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120 I 121 FRANK SCHMIDT<br />
BIOGRAFIE<br />
FRANK SCHMIDT<br />
geb. 1974, verheiratet, zwei Kinder |<br />
Ausbildung zum Bankkaufmann |<br />
Vereine: SC und TSG Giengen,<br />
SSV Ulm, 1. FC Nürnberg,<br />
TSV Vestenbergsgreuth, SpVgg<br />
Greuther Fürth, Wiener SC,<br />
Vienna Wien, Alemannia Aachen,<br />
Waldhof Mannheim | 2003–2007<br />
Spieler beim <strong>Heidenheim</strong>er SB<br />
(heute: 1. FC <strong>Heidenheim</strong>) /<br />
seit 2007 Cheftrainer<br />
des 1. FC <strong>Heidenheim</strong><br />
MIT LEIDENSCHAFT<br />
vom Giengener Schulhof in die 2. Bundesliga<br />
Ich finde, in unserem Vereinslied „Geradeaus und ehrlich“<br />
treffen wir die Mentalität der Region schon <strong>ganz</strong> gut: Wir<br />
bruddeln uns von Sieg zu Sieg. Wenn ich mit Menschen zu<br />
tun habe, die zum ersten Mal nach <strong>Heidenheim</strong> kommen<br />
und den Verein kennenlernen wollen, bereite ich sie auf einen<br />
wichtigen Grundsatz der Menschen hier vor. Wir sagen: Net<br />
g‘schimpft isch g‘lobt g‘nug. Die Distanz ist manchmal groß,<br />
wenn du fremd bist. Allerdings werden Fehler hier auch schnell<br />
vergessen. Ich darf es mir ja erlauben, ein bisschen zu urteilen,<br />
weil ich in <strong>Heidenheim</strong> geboren wurde und ein Kind der Region<br />
bin. Die Menschen zu begeistern, das wussten wir schon bald,<br />
wird länger dauern als bei anderen Vereinen, und wir sind noch<br />
lange nicht am Ende der Fahnenstange. Man muss viel investieren,<br />
um die Menschen zu begeistern. Aber wenn man sie hat,<br />
dann sind sie auch sehr treu, das ist viel wert. Die Menschen in<br />
der Region sind es gewohnt, hart zu arbeiten – und so wollen wir<br />
auch Fußball spielen.<br />
Ich nehme wahr, dass sich insbesondere<br />
die Stadt <strong>Heidenheim</strong> enorm<br />
verändert hat, mit der Landesgartenschau,<br />
mit dem Congress Centrum.<br />
Wenn ein neuer Spieler zum FCH kommt, dann bereite ich ihn<br />
darauf vor, was ihn hier erwartet. Zuerst muss er sich auf die<br />
klimatischen Bedingungen einstellen: Hier ist es im Winter sehr<br />
kalt, es hat viel Nebel und manchmal auch viel Schnee. Das kann<br />
auch mal zu einer bedrückten Stimmung führen. Dafür ist es<br />
landschaftlich unheimlich schön. Wir haben viele Wälder, viel<br />
Grün, man kann sich zurückziehen und die Natur genießen, ist<br />
aber auch schnell in einer größeren Stadt wie Ulm, Stuttgart oder<br />
München.<br />
Meine Philosophie als Trainer war von Anfang an, nicht nur erfolgreich<br />
zu sein, sondern vor allem für Identifikation zu sorgen.<br />
Es ist unser Ziel, dass Menschen hierherkommen und sagen: Mit<br />
diesem Verein, mit dieser Mannschaft kann man sich identifizieren.<br />
Das ist in der Region ein Stück weit Neuland: Ich bin Giengener,<br />
und in meiner Kindheit war der Fußball in Giengen und<br />
<strong>Heidenheim</strong> auf Augenhöhe. Da war es unmöglich, dass ein Giengener<br />
nach <strong>Heidenheim</strong> fuhr und sich ein Spiel anschaute. Aber<br />
genau das wollte ich erreichen. Mir war klar: Wir werden nicht<br />
erfolgreich sein, wenn wir es nicht schaffen, die Menschen zu<br />
begeistern. Und es gibt jetzt dieses Wir-Gefühl. Da bin ich ein<br />
bisschen stolz, dass wir das geschafft haben.<br />
Laut meinen Eltern habe ich Ball gespielt, bevor ich gehen konnte.<br />
In der Bühlschule gab es in der Pause für mich nur Fußball,<br />
damals mit dem Tennisball. Wir spielten „Stuttgart gegen Bayern“<br />
oder „Deutschland gegen Türkei“. Dann ging es nassgeschwitzt<br />
zurück in den Unterricht. Ich habe in der Südstadt Tag