Lust auf Familie - Tipps für Dortmund Nr. 2
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ERNÄHRUNGS- U ND BEWEGUNGSMOBIL<br />
Konzentriert lässt Zofia die Maschine einen Apfel schälen.<br />
Foto: Dominique Schroller<br />
F i t i n<br />
d i e<br />
P a u s e<br />
Das Ernährungs- und Bewegungsmobil<br />
des Deutschen Kinderhilfswerks<br />
soll den Nachwuchs<br />
<strong>für</strong> Obst und eine Kletterpartie<br />
begeistern. <strong>Dortmund</strong>er<br />
Grundschüler machen gerne mit.<br />
Mit tastenden Schritten balanciert Letizia über<br />
das schmale Brett, das die beiden Holzpodeste<br />
miteinander verbindet. Unsicher rudert sie mit<br />
den Armen, droht <strong>für</strong> einen Moment fast das<br />
Gleichgewicht zu verlieren und fängt sich dann<br />
wieder. „Das war ganz schön wackelig. Aber der<br />
Parcours ist cool <strong>auf</strong>gebaut. So etwas habe ich<br />
noch nie gemacht“, sagt die Zehnjährige mit<br />
breitem Grinsen. Tristan (9) fühlt sich <strong>auf</strong> der<br />
Kletterstrecke wie ein Ninja-Krieger. „Ich bin ein<br />
großer Fan und nun kann ich mal testen, wie<br />
das wirklich ist.“. Begeistert krabbelt er über die<br />
Leiter und baut dann aus den beweglichen Elementen<br />
eine neue Route.<br />
„Sie probieren etwas aus und testen Bewegungsabläufe,<br />
die sie aus dem Alltag nicht kennen.<br />
Dabei zeigt sich schnell, welche Kinder damit<br />
Erfahrung haben“, sagt Horst Osterwind-<br />
Stiller, Geschäftsführer des ABA-Fachverbandes.<br />
Als Träger der offenen Jugendhilfe sind die Mitarbeiter<br />
im Auftrag des Deutschen Kinderhilfswerks<br />
in ganz NRW mit einem Ernährungs- und<br />
Bewegungsmobil unterwegs. Sie machen <strong>auf</strong><br />
Schulhöfen, Spiel- und Quartiersplätzen Station.<br />
Ihre Mission: die Kinder <strong>für</strong> gesundes Essen<br />
und ein bewegtes Leben zu begeistern.<br />
„Studien haben gezeigt, dass ein Training des<br />
Gleichgewichtssinns einen wichtigen Einfluss<br />
<strong>auf</strong> die kognitiven Fähigkeiten hat. Wer rückwärts<br />
l<strong>auf</strong>en kann, lernt auch schneller rückwärts<br />
zu rechnen“, sagt Horst Osterwind-Stiller.<br />
Häufig fehlten jedoch Spielräume, wo Kinder ihre<br />
Fähigkeiten <strong>auf</strong> die Probe stellen könnten.<br />
„Sie brauchen Barrieren, um sie zu überwinden<br />
und Risiken abzuschätzen.“Die Welt der Kinder<br />
habe sich stark verändert, bestätigt auch Holger<br />
Hofmann, Geschäftsführer des Deutschen<br />
Kinderhilfswerks. „Die Schule und der Computer<br />
sind inzwischen so wichtig, dass sie gewisse<br />
Erfahrungen gar nicht mehr machen. Genügend<br />
Bewegung und eine ausgewogene Ernährung<br />
mit frischen Zutaten ist längst nicht mehr<br />
selbstverständlich.“<br />
Diese Basiserlebnisse soll das Mobil bieten. Neben<br />
der Parcours-Baustelle gehört ein Bastelkurs<br />
zum bunten Butterbrot dazu. Zofia hat sich<br />
eine dicke Scheibe vom Vollkornlaib abgeschnitten<br />
und sieht sich unter Gurken, Möhren, Petersilie<br />
und Paprika nach dem passenden Belag<br />
um. Stück <strong>für</strong> Stück landen Rübenscheiben, Radieschen<br />
und Schnittlauch <strong>auf</strong> dem Frischkäse<br />
und formen ein lachendes Gesicht. „Denn das<br />
ist alles gesund und Süßigkeiten sind ungesund“,<br />
sagt die Neunjährige überzeugt. Die Unterschiede<br />
kennt auch Tristan. „Klar weiß ich,<br />
dass Pommes und Burger nicht gesund sind –<br />
doch man darf sich auch mal was gönnen.“ Lisien<br />
ist dagegen froh, dass jetzt die ganze vierte<br />
Klasse weiß, dass Obst und Gemüse zum<br />
Pausenbrot dazugehören. „Am liebsten esse ich<br />
Äpfel und Bananen. Manchmal helfe ich auch<br />
meiner Mutter beim Kochen. Dann darf ich Tomaten<br />
und Salat schneiden.“<br />
Auf seine erste selbstgeschälte Karotte ist Yasin<br />
mächtig stolz. „Das habe ich noch nie vorher<br />
gemacht. Zuerst habe ich die Möhre immer falschrum<br />
gehalten, doch dann habe ich es geschafft.“<br />
Solche Erfolgserlebnisse seien besser<br />
als alle Erklärungen, davon ist Ute Hantelmann<br />
als Vorsitzende der Zentrale <strong>für</strong> Ernährungsberatung<br />
überzeugt. Sie empfiehlt, die Kinder<br />
beim Kochen mitmachen zu lassen. „Beim Gemüse-<br />
und Brotschneiden lernen sie die richtige<br />
Motorik. Sie schauen sich gegenseitig etwas ab,<br />
entwickeln viel Kreativität und was sie selbst<br />
zubereitet haben, schmeckt ihnen auch.“<br />
Ein abwechslungsreiches Angebot bringe die<br />
Kinder häufig erst <strong>auf</strong> den Geschmack. Deshalb<br />
empfiehlt die Expertin den Eltern, zu den Mahlzeiten<br />
Obst und Gemüse in unterschiedlichen<br />
Varianten <strong>auf</strong>zutischen und selbst auch das zu<br />
essen, was sie dem Nachwuchs vorsetzen. „Es<br />
lohnt sich, <strong>auf</strong> Zeit zu setzen, denn Kinder sind<br />
neugierig und probieren gerne etwas aus“, betont<br />
Ute Hantelmann. Für das Pausenbrot lautet<br />
ihre Faustformel: braun, weiß, bunt. „Also eine<br />
Laugenstange oder ein Vollkornbrötchen als<br />
Sattmacher, außerdem Käsewürfel, einen Trinkjoghurt,<br />
eine Handvoll Weintrauben oder Cherrytomaten.<br />
Damit ist das Grundprinzip einer ausgewogenen<br />
Ernährung erfüllt.“<br />
Dominique Schroller<br />
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