31.01.2018 Aufrufe

Motor Krone 2018-01-26

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Das Kennzeichen T2222 warinder <strong>Motor</strong>sportszene<br />

legendär.Otto Mathé beieinem Rennen anno 1952.<br />

Foto: Johann Kofler<br />

Foto: Oltimerclub Tirol<br />

Foto: Johann Kofler<br />

Schonfrüh entdeckte der1907geboreneOtto Mathé(Bildlinks) seineLeidenschaft fürdie<br />

Geschwindigkeit. AmAnfang war der gebürtige Zillertaler im Radsportaktiv. Er gewannzahlreiche<br />

Rennen. Die Fahrradketteversahermit einer besonderenSchmierung. EinGrund fürden Erfolg.<br />

Einarmig zum Sieg gefahren:<br />

ein Pionier,der Großesleistete<br />

Der gebürtige Zillertaler Otto Mathé war ein Vorreiter in jeder Hinsicht. Er fuhr Rad-,<br />

<strong>Motor</strong>rad- und Autorennen und bastelte sich auch eigene <strong>Motor</strong>en und Fahrzeuge.<br />

Die Euro-Antik-Messe (23. bis 25. März in Innsbruck) widmet ihm ein Spezial.<br />

Erwar Rad- wie<strong>Motor</strong>sportler<br />

gleichermaßen,<br />

aber vor allem einVisionärund<br />

Pionier. So war Otto<br />

Mathé einst sogar für Niki Lauda<br />

einwahres Idol. Der dreifache<br />

Formel 1-Weltmeister bewunderte<br />

dieherrlichenAutos<br />

und die Art, wieder TirolerRennen<br />

fuhr. Und so war es selbst<br />

für den erfolgreichstenösterreichischen<br />

Rennfahreraller Zeiten<br />

eine Riesenehre, als er<br />

Mathé 1984inInnsbruck bei<br />

einer <strong>Motor</strong>show persönlich<br />

kennenlernte. Just in jenem<br />

Jahr also, als Lauda zum dritten<br />

Mal den WM-Titel in der Formel<br />

1holte. Damals war Mathé bereits<br />

77Jahre alt und noch immervoller<br />

Tatendrang.<br />

„Geschwindigkeitsfimmel“<br />

Doch um zu verstehen, warum<br />

selbst solch eine <strong>Motor</strong>sportgrößewie<br />

NikiLauda beimNamen<br />

OttoMathé ins Schwärmen<br />

geriet, muss man in den Annalen<br />

ein paar Jahrzehnte zurückblättern.<br />

Genau gesagt ins<br />

Jahr 1916,als derinInnsbruck<br />

aufgewachsene Zillertaler den<br />

„Geschwindigkeitsfimmel“, wie<br />

er es selbst nannte, in sich entdeckte.<br />

Von Autorennen war<br />

manmitten imErsten Weltkrieg<br />

natürlich noch weit entfernt. Der<br />

junge Otto baute sich vielmehr<br />

seinen ersten Roller mithilfe<br />

Mutters Nähmaschine, der er<br />

einfach dieRäder abmontierte.<br />

Auch wenn es dafür eine Ohrfeigegab,<br />

war dies der Beginn<br />

einer <strong>Motor</strong>sport-Karriere, die<br />

von großem Erfindergeist begleitet<br />

wurde. Doch zunächst<br />

war es das Rennrad, das den<br />

jungen blonden Mann begeisterte<br />

und auf dem er mitweiteren<br />

„Verrückten“ unter anderem<br />

bisüber denArlberg fuhr. Sein<br />

Drangnach immer höherer Geschwindigkeit<br />

führte ihn bereits<br />

mit16zum <strong>Motor</strong>radsport. Da<br />

er sich jedoch ein <strong>Motor</strong>rad finanziell<br />

nicht leistenkonnte,<br />

bastelte sich der gelernte Feinmechaniker<br />

einfach selbst<br />

eines zusammen. Er tüftelte,<br />

probierteund hatte bei den<br />

Rennenauch den Mut, den<br />

Gashebel voll aufzudrehen.<br />

Armblieb gelähmt<br />

DieseKühnheit bekam ihm<br />

1934 auch teuer zu stehen. Bei<br />

einem <strong>Motor</strong>radrennen in Graz<br />

stürzte Mathé schwer und lag<br />

tagelang im Koma. Seinrechter<br />

Arm blieb in der Folgegelähmt.<br />

Doch der unermüdliche Kämpfer<br />

war dem <strong>Motor</strong>sportzusehr<br />

verfallen, als dass er sich aus<br />

diesem zurückgezogen hätte.<br />

Er eröffnete in der Innsbrucker<br />

Heiliggeist-Straße eine Tankstelle,<br />

erweiterte sein Geschäftsfeld<br />

und handelte mit<br />

Auto- und Fahrradbestandteilen<br />

und absolvierte dieKfz-<br />

Meisterprüfung.<br />

Wegen der schwierigen Versorgungslageentwickelte<br />

Mathé<br />

während des Zweiten Weltkriegs<br />

verschiedene Treibstoffzusätze.<br />

Das wurdezuseinem<br />

Spezialgebiet. Erfolgreichstes<br />

Produktwar späterdas Mathé-<br />

Universal-Additiv, das den Ruf<br />

hatte,die Ölwechsel-Intervalle<br />

eines <strong>Motor</strong>s erheblich verlängernzukönnen.<br />

DieFaszination<br />

des Cockpitsließ ihnaber auch<br />

als „Invaliden“ wieereingestuft<br />

wurde, nicht los. Und tatsächlich<br />

fuhr er ab 1948 Autorennen.<br />

Mathé war beim1.Innsbrucker<br />

Hofgartenrennen dabei und belegte<br />

gleich auf Anhieb in seinem<br />

Fiat Balila den zweiten<br />

Rang.<br />

DengrößtenTriumphfeierte er<br />

1950, alsereinarmiginseinem<br />

selbst hergerichteten Porsche<br />

die„Internationale österreichische<br />

Alpenfahrt“ gewann.Es<br />

war die größte österreichische<br />

Wertungsfahrt nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg, dieüber1200 Kilometerführte.<br />

AlleinimJahr<br />

1952 gewann Otto Mathé 22<br />

Rennen, schreibtder Historiker<br />

Mag.Meinhard Neuner (Wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter Tiroler<br />

Landesmuseum) in einer<br />

Biografieüberden großen Innsbrucker<strong>Motor</strong>sport-Pionier.<br />

Auch diebekannte französische<br />

Zeitschrift „L’Automobile“<br />

würdigte anno dazumal die<br />

großartige Leistung. „Körperbehindert,<br />

fährt er nur mitder linken<br />

Hand und ist trotzdem ein<br />

Meister des Volants.“<br />

Visionäre Ideen umgesetzt<br />

DieEigenbauautos von Otto<br />

Mathé hattenauch etwas Futuristisches<br />

und glichen unter anderem<br />

Fahrzeugen, dievon<br />

Außerirdischen stammen könnten.<br />

In einem gewissenSinne<br />

war der 1907 Geborene ja auch<br />

ein solcher. Dennseine kühnen<br />

Ideen waren nicht nur solche,<br />

sondern lösten vielfach Bewunderung<br />

aus. Einiges blieb zwar<br />

Vision, wieetwa ein von Willi<br />

Weihrauch konstruierten „Rucksack-Hubschrauber“,<br />

den Mathé<br />

zur flugtauglichen Maschine<br />

verbessern wollte.<br />

Bis ins hohe Alter gehörte das<br />

Basteln, Konstruieren und Experimentieren<br />

zu Mathés Leben<br />

dazu. Sein Wohnhaus glich<br />

einem einzigen Sammelsurium.<br />

1978 erhielt er das Silberne Ehrenzeichen<br />

der Republik, 1992<br />

dieVerdienstmedailledes Landes<br />

Tirol. Am 29. November<br />

1995 schloss Otto Mathé im Alter<br />

von 88 Jahren für immer seine<br />

Augen. Sein Tod kam plötzlich<br />

undüberraschend, schrieb<br />

diedeutscheAutorinGabriele<br />

Geutebrück, die 1997 ein Buch<br />

über Otto Mathé (Verlag Berenkamp<br />

ISBN-3-85093-052-1) herausbrachte.<br />

<br />

Die<br />

Fahrzeuge, dieOtto<br />

Mathélenkte, trugen<br />

futuristischeZüge. Vor<br />

allem derPorsche<br />

(ganz re.) sorgte für<br />

Aufsehen.<br />

Fotos (4): Oldtimerclub Tirol

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!