2014_Jahresbericht
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EDITORIAL<br />
FELIX WOLFFERS, CO-PRÄSIDENT<br />
THERESE FRÖSCH, CO-PRÄSIDENTIN<br />
grenzung bringen weder einen gesellschaftlichen<br />
noch einen volkswirtschaftlichen<br />
Nutzen. Mit den geforderten Leistungskürzungen<br />
werden keine Probleme gelöst, sondern<br />
neue geschaffen. Die Kostentreiber bei<br />
den Sozialhilfeausgaben müssen jedoch sehr<br />
sorgfältig analysiert werden. Sie liegen mehrheitlich<br />
nicht in der Sozialhilfe oder den<br />
SKOS-Richtlinien begründet – der Grundbedarf<br />
und die Richtlinien sind ja seit 2005<br />
unverändert geblieben. Höhere Kosten entstehen<br />
durch längere Unterstützungsdauer,<br />
durch Sparmassnahmen in den vorgelagerten<br />
Sozialversicherungssystemen, durch steigende<br />
Miet- und Gesundheitskosten und die<br />
Entwicklungen im Asylbereich.<br />
Die SKOS-Richtlinien sorgen in der föderalistischen<br />
Schweiz für eine angemessene Harmonisierung<br />
der Sozialhilfe. Zehn Jahre nach<br />
der letzten Richtlinienrevision hat die SKOS-<br />
Geschäftsleitung Anfang <strong>2014</strong> zwei Studien<br />
zur Überprüfung des Grundbedarfs und zur<br />
Wirkung des Anreizsystems in Auftrag gegeben.<br />
Mit dem Anspruch, die Richtlinien zielgerichtet<br />
und auf wissenschaftlichen Erkenntnissen<br />
basierend weiterzuentwickeln,<br />
haben wir uns im Mai in einer gemeinsamen<br />
Kandidatur ins SKOS-Präsidium wählen lassen.<br />
Gleichzeitig wurde Walter Schmid, der<br />
die Geschicke der SKOS während 15 Jahren<br />
gelenkt hat, mit dem ihm für seine langjährige<br />
und erfolgreiche Tätigkeit gebührenden<br />
Dank verabschiedet.<br />
Seither hat die Diskussion um die Sozialhilfe<br />
und die SKOS-Richtlinien eine bisher nicht<br />
gekannte Schärfe erreicht. Mit einer drastischen<br />
Absenkung des Grundbedarfs, wie sie<br />
von Kritikern der Richtlinien gefordert wird,<br />
sind ein bescheidenes Leben und die gesellschaftliche<br />
Teilhabe nicht mehr gewährleistet.<br />
Insbesondere die vielen Kinder und Jugendlichen<br />
unter den Sozialhilfebeziehenden<br />
hätten mit grossen Einschnitten zu rechnen.<br />
Schlechte Startchancen, Verarmung und Aus-<br />
Das Schweizer Sozialsystem als eine der<br />
wichtigsten Errungenschaften unserer Gesellschaft<br />
steht insgesamt unter grossem politischem<br />
Druck. Wir beobachten diese Entwicklung<br />
mit Sorge und engagieren uns mit allen<br />
Kräften für die Versachlichung der aktuellen<br />
Debatte. Wir haben zahlreiche Gespräche geführt<br />
mit Vertreterinnen und Vertretern von<br />
Gemeinden und regionalen Sozialkonferenzen,<br />
mit kantonalen und nationalen Politikerinnen<br />
und Politikern und wir haben den<br />
Kontakt zur SODK intensiviert und stärker institutionalisiert.<br />
Es ist uns ein grosses Anliegen,<br />
dass die kommende Richtlinien revi sion<br />
mit den Kantonen und den Gemeinden abgesprochen<br />
und von einem breiten Konsens getragen<br />
wird. Die SKOS nimmt ihren fachlichen<br />
Auftrag wahr. Wir setzen uns für eine wirkungsorientierte<br />
und faire Sozialhilfe ein. Die<br />
politische Verantwortung für die Richtlinien<br />
liegt aber bei den Kantonen. Das Erfolgsmodell<br />
der föderalistischen Schweiz basiert seit<br />
jeher auf dem Ausgleich, sei es zwischen Stadt<br />
und Land, zwischen Alt und Jung oder zwischen<br />
Arm und Reich. Die Stärke des Volkes<br />
misst sich am Wohl der Schwachen, so steht<br />
es in der Bundesverfassung. Die SKOS ist ein<br />
wichtiger Träger dieses Solidaritätsgedankens<br />
– gerade in einer schwierigen Zeit.<br />
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