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E_1929_Zeitung_Nr.037

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6 'AUTOMÖBfL-RHVUE 1920 - N° 31<br />

Unsere Unterhaltungsecke.<br />

Der perfekte Verkäufer<br />

Von Georg Mühlen-Schulte.<br />

Nichts bildet BO sehr wie Reisen, Das ist be- und musterte die ausgestellten Automobile. Er verkannt<br />

Und zwar bildet es vor adlen Dingen Löcher stand nicht viel von der Branche, immerhin hatte<br />

in den Geldbeutel. Aus diesem Grunde befand sich er seinerzeit, als sich der alte Lavendel mit der<br />

Leopold Lavendel in Verlegenheit. • grosszügigen Absicht trug, einen Hanomag für das<br />

Leopold Lavendel war der Stolz der Firma Si- Geschäft zu kaufen, fünf Kilo Broschüren über Augismund<br />

Lavendel, Bandwaren en gros, Breslau. Ein tomobile verschlungen.<br />

universell gebildeter junger Mann, der gleicher- Die Ladentür ging. Ein Herr, der sich bei der<br />

maesen den weiten Rayon der Bandwaren wie alle Veredlung von Kadaverfett eine erhebliche Brustsonstigen<br />

Wissensgebiete des modernen Lebens be- taschenschwellung zugezogen hatte, kam herein und<br />

herrschte. Er hatte zur Ausfüllung einiger Lücken wendete sich an Leopold.<br />

in den Fächern «Damenwäsche» eine Studienreise «Ich hätte so halb und halb Lust, mir ein Autonach<br />

der Hauptstadt gemacht und war bei seinem mobü zuzulegen!»<br />

Lerneifer bald so blank, dass er Fräulein Hanne- Nur einen kurzen Augenblick stutzte Leopold<br />

lore von der «Futuristischen Bühne» die letzton Lavendel, dann war er Herr der Situation.<br />

Kolleggelder schuldig bleiben nmsste.<br />

, Ein Automobil? Bitte sehr, wir haben Auto-<br />

In dieser Lage schrieb er an den alten Lavendel mobile in allen Preislagen. Grosse Automobile,<br />

in- Breslau um weitere Subsidien.<br />

halbwüchsige Automobile, kleine Automobile. Unser<br />

Der alte Lavendel antwortete:<br />

H aus ist daa renommierteste am Platz, mein Herr!<br />

«Lieber Sohn! In Erwiderung Deines letzten Ge- Sie kö nnten auch zu Meier & Co. gehen. Meier &<br />

fälligen teile ich Dir mit, dass Schulz & Mär in Kon- Co verkauf en ihnen ein Auto, das sieht appetitlich<br />

kurs regangen sind. Wir verlieren an der Räuber- aus wie ein Apfel. j ^ fahren sie mal zenn Schritt<br />

bände bare fünf Mille, und kannst Du Dir ja wohl damiti ß^^ merk en gie, das« der Apfel den Wurm<br />

selbst ausrechnen, dass angesichts solcher Fehl- nat Di e Zylinder verlieren die Fasson, die Hinterscbläge<br />

das Geschäft keine weitere Belastung ver- räder gen€n ab plötzlich bricht die ganze Geschichte<br />

trägt. Dagegen möchte ich Dir einen anderen Vor- in der Mitte entzweii und Sie sitzcn auf dem pfi a -<br />

schlag machen. In letzter Nummer des «Textil- ster Wir haben den FaU in der VOrigen Woche gewarenhändlers»<br />

finde ich ein ganzseitiges Inserat nabt mein Herr Der Fahrer liegt noch bis an die<br />

eines alten Freundes aus der Hauptstadt, den ich Hütkrempe in Gips. Er kann kein Wort sprechen,<br />

lange Zeit aus dem Gesicht verloren hatte. Wir aber er hat auf ein Blatt Papier geschrieben: Treff<br />

standen früher in reger Geschäftsverbindung, und der Schlag Meier & Co! — Automobilkaufen ist<br />

es war immer mein Herzenswunsch, dass es mal Vertrauenssache, mein Herr! Deshalb rat' ich Ihnen<br />

zu einer Fusion zwischen unseren Familien kom- j. u d ; esem Fafnir Sehn Sie sich den Wagen an,<br />

men möchte. Suche ihn auf. er hat eine Etage an daa ist ganz grosse Klasse. Die Karosserie auf<br />

der Bahnhofstrasse 57. Kaputtgehen mochten wir TaiUe gearbeitet, mit breiter Steppnaht ringsherum,<br />

allein an einer Monatsmiete. Red' nicht viel, tritt ergte Zutaten, mein Herr! Der Motor ganz aus<br />

ein tüs Verkäufer, werd' Prokurist und heiraf die<br />

Tochter, dann ist uns allen geholfen.<br />

eInem stück> mit. handgeklöppeltem Spitzkühler,<br />

Zentralheizung und elektrischem Fernzünder. Als<br />

Hochachtungsvoll<br />

wir mit dem: Wagen auf der diesjährigen Auto-<br />

Dein Vater. mobilausstellung in Czentoeha/u erschienen, hat man<br />

Apercu, Ami Fils in Lyon haben für 15 000 Fr.<br />

uns<br />

die fufzig Pferde ausgespannt, vor Begeisle-<br />

Bandwaie bestellt, wodurch Verlust Schulz & Mär >*; mit goldenen Medaillen haben sie uns zugeau<br />

l'chen deckt; wir waren ein einziges Blumenmeer.<br />

Auf diesen Brief hin seufzte Leopold, gürtete sich . Der Seifcnhändler wischte sich das Material für<br />

eine neue Krawatte um und ging an dii Bahnhof- » nen * anzeD Hitgel von der Ston vor Aufregung,<br />

strasse. Nummer 57 ist ein stattlicher Bau. Das Dann zog er sein Scheckbuch, hmterhess Leopold<br />

ganze Erdgeschoss wird von den eleganten Räumen Wendel eine Anwemng über sechs Mille und ging.<br />

des Automobilvertriebs Finkenstein eingenommen. Es kamen schon wieder neue Kunden herein.<br />

Herr Finkenstein hatte sein beträchtliches Ver- Das war ein Ehepaar. Sie massiv, elegant, selbstmögen<br />

in dem Automobilladen investiert. Aber die bewusst Er klein, vorsichtig, von Börsengeruch<br />

Sache wollte nicht florieren. Weder Herr Finken- umwittert.<br />

stein noch seine Tochter Isabella. die beim Verkau- «Wir möchten uns nur einmal über die Preise<br />

fen half, fanden den richtigen Ton im Verkekhr mit auf dem Automarkt unterrichten,» sagte er. «Kaudem<br />

Publikum. Mit der Zeit wurden Vater und fen hat noch Zeit!»<br />

Tochter geradezu menschenscheu; sie sassen in «Wie die Herrschaften denken!» antwortete Leoihrem<br />

noblen Privatkontor, tranken Pfirsichbowle pold Lavendel kühl.<br />

und scherten eich den Teufel um das Geräusch der Ich zeig' Ihnen die Ware und bin froh, wenn<br />

Ladenglocke.<br />

Sie mir nichte abnehmen. Da ist so ein Teal! Spa3s,<br />

So kam es, dass Leopold Lavendel in das Unter- könnte ich Ihnen Sachen erzählen von dem Wagen,<br />

nehmen hineinrasselte, ohne dass irgendwer Notiz Er hat Zylinder von hundertdreissig Millimeter<br />

von ihm nahm. Durchmesser. Genau Ihre Kopfweite, mein Herr!<br />

«Zustand!» murmelte er, nachdem er zehn Ml- Hängende Ventile, achthundert Silber gestempelt,<br />

nuten vergeblich gewartet hatte. Dann tat er Man- Vergaser mit Wasserspülung, garantiert geräuschtel.<br />

und Hut ab, legte die Hände auf den Rücken und geruchlos, mildes Steuerverfahren. Magnetberg<br />

mit Zahnradbetrieb, Müllschlucker, Sektkühler; feeri-<br />

'hafte Beleuchtung durch fünfhundert Zündkerzen,<br />

vier Geschwindigkeiten, eine für den Stadtgebrauch,<br />

die zweite für auswärts, die dritte fürs Rennen, die<br />

vierte für Kassendefraudationen. Campbell hat auf<br />

dem Wagen den Raketenopel neunzigmal überrundet.<br />

Ich hab' es selbst mitangesehen. Der Staub lag<br />

bis hinter Breslau. Bitte schön. Madema. gucken Sie<br />

sich ruhig an, das Limousinchen! Fühlen Sie mal<br />

den Stoff von den Polstern! Das ist Ware, das ist<br />

Qualität! Hält eine Ewigkeit, und dann kann man<br />

sich immer noch ein schickes Komplett draus machen<br />

lassen. Sie verstehen was von Automobilen,<br />

das merkt man sofort. So was liegt drin im Monechen,<br />

das kann man nicht lernen, das kann men<br />

nicht kamfen. Wenn Sie acht Mille hätten, wüssten<br />

Sie, was Sie täten. Trösten Sie sich; Frau Rothschild,<br />

wie sie so Jung war wie Sie, ist auch bloss<br />

Autobus gefahren. Allerdings hat sie sich später<br />

glücklich verheiratet. Ihr Mann war nicht auf den<br />

Kopf gefallen. Der machte nicht flau, der war kein<br />

Baissier, der hatte Horizont, der verstand zu disponieren...»<br />

«Hören Sie auf!» schrie der Börsenmann, «ich<br />

nehm' dtn Wagen!» Und floh panikartig unter Zurüoklassung<br />

eines Wechsels über achttausend.<br />

Aber Leopold fand keine Ruhe. Es kam schon<br />

wieder jemand.<br />

«Was wollen Sie, Herr?» fuhr der Verkäufer den<br />

Kunden an. « Ein Automobil wollen Sie? Wissen<br />

Sie nicht, dass der Verkauf im Inland eingestellt<br />

ist? ; Amerika hat den gesamten Bestand für drei<br />

Jahre mit Beschlag belegt. Eben verlässt der amerikanische<br />

Botschafter mit seiner Frau den Laden;<br />

sie haben unsere Bücher revidiert, sie haben Inventur<br />

aufgenommen; keine Luftpumpe darf mehr verkauft<br />

werden. Machen Sie nicht solch unglückseliges<br />

Gesicht, Herr! Sie erinnern mich an meine Grossmutter.<br />

Gott soll sie schützen! Da steht noch mein<br />

Wagen; ich habe den Herrschaften gesagt, es sei<br />

mein Privateigentum. Sollte ich mir ein Gewissen<br />

draus machen? Herr, ich sage Ihnen, den sollen<br />

Sie haben. Teal ist der überlegene Sieger im Preis<br />

von Monza 1925; er hat Segrave geschlagen, dasa<br />

er in kein Chassis mehr passt Sämtliche Zylinder<br />

hat er ihm eingetrieben. Wollen Sie mal die Pnoumatiks<br />

prüfen? Mit Torpedos können Sie danach<br />

schiessen, sie gehen nicht entzwei. Der Wagen hat<br />

Originalopoponax-Auspuff, Grammophonhupe mit<br />

zehn Schlagerplatten, versenkbare Karosserie, Schiebetüren,<br />

Parkettfussboden und eingelegte Badewanne.<br />

Die Kraftübertragung geschieht durch extra<br />

breite Ledertreibriemen, die Federung stammt von<br />

einer der ersten Stranssonzüchtereien Südwe6tairi*<br />

käs...<br />

Als der Käufer draussen war, lösten sich araä<br />

dem Hintergrunde des Raumes die Gestalten de«<br />

Herrn Finkenstein und seiner Tochter.<br />

«Ich habe alles mitangehört, verehrter Herr!*<br />

sagte er mit vibrierender Stimme. «Wer immer Sie<br />

sein mögen, ich flehe Sie an, werden Sie mein So«<br />

ziu S | — Uebrigens gestatten Sie, — meine Tochtej<br />

Isabella Finkenstein!»<br />

«Sehr angenehm! — Leopold Lavendel!»<br />

Zwei Wochen später schickte der junge Mann<br />

seine Verlobungsanzeige nach Breslau and erhielt<br />

postwendend die Antwort:<br />

«Lieber Sohn! In Erledigung Deines Gefälligen<br />

von gestern komme ich nochmals zurück auf mein<br />

letztes Briefliches und ersehe ich aus der Kopie mit<br />

Schrecken, dass darin nähere Angaben über dia<br />

Firma meines alten Freundes fehlen. Er heisst Nelkenöl<br />

und bat die Hutfedern im ersten Stock; Nebbich,<br />

Finkenstein und Automobil ist auch gan*<br />

schön. Gottes Segen über Euchl<br />

Hochachtungsvoll<br />

Dein Vater.<br />

Apercu. Wieviel braucht Ihr an Bändern<br />

die Hochzeit?»<br />

Der moderne Strassenkehrer. In den Strassen Wiens kann man jetzt den modernen Strassenkehras<br />

sehen, der auf seinem Dreirad die Strassen zugleich 6prengt und kehrt<br />

Wir teilen mit, dass wir die Vertretung der amerikanischen<br />

AUTOMOBILE „JORDAN ii<br />

6 UND 8 ZYLINDER<br />

•für die ganze Schweiz übernommen haben.<br />

W/2 man den „Jordan* empfehlen konnte:<br />

Der beste Wagen, der je gebaut wurde. — Eine Spitzenleistung der<br />

Automobiltechnik. — Das letzte ^SVort m Rasse, Leistung. Bequemlichkeit<br />

und Schönheit. — Produktion in den letzten sechs Monaten um<br />

x°/o gesteigert und noch ungenügend. — $dit seinem „Goldkof>f"-7rf.otor<br />

fliegt er nur so dahin und geht rücksichtslos mit 95 km in die Kurven,<br />

Dezwingt stielend und singend die höchsten Gipfel. — Seine Qualität<br />

stempelt ihn zum Wagen für die Dauer eines Lebens. — Es gibt keinen<br />

anderen Wagen, der Ihnen so viel für Ihr Geld bietet* — Ein Schlager/<br />

\(/ie wir den „Jordan* 1<br />

empfehlen:<br />

Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Entwicklung der Automobiltechnik<br />

in den letzten Jahren keine wesentlichen Fortschritte gemacht hat. Ausser<br />

Ballonfrneus, hydr. "Vierradbremsen, Gummi auf hängung des neuen, tiefgebauten<br />

Chassis, ist die Konstruktion von Motor* Kühlung, Getriebe<br />

und Hinterachse, d. h. aller wichtigsten Teile, fast gleich geblieben- Dagegen<br />

sind die Karosserien mehr der J^dode unterworfen und ändern eich<br />

in Gestalt und Farbe je nach dem Geschmack.<br />

Der Jordan entspricht den heutigen Anforderungen. Seine Leistungsfähigkeit<br />

ist unseren Schweizerverhältnissen angejbasst; er ist vielleicht<br />

nicht der schnellste Wagen, dafür aber ein guter Steiger.<br />

Als Basis für die Verkaufspreise dient am besten der Vergleich mit den<br />

amerikanischen "D etailv erkaufsfcreisen, denn die Konkurrenz in Amerika<br />

sorgt dafür, dass kein Wagen teurer verkauft wird, als er wert ist. Da<br />

wir von übergrossen Spesen absehen, haben wir unsere hiesigen Verkaufsfreise<br />

im Vergleich zu den DoTlarfireisen sehr günstig ansetzen können, z. B.<br />

^Jordan" 6 -2syh Sedan * 1795.— Preis in der Schweiz Fr. 15,900.—'<br />

„Jordan" 8 Zyl. Sedan $ 2195.— Preis in der Schweiz Fr. 18,500,—•<br />

VPagen gleicher Klasse weisen heute nur kleine Unterschiede auf, alle<br />

sind mit den technischen Neuerungen versehen. Es kommt beim Kaufe<br />

hauptsächlich auf das Zutrauen des Käufers zum Verkäufer an.<br />

Geben Sie uns eine Gelegenheit, Ihnen diesen schonen VPagen zu zeigen.<br />

Hottingen 68.07 HJENK[Y& &, Rämistr. 3, ZÜRICH 1 *-<br />

Interessante Untervertretungen sind noch zu vergeben!

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