Grundschule aktuell 135
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Praxis: Schul-Räume (um)gestalten<br />
»Es geht uns sehr gut in unserem neuen<br />
Raum, die Bewegungsmöglichkeiten und<br />
die Schönheit haben einen entspannenden<br />
und kreativen Einfluss auf die Kinder.<br />
– Und auf mich auch.«<br />
Olga Ugrinsky, Lehrerin Karlsgarten<br />
<strong>Grundschule</strong><br />
Alltag im Klassenraum<br />
Als Halid* heute in die Schule kommt,<br />
sind die Plätze am Hochtisch leider schon<br />
besetzt. Er nimmt sich seinen zweitliebsten<br />
Sitzplatz, den Hocker, auf dem man<br />
entweder im Schneidersitz sitzen oder<br />
ihn umdrehen und als Sessel benutzen<br />
kann. Als Schreibunterlage dreht er sich<br />
einen anderen Hocker so um, dass die<br />
schmale Seite etwa 30 cm über seiner Sesselsitzhöhe<br />
ist. Über dem Lernhäuschen<br />
hat Max* bereits wieder seine Decke ausgebreitet.<br />
Hier in der kleinen Höhle kann<br />
er sich gut konzentrieren. Im Klassenraum<br />
ist ihm zu viel Trubel. Eigentlich hat<br />
fast jede / jeder ihre / seine Lieblingsplätze.<br />
Jetzt kommt Amira*; sie stört es nicht,<br />
dass am Hochtisch kein Stuhl mehr frei<br />
ist. »Kann ich mich hier dazustellen?«<br />
Gestern wurde in diesem Klassenraum<br />
ein Theaterstück aufgeführt. Das<br />
Podest, auf dem jetzt vier Schüler/innen<br />
an niedrigen Tischen auf dem Boden sitzen,<br />
diente als Bühne. Die kleinen Tischchen<br />
hatten sie als Zuschauerbänke verwendet.<br />
Hinter den normalen Stühlen<br />
kamen dann noch die Hochstühle, eine<br />
richtige Tribüne. Eine ganze Besuchs-<br />
Klasse hatte zum Zuschauen Platz.<br />
Schulgebäude sind nach der Kindertagesstätte<br />
und neben dem privaten<br />
Wohnbereich die ersten und damit<br />
prägenden architektonischen Hüllen,<br />
in denen sich jedes Kind, jeder Jugendliche,<br />
viele Stunden des Tages aufhält.<br />
Damit haben diese Räumlichkeiten eine<br />
gestalterisch-erzieherische Wirkung.<br />
»Wir versuchen Vielfalt zu leben, und<br />
diese Vielfalt kann sich hier finden in so<br />
einem umgestalteten Raum und widerspiegeln.<br />
Ich merke immer, wenn Kinder<br />
neu in die Klasse kommen, sie finden<br />
immer ihren Platz, in relativ kurzer<br />
Zeit. Ob sie etwas geschützter sitzen wollen<br />
oder sich direkt in die Mitte begeben.<br />
Das ist immer eine sehr schöne Erfahrung,<br />
wie sich diese Integrationsprozesse<br />
hier im Raum vollziehen können.«<br />
Karl-Heinz Reus, Lehrer Nürtingen-<br />
<strong>Grundschule</strong><br />
Theateraufführung im Klassenraum (Comenius-Schule)<br />
In einer inklusiven Schule<br />
sind Rückzugsräume<br />
besonders wichtig<br />
Schülerinnenpräsentation. Die Lehrer/innen sitzen hinten im Raum an ihrem Tisch<br />
und beobachten die Klasse. Die zuhörenden Schüler/innen haben sich ihre Plätze<br />
eingerichtet (Comenius-<strong>Grundschule</strong>)<br />
*Namen geändert<br />
GS <strong>aktuell</strong> <strong>135</strong> • September 2016<br />
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