Denkstoff_No3_de
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FMC DENKSTOFF N°3<br />
Performance-Bemessung<br />
Wenn künftig auch das vergütet wer<strong>de</strong>n soll, was für <strong>de</strong>n Patienten<br />
o<strong>de</strong>r die Patientin im Zentrum steht, nämlich das Ergebnis und<br />
die Performance <strong>de</strong>r ganzen Behandlung und Betreuung, ist auch<br />
die Medizin gefor<strong>de</strong>rt : Je differenzierter Behandlung und<br />
Betreuung wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>sto weniger entspricht das, was die einzelne<br />
Fachperson tut, <strong>de</strong>m Gesamtergebnis. So aufwendig <strong>de</strong>r<br />
Weg zu solchen ganzheitlichen Performance-Bemessungen ist,<br />
so hoffnungsvoll sind die ersten Initiativen.<br />
Für einen Patienten mit einem bösartigen Tumor zählt<br />
nicht nur, ob <strong>de</strong>r Tumor vollständig entfernt wur<strong>de</strong>, die<br />
Chemotherapie wirksam war und die Überlebenszeit<br />
verlängert wur<strong>de</strong>. Genauso relevant ist für ihn die Frage,<br />
welche körperlichen Funktionen ihm bleiben o<strong>de</strong>r wie<br />
sich seine Lebensqualität entwickelt. Selbstverständlich<br />
sind diese Aspekte in <strong>de</strong>r klinischen Praxis schon jetzt<br />
wichtig, in <strong>de</strong>r fragmentierten Welt <strong>de</strong>r heutigen Versorgung<br />
kommen sie meist aber zu kurz.<br />
Darum braucht es in <strong>de</strong>r künftigen Patientenversorgung<br />
weit mehr Aufmerksamkeit für die Gesamtergebnisse<br />
und Performance. Das wird aber nur gelingen, wenn<br />
wir Performance zu messen beginnen. Denn ohne das<br />
wird immer im Dunkeln bleiben, welche Gesamtergebnisse<br />
die Patienten erhalten bzw. erwarten können. Und<br />
es wird immer verborgen bleiben, wie sich Leistungserbringer<br />
abzustimmen und zu organisieren haben, um ein<br />
bestimmtes Gesamtergebnis zu erreichen. Performance-<br />
Bemessung ist <strong>de</strong>shalb die Grundlage je<strong>de</strong>r Performanceorientierten<br />
Vergütung.<br />
Es gibt viel zu tun – packen wir’s an<br />
Performance-Bemessungen sind aber keine klare Sache –<br />
im Gegenteil. Trotz vieler Bemühungen und zahlloser<br />
Publikationen steht nach wie vor kein Gold-Standard zur<br />
Verfügung und wird für die nahe Zukunft auch nicht zu<br />
erwarten sein. Dürfen wir das Thema <strong>de</strong>shalb wie<strong>de</strong>r<br />
ad acta legen ? Auf keinen Fall, auch wenn es viel Zeit<br />
und Energie benötigen wird, um taugliche Performance-<br />
Messsysteme und entsprechen<strong>de</strong> Erfahrung aufzubauen.<br />
Und genau das lässt sich offensichtlich nicht im Forschungslabor<br />
o<strong>de</strong>r am grünen Tisch entwickeln, son<strong>de</strong>rn nur in<br />
<strong>de</strong>r Praxis und Hand in Hand mit <strong>de</strong>n Patienten.<br />
Gleichwohl müssen wir, wenn wir Performance-Bemessungen<br />
und -Kriterien einführen wollen, nicht auf Feld<br />
eins beginnen. Es stehen verschie<strong>de</strong>ne Initiativen zur Verfügung,<br />
die sich auch für <strong>de</strong>n Schweizer Kontext eignen.<br />
Eine dieser Initiativen, die hierzulan<strong>de</strong> ebenfalls schon<br />
intensiv diskutiert wird, ist das « International Consortium<br />
for Health Outcomes Measurement (ICHOM)». Das Konsortium<br />
wur<strong>de</strong> vom Karolinska Institut in Schwe<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r<br />
Harvard University und <strong>de</strong>r Boston Consulting Group<br />
aus <strong>de</strong>n USA gegrün<strong>de</strong>t 5 . ICHOM hat sich zum Ziel<br />
gesetzt, per En<strong>de</strong> 2017 für 50 % <strong>de</strong>r wichtigsten Krankheiten<br />
sogenannte Standard-Sets – d.h. Sets von Performance-Kriterien<br />
– zu erarbeiten. ICHOM macht das<br />
aber nicht selber, son<strong>de</strong>rn stellt rund um <strong>de</strong>n Globus<br />
Teams zusammen aus führen<strong>de</strong>n Medizinexperten, Per-<br />
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