STADTMAGAZIN_Bremen_Maerz_2018
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Vom Punk<br />
bis zum<br />
Papst<br />
„Kawumm“-Premiere im GOP /<br />
Regisseur und Hauptdarsteller<br />
Markus Pabst im Interview<br />
Pflichtbewusst, pünktlich und vor allem<br />
eins: gelangweilt. Das ist der<br />
Beamte Herr Mutzmann, der im Rahmen<br />
der neuen GOP-Show „Kawumm“<br />
versucht, seinem tristen Alltag zu entfliehen<br />
und sich dabei in eine bunte Fantasiewelt<br />
katapultiert. Verkörpert wird diese<br />
Rolle von Markus Pabst, der nicht nur<br />
selbst auf der Bühne steht, sondern im<br />
Vorfeld im Regie-Sessel saß. Im Interview<br />
mit dem <strong>STADTMAGAZIN</strong> erzählt der<br />
Künstler, wie er seiner 25-jährigen Bühnenabstinenz<br />
ein Ende setzte, was Herr<br />
Mutzmann mit seinem Vater gemeinsam<br />
hat und warum „Kawumm“ ein Wechselspiel<br />
aus Lüge und Wahrheit ist.<br />
Herr Pabst, Sie werden in der Öffentlichkeit<br />
mitunter als „Tarantino des Varietés“<br />
betitelt. Ziemlich schmeichelhaft, oder?<br />
Das ist es, mittlerweile haben sich in der<br />
Öffentlichkeit jedoch verschiedene Titel<br />
etabliert. Die Tarantino-Bezeichnung<br />
rührt daher, da ich in der Vergangenheit<br />
vor allem Shows gemacht habe, in<br />
denen die Szenen sehr schnell gewechselt<br />
haben, was ungewöhnlich für das<br />
Varieté war. Auch die spannende Musikauswahl<br />
und das Inszenieren gegen den<br />
Mainstream trugen dazu bei. Ich wurde<br />
allerdings auch schon in der Öffentlichkeit<br />
auf andere Namen getauft, wie den<br />
„Varieté-Punk“, „Godfather of Varieté“<br />
oder den „Varieté-Papst“, was logischerweise<br />
auf meinen Nachnamen zurückgeht.<br />
Die Bandbreite erstreckt sich folglich<br />
vom Punk bis zum Papst.<br />
In „Kawumm“ führen Sie nicht nur Regie,<br />
sondern betreten nach 25 Jahren auch<br />
erstmals wieder als Darsteller die Bühne.<br />
Wie kam es zu dieser Entscheidung?<br />
Die Idee ist im Grunde vor vier Jahren<br />
entstanden, als in Berlin mein Regiewerk<br />
„Der helle Wahnsinn“ aufgeführt<br />
wurde. Ich sagte damals spaßeshalber<br />
zu dem Produzenten, dass ich den Musiker<br />
„Rummelsnuff“ auf der Bühne ersetzen<br />
würde, wenn dieser krank werde.<br />
Schließlich hatten wie beide die gleiche<br />
Körperstatur wenn man davon absieht,<br />
Regisseur und Darsteller zugleich: Markus Pabst in „Kawumm“. <br />
dass er seine Fülle im Gegensatz zu mir<br />
einer großen Menge Muskelmasse zu<br />
verdanken hat. Als Rummelsnuff wirklich<br />
erkrankte, wurde aus dem Gag<br />
schließlich ernst und ich fand mich in<br />
einer Rolle wieder, die ich sonst vermutlich<br />
nie gespielt hätte. Das macht mir<br />
wahnsinnig Spaß und erweckte in mir<br />
den Wunsch, wieder längerfristig auf der<br />
Bühne zu stehen.<br />
Lassen sich Regieposten und schauspielerische<br />
Rolle denn konfliktfrei miteinander<br />
verbinden?<br />
Ich habe das Glück, im Rahmen von<br />
„Kawumm“ Pierre Caesar als Regie-Kollegen<br />
an meiner Seite gehabt zu haben,<br />
den ich bereits seit vielen Jahren kenne.<br />
Natürlich hatte ich selbst auch Einfluss<br />
auf die Show, jedoch bin ich der<br />
Meinung, dass man schon ein Auge von<br />
außerhalb braucht, wenn man sowohl<br />
Regie führt als auch selbst als Darsteller<br />
auf der Bühne steht.<br />
Sie bezeichnen die neue GOP-Show als<br />
„eine nur halbwahre Geschichte, gespickt<br />
mit vielen Wahrheiten.“ Welche<br />
Aspekte beruhen auf wahren Ereignissen?<br />
Natürlich ist die Handlung von „Kawumm“<br />
im Grunde genommen erstunken<br />
und erlogen. Die Geschichte von<br />
einem Buchhalter, der durch Zahlen in<br />
Fotos: FR<br />
andere Welten eintaucht, ist ein Märchen.<br />
Allerdings vermitteln auch Märchen<br />
Wahrheiten und genauso ist es im<br />
Fall dieser Show auch. Sie erzählt, was<br />
im Leben möglich ist, wenn man mit<br />
seiner Fantasie neue Türen öffnet. Ich<br />
möchte die Zuschauer folglich dazu ermutigen,<br />
nach dem Showbesuch und<br />
ihrer Rückkehr an den Arbeitsplatz<br />
ihren Alltag zumindest ein wenig verrückter<br />
zu gestalten.<br />
Inwiefern erkennen Sie sich selbst in<br />
ihrer Rolle des Herrn Mutzmann wieder?<br />
Diese Figur ist eher eine Hommage an<br />
meinen Vater, der ebenfalls als angestellter<br />
Prokurist den ganzen Tag mit<br />
Zahlen zu tun hatte. Als junger Mann,<br />
hatte er jedoch mit viel Spaß Schaufenster<br />
dekoriert, was er sehr vermisste. Einmal<br />
im Jahr hat mein Vater jedoch seine<br />
Kreativität erneut ausgelebt und zur Faschingszeit<br />
die ganze Wohnung dekoriert.<br />
Das war quasi sein Ausgleich zum<br />
tristen Berufsalltag, nach dem auch Herr<br />
Mutzmann strebt.<br />
Das Wort „Kawumm“ steht für Explosives<br />
und Unerwartetes. Wie kamen Sie<br />
auf diesen Show-Titel?<br />
Für mich war ehrlich gesagt der Untertitel<br />
„Die Geschichte vom dicken Mann,<br />
der beinahe nichts konnte“ entscheidend.<br />
Als Haupttitel eignet sich dieser<br />
natürlich nicht, da er einfach zu lang<br />
war. Ich schlug vor, einfach das Geräusch<br />
zum Shownamen zu machen,<br />
das ertönen würde, wenn ich auf die<br />
Bühne fallen würde. Da war der Titel<br />
„Kawumm“ geboren. (JF)<br />
„Kawumm“ gastiert von Samstag,<br />
3. März bis einschließlich Sonntag,<br />
6. Mai im GOP Varieté-Theater <strong>Bremen</strong>.<br />
Nähere Informationen zu der neuen<br />
Show sowie zu den Spielzeiten gibt es<br />
unter www.variete.de<br />
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