobilindustrie oder Reisebranche<br />
für Ärzte und Pflegekräfte angeboten),<br />
welche den Ärzten und dem Pflegepersonal<br />
vor allem - unter mehr oder weniger<br />
verdeckter psychologisierender und<br />
ökonomisierter Zielsetzung - kundenorientierte<br />
Kommunikation beibringen<br />
wollen und dabei die hier genannten<br />
Sachverhalte völlig außer Acht lassen,<br />
indem sie ein unzureichendes oder falsches<br />
Menschenbild suggerieren.<br />
Stattdessen ist Umdenken notwendig:<br />
Grundvoraussetzungen sind zum einen<br />
von Seiten der Institutionen und der Gesundheitspolitik<br />
die Wertschätzung des<br />
Arztgesprächs, zum anderen Zeit und<br />
Ressourcen, dieses führen zu können<br />
und drittens Bereitschaft und Empathie<br />
von Seiten des Arztes, fundiert durch<br />
eine entsprechende Ausbildung, die es<br />
an den medizinischen Fakultäten noch<br />
nicht gibt. Dieser wichtige Denkansatz<br />
wird augenblicklich mit wenigen Ausnahmen<br />
(insbesondere in der Palliativmedizin)<br />
nicht in der medizinisch-klinischen<br />
Praxis berücksichtigt und darf<br />
gerade deswegen auch nicht auf diese<br />
Bereiche beschränkt bleiben. So paradox<br />
es in unserer heutigen Zeit anmutet:<br />
Das ärztliche Gespräch und eine einfühlsame<br />
vertrauensvolle Kommunikation<br />
sind keine lästigen Pflichten eines<br />
naturwissenschaftlich ausgebildeten<br />
Humanmediziners, sondern die wichtigste<br />
Aufgabe eines Arztes, um Sinn<br />
und Grundanliegen der Humanmedizin<br />
ernst zu nehmen und sicherzustellen.<br />
Es stellt also nicht nur die Grundlage der<br />
Arzt-Patienten-Beziehung, sondern auch<br />
ein spezielles Privileg des Arztes im<br />
Gegensatz zu anderen Berufen dar, auf<br />
dessen Wahrung Patienten auch heute<br />
noch hoffen. Die Bedeutung einer guten<br />
Kommunikation, die, wie oben wiedergegeben,<br />
erst Vertrauen und Sicherheit<br />
schafft, betrifft jedoch nicht ausschließlich<br />
den Arzt, sondern auch das Pflegepersonal<br />
und alle in der (Palliativ-)Medizin<br />
Tätigen zum Wohle des Patienten.<br />
Erst dann kann man auch wieder guten<br />
Gewissens nach dem eingangs zitierten<br />
Dr. Bernhard Lown von Heilkunst sprechen.<br />
Dies erfordert Verantwortung und<br />
Mut zur Menschlichkeit.<br />
Priv.-Doz. Dr. med. Thomas Bohrer<br />
ist Thoraxchirurg am Klinikum Bamberg und<br />
Magister der Philosophie; er begründete<br />
das Philosophicum an der Würzburger<br />
Universität und in Bamberg auf der Altenburg,<br />
Veranstaltungen, die sich der Philosophie<br />
der Medizin widmen und ein öffentliches<br />
Diskussionsforum darstellen; er hält regelmäßig<br />
Vorträge in der Hospizakademie Bamberg, ein<br />
dort am 28.09.2016 gehaltener<br />
Vortrag im Qualitätszirkel Palliativmedizin ist<br />
Grundlage für dieses Manuskript<br />
(thomas.bohrer@sozialstiftung-bamberg.de,<br />
www.philosophicum-ukw.de).<br />
<strong>COLUMBA</strong> informiert<br />
Wir für Sie<br />
In den kommen Ausgaben erwarten Sie u.a. diese Themen:<br />
<strong>COLUMBA</strong><br />
Ein herzliches Dankeschön an unsere Leser für die zahlreichen Themenvorschläge, die<br />
Sie uns per Mail und Facebook geschickt haben. Es freut uns sehr, dass so viele unserem<br />
Aufruf gefolgt sind.<br />
"Danke für die Aufforderung, Themen zu nennen. Ich bin als Psychoonkologin seit 20 Jahren im Thema, davon auch 17 Jahre<br />
in der Palliativmedizin. Immer wieder stolperte ich und stolpere nach wie vor über diese große, unerledigte Aufgabe, die<br />
Gesellschaft damit vertraut zu machen, dass junge Menschen an Krebs erkranken, dass junge Menschen weit vor ihrer Zeit<br />
auch daran versterben können. Und dass das oft in einer Gesellschaft geschieht, die auf den Tod junger Menschen nicht<br />
vorbereitet ist. (…)"<br />
Sabine Schulte, Psychoonkologin<br />
"(…) Ihr wünscht euch ja Anregungen oder Themen für die kommende Ausgabe. Wie wäre es denn mal mit Wunden, z.B. exulc.<br />
Wunden und deren Gerüche oder alternative Behandlungen? Wie geht der Betroffene damit um ? So was vielleicht. Oder die<br />
Überbelastung der Hausärzte (Palliärzte)."<br />
Julia Sommerlade<br />
"(…) Wie wäre es mit einem Artikel über tiergestützte Kinder- & Familientrauerbegleitung mit Alpakas? (…)"<br />
Martina Hosse-Dołęga<br />
Hallo Kinder! Freut euch auf<br />
das nächste Jahr. Dann bring ich<br />
euch ein Heft nur für euch und<br />
eure Fragen. Eure Columbina<br />
Aromatherapie<br />
in der häuslichen<br />
Pflege<br />
Klappenbroschur, vierfarbig<br />
ISBN 978-3-928554-98-5<br />
€ 18,95<br />
Neu!<br />
Aus dem Inhalt:<br />
22<br />
www.vivere-aromapflege.de<br />
• Ausgewählte ätherische Öle,<br />
Hydrolate und fette Öle<br />
• Umfassender Praxisteil mit vielen<br />
Rezepturen zur einfachen Herstellung<br />
von Pflegeprodukten<br />
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Demenz, Sterbebegleitung,<br />
palliative Aromapflege<br />
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