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BIBER 11_17 ansicht

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Österreichische Post AG; MZ 09Z038106 M; Biber Verlagsgesellschaft mbH, Museumsplatz 1, E 1.4, 1070 Wien<br />

www.dasbiber.at<br />

MIT SCHARF<br />

NEWCOMER<br />

SCHOOL<br />

EDITION<br />

WINTER 20<strong>17</strong>/18<br />

DIE LETZTEN<br />

ÖSTERREICHER<br />

AFGHANINNEN<br />

ÜBER TABUS<br />

ZU DICK FÜR<br />

DIE LIEBE<br />

+<br />

RAF<br />

CAMORA<br />

GEWINNE<br />

T<br />

I C K E T S<br />

BETEN &<br />

SAUFEN<br />

ZWISCHEN GLAUBE UND VERSUCHUNG


Heute schon<br />

in die Zukunft<br />

geblickt?<br />

Technologische Spitzenleistungen begleiten die gesamte Wertschöpfungskette der OMV. Ob im TECH<br />

Center & LAB in Gänserndorf oder bei Bereitstellung der Rohstoffe für die Entwicklung innovativer<br />

Kunststoffe. So liefern wir täglich, was in der Medizin, der Landwirtschaft, oder auch im Auto- und<br />

Flugzeugbau benötigt wird. Dieses Wissen ist mitverantwortlich, damit Ihnen in Zukunft keine Grenzen<br />

gesetzt sind. Mehr OMV erleben auf: www.omv.com<br />

Die Energie für ein besseres Leben.


3<br />

minuten<br />

mit<br />

Rayouf<br />

Alhumedhi<br />

Rayouf Alhumedhi ist die<br />

Schöpferin des „Kopftuch-<br />

Emojis“. Dafür wurde die<br />

16-Jährige vom TIME-Magazin<br />

unter die 30 einflussreichsten<br />

Teenager der Welt gewählt. Aber<br />

was sagt die Wiener Schülerin<br />

dazu, wenn Frauen gezwungen<br />

werden ein Kopftuch zu tragen?<br />

Interview: Salme Taha Ali Mohamed<br />

Foto: Sophie Kirchner<br />

www.instagram.com/mudi_mahmoud<br />

<strong>BIBER</strong>: Was sagst du zu Leuten, die dein Emoji als<br />

Islamisierung bezeichnen?<br />

RAYOUF: Ich wusste gar nicht, dass ein Emoji so<br />

was Weltbewegendes machen könnte. Wie soll<br />

das bitte gehen? Das ist ja irrsinnig. Es leben viele<br />

Muslime in Österreich. Was für einen Sinn hat es<br />

also, eine größere Kluft zwischen uns zu schaffen,<br />

anstatt die Vielfalt in unserer Gesellschaft zu<br />

feiern?<br />

Was hältst du davon, dass viele Frauen auch zum<br />

Kopftuchtragen gezwungen werden?<br />

Dass das Unterdrückung von Frauen ist, kann man<br />

nicht leugnen. Aber ebenso ist es Unterdrückung<br />

Frauen zu zwingen, es nicht zu tragen.<br />

Du hast in Saudi-Arabien, Deutschland und Österreich<br />

gelebt. Als was identifizierst du dich?<br />

Nach meinem Reisepass bin ich zwar Saudi, aber<br />

ich habe sehr lange in deutschsprachigen Ländern<br />

gelebt, wo ich internationale Schulen besucht<br />

habe. Ich würde sagen, ich bin eine Saudi, die in<br />

einer internationalen Gemeinschaft in Wien lebt.<br />

Dein Vater ist Diplomat. Was hält er von deinem<br />

Emoji?<br />

Er ist sehr stolz auf mich. Als die Medien letztes<br />

Jahr das erste Mal über mich berichtet haben,<br />

lebten wir noch in Berlin. Eines Tages hat er mein<br />

Gesicht auf der Titelseite einer Zeitung gesehen,<br />

und er hat sich so gefreut, dass er gerufen hat:<br />

„Das ist meine Tochter!“<br />

Wieso hast du mit 13 angefangen, ein Kopftuch zu<br />

tragen?<br />

Das Kopftuch gibt mir das Gefühl, näher zu Gott zu<br />

sein. Das bedeutet aber nicht, dass jemand ohne<br />

Kopftuch nicht ebenso eine enge Verbindung zu<br />

Gott haben kann. Es ist auch Ausdruck meiner<br />

Identität: Ich bin stolz darauf Muslima zu sein, und<br />

dass es das Erste ist, das Menschen über mich<br />

wissen.<br />

Du kickboxst?<br />

Ja! Es gefällt mir zu wissen, dass ich mich in einer<br />

brenzligen Situation verteidigen kann.<br />

Dein Rat an muslimische Frauen?<br />

Gebt nicht auf! Seht die Grenzen, die man euch<br />

setzt, als Antrieb, um die Welt zum Guten zu<br />

verändern.<br />

Alter: 16<br />

Geburtsort: Saudi Arabien<br />

Besonderes: Sie hat Apple davon überzeugt, ein „Kopftuch-Emoji“<br />

einzuführen, besucht die Vienna International School, und will<br />

muslimische Mädchen in der Zukunft dazu ermutigen, mehr in der<br />

Computerbranche Fuß zu fassen.<br />

/ 3 MINUTEN / 3


LAST JOHANNA STANDING<br />

In Wien gibt es immer mehr Klassen, die ohne „echte“<br />

Österreicher auskommen müssen. Ist das ein Problem?<br />

Lehrer, Schüler und Eltern berichten.<br />

16<br />

5 3 MINUTEN MIT<br />

RAYOUF ALHUMEDHI<br />

8 WAS UNS BEWEGT<br />

Über Raf Camora, Selena Gomez und ihre<br />

128.000.000 Follower und den neuen Trend des<br />

„Tindstagramming“<br />

12 IVANAS WELT<br />

Ivanas Verwandte in Serbien sind Profis,<br />

wenn es ums Sterben geht.<br />

POLITIKA<br />

16 DIE LETZTEN ÖSTERREICHER<br />

In vielen Wiener Schulen gibt es kaum noch<br />

autochtone ÖsterreicherInnen – Lehrer, Schüler<br />

und Eltern berichten<br />

22 MEIN BESTER RAT<br />

Der ehemalige NÖ-Landes hauptmann Erwin<br />

Pröll (ÖVP) braucht kein Coaching und nur<br />

zehn Minuten Schlaf<br />

24 SCHÜLERBLOGS:<br />

Melissa ärgert sich, dass sie als Mädchen<br />

schlechter behandelt wird und Rinesa will sich<br />

nicht mehr für ihre Periode schämen müssen.<br />

IN<br />

RAMBAZAMBA<br />

28 „ÜBER SO WAS DARFST DU<br />

NICHT SPRECHEN!“<br />

Drei afghanische Mädchen über ihre sexuelle<br />

Erziehung, ihre Körper und den Druck in der<br />

Community.<br />

34 SCHÜLERBLOGS<br />

Süheda fühlt sich von Lehrern missverstanden<br />

und Mahrab gibt uns Geographieunterricht:<br />

„Pakistan, nicht Persien und nicht Indien!“<br />

50 VON ABDELAZIZ ZU<br />

DIMMEL UND ZURÜCK<br />

Die Autorin wünscht sich sehnsüchtig den<br />

Namen ihres Vaters zurück.<br />

56 WALL OF FAME<br />

Die Liste aller SchülerInnen, die bis jetzt an<br />

unserem NEWCOMER gearbeitet haben.<br />

PRÖLLS BESTER RAT<br />

Erwin Pröll sieht sein Führungstalent<br />

großteils als an geboren und versichert<br />

unserem Chefredakteur Simon Kravagna,<br />

er würde niemals Wutausbrüche haben.<br />

22<br />

4 / MIT SCHARF /


KARRIERE<br />

58 KARRIERE & KOHLE<br />

Andrea gibt Networking-Tipps, rät zum Power-<br />

Napping und hat drei Tipps, um Zeit zu sparen.<br />

60 GEWINNER STATT<br />

BEGINNER<br />

Drei ehemalige Lehrlinge über gerissene Hosen,<br />

benzinzapfende Mitarbeiter und autoritäre Chefs.<br />

HALT WINTER<br />

20<strong>17</strong>/18<br />

70<br />

28<br />

BETEN & SAUFEN<br />

Sex, drugs & Hip Hop: Wenn keiner hinschaut,<br />

dann greifen manche jungen Muslime zu<br />

Alkohol und Joints.<br />

TABUS<br />

BRECHEN<br />

Junge Afghaninnen<br />

über Sex,<br />

arrangierte Ehen<br />

und die Angst<br />

vor der eigenen<br />

Community<br />

Marko Mestrović, Alexandra Stanić, Zoe Opratko. Cover: Zoe Opratko<br />

TECHNIK<br />

66 ULTRASCHALL<br />

Adam ist kabellos glücklich, zockt nonstop „Need<br />

for Speed – Payback“ und hört Musik bei minus<br />

20 Grad<br />

LIFE & STYLE<br />

68 DEUTSCHRAP<br />

Aleks wünscht sich mehr Frauen in der Musik und<br />

fängt gleich mit DJane „Alecid“ an.<br />

69 QUINOA STATT KEBAB<br />

Artur über die neue Nährstoffbombe Moringa,<br />

gesunde Baumstämme und schnelle Pensionisten.<br />

70 DIE HARAM-SÜNDER<br />

Gerade jene Muslime, die sich als fromm und<br />

gläubig darstellen, treiben es oft am buntesten.<br />

76 ZU FETT FÜR DIE LIEBE<br />

Salme musste Ernährungstipps aus dem Umfeld<br />

ihrer Familie annehmen, ohne danach gefragt zu<br />

haben. Ein Kommentar.<br />

78 SCHÜLERBLOGS<br />

Filip ortet eine Jugend ohne Gott, Jasmin schreibt<br />

über ihre taubstumme Familie und Antonia ist<br />

verärgert, dass „Feminismus“ zum Schimpfwort<br />

mutiert.<br />

KULTUR<br />

80 KULTUR MIT SCHARF:<br />

Kinospezial:“Teheran Tabu“, Interview mit<br />

Regisseurin Sou Abadi und „This Human World“<br />

82 TODOR<br />

Weil er ausländisch klingt, muss Todor im<br />

Krampuskostüm durch Wien laufen.<br />

/ MIT SCHARF / 5


Liebe Leser und Leserinnen, das geht<br />

an alle engagierten Lehrer und Lehrerinnen unter euch:<br />

Es ist 14:30 und ich habe seit sechs Stunden nichts mehr gegessen, nicht aufs<br />

Handy geschaut und war nicht auf der Toilette. Dabei müsste ich dringend<br />

eine Pipi-Pause einlegen. Aber jedes Mal, wenn ich mich auf den Weg zum<br />

WC mache, werde ich aufgehalten. Als ich dann gegen 15h zurück in der<br />

Redaktion bin, fragen meine KollegInnen ob alles ok ist: „Du siehst so müde<br />

aus?“ Ich nicke nur, ich möchte nicht reden. Ich möchte nur die Stille genießen,<br />

nach sechs Stunden durchgehender Geräuschkulisse. Doch ich brauche<br />

eine Stunde bis ich runterkommen kann. In der Zwischenzeit bereite ich<br />

den morgigen Schultag vor. Es ist 18h, mein Magen knurrt, ich habe seit dem<br />

Frühstück noch immer nichts gegessen.<br />

Wenn all das nach einer Woche vorbei ist und ich in den normalen<br />

40-Stunden Redaktionsalltag zurückkehre, merke ich erst, wie anders der<br />

JournalistInnen-Job ist. Ich kann mir einen Kaffee holen, wann ich will, ich<br />

kann jederzeit aufs WC gehen und nicht einmal auf den turbulentesten<br />

Pressekonferenzen reden 25 Leute lautstark durcheinander. Ich muss<br />

niemanden durchgehend entertainen, ich muss nicht 50 Minuten am Stück<br />

jede einzelne Sekunde präsent sein, ich kann auch mal aufs Handy schauen,<br />

meinen Blick aus dem Fenster schweifen lassen.<br />

Deshalb verneige ich mich vor den engagierten LehrerInnen dieses Landes.<br />

Ihr seid SuperheldInnen, ihr leistet Großartiges ohne dafür Anerkennung<br />

von Außen zu erhalten. Nicht nur, weil ihr sechs Stunden lang grundlegende<br />

menschliche Bedürfnisse unterdrücken könnt, sondern weil ihr Vorbilder seid,<br />

weil ihr zuhört, weil ihr vielen Kindern und Jugendlichen gebt, was sie zuhause<br />

nicht bekommen können: Bildung, Interesse, Sicherheit.<br />

Seit fast drei Jahren leite ich nun schon das biber Schulprojekt. Ich bin<br />

nur eine Woche pro Monat an einer Schulklasse und trotzdem habe ich<br />

schon Jugendliche mit Schicksalen kennengelernt, die mich bis heute nicht<br />

loslassen: Jugendliche, die vergewaltigt wurden, Jugendliche, die Krieg erlebt<br />

haben, Jugendliche, die schwerkrank waren, Jugendliche, die Gewalt erfahren,<br />

Jugendliche, die ihre Eltern verloren haben, Jugendliche, die verwahrlost sind,<br />

Jugendliche, die den Glauben an sich und die Gesellschaft verloren haben.<br />

Ihr habt euch um sie gekümmert, diese Jugendlichen gehen trotz allem zur<br />

Schule und der Grund seid ihr, das haben sie mir selbst gesagt: „Die Stimme<br />

von Herr Huber beruhigt mich immer so“, „Frau Mayer steckt mich mit ihrer<br />

guten Laune und Motivation an“, „Frau Lukic hört mir immer zu, auch in den<br />

Pausen.“ Auch wenn ihr deshalb manchmal keine Zeit habt, aufs Klo zu gehen,<br />

ihr lasst es euch nicht anmerken, ihr seid ja schließlich SuperheldInnen.<br />

IMPRESSUM<br />

MEDIENINHABER:<br />

Biber Verlagsgesellschaft mbH, Quartier 21,<br />

Musuemsplatz 1, E-1.4, 1070 Wien<br />

HERAUSGEBER & CHEFREDAKTEUR:<br />

Simon Kravagna<br />

STV. CHEFREDAKTEUR/IN:<br />

Amar Rajković<br />

Delna Antia (karenziert)<br />

CHEFIN VOM DIENST:<br />

Melisa Erkurt<br />

Alexandra Stanić<br />

Jelena Pantic (karenziert)<br />

CHEFREPORTERIN:<br />

Melisa Erkurt<br />

AKADEMIELEITUNG:<br />

Alexandra Stanić<br />

FOTOCHEF:<br />

Marko Mestrović<br />

KOLUMNIST/IN:<br />

Ivana Cucujkić, Todor Ovtcharov<br />

REDAKTION & FOTOGRAFIE:<br />

Bilal Albeirouti, Adam Bezeczky,<br />

Alex Dietrich, Emir Dizdarević,<br />

Susanne Einzenberger, Nada El-Azar,<br />

Martina Gregorova, Andrea Grman,<br />

Mamo Issa, Nour Khelifi, Sophie<br />

Kirchner, Christoph Liebentritt,<br />

Zoe Opratko, Julia Peternell, Adis<br />

Serifović, Salme Taha Ali Mohamed,<br />

Aleksandra Tulej, Artur Zolkiewicz<br />

ART DIRECTOR: Dieter Auracher<br />

LEKTORAT: Christina Gaal<br />

CORPORATE SOCIAL INNOVATION:<br />

Andrea Grman<br />

BUSINESS DEVELOPMENT:<br />

Andreas Wiesmüller<br />

GESCHÄFTSFÜHRUNG:<br />

Simon Kravagna<br />

Wilfried Wiesinger<br />

REDAKTIONSHUND:<br />

Tito<br />

KONTAKT: biber Verlagsgesellschaft mbH<br />

Quartier 21, Museumsplatz 1,<br />

E-1.4, 1070 Wien<br />

Tel: +43/1/ 9577528<br />

redaktion@dasbiber.at<br />

marketing@dasbiber.at<br />

abo@dasbiber.at<br />

WEBSITE: www.dasbiber.at<br />

ÖAK GEPRÜFT 1. HJ 20<strong>17</strong>:<br />

Druckauflage 85.000 Stück<br />

verbreitete Auflage 80.601 Stück<br />

DRUCK: Druckerei Berger<br />

Danke für eure Arbeit,<br />

Melisa Erkurt (Newcomer-Leiterin)<br />

6 / MIT SCHARF /


AS UNS BEW<br />

Von Aleksandra Tulej<br />

CHANTALS<br />

KLASSIKER<br />

„HALLO,<br />

I BIMS!“<br />

„Hallo, i bims!“ ist das Jugendwort<br />

des Jahres. Zur Auswahl standen<br />

übrigens folgende Kandidaten:<br />

Mit dem Kinostart vom „Final Fack“ hat die<br />

Fack-Ju-Göhte-Trilogie vor ein paar Wochen ihr<br />

Ende genommen. Produzenten und Schauspieler<br />

bestätigten allesamt, dass der dritte auch der letzte<br />

Teil bleiben wird. Wenn euch aber die Sehnsucht<br />

nach Herrn Müller, Danger und Chantal einholt,<br />

müsst ihr nicht leise heulen. Ihr braucht nur auf<br />

Youtube zu gehen und euch „Chantals Klassiker“<br />

ansehen. In diesem Format kommentiert Jella<br />

Haase aka Chantal bekannte Klassiker aus der<br />

Literatur, wie „Romeo und Julia“, „Die Leiden<br />

des Jungen Werther“, oder „der Besuch der alten<br />

Dame“ – auf ihre eigene Art und Weise. Voll süß,<br />

schwör!<br />

ABL<br />

Allerbestes Leben<br />

Cipster<br />

Klischee-Hipster<br />

Disapointinger<br />

jemand, der einen schwer<br />

enttäuscht<br />

Hallo, i bims!<br />

Hallo, ich bin es!<br />

Instagrammen<br />

Instagram nutzen<br />

Lauch<br />

große, dünne Person<br />

Lit<br />

„super“, „schön“ aber<br />

auch „betrunken“<br />

Snitch<br />

Verräter<br />

Vong<br />

von<br />

Ehrlich: Redet überhaupt jemand<br />

von euch so? Oder ist unsere<br />

Redaktion disapointinger vong Alter<br />

her?<br />

Nadim Ahadi, Constantin Film, RAF Camora, pexels.com<br />

8 / MIT SCHARF /


EGT<br />

GEWINNSPIEL:<br />

Take a seat!<br />

#U27<br />

#musikbegeistert<br />

#spontan<br />

Restkarten<br />

€ 12,–<br />

konzerthaus.at/u27<br />

WILLST DU<br />

KARTEN FÜR<br />

RAF CAMORA?<br />

Von West-Wien nach Ost-Wien (ins<br />

Gasometer). Ihr kennt „Palmen aus<br />

Plastik“ in und auswendig? Dann haben<br />

wir geile news für euch: RAF Camora<br />

und Bonez MC kommen zu Jahresende<br />

nach Wien und ihr habt die Chance,<br />

gemeinsam mit ihnen abzugehen! Biber<br />

verlost 2x2 Karten für das RAF Camora<br />

feat. Bonez MC Konzert am 23. 12.<br />

20<strong>17</strong> im Gasometer in Wien. Ihr wollt<br />

die Karten gewinnen? Dann schreibt<br />

uns in einem kurzen Reim, warum wir<br />

gerade euch die Tickets geben sollen.<br />

Je kreativer, desto mehr Mörder! –<br />

Einsendungen bitte an<br />

gewinnspiel@dasbiber.at.<br />

schultz+schultz · Foto: Lukas Beck


AS UNS BEWEGT<br />

7<br />

MINUTEN<br />

ZEIT,<br />

UM PEINLICHE<br />

NACHRICHTEN<br />

ZU LÖSCHEN<br />

Darauf haben wir alle schon lange<br />

gewartet: Du hast eine Whatsapp-<br />

Nachricht verschickt, bereust es<br />

aber sofort, nachdem du „Senden“<br />

gedrückt hast, und willst doch nicht,<br />

dass der andere den Text liest? Seit<br />

dem neuesten Whatsapp Update<br />

gibt es eine Lösung: Innerhalb eines<br />

Zeitfensters von 7 Minuten kannst<br />

du die Nachricht löschen – wenn der<br />

andere sie noch nicht gesehen hat,<br />

wird er auch nie erfahren, was drin<br />

stand. Dafür musst du bei „Nachricht<br />

löschen“ einfach auf die neue Option<br />

„Für alle löschen“ drücken – der<br />

andere bekommt allerdings eine<br />

Mitteilung, dass die Message gelöscht<br />

wurde.<br />

TINDSTAGRAMMING – COOL ODER CREEPY?<br />

Mit<br />

128.000.000<br />

Followern ist Selena Gomez<br />

die Person mit der größten<br />

Reichweite auf Instagram.<br />

28.000.000<br />

Mal wurde Britney Spears<br />

erste Single „…Baby One<br />

More Time“ im Jahr 1999<br />

verkauft.<br />

Der Youtuber ApoRed bekam<br />

7 Monate<br />

auf Bewährung wegen seines<br />

Terroranschlag-Pranks.<br />

Caro Daur ist mit<br />

1.200.000<br />

Instagram -Followern eine der<br />

erfolgreichsten deutschen<br />

Influencer<br />

Ghosting, Benching, Stashing und<br />

so weiter sind ja keine Fremdwörter<br />

mehr in der modernen Dating-Welt.<br />

Doch jetzt scheint sich ein neuer Trend<br />

breitzumachen: Tindstagramming. Ja,<br />

ihr habt richtig gelesen – Hinter diesem<br />

Begriff, der sich aus „Tinder“ und „Instagram“<br />

zusammensetzt, verbirgt sich<br />

folgendes: Da heutzutage alle möglichen<br />

Social-Media-Profile miteinander<br />

verbunden sind, ist es nicht schwer,<br />

schnell Informationen über eine Person<br />

herauszufinden. Wenn man also mit<br />

jemandem auf Tinder keinen Match<br />

hat, diejenige oder denjenigen dann<br />

aber auf Instagram anschreibt, wird<br />

das „Tindstagramming“ genannt. Cool<br />

oder Creepy?<br />

2012<br />

gründete Bibi Heinicke aka<br />

BibisBeautyPalace ihren<br />

Youtube Channel.<br />

10 / MIT SCHARF /


KEINE<br />

HALBEN<br />

SACHEN!<br />

GANZTAGSSCHULE<br />

ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG<br />

Wie schön wär’s, wenn Ihr Kind von der Schule heimkommt und Sie die Zeit gemeinsam<br />

voll und ganz genießen könnten? Wenn alles schon ganz erledigt wäre: Hausübungen,<br />

Lernen, Spiel und Spaß mit FreundInnen – rundum bestens pädagogisch betreut.<br />

Das geht ganz einfach: Ganztagsschule. keine-halben-sachen.at


In Ivanas WELT berichtet die biber-Redakteurin<br />

Ivana Cucujkić über ihr daily life.<br />

IVANAS WELT<br />

Foto: Igor Minić<br />

KOMM, LAUTER TOD<br />

Wir Jugos sind wahre Sporttalente. In einer Disziplin<br />

sind wir besonders herausragend: Im Drama<br />

schieben. Der Mensch braucht Luft zum Atmen,<br />

der Jugo das Drama zum Leben. Und zum Sterben.<br />

Ist der Tod in seiner Natur eh dramatisch genug, haut<br />

der Jugo noch einen drauf. Ein bisschen noch mehr<br />

Leid und Tamtam geht immer. Und Tamtam gibt’s<br />

auf einer Jugo-Beerdigung, so lange der Weihrauch<br />

reicht.<br />

Bevor mein Opa starb, kannte ich Beerdigungen nur<br />

aus Filmen und Erzählungen von österreichischen<br />

Schulkollegen: Alle so in elegantem Schwarz, Zweiteiler,<br />

Perlenkette, Anzug und Krawatte. Leises, würdevolles<br />

Trauern, gedämpfte aber stilvolle Stimmung.<br />

Als mein Opa starb, konnte der Kontrast zu dieser<br />

Vorstellung nicht größer sein. Wir machten uns damals<br />

sofort auf den Weg nach Serbien, als es hieß,<br />

Opa macht es nicht mehr lange, er verlange nach<br />

uns. Lädiert von der zehnstündigen Autofahrt, kamen<br />

wir noch rechtzeitig an. Opa steckte da bereits (noch<br />

lebend!) in seinem Sarg-Outfit.<br />

KERZEN, EIMER, BÖSE GEISTER<br />

Das Wohnzimmer meiner Großeltern war mittlerweile<br />

voll mit Dorfmenschen. Kaum hatte mein Opa seinen<br />

letzten Atemzug genommen, krächzte eine Stimme<br />

aus den hinteren Reihen in den überwältigenden Moment<br />

von Trauer und Schmerz. „Die Kerzeeee! Zündet<br />

die Kerze an!“ Der Tote darf ja nicht ohne Kerze<br />

das Zeitliche segnen.<br />

Die im Dorf sind alle Sterbeprofis. Außer uns Angereisten<br />

wusste jeder, was er zu tun hatte. Da war meine<br />

Oma, die zwei Jobs hatte: meinen Opa entsetzlich<br />

in Klageliedern zu betrauern – das war total freestyle<br />

und ging ca. so. „Oh, mein Liebster, wer wird<br />

mir morgen denn bei der Ernte helfen...oh oh oooohhhhh,<br />

Gott, lass mich mit ihm gehen“, - und die<br />

anwesenden Omas zu instruieren.<br />

Deren Aufgabe ist es, den Toten über Nacht zu bewachen,<br />

bei gekochtem Schnaps makabre Witze zu<br />

reißen, „Geh’ Duško, komm, lieg nicht so da, sei nicht<br />

unhöflich!“ und andere herumzukommandieren. Weg<br />

mit Spiegeln und Familienfotos! Wegen der bösen<br />

Geister. Einen Eimer Wasser unter den Sarg stellen!<br />

Böse Geister! Wir sollten uns hinter den Sarg, mein<br />

Opa lag da schon drin, stellen und irgendwas leise<br />

drei Mal aufsagen. Auch irgendwas mit Geistern.<br />

SAG ZUM ABSCHIED LAUT AJDE CAO!<br />

Am nächsten Morgen gesellte sich die halbe Dorfgemeinschaft<br />

zu den Omas aus der Nachtschicht, klagte,<br />

witzelte, trank Schnaps. Als der Traktor mit dem<br />

offenen Sarg in Schrittgeschwindigkeit losrollte, gab<br />

die weibliche Trauergesellschaft auf Kommando ihr<br />

Klagelied-Repertoire zum Besten. – In Serbien kann<br />

man sogar professionelle Klagesängerinnen buchen.<br />

Die melancholischen Töne der Beerdigungsband verbreiteten<br />

allgemeine Todessehnsucht. Mein Bemühen,<br />

meinem Opa würdevoll, im kleinen Schwarzen<br />

und gefasster Haltung, die letzte Ehre zu erweisen,<br />

war völlig deplatziert. Die dortige Traueretiquette verlangte,<br />

möglichst elend und gequält dreinzuschauen<br />

und lautstark Trauerdrama zu schieben. Der Jugo zelebriert<br />

das Drama, wie kein anderer. Im Leben, wie<br />

in der Liebe. Da kann der Abschied auch kein leiser<br />

sein. ●<br />

cucujkic@dasbiber.at<br />

12 / MIT SCHARF /


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POLITIKA<br />

Wenn nur noch wir übrig sind.<br />

Foto: Alex Dietrich


DIE LETZTEN<br />

URÖSTERREICHER<br />

In vielen Wiener Brennpunktschulen gibt es kaum<br />

noch SchülerInnen ohne Migrationshintergrund. Wie<br />

sieht es in den Klassenzimmern, in denen „echte“<br />

Österreicher in der Minderheit sind, wirklich aus?<br />

Von Melisa Erkurt, Fotos: Marko Mestrović, Christoph Liebentritt<br />

16 / POLITIKA /


Paula * überlegt lange,<br />

wie sie das jetzt am<br />

besten formulieren<br />

soll, sie will bloß nicht<br />

ausländerfeindlich rüberkommen.<br />

Sie, die Künstlerin, die ihre Kinder<br />

bewusst an Schulen mit MigrantInnen<br />

geschickt hat. Aber sie muss<br />

es jetzt einfach loswerden: „Die<br />

Migrantenkinder und ihre Eltern<br />

sind nie zu den gemeinsamen<br />

Festen gekommen, egal wie sehr<br />

wir uns bemüht haben.“ Paula war<br />

Elternvertreterin an der Volksschule<br />

ihrer Tochter im neunten Wiener<br />

Bezirk. Die Schule legt viel Wert auf Interkulturalität, viele<br />

SchülerInnen mit nichtdeutscher Muttersprache besuchen<br />

die Volksschule. Es gibt nicht nur Deutschförderung<br />

und Muttersprachenunterricht, sondern auch Türkisch<br />

und Arabisch sprechende SchulpsychologInnen. Sie hat<br />

sehr viel Mühe in diese Arbeit gesteckt. Damit es nicht an<br />

dem Finanziellen scheitert, übernimmt der Elternverein<br />

die Kosten für die Feste. Paula selbst bietet an, andere<br />

von zuhause abzuholen – trotzdem, die Migranten kommen<br />

nicht. „Ich glaube, manche haben die Sorge, dass<br />

Alkohol getrunken wird oder sie fühlen sich unwohl, weil<br />

ihr Deutsch nicht perfekt ist“, sagt Paula. „Die Kinder tun<br />

mir leid, sie sind nie auf den Festen oder Geburtstagsfeiern<br />

dabei.“ Am Anfang hat Paulas Tochter noch ihre<br />

türkischen Klassenkolleginnen zu ihren Geburtstagsfeiern<br />

eingeladen, mittlerweile hat sie aufgegeben. „Die kommen<br />

ja eh nicht“, hat sie zu Paula gesagt.<br />

Auch an der NMS, die Paulas Sohn besucht hat,<br />

zeichnet sich ein ähnliches Szenario ab. Sogar der<br />

Unterricht leidet darunter. „Die Migrantenkinder machen<br />

keine Hausübungen, sprechen schlechter Deutsch, die<br />

Eltern sind nicht dahinter“, sagt Paula.<br />

Ihr Sohn ist unterfordert, die LehrerInnen<br />

wiederholen nur den Volksschul-Stoff.<br />

Mittlerweile besucht ihr Sohn eine andere<br />

Schule mit weniger MigrantInnen. Die<br />

alten Probleme hat er jetzt nicht mehr.<br />

Dafür dreht sich auf einmal alles um<br />

Markenkleidung und Leistungsdruck.<br />

Auch mit den neuen KlassenkollegInnen<br />

kommt ihr Sohn nicht mehr so gut aus.<br />

„In der Ausländerklasse war mein Sohn<br />

etwas Besonderes, die Kinder haben<br />

„<br />

Mit den österreichischen<br />

Kindern, die an<br />

unserer Schule<br />

bleiben, stimmt<br />

etwas nicht.<br />

“<br />

ihn beneidet, die LehrerInnen<br />

haben ihn hervorgehoben. Jetzt<br />

ist er nur einer von vielen“, erzählt<br />

Paula nachdenklich. Sie hätte sich<br />

gewünscht, wenn es in seiner<br />

alten Schule geklappt hätte, das<br />

wäre die Art von Integration, die<br />

sie sich eigentlich vorstellt. Aber<br />

gleichzeitig glaubt sie, dass seine<br />

neue Schule ihrem Sohn bessere<br />

Zukunftschancen ermöglicht und<br />

das ist ihr in diesem Fall wichtiger.<br />

Sandra * versteht Eltern, die<br />

ihr Kind lieber in eine Schule mit<br />

weniger MigrantInnen geben. Beim<br />

Wohl ihrer Kinder wird die weltoffene Einstellung oft über<br />

Bord geworfen. Sandra selbst würde ihre Kinder niemals<br />

an eine Wiener NMS mit hohem Migrantenanteil schicken.<br />

Dabei unterrichtet sie an genau so einer Schule. Sandra<br />

ist seit 25 Jahren Lehrerin und unterrichtet an einer<br />

sogenannten Brennpunktschule. Der Anteil von SchülerInnen<br />

mit Migrationshintergrund an ihrer Schule beträgt<br />

95 Prozent. Sie hat viele österreichische Kinder kommen<br />

und gehen sehen. „Alle paar Jahre wagen es ein paar<br />

österreichische Akademiker ihre Kinder an unsere Schule<br />

zu geben, die bleiben aber nicht lange“, sagt Sandra.<br />

Jene österreichischen Kinder, die bleiben, haben ein<br />

Defizit. „Mit den österreichischen Kindern, die an unserer<br />

Schule bleiben, stimmt etwas nicht. Sie haben eine<br />

Lernschwäche, kommen aus sozial schwachen Familien<br />

oder haben irgendein anderes Problem“, so die Lehrerin.<br />

In der vierten Klasse, in der Sandra Klassenvorständin ist,<br />

sitzt ein solches Kind. Jaqueline * , die einzige Schülerin<br />

in dieser Klasse ohne Migrationshintergrund. Jaquelines<br />

Mutter arbeitet als Putzfrau, was der Vater macht, weiß<br />

man nicht genau. Das Mädchen fehlt oft, zuhause gibt es<br />

Probleme, das Geld ist knapp.<br />

Jaqueline ist eine aufgeweckte<br />

13-Jährige. Mit ihren blonden Haaren<br />

und den blauen Augen sticht sie in ihrer<br />

Klasse tatsächlich heraus. Was auch<br />

hervorsticht: Sie ist die einzige in der<br />

Klasse, die ohne Akzent spricht. Ihre<br />

KlassenkollegInnen halten Jaqueline für<br />

etwas Besonderes, dabei ist sie weder<br />

Klassenbeste noch trägt sie coolere<br />

Klamotten als die anderen. Das Thema<br />

um ihre Nationalität ist ihr unangenehm.<br />

/ POLITIKA / <strong>17</strong>


Die meiste Zeit über fühlen<br />

sich die ur-österreichischen<br />

SchülerInnen wohl in ihren<br />

Klassen. Nur wenn die anderen<br />

in ihren Muttersprachen reden,<br />

fühlen sie sich ausgeschlossen.<br />

18 / POLITIKA /


Tatsächlich wäre Jaqueline lieber nicht so besonders, es<br />

gibt Situationen, in denen sie gerne einfach nur genauso<br />

wäre wie die anderen. „Es gibt die Türken- und die<br />

Jugo-Gruppe in der Klasse, ich gehöre zu keiner und<br />

fühle mich manchmal ausgeschlossen, wenn sie auf<br />

ihren Muttersprachen reden“, sagt sie. Letztes Jahr ging<br />

noch ein Mädchen ohne Migrationshintergrund in ihre<br />

Klasse, Nicole * . Jaqueline und sie waren beste Freundinnen.<br />

Doch Nicole hat die Schule gewechselt, „ihre<br />

Eltern wollten nicht, dass sie in die Ausländerschule<br />

geht“, sagt Jaqueline. Nicole hat sich nicht so gut mit<br />

den anderen verstanden. Sie ist immer „Artikelkönigin“<br />

(Anm.d.Red: Spiel, bei dem SchülerInnen die richtigen<br />

Artikel erraten) geworden und hat offen gezeigt, dass<br />

sie etwas Besseres ist“, erzählt Jaqueline. Jaquelines<br />

beste Freundin Mehtap * nickt: „Natürlich ist sie besser,<br />

sie ist Österreicherin“, sagt die in<br />

Österreich geborene türkischstämmige<br />

Schülerin ernst.<br />

„DU BIST EH<br />

NICHT SO.“<br />

Wenn man sich die SchülerInnen<br />

ohne Migrationshintergrund an<br />

den „Problemschulen“ ansieht,<br />

fällt auf, dass es zwei Arten von<br />

diesen SchülerInnen gibt: Die<br />

Mehrheit sind sozial schwache<br />

Kinder wie Jaqueline, die aus<br />

einem bildungsfernen Elternhaus<br />

kommen. Doch dann gibt es auch<br />

noch einige wenige Kinder von<br />

Kreativen, Sozialarbeitern und<br />

Intellektuellen wie Paula, die ihre<br />

Kinder bewusst in „Ausländerschulen“<br />

geben. Lisa und Laura<br />

sind solche Kinder. Die zwei Mädchen<br />

sind die einzigen ÖsterreicherInnen<br />

in ihrer Klasse im 15.<br />

Wiener Bezirk. „Mein Nachname<br />

klingt Tschechisch, deshalb glauben manche, ich hätte<br />

Migrationshintergrund“, sagt die Schülerin, die in einer<br />

weltoffenen Akademikerfamilie aufgewachsen ist, stolz.<br />

Davor ist Lisa in ein Gymnasium gegangen, das hauptsächlich<br />

von Ur-Österreichern besucht wurde: „Die Klassenkollegen<br />

waren teilweise sehr rassistisch, ich habe<br />

ständig mit denen diskutiert.“ Unter anderem auch aus<br />

diesem Grund wechselt Lisa die Schule, an eine Schule<br />

mit sehr hohem Migrantenanteil. „Die Schule hat nur<br />

deshalb einen schlechten Ruf, weil viele Migranten hier<br />

sind. Dabei ist die Schule pädagogisch sehr gut und das<br />

Schulklima ist toll“, sagen Lisas Eltern. Trotzdem gibt<br />

es Momente, in denen sich Lisa anders als die anderen<br />

fühlt: „Natürlich mache ich mir manchmal Gedanken, ob<br />

ich dazugehöre, vor allem die türkischen SchülerInnen<br />

reden oft in ihrer Muttersprache und bleiben unter<br />

sich, da fühle ich mich manchmal ausgeschlossen.“ In<br />

diesen Situationen wünscht sich Lisa manchmal, sie<br />

hätte Migrationshintergrund. Doch für sie überwiegen<br />

trotzdem die Vorteile ihrer Multikulti-Klasse. Wenn sie<br />

bei Klassenkolleginnen zuhause ist, gibt es immer außergewöhnliches<br />

Essen, das sie sonst nicht kennengelernt<br />

hätte und ihre besten Freundinnen hat sie erst in dieser<br />

Multikulti-Klasse gefunden. „Ich kann zwischen verschiedenen<br />

Welten switchen, das ist toll“, sagt Lisa.<br />

Laura fallen aber auch Kulturunterschiede auf: „Die<br />

Klassenkolleginnen mit Migrationshintergrund haben<br />

viel strengere Eltern. Sie müssen nach der Schule gleich<br />

nachhause und haben weniger Freiheiten.“ Auch auf<br />

ihre Geburtstagspartys können ihre Klassenkolleginnen<br />

nicht kommen. Trotzdem hätten sie eine sehr gute Klassengemeinschaft,<br />

erzählen die zwei Mädchen. „Wenn<br />

die anderen mal über Österreicher lästern, sagen sie eh<br />

immer dazu, dass sie nicht uns<br />

meinen und wir nicht so sind“,<br />

sagt Laura.<br />

VERARSCHT WIRD<br />

MAN ÜBERALL<br />

Lauras Eltern sind beide Sozialarbeiter.<br />

Sie ist mit einer sehr<br />

offenen Weltanschauung großgeworden.<br />

Heute korrigiert sie<br />

ihre ohnehin schon sehr liberalen<br />

Eltern, wenn sie mal etwas<br />

politisch nicht Korrektes sagen.<br />

„Einmal haben sie gefragt, wieso<br />

Tschetschenen gewalttätig sind,<br />

da habe ich ihnen gesagt, dass sie<br />

das so nicht sagen können. Dass<br />

der tschetschenisch-stämmige<br />

Junge aus meiner Klasse die friedlichste<br />

Person ist, die ich kenne“,<br />

sagt Laura. In letzter Zeit haben<br />

sie ihre Eltern auch öfter gefragt,<br />

ob der Islam ein großes Thema in<br />

ihrer Klasse sei. „Alle fürchten sich<br />

vor dem Islam. Auch ich wusste früher nicht, was ich<br />

beispielsweise von Kopftuchträgerinnen halten soll, die<br />

schauten immer so streng. In unserer Klasse tragen vier<br />

Mädchen Kopftuch, seit ich die kenne, habe ich ein viel<br />

besseres Bild Kopftuchträgerinnen gegenüber“, so Laura.<br />

Laura und Lisa sagen, dass die Herkunft für sie keine<br />

Rolle spielt, sie sind auch nicht stolz darauf, Österreicherinnen<br />

zu sein. Bei ihren KlassenkollegInnen fällt ihnen<br />

dagegen auf, dass die Herkunft eine große Rolle spielt:<br />

„Am ersten Schultag ist ein Mädchen durchgegangen<br />

und hat alle anderen Mädchen gefragt, ob sie auch Türkinnen<br />

sind. Die türkischen Mädchen haben sich dann<br />

tatsächlich auch gleich angefreundet“, sagt Lisa.<br />

Laura und Lisa fällt auch auf, dass sie als Österreicherinnen<br />

von der Turnlehrerin bevorzugt werden: „Die<br />

ist besonders zu Mädchen, die Kopftuch tragen, sehr<br />

gemein“, erzählen die zwei. Durch ihre Klasse sind sie<br />

/ POLITIKA / 19


eim Thema Rassismus sensibilisiert,<br />

sie haben kein Verständnis für rechtes<br />

Gedankengut. Deshalb kränkt es sie<br />

besonders, wenn sie bei Meinungsverschiedenheiten<br />

von Klassenkollegen<br />

als „Nazi“ oder „Rassistin“ beschimpft<br />

werden. „Auch wenn sie es nicht so<br />

meinen und es sehr selten vorkommt,<br />

es verletzt“, sagen beide Mädchen.<br />

Neulich auf der Sportwoche trifft<br />

Lisa mit ihrer „Ausländerklasse“ auf<br />

viele unterschiedliche Schulklassen.<br />

„Manche von denen haben einen aus<br />

unserer Klasse, der schwarz ist, blöd<br />

angeschaut, da haben wir gefragt, wieso<br />

sie so dumm schauen“, erzählt Lisa.<br />

„Dann haben sie erklärt, dass sie noch<br />

nie einen Schwarzen in echt gesehen<br />

haben. Wie kann das gehen, in Österreich?“, fragt Lisa<br />

entrüstet. Da muss Lisa wieder an ihre alte Schulklasse<br />

denken, in die kein einziges Kind mit Migrationshintergrund<br />

ging. Sie schüttelt bei dem Gedanken den Kopf:<br />

„Eine Schule in Wien ohne Migranten? Ich bin froh, dass<br />

ich da weg bin.“ Denn trotz Sticheleien und Kulturunterschieden<br />

an der neuen Schule, Lisa würde nicht zurück<br />

wollen. „An jeder Schule wird man ab und zu verarscht,<br />

in meiner alten „Österreicher“-Schule wurde ich für<br />

meine Kleidung gemobbt“, sagt sie.<br />

Außerhalb der Schule ist Lisa mit zwei Österreicherinnen<br />

befreundet, die eine Privatschule besuchen.<br />

Sie ist überrascht, wie wenig die über andere Kulturen<br />

wissen, obwohl sie in Wien leben: „Die wissen nicht<br />

einmal, was Ramadan (Anm.d.Red.: Fastenzeit im Islam)<br />

ist“, ärgert sie sich. Laura und Lisa fühlen sich in ihrer<br />

multikulturellen Schule sehr wohl, doch ihnen fällt ihr<br />

eigenes privilegiertes Leben schon auf. In den Sommerferien<br />

war Laura in New York, die anderen haben sie<br />

beneidet, sie fahren in den Ferien höchstens in ihre Herkunftsländer.<br />

Aber nicht nur der Luxus, auch scheinbar<br />

Grundlegendes ist nicht für alle KlassenkollegInnen so<br />

selbstverständlich: „Ich bin geschockt, wie normal es für<br />

viele ist, dass sie zuhause geschlagen werden, das gibt<br />

es bei uns nicht“, sagen beide Mädchen.<br />

WIENER SCHNITZEL<br />

Jaqueline dagegen spürt nichts von dieser Privilegiertheit.<br />

Ihre Eltern haben sich getrennt, weil ihr Vater<br />

aggressiv war. „Ich hatte Angst vor ihm“, erzählt die<br />

13-Jährige. Jaqueline war auch noch nie außerhalb<br />

von Österreich. Genauso wie Florian, der eine NMS im<br />

zweiten Bezirk besucht. Auch er ist der einzige in der<br />

Klasse, der keinen Migrationshintergrund hat. Beim<br />

Sprechen hat Florian schon den ausländischen Slang<br />

seiner KlassenkollegInnen übernommen. Wenn in seiner<br />

Klasse gestritten wird, nennen ihn die anderen „Wiener<br />

Schnitzel“. Beim Sport wird er als Letzter in die Mannschaft<br />

gewählt, „weil Österreicher nicht Fußball spielen<br />

„<br />

Es gibt die<br />

Türken- und die<br />

Jugo-Gruppe<br />

in der Klasse,<br />

ich gehöre zu<br />

keiner und fühle<br />

mich manchmal<br />

ausgeschlossen,<br />

wenn sie in<br />

ihren Muttersprachen<br />

reden.<br />

“<br />

können“. Trotzdem mag er seine Klasse<br />

und ist mit allen befreundet. Florian<br />

sagt, er würde deshalb niemals Schule<br />

wechseln wollen: „Wenn die so mit mir<br />

reden, nenne ich sie Kanaken und sage,<br />

sie können nicht Ski-fahren und damit<br />

hat es sich erledigt“, sagt der 12-Jährige<br />

grinsend.<br />

In Florians Nebenklasse geht Tina * ,<br />

sie ist in ihrer Klasse die ohne Migrationshintergrund.<br />

Ihre Mutter will, dass<br />

Tina Schule wechselt, weil zu viele<br />

„Ausländer“ an der Schule sind. Doch<br />

Tina weigert sich, sie will ihre Freunde<br />

nicht zurücklassen. Ihre beste Freundin<br />

Era * , eine gebürtige Albanerin,<br />

versteht nicht, wieso ihre Freundin<br />

Schule wechseln soll: „Die stecken uns<br />

in eine Schublade, als wären wir asozial und sie etwas<br />

Besseres, weil sie Österreicher sind“, erzählt Era. Era<br />

bekommt auch mit, dass sich zwei Lehrer am Gang<br />

darüber unterhalten, was für einen schlechten Ruf die<br />

Schule hätte, „eine richtige Ausländerschule“, haben sie<br />

gesagt. Das verletzt Era, die Klassenbeste ist und ihrer<br />

Freundin Tina oft beim Lernen hilft.<br />

Generell bedeutet kein Migrationshintergrund nicht<br />

automatisch bessere Leistung. „Die österreichischen<br />

Kinder an den Problemschulen sind was ihre schulischen<br />

Leistungen angeht, oft schwächer als ihre migrantischen<br />

MitschülerInnen und oft auch verhaltensauffälliger“, sagt<br />

Matthias * . „Sogar in Deutsch haben viele nur durchschnittliche<br />

Noten“, erzählt der Lehrer. „Das Wichtigste<br />

ist, dass die Kinder Eltern haben, die sich kümmern.“<br />

Maria * dagegen hat vollstes Verständnis für Tinas<br />

Eltern. Sie muss nicht lange überlegen, wie sie das jetzt<br />

anspricht – die 50-Jährige hat keine Scheu, offen zu<br />

sagen, dass ihr Sohn etwas Besseres als die „Ausländerkinder“<br />

verdient hat. Die Favoritnerin ärgert sich über<br />

Eltern, die ihr Kind freiwillig, weil sie Diversität schätzen<br />

und fördern wollen, an eine Schule mit hohem Migrantenanteil<br />

schicken. Sie hält wenig von dem „Gutmenschen-Geschwafel“<br />

und hätte sie mehr Geld, hätte sie<br />

ihren Sohn auf alle Fälle in eine Privatschule gesteckt.<br />

Mittlerweile ist Marias Sohn <strong>17</strong> und hat die Schule abgebrochen,<br />

weil er sich gelangweilt hat, das sagt zumindest<br />

Maria. „Unsere Kinder sind demotiviert, sie werden<br />

nicht gefördert, langweilen sich, weil der Unterrichtsstoff<br />

an die Ausländerkinder angepasst werden muss“, sagt<br />

Maria wütend. „Jeder Österreicher, der das Geld hat,<br />

steckt sein Kind in Privatschulen, wer dafür kein Geld<br />

hat, der hat auch keine Chancen auf eine gute Zukunft<br />

für sein Kind“, sagt die Mutter. Sie ist sich sicher: „Nur<br />

unter schwarz-blau kann sich da was ändern. So verblöden<br />

unsere Kinder nur.“ ●<br />

* Alle Namen wurden für diesen Artikel geändert<br />

20 / POLITIKA /


BESSERE<br />

BILDUNG FÜR<br />

ALLE UNSERE<br />

KINDER<br />

Ein Kommentar<br />

von Melisa Erkurt<br />

Würde man der FPÖ und dem Boulevard Glauben schenken,<br />

müsste man davon ausgehen, dass die wenigen ur-österreichischen<br />

Kinder in den "Brennpunktschulen" von den Migrantenkindern<br />

schikaniert und ausgeschlossen werden. Auf oe24.tv<br />

berichtet eine „Wut-Mutter“, dass ihr Sohn als einziger Österreicher<br />

an seiner Klasse vor Langeweile aggressiv geworden<br />

ist. Die FPÖ verbreitet eine Klassenliste, in der nur ausländische<br />

Namen vorkommen und ein Video vom ersten Schultag in<br />

Wien, in dem nur Kopftuchtragende Mütter zu sehen sind.<br />

Aber spricht man tatsächlich mit SchülerInnen ohne<br />

Migrationshintergrund, die in ihrer Klasse in der Minderheit<br />

sind, kommt man schnell drauf, dass das Horror-Visionen<br />

von Erwachsenen sind, dass es vielmehr die Eltern sind, die<br />

sich vor Leistungsverlust, Islamisierung und Deutschdefiziten<br />

fürchten.<br />

Was aber schon auffällt ist, dass an Schulen mit hohem<br />

Migrantenanteil die Leistung tatsächlich niedriger ist. Das hat<br />

aber damit zu tun, dass an diesen Schulen die meisten Kinder<br />

aus sozial schwachen und bildungsfernen Familien kommen.<br />

Würde man alle sozial schwachen ur-österreichischen Kinder in<br />

eine Klasse stecken, würde man zu keinem anderen Ergebnis<br />

kommen.<br />

Eine Lösung wäre eine Gesamtschule, in der mehrere<br />

LehrerInnen kleine Gruppen von SchülerInnen unterrichten. Die<br />

Jugendlichen werden somit durchmischt, aber auch in ihren<br />

individuellen Bedürfnissen gefördert. Überlässt man den Eltern<br />

die Schulwahl, werden die, die es können, ihre Kinder immer<br />

auf die „besseren“ Schulen schicken - Diversität hin oder her.<br />

Und was ist mit den Eltern der Migrantenkinder, die nicht zu<br />

den Schulveranstaltungen kommen und ihre Kinder nicht auf<br />

die Geburtstagsfeste lassen? Zwingen kann man keinen. Man<br />

kann nur versuchen, die Eltern zu verstehen und ihnen ihre<br />

Ängste zu nehmen. Denn oft genieren sich diese Eltern für ihre<br />

Deutsch-Defizite und ihre Bildungslücken - all das, was beim<br />

Smalltalk mit den anderen Eltern auffallen könnte. Andere sind<br />

aber wahrscheinlich wirklich integrationsunwillig und fürchten,<br />

dass ihre Kinder auf den Festen den westlichen Lebensstil<br />

übernehmen könnten. Die Eltern können wir wahrscheinlich<br />

nicht alle integrieren, aber ihre Kinder dürfen wir nicht ausschließen,<br />

indem wir sie an den „Ausländerschulen“ sich selbst<br />

überlassen. Was an diesem Diskurs aber auch auffällt: Es ist<br />

die Rede von österreichischen SchülerInnen und denen mit<br />

Migrationshintergrund – dabei sind sie doch genauso ÖsterreicherInnen<br />

und sie alle haben die bestmögliche Bildung verdient<br />

– sie sind schließlich alle „unsere“ Kinder.<br />

Melisa Erkurt hat Deutsch und Psychologie/Philosophie auf Lehramt studiert<br />

und leitet seit drei Jahren das biber Schulprojekt „Newcomer“.<br />

GEMEINSAM<br />

ETWAS<br />

ÄNDERN!<br />

Findest du das jetzige<br />

Schulsystem unfair?<br />

Wir auch!<br />

Deswegen wird es Zeit,<br />

gemeinsam einen neuen<br />

Weg einzuschlagen.<br />

Wenn du genauere Infos dazu<br />

haben willst, schreib uns<br />

einfach ein kurzes Mail an<br />

newcomer@dasbiber.at<br />

#strongertogether<br />

#newcomer<br />

/ MIT SCHARF / 21


MEIN BESTER RAT<br />

SCHLECHTE RATSCHLÄGE GIBT ES GENUG. FÜR <strong>BIBER</strong> VERRATEN DAHER TOP-MANAGER UND SPITZENPOLITIKER<br />

JENE ERFAHRUNGEN, DIE SIE IM LEBEN WEITER GEBRACHT HABEN.<br />

Diesmal:<br />

ERWIN PRÖLL<br />

EX-LANDESHAUPTMANN VON NIEDERÖSTERREICH (ÖVP)<br />

Von Simon Kravagna, Fotos: Zoe Opratko<br />

„Das ist größtenteils angeboren.“<br />

<strong>BIBER</strong>: Sie haben 25 Jahre lang Niederösterreich<br />

geführt. Kann man Leadership<br />

lernen?<br />

ERWIN PRÖLL: Ein guter Teil ist angeboren,<br />

weil es dabei um Charaktereigenschaften<br />

geht. Natürlich kann man das,<br />

was als Erbgut mitgegeben wurde, noch<br />

im Laufe der Arbeit verfeinern.<br />

Haben Sie jemals Führungs-Seminare<br />

besucht oder einen Coach gehabt?<br />

Niemals. Jemand, der es notwendig<br />

hat, sich coachen zu lassen, läuft auch<br />

Gefahr, sich verbiegen zu lassen. Die<br />

Bürgerinnen und Bürger merken schnell,<br />

was authentisch ist. Das ist auch der<br />

Grund, warum ich in 99 Prozent der Fälle<br />

ein Freiredner war.<br />

Das heißt, Sie haben fast alle Ihre Reden<br />

ohne Vorbereitung gehalten?<br />

Ich habe mir entweder alleine oder<br />

gemeinsam mit Mitarbeitern eine<br />

Gedankenskizze gemacht. Ich bin aber<br />

unglaublich sensibel auf die jeweilige<br />

Stimmung, Erwartung und klimatische<br />

Situation im Auditorium eingegangen -<br />

egal wo oder wer das war.<br />

Kann man sich so etwas antrainieren?<br />

Das ist größtenteils angeboren. Ich bin<br />

ob dieser Fähigkeit auch sehr dankbar.<br />

Im Blick zurück weiß ich, dass mir<br />

im wesentlichen zwei Eigenschaften<br />

wahnsinnig geholfen haben. Erstens<br />

diese Sensibilität, Stimmungen intuitiv<br />

zu spüren und darauf minutiös eingehen<br />

zu können. Zweitens mein Talent unter<br />

Tags - zum Beispiel bei einer Autofahrt<br />

22 / POLITIKA /


zwischen zwei Terminen – zehn Minuten<br />

zu schlafen, um danach wieder voll da<br />

zu sein, als hätte ich eine ganze Nacht<br />

durchgeschlafen. Diese Gabe habe ich<br />

von meinem Vater geerbt.<br />

Zu Sebastian Kurz: Er scheint politstrategisch<br />

gesehen viel richtig zu machen.<br />

Aber worauf muss ein erfolgreicher<br />

Politiker denn aufpassen?<br />

Die größte Gefahr erfolgreicher Politiker<br />

ist, – aber da lege ich bitte Wert darauf,<br />

dass dies nicht auf Sebastian Kurz<br />

gemünzt ist – dass man verlernt sich<br />

selbstkritisch zu hinterfragen. Mein wichtigstes<br />

Korrektiv war in den 25 Jahren<br />

als Landeshauptmann immer das Echo<br />

aus der Bevölkerung.<br />

Aber wer sagt schon einem Landeshauptmann<br />

ins Gesicht, was er oder sie<br />

wirklich denkt?<br />

Sie täuschen sich. Die Menschen sind<br />

viel gerader zu Politikern als man meint.<br />

Ein gstandener Bauer, Arbeiter oder eine<br />

Unternehmerin verbiegt sich nicht – auch<br />

nicht vor einem Politiker.<br />

Gibt es Menschen, in denen Sie sich<br />

völlig getäuscht haben?<br />

Ja. Ich glaube, das war für mich schwer<br />

vermeidbar. Mein Zugang zu Menschen<br />

ist ein recht offener. Je offener man ist,<br />

desto größer die Gefahr, dass man sich<br />

auch täuscht.<br />

Woher weiß man als Führungskraft, dass<br />

es Zeit ist abzutreten?<br />

Das ist keine Frage des Wissens, sondern<br />

des Spürens. Jemand, der will, dass<br />

es nach einem gut weitergeht, spürt,<br />

wann es Zeit ist, die Stafette weiter zu<br />

reichen, damit der Stafettenlauf erfolgreich<br />

fortgesetzt werden kann.<br />

In Stories über Sie wurde oft von Wutausbrüchen<br />

berichtet.<br />

Das entspricht nicht der Wahrheit. Man<br />

muss als Politiker damit leben, dass<br />

einem der politische Gegner böse Dinge<br />

andichtet. Aber natürlich war und bin ich<br />

dafür bekannt, mich laut artikulieren zu<br />

können. Es gibt da übrigens einen alten<br />

Spruch, der auch für Politiker gilt:<br />

Steh’ auf, dass dich a jeder sieht.<br />

Red laut, dass dich a jeder hört.<br />

Und red kurz, dass dich a jeder mag.<br />

Worauf sind Sie stolz in Ihrem Leben?<br />

Ich bin eher dankbar. Dankbar dafür,<br />

dass ich das Glück hatte mit vielen<br />

Künstlerinnen und Künstlern, Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftlern<br />

eine sehr gute Beziehung zu haben. Das<br />

hat mir unglaublich viel Input für meine<br />

politische Arbeit gebracht.<br />

Was hat Sie da inspiriert?<br />

Ich habe gespürt, dass sie der gesellschaftlichen<br />

Entwicklung ein Quäntchen<br />

voraus sind. Ich wollte diese Innovationskraft<br />

in meine politische Arbeit transferieren.<br />

Das ist gelungen. Wir haben<br />

heute in Niederösterreich eine wissenschaftliche<br />

und kulturelle Infrastruktur,<br />

die uns zu einem selbstbewussten und<br />

offenen Land gemacht hat. ●<br />

/ POLITIKA / 23


MEINUNG<br />

FEMINISTIN.<br />

TREND ODER SCHIMPFWORT?<br />

Ob in den sozialen Medien, in der Mode oder im alltäglichen<br />

Leben, im Moment kommt man ohne dem Begriff<br />

„Feminismus“ nicht aus. Für mich bedeutet Feminismus<br />

wohl einfach, dass ich alles schaffen kann, was ich will.<br />

Dass Stereotypen, Vorurteile und Regelungen der Vergangenheit<br />

angehören. Dass ich meine eigenen Entscheidungen<br />

treffen kann.<br />

#GRLPWR<br />

Deswegen schockiert es mich auch immer, wie sehr Leute<br />

diesen Begriff missbrauchen. In dem Fall ist es mir egal, ob<br />

das jetzt Leute sind, die auf einmal behaupten, sie wären<br />

Feministinnen, weil es gerade „in“ ist, oder ob sie im<br />

Namen von Feminismus Männer heruntermachen. Taylor<br />

Swift, Lady Gaga und Co. gehören wohl eher zu der ersten<br />

Sorte, wobei mittlerweile jedes zweite Mädchen auch in<br />

einem „GRL PWR“, „Feminist“ oder „Girls League“ T-Shirt<br />

herumlaufen kann – H&M sei Dank. Betonung liegt hier auf<br />

„Girl“, es heißt nie „Woman“. Was wird aus sogenanntem<br />

„female empowerment“, wenn wir uns immer nur klein<br />

machen?<br />

GLEICHHEIT FÜR ALLE<br />

Das andere Extrem sind wiederum Frauen, die alle Männer<br />

über einen Kamm scheren und sie heruntermachen. Das<br />

ist aber weder der Sinn, noch das Ziel der feministischen<br />

Bewegung, bei der es um GLEICHHEIT geht, nicht um<br />

„Wir sind besser als ihr“. Wenn sich die Buben dann aber<br />

bedroht fühlen, schießen sie auf einmal mit Klischees um<br />

sich. „Frauen in die Küche“, sagen sie dann provokant,<br />

auch wenn es nicht ganz ernst gemeint ist; sie wissen,<br />

dass die Mädchen extrem sensibel reagieren werden. So<br />

läuft das jedenfalls bei uns. Aber hoffentlich nicht mehr<br />

lange!<br />

Antonia Anna Frank ist 15 und geht in das BG13 Fichtnergasse.<br />

WARUM SCHÄMEN WIR UNS?<br />

„Einmal ficken, weiter schicken“, „Wie läufst du bitte rum?“,<br />

„Du bist ein Mädchen, du darfst das nicht!“<br />

Das sind Aussagen von Jungs, die meine Freundinnen und<br />

ich jeden Tag zu hören bekommen. Warum ist alles falsch,<br />

was wir machen?<br />

Auf Papier haben Frauen und Männer die gleichen Rechte.<br />

Aber in Wirklichkeit sieht es komplett anders aus. Was mich<br />

am meisten nervt ist dieses „Hast du deine Tage oder was?!“<br />

Nur weil man einmal schlecht gelaunt ist, heißt es nicht<br />

gleich, dass wir unsere Tage haben.<br />

„WÄH, EKLIG!“<br />

Wenn man die Jungs fragt, was das damit zu tun hat, sagen<br />

sie gleich: „Ihr seid nur schlecht gelaunt, wenn ihr eure Tage<br />

habt, zum Glück bin ich keine Frau.“<br />

Letztens hatte ich ein Gespräch in der Schule, ich saß am<br />

Lehrerpult und die Mädchen standen um mich herum. Da kam<br />

das Thema Periode auf. Wir hatten gar nicht gemerkt, dass<br />

wir laut redeten und dass uns überhaupt wer zuhört, bis zu<br />

dem Moment, in dem ein Junge von der anderen Ecke des<br />

Raumes schrie: „Bahh Diggah, euer Ernst, warum redet ihr<br />

über sowas, voll peinlich!“<br />

GLAUBT AN EUCH!<br />

Ich habe mich gefragt, warum wir uns schämen müssen über<br />

solche Sachen zu sprechen. Ich hab meine beste Freundin<br />

darauf angesprochen. Sie meinte, dass ich mal nachdenken<br />

sollte,<br />

dass ich ja selber nie mit meinem Vater oder Bruder über das<br />

Thema Periode rede, weil ich mich ja schäme. Und es stimmt<br />

ja auch, ich habe schon Codewörter mit meiner Mutter,<br />

damit mein Vater oder mein Bruder nicht mitbekommen,<br />

worüber wir reden. Um aber nochmal auf die Frage zurück zu<br />

kommen: WARUM schämen wir uns?<br />

Weil es uns so beigebracht worden ist? Weil wir nichts<br />

anderes kennen? Weil man nie wirklich jemanden gehört hat,<br />

der so offen drüber geredet hat?<br />

Was auch immer es ist, es wird Zeit, dass wir das ändern.<br />

Ich wünsche mir einfach von den Jungs, dass sie uns nicht<br />

runtermachen, von der Gesellschaft, dass wir auch im Alltag<br />

gleich behandelt werden und an all die Mädchen da draußen:<br />

Lasst euch nicht unterkriegen. Ihr seid toll. Glaubt an euch!<br />

Rinesa Maloku ist 14 Jahre alt und besucht die Fachschule in der<br />

Wintzingerodestrasse.<br />

Christoph Liebentritt<br />

24 / RAMBAZAMBA / POLITIKA / /


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RAMBAZAMBA<br />

„Wir Mädchen bleiben<br />

lieber unter uns.“<br />

Foto: Alex Dietrich


„Ich<br />

will mit<br />

Männern<br />

nichts<br />

zu tun<br />

haben.“<br />

Sahar* hat keinen positiven<br />

Asylbescheid. „Mein Leben ist<br />

wie eine Seifenblase“, so die<br />

18-Jährige. „Morgen könnte sie<br />

platzen und alles wäre vorbei.“


Küssende Pärchen in der U-Bahn finden<br />

sie peinlich, bei Sex-Szenen auf Youtube<br />

schauen sie weg. Und wenn sie doch mit<br />

einem Burschen schlafen, bricht eine Welt<br />

zusammen: Junge Afghaninnen über den<br />

Umgang mit ihrer Sexualität und die Angst<br />

vor Männern aus der eigenen Community.<br />

Text und Fotos: Alexandra Stanić<br />

Ich will nichts mit Männern zu<br />

tun haben“, antwortet Sahar *<br />

entschieden auf die Frage, wieso<br />

sie ausschließlich mit Frauen<br />

befreundet ist. Sie wirkt aufgeweckt<br />

und selbstbewusst, als sie die Redaktion<br />

betritt, strahlt sie. Die 18-Jährige hat<br />

einen festen Händedruck, trägt einen<br />

glitzernden schwarzen Pullover, enge<br />

Jeans und Stiefel mit kleinem Absatz.<br />

Vor zwei Jahren ist die Afghanin mit<br />

ihrem elf Jahre älteren Bruder und seiner<br />

Frau nach Österreich geflohen. Nach<br />

kurzem Zusammenleben zieht sie in eine<br />

WG für Frauen mit Fluchthintergrund,<br />

bereitgestellt von der Diakonie. Seither<br />

bestreitet sie ihr Leben selbständig.<br />

Sahar macht ihren Pflichtschulabschluss<br />

nach, geht zur Deutschnachhilfe, nimmt<br />

einmal die Woche Gitarrenunterricht,<br />

besucht einen Fotokurs - sie möchte<br />

gerne Fotografin werden – nimmt an<br />

integrationsfördernden Veranstaltungen<br />

wie Info-Abenden oder Ausstellungen teil<br />

und spielt Fußball in einer Frauenmannschaft.<br />

Ihr Leben konnte sie nicht immer so<br />

selbstbestimmt führen. Sahar wächst<br />

in einem streng konservativen, frauenverachtenden<br />

Umfeld auf. Männliche<br />

Autoritätspersonen werden nicht in<br />

Frage gestellt, Frauen haben zu gehorchen.<br />

„Ich durfte nicht allein vor die<br />

Tür gehen und auf gar keinen Fall mit<br />

Männern sprechen“, erinnert sich Sahar.<br />

Sexualität ist in Afghanistan ein absolutes<br />

Tabuthema, wie Babys auf die Welt<br />

kommen, wird nicht besprochen - nicht<br />

in der Schule, nicht zu Hause. „Höchstens<br />

vor der Hochzeitsnacht sprechen<br />

ältere Frauen mit der Braut und erklären<br />

ihr, was auf sie zukommt“, so Sahar. „Als<br />

ich klein war, habe ich so ein paar Infos<br />

aufgeschnappt, Bescheid wusste ich<br />

aber trotzdem nicht.“ Als Sahar mit 12<br />

ihre Tage bekommt, erzählt sie niemandem<br />

davon. Zu groß ist die Scham. „In<br />

Afghanistan ist die Menstruation eine<br />

schlimme Sache, über die man nicht<br />

spricht.“ Mit Sex verbindet sie ausschließlich<br />

Negatives. Mit neun Jahren<br />

wird sie Opfer eines sexuellen Übergriffs.<br />

Mit „Ich möchte nicht darüber reden“<br />

und einem zu Boden gerichteten Blick<br />

beendet sie die Erzählung über diesen<br />

Teil ihrer Vergangenheit.<br />

DAS LEBEN IN DER<br />

SEIFENBLASE<br />

Sahar hat keinen positiven Asylbescheid.<br />

„Mein Leben ist wie eine Seifenblase“,<br />

so die 18-Jährige. „Morgen könnte sie<br />

platzen und alles wäre vorbei.“ Trotz<br />

der ständigen Angst, abgeschoben zu<br />

werden, versucht sie sich bestmöglich zu<br />

integrieren. „Als Kind war es mein größter<br />

Wunsch, normal in die Schule gehen<br />

zu dürfen“, erzählt Sahar, die insgesamt<br />

nur fünf Jahre zur Schule gehen konnte.<br />

„Hier in Österreich kann ich das endlich<br />

nachholen.“ Das Kopftuch hat sie nach<br />

einem Jahr abgelegt. „Ich wollte nicht,<br />

dass mir Österreicher wegen eines Stück<br />

Stoffs anders begegnen“, erklärt sie.<br />

„Meine Herkunft muss mir nicht auf der<br />

Stirn geschrieben stehen.“ Früher dachte<br />

die 18-Jährige, dass Frauen ohne Hijab<br />

in die Hölle kommen. „So wurde es mir<br />

beigebracht. Heute höre ich auf mein<br />

Herz.“<br />

Sahar knüpft mit ihrer offenen Art<br />

schnell Freundschaften, meist mit anderen<br />

Flüchtlingen aus Ländern wie Nigeria,<br />

Syrien, Somalia oder auch Afghanistan.<br />

Burschen sind keine dabei. „Afghanische<br />

Männer denken nicht gut über<br />

Frauen“, so Sahar. Mädchen wie Sahar<br />

wird oft zu wenig Aufmerksamkeit von<br />

der Öffentlichkeit geschenkt – weil sie<br />

nicht auffallen, kaum Probleme bereiten<br />

und für keine Schlagzeilen sorgen. Doch<br />

gerade sie bräuchten Unterstützung.<br />

Denn die eigene Community ist oft keine<br />

Stütze, eher eine Bedrohung. Das weiß<br />

auch Sexual- und Psychotherapeutin Elia<br />

Bregagna. Sie unterstützt Flüchtlinge bei<br />

/ RAMBAZAMBA / 29


Die Mädchen auf den Fotos sind Models<br />

und kommen nicht in der Geschichte vor.


der Integration und nimmt unter anderem<br />

die junge Afghanin Nesrin * bei sich zu Hause<br />

auf. „Ich musste ihr versprechen, dass ich sie<br />

nie, unter keinen Umständen, in Kontakt mit<br />

afghanischen Männern bringe“, so die Therapeutin.<br />

Das Leben mit einer österreichischen<br />

Familie hilft Nesrin sich zu öffnen. Anfangs<br />

noch scheu und ängstlich, entwickelt sich<br />

die 19-Jährige schnell weiter. Sie nimmt sich<br />

ein Vorbild an der vier Jahre älteren Tochter<br />

der Sexualtherapeutin. „Wir selbst gehen zu<br />

Hause offen mit tabuisierten Themen wie Sex<br />

oder Menstruation um und das hat Nesrin<br />

geholfen“, so Bregagna. „Nach einer Zeit hat<br />

sie verstanden, dass Sex etwas Natürliches<br />

ist und die Regel etwas, wofür man sich nicht<br />

schämen muss.“<br />

Trotzdem bricht Nesrin vor der Sexualtherapeutin<br />

in Tränen aus, als sie ihr „gesteht“,<br />

dass sie zum ersten Mal Sex mit einem<br />

jungen Afghanen in Wien hatte. „Sie war<br />

vor allem deswegen verzweifelt, weil sie<br />

nicht den ‚Mut‘ hatte, sich das Leben zu<br />

nehmen“, so Bregagna. „Ihrer Ansicht nach<br />

war ihr Leben nichts mehr wert, jetzt, wo sie<br />

keine Jungfrau mehr war.“ Es braucht viele<br />

Gespräche, um Nesrin klarzumachen, dass<br />

sie sich weder schämen noch umbringen<br />

muss, nur weil sie mit einem Jungen geschlafen<br />

hatte. „Zunächst sind neue Erkenntnisse<br />

wie diese schwer zu fassen, dann aber erlösen<br />

sie die Mädchen von dem Druck und der<br />

Angst“, beschreibt Bregagna den Entwicklungsprozess.<br />

DER WUNSCH NACH EINEM<br />

NORMALEN LEBEN<br />

Auch Ayise * kommt aus einer strengen Familie.<br />

Aufgewachsen in einer kleinen Stadt in<br />

Afghanistan, flieht sie gemeinsam mit ihren<br />

Eltern und Geschwistern vor etwa zwei Jahren<br />

nach Österreich. Hier geht sie das erste<br />

Mal richtig zur Schule, hier lernt sie lesen und<br />

schreiben.<br />

Anders als Sahar trägt Ayise ein Kopftuch<br />

und weite, lockere Kleider. Alle paar Minuten<br />

zupft sie ihr Kopftuch zurecht, die Schülerin<br />

spricht leise und unsicher. Nach kurzer Zeit<br />

entwickelt sich das Gespräch in eine andere<br />

Richtung. Man merkt Ayise an, dass sie<br />

froh ist, sich mit jemandem über Tabuthemen<br />

unterhalten zu können. So erzählt sie,<br />

dass sie sich nicht mit Jungs aus der Klasse<br />

anfreunden möchte. Körperkontakt ist strengstens<br />

untersagt, auch wenn es um harmlose<br />

Berührungen am Arm geht. Auf die Frage, ob<br />

sie schon einmal verliebt war, schüttelt sie<br />

zunächst peinlich berührt den Kopf, später<br />

erzählt sie von einem jungen Syrer, den sie<br />

in einem Jugendzentrum kennengelernt hat.<br />

„Sie sagen das aber nicht weiter, oder?“,<br />

fragt sie erschrocken. Erst das Versprechen,<br />

dass das Gespräch anonymisiert wird,<br />

beruhigt sie. „Meine Eltern wissen nicht, dass<br />

ich im Verein auch mit Jungs Computer oder<br />

Tischfußball spiele.“ Ayise vermeidet Augenkontakt,<br />

während sie über ihr Geheimnis<br />

spricht und rutscht auf ihrem Sessel hin und<br />

her. Einer Erwachsenen kann sie sich aber<br />

auch mit diesem Anliegen anvertrauen: einer<br />

der Betreuerinnen im Jugendtreff. „Ihr habe<br />

ich gesagt, dass ich mich in den Syrer verliebt<br />

habe und als ich traurig deswegen war,<br />

hat sie mich getröstet.“<br />

Noch verläuft das Gespräch entspannt,<br />

Aiyse * erzählt immer weiter. Bis es plötzlich<br />

um ihre Zukunftsträume geht. „Abends liege<br />

ich im Bett und wünsche mir, ein ganz normales<br />

Mädchen zu sein“, gesteht die 14-Jährige.<br />

Sie wirkt jetzt nicht mehr ausgelassen, sondern<br />

nachdenklich, fast traurig. „Ich möchte<br />

auch so leben wie Mädchen hier, gut in der<br />

Schule sein und österreichische Freundinnen<br />

haben.“ Manchmal, so Ayise, frage sie sich,<br />

warum sie das Kopftuch eigentlich trägt und<br />

was sie von anderen Mädchen unterscheidet.<br />

Verliebt sein und vor der Ehe sexuelle<br />

Erfahrung sammeln, kommt nicht in Frage –<br />

sie würde Gegenteiliges niemals vor anderen<br />

zugeben. Sie geht davon aus, dass ihre Eltern<br />

einen Ehemann für sie organisieren. „Ich<br />

kenne ja keine Jungs, da kann ich auch nicht<br />

selbst suchen“, erklärt die Schülerin. „Mama<br />

und Papa werden mir sicher einen guten<br />

Mann finden.“<br />

KEIN SEX, KEINE LIEBE<br />

Von einer arrangierten Ehe ist auch Meska *<br />

überzeugt, auch wenn sie es nicht so nennt.<br />

Ihr sei es lieber, wenn ihre Eltern einen Mann<br />

für sie finden. „Weißt du, wenn du in Afghanistan<br />

mit einem Jungen redest, musst du<br />

ihn heiraten“, erzählt die 15-Jährige lachend.<br />

„Hier in Österreich ist das ja egal.“ Männliche<br />

Freunde möchte sie keine, noch nicht einmal<br />

Kontakt zu Klassenkameraden strebt sie an.<br />

„Burschen sind gemein und rufen Mädchen<br />

komische Sachen nach“, so Meska. „Einmal<br />

haben Männer bei einer Straßenbahnstation<br />

einer Frau hinterhergepfiffen und als sie<br />

ihnen gesagt hat, sie sollen still sein, haben<br />

sie sie beschimpft.“ Deswegen sei sie froh,<br />

auch in Österreich ein Kopftuch zu tragen.<br />

KULTUR<br />

SCHOCK<br />

„Ich kann die Erzählungen<br />

und Empfindungen der<br />

Mädchen gut verstehen. Ich<br />

bin vor 18 Monaten nach<br />

Österreich gekommen und<br />

habe auch einen kulturellen<br />

Schock erlebt. Als Männer<br />

sich mit mir unterhalten<br />

haben, musste ich erst lernen,<br />

dass nichts Schlimmes<br />

passieren wird und sie nur<br />

höflich sind. In Afghanistan<br />

wäre es undenkbar gewesen,<br />

dass ich Männern die Hand<br />

schüttle, ihnen direkt in die<br />

Augen sehe oder öffentlich<br />

mit ihnen spreche. Ich<br />

wäre sofort als Schlampe<br />

beschimpft worden. Kurzer<br />

Augenkontakt hätte gereicht<br />

und Männer hätten das<br />

sofort als Einladung verstanden.<br />

Auch ich war das erste<br />

Mal, als ich ein küssendes<br />

Pärchen in der U-Bahn in<br />

Wien gesehen habe, überrascht.<br />

Ich selbst bin in den<br />

Öffis in Kabul oft sexuell<br />

belästigt worden, sicher habe<br />

ich mich als Frau nie gefühlt.<br />

Besser wurde die Situation<br />

auch nicht, als ich mein<br />

Studium begonnen habe.<br />

Gynäkologie ist kein angesehenes<br />

Fach, deswegen habe<br />

ich nach vier Semestern<br />

abgebrochen. In Afghanistan<br />

werden Frauenärztinnen<br />

nicht als wichtig empfunden.<br />

All das und noch viel mehr<br />

ist in Österreich ganz anders.<br />

Das zu verstehen, braucht<br />

Zeit. Ich tue mir mit diesen<br />

Veränderungen mit Anfang<br />

20 manchmal auch noch<br />

schwer. Ich kann mir also gut<br />

vorstellen, dass das für Teenager<br />

noch schwieriger ist.“<br />

Leila* (23) ist vor 18 Monaten<br />

nach Österreich geflohen.<br />

Zu ihrem Schutz haben wir ihren<br />

Namen geändert.<br />

/ RAMBAZAMBA / 31


Eine Frage zu ihrer Periode versteht<br />

sie zunächst nicht. Menstruation, Tage,<br />

Periode, monatliche Blutung - Begriffe,<br />

die Meska nicht nutzt. „Ich habe keine<br />

Ahnung, warum ich die Tage habe“,<br />

gesteht sie. Die 15-Jährige kauft, als<br />

sie ihre Menstruation das erste Mal<br />

bekommt, heimlich Binden. Mit ihrer<br />

Mutter hat sie nie darüber gesprochen.<br />

Auch nicht, als sie ihren ersten BH<br />

gekauft hat. „Über sowas redet man bei<br />

uns nicht“, war ihre Erklärung.<br />

Sex ist ein Thema, dem Meska<br />

ausweicht. „Wenn ich mir ein YouTube-<br />

Video ansehe, in dem eine Sexszene<br />

vorkommt, spule ich entweder ganz<br />

schnell weiter oder schaue weg“, erklärt<br />

die junge Afghanin. „Pärchen, die sich<br />

in der U-Bahn küssen, finde ich auch<br />

komisch und peinlich.“ Im Biologie-<br />

Unterricht wurde Sex zwar thematisiert,<br />

Meska hat aber aufgrund sprachlicher<br />

Barrieren kaum etwas verstanden. „Und<br />

es war mir ehrlich gesagt auch sehr<br />

unangenehm mit Jungs in der Klasse<br />

zu sitzen, während der Lehrer darüber<br />

spricht.“<br />

Alte Denkmuster aufbrechen, den<br />

eigenen Körper bewusst wahrnehmen<br />

und sich fallen lassen: Das ist<br />

für geflohene Mädchen oft schwierig.<br />

Welche Wertigkeit eine Frau in unserer<br />

Gesellschaft hat, müssen sie erst lernen.<br />

Die 18-jährige Sahar ist auf dem<br />

Weg, diese Wertigkeit zu verstehen. In<br />

kleinen Schritten arbeitet sie an ihrer<br />

Selbstwahrnehmung. Weg von dem<br />

Mädchen, das keine Rechte hat und<br />

hin zu einer Frau, die ihr Leben selbstbestimmt<br />

führt. Während des Interviews<br />

fällt es ihr zunehmend leichter,<br />

tabuisierte Themen anzusprechen. Sie<br />

beschreibt, dass sie erst lernen musste,<br />

wie man den Druck aus der eigenen<br />

Community überwindet. Dass sie nun<br />

versteht, dass sie sich nicht für ihre<br />

Menstruation schämen muss. Dass sie<br />

die gleichen Rechte wie Männer hat und<br />

so leben kann, wie sie möchte. Gegen<br />

Ende des Gesprächs verrät Sahar, dass<br />

sie in Österreich doch einmal Kontakt zu<br />

einem jungen Mann hatte. „Wir haben<br />

uns kurz geküsst“, sagt sie schüchtern<br />

und sieht weg. Für mehr war sie aber<br />

noch nicht bereit.<br />

* Alle Namen wurden von der Redaktion geändert<br />

„Pärchen, die sich in der U-Bahn küssen, finde ich komisch und peinlich.“<br />

„Ein Haufen Sünde, Schmutz und Verführung.“<br />

Interview mit Ärztin und Sexualtherapeutin Dr. Elia Bragagna<br />

<strong>BIBER</strong>: Wie wichtig ist sexuelle Aufklärungsarbeit<br />

bei geflohenen Mädchen?<br />

DR. ELIA BRAGAGNA: Sehr wichtig.<br />

Sexualpädagogen müssen in allen<br />

Altersgruppen regelmäßig eingesetzt<br />

werden. Die Mädchen sollen verstehen,<br />

was mit und in ihrem Körper<br />

passiert, zum Beispiel bei sexuellen<br />

Begegnungen oder während ihrer<br />

Menstruation. Sie sollen Freude mit<br />

ihrem Körper spüren und wissen,<br />

was sich gut und was sich nicht gut<br />

anfühlt.<br />

Welche Schwierigkeiten können sich<br />

ergeben?<br />

Diese Mädchen sind oft in einem<br />

konservativen Umfeld aufgewachsen,<br />

das ihnen suggeriert hat, dass Frauen<br />

nichts als ein Haufen Sünde, Schmutz<br />

und Verführung sind. Wer so großgeworden<br />

ist, braucht viel Zeit und Unterstützung,<br />

um sich selbst annehmen<br />

und öffnen zu können. Es darf kein<br />

Druck ausgeübt werden, jede Veränderung<br />

ist anfangs irritierend. Positive<br />

Vorbildwirkung von uns ist wichtiger<br />

und wirkt stärker.<br />

Welche schulischen Maßnahmen<br />

sollten ergriffen werden?<br />

Ich bin für Ganztagsschulen für alle.<br />

Es braucht viel Kontakt zu Österreicherinnen.<br />

Das passiert nur, wenn sie<br />

den ganzen Tag zusammen sind. Sie<br />

müssen beim Turnunterricht ihren Körper<br />

spüren, im Aufklärungsunterricht<br />

lernen, wie natürlich Sexualität ist und<br />

erfahren welche Wertigkeit eine Frau<br />

in unserer Gesellschaft hat.<br />

Ricardo Herrgott<br />

32 / RAMBAZAMBA /


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Windenergie 9,09 %<br />

feste oder flüssige Biomasse 3,42 %<br />

Sonnenenergie 1,03 %<br />

Erdgas 39,62 %<br />

sonstige Ökoenergie 1,01 %<br />

CO 2 -Emissionen<br />

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131,55 g/kWh<br />

0,00000 mg/kWh<br />

Stromkennzeichnung des Lieferanten: Gemäß § 78 Abs. 1 und 2 ElWOG 2010 und<br />

Stromkennzeichnungsverordnung hat die Wien Energie Vertrieb GmbH & Co KG<br />

im Zeitraum 1.1.2016–31.12.2016 auf Basis der in der nebenstehenden Tabelle<br />

angeführten Primärenergieträger Strom an Endverbraucher verkauft. Die Herkunftsnachweise<br />

stammen aus Österreich (86,65 %) und Norwegen (13,35 %). Das<br />

Erdgas wird mit höchster Effizienz in modernen KWK-Kraftwerken zur gleich zeitigen<br />

Erzeugung von Strom und Fernwärme eingesetzt. Gemäß § 78 Abs. 2 ElWOG<br />

2010 und Stromkennzeichnungsverordnung entstanden bei der Stromerzeugung<br />

in diesem Zeitraum nebenstehende Umweltauswirkungen. Unsere Lieferungen<br />

sind frei von Atomstrom. Bei der Erzeugung entstehen keine radioaktiven Abfälle.<br />

1<br />

Die 30 FreiEnergie-Tage werden vom Kooperationspartner Wien Energie Vertrieb GmbH & Co KG (WEV) gewährt. Die 30 FreiEnergie-Tage gelten für jene Mobilfunk-Kundinnen und -Kunden, welche zum Zeitpunkt<br />

des Abschlusses eines OPTIMA Float Cap-Stromliefervertrags mit der Wien Energie Vertrieb GmbH & Co KG über einen aufrechten SIMfonie-Mobilfunkvertrag verfügen. Die FreiEnergie-Tage werden von<br />

WEV nur für das erste Vertragsjahr gewährt. FreiEnergie ist ein Nachlass auf den Energiepreis. Der Wert eines Tages FreiEnergie ergibt sich aus der Division der Energiekosten durch 365 Tage. Die Höhe ist<br />

damit verbrauchsabhängig, beträgt aber mindestens 25 Cent (exkl. USt.) für 365 Tage. Aktion gültig bis 31.12.2018. ² Die reduzierte monatliche Grundgebühr gilt in den ersten zwei Rechnungsperioden des<br />

Mobilfunkvertrags für sämtliche Mobilfunk-Kundinnen und -Kunden. Für Mobilfunk-Kundinnen oder -Kunden, die innerhalb dieses Zeitraums durch Eintragung der Kundennummer im SIMfonie Kontomanager/<br />

der SIMfonie-App nachweisen, dass sie Strom- bzw. Erdgas-Kundin oder -Kunde der Wien Energie Vertrieb GmbH & Co KG (WEV) sind, gilt die reduzierte monatliche Grundgebühr auch über die ersten zwei Rechnungsperioden<br />

des Mobilfunkvertrags hinaus. Erfolgt keine Eintragung einer WEV-Kundennummer innerhalb der ersten zwei Rechnungsperioden des Mobilfunkvertrags oder fällt die WEV-Kundeneigenschaft<br />

der Mobilfunk-Kundinnen und -Kunden aufgrund der Beendigung des Strom- bzw. Erdgasvertrags weg, kann mit Beginn der dritten Rechnungsperiode des Mobilfunkvertrags bzw. ab dem Zeitpunkt des Wegfalls<br />

der WEV-Kundeneigenschaft die reguläre monatliche Grundgebühr für die Vertragslaufzeit des Mobilfunkvertrags verrechnet werden. ³ Die in einem Monat nicht verbrauchten Mobilfunk-Einheiten werden<br />

in Punkte umgewandelt, die über 12 Monate gesammelt werden. Mobilfunk-Kundinnen und -Kunden erhalten jährlich einen Gutschein, der je nach Anzahl der gesammelten Punkte, einen einmaligen prozentuellen<br />

Rabatt auf einen Bestellvorgang im Wien Energie GmbH-Webshop gewährt. ⁴ Weitere Details / MIT und SCHARF Teilnahmebedingungen / finden Sie unter SIMfonie.at | SIMfonie ist ein Angebot der A1 Telekom Austria 33 AG.


MEINUNG<br />

ABER DU BIST DOCH<br />

EIN MÄDCHEN<br />

Nur, weil ich ein Mädchen bin, muss es nicht heißen, dass<br />

ich weniger darf als ein Junge. Jeder hat doch die gleichen<br />

Rechte – so sollte es zumindest sein.<br />

„NUR WEIL ICH EIN MÄDCHEN BIN, DARF ICH NICHT<br />

DEN MUND AUFMACHEN?“<br />

Bei mir Zuhause ist es so, dass mein Bruder mir gegenüber<br />

bevorzugt wird. Und das nicht, weil er jünger ist. Meine<br />

Cousine ist z.B. jünger als ihr Bruder und trotzdem wird<br />

er bevorzugt. Es liegt einfach an unserer Kultur. Ich<br />

schmeiße jetzt nicht alle in einen Topf und sage, dass es<br />

bei jedem so ist. Aber ich erlebe es nun mal so. Wenn wir<br />

bei Bekannten oder Familie sind, und ich dann beginne am<br />

Tisch mitzureden, gefällt das meinem Vater nicht – weil ich<br />

eben ein Mädchen bin. Bei meinem Bruder ist das anders.<br />

Ich antworte dann häufig mit den Worten „ Nur, weil ich ein<br />

Mädchen bin, darf ich nicht reden, oder was?!“ So war das<br />

auch dieses Jahr, als wir im Urlaub in Italien waren. Mein<br />

Bruder hat so viel Blödsinn geredet und geschimpft, mein<br />

Vater fand das immer lustig. Meine Mutter fand es allerdings<br />

nicht lustig, und ich auch nicht. Ich selber durfte nie so<br />

reden wie mein Bruder, weil ich Ärger bekommen hätte,<br />

und habe es auch nie, weil es mir peinlich war und ich das<br />

respektlos fand und noch immer finde.<br />

ICH WERDE ES BEI MEINEN KINDERN<br />

ANDERS MACHEN<br />

Als ich jünger war, hat mein Vater meinen Bruder immer<br />

überallhin mitgenommen und mich nicht. Mit der Zeit<br />

wurde mir das aber egal. Was mich aber schon stört, ist die<br />

Tatsache, dass ich nicht lange draußen bleiben darf – wenn<br />

ich mit Freunden unterwegs bin, muss ich immer schon<br />

zuhause sein, sobald es dunkel wird. Wenn ich im Sommer<br />

im Kosovo bin, darf ich nichts Kurzes anziehen, weil es dann<br />

gleich heißt, dass die Tochter von XY das und das anhatte.<br />

Mein Bruder ist noch jünger, aber ich bin mir sicher, dass er<br />

in meinem Alter länger draußen bleiben dürfen wird. Meiner<br />

Meinung nach sollte man seine Kinder gleich behandeln<br />

– egal ob Mädchen, Junge, älter, jünger, schlauer oder<br />

weniger schlau. Ich selber sage mir immer, dass ich keine<br />

Unterschiede bei meinen Kindern machen werde.<br />

Melissa Gjoka ist 16 und geht in die 7G des Gymnasiums Brigittenau.<br />

„DIE WÜRDEN PERFEKT IN DIE<br />

TAUBSTUMMENGASSE PASSEN!“<br />

Ich bin die Einzige in meiner Familie, die hören kann. Meine<br />

Mutter war 10, als sie taub wurde. Es war die Nebenwirkung<br />

einer Zeckenimpfung (die Medizin war damals nicht so<br />

gut). Mein Vater ist seit Geburt an taub, er kann aber mit<br />

Hörgeräten hören.<br />

MUTTERSPRACHE: GEBÄRDENSPRACHE<br />

Als Kind habe ich neben Deutsch auch die österreichische<br />

UND die polnische Gebärdensprache gelernt. Mit Anfang<br />

drei konnte ich alle drei Sprachen ein bisschen reden bzw.<br />

gebärden. Mein Vater hat es mir beigebracht. Meine Mutter<br />

hat auf Polnisch gebärdet, und mein Vater hat es mir auf<br />

Deutsch übersetzt, und dann mit der Österreichischen<br />

Gebärdensprache gebärdet. In der Mittelschule konnte<br />

ich schon fließend gebärden. Ich lerne aber immer mehr<br />

dazu. Zum Beispiel weiß ich seit 2014, dass es eine alte<br />

Gebärdensprache, und eine neue gibt. Bei der alten gebärdet<br />

man mit beiden Händen, und bei der neuen nur mit einer. Ich<br />

kann beides.<br />

NICHT LUSTIG!<br />

Es gibt immer noch Menschen, die sich über gehörlose<br />

Personen lustig machen. Im April habe ich mit meiner Mutter<br />

ganz normal gebärdet. Eine Gruppe von Menschen hat uns<br />

angestarrt, und laut ausgelacht. Sie dachten, sie könnten<br />

uns beschimpfen, und wir würden es nicht mitbekommen.<br />

„Die würden perfekt in die Taubstummengasse passen!“,<br />

lachten sie. Ich hatte es satt, dass sich andauernd Menschen<br />

über mich und meine Familie wegen unserer Sprache lustig<br />

machen. Da ich sie sehr wohl hören konnte, und wütend war,<br />

wollte ich sie blöd dastehen lassen. Ich nahm mein Handy<br />

heraus und tat so, als ob ich mit jemand telefonieren würde.<br />

Nach dem gefakten Telefonat hat mich die Gruppe nur dumm<br />

angestarrt. Sie haben sich so geschämt, dass sie uns nicht<br />

mehr anschauen konnten.<br />

Ich finde es respektlos, dass sie sowas sagen, und nicht<br />

überlegen, wie es ist gehörlos zu sein. Es ist traurig, dass<br />

sie sich erst schämten, nachdem sie wussten, dass ich alles<br />

gehört hatte.<br />

An alle gehörlosen Menschen da draußen: lasst euch von<br />

solchen Menschen nicht einschüchtern!<br />

Jasmin Fellner ist 13 Jahre alt und besucht die NMS Feuerbachstraße.<br />

Christoph Liebentritt<br />

34 / RAMBAZAMBA /


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„Ich zeig, was ich kann.<br />

Als Lehrling bei SPAR!“<br />

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die ihnen den Weg zu einer zukünftigen Karriere ebnen. Wer Freude am Kontakt mit Menschen hat und<br />

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36 / MIT SCHARF /


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#WeltAidsTag #BrichDeinSchweigen #Essstörungen<br />

#Tabu<br />

Foto: istocKpHoto / peopLeimaGes<br />

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Lateinamerika zu helfen. Mach mit: jugendaktion.at


2 · Vorwort www.faszination-leben.at<br />

Tabubrüche enttabuisieren<br />

Wir leben in einer Parallelgesellschaft, die sich selbst belügt. Was uns nicht in unser Bild passt, ignorieren<br />

wir. Und die, die das offen ansprechen, was uns nicht ins Bild passt, ächten wir. Das ist nichts Neues.<br />

Lena Leibetseder - Youth Reporterin beim Österreichischen<br />

Jugendportal und Schülerin im Musikgymnasium in Linz<br />

www.jugendportal.at/youth-reporter<br />

„Probleme lösen sich<br />

nur durch offenen<br />

Diskurs. Brecht euer<br />

Schweigen! “<br />

Wir im Westen, zwangsbeglückt<br />

und selbstermächtigt<br />

durch Aufklärung und<br />

demokratisierende Revo-<br />

Wlutionen, brauchen keine Tabus mehr. Man<br />

möchte meinen, dass diese unausgesprochenen<br />

Gesetze, die ein nicht zu hinterfragendes<br />

Regelwerk formen, weit hinter uns<br />

liegen. Nein. Die Themen, über die nicht gesprochen<br />

wird, haben sich im gesellschaftlichen<br />

und historischen Kontext natürlich<br />

verändert. Wir werden nicht mehr schief<br />

angeschaut, wenn wir offen über Sex reden,<br />

doch Tabus existieren nach wie vor.<br />

Es passiert nichts, wenn wir<br />

uns trauen, zu helfen<br />

Junge Mädchen verheimlichen aus Scham<br />

ihre Schwangerschaft. Fünf Prozent der<br />

ÖsterreicherInnen haben Aids, aber trauen<br />

sich nicht, darüber zu reden. Ehefrauen<br />

überschminken ihre blauen Flecken. Und<br />

wir tun so, als würden wir das alles nicht<br />

sehen. Der Unterschied im Umgang mit<br />

Tabuthemen von heute zur Vergangenheit<br />

ist, dass den Menschen in letzterer das Verbot,<br />

Tabuthemen anzusprechen, von Autoritäten<br />

auferlegt wurde. Aber jetzt sind wir in<br />

Europa stolz auf unser besonders liberales<br />

Mindset. Wir dürfen fast alles, können fast<br />

alles, machen fast alles. Nur reden wir nicht<br />

über alles. Und auch berichtet wird nicht<br />

über alles, denn wer von uns hat mitbekommen,<br />

dass im Kongo derzeit 400.000 Kinder<br />

hungern? Wenn wir den Mund aufmachen,<br />

uns einsetzen, dann droht uns statt Gefängnisstrafen<br />

der vermeintliche Akzeptanzverlust<br />

innerhalb der Gesellschaft.<br />

Wir erlegen uns das Sprechverbot selbst<br />

auf. Die im Grunde genommen vollkommen<br />

unbegründete Angst vor Tabubrüchen lenkt<br />

unser Leben in scheinbar geordnete Bahnen.<br />

Denn wir vergessen oft, dass uns ja eigentlich<br />

nichts passiert, wenn wir uns trauen zu<br />

helfen und auf Menschen zuzugehen.<br />

Schalter in den Köpfen umlegen<br />

Niemand redet gern über Depressionen,<br />

häusliche Gewalt, Essstörungen oder Mobbing<br />

und es gibt mit Sicherheit ästhetischere<br />

Themen, die bessere Stimmung verbreiten.<br />

Aber genau diese unangenehmen<br />

Angelegenheiten offen anzusprechen, um<br />

nicht zuletzt Betroffenen zu signalisieren,<br />

dass sie nicht allein sind und dass es Leute<br />

gibt, die sich ihrer Probleme annehmen, wäre<br />

ein Schritt in die richtige Richtung.<br />

Der Anfang ist schon getan. Der Weltaidstag<br />

findet am ersten Dezember zum<br />

29. mal statt. Es gibt Selbsthilfegruppen,<br />

Frauenhäuser und Magazine wie dieses,<br />

die einen wichtigen Schritt in die richtige<br />

Richtung wagen, indem sie Prekäres thematisieren.<br />

Aber all diese Initiativen sind<br />

zwecklos, wenn wir es nicht bald schaffen,<br />

den Schalter in den Köpfen der Menschen<br />

umzulegen.<br />

Es ist nicht 1940, Hitler ist lange tot und<br />

Metternich noch viel länger. Über Dinge zu<br />

reden, die niemand hören will, erzeugt nicht<br />

mehr Gefahr, verhaftet zu werden. Über Dinge<br />

zu reden, die niemand hören will, wirkt<br />

präventiv. Probleme lösen sich nur durch offenen<br />

Diskurs. Brecht euer Schweigen! ■<br />

Foto: Leo LeiBetseDeR<br />

Tabu, 5. Ausgabe, Dezember 20<strong>17</strong><br />

Bleiben Sie in Kontakt: facebook.com/MediaplanetAUSTRIA @MediaplanetAUT<br />

Projekt Manager: Claudia Auer, MA · Business Developer: Isabella Scheinecker, MSc · Editorial Manager: Buket Akkaya · Layout: Daniel Pufe<br />

Managing Director: Alexandra Folwarski · Medieninhaber: Mediaplanet GmbH · Bösendorferstraße 4/23 · 1010 Wien · ATU 64759844 · FN 322799f FG Wien<br />

Impressum: http://sites.mediaplanet.com/de/de-de/mp-impressum · Kontakt bei Mediaplanet: Tel: +43 1 236 3438 28 E-Mail: redaktion.at@mediaplanet.com<br />

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Hoffnung für Thalente<br />

Fast 40 Prozent der BewohnerInnen der südafrikanischen Region KwaZulu Natal sind HIV-positiv.<br />

Die 13-jährige Thalente erhält nun Hilfe, unzählige andere benötigen diese noch.<br />

Fotos: © manFReD FesL<br />

Thalente lebt mit ihrem Vater, ihrer<br />

Großmutter und den vier Geschwistern<br />

in einer Baracke im<br />

südafrikanischen Township Cato<br />

Manor. Hier, zehn Kilometer entfernt vom<br />

Zentrum Durbans, wohnen rund 93.000<br />

Menschen dicht an dicht in einfachen Hütten<br />

– die Hygienebedingungen sind unzureichend,<br />

Arbeitslosigkeit, Drogen und Gewalt<br />

gehören zum Alltag. Thalentes Mutter<br />

ist an Aids gestorben, ihr Vater ist todkrank.<br />

Die Kinder und die gebrechliche Großmutter<br />

sind auf sich allein gestellt.<br />

Kein Einzelschicksal für die Region Kwa-<br />

Zulu Natal im Osten Südafrikas: Fast 40 Prozent<br />

der Menschen sind hier HIV-positiv,<br />

viele davon Kinder und Jugendliche. Täglich<br />

kommen neue HIV-positive Babys zur Welt,<br />

täglich bleiben Kinder durch den Tod beider<br />

Elternteile als Aidswaisen zurück. Das Thema<br />

müsste also allgegenwärtig sein. Doch<br />

das ist es nicht. Vielmehr ist die schwere<br />

Krankheit immer noch ein Tabu.<br />

iThemba Lethu –<br />

„Ich habe eine Bestimmung“<br />

Hier setzt die lokale Hilfsorganisation<br />

iThemba Lethu, übersetzt „Ich habe eine<br />

Bestimmung“, an: In sechs Schulen des<br />

Townships Cato Manor wird intensive Aids-<br />

Aufklärung betrieben – mehr als 500 Schüler<br />

zwischen 10 und 15 Jahren erhalten zwei<br />

Stunden wöchentlich speziellen Unterricht.<br />

Die Themen: HIV/Aids, Beziehungen,<br />

Sexualität.<br />

In einer dieser Schulen sitzt auch Thalente.<br />

Dicht gedrängt lauschen die 13-Jährigen<br />

den Worten der Sozialarbeiterin.<br />

Ihr geht es nicht darum, den Jugendlichen<br />

zu vermitteln, wie HIV/Aids übertragen<br />

wird und wie man sich davor schützt<br />

– denn das wissen die meisten ohnehin.<br />

Vielmehr geht es darum aufzuzeigen, wie<br />

man selbstverantwortlich lebt. Wie man<br />

sich selbst wertschätzt, seine Meinung<br />

vertritt, auch wenn andere Gleichaltrige<br />

vielleicht anderer Meinung sind, wie man<br />

seine Grenzen definiert und auch klar aufzeigt.<br />

Es geht um die Weitergabe von Werten.<br />

„Wir müssen den Kindern zeigen, dass<br />

sie – entgegen allem, was sie täglich erleben<br />

– eine Hoffnung und eine Zukunft haben“,<br />

betont Projektdirektorin Karen Brokensha.<br />

„Und wir vermitteln den Kindern,<br />

dass sie Einfluss auf ihr Leben haben. HIV<br />

wird nicht von Moskitos übertragen, man<br />

ist dem Virus nicht ausgeliefert.“<br />

Nachmittags haben die Kinder in offenen<br />

Treffen die Möglichkeit, sich mit ihren<br />

Problemen und Fragen zur Sexualität<br />

persönlich an die ProjektmitarbeiterInnen<br />

zu wenden. „Seit vier Jahren bin ich<br />

Teil von iThemba Lethu“, erzählt Thalente.<br />

„Die Projektmitarbeiter sind immer für<br />

uns da, wenn wir etwas brauchen,<br />

sie sind wie unsere Eltern“, betont<br />

die 13-Jährige. Ihr Leben hat<br />

sich durch das Projekt deutlich<br />

verändert. „Ich habe wieder Hoffnung.<br />

Ich bin, wer ich bin – durch<br />

iThemba Lethu.“ ■<br />

von Redaktion<br />

1 WG. 1 Patenkind.<br />

Gemeinsam Pate sein.<br />

Paula Augustin, Florian Plakolm, Giulia Staudacher,<br />

Paten seit 20<strong>17</strong>.


4 · #WeltAidsTag<br />

aM 1.12. ist<br />

WeLt-aids-taG!<br />

KNOW<br />

YOUR<br />

STATUS!<br />

Mutig sein heißt auch, andere<br />

zu ermutigen! Life Ball Chef<br />

Gery Keszler geht mit gutem<br />

Beispiel voran. Im Interview teilt<br />

er seine Erfahrungen, Sorgen und<br />

Ratschläge mit.<br />

Gery Keszler<br />

Gründer und Organisator des Life Ball<br />

■■Das Motto des letzten Jahres war<br />

„Know your Status“, denn weltweit<br />

wissen etwa 40 Prozent aller HIVpositiven<br />

Menschen nichts von ihrer<br />

Infektion. Merkt man da schon einen<br />

Impact der Kampagne?<br />

Weltweit kennt fast jeder Zweite seinen<br />

Immunstatus nicht, in Europa ist das wa jeder Siebte. Der erste Schritt im<br />

etdafür<br />

zu sorgen, dass jeder seinen eigenen<br />

Immunstatus kennt. So schützt<br />

man nicht nur andere vor einer Infektion,<br />

sondern kann auch selbst rechtzeitig<br />

eine Therapie erhalten. Deshalb<br />

haben wir mit unserer Kampagne versucht,<br />

eine klar verständliche Botschaft<br />

zu senden: Know your Status! Sprich darüber<br />

und ermutige auch andere, sich<br />

testen zu lassen!<br />

Dafür haben wir auch eng mit den<br />

Kampf gegen HIV/AIDS ist es daher,<br />

Aidshilfen Österreichs zusammengearbeitet<br />

und unter anderem landesweit mobile<br />

Teststationen aufgestellt, wo sich die<br />

Menschen sichtbar in der Öffentlichkeit<br />

testen lassen konnten. Die Rückmeldungen<br />

der einzelnen Aidshilfen auf die Kampagne<br />

waren toll: In der Aids Hilfe Wien<br />

gab es beispielsweise einen Testanstieg<br />

von über 20 Prozent während der Kampagne.<br />

Wie lange dieser Effekt anhält, ist<br />

schwer zu sagen. Deshalb ist es notwendig,<br />

dass die Botschaft auf Dauer präsent bleibt.<br />

■■Was bedeutet es im 21.<br />

Jahrhundert, mit HIV bzw.<br />

AIDS zu leben?<br />

Im Vergleich zu der Situation vor 25 Jahren,<br />

als wir den ersten Life Ball ausrichteten,<br />

hat sich die medizinische Situation<br />

deutlich gebessert. HIV ist von einer tödlichen<br />

Krankheit zu einer behandelbaren,<br />

chronischen Krankheit geworden. Das ist<br />

ein enormer Fortschritt, dennoch macht<br />

sich dadurch auch eine gefährliche Sorglosigkeit<br />

breit, weil einige die Krankheit<br />

nicht mehr ernst genug nehmen. Geblieben<br />

sind auch das Stigma und soziale AIDS.<br />

■■Sie haben sich selbst in ihren<br />

Zwanzigern infiziert. Was hat für<br />

Sie den Ausschlag gegeben, Ihre<br />

Erkrankung 2015 öffentlich zu<br />

machen? Was hat sich dadurch<br />

verändert?<br />

Es war der unerwartete Tod eines langjährigen<br />

Freundes kurz vor dem Life Ball<br />

2015, der den letzten Ausschlag gab, dem<br />

Bedürfnis nachzugeben, offen über meine<br />

Erkrankung zu sprechen. Ich will vor<br />

allem den Betroffenen Mut machen. Ich<br />

habe lange nicht über meine Erkrankung<br />

gesprochen, weil ich nicht wollte, dass die<br />

Leute und Sponsoren sich aus Mitgefühl<br />

oder Mitleid für den Life Ball engagieren,<br />

sondern für die Sache selbst.<br />

Fotos: oBen: JÜRGen HammeRscHmiD; LinKs: RapHaeL LUGassY


Anzeige www.faszination-leben.at · 5<br />

Fotos: LiFe BaLL<br />

■■In den letzten beiden Jahren<br />

sind die Neuninfektionen wieder<br />

angestiegen. Sind die Menschen<br />

zu wenig informiert oder einfach nur<br />

leichtsinnig?<br />

Dadurch, dass HIV/AIDS zu einer behandelbaren<br />

Krankheit geworden ist, sind tatsächlich<br />

viele zu leichtsinnig. Gleichzeitig<br />

gibt es aber auch erschreckend große<br />

Wissenslücken bei vielen ÖsterreicherInnen,<br />

die meisten kennen nicht einmal den<br />

Unterschied zwischen HIV und AIDS. Zugleich<br />

ist auch solide Aufklärung von Jugendlichen<br />

wichtig. Daher haben wir uns<br />

auch entschlossen, den Life Ball Next Generation<br />

ins Leben zu rufen. Damit wollen<br />

wir gezielt junge Menschen ansprechen<br />

und informieren. Im Rahmen dessen bieten<br />

wir gemeinsam mit dem Jugend gegen<br />

AIDS e.V. Aufklärungsworkshops an, in<br />

denen Jugendliche sich zu Peer Educators<br />

ausbilden lassen können, um dann in ihren<br />

Schulen selbst tätig zu werden.<br />

■■Das erste Mal, Verliebtsein, Lust,<br />

Neugierde, aber auch Druck, Angst<br />

und Unwissenheit – gerade in der<br />

Pubertät ist Sex ein schwieriges<br />

Thema. Welche Unterstützung und<br />

welches Umfeld brauchen Jugendliche,<br />

um sicher ihre Sexualität entdecken<br />

und ausleben zu können?<br />

Über Sexualität im Unterricht zu reden,<br />

fällt LehrerInnen leider häufig schwer und<br />

ist oft unangenehm. Jugendlichen fällt es<br />

leichter, mit Gleichaltrigen auf Augenhöhe<br />

zu sprechen, und das in einem entspannten<br />

Rahmen, wo auch Fragen gestellt werden<br />

können. Mit unseren Peer-Educator-<br />

Workshops versuchen wir genau das zu<br />

erreichen. Denn jeder junge Mensch hat<br />

das Recht auf solide Aufklärung. Um die<br />

eigene Sexualität ausleben zu können,<br />

braucht es aber auch eine offene und tolerante<br />

Gesellschaft, die den jungen Menschen<br />

den Freiraum lässt, dies zu tun.<br />

■■Dinge die man zum ersten Mal<br />

macht, können ja ganz besonders<br />

schön sein, wirklich souverän ist<br />

man dabei aber selten. Was würden<br />

Sie jungen Menschen mit auf den<br />

Weg geben – außer einem Kondom?<br />

Sich Zeit, nicht unter Druck setzen oder<br />

durch falsche Erwartungen und Vorstellungen<br />

stressen lassen. Und vor allem<br />

auch: den Spaß beim Spaß haben nicht<br />

vergessen.<br />

■■Was kann ich machen,<br />

wenn ich mich auch abseits<br />

des Life Ball für den Kampf<br />

gegen AIDS engagieren<br />

möchte?<br />

Der Kampf gegen HIV/AIDS ist<br />

so facettenreich wie die Menschen,<br />

die davon betroffen sind.<br />

Es gibt Einrichtungen, wie die sieben<br />

Aidshilfen in Österreich, die<br />

sich immer über helfende Hände<br />

freuen. Oder andere Projekte<br />

wie der Buddy Verein oder Diversity<br />

Care in Wien. Wer sich engagieren<br />

will und ein bisschen<br />

sucht, wird schnell fündig.<br />

Auch im Alltag mit<br />

Freunden und Bekannten<br />

über das Thema HIV/<br />

AIDS zu sprechen und es<br />

lebendig im Bewusstsein<br />

zu halten, ist wichtig.<br />

■■Was inspiriert Sie zu<br />

den Themen des Balls?<br />

Ich sammle meine Inspirationen<br />

überall. Meine großen<br />

Lieben sind die Oper,<br />

Musik, Geschichte und auch<br />

Mythologie. Hier werde ich<br />

meist fündig. Die Themen des<br />

Life Ball sind immer sehr vielschichtig<br />

und es schwingen<br />

stets viele Bedeutungsebenen mit.<br />

■■Der Life Ball hat sich immer auch<br />

für die Rechte Homosexueller eingesetzt.<br />

Etwa mit der Wedding Chapel,<br />

wo Paare jeglicher sexuellen Orientierung<br />

getraut wurden. Was steht<br />

da in den nächsten Jahren auf der<br />

Agenda des Life Ball?<br />

Das ist richtig. Neben dem Kampf gegen<br />

HIV/AIDS und der damit verbundenen Diskriminierung<br />

hat sich der Life Ball schon<br />

immer zahlreicher gesellschaftspolitischer<br />

Themen angenommen. Ob dies eine<br />

Wedding Chapel war oder das viel diskutierte<br />

Plakat „Ich bin Adam. Ich bin Eva. Ich<br />

bin ich“ von David LaChapelle. Auch beim<br />

letzten Life Ball mit dem Motto „Recognize<br />

the Danger“ haben wir uns mit der eigenen<br />

Geschichte der 1920er- und 1930er-Jahre<br />

auseinandergesetzt: Erkenne die Gefahr<br />

und das in jedem Bereich, ob in der Gesundheit<br />

oder der Gesellschaft. Und natürlich<br />

werden wir auch beim kommenden Jubiläumsball<br />

am 2. Juni 2018 überraschen. ■<br />

„Der Kampf gegen<br />

HIV/AIDS ist so<br />

facettenreich wie<br />

die Menschen, die<br />

davon betroffen sind.“<br />

entgeltliche Anzeige


6 · #BrichDeinSchweigen ▶ Poster für deine Klasse!<br />

Du bist<br />

nicht<br />

allein!<br />

Wie aus einem Song ein<br />

länderübergreifendes<br />

Sozialprojekt zur Aufklärung zum<br />

Thema physische, psychische<br />

und sexuelle Gewalt an Kindern<br />

und Jugendlichen wurde.<br />

Falco Luneau<br />

Musiker und Songwriter<br />

Nähere Infos auf www.wolfsrachen.com<br />

■■Wie bist du zu diesem sehr schwierigen<br />

Thema der Gewalt an Kindern<br />

und Jugendlichen gekommen?<br />

Das Ganze ist sehr spontan und versehentlich<br />

entstanden. Wir haben den Song<br />

„Frieden ist kein Wintergarten“ mit dem<br />

Schülerchor meiner früheren Musikmittelschule<br />

aufgenommen. Während der Aufnahmen<br />

waren die Schüler sehr schüchtern. Ich<br />

habe dann einfach – eigentlich ohne Grund –<br />

die 60 Schüler gefragt, wer von Ihnen schon<br />

mal gemobbt wurde. Zuerst ist ein Kind aufgestanden,<br />

später sogar 85 Prozent. Somit<br />

wurde aus dem Song nicht etwas für Flüchtlingsorganisationen,<br />

sondern eine Schulbildungsinitiative<br />

zum Thema Menschenrechte<br />

und europäische Werte.<br />

■■Sind denn tatsächlich so<br />

viele Kinder betroffen?<br />

Ich habe die Information bekommen, dass<br />

pro Klasse im Durchschnitt zwei SchülerInnen<br />

Opfer sexueller Misshandlungen<br />

sind, jedes dritte Mädchen und jeder fünfte<br />

Junge von psychischer und physischer<br />

Gewalt betroffen ist. Hierbei spreche ich<br />

nicht von der „gesunden Flausen“, die man<br />

ab und zu bekommt. Der Jugendsuizid ist<br />

um dreißig Prozent gestiegen.<br />

■■Wie möchtest du dem mit deinem<br />

aktuellen Projekt „Brich dein<br />

Schweigen“ entgegenwirken?<br />

Das ganze Projekt wurde von der Kinderund<br />

Jugendanwaltschaft und von PsychologInnen<br />

begleitet. Jeder einzelne Schritt<br />

wurde zwanzigmal durchdacht. Ich habe<br />

hierbei mit vielen PsychologInnen von<br />

Frauenhäusern und Kinderauffangzentren<br />

in Holland telefoniert. In Holland ist dieses<br />

Thema viel öffentlicher. Es wird vielmehr in<br />

Talkshows und Radios kommuniziert. Bei<br />

uns gibt es das ja eigentlich gar nicht. Aus<br />

diesem Grund ist die Hemmschwelle auch<br />

so groß. Es geht vor allem darum, sich regelmäßig<br />

mit dieser Thematik zu beschäftigen.<br />

■ ■... darum möchtest du direkt<br />

an die Schulen gehen?<br />

Es wäre schön mit dieser Aktion die jungen<br />

Leute so zu erreichen, dass sie so früh<br />

wie möglich den Mut finden, sich zu öffnen.<br />

Sie haben noch ihr gesamtes Leben<br />

vor sich und es ist unerträglich so eine Bürde<br />

alleine herumtragen zu müssen. Es gibt<br />

so viele, mit denen sie das Schicksal teilen<br />

können, ohne es gleich in einer Zeitung zu<br />

erwähnen. Darum ist es wichtig, dass man<br />

dieses Thema nicht nur zuhause, sondern<br />

im Kollektiv und teilweise auch im Gruppenzwang<br />

in der Schule anspricht.<br />

Die Idealvorstellung<br />

wäre hierbei, dass man sich<br />

gemeinsam in der Klasse den<br />

Werbespot ansieht und die<br />

Kinder und Jugendlichen animiert,<br />

selbst eine Geschichte daraus zu<br />

machen. Da wird bei vielen sehr viel aufbrechen.<br />

Was daraus entsteht, das weiß niemand.<br />

Aber wichtig ist, dass man weiß, an<br />

wen man sich wenden kann.<br />

■■Sind Eltern und Lehrer<br />

keine Ansprechpersonen?<br />

Sicher, aber wieviel Kinder gehen zum Lehrer,<br />

zur Mutter oder zum Vater und erzählen<br />

einfach drauflos? Die Schwelle ist einfach zu<br />

hoch. Ein anonymes Whats App zu schicken<br />

ist da viel leichter! Dazu braucht man aber<br />

eine Kontaktadresse. Ich habe auch schon<br />

viele Jugendliche gefragt: ."Würdet ihr unter<br />

dem Motto "Jugendliche für Jugendliche"<br />

einen Euro von eurem Taschengeld<br />

hergeben, um euren eigenen Kinder- und<br />

Jugendnotruf zu finanzieren?"<br />

■■Und die Antwort war?<br />

„Ja, klar. Ein Euro pro Woche oder pro Monat?“<br />

Und ich habe daraufhin gesagt: „Nein<br />

ein Euro pro Jahr“. „Ja, sicher.“<br />

Wir haben es mit dem Projekt "Brich<br />

dein Schweigen!" in die breite Medienlandschaft<br />

geschafft, jetzt soll es direkt die<br />

Schulen und Jugendsozialzentren erreichen.<br />

Hierfür benötigen wir noch unbedingt<br />

UnterstützerInnen! Bitte helft mit! ■<br />

von Redaktion<br />

Weitere Eindrücke zum Projekt, zum<br />

Österreichischen Jugendpreis 20<strong>17</strong> und vieles mehr<br />

online unter: www.faszination-leben.at<br />

Denn es ist leider bittere Realität...<br />

Ein Vater, der seine Tochter missbraucht. Eine<br />

Mutter, die wegsieht. Ein Mädchen, das am Schmerz<br />

fast zerbricht, dann aber die Mauer des Schweigens<br />

einreißt. „Brich dein Schweigen“ heißt die neue<br />

Kampagne des Kinder- und Jugendnotrufs „Rat<br />

auf Draht“ (147). Das Drehbuch stammt von Falco<br />

Luneau. Die Tochter seiner Freundin, Lea, spielt<br />

darin das Missbrauchsopfer. Schauspieler Harald<br />

Krassnitzer steigt in die Rolle des bösen Vaters.<br />

Der dazugehörige Song „Dein Lachen“ wurde von<br />

Oliver Pinelli (Produzent von u.a. Unheilig, Nena)<br />

geschrieben und produziert.<br />

Spendeninformationen:<br />

SOS – Kinderdorf<br />

IBAN: AT10 20<strong>11</strong> 1827 <strong>17</strong>34 4400<br />

BIC: GIBAATWWXXX<br />

Aktion / Verwendungszweck: 238<strong>11</strong>6<br />

entgeltliche Anzeige<br />

Fotos: HUmmeR pHotoGRapHY<br />

42 / MIT SCHARF /


Anzeige #gegenGewalt · 7<br />

Es gibt immer Hilfe!<br />

Raufen, Mobbing oder sexueller Missbrauch? Hedwig Wölfl ist Psychologin und erklärt dir,<br />

was du dagegen tun kannst und warum Gewalt nie okay ist.<br />

Mag.a Hedwig Wölfl<br />

Klinische Psychologin und<br />

Gesundheitspsychologin<br />

„Es gibt immer Hilfe und<br />

Schutz! Habt Mut, etwas<br />

zu sagen, denn Gewalt<br />

ist nie in Ordnung!“<br />

■■Wie erkenne ich eigentlich<br />

Gewalt?<br />

Es gibt vier Arten von Gewalt: körperliche,<br />

psychische und sexuelle Gewalt sowie<br />

Vernachlässigung. Oft verschwimmen die<br />

Grenzen zwischen Konflikt und Gewalt,<br />

wie zum Beispiel beim Raufen. Wenn du<br />

Angst hast oder dich bedroht fühlst, dann<br />

ist das Gewalt. Wenn intime Situationen<br />

oder Gewalt gefilmt und über soziale<br />

Medien verbreitet werden, dann kann das<br />

demütigend sein und psychische Gewalt<br />

bedeuten. Auch hier ist die Bandbreite<br />

von beleidigend und abwertend bis<br />

hin zu therapiewürdigen seelischen<br />

Verletzungen groß.<br />

■■Was können seelische<br />

Verletzungen sein?<br />

Zum Beispiel, wenn du dich entwürdigt<br />

fühlst, wenn dir etwas in der Seele wehtut<br />

oder wenn du das Gefühl hast, dass du<br />

in der Welt und unter diesen Menschen<br />

nicht geliebt oder akzeptierst wirst. Oder<br />

wenn zum Beispiel niemand mehr mit dir<br />

spricht. All das kann psychische Gewalt<br />

sein. Auch Vernachlässigung kann dich<br />

verletzen. Schließlich müssen wir als Erwachsene<br />

für euch Kinder und Jugendliche<br />

Sorge tragen und euch fördern und unterstützen.<br />

■■Was ist sexuelle Gewalt?<br />

Dazu gehören zum Beispiel sexualisierte<br />

Bemerkungen über deinen Körper,<br />

sexistische Aussagen, aber auch<br />

„angrabschen“ oder wenn dich jemand<br />

betrunken macht, um mit dir Sex zu haben.<br />

Und es gibt noch sexuellen Missbrauch,<br />

bei dem Personen dich zur Befriedigung<br />

ihrer Bedürfnisse ausnutzen. Sexueller<br />

Missbrauch geschieht zumeist im sozialen<br />

Umfeld durch Menschen, die du kennst<br />

und denen du vertraut hast. Sexuelle und<br />

körperliche Gewalt sind zugleich immer<br />

auch psychische Gewalt.<br />

■■Und ab wann ist Gewalt strafbar?<br />

In der Erziehung gibt es ein Gewaltverbot.<br />

Eltern, aber auch LehrerInnen dürfen dich<br />

nicht ohrfeigen oder prügeln. Wir haben<br />

auch Gesetze gegen sexuellen Missbrauch,<br />

Pornographie oder auch gegen Ausnutzung<br />

von Autoritätsverhältnissen. Wenn dir<br />

jemand Gewalt nun in einem bestimmten<br />

Ausmaß oder in einer bestimmten Dauer<br />

zufügt, dann ist das strafbar und du oder<br />

andere Personen können das auch bei der<br />

Polizei anzeigen.<br />

■■Warum ist Gewalt einfach<br />

nicht okay?<br />

Kinder und Jugendliche haben Rechte<br />

und Erwachsene können Fehler machen!<br />

Ihr seid die echten ExpertInnen für euch<br />

selbst. Wenn ihr Gewalt erlebt, sucht euch<br />

jemanden, der oder dem ihr vertraut. Das<br />

können zum Beispiel FreundInnen, LehrerInnen<br />

oder SchulpsychologInnen sein.<br />

Ihr könnt aber auch zum Beispiel gemeinsam<br />

mit einer Freundin zu einer Beratung<br />

gehen. Und es gibt Menschen, die darauf<br />

spezialisiert sind und euch helfen können,<br />

wenn ihr euch unsicher seid. Es gibt immer<br />

Hilfe und Schutz! Habt Mut, etwas zu sagen,<br />

denn Gewalt ist nie in Ordnung! ■<br />

Magdalena Reitbauer<br />

Foto: saBine KLimpt<br />

Kinderschutz hat einen Namen<br />

Betroffene von Gewalt und Missbrauch<br />

brauchen Aufmerksamkeit<br />

Telefonberatung: 01 532 15 15<br />

Mo - Do 09:00-<strong>17</strong>:00, Fr 09:00-14:00<br />

Zuhören<br />

www.die-moewe.at<br />

/ MIT SCHARF / 43


8 · #Menschenrechte www.faszination-leben.at<br />

Das Recht, Rechte zu haben!<br />

Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Doch was sind diese Rechte? Nur wenige sind in der<br />

Lage, überhaupt welche zu nennen. Hier die „Menschenrechts-Basics“ auf einen Blick.<br />

Menschenrechte sind weltweit<br />

anerkannte Rechte eines jeden<br />

Menschen zur Sicherung seiner<br />

Menschenwürde. Der Gedanke<br />

von Freiheit und Gleichheit spielt dabei<br />

eine zentrale Rolle, ebenso wie die Ausstattung<br />

des Einzelnen mit Rechten zum<br />

Schutz vor Machtmissbrauch und Ausbeutung.<br />

Sie sollen Antwort auf die uralte Frage<br />

geben, wie unser Zusammenleben unter<br />

größtmöglicher Freiheit des Einzelnen<br />

gestaltet und wie ein Interessenausgleich<br />

zwischen Einzelnen untereinander sowie<br />

gegenüber der Allgemeinheit hergestellt<br />

werden kann. Menschenrechte gelten als<br />

Bedingung für nachhaltigen Frieden, Sicherheit<br />

und Entwicklung.<br />

Wer hat Menschenrechte?<br />

Alle Menschen! Menschenrechte können<br />

weder abgelegt, entzogen oder verwirkt<br />

werden. Jedem Menschen stehen diese<br />

Rechte aufgrund der Menschenwürde zu,<br />

unabhängig von Wohnort, Herkunft, Geschlecht,<br />

Alter oder Einkommen.<br />

Welche Menschenrechte gibt es?<br />

Um ein menschenwürdiges Dasein führen<br />

zu können, müssen unterschiedliche Mindeststandards<br />

erfüllt sein. Menschenrechte<br />

umfassen daher sowohl bürgerliche und<br />

politische Rechte als auch wirtschaftliche,<br />

soziale und kulturelle Rechte:<br />

■■Bürgerliche und politische Rechte<br />

Recht auf Leben<br />

Verbot der Folter<br />

Recht auf persönliche Freiheit<br />

Recht auf Familie und Privatleben<br />

Recht auf ein faires Verfahren<br />

In vielen Teilen der Welt riskieren Menschen, die sich<br />

für die Einhaltung der Menschenrechte stark machen,<br />

ihre Freiheit, ihre Sicherheit oder sogar ihr Leben. Beim<br />

Amnesty International Briefmarathon setzen wir uns für<br />

genau diese Menschen ein.<br />

Wir erheben unsere Stimme für Menschenrechtsverteidiger*innen<br />

aus der Türkei, Jamaika und China.<br />

Werde Teil des größten Menschenrechtsevents der Welt,<br />

dem Amnesty International Briefmarathon, und beteilige dich auf<br />

www.briefmarathon.at. Deine Stimme zählt, nutze sie!<br />

Recht auf Religionsfreiheit<br />

Meinungsäußerungsfreiheit<br />

Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit<br />

Recht auf politische Mitbestimmung u.a.<br />

■■Wirtschaftliche, soziale<br />

und kulturelle Rechte<br />

Recht auf Arbeit<br />

Recht auf Gesundheit<br />

Recht auf soziale Sicherheit<br />

Recht auf Nahrung und Wasser<br />

Recht auf Wohnung<br />

Recht auf Bildung u.a.<br />

Quasi „über“ allen diesen Rechten steht das<br />

Diskriminierungsverbot: Alle Menschenrechte<br />

sind in nicht-diskriminierender<br />

Form zu gewährleisten. Das Gleichbehandlungsgebot<br />

ist für alle Menschenrechte relevant<br />

und zieht sich wie ein roter Faden<br />

durch das Menschenrechtsystem.<br />

Weiters gibt es sogenannte kollektive<br />

Menschenrechte, die nur in Gemeinschaft<br />

mit anderen wahrgenommen<br />

werden können, wie z.B. das Recht auf<br />

Entwicklung, Selbstbestimmung und<br />

das Recht auf eine gesunde Umwelt.<br />

Wer ist verpflichtet, rechte zu schützen?<br />

Primärer Adressat der Pflicht zum<br />

Schutz der Menschenrechte ist der<br />

Staat. Er ist rechtlich (aufgrund völkerrechtlicher<br />

und innerstaatlicher<br />

Verpflichtungen) dazu angehalten,<br />

Menschenrechte innerhalb seines<br />

Wirkungsbereiches zu achten (nicht<br />

unverhältnismäßig einzugreifen), zu<br />

schützen (vor den Angriffen Dritter)<br />

Menschenund<br />

zu gewährleisten. ■<br />

entgeltliche Einschaltung<br />

Briefe verändern Leben<br />

... nehmen an<br />

verschiedenen<br />

Aktivitäten teil...<br />

... zugunsten<br />

von Menschen in<br />

Gefahr ...<br />

... den Betroffenen<br />

und deren Familien ein<br />

Zeichen der Solidarität<br />

und Anerkennung zu<br />

geben ...<br />

Menschen in über<br />

200 Ländern und<br />

Territorien...<br />

... bei denen<br />

Unterstützer*innen<br />

gemeinsam Millionen<br />

von Briefen, E-Mails,<br />

Postkarten, Tweets und<br />

Petitionen schreiben ...<br />

... und dadurch Druck<br />

auf die Entscheidungsträger*innen<br />

auszuüben<br />

und ...<br />

... und dadurch<br />

positive<br />

Veränderungen<br />

bewirken!


Anzeige #Essstörungen · 9<br />

Ein Apfel für Mia<br />

Was tust du, wenn deine beste Freundin nur noch einen apfel am tag isst und<br />

vor deinen augen zusehends verschwindet? Wie hilfst du ihr?<br />

Foto: istocKFoto/ VaDimGUZHVa<br />

Krachend beißt Lea in ihren Apfel.<br />

Der Saft läuft ihr aus dem Mund.<br />

Mia kann den Anblick kaum ertragen.<br />

Sie wendet sich ab und kramt<br />

nach ihrem eigenen Apfel. Den hat sie in<br />

unzählige Würfel geschnitten. Sie nimmt<br />

einen und lutscht ihn wie ein Bonbon. Nur<br />

mit halbem Ohr hört sie, was Lea sagt. Sie<br />

konzentriert sich voll und ganz auf das saftige<br />

Apfelstückchen. Viel zu schnell ist es<br />

gegessen. Sie gönnt sich noch ein zweites,<br />

ein drittes. Dann ist Schluss. Mia trinkt<br />

Wasser, um ihren Magen zu füllen. Als sie<br />

sich aufmacht, um zurück in die Klasse zu<br />

gehen, stellt sich ihr Lea in den Weg: „Mia,<br />

wir müssen reden. Ich weiß, was du da<br />

tust.“ Mia will davon laufen. Doch Lea ist<br />

ihre beste Freundin. „Lea, nicht, bitte.“ Lea<br />

rührt sich nicht. „Gut“, seufzt Mia, „reden<br />

wir. Nach der Schule.“ Lea nickt und gibt<br />

den Weg frei.<br />

***<br />

„Mia, du isst nicht. Du bist so blass und so<br />

dünn! ... Ich mache mir Sorgen um dich“,<br />

sagt Lea, als die Mädchen auf einer Bank in<br />

der Schulhofecke sitzen. Mia wagt nicht,<br />

Lea anzuschauen. Doch die bleibt hartnäckig.<br />

Sie lässt Mia nicht aus den Augen. Als<br />

Mia endlich aufschaut, steht Lea ihre<br />

Sorge ins Gesicht geschrieben. Sorge<br />

und … Liebe?<br />

Mia schluckt. Dann stürzt es aus<br />

ihr heraus. Sie erzählt Lea, dass sie zu<br />

dick sei, zu dick, um sich noch gerne<br />

anzuschauen. Dass nichts helfe, die<br />

plötzlich aufgetauchten Rundungen<br />

wieder loszuwerden. Nichts. Außer<br />

weniger zu essen. Doch obwohl sie<br />

nur noch einen Apfel am Tag esse, sehe<br />

sie im Spiegel nur eine dicke Mia.<br />

Eine hässliche Mia. Flüsternd beichtet<br />

sie Lea, dass sie sich sogar schon<br />

den Finger in den Hals gesteckt habe,<br />

weil sie sich manchmal nicht mehr<br />

beherrschen könne und viel zu viel in<br />

sich hineinstopfen musste ... und wie eklig<br />

das war. Sie gesteht ihrer Freundin, dass<br />

sie nicht mehr weiter wisse … Angst habe ...<br />

und wohl Hilfe brauche.<br />

Lea hört zu. Sie umarmt Mia. Das hatte<br />

Mia lange nicht mehr zugelassen. Lea fühlt<br />

unter den vielen Kleiderschichten eine sehr<br />

magere Mia. Sie erschrickt. Und macht sich<br />

Vorwürfe, Mia nicht früher zur Rede gestellt<br />

zu haben. Dann erzählt sie Mia von<br />

Juliet, einer Freundin ihrer Mutter, die sich<br />

um essgestörte<br />

Jugendliche kümmert. Juliet arbeitet in einem<br />

Ambulatorium, in das viele Mädchen<br />

und Burschen regelmäßig zu Gesprächen<br />

kämen.<br />

***<br />

Einige Wochen später erzählt Mia ihrer<br />

Freundin, dass sie im Ambulatorium angerufen<br />

hat und jetzt öfter dort hingehen<br />

möchte. Und Lea ist beruhigt, weil sie spürt,<br />

dass Mia sich dort verstanden fühlt. ■<br />

Doreen Brumme<br />

Sowhat: hier findest du<br />

Unterstützung und Hilfe<br />

bei Essstörungen<br />

Hast du eine Frage oder ein Anliegen? Ruf uns an – gerne auch anonym!<br />

Tel.: 01/406 57 <strong>17</strong> - Wir sind täglich für dich da.<br />

www.sowhat.at<br />

Foto: istock/ KatarzynaBialasiewicz<br />

Sowhat in Wien:<br />

Gerstnerstraße 3<br />

<strong>11</strong>50 Wien<br />

(gleich hinter dem Westbahnhof)<br />

Sowhat St. Pölten:<br />

Grenzgasse 12/3. Stock<br />

3100 St. Pölten<br />

Sowhat in Mödling:<br />

Bahnstraße 4/301<br />

2340 Mödling<br />

Die Kosten sind meistens über die<br />

Krankenkassa abrechenbar.<br />

Details erzählen wir dir persönlich.


10 · #Hautprobleme<br />

Nesseln auf der Haut<br />

Urtikaria (Nesselsucht) ist sehr viel weiter verbreitet, als gedacht. Dr. Christine Bangert,<br />

Oberärztin der Allergie Ambulanz an der Klinik für Dermatologie der Universität Wien und im<br />

Juvenis Medical Center, gibt Auskunft.<br />

Bist du auch<br />

davon Betroffen?<br />

Mehr Informationen erhältst du auf<br />

www.faszination-leben.at<br />

■■Woran erkennt man<br />

Nesselsucht im Unterschied zu anderen<br />

Hautkrankheiten?<br />

Die Nesselsucht besteht aus flüchtigen<br />

Quaddeln, die an solche erinnern, die man<br />

auch von Brennnesseln bekommt. Diese<br />

Quaddeln treten ganz spontan mit wahnsinnig<br />

starkem Juckreiz auf, sind aber nur<br />

kurz auf der Haut. Nach ein paar Minuten<br />

oder mehreren Stunden verschwinden sie<br />

und die Haut kann wieder völlig unversehrt<br />

sein. Möglicherweise erscheinen die Quaddeln<br />

dann später an anderer Körperstelle<br />

erneut.<br />

Dr. Christine Bangert<br />

Oberärztin der Allergie Ambulanz der Klinik<br />

für Dermatologie an der Universität Wien<br />

■■Gibt es verschiedene Formen dieser<br />

Hautkrankheit?<br />

Ja. Ein akuter Nesselausschlag hält weniger<br />

als sechs Wochen an und kommt sehr<br />

häufig vor. Jeder vierte Mensch hat einmal<br />

so einen Ausschlag als Reaktion auf einen<br />

Infekt, ein Medikament oder einen anderen<br />

Auslöser. Länger bleibt die chronische Urtikaria.<br />

Sie betrifft nur ein Prozent der Bevölkerung<br />

und kann entweder spontan auftreten,<br />

also ohne erkennbaren Auslöser, oder<br />

ganz verschiedene Ursachen haben, wie<br />

Kälte, Wärme, Druck, Stress u.a.<br />

■■Wie geht man mit so<br />

einer Krankheit um?<br />

Aufgrund ihrer Unvorhersehbarkeit ist die<br />

Urtikaria eine der belastendsten Hauterkrankungen<br />

überhaupt. Auch ist es häufig<br />

schwierig, beim Arztbesuch akute Symptome<br />

aufzuweisen. Es können Quaddeln, aber<br />

auch sogenannten Angio-Ödeme, also tiefe<br />

Schwellungen unter der Haut irgendwo am<br />

Körper, auftreten. Betroffene sollten deshalb<br />

ihre Schübe unbedingt fotografieren,<br />

um dem Arzt deren Ausmaß und Zeitpunkt<br />

mitteilen zu können. Die Krankheit an sich<br />

ist aber harmlos und weder lebensbedrohlich<br />

oder ansteckend.<br />

■■Was kann man gegen den<br />

Juckreiz und das entstellende<br />

Aussehen tun?<br />

Man nimmt ein Antihistamin ein, das diesen<br />

entzündlichen Botenstoff (Histamin),<br />

der bei einem Nesselausschlag ausgeschüttet<br />

wird, blockiert. Die Urtikaria sollte<br />

nicht erst nach einem Schub, sondern<br />

besser täglich behandelt und regelmäßig<br />

ein Antihistamin eingenommen werden.<br />

Wenn Antihistamine nicht ausreichen,<br />

gibt es derzeit relativ neue Medikamente,<br />

die helfen.<br />

■■Gibt es eine Aussicht auf<br />

Symptomfreiheit oder Heilung?<br />

Die Dauerbehandlung macht im Idealfall<br />

Symptomfreiheit, aber sie heilt die Erkrankung<br />

nicht, sie unterdrückt sie nur. Jedoch<br />

bleibt die Urtikaria nie ein Leben lang – sie<br />

kommt ganz spontan und genauso spontan<br />

geht sie auch wieder. Nur ihre Dauer ist<br />

sehr variabel: in ihrer akuten Form weniger<br />

als sechs Wochen, in der chronischen selten<br />

länger als fünf Jahre. ■<br />

Simone Welk<br />

Brennen, Jucken,<br />

Hautschwellungen?<br />

Novartis Pharma GmbH | Stella-Klein-Löw-Weg <strong>17</strong> | 1020 Wien<br />

www.novartis.at | Datum der Erstellung: 08/20<strong>17</strong> | AT<strong>17</strong>08682557<br />

46 / MIT SCHARF /


Anzeige #roteWoche · <strong>11</strong><br />

Hoch die Tassen!<br />

Als Frau bekommst du etwa 500 Mal deine Menstruation. Dafür verbrauchst<br />

du ca. 16.800 Binden und Tampons. Die kosten viel Geld und<br />

machen viel Müll. Eine nachhaltige Alternative: die Menstruationstasse.<br />

Foto: istocKFoto/ m-imaGepHotoGRapHY<br />

Deine Menstruationstasse ist ein<br />

weicher Becher aus Kunststoff,<br />

den du gefaltet in deine Vagina<br />

einführst (saubere Hände sind dazu<br />

ein Muss). Dort öffnet sich der Becher,<br />

um dein Regelblut aufzufangen. Gehalten<br />

wird die Menstruationstasse von der Muskulatur<br />

deines Beckenbodens. Beim Gang<br />

auf die Toilette nimmst du den Becher heraus<br />

und leerst ihn. Ein praktischer Griff am<br />

Becherboden hilft dir dabei, den leichten<br />

Unterdruck zu überwinden.<br />

Deine Menstruationstasse kannst du in<br />

der Drogerie, im Bioladen oder online in<br />

verschiedenen Designs kaufen, die in Form,<br />

Farbe, Weichheit, Becherhöhe und -umfang<br />

(Auffangvolumen) variieren. Die meisten<br />

Hersteller bieten dir ihre Produkte<br />

in mehreren Größen an. Kleine Tassen<br />

sind eher für junge Mädchen geeignet,<br />

größere für Frauen, die bereits ein Kind<br />

natürlich geboren haben.<br />

Deine Menstruationstasse gewährt<br />

dir wie ein Tampon viel Bewegungsfreiheit.<br />

Sie lässt sich Tag und Nacht<br />

tragen, vorausgesetzt, du leerst sie regelmäßig<br />

und spülst sie zwischendurch<br />

mit klarem Wasser ab. Deine Menstruationstasse<br />

ist kein Wegwerfprodukt wie<br />

herkömmliche Binden und Tampons. Du<br />

kannst sie jahrelang benutzen.<br />

Regelmäßig testen unabhängige Verbraucherschutzorganisationen<br />

Binden,<br />

Tampons und Menstruationstassen. So hat<br />

Ökotest gerade<br />

sechs Produkte geprüft und fünf davon für<br />

sehr gut und gut befunden.<br />

Du siehst, mit der Menstruationstasse gibt<br />

es eine gesundheitlich unbedenkliche und<br />

zugleich müllsparende Alternative zu herkömmlichen<br />

Monatshygieneprodukten. ■<br />

Doreen Brumme<br />

Menstruationstasse statt Tampon und Binde<br />

Die Firma Me Luna® fertigt seit 2009 in Deutschland Menstruationstassen. Hier stellt uns der Geschäftsführer,<br />

Frank Krüger, sein gleichnamiges Produkt als nachhaltige Alternative zu Tampons und Binden vor.<br />

SPONSORED<br />

■■Frank Krüger, was ist die<br />

Me Luna®?<br />

Eine Menstruationstasse „Made in Germany“:<br />

ein kleiner, weicher Kelch aus einem<br />

medizinisch zertifizierten Kunststoff (TPE).<br />

■■Für wen ist Ihre Menstruationstasse<br />

gemacht?<br />

Unsere Me Luna® gibt es in verschiedenen<br />

Größen, so findet jedes Mädchen und jede<br />

Frau ein gut sitzendes Modell.<br />

■■Das heißt, die Me Luna® kann<br />

auch benutzt werden, wenn die<br />

Anwenderin noch Jungfrau ist?<br />

Ja. Wir haben für junge Mädchen extra kleine<br />

Tassen im Programm.<br />

■■Warum tut die Me Luna® der<br />

Gesundheit gut?<br />

Die Menstruationstasse sammelt das Blut,<br />

sie saugt es nicht wie ein Tampon auf. So<br />

bleibt die Vagina feucht, während ein Tampon<br />

sie eher austrocknet.<br />

■■Warum tut die Me Luna® der<br />

Umwelt gut?<br />

Unsere Menstruationstasse begleitet einen<br />

mindestens sechs bis acht Jahre. Vorausgesetzt,<br />

sie wird gut gepflegt. Damit ersetzt<br />

sie viele Binden und Tampons. Sie hilft also,<br />

den Müllberg zu reduzieren, den menstruierende<br />

Frauen hinterlassen.<br />

■■Ihre Me Luna® hat gerade einen<br />

Ökotest hinter sich. Wie hat sie abgeschnitten?<br />

Das Testurteil „Sehr gut“ von Ökotest bestätigt<br />

unsere Arbeit: Wir fertigen unsere<br />

Me Luna® vor Ort, aus medizinisch zertifiziertem<br />

Material und unter besten Produktionsbedingungen.<br />

Wir verkaufen immer<br />

mehr Tassen – 2009 waren es drei am Tag,<br />

heute sind es über dreihundert. Vier von<br />

hundert deutschen Frauen sind schon zur<br />

nachhaltigen Alternative zu Tampons und<br />

Binden gewechselt, Tendenz steigend.<br />

Doreen Brumme<br />

/ MIT SCHARF / 47


12 · #50ShadesofGrey Anzeige<br />

Der steile Aufstieg<br />

des Liebesspielzeugs<br />

Die weibliche Sexualität erlebt<br />

aktuell eine Renaissance. Die<br />

Auswahl an hochwertigen Hilfsmitteln<br />

für Sex und Selbstbefriedigung<br />

ist immens gewachsen.<br />

Lange galt die Selbstbefriedigung der<br />

Frau als gesellschaftliches Tabuthema.<br />

Dabei ist es wichtig, dass gerade<br />

junge Frauen ihren eigenen Körper<br />

kennen und lieben lernen. Bei der Masturbation<br />

befriedigt frau sich mit den Händen<br />

oder mit Hilfsmitteln so lange selbst, bis sie<br />

zum Orgasmus kommt.<br />

Hochwertiges Sex-Spielzeug<br />

Bis vor wenigen Jahren war das Sortiment<br />

an Erotik-Hilfsmitteln noch überschaubar.<br />

Heute sind Vibratoren und Dildos aus hochwertigen<br />

Materialien wie Silikon erhältlich,<br />

und zwar in allen Formen und Farben<br />

und mit verschiedensten Funktionen. Einen<br />

ersten großen Hype löste der Paarvibrator<br />

aus, weil er beide Geschlechtspartner<br />

zugleich in Erregung bringt. Fast revolutionär<br />

war die Erfindung des Auflagevibrators,<br />

mit dem Frauen berührungslos die Klitoris<br />

stimulieren und so fast garantiert zum Orgasmus<br />

kommen können.<br />

Erotik in den Medien<br />

Auch Kunst, Filmwesen und Literatur thematisieren<br />

heutzutage verstärkt Themen<br />

wie Erotik oder weibliche Selbstbefriedigung.<br />

Der anhaltende Erfolg der Bestseller-<br />

Buchserie „50 Shades of Grey“ ist der beste<br />

Beweis für den Wunsch nach mehr Offenheit<br />

und Freizügigkeit. Was eigentlich als<br />

Blog angefangen hatte, war bald darauf in<br />

gedruckter Form erhältlich. Nach zwei erfolgreichen<br />

Kinofilmen folgt im Frühjahr<br />

2018 der dritte Teil.<br />

Der offene Umgang mit Sexualität und<br />

ihren zahlreichen Varianten und Ausprägungen<br />

inspirierte weltweit viele Menschen.<br />

Das zeigt sich auch daran, dass in<br />

den USA und Europa die Nachfrage nach<br />

Erotik-Produkten stark anstieg. Auch Frauen<br />

haben seither immer mehr Mut, mit<br />

Sex-Spielzeug zu experimentieren. Dazu<br />

zählen etwa Liebeskugeln, Augenmasken,<br />

Handfesseln oder Peitschen. Sogar ein eigenes<br />

Label für Liebesspielzeug von Shades of<br />

Grey ist erhältlich.<br />

Geschenktipp für Weihnachten<br />

Fazit: Heute muss sich niemand mehr<br />

schämen, wenn er einen Erotikladen betritt.<br />

KundInnen können aus einem breiten<br />

Sortiment wählen und entspannt einkaufen.<br />

Tipp: Die bevorstehende Weihnachtszeit<br />

bietet die Möglichkeit, seinen Partner<br />

mit erotischen Geschenken, zum Beispiel<br />

verpackt in einem Adventskalender, zu<br />

überraschen. ■<br />

von Redaktion<br />

Foto: istocKFoto/ LoLostocK


MIT SCHARF / 49


ICH WILL MEINEN<br />

NAMEN ZURÜCK!<br />

Bianca und Nadine<br />

haben Sehnsucht nach<br />

ihrem alten, „echten“<br />

Nachnamen.


Mit einem österreichischen Nachnamen lebt sich’s<br />

leichter, dachten meine Eltern vor 16 Jahren, als sie ihren<br />

arabischen Nachnamen „Abdelaziz“ ändern ließen und den<br />

österreichischen Namen „Dimmel“ annahmen. Sie wollten<br />

mich davor beschützen, aufgrund meines ausländischen<br />

Namens diskriminiert zu werden, doch ich würde heute<br />

alles dafür geben, um wieder Abdelaziz zu heißen.<br />

Von Nadine Erovic-Abdelaziz, Fotos: Sophie Kirchner<br />

Neun Tage nach dem <strong>11</strong>. September 2001<br />

gingen meine Eltern zur Magistratsabteilung<br />

26, zuständig für Personenstand, und<br />

gaben den Antrag zur Namensänderung<br />

ab. Als sie die MA26 an diesem Tag betraten, gingen<br />

sie mit dem Nachnamen „Abdelaziz“ hinein, aber ohne<br />

ihn heraus. Mein Vater und meine Mutter legten ihn ab<br />

und nahmen stattdessen, mit der Hoffnung, dass es für<br />

sie in Österreich besser werden würde, einen österreichischen<br />

Namen an. Den montenegrinischen Namen<br />

meiner Mutter anzunehmen war leider auch keine<br />

Option, denn mit „Erovic“ kommt man zwar vielleicht<br />

etwas weiter als mit „Abdelaziz“, aber Ausländer bleibt<br />

Ausländer. Die Diskriminierung war schon vor 9/<strong>11</strong><br />

enorm. Von Behördengängen bis zur Wohnungssuche.<br />

Für meine Eltern war es keine schwierige Entscheidung<br />

ihren Nachnamen zu ändern, eher eine logische<br />

Schlussfolgerung. Fake it until you make it, also. Natürlich<br />

kann man den Akzent nicht wegzaubern, oder das<br />

Aussehen. Aber entscheidend war für meine Eltern vor<br />

allem, dass ich nicht auf Schwierigkeiten stoßen soll.<br />

Sie wollten, dass ich in die besten Schulen gehen und<br />

mich für Jobs bewerben kann, ohne aufgrund meines<br />

Namens sofort abgelehnt zu werden. Es sollte für mich<br />

genau so sein, wie für andere Menschen mit österreichischen<br />

Namen auch: leichter<br />

als für Migranten. Und tatsächlich:<br />

Mit unserem neuen Nachnamen<br />

„Dimmel“ hatte ich nie Probleme, ich<br />

wurde nie anders behandelt, weder<br />

bei Bewerbungsgesprächen noch<br />

bei Behördengängen. Jede Stelle für<br />

die ich mich beworben habe, bekam<br />

Mir ist öfters<br />

Rassismus begegnet,<br />

aber nie wegen meines<br />

Nachnamens.<br />

ich schlussendlich auch. Zwar ist mir trotzdem öfters<br />

Rassismus im Leben begegnet, aber nie wegen meines<br />

Nachnamens – sondern aufgrund meines Aussehens<br />

oder weil die Person bereits wusste, dass ich Migrationshintergrund<br />

habe. Die Frage, die aber stets im Hinterkopf<br />

bleibt, ist, ob ich den Job auch bekommen hätte, wenn<br />

ich mich als Nadine Abdelaziz beworben hätte. Denn im<br />

Endeffekt bin ich ja immer noch Nadine Abdelaziz, auch<br />

wenn der Name nicht mehr da ist.<br />

ÜBERRASCHUNG: ICH BIN NICHT<br />

NUR ÖSTERREICHERIN<br />

Gerade deswegen fühlt es sich nicht richtig an, einen<br />

Namen zu tragen, der nicht mir gehört. Er repräsentiert<br />

nicht meine Wurzeln, meine Familiengeschichte, meine<br />

Eltern und das, was sie durchmachen mussten. Ich bin<br />

nicht alleine mit meiner Sehnsucht nach meinem alten,<br />

„echten“ Nachnamen. Bianca hieß seit ihrer Geburt<br />

„Mayer“ mit Nachnamen, dennoch fühlte sie sich seit<br />

sie denken kann als „Jankovska“, der Mädchenname<br />

ihrer Mutter. Mit 18 nannte sie sich schon auf Facebook<br />

Jankovska. Mit ihrer Cousine in Bratislava scherzte sie<br />

oft: „Typisch Jankovske halt“. „Es war unser gemeinsamer<br />

Nenner, weil sie auch einen anderen Nachnamen<br />

hatte“, erzählt Bianca. „Für uns beide war das schon<br />

immer unser Nachname, ich habe<br />

mich damit identifiziert.“ „Mayer“<br />

stand zwar auf allen Dokumenten<br />

und Ausweisen, aber für Bianca war<br />

das „ein Name der nichts bedeutet“.<br />

Allein schon sich als „Bianca Mayer“<br />

vorzustellen fand sie nicht richtig,<br />

weil es nicht repräsentativ war.<br />

/ RAMBAZAMBA / 51


Irgendwann will man sich einfach<br />

nicht mehr erklären müssen.<br />

Im Juli 20<strong>17</strong> wurde aus Bianca Mayer offiziell Bianca Jankovska<br />

– auch wenn sie davor schon immer eine Jankovska war.<br />

Aufgrund ihres österreichischen Namens war es für viele<br />

oft eine Überraschung, wenn sie herausfanden, dass<br />

Bianca Slowakisch spricht. Sie kennt Weihnachten und<br />

Ostern nur aus der slowakischen Perspektive, ihre Sommerferien<br />

verbringt sie jedes Jahr bei ihren Großeltern<br />

in der Slowakei. All das wurde durch „Mayer“ unsichtbar.<br />

Je mehr man über sich selbst reflektiert und über<br />

seine Herkunft nachdenkt, desto mehr wird man sich<br />

der eigenen Identität bewusst. Der Wunsch diese auch<br />

dementsprechend zu benennen, liegt daher sehr nahe.<br />

Bianca nahm im Juli 20<strong>17</strong> offiziell den Mädchennamen<br />

ihrer Mutter an und heißt jetzt endlich so, wie sie sich<br />

fühlt, als Bianca Jankovska.<br />

„ES KÖNNTE SICHER<br />

SITUATIONEN GEBEN, WO ICH<br />

MICH ÄRGERN WERDE“<br />

Genau das möchte Lea auch machen. Lea hat väterlicherseits<br />

singhalesische Wurzeln und trägt einen<br />

deutschen Nachnamen, mit dem sie sich nie wirklich<br />

identifizieren konnte. Der Gedanke, den singhalesischen<br />

Namen ihres Vaters, „Dharmasena * “, anzunehmen,<br />

kam aber erst vor kurzem ins rollen. Sie besuchte einen<br />

Workshop, bei dem der Leiter erzählte, dass er den<br />

Namen seines Vaters angenommen hatte. Dadurch<br />

wurde Lea klar, dass das für sie ebenso eine Option sein<br />

kann. Zu dem deutschen Namen ihrer Mutter spürt sie<br />

überhaupt keine Verbindung. Nachdem Lea eineinhalb<br />

Jahre in Mozambique lebte, wurde ihr bewusst, dass der<br />

deutsche Name einfach nicht zu ihr gepasst hat, auch<br />

weil sie öfters auf ihre Herkunft angesprochen wurde.<br />

Sie hatte nicht das Gefühl, dass ihr Name zu ihrem Aussehen<br />

als Halb-Singhalesin passt.<br />

Das einzige, was Lea derzeit davon abhält, ihren<br />

Wunsch in die Tat umzusetzen, ist der bürokratische<br />

Aufwand, der hinter dem Ganzen steckt. Während es<br />

in Österreich recht einfach ist den Namen zu ändern,<br />

ist das in Deutschland, wo die Namensänderung über<br />

1000 Euro kosten kann, nicht der Fall. Sie möchte sich<br />

dafür Zeit nehmen, die sie im Moment nicht hat, da die<br />

Rechtslage kompliziert ist und sie sich noch mehr informieren<br />

möchte. Die hohen Kosten stellen im Gegensatz<br />

dazu kein Problem für sie dar.<br />

Selbst wenn sie mit „Dharamasena * “ mehr Diskriminierung<br />

erfahren würde, wäre es ihr das wert. Bei der<br />

Wohnungssuche macht sie sich schon Gedanken, „da<br />

könnte es sicher Situationen geben, wo ich mich ärgern<br />

werde“. Jedoch ist es Lea egal, wenn sie bei Bewerbungen<br />

dann aufgrund ihres Namens keine Chance auf<br />

ein Bewerbungsgespräch bekommt – „das sagt ja schon<br />

viel über den Arbeitgeber aus, wenn sie nach so einem<br />

Schema aussortieren“. In so einem Unternehmen würde<br />

Lea sowieso nicht arbeiten wollen.<br />

MEHR ALS NUR EIN NAME<br />

Natürlich könnte man meinen, dass es nur ein Name<br />

ist, der auf dem Papier steht und einen nicht weiter<br />

beschreibt. Doch wenn „das dein Rufname ist, du ihn<br />

ständig hörst, aufschreiben und angeben musst, dann<br />

ist es durchaus wichtig, dass man sich mit dem Namen<br />

identifiziert“, meint Lea. Denn es ist schmerzhaft seinen<br />

eigenen Name zu hören und das Gefühl zu haben „das<br />

bin ich nicht“. Oder stutzig angeschaut zu werden, weil<br />

der Gesprächspartner gerade überlegt, wie mein österreichischer<br />

Nachname mit meinem Aussehen zusammenpassen<br />

soll. Irgendwann will man sich einfach nicht<br />

mehr erklären müssen.<br />

Selbst jetzt, wo gerade jeder zweite Hipster versucht<br />

sich wie mein Jugo-Onkel in den 90er-Jahren anzuziehen<br />

und den selben Slang draufhat wie ein Deutschrapper:<br />

es geht nicht darum, dass das Leben spannender<br />

oder interessanter ist, wenn man mehrere Emoji-Flaggen<br />

in der Instagram-Bio hat. Vielleicht ist es jetzt cool,<br />

52 / RAMBAZAMBA /


„Ausländer“ zu sein, aber ein Hipster Uni-Wien-Student,<br />

der in seiner schicken Altbauwohnung lebt, wird<br />

nie wissen, wie es sich anfühlt einen Teil seiner Identität<br />

verloren zu haben, oder wie es war, als Kleinkind<br />

aufgrund der Hautfarbe beschimpft zu werden. Ich will<br />

meinen ausländischen Nachnamen nicht zurück, weil<br />

es gerade modern ist. Es ist einfach eine Herzensangelegenheit<br />

und eine sehr persönliche Entscheidung für<br />

mich – für uns alle drei.<br />

Durch diesen Schritt werden „Identitäten im öffentlichen<br />

Raum sichtbarer“, sagt Bianca am Ende unseres<br />

Gesprächs. Sie ist nun mal auch Slowakin und möchte<br />

so wahrgenommen werden – vor allem als Vorbildfunktion<br />

für andere Frauen.<br />

Wenn sich Bianca heute vorstellt, dann macht sie<br />

das mit ihrem slowakischen Nachnamen, Jankvoska.<br />

Und es passt, weil es sich richtig anfühlt. Vielleicht<br />

stelle ich mich ab jetzt als Nadine Erovic-Abdelaziz vor.<br />

Dann passt es nämlich auch. Für mich. ●<br />

Den Namen zu ändern ist in Österreich grundsätzlich<br />

für alle möglich, die sich das wünschen und die<br />

Staatsbürgerschaft haben.<br />

Wenn der Nachname beispielsweise schwer zu<br />

buchstabieren oder ausländischer Herkunft ist, kann<br />

man ihn schon bereits für 18,20 Euro ändern. Bei<br />

einer Namensänderung, die keinen der gesetzlichen<br />

Gründe erfüllt, wird es wesentlich teurer, mit Kosten<br />

in Höhe von 553,80 Euro.<br />

(s. https://www.help.gv.at/Portal.Node/hlpd/public/<br />

content/233/Seite.2330500.html#Kosten und<br />

https://www.help.gv.at/Portal.Node/hlpd/public/<br />

content/233/Seite.2330300.html)<br />

WienerInnen mit Wunsch zur Namensänderung<br />

müssen sich an die MA63 wenden.<br />

* weil Lea ihrer Familie noch nicht von ihrem Wunsch, ihren<br />

Namen ändern zu wollen, erzählt hat, mussten wir ihren Nachnamen<br />

für diese Geschichte ändern<br />

oland_ Anzeige Biber_207x135mm<br />

Zur Autorin: Nadine Erovic-Abdelaziz ist 18 Jahre alt und besucht<br />

die Schumpeter Handelsakademie.<br />

• AHS-Matura<br />

• Berufsreifeprüfung<br />

Beginn: Frühjahr & Herbst<br />

HÖCHSTE<br />

ERFOLGSZAHL<br />

ÖSTERREICHS<br />

Tel.: 01/523 14 88, www.roland.at


MEINUNG<br />

„ER WIRD MICH SICHER<br />

DRANNEHMEN.“<br />

Kennt ihr diese SchülerInnen, die immer leise im<br />

Unterricht sind? Viele denken, sie würden nichts<br />

verstehen, weil sie nicht reden und sich nie melden. Doch<br />

das stimmt nicht. Denn sie machen alle Hausübungen,<br />

lernen fleißig zu Hause und bekommen im Unterricht<br />

wirklich alles mit. Das einzige Problem ist, dass sie sich<br />

nicht oft melden. Im Unterricht sitzen sie leise auf ihren<br />

Plätzen und hören zu. Aber nur weil sie nicht mitreden,<br />

heißt es: „Du arbeitest nicht mit.“ Die Lehrer glauben,<br />

man arbeitet und redet nicht mit, weil man keine Ahnung<br />

vom Stoff hat. Das klingt logisch, aber trifft nicht auf uns<br />

introvertierte Schüler zu. Ich selber mag es nicht vor der<br />

Klasse zu reden, obwohl ich viel Ahnung habe. Man kann<br />

doch mit Lernzielkontrollen, Hausübungen, Schularbeiten<br />

oder schriftlichen Stundenwiederholungen einschätzen,<br />

ob die/der SchülerIn sich auskennt oder nicht. Aber<br />

genau die leiseren SchülerInnen ständig im Unterricht<br />

dranzunehmen, finde ich gemein. Man sollte sie auch<br />

verstehen. Wenn jemand reden will, zeigt er auf, wenn<br />

jemand nicht aufzeigt, möchte er nicht reden. Wieso ihn<br />

dazu zwingen?<br />

„BITTE NICHT MICH.“<br />

Wann werden die Lehrer endlich aufhören, die<br />

SchülerInnen zum Reden zu drängen? Sie denken, wir<br />

werden mutiger und gewöhnen uns daran ,wenn man uns<br />

öfter drannimmt, aber das Gegenteil trifft zu, wir halten<br />

uns mehr zurück und bitten den Nachbar zu schauen, ob<br />

der Lehrer uns anschaut und jammern herum: „Er wird<br />

mich sicher drannehmen.“<br />

Deswegen empfehle ich allen schüchternen SchülerInnen<br />

zu versuchen mindestens einmal pro Unterrichtsstunde<br />

von alleine aufzuzeigen, damit uns nicht der Lehrer wann<br />

er will drannimmt.<br />

An alle Lehrer: Wir sind nicht unaufmerksam, wir<br />

sind nicht zu faul zum Aufzeigen, wir sind einfach nur<br />

schüchtern und davon muss und kann man uns nicht<br />

heilen, indem man uns gezwungenermaßen drannimmt.<br />

Jeder Mensch ist anders, akzeptiert uns bitte so wie wir<br />

sind.<br />

Süheda Gelen ist 16 und besucht die 7G des Gymnasiums Brigittenau.<br />

ZWISCHEN DREI WELTEN<br />

„Perserin! Nein, warte Serbin… Inderin, oder doch aus<br />

Afghanistan?“ Das sind so die Vorschläge, die ich auf die<br />

Frage „Rate mal, woher ich komme“ kriege. Und alle liegen<br />

falsch. „Hä?? Pakistan? Wo liegt das denn genau?“<br />

WIE ALLES BEGANN<br />

Meine Eltern sind beide in Pakistan geboren. Mama ist als<br />

kleines Kind mit ihrer Familie nach England, Birmingham<br />

gekommen und Papa blieb bis in seine späten 20er dort. Als<br />

Papas Bruder dann auf einmal die coole Idee hatte mit ihm<br />

auf eine Art „Weltreise für Ausländer“ zu gehen, welche by<br />

the way „nur“ zwei bis drei europäische Länder beinhaltete,<br />

war Papa natürlich sofort mit an Bord. Während dieser Reise<br />

verliebten sich die Brüder in Wien und zogen hierhin.<br />

Mama und Papa lernten sich in Pakistan kennen und<br />

beschlossen zu heiraten. Mama verließ daraufhin das<br />

Vereinigte Königreich, um sich eine Zukunft und Familie mit<br />

Papa aufzubauen. Ich kam in England auf die Welt, weil Mama<br />

während der Geburt bei ihrer Familie sein wollte. Papa blieb<br />

in Wien zurück und arbeitete fleißig. Von da an lebte ich<br />

ein halbes Jahr in Wien und ein halbes Jahr in Birmingham.<br />

Als ich das Volksschulalter erreicht hatte, haben wir uns<br />

entschieden in Wien sesshaft zu werden und seitdem bin<br />

ich hier. In meiner Heimat - das ist doch jetzt meine Heimat,<br />

oder?<br />

EINE NEUE WELT<br />

In England gibt es unzählig viele Migranten aus Pakistan<br />

und Indien, daher hatte ich als Kind das Gefühl daheim zu<br />

sein.Somit könnt ihr euch auch vorstellen, was für einen<br />

Kulturschock ich erlebte, als ich mit der Volksschule in Wien<br />

angefangen habe. Gott sei Dank hielt das aber nicht all zu<br />

lange an, denn meine erste beste Freundin war auch eine<br />

„Ausländerin“, und zwar eine Türkin. Das Gefühl von einem<br />

Stückchen Heimat kam wieder hoch und ich fühlte mich wohl.<br />

Auf die Frage, woher ich komme, antworte ich meistens<br />

mit dem üblichen Wortspiel: „Rate mal“, weil ich selber<br />

nicht weiß, welches Land ich mein Zuhause nennen soll. In<br />

Österreich bin ich Engländerin, in England eine Pakistanerin<br />

und in Pakistan nichts. Einfach eine Ausländerin. Und das<br />

habe ich mir mittlerweile zur Identität gemacht: Ich bin überall<br />

Ausländerin.<br />

Mehraab Malik ist 22 und besucht die Abendschule IBC Hetzendorf.<br />

Christoph Liebentritt<br />

54 / RAMBAZAMBA /


BESSERE LERNERFOLGE UND<br />

BESSERE VEREINBARKEIT<br />

VON BERUF UND FAMILIE. DIE<br />

GANZTAGSSCHULE BRINGT<br />

MEHR MOTIVATION FÜR<br />

SCHÜLERINNEN UND STEHT<br />

FÜR EINE VÖLLIG NEUE LERN-<br />

UND FREIZEITKULTUR.<br />

BEZAHLTE ANZEIGE<br />

DAS BRINGT DIE GANZ TAGS SCHULE!<br />

iStock/davidf<br />

Mehr Chancengleichheit, mehr<br />

Abwechslung, mehr Spaß am Lernen,<br />

mehr Erfolgserlebnisse, mehr Förderung,<br />

mehr Freizeit zuhause mit den<br />

Eltern – das sind nur einige Vorteile, die<br />

der Besuch einer ganztägigen Schule<br />

mit sich bringt. Vorteile, die immer mehr<br />

SchülerInnen und Eltern für sich nutzen<br />

wollen. Mit dem Bildungsinvestitionsgesetz<br />

20<strong>17</strong> investiert die Bundesregierung<br />

750 Millionen Euro gezielt in den<br />

Ausbau ganztägiger Schulformen, um<br />

bis zum Jahr 2025 allen Eltern einen<br />

Ganztagsschulplatz für ihr Kind im<br />

Umkreis von 20 Kilometern zum Wohnort<br />

zu ermöglichen.<br />

MEHR QUALITÄT<br />

DURCH SCHULISCHES<br />

GANZTAGSANGEBOT<br />

BildungsexpertInnen sehen im Ausbau<br />

der Ganztagsschule den besten Weg,<br />

um SchülerInnen mit unterschiedlichsten<br />

Förderbedürfnissen bessere<br />

Bildungsmöglichkeiten zu bieten. Die<br />

Abwechslung von Lern-, Freizeit- und<br />

Fördereinheiten steigert die Motivation<br />

der SchülerInnen und gibt Pädagog-<br />

Innen mehr Möglichkeiten, die Stärken<br />

und Begabungen der SchülerInnen zu<br />

fördern. Durch die tägliche Betreuung<br />

der Kinder bis mindestens 16:00 Uhr<br />

unterstützt die Ganztagsschule die<br />

Vereinbarkeit von Beruf und Familie.<br />

Hausübungen oder Lernen für Schularbeiten,<br />

all das wird bereits in der Schule<br />

und mit Unterstützung von PädagogInnen<br />

erledigt. Eltern können sich<br />

zuhause ganz der gemeinsamen Zeit<br />

mit Ihren Kindern widmen. Neu ist, dass<br />

an ganztägig geführten öffentlichen<br />

Schulen auch außerschulische Betreu-<br />

ungsangebote während der Ferienzeiten<br />

zur Verfügung gestellt werden können.<br />

Damit wird dem Wunsch vieler Eltern<br />

nachgekommen, auch außerhalb der<br />

Schulzeiten die SchülerInnen qualitativ<br />

bestmöglich betreut zu wissen.<br />

DIE ZWEI FORMEN DER<br />

GANZTAGSSCHULE<br />

Ganztägig geführt werden können alle<br />

allgemein bildenden Pflichtschulen und<br />

die AHS-Unterstufe, angeboten wird<br />

die Ganztagsschule dabei in getrennter<br />

und verschränkter Form. In der getrennten<br />

Form der Ganztagsschule findet<br />

der Unterricht am Vormittag statt, am<br />

Nachmittag ist Zeit für Hausübungen,<br />

ein vielfältiges Lern- und Freizeitangebot<br />

und individuelle Förderung. In der<br />

ganztägigen Schule mit verschränkter<br />

Form wechseln sich über den Schultag<br />

verteilt Unterrichts-, Lern- und Freizeit<br />

ab. Die Anmeldung für die getrennte<br />

Form kann für alle Tage der Woche oder<br />

auch nur für einzelne Tage erfolgen und<br />

gilt für ein Schuljahr. Die Anmeldung für<br />

die verschränkte Form der Ganztagsschule<br />

erfolgt für alle Schultage. Sie gilt<br />

für alle SchülerInnen einer Klasse und<br />

für die Dauer des Schulbesuchs.<br />

DIE SCHULE VON MORGEN<br />

SCHON HEUTE<br />

Ein wesentliches Merkmal ganztägiger<br />

Schulformen ist ein ausgewogenes<br />

Verhältnis von Lernzeit und Freizeit. Die<br />

einzelnen Schulstandorte sind flexibel<br />

in der Tagesgestaltung. Die Lernzeit<br />

teilt sich in die »gegenstandsbezogene«<br />

Lernzeit (Betreuung ausschließlich<br />

durch LehrerInnen) und die »individuelle«<br />

Lernzeit (Betreuung durch LehrerInnen<br />

oder ErzieherInnen). In der Freizeit<br />

kommen LehrerInnen, ErzieherInnen<br />

oder akademische FreizeitpädagogInnen<br />

zum Einsatz. Rundum pädagogisch gut<br />

betreut und gestärkte Motivation durch<br />

ein abwechslungsreiches Programm –<br />

die Ganztagsschule kann einfach mehr!<br />

Weitere Informationen finden Sie unter<br />

www.bmb.gv.at/gts<br />

/ RAMBAZAMBA / 55


DAS SIND UNSERE NEWCOMER!<br />

Muhamed Acer<br />

Bekir Arslan<br />

Stefan Budak<br />

Sami Erbas<br />

Lazar Jankovic<br />

Ahmad Jawhar<br />

Nemanja Marinkovic<br />

Zlatko Mitrovic<br />

Mahdi Muhebi<br />

Mato Mutapcic<br />

Ivan Neskovic<br />

Hamzat Okuev<br />

Dejan Radanovic<br />

Murat Yalcin<br />

Aleksandra Djordjevic<br />

Natasa Grahovac<br />

Dajana Knezevic<br />

Gloria Mbala<br />

Merjem Morina<br />

Zorica Peric<br />

Mihaela Petrovic<br />

Khanzad Salaschor<br />

Arzo Sediqi<br />

Dijana Vasiljkovic<br />

Mejrema Zejnelovic<br />

Mariem Abdelazez<br />

Selma Delkic<br />

Zeynep Ersöz<br />

Alikhan Ezhiyev<br />

Benjamin Fritz<br />

Amro Hassan<br />

Bilal Kilic<br />

Mustafa Kilic<br />

Jelena Knezevic<br />

Ivana Mladinovic<br />

Safete Naipi<br />

Elham Omari<br />

Alexandra Paunovic<br />

Nermin Pepik<br />

Melisa Sadic<br />

Qendrim Shatri<br />

Aman Siddiqi<br />

Szymon Skibinsky<br />

Lejla Spahovic<br />

Djordje Stojanovic<br />

Natasa Stojanovic<br />

Andjelina Strbac<br />

Helin Süner<br />

Sinem Tanrikulu<br />

Jarina-Sophia Woloschtschuk<br />

Ishak Yüksel<br />

Simona-Maria Capatina<br />

Marijana Corikic<br />

Sabrina Derp<br />

Margarete Fischer<br />

Jovana Jeremic<br />

Milica Jovanovic<br />

Kristina Jovicic<br />

Laura Lemac<br />

Natascha Marousek<br />

Robert Molnar<br />

Corinna Neckar<br />

Katarina Peric<br />

Jasmin Petschning<br />

Janine Salenka<br />

Maria Todorovic<br />

Miroslav Vukman<br />

Aleyna Acar<br />

Zeynep Can<br />

Lena Gharwal<br />

Samantha Kirnbauer<br />

Erelinda Krrakay<br />

Helena Stojanovic<br />

Büsranur Yücel<br />

Parham Azaresh Karkan<br />

Hasan Bakir<br />

Berat Cakir<br />

Ali El Shebli<br />

Florian Gmeilbauer<br />

Paul Goldner<br />

Aleksandar Latinovic<br />

Kevin Obradovic<br />

Salih Önsoy<br />

Adrian Radosavljevic<br />

Tarik Sahin<br />

Kubilay Soyyigit<br />

Lukas Stoch<br />

Beynur Syuleymanov<br />

Nenad Tesanovic<br />

Yasar Vural<br />

Yusuf Yildiz<br />

Türkü Yilmazkaya<br />

Jasmine Rebh Ben Cheikh Taieb<br />

Serhat Tas<br />

Julian Pflüger<br />

Carmen Kalata<br />

Ehlimana Sahbegovic<br />

Max Eschlböck<br />

Viktoria Varga<br />

Tatjana Sargic<br />

Olimpia Nowak<br />

Sarah Chaaban<br />

Fatih Yalcin<br />

Theodora Steiner<br />

Ibrahim Adouni<br />

Lara Renner<br />

Asli Mete<br />

Melike Yahsi<br />

Robert Höfer<br />

Dina Lebed<br />

Bella Haltrich<br />

Nicolina Mitevski<br />

Sabine Mayer<br />

Rebecca Pfeiler<br />

Tijana Stojadinovic<br />

Theodor Geischläger<br />

Sarah Nadj<br />

Olivia Di Meglio<br />

Asiye Arslan<br />

Alina Cakaj<br />

Dorsaf Chakabkab<br />

Margarita Daloglanian<br />

Alikan Ezhiyev<br />

Omar Hajdarpasic<br />

Selimhan Harmankaya<br />

Martin Jaksic<br />

Aleksander Lukic<br />

Florian Malek<br />

Krysia Mendoza<br />

Adam Mohammed<br />

Gabriel Mosberger<br />

Ruzhdi Ollomani<br />

Yusuf Özcan<br />

Dusko Rakic<br />

Janika Riha<br />

Melisa Sadic<br />

Havanur Semiz<br />

Matea Sisic<br />

Szymon Skibinski<br />

Zuzanna Sokalska<br />

Peter Tseng<br />

Vanesa Vlainic<br />

Alena Wacenovsky<br />

Esmanur Yazan<br />

Samah Asskar<br />

Osama Abd Alla<br />

Osman Aktas<br />

Mohannad Altai<br />

Yusuf Altuntup<br />

Daniel Brcic<br />

Emre Caliskan<br />

Mert Cansever<br />

Fatih Dikici Muhammed<br />

Enes Er<br />

Vladan Gergic<br />

Ebu Bekir Gündogan<br />

Slavko Jovanovic<br />

Mahmut Kasap<br />

Dino Kurbegovic<br />

Mario Oroz<br />

Sepehr Pahlevan<br />

Muharrem Tosun<br />

Dogmara Dschabrailova<br />

Vanessa Nikolic<br />

Ummal Nisa<br />

Rijalda Ramovic<br />

Dusica Zivkovic<br />

Uriba Abdul<br />

Osama Ahmad<br />

Tamara Arapovic<br />

Muhammed Ates<br />

Anica Avramovic<br />

Bojan Bjelic<br />

Markus Brix<br />

Matea Buric<br />

Ayse Cetin<br />

Hatice Deniz<br />

Elvis Djordjevic<br />

Khadizmat Dukurbalaeva<br />

Lucian Haas<br />

Danijel Kamenko<br />

Sophie Korenzhan<br />

Anja Kostadinovic<br />

Diana Kycko<br />

Nikolett Lakatos<br />

Edona Loshaj<br />

Magdalena Madzarevic<br />

Nicole Steinböck<br />

Barbara Stojanovic<br />

Dilan Talu<br />

Ayten Yigit<br />

Nina Onyemauwa<br />

Victor Bervoets<br />

Simon Ramsbacher<br />

Jovana Jovanovic<br />

Aleksandar Jovanovic<br />

Maria Poljak<br />

Marija Bosnjak<br />

Lea Karschigijew<br />

Melisa Kurt<br />

Alena Ijaz<br />

Nour Saber<br />

Marlin Buchner<br />

Josephin Bauer<br />

Emilie Han<br />

Mikail Cakir<br />

Leonard Corfaru<br />

Dejan Huszarek<br />

Ahmet Özdemir<br />

Alexander Radosavljevic<br />

Ali Sahin<br />

Emre Sahintürk<br />

Ilhan Tazi<br />

Lidija Andrejic<br />

Elena Atanasovski<br />

Dejana Huszarek<br />

Lydija Jovanovic<br />

Katarina Juric<br />

Laura Juric<br />

Vanessa Markovic<br />

Fatma Öztürk<br />

Jale Palta<br />

Laura Petrovic<br />

Eliona Rragamaj<br />

Dida Vasileva<br />

Lorenzo Aleksic<br />

Bat-Itgel Amgalanbayar<br />

Manuel Ates<br />

Yusuf Halici<br />

Elvir Ibrahimovic<br />

Damir Jagodic<br />

Dawid Jedrzejczyk<br />

Yusuf Karakaya<br />

Stefan Kolm<br />

Fernando Matusic<br />

Ionut Merca<br />

Nazir (Omed) Mohammadi<br />

Erwin Obojkovits<br />

Kevin-Gabriel Soporan<br />

Michelle Aschauer<br />

Romana Casny<br />

Milena Dimitrijevic<br />

Viktorija Dordevic<br />

Arberita Hakaj<br />

Yasamin Hasani<br />

Denise Pils<br />

Besjana Shala<br />

Patricia Stankovic<br />

Andzelika Swierzewska<br />

Sara Yildiz<br />

Adrijana Mosic<br />

Viktoria Balint<br />

Lulav Haweri<br />

Vanessa Dziba<br />

Jaqueline Groschke<br />

Döndu Caglar<br />

Yagmur Bozkurt<br />

Aida Mahmic<br />

Julia Erlbeck<br />

Viktoria Walli<br />

Mirlind Krasniqi<br />

Jaqueline Pregler<br />

Hava Sivgin<br />

Emre Ünlü<br />

Seda Tankrikulu<br />

Mert Gencyigitoglu<br />

Enes Ariöz<br />

Hanin Mahmud<br />

Dominik Zhang<br />

Olivia Christopher<br />

Elif Duygu Sahan<br />

Viktor Bervoets<br />

Joanna Zhelyazkova<br />

Asli Mete<br />

Karina Trauner<br />

Zakia Nazari<br />

Ibrahim Adouni<br />

Madeline Gromann<br />

Matthias Balmetzhofer<br />

Lydia Mitterbauer<br />

Alena Wacenovsky<br />

Margarita Daloglanian<br />

Victoria Serth<br />

Simon Ergin<br />

Sabrina Holzer<br />

Kevin Kostecki<br />

Cyprian Masiarek<br />

Emanuel Sas<br />

Katharina Skola<br />

Florian Skola<br />

Sonja Lechner<br />

Antonio Kristic<br />

Nika Chubinidze<br />

Armin Schwarz<br />

Emanuel Dobre<br />

Silvana Filipovic<br />

Simon Ergin<br />

Sabrina Holzer<br />

Kevin Kostecki<br />

Cyprian Masiarek<br />

Emanuel Sas<br />

Katharina Skola<br />

Florian Skola<br />

Sonja Lechner<br />

Antonio Kristic<br />

Nika Chubinidze<br />

Armin Schwarz<br />

Emanuel Dobre<br />

Silvana Filipovic<br />

Moritz Höllbacher<br />

Izabela Adamczyk<br />

Julie Aigner<br />

Ega Arikan<br />

Dominik Biesaga<br />

Juan De Souza<br />

Ahmed El Degwy<br />

Zeyad Elsabagh<br />

Faris Hendy<br />

Yasemin Irik<br />

Tatjana Jovicic<br />

Mertcan Koza<br />

Kacper Koziol<br />

Aleksandar Lukic<br />

Florian Malek<br />

Gabriel Mosberger<br />

Ahmed Moustafa<br />

Christopher Müller<br />

Ilir Naipi<br />

Ummal Msa<br />

Nomin Odonchimmeg<br />

Sabrina Putzlager<br />

Eda Sakizci<br />

Safaa Sewilam<br />

Julian Winkler<br />

Seda Zeyrek<br />

Iclal Yilmaz<br />

David Jeremic<br />

Jan Drazyk<br />

Andrej Zdenkovic<br />

Clara Zimmermann<br />

Alejandro Burgos<br />

Deyna Huaccha Correa<br />

Dilara Özdemir<br />

Edanur Öztürk<br />

Kenan Özuckun<br />

Julia Zubek<br />

Daniel Lutzky<br />

Timo Steyer<br />

Roya Rezai<br />

Armin Benes<br />

Ömer Özcan<br />

Bahtinur Capaci<br />

Stefanie Jaksch<br />

Yasin Belhaj<br />

Majid Gazii<br />

Dalibor Guskovic<br />

Antonio Misic<br />

Kristijan Mratinkovic<br />

Gabriel Orlowski<br />

Valentino Petrovic<br />

Adam Pikusa<br />

Milos Predic<br />

Daniel Radosavljevic<br />

Albian Sisianu<br />

Muhammed Ünal<br />

Oliver Uwira<br />

Ismail Yormaz<br />

Rana Cavdaoglu<br />

Kiraz Celik<br />

Madlen Demirovic<br />

Silvia Dinkic<br />

Monika Djordjevic<br />

Zahra Husseini<br />

Kristina Ilic<br />

Aneta Joklova<br />

Rinesa Maloku<br />

Seda Mise<br />

Maximilian Schlosser<br />

Patrick Hauptmann<br />

André-Darius Khazai-<br />

Moghadam<br />

Stefan Dichtl<br />

Yijun Qian<br />

Jessica Düll<br />

Christopher Tuma<br />

Kristiana Mikova<br />

Ella-Margareta Lahner<br />

Bianca Letsch<br />

Michael Novak<br />

Anna-Maria Pinter<br />

Annabell Janik<br />

Dominic Posekany<br />

Adelaide Piba<br />

Uriba Abdul<br />

Mervenur Congar<br />

Jonathan De Chavez<br />

Hatice Deniz<br />

Tolga Eroglu<br />

Jasmeen Guron<br />

Lucian Haas<br />

Serhat Hasil<br />

Nenad Ilic<br />

Ertan Islami<br />

Andreas Lindauer<br />

Tatijana Mihajlovic<br />

Ivan Miladinovic<br />

Nemanja Miladinovic<br />

Aleksander Mujkovic<br />

Cosmo Pammer<br />

Senanur Safak<br />

Fitim Shabani<br />

Dilan Talu<br />

Caglar Ulusoy<br />

Cem Üstündag<br />

Miranda Volsa<br />

Elida Yürümez<br />

Nikola Zivkovic<br />

Aleksandar Zivotic<br />

Arya Zöhrer<br />

Rina Abdulahi<br />

Riona Abdulahi<br />

Acelya Ayhan<br />

Melisa Bejera<br />

Jana Dimic<br />

Felix Georg Franz Gaszczyk<br />

Svetlana Gekimyants<br />

David Goldin<br />

Tamino Raphael Hasler<br />

Ina Nuhu<br />

Vildan Ören<br />

Thomas Purgstaller<br />

Sally Schamat<br />

Julian Zachenhofer<br />

Alba Clara Zuna-Kratky<br />

Tahae Abdelazez<br />

Florian Ahmeti<br />

Musa Altinöz<br />

Burak Arslan<br />

Maninder Atwal<br />

Stefan Baumgart<br />

Daniel Buzle<br />

Suayip Catak<br />

Marco Firlovic<br />

Alexandar Grbic<br />

Musa Kubaev<br />

Sascha Marinovic<br />

Justin Nigitz<br />

Christian Vernica<br />

Gülizar Akpinar<br />

Rabia Aksoy<br />

Michelle Bruckner<br />

Dilara Erdem<br />

Jennifer Jovanovic<br />

Jovana Jovic<br />

Amina Khamagomadova<br />

Rabia Kiymaz<br />

Lara Mayer<br />

Nicole Pock<br />

Alisha Sharma<br />

Selenay Congar<br />

Bengü Benal Fidan<br />

Dominik Güney<br />

Anna Ianchis<br />

Irina Ilievska<br />

Ilias Joya<br />

Joel Karakkattu<br />

Arslan Kaya<br />

Georg Mansour<br />

Tamara Milovanovic<br />

Arianit Nimanaj<br />

Patrick Parth<br />

Iva Pelic<br />

Hakan Sabri<br />

Rosa Said<br />

Aleksandar Savic<br />

Michelle Schwiegelhofer<br />

Viktoria Vexelberg<br />

Izabela Adamczyk<br />

Julie Aigner<br />

Ega Arikan<br />

Dominik Biesaga<br />

Juan De Souza<br />

Ahmed El Degwy<br />

Zeyad Elsabagh<br />

Faris Hendy<br />

Yasemin Irik<br />

Tatjana Jovicic<br />

Mertcan Koza<br />

Kacper Koziol<br />

Aleksandar Lukic<br />

Florian Malek<br />

Gabriel Mosberger<br />

Ahmed Moustafa<br />

Christopher Müller<br />

Ilir Naipi<br />

Ummal Msa<br />

Nomin Odonchimmeg<br />

Sabrina Putzlager<br />

Eda Sakizci<br />

Safaa Sewilam<br />

Julian Winkler<br />

Seda Zeyrek<br />

Iclal Yilmaz<br />

David Jeremic<br />

Jan Drazyk<br />

Andrej Zdenkovic<br />

Clara Zimmermann<br />

Alejandro Burgos<br />

Deyna Huaccha Correa<br />

Dilara Özdemir<br />

Edanur Öztürk<br />

Kenan Özuckun<br />

Julia Zubek<br />

Daniel Lutzky<br />

Timo Steyer<br />

Roya Rezai<br />

Armin Benes<br />

Ömer Özcan<br />

Bahtinur Capaci<br />

Stefanie Jaksch<br />

Yasin Belhaj<br />

Majid Gazii<br />

Dalibor Guskovic<br />

Antonio Misic<br />

Kristijan Mratinkovic<br />

Gabriel Orlowski<br />

Valentino Petrovic<br />

Adam Pikusa<br />

Milos Predic<br />

Daniel Radosavljevic<br />

Albian Sisianu<br />

Muhammed Ünal<br />

Oliver Uwira<br />

Ismail Yormaz<br />

Rana Cavdaoglu<br />

Kiraz Celik<br />

Madlen Demirovic<br />

Silvia Dinkic<br />

Monika Djordjevic<br />

Zahra Husseini<br />

Kristina Ilic<br />

Aneta Joklova<br />

Rinesa Maloku<br />

Seda Mise<br />

Maximilian Schlosser<br />

Patrick Hauptmann<br />

André-Darius Khazai-<br />

Moghadam<br />

Stefan Dichtl<br />

Yijun Qian<br />

Jessica Düll<br />

Christopher Tuma<br />

Kristiana Mikova<br />

Ella-Margareta Lahner<br />

Bianca Letsch<br />

Michael Novak<br />

Anna-Maria Pinter<br />

Annabell Janik<br />

Dominic Posekany<br />

Adelaide Piba<br />

Helin Eren<br />

Dilara Arac<br />

Vanessa Slap<br />

Patrick Kramer<br />

Vladimir de Rosas<br />

Rana Amer-Khel<br />

Sebastian Eder<br />

Alexandra Dumitras<br />

Betül Tekinus<br />

Kadife Celik<br />

Will Dibo<br />

Daniel Jevremovic<br />

Eray Öztürk<br />

Aleksandra Borisova<br />

Petty Palkovics<br />

Aleksandra Sajin<br />

Calvin Gruber<br />

Aleksabdar Dimitrijevic<br />

Negah Abdulsatar<br />

Filip Buna<br />

Fatma Calisgan<br />

Manpreet Kaur Cheema<br />

Gui Chen<br />

Yi Wen Chen<br />

Süheda Gelen<br />

Gamze Genc<br />

Melissa Gjoka<br />

Silvana Gligoric<br />

Songül Kahraman<br />

Ilirjana Kastrati<br />

Martina Matic<br />

Sarinha Mischka<br />

Samah Mohamed<br />

Tanjina Mohammad<br />

Shanaira Montoya<br />

Frida Schreiner<br />

Hakan Wozniak<br />

Anna Zuser<br />

Ali Ahmadi<br />

Denis Bogdanovic<br />

Endrit Bujari<br />

Ramil Chasujew<br />

Toma Jovanovic<br />

Yunus Karabulut<br />

Ahmet Kelmendi<br />

Slaven Miladinovic<br />

Nemanja Miletic<br />

Ahmet Öztürk<br />

Christofer Tomik<br />

Ugur Yildirim<br />

Albion Zeqiraj<br />

Aleyna Bozkil<br />

Juliana Draganovic<br />

Meryem Duyar<br />

Khava Ersanukaeva<br />

Jasmin Fellner<br />

Ksenia Gherman<br />

Melda Kaya<br />

Hamassa Niazai<br />

Shamila Niazai<br />

Sudenaz Özkol<br />

Jasmina Rajevic<br />

Janette Zurzevic<br />

Uriba Abdul<br />

Mervenur Congar<br />

Jonathan De Chavez<br />

Hatice Deniz<br />

Tolga Eroglu<br />

Jasmeen Guron<br />

Lucian Haas<br />

Serhat Hasil<br />

Nenad Ilic<br />

Ertan Islami<br />

Andreas Lindauer<br />

Tatijana Mihajlovic<br />

Ivan Miladinovic<br />

Nemanja Miladinovic<br />

Aleksander Mujkovic<br />

Cosmo Pammer<br />

Senanur Safak<br />

Fitim Shabani<br />

Dilan Talu<br />

Caglar Ulusoy<br />

Cem Üstündag<br />

Miranda Volsa<br />

Elida Yürümez<br />

Nikola Zivkovic<br />

Aleksandar Zivotic<br />

Arya Zöhrer<br />

Die Blogs von den<br />

Jungredakteuren<br />

liest du auf<br />

www.dasbiber.at/<br />

schueler/blog<br />

56 / NEWCOMER /


DIE PARTNER DER „NEWCOMER“<br />

Um Österreichs größte Schülerredaktion aufzubauen, braucht es mehr als nur guten<br />

Willen. Es braucht enorm viel Zeit, Geduld und Know-how sowie verlässliche Partner, die<br />

das Projekt begleiten. Wir danken folgenden Institutionen und Firmen für ihre Unterstützung:<br />

OMV, ORF, ÖBB, SPAR, Bundesministerium für Bildung (BMB), Arbeiterkammer<br />

Wien, Industriellenvereinigung (IV) und der Roland Maturaschule.<br />

Thomas Ramstorfer / First Look / picturedesk.com, SPAR/Johannes Brunnbauer, Markus PRANTL, HBF/ Franz HARTL, Andreas Jakwerth, heute, Phillips, SSR / Johannes Zinner<br />

„Verlässlicher Qualitätsjournalismus,<br />

wie ihn der ORF<br />

täglich liefert, wird in einer<br />

zunehmend fragmentierten<br />

Welt immer wichtiger. Uns<br />

ist es daher ein Anliegen,<br />

auch Jugendliche für den<br />

Journalismus zu begeistern.“<br />

Alexander Wrabetz<br />

ORF-Generaldirektor<br />

„Wien steht für Vielfalt. SPAR<br />

steht für Vielfalt. biber steht für<br />

Vielfalt. Es ist schön, Partner für ein<br />

Jugendprojekt zu sein, das diese<br />

Vielfalt auch abbildet.“<br />

Alois Huber,<br />

SPAR-Geschäftsführer<br />

„Als Partner des Projekts<br />

,Newcomer‘ möchten wir<br />

Jugendliche vor allem ermutigen<br />

ihre Kreativität zu nutzen,<br />

sich gesellschaftlich und<br />

bildungspolitisch einzubringen.“<br />

Christoph Neumayer<br />

Generalsekretär der<br />

Industriellenvereinigung<br />

„Seriöse Information ist ein<br />

wichtiges Gut. Es ist großartig,<br />

dass junge Menschen auf<br />

diesem spannenden Weg<br />

demokratiepolitisch aktiv sind.“<br />

Rudi Kaske<br />

AK-Präsident<br />

„Journalismus ist ein wichtiges<br />

Werkzeug, um eine offene und<br />

zugleich kritische Sicht zu<br />

entwickeln. Wir unterstützen<br />

das Projekt ‚Newcomer’ sehr<br />

gerne, weil es die Fähigkeiten von<br />

Schülerinnen und Schülern abseits<br />

der klassische Bildung stärkt.“<br />

Rainer Seele<br />

OMV Generaldirektor<br />

„Jugendlichen Ziele und<br />

Perspektiven für die Zukunft<br />

zu geben, ist eine Aufgabe die<br />

wir sehr ernst nehmen. Es hat<br />

großen Spaß gemacht das Projekt<br />

‚Newcomer‘ zu unterstützen.“<br />

Mario Aigner<br />

Lehrlingsbeauftragter BAWAG PSK<br />

„Der Stadtschulrat unterstützt<br />

das Projekt ,Newcomer‘, weil es<br />

SchülerInnen die Gelegenheit<br />

bietet, mehr über Medien zu<br />

erfahren und das außerhalb des<br />

klassischen Unterrichts.“<br />

Heinrich Himmer<br />

Wiener Stadtschulrats-Präsident<br />

„Die Biber-Redakteure<br />

engagieren sich im Newcomer-<br />

Projekt, um Jugendlichen<br />

aus oft sozial benachteiligten<br />

Familien neue Perspektiven und<br />

Selbstbewusstsein zu geben.<br />

Das ist eine Idee, die die ÖBB<br />

gerne unterstützen.“<br />

Andreas Matthä<br />

Vorstandsvorsitzender<br />

ÖBB-Holding AG<br />

„Die Maturaschule Roland hat<br />

sehr gerne den ,Newcomer‘<br />

unterstützt, weil es eine<br />

Abwechslung zum Schulalltag<br />

darstellt und den SchülerInnen<br />

einen exklusiven Einblick hinter<br />

die Kulissen eines dynamischen<br />

Mediums erlaubt.“<br />

Matthias Roland<br />

Schulleitung Dr. Roland<br />

/ WALL OF FAME / 57


3 FRAGEN AN:<br />

Karriere<br />

& Kohle<br />

Studieren statt<br />

saunieren.<br />

Von Andrea Grman<br />

Adrian<br />

Almasan<br />

Co-Founder<br />

des Wiener<br />

Uhrenlabels<br />

KEINZEIT<br />

Keine Zeit für Unsinn<br />

NETWORKING-<br />

TIPP<br />

Sindbad vernetzt<br />

durch sein Mentoring-Programm<br />

Neue Mittelschüler<br />

mit jungen Erwachsenen,<br />

die schon<br />

voll im Berufsleben<br />

stehen. Bereits<br />

jetzt gibt es 300<br />

Mentees und Mentoren<br />

in Wien. Das<br />

nächste Programm<br />

startet im April.<br />

Nächster Infoabend:<br />

<strong>17</strong>.01.2018.<br />

Infos auf<br />

sindbad.co.at.<br />

„Ich hab’ keine Zeit.“ – Wie oft habe ich<br />

das schon gehört? Aber seien wir uns<br />

ehrlich: Das ist nur die halbe Wahrheit.<br />

In Wirklichkeit meinen wir: „Ich habe keine<br />

Lust.“ Oder „Ich habe andere Prioritäten.“<br />

Prioritäten. Das ist das Stichwort.<br />

Falls du tatsächlich keine Zeit findest für<br />

die Dinge, die dir wichtig sind, solltest<br />

du dein Zeitmanagement überdenken.<br />

Dabei helfen drei einfache Regeln. Kleiner<br />

Tipp vorweg: Wenn du nicht gerade<br />

YouTube-Star bist und deine Kohle damit<br />

verdienst, gehört Social Media nicht zu<br />

den Prioritäten.<br />

Regel #1: Schreibe eine Liste mit all den<br />

Dingen, die dir wichtig sind – sowohl<br />

beruflich als auch privat. (Grundsätzlich<br />

gilt: Listen sind immer eine gute Idee!)<br />

Danach überlege dir: Wie kannst du<br />

deine Ziele erreichen? Was hindert dich<br />

daran? Welche Zeitfresser solltest du<br />

streichen?<br />

Regel #2: Planung! Je mehr Zeit du in<br />

Planung steckst, desto mehr Zeit sparst<br />

du dir am Ende. Klingt absurd, ist aber<br />

so. Denn dann lässt du dich nicht von<br />

Kleinigkeiten ablenken. Tipp: Vergiss<br />

nicht, mit ausreichend Pausen und Puffern<br />

zu rechnen. Wenn du deinem Plan<br />

hinterherhinkst, kann es sonst schnell<br />

frustrierend werden.<br />

Regel #3: Genieß deine Zeit und verbringe<br />

sie mit den Menschen, die dir<br />

wichtig sind! Keine Zeit für falsche<br />

Freunde.<br />

Was ist die Philosophie von KEINZEIT?<br />

Wir wollen mit KEINZEIT ein Problem<br />

unserer Generation ansprechen. Viele von<br />

uns haben ihr gesundes und angeborenes<br />

Zeitgefühl verloren. Zeit ist in unserer<br />

Generation zur Mangelware geworden. Da<br />

stimmt unserer Meinung nach etwas nicht.<br />

Wofür sollte man sich Zeit nehmen?<br />

Das sollte jeder für sich selbst entscheiden.<br />

Wir wollen erreichen, dass sich die Menschen<br />

wieder bewusster mit dem Thema<br />

Zeit auseinandersetzen. Dazu gehört es<br />

eben auch, in sich zu gehen und sich zu<br />

fragen: Was ist Zeit für mich? Wofür hätte<br />

ich gerne mehr Zeit?<br />

Was macht euch erfolgreich?<br />

Das fragen wir uns auch jeden Tag. Wir<br />

stehen schließlich noch am Anfang. Unsere<br />

Uhren wurden erst zur Zeitumstellung am<br />

29.10. gelauncht. Wir haben aber bereits<br />

jetzt festgestellt, dass sich viele Menschen<br />

mit der Idee, die hinter KEINZEIT steht,<br />

stark identifizieren. Das ist für uns eine<br />

ganz besondere Erfahrung, die uns zeigt,<br />

dass wir auf dem richtigen Weg sind.<br />

Energy-Boost<br />

Power Naps sind in. Ein kurzes<br />

Schläfchen hilft dir, neue Energie<br />

zu tanken und produktiv zu sein.<br />

Unternehmen wie Google oder<br />

Nike haben in ihren Büros eigene<br />

Schlafräume eingerichtet. Möge<br />

dieser Trend auch bald nach<br />

Österreich kommen!<br />

David Pan, Sindbad, Marko Mestrović<br />

58 / KARRIERE /


ENTGELTLICHE SCHALTUNG DES BMF<br />

DAS ZAHLT SICH AUS!<br />

Gute Nachrichten vom Finanzamt:<br />

Die Steuergutschrift für 2016 erhält<br />

man in der zweiten Jahreshälfte<br />

20<strong>17</strong> erstmals völlig automatisch.<br />

Von nun an ist der alljährliche Gang<br />

zum Finanzamt und das Ausfüllen<br />

der Formulare Geschichte. Die<br />

antragslose Arbeitnehmerveranlagung<br />

ist da, ein neues Service des Finanzamts.<br />

Klingt kompliziert, funktioniert aber<br />

ganz einfach. Wer bis Juni 20<strong>17</strong> keine Arbeitnehmerveranlagung<br />

eingereicht hat, erhält in<br />

der zweiten Jahreshälfte 20<strong>17</strong> ganz automatisch<br />

ein Informationsschreiben, in dem<br />

man lediglich seine Kontodaten überprüfen<br />

muss. Stimmt alles, so landen schon fünf bis<br />

sechs Wochen später zu viel bezahlte Steuern<br />

sicher auf deinem Konto. Alle Steuerangelegenheiten<br />

und Datenänderungen lassen sich<br />

auch bequem von Zuhause aus unter<br />

www.finanzonline.at erledigen.<br />

Die Zeit arbeitet für dich<br />

Wer profitiert davon? Alle, die im<br />

Jahr 2016 lohnsteuerpflichtige<br />

Einkünfte bezogen haben und 2015<br />

und 2016 weder Werbungskosten,<br />

noch Sonderausgaben oder sonstige<br />

außergewöhnliche Belastungen geltend<br />

gemacht haben. Warum ab Juli<br />

20<strong>17</strong>? Bis dahin wurden die meisten<br />

Arbeitnehmerveranlagungen abgegeben.<br />

Pro Jahr sind es übrigens<br />

rund 3,5 Millionen Anträge! 200<br />

Millionen Euro an Steuergutschriften<br />

werden überhaupt nie abgeholt.<br />

Abwarten und Informieren zahlt sich<br />

also buchstäblich aus.<br />

Was du über die antragslose<br />

Arbeitnehmerveranlagung<br />

wissen musst:<br />

Die automatische Steuergutschrift<br />

gibt es seit<br />

20<strong>17</strong> als ein Service des<br />

Bundesministeriums<br />

für Finanzen, um Bürgerinnen<br />

und Bürger zu<br />

entlasten.<br />

Wurde bis Juni 20<strong>17</strong><br />

für das Jahr 2016 noch<br />

keine Arbeitnehmerveranlagung<br />

beantragt,<br />

erfolgt die automatische<br />

Steuergutschrift.<br />

Weitere Informationen<br />

findest du unter<br />

bmf.gv.at/aanv


VOM BEGINNER ZUM GEWINNER<br />

Karriere mit Lehre: Und ob das möglich ist! Drei Top-Angestellte erzählen von ihrem<br />

lustigsten Moment in der Arbeit, wieso sie sich für eine Lehre entschieden haben und<br />

welchen Tipp sie ihrem 16-jährigen Ich geben würden:<br />

Von Salme Taha Ali Mohamed und Martina Gregorova<br />

„<br />

Was war der dümmste<br />

Fehler, den Sie je<br />

begangen haben?<br />

Im ersten Sommer meiner<br />

Lehre konnte ich mir<br />

nicht merken, dass ich die<br />

Erdbeeren immer ins Kühlhaus<br />

stellen muss. Ich habe jeden<br />

Tag darauf vergessen und Schimpfen<br />

dafür bekommen. (lacht)<br />

Welches Bild hatten Sie als Lehrling von<br />

Managern?<br />

Ich habe sie respektiert und probiert, mir<br />

positive Eigenschaften von ihnen abzuschauen.<br />

Nicht lange nachdem ich meine<br />

Lehre begonnen hatte, wurde mein Ehrgeiz<br />

geweckt und ich wollte mich hocharbeiten.<br />

Welche war die peinlichste Situation in Ihrer<br />

Karriere?<br />

Mir ist einmal mitten im Geschäft die Hose<br />

gerissen und meine Mutter musste kommen,<br />

um mir eine neue Hose zu bringen.<br />

Das war mir in dem Alter wirklich peinlich.<br />

Was war die schwierigste Entscheidung, die<br />

Sie je treffen mussten?<br />

Die Entscheidung zwischen Schule und<br />

Lehre. Ich hatte damals keine Lust mehr auf<br />

die Schule, war aber auch nicht überzeugt<br />

davon, arbeiten zu gehen. Aber es war die<br />

beste Entscheidung, die ich treffen konnte.<br />

Welchen Tipp würden Sie Ihrem 16-jährigen<br />

Ich geben?<br />

Verkaufe dich nicht unter deinem Wert.<br />

Was hätten Sie in der Vergangenheit<br />

anders gemacht?<br />

Ich würde mich selbst nicht mehr unterschätzen<br />

und hätte mehr Selbstbewusstsein.<br />

Aber es gehört zum Leben, dass wir<br />

uns weiterentwickeln. Erst bei der Arbeit ist<br />

mir klar geworden, was ich kann und was<br />

ich werden kann, wenn ich es möchte.<br />

Verkauf<br />

dich nicht<br />

unter deinem<br />

Wert!<br />

“<br />

Alina Papadopoulous (25)<br />

ist Marktleiterin bei Spar.<br />

Nach Abschluss der Unterstufe<br />

hat sie eine Lehre als<br />

Einzelhandelskauffrau bei<br />

dem österreichischen Handelsunternehmen<br />

begonnen<br />

und arbeitet seither dort.<br />

Sophie Kirchner<br />

60 / KARRIERE /


„<br />

Arbeite<br />

im Hier und<br />

Jetzt!<br />

“<br />

Christoph Liebentritt<br />

Wie war Ihr erster Chef?<br />

Als ich ein Lehrling war, hat alles noch<br />

sehr hierarchisch, formalistisch, etwas<br />

militärisch funktioniert. So war auch mein<br />

Vorgesetzter – sehr bedacht auf Disziplin<br />

und Zuverlässigkeit –aber auch sehr<br />

korrekt.<br />

Welches Bild hatten Sie als Lehrling von<br />

Managern?<br />

Meine Vorgesetzten hatten ganz unterschiedliche<br />

Führungsstile. Die einen<br />

waren sehr kooperativ und fortschrittlich,<br />

während die anderen ziemlich autoritär<br />

und machtbewusst handelten.<br />

Haben Sie als Lehrling Vorurteile erlebt?<br />

Als ich meine Ausbildung begonnen<br />

habe, waren Lehrberufe sehr angesehen<br />

und die Gesellschaft hatte keine Vorurteile.<br />

Für mich war klar, dass ich so früh<br />

wie möglich anfangen werde, Geld zu<br />

verdienen. Meine Eltern hatten es nicht<br />

einfach, ich habe noch drei Brüder.<br />

Welche war die schwierigste Entscheidung,<br />

die sie je treffen mussten?<br />

Einmal wurde ein Mitarbeiter erwischt,<br />

wie er Benzin für sich selbst abzapfte.<br />

Als ich ihn am frühen Morgen besucht<br />

habe, stand er mit seiner Frau und<br />

seinen zwei Kindern vor mir - mit Tränen<br />

in den Augen. Wie sich herausgestellt<br />

hat, konnten die beiden jahrelang keine<br />

Kinder kriegen und haben all ihr Geld in<br />

den Versuch gesteckt, Eltern zu werden.<br />

Deswegen hatten sie finanzielle Probleme.<br />

Damals musste ich über seine<br />

Zukunft entscheiden. Ich habe beschlossen,<br />

dass wir ihn abmahnen, er aber im<br />

Unternehmen bleiben darf.<br />

Norbert Pausch (59) ist Krisenstabsleiter<br />

bei der ÖBB<br />

und Vorgesetzter von zehn<br />

Mitarbeitern. Er arbeitet seit<br />

44 Jahren bei der ÖBB und<br />

hat direkt nach der Schule<br />

dort seine Lehre begonnen.<br />

Welchen Tipp würden Sie Ihrem 16-jährigen<br />

Ich geben?<br />

Versuch das, was du gerade machst, so<br />

gut wie möglich zu machen und arbeite<br />

im Hier und Jetzt!<br />

Was hätten Sie in der Vergangenheit<br />

anders gemacht?<br />

Nichts, ich habe mir schon ziemlich<br />

früh angewöhnt, über meine Entscheidungen<br />

zu hadern. Ich habe mich in dem<br />

Moment für das entschieden, was ich<br />

wollte.<br />

/ KARRIERE / 61


„<br />

Anna Tokmak ist Versicherungsfachfrau<br />

in der<br />

Außenstelle der Wiener<br />

Städtischen. Sie hat das<br />

Gymnasium nach der siebten<br />

Klasse abgebrochen<br />

und danach ein Praktikum<br />

bei der Wirtschaftskammer<br />

Österreich absolviert. 20<strong>11</strong><br />

begann sie ihre Lehre bei<br />

der Wiener Städtischen, seit<br />

2014 ist sie ausgelernt.<br />

Mach alles<br />

Schritt für<br />

Schritt!<br />

“<br />

Welcher ist der dümmste Fehler,<br />

den Sie je gemacht haben?<br />

Ich weiß, Eigenlob stinkt, aber ich<br />

muss ehrlich gestehen, mir fällt<br />

nichts ein, wo ich sagen kann, das<br />

war ein Wahnsinnsmalheur.<br />

Haben Sie als Lehrling Vorurteile erlebt?<br />

Nein, ich habe in meinem Freundeskreis<br />

und in meiner Familie keine Vorurteile<br />

erlebt. Ganz im Gegenteil, meine Lehre<br />

wurde von allen positiv aufgefasst. Die<br />

Ausbildung in der Versicherungsbranche<br />

ist ja auch eine gute Grundlage für die<br />

weitere Laufbahn.<br />

Welches Bild hatten Sie als Lehrling von<br />

Ihrem jetzigen Beruf?<br />

Ich habe früh sehr viel Einblick bekommen.<br />

Dadurch, dass ich einen Mentor<br />

hatte, der mich vom ersten Lehrlingsjahr<br />

geschult und begleitet hat und mich<br />

immer wieder zu Kundenterminen mitgenommen<br />

hat. So war der Umstieg, nachdem<br />

ich ausgelernt war, sehr einfach. Es<br />

gab keine Überraschungen.<br />

Wie sieht Ihr Alltag aus?<br />

20 Prozent sind reine Back-Office-Arbeit.<br />

Die restlichen 80 Prozent sind völlig<br />

flexibel und richten sich danach, was<br />

die Kunden gerade brauchen. Manchen<br />

Kunden ist es lieber, wenn wir zu ihnen<br />

nach Hause kommen, wo sie eben in<br />

ihrem gewohnten Umfeld sind. Andere<br />

Kunden stört es nicht, wenn sie zu uns<br />

ins Büro kommen. Ich bin zum Glück<br />

im Außendienst und daher nicht an den<br />

Schreibtisch gebunden.<br />

Wie gehen Sie mit Stress um?<br />

In erster Linie mit Sport, würde ich<br />

sagen.<br />

Welchen Tipp würden Sie Ihrem 16-jährigen<br />

Ich geben?<br />

Mach alles Schritt für Schritt. Mit 16 hab<br />

ich auch nicht wirklich gewusst, was<br />

ich mal werden möchte oder was ich<br />

mal machen werde. Geduld haben, und<br />

mit der Zeit kommen dann wirklich die<br />

Punkte, die wichtig sind für den weiteren<br />

Werdegang.<br />

Susanne Einzenberger<br />

62 / KARRIERE /


DIESES MAGAZIN<br />

WÄRE UNBEDRUCKT,<br />

OHNE IHRE WIENER IT-DIENSTLEISTERINNEN<br />

THIS MAGAZINE<br />

WOULD BE BLANK<br />

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IN THE PROFESSION OF THE FUTURE!<br />

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Ultraschall mit<br />

dem iPhone<br />

Technik<br />

& Mobil<br />

Medizinische Geräte müssen nicht die Welt<br />

kosten und retten trotzdem Leben. Das beweist<br />

das US-Start Up Butterfly Network mit dem<br />

Butterfly IQ: ein Ultraschall-Gerät, das über das<br />

Smartphone gesteuert wird und in den USA<br />

bereits die medizinische Zulassung erhalten<br />

hat. Die medizinische Revolution hat begonnen!<br />

Alles auf Reset.<br />

Von Adam Bezeczky<br />

Kabellos<br />

glücklich<br />

NEED FOR<br />

FORTSETZUNG<br />

Pulverschnee<br />

und Benachrichtigungen<br />

Der moderne Mensch ist<br />

dauer haft online. Egal,<br />

ob beim Tacken oder<br />

Skifahren. Damit man auf<br />

dem Hang auch wirklich<br />

nix Wichtiges verpasst,<br />

hat jetzt das Unternehmen<br />

vom Olympiasieger<br />

Lasse Kjus einen Bluetooth-fähigen<br />

Skihandschuh<br />

entwickelt. Anrufe<br />

tätigen, Nachrichten<br />

lesen ohne den Handschuh<br />

auszuziehen:<br />

ein Mini-OLED-Display<br />

und ein wasserdichtes<br />

Mikrofon und Lautsprecher<br />

sorgen für<br />

James Bond-Feeling. Bei<br />

Minus 20 Grad am Berg<br />

ist das sicherlich eine<br />

feine Sache.<br />

Verkaufspreis: 349 Euro<br />

Mit der Schließung von AKG ist<br />

Österreich um ein High-Tech-<br />

Unternehmen in der Audiosparte<br />

ärmer geworden. Umso besser,<br />

dass das heimische Start Up<br />

„OnPro“ jetzt mit dem „eardot“<br />

auf den Markt drängt: das oberösterreichische<br />

Unternehmen hat<br />

Bluetooth-Kopfhörer entwickelt,<br />

die den Produkten aus Cupertino<br />

ebenbürtig sind. Die eardots sind<br />

„In Ear Total Wireless“-Kopfhörer,<br />

die auf der neuen 4.2 Bluetooth-<br />

Technologie basieren und mit<br />

nur 4 Gramm federleicht sind. Im<br />

mitgelieferten Auflade-Dock sind<br />

sie rasch geladen und halten 2.5<br />

Stunden durch. Erhältlich in den<br />

Farben schwarz und weiß sind sie<br />

auch preislich eine gute Alternative.<br />

Auch als Weihnachtsgeschenk!<br />

Weitere Infos unter<br />

https://www.eardot.shop/<br />

bezeczky@dasbiber.at<br />

Need for Speed ist zurück und heizt<br />

durch die Open World-Straßen der<br />

imaginären Stadt Fortune Valley.<br />

Diese sieht Las Vegas sehr ähnlich<br />

– zumindest optisch. Denn Fortune<br />

Valley wird vom Kartell „House“<br />

kontrolliert und hat das Leben des<br />

Hauptprotagonisten Tyler verpfuscht<br />

– aber jetzt ist Zahltag!<br />

TESLA TRUCK<br />

Elon Musk ist ein Visionär. Nach den Elektro-Autos<br />

möchte er alle LKWs unter Strom setzten. Dazu<br />

präsentierte er mit seiner Firma Tesla einen futuristischen<br />

Truck mit LCD-Bildschirmen und Autopiloten.<br />

Einziges Problem: Tesla kämpft gerade<br />

mit der Serienfertigung seines massentauglichen<br />

„Model 3“ und muss erst beweisen, dass das<br />

Unternehmen die Massenfertigung drauf hat.<br />

KJUS, eardots, Marko Mestrović, Tesla, EA<br />

64 / MIT TECHNIK SCHARF / /


Christoph Liebentritt<br />

ROYAL REVOLT 2<br />

ist ein Tower Defender Strategiespiel.<br />

Dieses Spiel ist für Laptops,<br />

Smartphones, Tablets (Android/<br />

IOS) komplett kostenlos. Das Spiel<br />

wurde von Flaregames entwickelt<br />

und am 21. Februar 2014 veröffentlicht.<br />

SPIELBESCHREIBUNG:<br />

Man hat seine eigene Burg<br />

und muss sie auch mit<br />

verschiedenen Türmen,<br />

Barrikaden, Fallen und<br />

Truppen verteidigen. Wenn<br />

man angreift, hat man eine kleine Truppe mit Soldaten,<br />

die mit dir, dem König, an der Seite kämpfen und<br />

alles zerstören, was im Weg zum Burgtor ist. Man kann<br />

Gebäude in der Burg errichten, wie z.B. Kasernen oder<br />

Schatzkammern. Man hat auch Bauern, die das Geld in<br />

einer Taverne verdienen und das Brot auf einer Farm<br />

produzieren. Die Armee kann auch mit Gold verbessert<br />

werden für höhere Chancen auf einen erfolgreichen<br />

Überfall.<br />

GAMING<br />

SPIELETIPPS VON EXPERTEN<br />

Wir sind Emilio und Michi, alias Spieletipps 23. Wir stellen<br />

euch zwei Spiele vor und bevor wir lange herumschreiben,<br />

starten wir doch gleich mit dem ersten Spieltipp:<br />

Emilio Dinkic & Michael Graf sind 13 und besuchen das Polgargymnasium.<br />

FALLOUT SHELTER<br />

ist ein apokalyptisches Bunker-Survivalgame.<br />

Dieses Spiel ist für Laptops,<br />

Smartphones, und Tablets (Android/<br />

IOS) kostenlos. Das Spiel wurde von<br />

Bethesda Softworks entwickelt und am<br />

14. Juni 2015 veröffentlicht.<br />

SPIELBESCHREIBUNG:<br />

Du bist ein Typ in der Apokalypse<br />

und dort draußen warten<br />

abertausende Monster oder<br />

Mutanten, die dich fressen wollen.<br />

Was machst du? Natürlich<br />

dich in einen Bunker schmeißen<br />

und überleben. Aber ohne Essen , um zu überleben, oder<br />

Waffen, mit denen du dich vor radioaktiven riesigen Kakerlaken<br />

verteidigen kannst.<br />

Was kannst du tun, um zu überleben?<br />

Schritt 1: Leute suchen, die bei dir mitmachen. Schritt 2:<br />

Eine eigene Nuka Cola und Wasser Produktion starten.<br />

Schritt 3: Kurz in die Einöde gehen und Waffen suchen, um<br />

sich gegen ,,Raider“ zu verteidigen und ein tolles Leben<br />

führen.<br />

Bezahlte Anzeige<br />

SCHULE?<br />

STUDIUM?<br />

LEHRE?<br />

Ich geh mal ins BIZ<br />

Im BerufsInfoZentrum bist du richtig,<br />

wenn es um deine Berufswahl geht.<br />

Ob du mit der Schulklasse, mit Freundinnen und Freunden oder<br />

allein kommst – die Berater/innen der BerufsInfoZentren (BIZ)<br />

des AMS Wien informieren und beraten dich gerne rund um deine<br />

Ausbildungs- und Berufswahl. Weitere Infos unter www.ams.at/biz<br />

UNIQUE/Grayling<br />

www.ams.at/biz


„YOUTUBE SCHAUEN KANN JEDER.“<br />

„Lieber Roboter<br />

programmieren als von<br />

Robotern ersetzt werden“:<br />

Martina Friedl von Samsung<br />

Österreich will Jugendliche<br />

ermutigen, später mehr zu<br />

sein als Internet-User ohne<br />

kritisches Verständnis und<br />

technologisches Know-how.<br />

Von Simon Kravagna<br />

Die Jung-Redakteure des biber-Newcomers<br />

gehen ab diesem Semester technologisch<br />

aufgerüstet durch ihre Projektwoche.<br />

Samsung stattete die biber-Schüler-Redaktion<br />

mit 20 Tablets aus. Aus diesem Anlass<br />

sprechen wir mit Martina Friedl, Corporate<br />

Citizenship Manager von Samsung Österreich,<br />

über die „Digital Natives“ und warum<br />

die Welt mehr braucht als passive Konsumenten<br />

digitaler Techniken.<br />

Christoph Liebentritt, Samsung<br />

Eine Information des Landes Niederösterreich.


Martina Friedl,<br />

Samsung Österreich<br />

<strong>BIBER</strong>: Ich habe mir Argumente<br />

gegen den Einsatz von<br />

Tablets in Schulen angesehen.<br />

Da heißt es etwa, dass<br />

diese Dinger Jugendlichen die<br />

Kreativität rauben.<br />

MARTINA FRIEDL: Ich bin<br />

wirklich dafür, dass die Kinder<br />

eine Schere in die Hand nehmen<br />

und etwas basteln sollen.<br />

Ich bin aber auch dafür,<br />

dass sie mit neuen Technologien<br />

experimentieren sollen.<br />

Das ist ja kein Widerspruch.<br />

Es heißt auch, dass die Kinder<br />

vom vielen Wischen das<br />

Schreiben verlernen.<br />

Natürlich müssen Kinder<br />

Rechnen und Schreiben<br />

lernen. Unsere Geräte sollen<br />

eine Ergänzung sein, den<br />

Unterricht bereichern und<br />

nicht ersetzen. Ein Beispiel:<br />

Sie können im Unterricht Europa<br />

auf einem Globus suchen<br />

oder mit Google Earth eine<br />

Weltreise im Klassenzimmer<br />

machen. Was ist da spannender?<br />

Selbst Apple-Gründer Steve<br />

Jobs ließ seine Kinder kaum<br />

ans Tablet.<br />

Meine Kinder dürfen 30 Minuten<br />

am Tag damit arbeiten<br />

oder spielen. Aber worum<br />

geht`s wirklich? Googeln und<br />

YouTube schauen kann jeder.<br />

Es fehlt der kritische Umgang:<br />

Was sind die Quellen meiner<br />

Informationen? Wie gehe<br />

ich mit meiner Privacy um<br />

und was passiert mit meinen<br />

Daten?<br />

Können die „Digital Natives“<br />

das nicht sowieso alles?<br />

Diese These ist widerlegt.<br />

Digital Natives sind kaum<br />

qualifizierte User, weil sie sich<br />

zwar mit der Bedienung der<br />

Geräte und Sozialen Medien<br />

auskennen, aber zu oft nur<br />

passive Konsumenten sind.<br />

Völlig unterschätzt wird auch,<br />

dass Programmieren eine<br />

Kulturtechnik unserer Zeit<br />

ist. Bereits in der Volksschule<br />

sollte mit einfachen Programmiersprachen<br />

experimentiert<br />

werden.<br />

Warum?<br />

Programmieren fördert die<br />

Problemlösungskompetenz<br />

der Kinder und schärft ihr<br />

logisches Denken. Wir wissen<br />

zwar nicht, in welchen<br />

Berufen unsere Kinder später<br />

arbeiten werden, aber ohne<br />

digitale Tools wird es wohl<br />

schwer gehen. Wir sollten<br />

unsere Kinder darauf vorbereiten,<br />

lieber Roboter zu<br />

programmieren als von ihnen<br />

ersetzt zu werden.<br />

CODING<br />

FOR KIDS<br />

Bei den „Coding for Kids“-<br />

Workshops von Samsung<br />

wird Kindern im Alter von<br />

9–14 Jahren das Programmieren<br />

von Apps und Spielen<br />

am Smartphone spielerisch<br />

nähergebracht. Dabei können<br />

die Kinder Wissen rund um<br />

digitale Technologien erwerben.<br />

Die Teilnahme ist für die<br />

Schulen gratis, jede Schule<br />

kann sich unter http://coding.<br />

digitalebildung.at bewerben.<br />

WIRTSCHAFT<br />

IN BLAU-GELB.<br />

Das ist unser Weg.<br />

WIR HABEN NOCH VIEL VOR.<br />

Die Richtung stimmt, die Zahlen auch: Durch<br />

die Zusammenarbeit von Arbeitnehmern und<br />

Unternehmern in Niederösterreichs Betrieben<br />

entwickelt sich unsere Wirtschaft besser als<br />

im österreichweiten Durchschnitt. Und bei der<br />

Kaufkraft ist unser Bundesland die Nummer 1.<br />

Das ist unser Weg, den wir gemeinsam weitergehen,<br />

denn wir haben noch viel vor.<br />

noe.gv.at


3 FRAGEN AN:<br />

Life<br />

& Style<br />

24<br />

SCHÖN<br />

MACHER<br />

Bock auf Beauty?<br />

Der Kiehl’s<br />

Adventskalender<br />

beinhaltet<br />

24 Bestseller:<br />

Hinter jedem<br />

Türchen versteckt<br />

sich<br />

ein Gesichts-,<br />

Haar- oder Hautpflegeprodukt<br />

der Marke.<br />

Schöner Schein.<br />

Von Aleksandra Tulej<br />

LASST MIR<br />

MEINEN<br />

DEUTSCHRAP!<br />

„Rap ist nicht frauenfeindlich. Selbst<br />

den schlimmsten Text feiern Frauen<br />

heimlich.“ An dieser Zeile aus einem<br />

Deutschraplied ist so viel falsch.<br />

Realtalk: Er ist sexistisch und frauenverachtend.<br />

Und ich feiere ihn nicht<br />

heimlich. Sondern öffentlich und lautstark.<br />

Darf ich das? Haftbefehl, Xatar<br />

und Co. singen über Geld, Waffen und<br />

Mütter ficken. In ihren Liedern sind<br />

Frauen „Fotzen“ und „Bitches“- und<br />

das sind noch die netten Ausdrücke.<br />

Und trotzdem bin ich die Erste, die zu<br />

187Strassenbande mitgrölt und alle<br />

Aggro-Ansagen auswendig kennt. Was<br />

rennt bei mir schief? Mit Sicherheit<br />

einiges, aber im Bezug auf Deutschrap-<br />

Zeilen noch mehr. Aber wenn ich nachts<br />

nachhause gehe, fühle ich mich mit<br />

Bushido im Ohr einfach sicherer als mit<br />

Britney. Und natürlich kann ich Vollpfosten<br />

wie Farid Bang nicht ernst nehmen,<br />

aber ich sehe das ganze distanzierter:<br />

Es ist deren Image, es ist Show. Die<br />

Sache ist die: Wer im Deutschrap nach<br />

Moral und Werten sucht, ist hier überhaupt<br />

falsch. Die Lösung? Es braucht<br />

einfach mehr Frauen im Business.<br />

Politisch korrekter wird es dadurch<br />

nicht, aber immerhin kann man dann<br />

den Spieß umdrehen. Man denke an<br />

die Texte von Deutschrap-Pionierin<br />

Kitty Kat. In dem Sinne:<br />

Lasst mir meinen Deutschrap!<br />

tulej @dasbiber.at<br />

Alecid<br />

DJane aus Wien<br />

Wieso legst du auf? Welche Musik spielst du?<br />

Ich kann mich selbst ausdrücken und habe<br />

Spaß daran. Jedes Set trägt meinen Fingerabdruck<br />

und ist durch meinen Charakter<br />

und Geschmack gefärbt. Wenn man dann<br />

merkt, dass es dem Publikum auch gefällt,<br />

ist das natürlich ein wahnsinnig schönes<br />

Gefühl. Mein Hauptfokus liegt auf härterem<br />

Techno, aber auch 90ies Hits – die reißen<br />

das Publikum mehr mit und die Crowd ist<br />

emotional aufgeladener.<br />

Hat man es als Frau leichter oder schwieriger<br />

im Business? DJ-sein war ja lange nur eine<br />

„Männerdomäne“<br />

In Wien versuchen immer mehr<br />

Veranstalter, eine Frauenquote hinter den<br />

Decks zu erfüllen, von dem her würde ich<br />

sagen, meiner Erfahrung nach: Leichter.<br />

Hast du Tipps an DJanes?<br />

Zwei Sachen: Sich mit andren DJs zusammentun,<br />

und von ihnen inspirieren lassen – und:<br />

Nummern spielen, die einen selber mitreißen<br />

und zu denen man selber tanzen würde.<br />

Das geht dann auf die Leute über und reißt<br />

sie richtig mit.<br />

FANCY FETZEN<br />

Erdem Moraglioglu ist der nächste Designer,<br />

mit dem H&M eine Kooperation eingeht.<br />

In der ERDEM x H&M Kollektion findet ihr:<br />

Florale Stickereien, viktorianische Blusen,<br />

Spitze und knallige Accessoires.<br />

Kiehl’s, Marko Mestrović, bereitgestellt<br />

68 / LIFESTYLE /


FM4.ORF.AT<br />

YOU<br />

Mann<br />

&<br />

Body<br />

Quinoa statt Qebab.<br />

Von Artur Zolkiewicz<br />

bereitgestellt<br />

Fun Fact<br />

Japaner haben mit<br />

85,6 bei Frauen und<br />

78,7 bei Männern<br />

die weltweit höchste<br />

Lebenserwartung.<br />

TIPP!<br />

Moringa<br />

Die Nährstoffbombe<br />

in deinen<br />

Smoothies<br />

Die Superpflanze<br />

Moringa gewinnt in der<br />

letzten Zeitk rasant an<br />

Popularität. Hochwertiges<br />

Eiweiß, sehr hoher<br />

Gehalt an Vitaminen<br />

C, A, B1, B2 und E<br />

sowie Kalzium, Eisen,<br />

Magnesium und Kalium.<br />

Die grünen Blätter des<br />

Wunderbaums enthalten<br />

sechsmal soviel Polyphenole<br />

wie Rotwein.<br />

Zahl des<br />

Monats<br />

8 Stunden, 25<br />

Minuten und 16<br />

Sekunden – so<br />

schnell ist Fauja<br />

Singh einen<br />

Marathon gelaufen<br />

– Singh ist<br />

100 Jahre alt.<br />

Einfach<br />

bewegen!<br />

Wie schnell läufst Du? Wie schwer<br />

hebst Du? Auch im Hobbysport wird<br />

langsam alles gemessen. Diese Ergebnisorientierung<br />

kann zwar sehr motivierend<br />

sein, andererseits kann das<br />

aber auch dazu führen, dass man die<br />

Lust auf Sport verliert.<br />

Man soll meiner Meinung nach lernen,<br />

die Freude an Bewegung zu verspüren<br />

und es nicht nur als Notwendigkeit<br />

sehen. Das ewige Streben nach immer<br />

besseren Resultaten kann uns diese<br />

Freude nehmen. Schlussendlich ist<br />

Sport treiben nichts anderes als ein<br />

Ersatz daür, was wir auf natürliche<br />

Weise tagtäglich machen sollten: uns<br />

bewegen. Unser Lifestyle ist der volle<br />

Gegensatz davon geworden, wofür<br />

der menschliche Körper eigentlich<br />

geschaffen wurde. Wir sitzen mehr<br />

und bewegen uns weniger als je zuvor.<br />

Aus dem Grund ist es wichtig, dass<br />

wir Bewegung, wie Zähne putzen, zur<br />

täglichen Gewohnheit machen.<br />

Gehe manchmal laufen, ohne die<br />

Distanz zu messen oder auf die Stopuhr<br />

zu schauen. Hebe mal einfach<br />

einen Baumstamm, ohne zu wissen,<br />

wie viel er wiegt. Dehne dich am<br />

Abend beim Fernschauen, anstatt zu<br />

sitzen und nichts zu machen. Sport<br />

sorgt für die Auschüttung von Glückshormonen<br />

und ich traue mich zu<br />

sagen, dass man von diesen nie genug<br />

haben kann. zolkiewicz@dasbiber.at<br />

ARE<br />

AT<br />

HOME<br />

BABY<br />

/ LIFESTYLE /<br />

@RADIOFM4


Heimlich<br />

auf<br />

Haram<br />

„Meine muslimischen Freunde würden nie<br />

von mir erwarten, dass ich Erfahrungen mit<br />

Alkohol, Joints und One-Night-Stands habe“<br />

70 / POLITIKA /


Freitags in die Moschee, aber danach in den Club saufen<br />

gehen. Offiziell bis zur Ehe Jungfrau, aber heimlich One<br />

Night Stands. Junge Muslime in Wien erzählen Biber-<br />

Redakteurin Aleksandra Tulej über ihren Zwiespalt<br />

zwischen ihrem Glauben und dem Kick des Verbotenen.<br />

Von Aleksandra Tulej, Fotos: Zoe Opratko<br />

Aus meiner muslimischen<br />

Community weiß das<br />

niemand, das erzähle ich<br />

jetzt nur dir. Oder Freunden,<br />

die selber haram * machen“, erklärt<br />

mir Khaled * grinsend. Khaled ist Ende<br />

zwanzig, wohnt in Wien und ist gläubiger<br />

Muslim, wie er selbst sagt. Trotzdem hat<br />

er Erfahrungen mit Sex, Alkohol und Drogen.<br />

Alles Sachen, die laut seiner Religion<br />

haram, also verboten sind. Khaled*<br />

und ich sind Freunde, wir erzählen uns<br />

viel. Er vertraut mir einiges an, deshalb<br />

frage ich interessiert, wie er das denn<br />

alles mit seinem Glauben vereinbart. „Ich<br />

glaube an Himmel und Hölle und an Allah<br />

und daran, dass Dinge vorbestimmt sind<br />

– dadurch hoffe ich auch, dass meine<br />

haram-Aktionen bald aufhören. Aber das<br />

ist wie wenn du einem Kind sagst, es soll<br />

nicht auf die Herdplatte greifen. Dann<br />

greift es erst recht hin“, rechtfertigt<br />

Khaled sein „Verhalten“. Das schlechte<br />

Gewissen plagt ihn dabei aber jedes Mal.<br />

Vor allem, wenn es um seine Dating-<br />

Geschichten mit Frauen geht. Sex vor der<br />

Ehe ist im Islam nämlich verboten. „Aber<br />

glaub ja nicht, dass nur wir Männer „die<br />

Bösen“ sind. Ich hatte mit vier Frauen<br />

was, die alle vier Mitglieder Österreichischer<br />

Muslimischer Organisationen<br />

waren. Zwei davon tragen Kopftuch, und<br />

man würde nie von ihnen denken, dass<br />

sie so etwas machen würden. Sie haben<br />

dabei immer auf meine Verschwiegenheit<br />

vertraut, auch wenn ich teilweise<br />

mit ihren Brüdern befreundet war“, sagt<br />

Khaled. Ich muss ihn an dieser Stelle<br />

fragen, ob er nur eine Jungfrau heiraten<br />

würde. „Nein! Bist deppat! Wer<br />

haram macht, hat es nicht verdient, so<br />

zu denken“, kommt wie aus der Kanone<br />

geschossen.<br />

Aber offen wird über den „haram-<br />

Lebensstil“ innerhalb der Community<br />

nicht geredet. Sprich: Untereinander<br />

und miteinander wird nicht darüber<br />

gesprochen – mit mir als Nicht-Muslima<br />

schon. Ich als gebürtige Polin kenne<br />

dieses Phänomen von jungen Katholiken,<br />

die aus streng gläubigen Elternhäusern<br />

kommen, aber irgendwann rebellieren –<br />

gegen ihren Glauben, obwohl sie sich als<br />

gläubig bezeichnen.<br />

„Mehr Angst vor<br />

den Eltern, als<br />

vor Allah“<br />

Ich habe in meinem Umfeld auch<br />

einige gläubige Muslime, die meisten von<br />

ihnen leben fromm und so, wie es ihre<br />

Religion besagt. Aber genauso beobachte<br />

ich auch, dass einige gar nicht<br />

so gläubig leben, wie sie nach außen hin<br />

tun. Vor mir geben sie im Gegensatz zu<br />

ihren Community-Mitgliedern alles zu. –<br />

Es fällt mir nicht schwer, schnell mehrere<br />

Gesprächspartner für den Artikel zu<br />

finden. Sie erklären sich bereit, ehrlich<br />

und offen mit mir zu sprechen, unter<br />

einer Bedingung: Dass ich ihre Anonymität<br />

wahre.<br />

„MEINE MUSLIMISCHEN<br />

FREUNDE WISSEN GAR<br />

NICHTS DAVON.“<br />

Auch Leyla * ist ihre Anonymität überaus<br />

wichtig, nicht einmal ich kenne ihren<br />

echten Namen. Leyla ist Mitte zwanzig,<br />

lebt in Wien und stammt aus einer<br />

streng religiösen muslimischen Familie.<br />

Sie spricht ruhig, gefasst und wirkt sehr<br />

reflektiert in dem, was sie erzählt. Leyla<br />

ist gläubige Muslima, und versucht so<br />

gut wie möglich nach ihrer Religion zu<br />

leben. Aber das ist für sie gar nicht so<br />

leicht. Bis jetzt hatte Leyla drei längere<br />

Beziehungen, mit dem Sex hat auch<br />

sie nicht bis zur Ehe gewartet. „Heirat<br />

/ RAMBAZAMBA / 71


ist etwas extrem Ernstes. Vor allem bei<br />

uns Muslimen. Und ich wollte nicht erst<br />

heiraten, um mit meinem Freund zu<br />

schlafen. Dafür war ich eben schon mit<br />

21 bereit, und nicht erst mit 27 oder später.“<br />

Leyla hat bei ihrem ersten Mal nicht<br />

geblutet, und ihr damaliger Freund hat<br />

ihr nicht geglaubt, dass sie davor noch<br />

Jungfrau war – was allerdings gestimmt<br />

hat. „Das hat mich richtig wütend<br />

gemacht, vor allem, weil das schlimm für<br />

ihn war. Er hat ja genauso gegen eine<br />

„Regel“ verstoßen wie ich. Wir leben<br />

im 21. Jahrhundert, und jeder sollte<br />

wissen, dass Sex Frauen und Männern<br />

gleichermaßen Spaß machen darf“, sagt<br />

sie. Leyla ist heute nicht mehr mit ihrem<br />

damaligen Freund zusammen. „Ich finde<br />

nicht, dass ich einen Fehler gemacht<br />

habe. Der Fehler wäre gewesen, ihn zu<br />

heiraten. Ich bin stolz drauf, dass ich<br />

diese Entscheidung so für mich selbst<br />

treffen konnte“, sagt die junge Frau.<br />

Aber nicht nur Sex vor der Ehe steht<br />

auf der Liste von Leylas „Taten“. „Ich<br />

war einmal eine längere Zeit mit einer<br />

gemischten Gruppe unterwegs, es waren<br />

auch nicht-Muslime dabei. Dort habe ich<br />

dann auch zum ersten Mal Alkohol probiert<br />

und auch an einem Joint gezogen.<br />

Einfach aus Neugier.“ Ich frage sie, ob<br />

sie irgendwas davon bereut. „Ja schon,<br />

aber was passiert ist, ist passiert.“ Es sei<br />

auch schwer, Grenzen zu ziehen. „Dass<br />

ich mit meinem Freund, den ich vorhatte<br />

zu heiraten, geschlafen habe, ist eine<br />

Sache. Dass ich Weißwein und Gras<br />

probiert habe auch. Aber dann kommen<br />

so Sachen wie One Night Stands, von<br />

denen ich auch schon ein paar hatte,<br />

das allerdings nicht mit Muslimen – und<br />

das sind dann die Momente, wo ich mit<br />

mir selbst überhaupt nicht mehr zufrieden<br />

bin. Weil es auch keiner von mir<br />

erwartet“, sagt Leyla in einem ernsten<br />

Ton. Vor ihren muslimischen Freunden<br />

isst sie nicht einmal Schokolade, in der<br />

Alkohol drinnen ist. „Sie würden diese<br />

ganzen Sachen auch nie von mir erwarten.<br />

Ich bewundere alle, die so stark in<br />

ihrem Glauben sind, dass sie auf diese<br />

Neugier verzichten können. Ich merke<br />

auch, dass ich ungewollt viel über all<br />

das nachdenke, und es ist einfach ein<br />

Scheißgefühl, wenn es niemand von dir<br />

erwartet, du aber in Wirklichkeit alles<br />

schon gemacht hast.“<br />

„Unsere Mädchen werden so erzogen, dass sie brav und keusch sind.<br />

Das sollten wir Jungs eigentlich auch sein“<br />

„WENN ES JEMAND<br />

HERAUSFINDET, DANN<br />

IST ES VORBEI.“<br />

Ähnlich geht es dem 22-jährigen Tarek * .<br />

Er hat ägyptische Wurzeln, seine Eltern<br />

sind streng gläubig. Auch er ist Muslim.<br />

Auch er hat schon Erfahrungen mit Alkohol,<br />

Gras und Sex gemacht. „Aber das<br />

bleibt alles in einem vertrauten Rahmen,<br />

deshalb habe ich auch kein zu großes<br />

schlechtes Gewissen“, sagt er. Seine<br />

muslimischen Freunde, nicht einmal die<br />

engsten, wissen nicht, wie er eigentlich<br />

lebt. Ich merke bei ihm schnell, dass er<br />

in ausgewählten Kreisen aber locker wird<br />

und sich die „westliche“ Lebensweise<br />

aneignet. Mir scheint auch, als hätten<br />

viele meiner Gesprächspartner mehr<br />

Angst vor ihren Eltern, als vor Allah. Dass<br />

sie sündigen, ist ihnen ja bewusst. Aber<br />

die Furcht vor der Community ist größer<br />

als ihr Glaube.<br />

„Du verstehst das nicht. Unsere<br />

Community ist groß, jeder weiß alles<br />

über jeden. Da geht es nicht mehr um<br />

den Glauben, sondern um die Angst,<br />

72 / RAMBAZAMBA /


KOMMENTAR<br />

von<br />

Adis Serifovic<br />

Vorsitzender der<br />

Muslimischen<br />

Jugend Österreich.<br />

„Alles geschieht heimlich. Vetrauen spielt eine große Rolle.<br />

Wenn es jemand rausfindet, ist es vorbei.“<br />

dass es wer herausfinden könnte. Und<br />

dann wäre es für mich vorbei. Meine<br />

Eltern würden nie wieder mit mir reden“,<br />

erklärt mir Amir * . Amir ist 26, groß,<br />

durchtrainiert und hat funkelnd grüne<br />

Augen. Er studiert Architektur an der<br />

Uni Wien. Er betet fünfmal am Tag, geht<br />

freitags in die Moschee und postet auf<br />

Facebook ständig neue Islam-Zitate und<br />

ist nach außen hin auch der Vorzeigemoslem.<br />

„Meine Freunde glauben, ich<br />

lebe wie ein Hodscha“, lacht er. „Ich will<br />

ja auch so leben, wie es sich gehört.<br />

Aber wenn du in Wien aufwächst, dann<br />

ist das halt schwer, sich an all die Regeln<br />

zu halten. Natürlich haben mir schon<br />

Mädchen gefallen und ich ihnen, aber ich<br />

habe noch nie etwas mit einer Muslima<br />

angefangen, sondern nur mit Österreicherinnen.“<br />

„WENN KEINER<br />

ZUSCHAUT, IST ES<br />

NICHT HARAM.“<br />

„Unsere“ Mädchen werden so erzogen,<br />

dass sie brav und keusch sein sollen<br />

„Unsere Mädchen<br />

sollen brav und<br />

keusch sein“<br />

– sollte ich ja eigentlich auch“ sagt er,<br />

und beißt sich in die Lippe. „Aber weißt<br />

eh, wenn keiner zuschaut, dann ist es<br />

nicht haram“, fügt er mit einem nervösen<br />

Lächeln hinzu. Ich frage ihn, ob<br />

er mit seinen muslimischen Freundinnen<br />

auch so offen sprechen würde, wie mit<br />

mir. „Nein, vor unseren Frauen niemals.<br />

Dann haben sie keinen Respekt mehr<br />

vor mir und meine ganze Ehre ist weg.<br />

Und Respekt ist bei uns extrem wichtig.“<br />

Ich will wissen, was das dann für einen<br />

Unterschied macht, wenn er vor mir,<br />

ebenfalls einer Frau, über Aufrisse und<br />

Alkoholabstürze redet. „Nein, bei dir ist<br />

es egal. Du bist ja keine Muslima. Außerdem<br />

kann man mit dir über alles reden,<br />

wie mit einem Freund“, bekomme ich zu<br />

hören. Ich weiß an dieser Stelle nicht,<br />

ob ich das seltsam finden soll, oder ob<br />

das eine Art Kompliment für mich ist.<br />

Amir redet mit mir wirklich wie mit einem<br />

Kumpel. „Ich könnte dir Geschichten<br />

erzählen, die würdest du nicht packen.<br />

Eigentlich sind die meisten muslimischen<br />

Jungs, die ich kenne, irgendwo Heuchler.<br />

Die einen, die sowieso schon alles<br />

machen, was verboten ist, und dann gibt<br />

es die, die auf halal tun und mit 25 noch<br />

nie eine Frau geküsst haben – aber wenn<br />

man dann über Pornos spricht, sind sie<br />

die großen Kenner. Außerdem verurteilen<br />

sie andere für Dinge, die sie dann eh<br />

selbst tun“, zuckt er mit den Schultern.<br />

Muslimische Jugendliche, die zuerst<br />

zum Freitagsgebet gehen und am selben<br />

Abend Party machen, gibt es hierzulande<br />

schon seit es Moscheen in Österreich<br />

gibt. Junge Menschen haben heute eine<br />

Auswahl an unterschiedlichen Lebensentwürfen<br />

und hierin unterscheiden sich<br />

muslimisch-österreichische Jugendliche<br />

im Grunde kaum von anderen österreichischen<br />

Jugendlichen. Sie alle besetzen<br />

unterschiedliche Rollen und diverse Identitäten<br />

in ihrem Alltag. Problematisch wird<br />

es, wenn über muslimische Jugendliche<br />

in der Öffentlichkeit gesprochen wird, als<br />

würden für sie andere Maßstäbe gelten.<br />

Wenn jemand diesen Artikel liest und sich<br />

fragt: „Wie können diese Muslime nur<br />

widersprüchlich leben, wenn sie daheim<br />

anders sind als mit ihren Freund/innen?!“<br />

Antwort: Junge Menschen versuchen,<br />

ihr eigenes Leben zu gestalten und sich<br />

abzugrenzen. Mitunter stimmt das nicht<br />

mit den Lebenseinstellungen der Eltern<br />

überein. Überraschung? Wohl eher nicht.<br />

Die Frage ist: Warum spielt ihr Muslim/In-<br />

Sein, und in wie weit sie es leben, so eine<br />

große Rolle für irgendjemanden außer<br />

ihnen selbst? Die unterschiedlichen Ausprägungen<br />

und Formen der Praxis sind<br />

für manche Eltern und wahrscheinlich für<br />

ganze Communities noch eine Herausforderung.<br />

Aber genauso für alle anderen,<br />

die hier nach alten Mustern bewerten und<br />

urteilen. Letztendlich ist es die Realität –<br />

und damit ist klar zu kommen.<br />

Ja, es gibt islamische Vorstellungen<br />

zum Thema Sexualität und im Umgang<br />

mit Rauschmitteln und - Überraschung:<br />

Nicht alle MuslimInnen halten sich daran.<br />

Schließlich entscheidet jeder Mensch<br />

über sein Leben und seine Taten selbst –<br />

sie oder er allein muss dies verantworten.<br />

Ich finde es deshalb auch falsch, diesen<br />

Jugendlichen eine heuchlerische Lebensweise<br />

vorzuwerfen. Junge Menschen<br />

kämpfen eben manchmal auch mit sich<br />

und ihren Überzeugungen oder den an sie<br />

gestellten Ansprüchen. Als Muslim versuche<br />

ich mir bewusst zu machen, dass<br />

ich meine Taten nur vor Allah verantworten<br />

muss und dass Allah verzeihend und<br />

barmherzig ist.<br />

/ RAMBAZAMBA / 73


REGELN SELBST<br />

AUFERLEGEN<br />

Abdis Aussage fasst das zusammen, was<br />

alle meine Gesprächspartner irgendwie<br />

verkörpern: Sie wollen ja einerseits<br />

„gute“ Muslime sein – andererseits<br />

scheinen sie hin und hergerissen zwischen<br />

halal und haram, zwischen ihrem<br />

Glauben und der Neugier, das Verbotene<br />

auszuprobieren. Ihre Eltern und<br />

Verwandten sind oft Migranten erster<br />

Generation, die nach den „alten“ Regeln<br />

leben, und das so gut wie möglich an<br />

ihre Kinder weitergeben wollen – die Kinder<br />

wollen das auch, aber nicht alle tun<br />

sich leicht damit – wie die. Sie schweben<br />

dann irgendwo zwischen ihrer Religion<br />

und der „westlichen“ Lebensweise. – Sie<br />

sind zwar in Wien aufgewachsen, zur<br />

Schule gegangen, studieren und arbeiten<br />

jetzt hier – aber sie sind hier eben auch<br />

in den Communities aufgewachsen.<br />

Durch diesen Zwiespalt interpretieren sie<br />

die Regeln für sich neu. Eine befreundete<br />

gläubige Muslima erzählt mir, dass viele<br />

junge Muslime die Gebote ihrer Religion<br />

„modernisieren“. Zum Beispiel wenn es<br />

um Sex vor der Ehe geht: Früher war die<br />

Ehe die einzige anerkannte Form einer<br />

„Meine Freunde<br />

glauben, ich lebe<br />

wie ein Hodscha“<br />

„Die jungen Muslime interpretieren die Religion neu für sich und entscheiden,<br />

was erlaubt und was verboten ist.“<br />

AUSSEN HALAL, INNEN<br />

HARAM<br />

„Aus muslimischer Sicht bin ich wohl<br />

schon sehr früh auf die schiefe Bahn<br />

geraten“, sagt der 26-jährige Abdi * . Meine<br />

Mutter hat mich mal mit einem Joint<br />

erwischt – aber meiner Meinung nach ist<br />

kiffen nicht haram.“ Auch er ist Ägypter,<br />

Moslem – und hat, wie er selbst so<br />

schön sagt „seine Sexpartnerinnen öfter<br />

als Unterhosen gewechselt.“ Doch nicht<br />

nur Frauen stehen auf der Liste seiner<br />

Haram-Taten. „Eine Zeit lang fand man<br />

mich in den angesagtesten Clubs Wiens,<br />

immer mit Flasche am Tisch und allem<br />

Drum und Dran. Ich verbrachte auch viel<br />

Zeit in Casinos oder Spielautomaten.“<br />

Als Teenager fing er auch an zu kiffen,<br />

seitdem ist das Gras ein großer Bestandteil<br />

seines Lebens. Bis auf das eine Mal<br />

Erwischtwerden haben seine Eltern nicht<br />

die geringste Ahnung von dem, was sich<br />

in seinem Leben so abgespielt hat. Seine<br />

muslimischen Freunde, die von seinem<br />

Lebensstil erfahren haben, haben sich<br />

von ihm abgewandt. Das gab Abdi zu<br />

denken. Er kennt ja die Werte und Vorstellungen,<br />

die ihm seine Eltern vorgelebt<br />

haben. „Ich kann mich mit dem Islam als<br />

meine Glaubensrichtung voll identifizieren,<br />

und ich glaube auch, dass ich bald<br />

wieder auf den rechten Weg gerate“,<br />

sagt er.<br />

Beziehung. Heute leben viele junge Muslime<br />

in Langzeitbeziehungen, sehen das<br />

als Vorstufe der Ehe und schlafen dann<br />

auch miteinander.<br />

Die jungen Muslime entscheiden also<br />

innerhalb ihrer Religion für sich, was<br />

erlaubt und was verboten ist. Untereinander<br />

wird das alles jedoch totgeschwiegen,<br />

man verurteilt andere für<br />

Dinge, die man selbst tut. Und irgendwie<br />

scheint sich das Ganze ständig im Kreis<br />

zu drehen, denn die selbst auferlegten<br />

Regeln gelten doch sowieso nur im<br />

Geheimen – weil „wenn keiner zuschaut,<br />

dann ist es nicht haram.“ ●<br />

*Alle Namen wurden von der Redaktion geändert<br />

Alle Fotos wurden für die Story nachgestellt.<br />

74 / RAMBAZAMBA /


WAS IST HALAL?<br />

WAS IST HARAM?<br />

Beantwortet von Tarafa Baghajati<br />

Obmann der Initiative muslimischer<br />

ÖsterreicherInnen<br />

Viele junge Muslime sehen Langzeitbeziehungen als eine<br />

Vorstufe der Ehe an, und haben dann auch Sex miteinander.<br />

Ist das erlaubt oder verwerflich?<br />

Die zwei Partner sind in einer Phase der „Vorstufe zur Ehe“.<br />

Außer dem sexuellen Akt an sich sind Küssen und Umarmungen<br />

möglich, auch gemeinsam Ausgehen bis hin zu<br />

einem gemeinsamen Urlaub. Wenn alles gut läuft, dann<br />

feiert man die offizielle Hochzeit und nimmt die staatliche<br />

Registrierung vor. Erst danach leben beide richtig zusammen<br />

und teilen Tisch und Bett. Bei manchen Muslimen ist<br />

diese „Vorstufe“ aber verpönt. Dort wird darauf bestanden,<br />

gleich eine juristisch und staatlich besiegelte Ehe einzugehen.<br />

In Österreich findet man beides. Es gibt auch manche<br />

erwachsene, ältere und finanziell unabhängige Leute, die<br />

sich islamisch trauen lassen und auf das Standesamt verzichten.<br />

Diese wären theologisch Eheleute, aber juristisch<br />

vor dem Staat Lebensgefährten. Für mich ist das Wichtigste<br />

jeglichen Missbrauch im Vorhinein auszuschließen.<br />

Ist Alkohol trinken erlaubt?<br />

Nein. Was in größeren Mengen betrunken macht, ist auch in<br />

kleineren Mengen zu vermeiden.<br />

Ist Marihuana erlaubt?<br />

Haram – „Verboten“ – hat mehrere Stufen. Haschisch<br />

(Marihuana) muss unbedingt vermieden werden, fällt aber<br />

nicht in die gleiche Kategorie wie Alkohol und harte Drogen.<br />

Faustregel: Generell ist von allen Mitteln, die zu einer<br />

Beeinträchtigung des geistigen Vermögens führen und die<br />

gesundheitsschädigend sind (also auch Extasy-Tabletten<br />

und ähnliches) aus islamischer Sicht Abstand zu halten.<br />

Was passiert dem Glauben nach, wenn sie diese Sünden<br />

begehen? Im Christentum gibt es ja die Beichte, wie sieht<br />

das im Islam aus?<br />

Im Islam ist die Beichte ausschließlich zwischen dem/der<br />

Einzelnen und Gott. Eine ehrliche Reue bringt eine Vergebung<br />

der Sünden, wenn damit die Absicht verbunden ist<br />

diese Verfehlung nicht wieder zu begehen. Aber Achtung:<br />

Sünden gegenüber Menschen sind erst mit den Menschen<br />

auszumachen. Bei Verleumdungen, Beleidigungen, Betrug<br />

etc. muss erst die Wiedergutmachung und die Verzeihung<br />

der Beschädigten kommen. Erst danach kann ein Muslim<br />

auch von Allah Vergebung erwarten.<br />

Promille müssen<br />

draußen bleiben.<br />

wienerlinien.at/hausordnung<br />

Fahr Fair!<br />

Rücksicht<br />

nehmen<br />

ist in.


ZU FETT<br />

FÜR DIE<br />

LIEBE<br />

„Hey, Salme! Roll mal rüber!“,<br />

ruft mir ein Mädchen zu. Sie wippt<br />

ausgelassen auf ihrer Schaukel, ihre<br />

Freundin lacht über ihr Kommentar.<br />

Ich bin zu diesem Zeitpunkt zehn<br />

Jahre alt und es ist nicht das<br />

erste Mal, dass mein Körper zur<br />

Zielscheibe des Spotts wird.<br />

Von Salme Taha Ali Mohamed<br />

Heute bin ich 21 Jahre alt und lerne langsam,<br />

meinen Körper und mich zu lieben. Jahrelang<br />

wurde ich für mein Aussehen kritisiert<br />

und gemobbt. Es ist schwer, zu beschreiben,<br />

wie man sich fühlt, wenn man jeden Tag Beleidigungen<br />

und Witze über sein eigenes Aussehen ertragen muss<br />

oder wenn man für die Art, wie man aussieht oder<br />

wie viel man wiegt, gemobbt wird. Es ist schwer, zu<br />

beschreiben, wie man sich fühlt, wenn man unter Menschen<br />

aufwächst, die einem immer wieder sagen, dass<br />

man hübsch sein könnte, würde man bloß abnehmen.<br />

Es ist schwer, zu beschreiben, wie man sich fühlt, wenn<br />

Burschen in deiner Klasse Tag ein Tag aus so tun, als ob<br />

der Boden unter deinem Gewicht gleich zusammenbrechen<br />

würde, weil du darauf gehst und dir suggerieren,<br />

dass dich wegen deines Aussehens niemals jemand<br />

lieben wird.<br />

SPORT WAR EIN SPIESSRUTENLAUF<br />

Irgendwann hat dieser ganze Spott dazu geführt,<br />

dass ich all die Schikane geglaubt habe. Dass ich all<br />

das verdient habe, weil ich fett bin und dafür bestraft<br />

werden muss. Der daraus resultierende Selbsthass und<br />

die Scham haben mich in meinem Leben eingeschränkt<br />

und meine Handlungen, Gedanken und Emotionen<br />

beeinflusst. Ich habe mich lange nicht getraut, Sachen<br />

anzuziehen, die zu eng sein könnten oder zu viel Haut<br />

zu zeigen, geschweige denn mit jemandem offen über<br />

all das zu sprechen. Im Spiegel habe ich mich lange nur<br />

aus der Ferne betrachtet oder jene verwendet, in denen<br />

nur mein Gesicht zu sehen ist, damit ich meinen verhassten<br />

Körper nicht sehen muss. Sport war für mich ein<br />

reiner Spießrutenlauf, weil ich nicht aufhören konnte, die<br />

ganze Zeit, daran zu denken, dass mich wahrscheinlich<br />

alle dabei anstarren und auslachen.<br />

Manche mögen jetzt meinen, dass das normal für Kinder<br />

ist. Jeder weiß doch, wie grausam Kinder sein können.<br />

Aber solche Kommentare kamen nicht nur von Kindern,<br />

sondern auch von Erwachsenen wie etwa LehrerInnen.<br />

Und je älter ich wurde, desto mehr Erwachsene fingen<br />

an, meinen Körper zu kommentieren. Manche waren<br />

entfernte Bekannte meiner Familie, mit denen ich das<br />

erste Mal sprach und die mir nach einiger Zeit Tipps<br />

gaben, wie ich am besten abnehmen kann. Einfach so,<br />

ohne dass ich je gefragt hätte. Andere waren wiederum<br />

Leute auf der Straße, mit denen ich nie ein Wort<br />

gewechselt habe und die dachten, dass ich nicht hören<br />

oder sehen kann, wie sie auf mich zeigen und spotten.<br />

Einige von ihnen waren Freundinnen, die alle Probleme<br />

auf mein Gewicht geschoben haben. „X ist doch gar<br />

nicht dein Problem! Wenn du abnimmst, werden sich all<br />

deine Sorgen in Luft auflösen, du wirst sehen!“<br />

BODYSHAMING BETRIFFT JEDE FRAU<br />

Aber Bodyshaming ist nicht nur ein Problem, das<br />

übergewichtige Frauen betrifft, es ist das Problem<br />

aller Frauen in unserer Gesellschaft. Ich bin noch nie<br />

einer Frau begegnet, die nicht mit ihrem Aussehen<br />

zu kämpfen hatte und der nicht auf irgendeine Weise<br />

beigebracht wurde, dass sie noch viel an sich verändern<br />

muss, bevor sie sich selbst als schön bezeichnen darf. In<br />

der Schule, an der Uni, in öffentlichen Verkehrsmitteln,<br />

in meinem Freundinnenkreis höre ich immer wieder die<br />

gleichen Beschwerden: Die einen reden darüber, dass<br />

sie sich mit ihren kleinen Brüsten nicht weiblich genug<br />

fühlen, während andere bestimmte Körperteile wie ihre<br />

Nase oder ihre Lippen hässlich finden.<br />

Aber wie kann es auch anders sein? In einer Gesellschaft,<br />

in der nur Wert darauf gelegt wird, wie eine Frau<br />

aussieht, und Mädchen von klein auf dazu erzogen werden,<br />

dass hübsch zu sein eines der größten Ziele ist, die<br />

sie im Leben erzielen können, ist der Schönheitswahn<br />

vorprogrammiert. Ich könnte hier eine ganze Liste von<br />

Gründen nennen, wieso der Selbsthass von Frauen die<br />

Schuld unserer Gesellschaft ist. Schminktaschen werden<br />

an kleine Schulmädchen verkauft und dicke Frauen dienen<br />

im Fernsehen nur als Pointe eines geschmacklosen<br />

Scherzes. Jeden Frühling sehen wir die immer gleichen<br />

Werbeplakate und Fernsehwerbungen, die einen daran<br />

erinnern, jetzt schon am „Beach Body“ zu arbeiten.<br />

76 / MIT SCHARF /


Magazine veröffentlichen Schnappschüsse von weiblichen<br />

Stars, die ungeschminkt und unschmeichelhaft<br />

fotografiert wurden, um sie dann dafür zu verurteilen.<br />

Die Liste ist endlos lang.<br />

„ALL BODIES ARE GOOD BODIES“<br />

Mittlerweile habe ich gelernt, meinen Körper zu akzeptieren<br />

und sogar zu lieben – so wie er ist. Dank einer<br />

Therapie und der Body Positivity Bewegung, die ich<br />

online kennengelernt habe, habe ich es geschafft, mein<br />

Körperbild zu ändern und die Schönheitsideale, die mir<br />

eingetrichtert wurden, zu hinterfragen. Was mir vor<br />

allem geholfen hat, war zu sehen, wie Frauen mit einem<br />

ähnlichen Gewicht ihre Körper feiern, indem sie Fotos<br />

von sich selbst in kurzen Kleidern und engen Leggings<br />

auf Social Media Kanälen posten - und dafür mit Komplimenten<br />

überschüttet werden. Worte können nicht<br />

ausdrücken, was für eine Erleichterung man fühlt, wenn<br />

man all diese Fotos von Frauen sieht, die den gleichen<br />

Körper haben, für den man ein Leben lang verhöhnt<br />

wurde, und dann als süß, wunderschön, sexy und<br />

umwerfend bezeichnet werden. Fett hin oder her.<br />

Ich habe mich dann lange gefragt, was eigentlich der<br />

Unterschied zwischen mir und all diesen Frauen ist. Ich<br />

bewundere jede einzelne von ihnen und dennoch fällt es<br />

mir schwer, mich selbst als schön zu sehen. Vielleicht<br />

geht es bei der Schönheit nicht um die Körpergröße<br />

oder –form einer Person. Vielleicht ist Schönheit kein<br />

exklusiver Club, zu dem nur einige Frauen Zutritt haben.<br />

Vielleicht ist ja jede Frau schön, selbst wenn die Gesellschaft<br />

ihr etwas anderes suggeriert.<br />

Eine Sache steht jedoch fest: Diese Selbstliebe war<br />

verdammt harte Arbeit und hat sehr lange gedauert.<br />

Unzähligen Frauen geht es heute noch so und unzähligen<br />

Frauen wird es weiterhin so gehen, wenn sich nicht<br />

bald etwas ändert. Wir müssen das gesellschaftliche<br />

Schönheitsideal endlich verändern. Menschen dürfen<br />

andere nicht für ihre Äußerlichkeiten niedermachen. Uns<br />

macht so viel mehr aus. ●<br />

Salme Taha Ali Mohamed<br />

(21) studiert derzeit Linguistik<br />

und Geschichte an der<br />

Universität Wien.<br />

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MEINUNG<br />

JUGEND<br />

OHNE GOTT?<br />

Viele christliche Jugendliche haben Angst sich zu ihrem<br />

Glauben zu bekennen. „Glaube“ ist für viele junge Christen<br />

etwas Privates, etwas, über das man nicht so viel reden<br />

sollte. Aus Angst, im Alltagsleben von der Gesellschaft<br />

ausgegrenzt zu werden oder keinen Job zu finden, leben<br />

manche Christen ihren Glauben nicht offen aus. Manche<br />

haben Angst, dass die verschiedenen Personen, die rund<br />

um einen sind (Freunde, Familie, Lehrer/innen etc.), es<br />

negativ bewerten. Religion ist uncool, denken sie. Unter<br />

einigen muslimischen Jugendlichen ist es dagegen gerade<br />

im Trend, seine Religion offen zu leben. Das finde ich gut,<br />

solange man niemanden einschränkt.<br />

EIN TEIL VON MIR<br />

Für mich selbst sind die Dinge, an die ich glaube, ein Teil<br />

von mir, eine Eigenschaft, die mich beschreibt, und wer das<br />

nicht akzeptiert, soll es auch einfach nicht tun.<br />

In vielen (meist evangelischen) Gemeinden gibt es viele<br />

Jugendprojekte und Freizeitaktivitäten, wo gläubige<br />

Jugendliche andere gläubige Jugendliche treffen und<br />

meistens etwas miteinander unternehmen können oder<br />

Gesellschaft haben.<br />

GOTT HÄNGT IN DER LUFT<br />

Das heißt natürlich nicht, dass man mit allen anderen<br />

Kollegen/innen jede Konversation mit Jesus anfangen<br />

sollte oder irgendwelche Bibelstellen zitiert; hier geht es<br />

nur um die öffentliche Bekennung zu unserer Religion.<br />

Eine österreichische Jugendwertestudie zeigt, dass 69<br />

Prozent der Jugend zwar an Gott glaubt, aber dies nicht mit<br />

ihrem Alltagsleben verbinden will oder kann. „Gott hängt<br />

in der Luft“, sagt Studienautorin Regina Pollak über ihre<br />

Analyse. Es sei denn, Glaube befindet sich in „Entwicklung“<br />

und das könnte ein Teil davon sein.<br />

WARUM MÄDCHEN UND JUNGS<br />

BEFREUNDET SEIN KÖNNEN<br />

Viele Leute behaupten, dass Jungs und Mädchen nicht<br />

befreundet sein können, das entspricht aber nicht der<br />

Wahrheit. Jeder kann mit jedem befreundet sein. Mein<br />

bester Freund ist ein Junge. Viele fragen uns: ,,Oh, seid<br />

ihr zusammen?“ oder sie geben blöde Bemerkungen ab.<br />

Das nervt uns beide sehr, weil wir beste Freunde sind –<br />

mehr nicht.<br />

FREUNDSCHAFT IST FREUNDSCHAFT<br />

Manche meinen auch, dass Mädchen und Jungs keine<br />

Gemeinsamkeiten haben. Dem kann ich nicht zustimmen.<br />

Wenn man sich mag und sich Dinge anvertraut, dann fühlt<br />

es sich so an, als ob diese Person dich in- und auswendig<br />

kennt. Da ist auch das Aussehen übrigens auch unwichtig.<br />

Freundschaft ist Freundschaft.<br />

Klar gibt es Freunde, die sich ineinander verlieben,<br />

das kann passieren, muss aber nicht sein. Manchmal<br />

passiert es auch, dass sich nur eine Person verliebt<br />

und das Gegenüber das nicht möchte – so könnte eine<br />

Freundschaft im schlimmsten Fall auch enden. Das ist<br />

sehr schade, aber so ist das Leben. Gefühle kann man<br />

nicht kontrollieren.<br />

TROTZDEM<br />

Trotzdem können Mädchen und Jungs Freunde sein. Denn<br />

nicht hinter jeder Freundschaft steckt heimliche Liebe.<br />

Wenn zwei Menschen das gleiche Hobby, den gleichen<br />

Humor oder die gleiche Meinung zu einem Thema haben,<br />

ist das Geschlecht ganz nebensächlich.<br />

Janette Zurzevic ist 13 und besucht die 4C in der NMS Feuerbach.<br />

Meine Empfehlung: Religion sollte euch nicht<br />

einschüchtern, glaubt an was ihr wollt, aber verheimlicht<br />

euren Glauben nicht!<br />

Filip Buna ist 18 und besucht das Gymnasium Brigittenau.<br />

Christoph Liebentritt<br />

78 / / RAMBAZAMBA MIT SCHARF /<br />

/


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KulturaNews<br />

Vergiss verstaubte<br />

Museen.<br />

Von Jelena Pantić<br />

Was darf man sich<br />

noch anschauen?<br />

Man lässt uns einfach keine schönen Dinge haben. Die<br />

#metoo Bewegung hat die widerlichsten Dinge an die<br />

Oberfläche geholt. Irgendwo im Hinterkopf denkt man<br />

sich ja, dass die Hollywood-Elite wahrscheinlich pervers<br />

ist und ihre Macht ausnutzt. Es trifft uns aber härter,<br />

wenn es Leute sind, die wir anhimmeln. In Zeiten wie<br />

diesen kommt die Frage auf: Kann ich mir noch Filme<br />

von Menschen ansehen, von denen ich weiß, dass sie<br />

Frauen sexuell missbrauchen und belästigen? Hm, können<br />

schon. Müssen, nein. Sollen wahrscheinlich auch nicht.<br />

Bei Schauspielern ist ihre Arbeit so sehr mit ihnen selbst<br />

verstrickt, dass ich Parallelen ziehe und ihre Werke auch<br />

nicht mehr genießen kann. Wenn man Umbruch will, muss<br />

man sie nämlich dort treffen, wo es am meisten wehtut:<br />

am Konto. Ich will einfach keine Widerlinge sponsern.<br />

Jetzt würden manche sagen: Aber wenn wir so denken,<br />

dann können wir uns ja nichts mehr anhören oder<br />

ansehen? Dazu kann ich nur sagen: Wenn alle unsere<br />

Idole Widerlinge sind, dann brauchen wir vielleicht einfach<br />

bessere Idole. pantic@dasbiber.at<br />

I WANT TO DISAPPEAR<br />

Im Buch „I want to disappear“ teilen 20 junge<br />

Frauen ihre Erfahrungen mit Essstörungen. Mafalda<br />

Rakoš hat ihre Protagonistinnen jahrelang<br />

begleitet, fotografiert und interviewt. Die intimen<br />

Portraits, Erinnerungen und Erlebnisse der Betroffenen<br />

geben Einblick in die persönlichen Konflikte,<br />

Brüche und Unsicherheiten, die an der Wurzel<br />

dieser Erkrankung liegen. Eines wird dabei schnell<br />

klar: Essstörungen sind definitiv kein Zeichen von<br />

Schwäche. Und man ist keinesfalls damit allein.<br />

TEHERAN TABU<br />

Die Schicksale vier junger Menschen in Teheran<br />

prallen auf ihrer verzweifelten Suche nach Freiheit<br />

und Glück aufeinander. Regisseur Ali Soozandeh<br />

gibt im Animationsfilm “Teheran Tabu” Einblick<br />

in den schizophrenen Alltag des heutigen Iran:<br />

streng religiöse Gesetze und Unterdrückung einerseits,<br />

Sex, Drogen und Korruption andererseits.<br />

Weitere Infos auf teherantabu-film.de<br />

Mafalda Rakoš, Jan Schiefermair, bereitgestellt, Marko Mestrović<br />

80 / KULTURA MIT SCHARF / /


4 FRAGEN AN:<br />

10 th edition<br />

Regisseurin<br />

Sou Abadi<br />

Von Jelena Pantić<br />

Die gebürtige Iranerin und<br />

Regisseurin Sou Abadi lebt<br />

seit ihrem 14. Lebensjahr<br />

in Frankreich und gab mit<br />

der politischen Komödie<br />

„Voll Verschleiert“ ihr<br />

Regie-Debüt.<br />

<strong>BIBER</strong>: Als Leylas Bruder aus dem Yemen radikalisiert zurückkehrt, drohen<br />

alle ihre Träume zu zerplatzen. Plötzlich wird ihr Leben von jemand anderem<br />

kontrolliert. Hattest du jemals dieses Gefühl?<br />

SOU ABADI: Wenn ich diese Erfahrung gemacht habe, dann ging die Kontrolle<br />

vom Staat aus, nicht von meiner Familie. Ich bin die einzige Tochter meines<br />

Vaters und er sagte bei meiner Geburt: “Die Frauen in unserem Land sind so<br />

unglücklich. Ich will, dass meine Tochter anders aufwächst.” Und so hat er<br />

mich erzogen.<br />

Du selbst bist überhaupt nicht<br />

religiös. Kannst du nachvollziehen,<br />

warum jemand, wie Mahmoud zum<br />

Beispiel, Rückzug und Hoffnung in<br />

der Religion findet?<br />

Ich verstehe ihn absolut und es tut<br />

mir leid, diesen Zugang zu Religion<br />

nicht zu haben. Es ist eine Tatsache,<br />

dass Religion viel Trost spenden<br />

kann, vor allem im Umgang mit dem<br />

Tod.<br />

Hast du die Inspiration aus der<br />

politischen Situation oder aus deinem<br />

persönlichen Umfeld genommen?<br />

Definitiv aus meinem persönlichen<br />

Umfeld. Ich habe 2012 begonnen zu<br />

schreiben, da gab es noch nicht so<br />

viele Attentate. Mein Schreiben wurde<br />

von der Realität eingeholt. Fast als<br />

hätte jemand mein Drehbuch gelesen.<br />

Ich habe als Teenager den Iran<br />

verlassen, um dem religiösen Fanatismus zu entfliehen. Viele Jahre später lebe<br />

ich nun in einem Frankreich, wo dieser Fanatismus Teil des Alltags geworden ist<br />

und mich wieder einholt.<br />

Du hast für deinen Film Humor als Mittel gewählt. Welche Lösungen siehst du<br />

sonst in Deradikalisierung?<br />

Die grundlegende Lösung liegt darin, eine langfristige Lösung zu finden.<br />

Wie bringe ich Bildung in gewisse Bevölkerungsschichten, die am Rande der<br />

Gesellschaft sind? Und das nicht nur in Frankreich und in Europa, sondern im<br />

Nahen und Mittleren Osten. Man hat diese Länder lange in extremer Armut und<br />

mangelnder Schulbildung sein lassen, hat wenig investiert und was erwartet<br />

man von solchen politischen Entscheidungen? Man muss aufhören kurzfristig<br />

zu reagieren und nur die wirtschaftlichen Interessen der europäischen Länder<br />

zu bedenken. Man muss einsehen, dass unsere Politik aus dem Westen<br />

Konsequenzen mit sich zieht.<br />

„Voll Verschleiert“ feiert am 28.12.20<strong>17</strong> Premiere.<br />

VOLL VERSCHLEIERT:<br />

Leilas Bruder Mahmoud<br />

kommt radikalisiert aus<br />

dem Yemen und will<br />

zuhause strenge Regeln<br />

für seine Geschwister<br />

einführen. In diese Regeln<br />

passt Leilas Freund<br />

Armand nicht. Um sie<br />

weiterhin zu treffen,<br />

verkleidet er sich unter<br />

einer Niqab. Blöd nur,<br />

dass Mahmoud sich in die<br />

falsche Hijabi verliebt.<br />

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Zum zehnten Mal werden beim<br />

Filmfestival “This Human World”<br />

die Rechte der Menschen und<br />

deren Durchsetzung in den<br />

Fokus gerückt. Von 30. November<br />

bis 10. Dezember 20<strong>17</strong><br />

gibt es zur Jubiläumsausgabe<br />

über 100 Spiel-, Dokumentar-<br />

und Kurzfilme sowie ein<br />

umfangreiches Rahmenprogramm<br />

in Form von Performances,<br />

Workshops, Lectures<br />

und Diskussionen mit führenden<br />

ExpertInnen und FilmemacherInnen<br />

aus aller Welt. Den Auftakt<br />

macht am 30. November die<br />

Doku “Weapon Of Choice” über<br />

die Glock - österreichische Beststeller-Waffe<br />

und Fetischobjekt<br />

von Rappern und Waffennarren<br />

weltweit. Das ganze Programm<br />

findet ihr auf<br />

www.thishumanworld.com<br />

/ KULTURA / 81


„Die Leiden des jungen Todors“<br />

Von Todor Ovtcharov<br />

Nikolaus und Krampus<br />

Vom Nikolaus erfuhr ich vor ungefähr<br />

10 Jahren. Ich wusste nichts von ihm,<br />

bevor ich nach Wien gezogen bin. In<br />

meiner frühen Kindheit gab es Väterchen<br />

Frost, der zu Silvester kam. Danach, gleichzeitig mit<br />

dem Mauerfall, kam der Weihnachtsmann in seinem<br />

Coca Cola Truck. Später wohnte ich in Berlin und der<br />

Weihnachtsmann flog in seinem Schlitten an unserem<br />

Fenster vorbei, deshalb mussten wir unsere Briefe<br />

daran ankleben.<br />

Ich wollte immer der Weihnachtsmann sein, da<br />

er der meisterwartete Gast auf der Welt ist. In Wien<br />

aber stoße ich auf Nikolaus, der den braven Kindern<br />

Geschenke und Süßigkeiten bringt. Man muss ja<br />

irgendwo anfangen. Wenn ich nicht der Weihnachstmann<br />

sein kann, kann ich wenigstens Nikolaus sein.<br />

Ich bewarb mich für einen Nikolausjob. Eine Agentur<br />

suchte Studenten, die Nikolaus für 8 Euro die Stunde<br />

sein wollten. Ich rief an, um mich zu bewerben. „Es<br />

freut mich sehr, dass Sie sich in unserer Firma als<br />

Nikolaus bewerben, wie heißen Sie denn?“, sagte<br />

eine freundlihe Stimme am Telefon. „Todor Ovtcharov“,<br />

antwortete ich. „Wie?!“ - ich wiederholte<br />

meinen Namen. „Aha“, sagte die Stimme, dieses Mal<br />

nicht mehr so freundlich. „Wollen Sie nicht doch lieber<br />

der Krampus sein, der von Nikolaus verjagt wird?<br />

Sie werden eine Maske mit Hörnern anhaben und Sie<br />

müssen nur knurren, nicht sprechen. Und die Bezahlung<br />

ist nur mit einem Euro die Stunde weniger.“ Es<br />

schien so, dass Nikolaus kein Ausländer sein konnte.<br />

Ich war einverstanden Krampus zu sein.<br />

Am Nikolaustag bekam ich Anweisungen, was<br />

ich als Monster tun soll: ich musste die Kinder<br />

erschrecken, aber nicht zu viel, denn manche Eltern<br />

beschweren sich, wenn ihre Kinder nicht schlafen<br />

können, nachdem sie von Krampus besucht werden.<br />

Ich musste ein moderater Krampus sein. Ich<br />

musste mit meinen Glocken läuten und meine Zunge<br />

zeigen, aber den Kindern nicht zu Nahe treten. Ich<br />

war einverstanden. Ich traf auf meinen Nikolaus, mit<br />

dem wir ein Paar waren. Das war Gerhard. Gerhard<br />

wurde im 10. Wiener Gemeindebezirk geboren. Sein<br />

Horizont reichte bis zum <strong>11</strong>. Bezirk. Er war ganz<br />

passend für einen Nikolaus – blond und helläugig,<br />

außerdem sprach er ein einwandfreies Wienerisch.<br />

Ich sagte zu ihm, dass wir wie im Kino seien – er<br />

ist der Good Cop und ich bin der Bad Cop. Gerhard<br />

sagte, dass er keine Filme schaut. Sie seien ihm zu<br />

lang und er schlafe immer ein. Mein Good Cop–Bad<br />

Cop-Witz zeigte keine Wirkung. Ich erzählte ihm, wie<br />

ich mir als Kind vom Väterchen Frost einen LKW mit<br />

blauer Karosserie gewünscht habe, und er brachte<br />

mir einen mit roter, was mich traurig machte. Men<br />

Vater, der als Väterchen Frost angekleidet war und<br />

alle Geschäfte durchstöbert hatte, um mir den blöden<br />

LKW zu finden, zündete fast seinen Bart mit einem<br />

Bengalfeuer an. Das interessierte Gerhard gar nicht.<br />

„Ich will, dass meine Kinder an Nikolaus glauben und<br />

nicht an irgendwelche erfundenen „Väterchen“! Das<br />

hier ist ein christliches Land!“ Ich versuchte ihm zu<br />

erklären, dass Väterchen Frost kein Muslim ist, aber<br />

er hörte gar nicht zu. „Alle mit langen Bärten gehören<br />

zur ISIS!“ In dem Moment zog er seinen Nikolausbart<br />

an. Ich machte dasselbe mit meiner Krampusmaske.<br />

Danach musste ich nur die Kinder erschrecken. Gerhard<br />

sprach lieb zu ihnen und streichelte sie an den<br />

Köpfen und vor mir rannen sie weg. ●<br />

82 / MIT SCHARF /


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