unternehmen Juli 2017
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[rubrik] Ausgabe 58 | <strong>Juli</strong> <strong>2017</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />
oder der L-Bank zu beantragen. Die beiden<br />
Förderinstitute bieten spezielle Gründerdarlehen<br />
an, die auf die Anlaufphase eines jungen<br />
Unternehmens abgestimmt sind. Dazu gehören<br />
lange Laufzeiten ebenso wie eine anfänglich<br />
tilgungsfreie Phase und niedrige Zinsen.<br />
„Angesichts des Risikos, das mit einer Existenzgründung<br />
verbunden ist, kommt ein normaler<br />
Bankkredit dafür oft gar nicht infrage“,<br />
weiß IHK-Experte Nägele.<br />
Schlüsselkasten des Ulmer Münster Hotels: Florian Röhrig hat ein gut gehendes Hotel übernommen.<br />
mittelkredit. Denn es braucht erfahrungsgemäß<br />
einige Zeit, bis sich das eigene Produkt<br />
oder die Dienstleistung durchgesetzt hat.<br />
Darauf musste Hotelbetreiber Röhrig nicht<br />
warten. Er profitierte davon, einen sehr gut<br />
eingeführten Betrieb übernommen zu haben.<br />
Dafür stand er vor der Herausforderung, den<br />
Kaufpreis zu finanzieren. „Da ich nahezu kein<br />
Eigenkapital hatte und auch keinen Bürgen in<br />
der Familie, musste ich einen Kredit bei meiner<br />
Hausbank beantragen.“<br />
BUSINESS-PLAN IST PFLICHT<br />
Häufig endet das Gründungsvorhaben, bevor<br />
es richtig angefangen hat. Wegen des hohen<br />
Risikos agieren viele Banken bei Gründungskrediten<br />
sehr zurückhaltend. Das gilt vor allem<br />
dann, wenn es außer der Geschäftsidee<br />
keine Sicherheiten gibt. „Wir finanzieren per<br />
se nicht jedes Gründungsvorhaben“, sagt<br />
Heimo Koch, Direktor Firmenkunden bei der<br />
Sparkasse Ulm. „Uns muss vor allem ein stimmiges<br />
Konzept überzeugen. Der Antragsteller<br />
sollte plausibel und für uns nachvollziehbar<br />
darstellen können, was genau er vorhat und<br />
welchen Finanzierungsbedarf er sieht. Ein<br />
Business-Plan ist dafür unabdingbar.“<br />
Punkten konnte Gründer Röhrig bei seiner<br />
Hausbank neben einem guten Konzept damit,<br />
dass er das Hotelgewerbe von der Pike auf gelernt<br />
hat und die Branche gut kennt, unter<br />
anderem durch Betriebsleiter-Tätigkeiten im<br />
Ausland. Zudem hatte er von Anfang an die<br />
Selbständigkeit im Blick und die Zeit vor der<br />
Übergabe genutzt, um an seinem Business-<br />
Plan zu arbeiten.<br />
Darin beschreiben angehende Unternehmer<br />
ihre Qualifikationen und Geschäftsideen. Sie<br />
analysieren den Markt, nennen Wettbewerber<br />
und führen unternehmerische Chancen<br />
und Risiken auf. Vor allem aber gibt er einen<br />
Ausblick darauf, mit welchen Umsätzen sie<br />
planen und wann mit schwarzen Zahlen zu<br />
rechnen ist. „Der Gründer kann sich durch<br />
den Business-Plan intensiv mit seiner Geschäftsidee<br />
auseinandersetzen“, sagt Artur<br />
Nägele, Leiter des Starter-Centers der IHK<br />
Ulm. „Er ist das wichtigste Planungs- und<br />
Steuerungsinstrument und gleichzeitig Argumentationshilfe<br />
gegenüber Investoren, Partnern<br />
und Banken, um an Kapital zu kommen.“<br />
Informationen, wie ein Business-Plan aufgebaut<br />
ist und was in<br />
ihm alles enthalten<br />
sein sollte, finden<br />
sich im Internet<br />
zuhauf. Die<br />
IHK Ulm stellt auf<br />
ihren Internetseiten<br />
ein Online-<br />
Tool zur Verfügung,<br />
das<br />
Gründern bei der<br />
Artur Nägele, Leiter des Erstellung des<br />
Starter-Centers, IHK Ulm. Plans hilft. Darüber<br />
hinaus stehen<br />
in vielen Städten und Kommunen Experten<br />
der Handwerks- und Industrie- und Handelskammern<br />
oder der Wirtschaftsförderung als<br />
Ansprechpartner zur Verfügung. Dazu bietet<br />
zum Beispiel die IHK Ulm Existenzgründungsseminare<br />
und individuelle Einzelberatungen<br />
an. Unter bestimmten Voraussetzungen<br />
können Gründer sogar einen Gutschein<br />
für eine intensive Beratung bei einem Gründungscoach<br />
beantragen (siehe Kasten).<br />
Gründungsexperten und Bankberater helfen<br />
zudem dabei, einen Förderkredit bei der KfW<br />
HILFE VON DER L-BANK<br />
Für Röhrig wäre der Traum von der Selbstständigkeit<br />
ohne einen Förderkredit der landeseigenen<br />
L-Bank nicht in Erfüllung gegangen.<br />
Aus Sicht der Hausbank zählen diese<br />
Darlehen wie Eigenkapital, weil sie durch<br />
Förderbanken wie die L-Bank komplett abgesichert<br />
sind. Dadurch bekommen Gründer<br />
häufig erst Zugang zu einer Finanzierung und<br />
können bei Bedarf zusätzliche Bankkredite<br />
oder Leasingfinanzierungen beantragen. Die<br />
Beantragung und Auszahlung läuft dabei<br />
über die private Hausbank des Gründers. Allerdings:<br />
„Der Aufwand für das Ausfüllen der<br />
vielen Formulare ist schon hoch. Aber für<br />
mich gab es kaum eine andere Möglichkeit,<br />
um an Kapital zu kommen“, sagt Röhrig. Hapert<br />
es an den Sicherheiten oder ist das unternehmerische<br />
Risiko sehr hoch, kann die Hausbank<br />
die landeseigene Bürgschaftsbank mit<br />
ins Boot holen. Durch die zusätzliche staatliche<br />
Bürgschaft werden Förderdarlehen und<br />
Kredite unter Umständen erst möglich.<br />
Eine Alternative ist es, bei einer Beteiligungsgesellschaft<br />
anzuklopfen. Diese Finanziers<br />
stellen entweder Nachrangdarlehen als stille<br />
Gesellschafter zur Verfügung, die ebenfalls<br />
den Charakter von eigenkapitalähnlichen<br />
Mitteln haben, oder sie steigen als Gesellschafter<br />
direkt mit in das Unternehmen ein.<br />
Solche Beteiligungsgesellschaften unterhalten<br />
sowohl das Land als auch die verschiedenen<br />
Bankengruppen wie etwa die Sparkassen<br />
sowie die Volks- und Raiffeisenbanken.<br />
Komfortabler sieht die Finanzierungssituation<br />
von wachstumsstarken Start-ups in Technologiebranchen<br />
aus. Sie können auf eine<br />
Heerschar von strategischen Investoren setzen,<br />
die auf der Suche nach dem neuen Facebook<br />
oder Microsoft sind. Sie investieren oft<br />
direkt in Start-ups, indem sie Geschäftsanteile<br />
kaufen. „Diese Investoren erwarten dann aber<br />
auch deutlich höhere Renditen auf ihr Beteiligungskapital“,<br />
gibt IHK-Experte Nägele zu<br />
bedenken. [!] <br />
THOMAS LUTHER<br />
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