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Essen - coolibri Dezember 2017

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COOLINARISCH<br />

D U I S B U R G<br />

Currywurst-<br />

Pommes-<br />

Stiel<br />

Currywurst-Pommes am Stiel? Wie soll<br />

das bitte gehen? Und schmecken? Der<br />

Duisburger Marco Peters hatte den Geistesblitz,<br />

der momentan für viel Begeisterung<br />

sorgt. Wir waren an seinem Imbissstand<br />

und haben zugelangt.<br />

Der Duisburger Marco Peters hat die Currywurst-Pommes am Stiel erfunden<br />

Fotos [2]: Sebastian Ritscher<br />

Zugegeben, lecker sieht es nicht aus, wie Marco<br />

Peters die zähe Masse auf die aufgespießte<br />

Bratwurst kleistert. Muss aber sein. Denn irgendwo<br />

muss sich der Currysaucen-Geschmack<br />

verstecken und irgendwie müssen ja auch die<br />

Pommes an der Wurst haften. Dafür also der<br />

Tempura-Teig. „Dass es Tempura wird, war mir<br />

sofort klar“, sagt der 45-jährige Imbissbuden-<br />

Betreiber. „Die Grundidee habe ich von Streetfoodmärkten.“<br />

Dort hat er frittierte Schokolade<br />

und frittiertes Eis gesehen – eben in Tempura.<br />

„Wichtig ist, dass die Bratwurst nicht ins Öl<br />

kommt.“ Schließlich ist sie schon gebraten. Kontakt<br />

mit dem Frittenfett würde sie nur labbrig<br />

machen. Der Teig konserviert die krosse Wurst.<br />

Aber warum überhaupt eine Currywurst am<br />

Stiel? Marco ist ein Kreativer. Von Haus aus Betriebswirt,<br />

arbeitete er im Ideenmanagement.<br />

„Dort habe ich täglich nach Verbesserungen gesucht<br />

und schaute mir immer alles sehr kritisch<br />

an.“ Sein kritischer Blick offenbarte ihm: Auch<br />

Currywurst geht besser! Das hat er in der Castingshow<br />

„Jumbos Würstchenmillionär“ gezeigt.<br />

Mit einem Freund renovierte er einen Imbisswagen,<br />

kreierte Wurst und Sauce. In der Castingshow<br />

kam das Aus im Halbfinale, mit dem Imbiss<br />

ging es dann erst los. Den mühevoll renovierten<br />

TV-Imbisswagen hat Marco gekauft und<br />

sich selbstständig gemacht – auf einem Parkplatz<br />

in Duisburg. Mittlerweile steht Marcos Frau<br />

Andrea mit hinterm Tresen.<br />

Schon zu Beginn seiner Imbissbuden-Karriere<br />

wollte Marco alles anders und besser machen.<br />

Die Sauce ist selbst kreiert, die Bratwurst nur<br />

für ihn hergestellt, alles kommt ohne Geschmacksverstärker<br />

aus und fertige Produkte<br />

30<br />

sind ohnehin tabu. Gut, aber nicht gut genug.<br />

„Ich hatte von Anfang an die Idee, eines Imbiss‘<br />

mit neu gestalteten traditionellen Gerichten.“<br />

Deswegen gab es bereits eine Currywurstsauce<br />

aus Erdbeeren, fest auf der Karte verankert ist<br />

die Currywurst Spezial mit Ananas und Paprika<br />

und saisonal hat Marco noch die fruchtig-scharfe<br />

Sauce aus Kürbis und Mango im Angebot.<br />

Selbst eine Currywurstbanane gab es schon –<br />

eine in Scheiben geschnittene Banane in rot<br />

eingefärbter Schokosauce.<br />

Stitchy ist patentiert<br />

Der Erfindergeist kommt übrigens nicht von ungefähr:<br />

Marcos Großvater hat die aufrollbare<br />

Hundeleine erfunden. Und jetzt also die Currywurst<br />

am Stiel – mit Pommes! Der Grund: „Mit<br />

dem normalen Programm kommt man schlecht<br />

auf Veranstaltungen.“ Würde der Veranstalter in<br />

der Bewerbung „Currywurst und Pommes“ lesen,<br />

ist man oft schnell raus. Deswegen das Besondere.<br />

Die Stiel-Kreation sollte der Türöffner<br />

zum Duisburger Weihnachtsmarkt sein – hat<br />

funktioniert. Ab April haben Marco und seine<br />

Frau dann getestet, ab Juni war die Stiel-Wurst<br />

„relativ spruchreif“, im August war sie fertig. Die<br />

Hürde während der Tüftelphase: der Tempurateig.<br />

Mit einem Standard-Rezept wird er viel zu<br />

flüssig. Marco und Andrea probierten, bis es<br />

passte. „Dann haben wir uns gefragt, wie wir Geschmack<br />

reinkriegen.“ Jetzt stecken im Teig alle<br />

Zutaten drin, die auch in der normalen Currysauce<br />

sind, abgesehen von den passierten Tomaten.<br />

Auf Zusammensetzung, Machart und<br />

Namen „Stitchy“ ist nun übrigens auch ein Patent<br />

angemeldet.<br />

Aber wie schmeckt es denn nun? Mit kleingeschnittenen<br />

Pommes bestückt, wandert die<br />

Kreation in die Fritteuse. Nach etwa zwei Minuten<br />

steigt sie langsam aus dem Fett auf – fertig!<br />

Noch Mayo und Ketchup drauf, dann kann<br />

das Testessen beginnen. Sicherheitshalber gibt<br />

es von Marco noch Messer und Gabel dazu. Warum,<br />

das Ding ist doch am Stiel? Schnell wird<br />

klar: Wer keine wirklich große Klappe hat, knabbert<br />

sich Stück für Stück durch und an der Kreation<br />

entlang. Außerdem ist der Stiel recht dünn,<br />

das Konstrukt in einer Hand gehalten somit<br />

leidlich instabil. „Das Problem ist, dass die meisten<br />

dickeren Stiele mit Plastik sind, die können<br />

nicht in die Fritteuse“, erklärt Marco. Aber er<br />

sucht weiter. Zurück zur Wurst: Vorsichtig knabbernd<br />

und Pommes zupfend kann man sie eigentlich<br />

gut essen. Und ja, der Geschmack<br />

passt. Der schön krosse Tempurateig ist würzig,<br />

die Pommes lecker und die Wurst sowieso. Die<br />

große Version für 4,50 Euro macht zudem pappsatt,<br />

die kleine für 3 Euro hätte es wohl auch getan.<br />

Sebastian Ritscher<br />

...iss doch wurscht!!!, Albertstr. 8-12, Duisburg;<br />

iss-doch-wurscht.com

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