Elite Magazin 03/2017
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elite<br />
EDITORIAL<br />
Au revoir<br />
Ein bisschen Wehmut schwingt ja doch mit<br />
Als kürzlich die Schilder der Mucha Verlag<br />
GmbH gegen die der MG MedienGruppe<br />
GmbH ausgetauscht wurden, sind die letzten<br />
Jahrzehnte wie ein schneller Film mit tausend Stehkadern<br />
vor meinen Augen vorbeigeflogen.<br />
42 Jahre – ein kurzer Huscher und ein frischer Wind.<br />
Und alles wird neu. Wobei – die Übergabe verlief<br />
komplizierter, als ich das angenommen hatte. In einem<br />
Unternehmen, das harmonisch gewachsen ist, wo alles<br />
rund und routiniert läuft, unterliegt man leicht dem<br />
Irrtum, zu glauben, dass alles easy ist, die Strukturen<br />
„eh“ einfach sind und<br />
man das mit einem Federstrich<br />
weitergeben kann.<br />
Mitnichten. Da erinnere<br />
ich mich an den legendären<br />
Satz von Fred Sinowatz:<br />
„Es ist alles sehr kompliziert.“<br />
Seit einigen Wochen arbeiten<br />
wir nun daran, dass das<br />
Team unseres Nachfolgeunternehmens<br />
zusammenwächst,<br />
es wurden neben<br />
den rechtlichen auch organisatorische<br />
und vertragliche<br />
Rahmenbedingungen<br />
VORHER<br />
gesetzt.<br />
Am 2. Oktober ist Martin Gastinger als Geschäftsführer<br />
und Herausgeber zum neugegründeten Unternehmen<br />
dazu gestoßen. Seinen Gesellschaftern, Viviane<br />
Gastinger für die Big Partner TV und Dominik Unger,<br />
wünsche ich jenen Erfolg, den ich in all den Jahren<br />
genießen konnte.<br />
Von Anfang an war klar, dass Gastingers Stil sich von<br />
meinem unterscheidet. Hier agiert kein Kopierer oder<br />
Nachahmer, sondern eine eigenständige Persönlichkeit.<br />
Und das ist gut so.<br />
Ich rede ihm nichts drein, bin dann an seiner Seite,<br />
wenn er Informationen, Ratschläge und Unterstützung<br />
braucht. Ohne ihm freilich meine Art, ein Unternehmen<br />
zu führen, oktroyieren zu wollen.<br />
Als wir – nach langen und nicht ganz einfachen Vorverhandlungen<br />
– in meinem Lieblingsrestaurant, dem<br />
Nihonbashi, bei einem gepflegten Shabu Shabu mit<br />
Handschlag alles klarmachten, versuchte ich meine<br />
Aufgabe in der Übergangsphase in einen knappen Satz<br />
zu gießen. Er lautet: „Mein Ziel ist es, in dieser neuen<br />
Gesellschaft möglichst bald überflüssig zu werden.“<br />
In einem Punkt habe ich mich gefreut, (hoffentlich)<br />
offenkundig den Richtigen ausgesucht zu haben. Gastinger<br />
und seinem Team steht es frei, jedwede Änderung<br />
der Strukturen, der Rahmenbedingungen, der<br />
Gestaltung vorzunehmen. Schließlich ist es nun sein<br />
Verlag.<br />
Doch dann hat er mir – in<br />
seinen eigenen Worten –<br />
das Möblierungsprinzip<br />
von Helmut Gansterer erzählt:<br />
Er wolle nicht die<br />
Leser verunsichern und nur<br />
kleine Schritte der Änderungen<br />
setzen. Gansterer<br />
formulierte das seinerzeit<br />
so: „Eine Zeitschrift ist wie<br />
eine Wohnung. Man nehme<br />
jedes Monat ein Möbelstück<br />
heraus. Und wenn<br />
die Familie zu Weihnachten<br />
kommt, dann fällt ihr am<br />
besten der Umbau gar nicht<br />
erst auf.“<br />
Wenn ich also einen klugen Nachfolger gefunden habe,<br />
der weiß, dass er Sie, geschätzte Leser, Geschäftspartner,<br />
Kunden und Abonnenten, an der Stange halten<br />
muss und dass das Geheimnis dafür Kontinuität ist,<br />
dann freue ich mich, dass solchermaßen mein Lebenswerk<br />
in meinem Sinne weitergeführt wird.<br />
Ihnen allen danke ich und verabschiede mich mit einer<br />
Träne im Knopfloch.<br />
Herzlichst<br />
Ihr<br />
NACHHER<br />
Christian W. Mucha<br />
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