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Gewaltprofil des deutschen Fernsehprogramms. Eine Analyse des ...

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Danach ist Gewalt in vielen Fällen Selbstzweck, bzw. wird sie nur sehr fragmentarisch,<br />

diffus, jedenfalls nicht erkennbar begründet.<br />

Unter den tatsächlich ersichtlichen Motiven gibt es dann fast eine Gleichverteilung.<br />

Politisch-ideologische Gründe und Sanktion stehen gleich auf, Verteidigung und<br />

psychologische Motive sowie materielle Gründe folgen; schließlich wird Gewalt auch aus<br />

Gehorsam ausgeübt, aus Ärger oder Frustration und um sich zu rächen. Faßt man diese<br />

unterschiedlichen Motive wieder zusammen, so ist Aggression bei den erkennbaren<br />

Motiven besonders häufig instrumentell, d.h. sie wird zur Erreichung eines Ziels<br />

eingesetzt oder ist Reaktion auf das Verhalten anderer. Etliche Fälle beziehen sich aber<br />

auch auf Aggression ohne äußeren Anlaß, also z.B. Lust an der Gewalt oder Ablassen<br />

von Wut (siehe Tabelle 30: „psychologisch“; „Ärger“).<br />

Sofern also überhaupt begründet, erscheint Aggression besonders häufig als Möglichkeit,<br />

bestimmtre Ziele zu erreichen oder Konflikte zu lösen.<br />

Auch der gefühlsmäßige Kontext spielt bei der Präsentation von Gewalt und ihren<br />

möglichen Wirkungen eine wichtige Rolle. In fast zwei Drittel der Fälle war wiederum<br />

unmittelbar keine Emotion bei den Aggressoren festzustellen. Kaltblütige Aktionen sind<br />

natürlich auch keine Emotionen, wurden aber, sofern besonders auffallend, in diesem<br />

Zusammenhang erfaßt. Auf solche „nicht-emotionalen“ Begleitumstände entfielen mehr<br />

als 25%, d.h. der Angreifer zeigte sich besonders kalt und überlegen. Mit Wut verbundene<br />

Angriffe folgten, rund 20%. Häufig war auch explizit zynisches Verhalten, bei dem der<br />

Aggressor z.B. noch das Opfer lächerlich machte oder verhöhnte (umgesetzt in absolute<br />

Zahlen kam dies rund 180 mal vor). Aggression aus Angst, wie sie z.B. bei Notwehr zu<br />

vermuten ist, war demgegenüber deutlich seltener zu sehen (rund 6%).<br />

In den Fällen, in denen überhaupt gefühlsrelevante Eigenschaften beim Ausüben von<br />

Gewalt sichtbar werden, handelt es sich überwiegend um kalte oder zynische Angriffe, mit<br />

einem gewissen Abstand gefolgt von extremeren Gefühlsformen wie Wut oder Angst.<br />

Insgesamt wird Aggression seltener von extremen Gefühlen begleitet (Tabelle 31),<br />

erscheint vermutlich auch dem Zuschauer eher als „cool“.<br />

In der Theorie <strong>des</strong> Modell-Lernens ist eine wichtige Bedingung für das Erlernen von<br />

Aggression, inwieweit sie sichtlich belohnt oder bestraft wird. Entsprechend wurde auch in<br />

dieser <strong>Analyse</strong> erfaßt, welche Reaktionen, welche Konsequenzen auf die Aggressionen<br />

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