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Fachmagazin für den Spielwarenfachhandel

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12<br />

ARENA<br />

<strong>planet</strong> <strong>toys</strong><br />

SATTE RABATTE –<br />

DARF MAN DAS?<br />

»An der EDEKA Aktion<br />

kann ich also nichts<br />

Verwerfliches finden.«<br />

TORSTEN SREBOT,<br />

Fantasy4Kids<br />

»Es ist eine beispiellose<br />

Wertevernichtung, die auch<br />

andere Produkte des<br />

„blauen Dreiecks“<br />

tangieren wird.«<br />

WIELAND SULZER,<br />

Spielwaren Sulzer, Marburg + Bad Herzfeld<br />

JEIN!<br />

NEIN!<br />

Wenn zwischen den Fachhändlern im ländlichen Bereich<br />

über 50 km liegen, muss etwas passieren. Viele Fachhändler<br />

haben bereits vor Müller & Co. ihre Pforten geschlossen.<br />

Soll die Industrie also alles Amazon & Co. überlassen? Viele<br />

Spielwarenfachhändler haben mittlerweile ihre Sortimente<br />

umgestellt. Viele entwickeln sich zu „Concept Stores“ und<br />

verkaufen Produkte, die aber auch rein gar nichts mit dem<br />

Spielwarenhandel zu tun haben. An der EDEKA-Aktion kann<br />

ich also nichts Verwerfliches finden. Es ist eine Marketingaktion.<br />

Zur Zeit läuft in meinem EDEKA-Markt eine WMF-<br />

Aktion. Davor waren es Bosch-Werkzeuge, Grillzubehör<br />

von Roessler etc. Ob das der richtige Weg ist, Kunden zu<br />

binden? Der Erfolg solcher Aktionen scheint den Märkten<br />

recht zu geben. Natürlich ist es ein Unterschied, ob ich Verbrauchsgüter<br />

oder Spielwaren verkaufe. Dennoch sollte<br />

der Fachhändler über Dinge wie „Black Friday Sales“ „Cyber<br />

Week“ oder wie das alles auch heißen mag, nachdenken.<br />

Das größte Problem scheint mir der Schulterschluss<br />

zu sein. Die großen Hersteller unserer Branche haben eine<br />

Verantwortung dem Handel gegenüber. Im günstigsten<br />

Fall arbeiten Indus trie und Handel Hand in Hand. Bei einer<br />

Öffnung des Absatzkanales Richtung „spielwarenfremder<br />

Branchen“ fragt sich der Händler zu Recht, warum er<br />

x Regalmeter einer Marke führen und pflegen soll. Das er<br />

an einen Punkt gerät, bei dem er das Sortiment in Richtung<br />

„kleinerer, alternativer Lieferanten“ leitet, ist kaum<br />

zu befürchten. Zu wichtig ist der Umsatz großer Marken.<br />

Betriebswirtschaftlich ist jeder Unternehmer verpflichtet,<br />

sein Risiko aufzuteilen. Er trifft für sein Unternehmen eigene<br />

Entscheidungen. Mit großer Sorge sehen wir die weißen<br />

Flecken auf der Fachhandelslandkarte. Die Menge an<br />

Fachhändlern arbeitet ohne Warenwirtschaft. Ein Agieren<br />

aus dem Bauch heraus bzw. Erfahrungen aus der Vergangenheit<br />

verleiten sehr oft zu falschem Einkaufsverhalten.<br />

Sollte der Handel in der Entwicklung stehen bleiben bzw.<br />

die Verantwortung zur Veränderung nicht annehmen, muss<br />

die Industrie handeln.<br />

Im Westen nichts Neues, könnte man bei der Ravensburger<br />

Promotion mit dem Lebensmittelhändler EDEKA denken, denn<br />

zu den ungeschriebenen Gesetzen der Spielwarenbranche zählt<br />

seit der Erfindung des aufrechten Gangs, dass wir gerade dann,<br />

wenn wir Geld verdienen können, es zum Fenster rausblasen.<br />

Dennoch wurde hier ohne Not eine rote Linie überschritten.<br />

Topseller wie „Lotti Karotti“ oder „Tiptoi“ werden deutlich unter<br />

Fachhandels-Einstands preis verkauft. Das stellt das Treiben<br />

auf eine neue Stufe. Es ist eine beispiellose Wertevernichtung,<br />

die auch andere Produkte des „blauen Dreiecks“ tangieren<br />

wird. Ab 5 € Einkaufswert erhält der EDEKA-Kunde einen<br />

Treuepunkt – das macht je 100 € EDEKA-Familieneinkauf einen<br />

Spielzeug- oder Spielekauf zum Schnäppchenpreis möglich.<br />

Zudem läuft die Aktion bis zum 27. Januar 2018, also mitten in<br />

dem für den Fachhandel lebenswichtigen Weihnachtsgeschäft.<br />

Bei 15 ausgelobten Artikeln liegt der Aktionspreis zum Teil<br />

deutlich unter den Einkaufspreisen der Fachhändler. Sieht man<br />

einmal davon ab, dass die Rückkehr zu regulären UVPs nahezu<br />

undenkbar ist, stellt sich die Frage, ob wir Fachhändler unsere<br />

Order nicht ab sofort direkt bei EDEKA aufgeben sollten, um von<br />

den Preisen zu profitieren. Verständnis könnte man noch aufbringen,<br />

wenn der Hersteller Modifikationen am Inhalt und der<br />

Verpackung vorgenommen hätte. Der Spielwarenhändler wird<br />

vom Konsumenten als Wucherer auf die Anklagebank gestellt:<br />

Bei diesen Preisdifferenzen verdient sich der Händler eine goldene<br />

Nase... Die widerspruchslose Rücknahme der zu teuer<br />

erworbenen Ware durch den Händler wird das Mindeste darstellen,<br />

was der Endkunde erwartet! Das Vertrauen zwischen<br />

Fachhandel und Lieferant ist massiv beschädigt worden und es<br />

ist schwer vorstellbar, dass der „gemeine“ Spielwarenhändler“<br />

nach dieser Aktion wieder zur Tagesordnung zurückkehrt. Dass<br />

von dieser Aktion die Gefahr eines Flächenbrandes ausgeht,<br />

steht außer Frage: „Was der kann, kann ich auch“. Wenn es das<br />

Ziel war, den inhabergeführten Spielwarenhändler zu schaden,<br />

dann kann man nur sagen, das ist gelungen. Zur Schadensbegrenzung<br />

sollte Ravensburger jetzt den Dialog mit uns suchen,<br />

während wir Spielwarenfachhändler die Grenzüberschreitung<br />

als Weckruf verstehen müssen, um Lehren daraus zu ziehen.

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