LEICHTATHLETIK: Das DLV-Jahrbuch 2017
Emotionen, Dynamik, Leichtathletik pur. Erleben Sie die fantastischen Weltmeisterschaften von London noch einmal. Mit dem 156 Seiten starken DLV-Jahrbuch 2017 als E-Book. Die schönsten Fotos, die besten Texte, große Gefühle. Und Deutschlands Leichtathleten waren nicht nur im an zehn Tagen ausverkauften Londoner Olympiastadion in der Erfolgsspur: Sieger bei der Team-EM in Lille. Stimmungsvolle Deutsche Meisterschaften auf der neuen Bahn von Erfurt. Eine erfolgreiche Hallen-EM in Belgrad. 2017 gibt es all‘ das in einem E-Book mit 156 Seiten und über 200 Fotos von dpa Picture-Alliance! Herausgegeben vom Deutschen Leichtathletik-Verband. Eine bessere Erinnerung an ein tolles Leichtathletik-Jahr gibt es nicht.
Emotionen, Dynamik, Leichtathletik pur. Erleben Sie die fantastischen Weltmeisterschaften von London noch einmal. Mit dem 156 Seiten starken DLV-Jahrbuch 2017 als E-Book. Die schönsten Fotos, die besten Texte, große Gefühle. Und Deutschlands Leichtathleten waren nicht nur im an zehn Tagen ausverkauften Londoner Olympiastadion in der Erfolgsspur: Sieger bei der Team-EM in Lille. Stimmungsvolle Deutsche Meisterschaften auf der neuen Bahn von Erfurt. Eine erfolgreiche Hallen-EM in Belgrad. 2017 gibt es all‘ das in einem E-Book mit 156 Seiten und über 200 Fotos von dpa Picture-Alliance! Herausgegeben vom Deutschen Leichtathletik-Verband. Eine bessere Erinnerung an ein tolles Leichtathletik-Jahr gibt es nicht.
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>LEICHTATHLETIK</strong> 2016 Die Stars der Saison<br />
„Ich glaube an den<br />
sauberen Sport.“<br />
<strong>Das</strong> sagte Mo Farah nach dem 5000-Meter-Finale zu den Journalisten,<br />
die ihm kritische Fragen zu seiner Zusammenarbeit mit dem umstrittenen<br />
US-Coach Alberto Salazar stellten<br />
Mohamed Muktar Jama Farah hat<br />
golden abgeliefert. Auf einmal<br />
hatten sich das Vereinigte Königreich<br />
und sein „Sir Mo“ wieder furchtbar<br />
lieb. „Ich verdanke dies den Menschen<br />
in London, ich verdanke dies den Menschen<br />
in Großbritannien“, sagte Farah<br />
mit tränennassen Augen, nachdem er<br />
zum Auftakt der WM in einem epischen<br />
10.000-Meter-Rennen triumphiert hatte.<br />
Der dunkle Ritter der Langstrecke,<br />
dem Dopinggerüchte an den Fersen haften<br />
wie seine Gegner, war im Olympiastadion<br />
der strahlende Held. Farah, 34<br />
Jahre alt und nun sechsmaliger Weltmeister,<br />
zeigte vor 60.000 völlig euphorisierten<br />
Zuschauern im Olympiastadion ein<br />
Paradoxon der Leichtathletik auf: Manchmal<br />
reicht es, einfach schnell genug zu<br />
laufen, um zumindest kurzzeitig und zumindest<br />
für die breite Masse dem sportmedizinischen<br />
Zwielicht zu entweichen.<br />
„Es war eines der härtesten Rennen<br />
meines Lebens“, sagte Farah, der nach<br />
26:49,51 Minuten knapp vor Joshua<br />
Cheptegei (Uganda/26:49,94) lag und<br />
wie immer seit 2011 der versammelten<br />
ostafrikanischen Lauf-Streitmacht die<br />
lange Nase zeigte: „Ich musste einfach<br />
stark bleiben, an mich selbst glauben<br />
und mir immer wieder sagen, du hast<br />
doch nicht umsonst gearbeitet, du kannst<br />
doch nicht in deiner Heimatstadt verlieren.“<br />
„Mo‘s magic moment“, wie es am<br />
Samstag der Telegraph nannte, könnte<br />
der neue Höhepunkt einer so schönen<br />
Geschichte sein: Der gebürtige Somalier,<br />
der mit jahrelanger harter Arbeit zum<br />
besten Langstreckler seiner Generation,<br />
zum Liebling seiner neuen Heimat aufgestiegen<br />
ist. Nur: Einiges deutet darauf<br />
hin, dass Farahs Erfolge ihre Grundlage<br />
zumindest in einem Grenzbereich haben.<br />
Hartnäckig halten sich Doping-Gerüchte<br />
um seinen Trainer Alberto Salazar,<br />
belastend ist die Nähe zum nicht minder<br />
schlecht beleumundeten somalischen<br />
Coach Jama Aden. Bei Aden, zu dessen<br />
prominentesten Schützlingen Äthiopiens<br />
Weltrekordlerin Genzebe Dibaba gehört,<br />
waren 2016 Unmengen an Dopingmitteln<br />
sichergestellt worden. Zuletzt veröffentlichte<br />
die russische Hackergruppe Fancy<br />
Bears belastendes Material über Farah.<br />
Dieser zog sich ins Schneckenhaus<br />
zurück, reagierte auf Nachfragen bockig.<br />
„Ich habe es satt, mich immer wiederholen<br />
zu müssen. Ich glaube an den sauberen<br />
Sport“, sagte Farah, kritische britische<br />
Journalisten strafte er mit Schweigen.<br />
Sein Ansehen auf der Insel hatte<br />
merklich gelitten – bis alles in einem<br />
wahren Jubelmeer mündete.<br />
<strong>Das</strong> sollte es aber noch nicht gewesen<br />
sein. Farah wollte das Double – es<br />
wäre das sechste in Serie gewesen. Den<br />
Doppelschlag aus 5000 und 10.000 Metern<br />
hatte er zuvor bei Olympia 2012 und<br />
2016, den Weltmeisterschaften 2013 und<br />
2015 sowie bei der EM 2014 geschafft.<br />
Ahnte Farah, dass es anno <strong>2017</strong><br />
schwieriger werden könnte als in den<br />
Jahren zuvor? „Ich bin angeschlagen,<br />
habe Schnitte und Schrammen, muss<br />
zum Doc und brauche sicher einige<br />
Stiche“, sagte Farah nach den 10.000 Metern<br />
und wirkte dabei sehr verletzlich:<br />
„Aber bis zu den 5000 Metern wird das<br />
schon wieder.“<br />
Serie endet nach sechs Jahren<br />
Es wurde nichts. Großbritanniens Laufheld<br />
verpasste acht Tage nach seinem<br />
Gold über 10.000 Meter die absolute Krönung<br />
seiner (Bahn-)Karriere. Erstmals<br />
nach sechs Jahren musste der 34-Jährige<br />
in einem großen 5000-Meter-Rennen<br />
wieder einer Niederlage einstecken. Der<br />
Jahres-Weltbeste Muktar Edris aus Äthiopien<br />
schnappte ihm nach 13:32,79 Minuten<br />
Gold weg. Für Farah blieb nach<br />
einem dramatischen Rennen nur Silber<br />
(13:33,22 min). Dritter wurde Paul Chelimo<br />
(13:33,30 min/USA).<br />
„Es war ein gutes Rennen. Ich bin<br />
einfach nur glücklich, Mo geschlagen zu<br />
haben. Vielleicht war er heute ein bisschen<br />
müde nach den 10.000 Metern“,<br />
sagte Edris. 2011 hatte Farah Silber über<br />
10.000 Meter geholt und danach folgten<br />
die Double-Jahre.<br />
Der Äthiopier ließ es sich nicht nehmen,<br />
nach dem Zieleinlauf den „Mobot“<br />
zu machen. Es wirkte noch etwas ungelenk,<br />
aber es war an diesem Abend das<br />
Zeichen der Wachablösung.<br />
Der Superstar der Langstrecke war geschlagen.<br />
Zumindest auf der Rundbahn.<br />
Doch Farah wäre kein Kämpfer, wenn er<br />
nicht nach vorne blicken würde. „Mein<br />
Straßenname ist Mohamed“, sagte Farah<br />
nur kurz nach seiner Niederlage gegen<br />
Edris. „Ich denke, ‚Mo‘ ist für mich erledigt.<br />
Ich muss vergessen, was ich auf der<br />
Bahn getan und erreicht habe.“<br />
Der in Somalia geborene sechsmalige<br />
Weltmeister und viermalige Olympiasieger,<br />
Mohamed Muktar Jama Farah mit<br />
vollem Namen, ist noch nicht fertig. Seine<br />
Fans werden sich freuen, wenn er nun<br />
ernsthaft seine zweite Karriere als Marathonläufer<br />
starten wird. 2014 hatte er<br />
sich in London bereits an der 42,195-Kilometer-Distanz<br />
versucht (2:08:21 h),<br />
konnte aber mit den weltbesten Läufern<br />
noch nicht mithalten.<br />
Er darf aber auch damit rechnen,<br />
dass seine Kritiker seine Zukunft auf der<br />
Straße genauso verfolgen werden, wie<br />
seine Fans. Zum Abschluss in London<br />
diktierte er allen kritischen Journalisten<br />
noch ein paar Sätze: „Ihr könnt schreiben,<br />
was ihr wollt. Fakt ist, dass ich meine<br />
Erfolge durch harte Arbeit und Hingabe<br />
erreicht habe“, sagte Farah. „Ich habe<br />
Jahr für Jahr meine Eier gezeigt und für<br />
mein Land abgeliefert.“<br />
Als Laufästhet ...<br />
... und einer der größten Langstreckler aller<br />
Zeiten wird Mo Farah in die Geschichtsbücher<br />
eingehen. Egal, wie seine Karriere auf<br />
der Straße weitergeht. In London begann<br />
es wie immer seit 2011: mit ausgebreiteten<br />
Armen rannte Farah als Erster ins Ziel.<br />
Über 5000 Meter folgte eine schmerzliche<br />
Niederlage gegen Muktar Edris aus Äthiopien,<br />
der sich bei seinem Gegner Farah<br />
nicht nur den unwiderstehlichen Schlussspurt,<br />
sondern auch die Siegergeste abgeschaut<br />
hatte<br />
68 <strong>LEICHTATHLETIK</strong> <strong>2017</strong><br />
066-069_la_buch_<strong>2017</strong>_farah.indd 68 28.08.<strong>2017</strong> 13:43:00