171215_ig_4-2017
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Professor Dr. Gerd Hasenfuß ist<br />
Mitglied des Vorstands des<br />
Deutschen Zentrums für Herz-<br />
Kreislauf-Forschung (DZHK),<br />
Vorsitzender des Herzforschungszentrums<br />
Göttingen und Direktor<br />
der Klinik für Kardiologie und<br />
Pneumologie an der UMG.<br />
besser verstehen,<br />
können wir mit<br />
diesen Erkenntnissen<br />
möglicherweise<br />
auch kognitive<br />
Einschränkungen<br />
wie eine Demenz<br />
verbessern.<br />
Was ermöglichen<br />
die verbesserten<br />
bildgebenden<br />
Verfahren?<br />
Im neuen Gebäude<br />
setzen wir zum<br />
Beispiel zwei der<br />
von Nobelpreisträger<br />
Stefan Hell<br />
entwickelten sogenannten<br />
STED-<br />
Mikroskope ein.<br />
Mit ihnen können wir so kleine Gewebestrukturen wie niemals<br />
zuvor untersuchen.<br />
Welche Erkenntnisse haben sich aus diesem „neuen Blick“<br />
auf das Herz bislang ergeben?<br />
Wir konnten eine Struktur identifizieren, die für die S<strong>ig</strong>nalübertragung<br />
in der Herzmuskelzelle zuständ<strong>ig</strong> ist, und haben gesehen,<br />
dass diese Struktur bei einer Herzmuskelschwäche gestört<br />
ist. Das ist eine Erkenntnis, die wir für die Suche nach neuen<br />
Therapieansätzen für die Krankheit nutzen können.<br />
Arbeiten Sie im neuen Gebäude auch mit Patientinnen und<br />
Patienten?<br />
Nein, hier wird ausschließlich an Gewebe und Zellen geforscht.<br />
Gleichwohl handelt es sich immer um Forschung, die unmittelbar<br />
zu neuen Therapiemethoden führen soll. Im Englischen gibt<br />
es für diese Art der Forschung den schönen Begriff „from bed, to<br />
bench, to bedside“: Man schaut sich zunächst an, welchen Bedarf<br />
es im Therapiealltag gibt (bed). Dann wird am Labortisch hierzu<br />
geforscht (bench), und diese Erkenntnisse werden im Anschluss<br />
bei der Behandlung in der Praxis genutzt (bedside).<br />
Ein gutes Beispiel ist etwa unsere Forschung im Bereich der<br />
sogenannten Niedr<strong>ig</strong>energie-Defibrillation: Aktuell bekommen<br />
Herzpatienten, bei denen immer wieder lebensbedrohliche<br />
Rhythmusstörungen zu erwarten sind, oft einen Defibrillator implantiert.<br />
Kommt es bei ihnen nun zu Kammerflimmern, wird<br />
am Defibrillator automatisch ein äußerst schmerzhafter, aber lebensrettender<br />
Stromimpuls ausgelöst. Für viele Patienten ist das<br />
Erleben eines solchen Stromstoßes eine traumatische Erfahrung.<br />
In der Therapiepraxis wird also aktuell eine alternative Technik<br />
benöt<strong>ig</strong>t. Das Niedr<strong>ig</strong>energie-Stimulationsverfahren, an dem<br />
wir aktuell forschen, könnte eine solche darstellen. Bei diesem<br />
Verfahren liegt der Impuls, der ausgelöst wird, unterhalb der<br />
Schmerzgrenze, hat aber denselben lebensrettenden Effekt wie<br />
ein klassischer Defibrillator.