Motor Krone 2018-01-26
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Das Kennzeichen T2222 warinder <strong>Motor</strong>sportszene<br />
legendär.Otto Mathé beieinem Rennen anno 1952.<br />
Foto: Johann Kofler<br />
Foto: Oltimerclub Tirol<br />
Foto: Johann Kofler<br />
Schonfrüh entdeckte der1907geboreneOtto Mathé(Bildlinks) seineLeidenschaft fürdie<br />
Geschwindigkeit. AmAnfang war der gebürtige Zillertaler im Radsportaktiv. Er gewannzahlreiche<br />
Rennen. Die Fahrradketteversahermit einer besonderenSchmierung. EinGrund fürden Erfolg.<br />
Einarmig zum Sieg gefahren:<br />
ein Pionier,der Großesleistete<br />
Der gebürtige Zillertaler Otto Mathé war ein Vorreiter in jeder Hinsicht. Er fuhr Rad-,<br />
<strong>Motor</strong>rad- und Autorennen und bastelte sich auch eigene <strong>Motor</strong>en und Fahrzeuge.<br />
Die Euro-Antik-Messe (23. bis 25. März in Innsbruck) widmet ihm ein Spezial.<br />
Erwar Rad- wie<strong>Motor</strong>sportler<br />
gleichermaßen,<br />
aber vor allem einVisionärund<br />
Pionier. So war Otto<br />
Mathé einst sogar für Niki Lauda<br />
einwahres Idol. Der dreifache<br />
Formel 1-Weltmeister bewunderte<br />
dieherrlichenAutos<br />
und die Art, wieder TirolerRennen<br />
fuhr. Und so war es selbst<br />
für den erfolgreichstenösterreichischen<br />
Rennfahreraller Zeiten<br />
eine Riesenehre, als er<br />
Mathé 1984inInnsbruck bei<br />
einer <strong>Motor</strong>show persönlich<br />
kennenlernte. Just in jenem<br />
Jahr also, als Lauda zum dritten<br />
Mal den WM-Titel in der Formel<br />
1holte. Damals war Mathé bereits<br />
77Jahre alt und noch immervoller<br />
Tatendrang.<br />
„Geschwindigkeitsfimmel“<br />
Doch um zu verstehen, warum<br />
selbst solch eine <strong>Motor</strong>sportgrößewie<br />
NikiLauda beimNamen<br />
OttoMathé ins Schwärmen<br />
geriet, muss man in den Annalen<br />
ein paar Jahrzehnte zurückblättern.<br />
Genau gesagt ins<br />
Jahr 1916,als derinInnsbruck<br />
aufgewachsene Zillertaler den<br />
„Geschwindigkeitsfimmel“, wie<br />
er es selbst nannte, in sich entdeckte.<br />
Von Autorennen war<br />
manmitten imErsten Weltkrieg<br />
natürlich noch weit entfernt. Der<br />
junge Otto baute sich vielmehr<br />
seinen ersten Roller mithilfe<br />
Mutters Nähmaschine, der er<br />
einfach dieRäder abmontierte.<br />
Auch wenn es dafür eine Ohrfeigegab,<br />
war dies der Beginn<br />
einer <strong>Motor</strong>sport-Karriere, die<br />
von großem Erfindergeist begleitet<br />
wurde. Doch zunächst<br />
war es das Rennrad, das den<br />
jungen blonden Mann begeisterte<br />
und auf dem er mitweiteren<br />
„Verrückten“ unter anderem<br />
bisüber denArlberg fuhr. Sein<br />
Drangnach immer höherer Geschwindigkeit<br />
führte ihn bereits<br />
mit16zum <strong>Motor</strong>radsport. Da<br />
er sich jedoch ein <strong>Motor</strong>rad finanziell<br />
nicht leistenkonnte,<br />
bastelte sich der gelernte Feinmechaniker<br />
einfach selbst<br />
eines zusammen. Er tüftelte,<br />
probierteund hatte bei den<br />
Rennenauch den Mut, den<br />
Gashebel voll aufzudrehen.<br />
Armblieb gelähmt<br />
DieseKühnheit bekam ihm<br />
1934 auch teuer zu stehen. Bei<br />
einem <strong>Motor</strong>radrennen in Graz<br />
stürzte Mathé schwer und lag<br />
tagelang im Koma. Seinrechter<br />
Arm blieb in der Folgegelähmt.<br />
Doch der unermüdliche Kämpfer<br />
war dem <strong>Motor</strong>sportzusehr<br />
verfallen, als dass er sich aus<br />
diesem zurückgezogen hätte.<br />
Er eröffnete in der Innsbrucker<br />
Heiliggeist-Straße eine Tankstelle,<br />
erweiterte sein Geschäftsfeld<br />
und handelte mit<br />
Auto- und Fahrradbestandteilen<br />
und absolvierte dieKfz-<br />
Meisterprüfung.<br />
Wegen der schwierigen Versorgungslageentwickelte<br />
Mathé<br />
während des Zweiten Weltkriegs<br />
verschiedene Treibstoffzusätze.<br />
Das wurdezuseinem<br />
Spezialgebiet. Erfolgreichstes<br />
Produktwar späterdas Mathé-<br />
Universal-Additiv, das den Ruf<br />
hatte,die Ölwechsel-Intervalle<br />
eines <strong>Motor</strong>s erheblich verlängernzukönnen.<br />
DieFaszination<br />
des Cockpitsließ ihnaber auch<br />
als „Invaliden“ wieereingestuft<br />
wurde, nicht los. Und tatsächlich<br />
fuhr er ab 1948 Autorennen.<br />
Mathé war beim1.Innsbrucker<br />
Hofgartenrennen dabei und belegte<br />
gleich auf Anhieb in seinem<br />
Fiat Balila den zweiten<br />
Rang.<br />
DengrößtenTriumphfeierte er<br />
1950, alsereinarmiginseinem<br />
selbst hergerichteten Porsche<br />
die„Internationale österreichische<br />
Alpenfahrt“ gewann.Es<br />
war die größte österreichische<br />
Wertungsfahrt nach dem Zweiten<br />
Weltkrieg, dieüber1200 Kilometerführte.<br />
AlleinimJahr<br />
1952 gewann Otto Mathé 22<br />
Rennen, schreibtder Historiker<br />
Mag.Meinhard Neuner (Wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter Tiroler<br />
Landesmuseum) in einer<br />
Biografieüberden großen Innsbrucker<strong>Motor</strong>sport-Pionier.<br />
Auch diebekannte französische<br />
Zeitschrift „L’Automobile“<br />
würdigte anno dazumal die<br />
großartige Leistung. „Körperbehindert,<br />
fährt er nur mitder linken<br />
Hand und ist trotzdem ein<br />
Meister des Volants.“<br />
Visionäre Ideen umgesetzt<br />
DieEigenbauautos von Otto<br />
Mathé hattenauch etwas Futuristisches<br />
und glichen unter anderem<br />
Fahrzeugen, dievon<br />
Außerirdischen stammen könnten.<br />
In einem gewissenSinne<br />
war der 1907 Geborene ja auch<br />
ein solcher. Dennseine kühnen<br />
Ideen waren nicht nur solche,<br />
sondern lösten vielfach Bewunderung<br />
aus. Einiges blieb zwar<br />
Vision, wieetwa ein von Willi<br />
Weihrauch konstruierten „Rucksack-Hubschrauber“,<br />
den Mathé<br />
zur flugtauglichen Maschine<br />
verbessern wollte.<br />
Bis ins hohe Alter gehörte das<br />
Basteln, Konstruieren und Experimentieren<br />
zu Mathés Leben<br />
dazu. Sein Wohnhaus glich<br />
einem einzigen Sammelsurium.<br />
1978 erhielt er das Silberne Ehrenzeichen<br />
der Republik, 1992<br />
dieVerdienstmedailledes Landes<br />
Tirol. Am 29. November<br />
1995 schloss Otto Mathé im Alter<br />
von 88 Jahren für immer seine<br />
Augen. Sein Tod kam plötzlich<br />
undüberraschend, schrieb<br />
diedeutscheAutorinGabriele<br />
Geutebrück, die 1997 ein Buch<br />
über Otto Mathé (Verlag Berenkamp<br />
ISBN-3-85093-052-1) herausbrachte.<br />
<br />
Die<br />
Fahrzeuge, dieOtto<br />
Mathélenkte, trugen<br />
futuristischeZüge. Vor<br />
allem derPorsche<br />
(ganz re.) sorgte für<br />
Aufsehen.<br />
Fotos (4): Oldtimerclub Tirol