unternehmen Juli 2014
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<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 40 | <strong>Juli</strong> <strong>2014</strong><br />
[finanzieren]<br />
kapitalquoten im Vergleich zu Unternehmen<br />
mit breiter Eigentümerstruktur wie etwa börsennotierten<br />
Aktiengesellschaften.“<br />
Ein Grund für den Unterschied: Familien<strong>unternehmen</strong><br />
stehen anders als kapitalmarktorientierte<br />
Konzerne nicht unter so starkem Renditedruck.<br />
So können sie es sich erlauben,<br />
mehr Eigenkapital einzusetzen. Das ist zwar<br />
teurer als die derzeit zinsgünstigen Bankkredite<br />
und Anleihen, doch mit dem sicheren Finanzpolster<br />
im Rücken senken sie ihr unternehmerisches<br />
Risiko. Sie können zum Beispiel<br />
in Krisenzeiten ihre Mitarbeiter weiter beschäftigen<br />
anstatt sie zu entlassen – und damit<br />
dauerhaft zu verlieren. „Das ist insofern<br />
eine clevere Strategie, als dass viele dieser Firmen<br />
in Branchen tätig sind, in denen spezifisches<br />
Humankapital, also Fach- und Firmenwissen,<br />
einen hohen Stellenwert besitzt – etwa<br />
im Maschinenbau oder der Elektrotechnik“,<br />
sagt Mietzner. „Das kann ich mir als Unternehmer<br />
aber nur erlauben, wenn ich eine solide<br />
Eigenkapitalquote habe.“<br />
SchLüSSeLbegriFF:ebitdA<br />
Dazu kommt: Anders als Konzerne denken<br />
die Manager von Familien<strong>unternehmen</strong> generationenübergreifend<br />
und haben eher die<br />
langfristige Perspektive im Blick, wenn es darum<br />
geht, sich nachhaltig geschäftliche Chancen<br />
zu sichern. Nicht zuletzt sind sich die Manager<br />
von Firmen in Familienhand darüber<br />
bewusst, dass sie gegenüber börsennotierten<br />
Unternehmen wegen<br />
des eingeschränkten<br />
Zugangs<br />
zu<br />
Kapitalquellen im<br />
Nachteil sind. Eine<br />
zu knappe Eigenkapitalausstattung<br />
kann schnell<br />
zu einem Existenzrisiko<br />
werden.<br />
Beteiligungsexperte<br />
Christian Futterlieb.<br />
„Die finanzielle Basis<br />
muss also so<br />
stabil sein, dass die<br />
Firma bei einer Verschlechterung des Branchenumfeldes<br />
nicht unter Druck kommt.<br />
Denn das kann bedeuten, dass Investitionen<br />
einschränkt werden, so dass die weitere Unternehmensentwicklung<br />
blockiert oder zumindest<br />
verzögert wird“, sagt Christian Futterlieb,<br />
Geschäftsführer von VR Equitypartner,<br />
der Beteiligungsgesellschaft aus der genossenschaftlichen<br />
Finanzgruppe.<br />
Alternativezumbeteiligungskapital<br />
Strenesse – hier ein Showroom – hat den richtigen Bogen nicht rechtzeitig gekriegt.<br />
Wassichhintermezzanineverbirgt<br />
Kommt die (vollständige) Finanzierung<br />
einer Investition mit Fremdkapital – etwa<br />
durch ein Darlehen – ebenso wenig infrage<br />
wie durch eine Aufstockung des Eigenkapitals<br />
– etwa durch einen externen Investor<br />
–, ist Mezzanine-Kapital eine<br />
Alternative: Dabei handelt es sich um ein<br />
Mittelding zwischen beiden Kapitalarten.<br />
Die Frage indes ist: Wie sieht eine optimale<br />
Finanzierungsstruktur aus? Ein gutes Maß für<br />
die ausreichende Ausstattung mit Eigenkapital<br />
ist Futterlieb zufolge der Verschuldungsgrad,<br />
„weil diese Kennzahl eine finanzielle<br />
Leistungsfähigkeitskomponente enthält.“<br />
Der Verschuldungsgrad errechnet sich aus der<br />
Höhe der Verschuldung geteilt durch das operative<br />
Ergebnis – meist das Ebitda, also das<br />
Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen.<br />
„Allerdings ist es schwierig, pauschale<br />
Empfehlungen dazu abzugeben, denn das<br />
hängt im Einzelfall vom Geschäftsmodell eines<br />
Unternehmens ab“, sagt Futterlieb.<br />
ZugeknöpFteunternehmer<br />
„Zyklische Unternehmen etwa in der Automobilzulieferindustrie<br />
müssen alle paar Jahre<br />
mit einer deutlichen Abschwächung der<br />
Branchenkonjunktur rechnen.“ In diesem Fall<br />
sei ein Verschuldungsgrad von zweieinhalb<br />
bis drei angemessen. Bei Unternehmen, die<br />
einen kontinuierlichen, stabilen Cashflow<br />
haben – etwa aus dem Consumer-Segment –,<br />
könne der Verschuldungsgrad auch bei vier<br />
Ähnlich wie bei einer Anleihe steht das<br />
Geld dem Unternehmen nur für eine begrenzte<br />
Zeit zur Verfügung und muss zu<br />
einem festen Zeitpunkt zurückgezahlt<br />
werden. Andererseits haftet es wie Eigenkapital<br />
für die Verbindlichkeiten des<br />
Unternehmens. Vorteil: Die Eigenkapitalquote<br />
verändert sich nicht. Nachteil:<br />
Mezzanine-Kapital ist relativ teuer. TLU<br />
liegen, ohne dass dadurch die strategische Position<br />
des Unternehmens gefährdet wird.<br />
Auf der anderen Seite stehen erfolgreiche Familien<strong>unternehmen</strong><br />
regelmäßig vor der Herausforderung,<br />
ihr Wachstum finanzieren zu<br />
müssen, ohne gleichzeitig die Eigenkapitalbasis<br />
empfindlich zu schmälern. Dann kann die<br />
mangelnde Auswahl an Finanzierungsquellen<br />
zum Stolperstein werden. Viele Firmen<br />
konnten sich nach Beobachtungen von<br />
Mietzner in den vergangenen Jahren darauf<br />
verlassen, sich von innen zu finanzieren, weil<br />
sie gut verdient haben. „Darin schlägt sich die<br />
gute Geschäftsentwicklung nieder, aber auch<br />
der Wille, Unabhängigkeit gegenüber den<br />
Hausbanken zu demonstrieren, mit denen<br />
viele Unternehmen in der Finanzkrise<br />
schlechte Erfahrungen etwa durch Kürzungen<br />
von Kreditlinien gemacht haben.“<br />
Ein neues Mitglied in den Eigentümerkreis<br />
aufzunehmen, scheitert oftmals auch daran,<br />
dass Familien<strong>unternehmen</strong> zugeknöpft sind,<br />
wenn es darum geht, Mitspracherechte einzuräumen.<br />
„Sie wollen in der Regel die unternehmerische<br />
Führung in der Familie halten<br />
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