14.12.2012 Aufrufe

Gewaltprofil des deutschen Fernsehprogramms. Eine Analyse des ...

Gewaltprofil des deutschen Fernsehprogramms. Eine Analyse des ...

Gewaltprofil des deutschen Fernsehprogramms. Eine Analyse des ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

http://www.mediaculture-online.de<br />

Aggressionstrieb eine Rolle spielt. Drastisch formuliert: Früher gab es öffentliche<br />

Hinrichtungen, heute braucht man eben Mediengewalt.<br />

Tatsächlich gibt es bisher keine Belege für solche rein biologisch bedingten<br />

Gewaltinstinkte, die ohne Umwelteinfluß ausbrechen würden. Kürzlich konnten wir in einer<br />

Bestandsaufnahme der genetischen, anthropologischen und psychologischen bis hin zur<br />

soziologischen Forschung zeigen, daß ein entsprechender umweltabhängiger Instinkt<br />

evolutionär nicht sinnvoll wäre und die empirischen Befunde eher für ein komplexes<br />

Wechselspiel aus biologischen Anlagen und Umwelterfahrungen sprechen (Groebel &<br />

Hinde, 4989). Dabei kommt auch Gewaltdarstellungen ein vergleichsweise hoher<br />

$tellenwert zu: Es ist durchaus sinnvoll, auf Gefahrenreize und Bedrohungsiiformationen<br />

zunächst mit Aufmerksamkeit zu reagieren - entwicklungsgeschichtlich, um z.B. Flucht-<br />

oder Verteidigungsmaßnahmen ergreifen zu können.<br />

Die weitergehende „Lust“ am Anschauen von Aggressionen ist aber erst durch<br />

Berücksichtigung anderer Faktoren zu erklären, die in der Kindheit erworben wurden oder<br />

situational bedingt sind. Zugleich korrespondieren diese Faktoren direkt mit dem<br />

jeweiligen Wirkungsmodus. Zu nennen und dieser Differenzierung auch von der<br />

Forschung bestätigt sind hier:<br />

– Sozialisationserfahrungen und rituelle Gewohnheiten<br />

– Orientierungs- und Informationsinteresse<br />

– situationale Anregungssuche<br />

– Persönlichkeitseigenschaften/Risikosuche.<br />

Zu den Sozialisationserfahrungen: Im Schnitt schätzen Jungen im Vergleich zu Mädchen<br />

Mediengewalt mehr. Dies entspricht ihrer früh sozialisierten Rollendefinition, ohne daß<br />

dabei biologische Faktoren auszuschließen wären, und äußert sich beim konkreten<br />

Nutzungsverhalten in einer Art Mannbarkeitsritus, Aushaltenkönnen von Horrorszenen,<br />

Identifikation mit den Helden (während sich Mädchen häufiger mit den Opfern<br />

identifizieren), verbalem und motorischem „Mitgehen“. Allerdings ist hier in den letzten<br />

Jahren eine Zunahme der Gewaltpräferenz auch bei Mädchen festzustellen - Indikator für<br />

eine Rollenannäherung? Zunächst aber helfen aggressive Programme mit, vor allem die<br />

männliche Rolle zu bestätigen.<br />

10

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!