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Journal_2018-01

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SWISSMECHANIC JOURNAL 9<br />

MEM-Branche allein 360'000 (jeden zehnten).<br />

Das Rückgrat sind die KMU: Sie stellen drei von<br />

vier Arbeitsplätzen, bei den MEM-KMU sind es<br />

zwei von drei.<br />

Vor diesem Hintergrund wird sodann belegt, wie<br />

die exzessive Frankenüberbewertung seit 2<strong>01</strong>1<br />

den Werkplatz in seiner Substanz gefährdet –<br />

nicht nur sind Unternehmen und Arbeitsplätze<br />

verloren gegangen, es fehlt vor allem an den<br />

nötigen Margen, um die künftigen Investitionen<br />

– Stichwort Digitalisierung – zu stemmen.<br />

BEFUND<br />

Minutiös belegt die Studie die Auswirkungen der<br />

Frankenüberbewertung, die mit der Aufhebung<br />

der Wechselkursuntergrenze 2<strong>01</strong>5 ihren Höhepunkt<br />

erreichte.<br />

• Der Umsatz ging von 2<strong>01</strong>4 bis 2<strong>01</strong>5 von durchschnittlich<br />

9.4 Mio. auf 9.06 Mio. CHF zurück.<br />

Drastischer noch der Mediandurchschnitt des<br />

Umsatzes von 2<strong>01</strong>4 bis 2<strong>01</strong>6: Er sank von<br />

3.5 Mio. auf 2.8 Mio. CHF. Mit anderen Worten:<br />

Die Hälfte der Swissmechanic-Unternehmen<br />

generierte in diesem Zeitraum immer weniger<br />

Umsatz.<br />

• Der Personalaufwand stieg in Relation zum<br />

gesunkenen Umsatz, weil die Unternehmen die<br />

Mitarbeiter möglichst behielten. Bei der Hälfte<br />

der Unternehmen erhöhte er sich zwischen<br />

2<strong>01</strong>4 und 2<strong>01</strong>6 von 42.5 % auf 45 %.<br />

• Die Mehrheit der Unternehmen war einem starken<br />

preislichen Wettbewerbsdruck ausgesetzt<br />

und musste die Preise zurücknehmen. Zwischen<br />

2<strong>01</strong>4 und 2<strong>01</strong>5 ist deshalb der durchschnittliche<br />

Verkaufspreis der Produkte um 5.5 %, zwischen<br />

2<strong>01</strong>5 und 2<strong>01</strong>6 gar um 8 % gefallen.<br />

• Daneben wurde, gemessen am Umsatz, der<br />

Vorleistungsaufwand (Einkäufe von Waren<br />

und Dienstleistungen) drastisch reduziert: im<br />

Schnitt um 3.5 %, bei der Hälfte der Unternehmen<br />

gar um 5 %.<br />

• Weit vor allen anderen Sorgen rangieren als<br />

wichtigste Probleme die Frankenstärke sowie<br />

– damit eng verbunden – die Gewinnmarge.<br />

Beide werden für die Geschäftstätigkeit als<br />

äusserst schlecht beurteilt.<br />

• Die Gewinnmarge auf Stufe EBIT (vor Zinsen<br />

und Steuern) hat sich 2<strong>01</strong>4 – 2<strong>01</strong>6 in der ersten<br />

Höhe der aktuellen Gewinnmarge<br />

Periode bei zwei Dritteln, in der zweiten bei<br />

rund der Hälfte der Unternehmen verschlechtert.<br />

Aktuell liegt sie bei fast der Hälfte bei<br />

weniger als 5 %, was längerfristig nicht verkraftbar<br />

ist, jedes zehnte Unternehmen schreibt<br />

gar Verluste. Dabei gilt: Je kleiner das Unternehmen,<br />

desto geringer die Gewinnmarge.<br />

• Die prekäre Lage spiegelte sich in der Kreditvergabe:<br />

2<strong>01</strong>4 – 2<strong>01</strong>6 bekam jedes achte Unternehmen<br />

den beantragten Kredit nicht, 2<strong>01</strong>5<br />

war es gar jedes fünfte, wobei es viele gar nicht<br />

erst versuchten, weil ihre Bankberater ihnen<br />

Aussichtslosigkeit bescheinigten. Ein Drittel der<br />

Unternehmen musste eine hypothekarische<br />

Sicherheit mit einer Verzinsung zwischen 4.2 %<br />

bis 4.5 % hinterlassen – astronomisch in einer<br />

Zeit der Tiefstzinsen und -gewinne.<br />

• Die Anzahl der Mitarbeiter (in Vollzeitäquivalenten)<br />

ist bei den Swissmechanic Mitgliedern<br />

gesunken - rund 40 % haben Stellen abgebaut.<br />

HANDLUNGSBEDARF<br />

Die Empfehlungen der Studie bestätigen und ergänzen<br />

die bisherigen Forderungen von Swissmechanic.<br />

• Die Nationalbank soll einen Wechselkurs von<br />

1.18 – 1.20 CHF/Euro anpeilen. Das ist mehr,<br />

als die meisten der befragten Firmen fordern,<br />

angesichts der aktuellen Entwicklung aber<br />

durchaus realistisch. Daneben wird ihr die<br />

Schaffung eines strategischen Investitionsfonds<br />

empfohlen, um Währungsturbulenzen aufzufangen.<br />

• Die Regeln für Fintech-Unternehmen sind so<br />

anzupassen, dass alternative Finanzquellen für<br />

KMU wettbewerbsfähig(-er) werden.<br />

• Das gewerbeorientierte Bürgschaftswesen ist<br />

viel zu wenig bekannt und muss unbedingt besser<br />

genutzt werden. Daneben muss es modernisiert<br />

werden.<br />

• Die Pensionskassen sind für Anlagemöglichkeiten<br />

im Bereich der KMU-Finanzierung zu öffnen.<br />

• Im beruflichen Aus- und Weiterbildungswesen<br />

müssen die Kosten für die Lernenden sinken.<br />

Daneben ist es für die digitale Zukunft fit zu<br />

machen und das Renommee der dualen Bildung<br />

ist zu verbessern.<br />

• Innovations- und Forschungsanstrengen sind<br />

besser zu vernetzen und steuerlich zu begünstigen.<br />

FAZIT: Diagnose und Handlungsbedarf liegen<br />

unabweisbar auf dem Tisch, und mit Swissmechanic<br />

und der UNIA stehen zwei Verbandsschwergewichte<br />

des Werkplatzes Schweiz dahinter. Wir<br />

erwarten, dass sich die Politik nun endlich bewegt!<br />

n<br />

Prof. em. Franz Jäger und Dr. Tobias Trüsch:<br />

Volkswirtschaftliche Bedeutung und Problematiken<br />

der KMU der Schweizer Maschinenindustrie<br />

– mit besonderer Berücksichtigung<br />

der von Swissmechanic organisierten<br />

Betriebe. www.swissmechanic.ch<br />

JOURNAL N o 1 Februar <strong>2<strong>01</strong>8</strong> | 89. Jahrgang

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