E_1929_Zeitung_Nr.037
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liehen Einlage in die Pensions- und Hilfskasse,<br />
3 Millionen Franken als ausserordentliche<br />
Einlage in den Erneuerungsfonds und<br />
rund 7 Millionen Franken zur Abschreibung<br />
am Kriegsdefizit verwendet wurden.<br />
In seinem Bericht und Antrag an den Bundesrat<br />
zu Händen der Bundesversammlung<br />
ist entgegen Mitteilungen in der Presse, die<br />
die Lage der Bundesbahnen tendenziös als<br />
nicht so rosig darzustellen versuchten, zu<br />
lesen, dass die finanziellen Ergebnisse des<br />
Berichtsjahres befriedigend sind. Der günstige<br />
Rechnungsabschluss sei auf den erfreulichen<br />
Verkehrsaufschwung als Folge<br />
der guten Wirtschaftslage, auf die zweckmässigen<br />
sparwirtschaftlichen Massnahmen<br />
der Geschäftsleitung sowie auf die pflichttreue<br />
Zusammenarbeit und Hingabe der<br />
Beamten und Arbeiter des Unternehmens<br />
zurückzuführen.<br />
Dieses Geständnis freut uns, bewahrheitet<br />
es doch auf der ganzen Linie die Ansichten,<br />
die in der «Automobil-Revue» schon<br />
verschiedentlich niedergelegt wurden. Es<br />
enthält diese Vernehmlassung den Beweis<br />
dafür, dass bei den Bahnen die sogenannte<br />
Automobilkonkurrenz eine viel geringere<br />
Rolle spielt als dies lange Zeit und wiederholt<br />
behauptet wurde. Das Blühen und Gedeihen<br />
unserer Volkswirtschaft, an dem das<br />
Automobil einen wesentlichen Anteil hat,<br />
bedingt zur Hauptsache die Rendite unserer<br />
Bahnen. Es stimmt deshalb auch nicht ganz,<br />
wenn im genannten Bericht weiter behauptet<br />
wird, dass für eine weitere Entwicklung<br />
der Finanzen der Bundesbahnen ausser den<br />
siwh stets wiederholenden Konjunkturschwankungen<br />
in der Wirtschaftslage die<br />
Auswirkung des in Aussicht genommenen<br />
Taxabbaues sowie die weitere Gestaltung<br />
des Automobilverkehrs in erster Linie<br />
massgebend seien.<br />
Wenn das erste Quartal <strong>1929</strong> einen um<br />
768,000 Franken geringeren Ueberschuss der<br />
Betriebseinnahmen als das erste Quartal<br />
1928 aufweist, so hat dazu wohl weniger die<br />
Automobilkonkurrenz als der strenge frostige<br />
Winter das seine beigetragen. Wiglauben<br />
deshalb, dass die Bundesbahnen<br />
allen Anlass haben, zuversichtlicher in die<br />
Zukunft zu bliefon; wegen der Automobilkonkurrenz<br />
darf es ihnen nicht bange sein,<br />
da ja auch nach Ansicht unseres eidgenössischen<br />
Eisenbahndepartementes der von dem<br />
Automobil heute bewältigte Verkehr auch<br />
ohne Automobil nicht den Bahnen zufliessen<br />
Würde*<br />
—t.<br />
Wie stimmt der Kanton Luzern?<br />
Es geht für die Offiziellen wie am Schnürchen<br />
und wie wir's nicht anders erwartet<br />
haben. Der Bundesrat hat betreffend die<br />
Strassenverkehrsinitiative die Parole auf<br />
Nein ausgegeben, die eidgenössischen Räte<br />
haben diese Parole aufgenommen und nun<br />
kommen die Parteikonventikel und fügen<br />
sich, ohne ihr Parteivolk anzufragen, dem<br />
Diktat des Bundeshauses.<br />
Also soll am 12. Mai das Nein Trumpf sein.<br />
Wir sind ja in der Schweiz glücklich so<br />
weit, dass unser sowieso skeptisch einge-><br />
stelltes Volk auch von den Parteien systematisch<br />
zum Nein erzogen wird, weshalb wir<br />
auch die nicht gerade erbauliche Erscheinung<br />
haben, dass unsere demokratische Mühle<br />
sehr langsam mahlt und es mit unserer fortschrittlichen<br />
Entwicklung auf allen Gebieten<br />
des öffentlichen Lebens nur recht langsam<br />
vorwärts geht. Eine lebenskräftig sein wollende<br />
Demokratie verlangt aber nicht nur das<br />
Nein, sondern vielmehr das Ja. Gerade auf<br />
verkehrspolitischem Gebiet, wo heute noch<br />
in verkehrstechnischem wie verkehrsrechtlichem<br />
Sinne eine zweiundzwanzigfaltige<br />
Anarchie herrscht, könnte das ja Wunder<br />
leisten. Aber es soll nicht sein.<br />
Auch im Kanton Luzern hat das liberale<br />
Zentralkomitee zur Strassenverkehrsinitiative<br />
Stellung genommen. In gedrängtem<br />
Votum, wie es heisst, referierte hierüber<br />
Nationalrat Dr. Moser, die Initiative der<br />
Verwerfung empfehlend. Er betonte, dass die<br />
verfassungsrechtliche Grundlage durch den<br />
Artikel 23 der Bundesverfassung für ein kommendes<br />
Automobilgesetz vollauf genüge und<br />
dass durch die Annahme der Initiative die<br />
finanzielle Situation des Bundes gefährdet,<br />
ja die Kantone damit ein finanzielles Uebergewicht<br />
bekämen. Diesem Votum schloss sich<br />
Polizeidirektor Kurzmeyer an, der die Durchführung<br />
der Strassenverkehrsinitiative als<br />
unmöglich bezeichnete.<br />
Wir haben in der « Automobil-Revue» die<br />
Verwerfungsgründe der Gegner der StrasseiTverkehrsinitiative<br />
schon des langen und breiten<br />
widerlegt. Wir haben betont, dass die<br />
Behauptung, nach welcher Artikel 37 bis in<br />
seiner gegenwärtigen Verfassung den Erlass<br />
eines allgemeinen modernen Verkehrsgesetzes<br />
ermögliche, unrichtig sei. Ausführungen ver<br />
schiedener Herren Nationalräte in der Bun<br />
desversammlung bestätigen diese Auffassnngr<br />
Auch das finanzielle Argument haben wir<br />
richtiggestellt. Mit der Verteilung des ganzen<br />
Benzinzollertrages an die Kantone ist die<br />
finanzielle Situation des Bundes noch lange<br />
nicht gefährdet. Es wäre eine Schande für<br />
den Bundesrat als auch für sämtliche Parlamentsmitglieder,<br />
wenn sich wirklich der<br />
ganze schweizerische Bundeshaushalt einzig<br />
auf die paar Millionen Franken Benzinzoll<br />
stützen müsste. Der eventuelle Ausfall des<br />
Benzinzolles für die Eidgenossenschaft wird<br />
sich leicht durch die ständig grösser werdenden<br />
Erträgnisse aus den Automobil- und<br />
Zubehörzöllen kompensieren lassen- Wieso<br />
die Kantone durch die Aushändigung des<br />
ganzen Benzinzollertrages ein finanzielles<br />
Uebergewicht erhalten sollten, ist uns ganz<br />
unbegreiflich. Wir sind sicher, dass die 22<br />
Finanzdirektoren in dieser Beziehung mit<br />
Herrn Nationalrat Moser kaum einiggehen<br />
dürften.<br />
Vor wenigen Tagen hatten wir Gelegen-<br />
Bedeutender Rückgang der Berliner Verkehrsunfälle.<br />
Die Segensreichen Folgen der<br />
neuen Verkehrsordnung, an welche sich das<br />
Publikum, dank sorgfältiger Aufklärung,<br />
rasch gewöhnte, sowie auch der Erfolg einer<br />
zunehmenden Strassendisziplin machen sich<br />
in der deutschen Reichshauptstadt recht<br />
deutlich geltend. Die Zahl der Verkehrsunfälle<br />
hat seit dem letzten Oktober um rund<br />
50 Prozent abgenommen, trotzdem der Wagenpark<br />
im steten Anwachsen begriffen ist.<br />
Lieber diese überraschende Entwicklung geben<br />
folgende Zahlen Auskunft, welche die<br />
sich monatlich ereigneten Unfälle registrieren:<br />
Oktober 1928 2834 Unfälle<br />
November 1928 2385 »<br />
Dezember 1928 2077 ><br />
Januar <strong>1929</strong> 1678 »<br />
Februar <strong>1929</strong> 1371 »<br />
Die Unfallbeteiligung von privaten Personenautos<br />
ist im Februar eine äusserst geringe,<br />
indem von fast 30,000 registrierten heit, mit einem kantonalen<br />
Autos nur 45 bei Kollisionen in Mitleidenschaft<br />
gezogen worden waren. Wenn die<br />
Entwicklung weiter so anhält, ist Berlin auf<br />
dem besten Wege die sicherste Stadt Europas<br />
zu werden! z.<br />
ist Mr. Cranmore.» Der Redakteur sprach<br />
ein paar Worte leise zu dem jungen Mann,<br />
dessen Augen in plötzlichem Interesse aufblitzten.<br />
Dann wandte er sich an Cranmore.<br />
«Das ist March, der die Verbrechen für<br />
uns bearbeitet.»<br />
Cranmore blickte totenblass von einem<br />
Manne zum anderen. Nun sollte er also erfahren,<br />
welchen Schlag das Schicksal gegen<br />
sein Glück geführt hatte.<br />
Seine Hände verkrampften sich, während<br />
er angstvoll wartete.<br />
Und Carmens Gesicht mit den dunklen,<br />
sehnsüchtigen Augen stieg vor ihm auf.<br />
IV.<br />
Im Hinterzimmer des Drogisten.<br />
Auf dem Kamin des Redaktionszimmers<br />
stand eine kleine Uhr. Ihr Schlagen brachte<br />
Cranmore wieder zu sich selbst.<br />
Er hatte an Carmen gedacht, wie sie ihm<br />
am Morgen Lebewohl gesagt und ihn zum<br />
Abschied geküsst hatte.<br />
Nun war er sich wieder bewusst, dass er<br />
zwei Männern gegenüberstand, die eben von<br />
einer schauerlichen Tragödie mit ihm gesprochen<br />
hatten.<br />
Dass eine junge, elegant gekleidete Dame<br />
diesen Abend in einer Seitenstrasse Westkensingtons<br />
erstochen aufgefunden worden<br />
und wenige Minuten später im Laden eines<br />
Drogisten gestorben war; däss sie einen<br />
Finanzdirektor<br />
über die Frage zu sprechen, der uns unumwunden<br />
erklärte, dass wenigstens sein Kanton<br />
(es ist nicht der letzte in der tit. Eidgenossenschaft)<br />
des Geldes dringend bedürfte<br />
und dass es einfach eine Ungerechtigkeit sei.<br />
kleinen schwarzen Hut, ein Cape aus blauem<br />
Serge und eine Perlenschnur getragen hatte<br />
und dass Wäsche und das Taschentuch mit<br />
«C. C.» bezeichnet waren . . .<br />
«... Sie könnten mit March in die Aldonstrasse<br />
gehen,» sagte Harringay, «aber naen<br />
allem, was Sie mir mitgeteilt haben, fürchte<br />
ich, dass kein Zweifel mehr möglich ist.»<br />
Jim Cranmore versuchte, seine Stimme frei<br />
zu bekommen. Mit seinem totenblassen Gesicht<br />
und den gläsernen Augen machte er<br />
den Eindruck eines Betrunkenen.<br />
«Es muss ein Irrtum sein,» stiess er endlich<br />
hervor. «Wo ist diese Aldonstrasse? Wir<br />
kennen doch niemand da draussen. Und was<br />
hätte meine Frau dort tun sollen? Es ... ist<br />
. . . ja . . . verrückt ... So eine Geschichte,<br />
wie ihr <strong>Zeitung</strong>sleute sie gern zusammenstoppelt<br />
. . . nicht wahr, Harringay . ..?»<br />
Der Redakteur warf einen unruhigen Blick<br />
auf den Haufen feuchter Druckbogen auf<br />
dem Schreibtisch.<br />
«Ich kann nur hoffen, dass Sie recht haben,<br />
Cranmore. Gehen Sie jetzt mit March in die<br />
Aldonstrasse. Er war schon dort und kennt<br />
das Haus. Und mit der Polizei steht er auch<br />
auf gutem Fuss ...» Er hielt Cranmore die<br />
Hand hin und fügte in warmem Tone hinzu:<br />
«Wie froh wäre ich, wenn wir uns diesmal<br />
getäuscht hätten !><br />
(Fortsetzung folgt.)<br />
AUTOMOBTL-REVUC <strong>1929</strong> - N° 37<br />
Zum 12. Mai<br />
diese den Kantonen gehörenden Gelder ihnen<br />
von Seiten des Bundes vorzuenthalten. Die<br />
Aufwendungen der Kantone für ihr Strassennetz<br />
gehen in die 100 Millionen Franken. Der<br />
Benzinzoll kann also höchstens dazu hinreichen,<br />
eventuelle Anleihen für dringende<br />
Strassenbauten zu verzinsen und zu amortisieren.<br />
So gut man einen Modus für die Verteilung<br />
des Benzinzollviertels gefunden hat,<br />
ebensogut, ja noch leichter, würde sich die<br />
Verteilung des ganzen Benzinzoilertrages<br />
durchführen lassen. So viel Einsicht trauen<br />
wir unsern Herren Nationalräten zu, dass sie<br />
auch hier eine annehmbare Lösung finden<br />
würden.<br />
Wieso die Strassenverkehrsinitiative praktisch<br />
vollkommen undurchführbar sein soll,<br />
begreifen wir nicht. Wenn sie wirklich undurchführbar<br />
sein sollte, dann wüssten wir<br />
auch nicht, wie überhaupt jemals ein schweizerisches<br />
Automobilgesetz sich realisieren<br />
liesse. Wir erinnern den luzernischen Staatsmann<br />
an das alte und immer wieder sich<br />
bewährende Sprichwort: Wo ein Wille, da<br />
ist ein Weg !<br />
Wir hegen deshalb die Hoffnung, dass auch<br />
das Luzerner Volk sich nicht blindlings der<br />
Nein-Parole seiner Führer anschliessen wird.<br />
Auch der Kanton Luzern hat seine grossen<br />
Strässensorgen. Wir erinnern besonders an<br />
die Strassenverhältnisse im Entlebuch, die<br />
in einem derartigen Zustande sind, dass die<br />
Motorfahrzeugbesitzer während drei bis vier<br />
Monaten ihre Motorfahrzeuge nicht benutzen<br />
können und trotzdem ihre Steuern und Gebühren<br />
für das ganze Jahr entrichten müssen.<br />
Es ist deshalb nicht von ungefähr, dass<br />
in den Luzerner Grossratsverhandlungen<br />
vom 1. März Amtsrichter Felder in Marbach<br />
dem Ausbau des luzernischen Strassennetzes<br />
das Wort redete und es als angezeigt betrachtete,<br />
dass der Kanton mithelfe, die<br />
Strassen für das ganze Jahr fahrbar zu gestalten.<br />
Dass der Kanton Luzern sich grossen Ausgaben<br />
für den Ausbau seines Strassennetzes<br />
gegenübersieht, steht ebenfalls fest. Die<br />
Luzerner Strassen zeichnen sich durch ihre<br />
vielen Steigungen, Gefälle und Kurven aus,<br />
die nach Möglichkeit, um die allgemeine Unfallgefahr<br />
zu vermindern, beseitigt werden<br />
sollten. Viele dieser Strassen besitzen heute<br />
noch keinen soliden Untergrund, was wiederum<br />
der Grund ist, dass die Beschädigungen<br />
üer an den Fahrstrassen gelegenen Häuser<br />
in erschreckender Weise steigen.<br />
Es haben somit nicht nur die Motorfahrzeugbesitzer,<br />
die Radfahrer, überhaupt sämtliche:<br />
Strassenbenützer, sondern vor allem<br />
auch die Hauseigentümer das vitalste Interesse<br />
daran, dass die Verkehrsinitiative angenommen<br />
und der Kanton damit in den Stand<br />
gesetzt werde, in kürzester Frist das luzernische<br />
Strassennetz nach modernen Gesichtspunkten<br />
auszubauen.<br />
KL<br />
Ein Pragelsträsschen?<br />
Die Prageistrasse gehört seit langem zu<br />
3en grossen Alpenstrassenprojekten, die von<br />
Zeit, zu Zeit wieder auftauchen. Mit der Entwicklung<br />
des Eisenbahnverkehrs verschwand<br />
auch das Pragelprojekt, das bereits um die<br />
Mitte des vorigen Jahrhunderts durch Ingenieur<br />
Diethelm zum ersten Mal technisch untersucht<br />
worden war und das in den Sieb-<br />
-zigerjahren durch ein Projekt von Ingenieur<br />
Leu in Luzern vervollständigt worden war,<br />
wieder für einige Zeit von der Bildfläche. Um<br />
die Jahrhundertwende hat sodann das Ingenieurbureau<br />
Sonderegger & Zeerleder in St.<br />
Gallen eine dritte Pragelstrasse-Planierung<br />
und Aussteckung durchgeführt. Diese Planaufnahme<br />
war eine vollständige mit Längenund<br />
Querprofilen, Situationsplan und genauer<br />
Kostenberechnung. Die Gesamtkosten für die<br />
ganze Strasse bis an die Glarner Grenze<br />
wurden damals mit zirka zwei Millionen Fr.<br />
veranschlagt. Der Bund hätte 80 Prozent der<br />
gesamten Bausumme übernommen und wie<br />
an die Klausenstrasse noch einen Extrabeitrag<br />
von 10 Prozent geleistet. Leider<br />
konnte sich damals der Kanton Schwyz nicht<br />
entschliessen, die übrigen 10 Prozent der Kosten<br />
zu übernehmen und der Strassenbau<br />
unterblieb.<br />
Es ist verständlich, dass man vor zehn Jahren,<br />
als man vom Automobil noch kaum etwas<br />
wusste und die Eisenbahn den ganzen<br />
Durchgangsverkehr zu übernehmen schien,<br />
den Mut und die Begeisterung nicht aufbrachte<br />
für den Bau einer neuen Alpenstrasse.<br />
Dass aber heute, zur Zeit des sich<br />
wieder entwickelnden Strassenverkehrs und<br />
der täglich zunehmenden Bedeutung des -\utomobils,<br />
das grosse Pragelstrassenprojekt<br />
zu einem schüchternen Vorschlag für ein<br />
Pragelsträsschen zusammengeschrumpft ist<br />
— das ist eine betrübende Sache. Der Einsender<br />
der «Schwyzer <strong>Zeitung</strong>», die diesen<br />
Vorschlag enthält, hat wohl nicht den<br />
kampfesfrphen Löwen zum Symbol genommen,<br />
der den Kopf des Blättchens schmückt!<br />
Im Ernst: Es ist ein betrübendes Zeichen,<br />
dass das grosse Projekt, aus dem dem Kanton<br />
Schwyz und seiner nicht auf Rosen gebetteten<br />
Bergbevölkerung manche erhebliche<br />
Einnahme erwachsen könnte, in so kleinlicher<br />
Weise preisgegeben wird. Dadurch, dass man<br />
kleinmütig auf das Grosse verzichtet und<br />
«mit vereinter Kraft und Einigkeit für ein<br />
Pragelsträsschen» einstehen will, zeigt man<br />
nur, wie wenig man den Geist der Zeit verstanden<br />
hat. Keinesfalls aber ist die Pragelstrasse<br />
ein «Traumprojekt», wie es dem Einsender<br />
beliebt, sie zu bezeichnen, sondern sie<br />
ist heute noch das verkehrstechnisch fehlende<br />
Verbindungsstück für die Hauptdurchgangsroute<br />
vom Osten (Buchs) nach dem<br />
Westen unseres Landes (Les Verrieres). Mit<br />
der Prageistrasse wäre die Route fertiggestellt,<br />
welche von Buchs aus über den Kerenzerberg<br />
nach Glarus und von da nach<br />
Schwyz, Luzern, Bern, Neuenburg nach Les<br />
Verrieres führte. Aber freilich, dazu müsste<br />
es eine Strasse sein und nicht ein simples<br />
Strässchen.<br />
Gr.<br />
Ein interessanter Vergleich.<br />
Es ist nicht Sache der «Automobil-Revue»,<br />
in Politik zu machen. Dagegen sei uns doch<br />
ein ganz interessanter Vergleich gestattet.<br />
Jedermann erinnert sich an das Rote Treffen<br />
in Basel. Dabei kam es auch zu Radauszenen<br />
in Zürich, wobei sich der Redaktor des kommunistischen<br />
«Kämpfer», Hermann Bobst, in<br />
«hervorragender» Weise betätigte. Dafür,<br />
dass am Palmsonntag auf dem Helvetiaplatz<br />
in Zürich 4 der Verkehr in unangenehmster<br />
Weise gestört wurde und hernach die Redaktionsräume<br />
des «Volksrecht» von einem starken<br />
Polizeiaufgebot geschützt werden mussten,<br />
hat nun das Polizeirichteramt der Stadt<br />
Zürich den Herrn Redaktor mit einer Busse<br />
von Fr. 50.— belegt.<br />
Ein Automobilist, der in der Stadt Zürich<br />
über 18 km fährt, darf froh sein, wenn er mit<br />
Fr. 50.— wegkommt und der Bussenzettel<br />
nicht noch ein gesalzenerer ist. Darin liegt<br />
der interessante Vergleich. Der Volksaufrührer,<br />
der den öffentlichen Krawall propagierte,<br />
wobei Polizeileute verletzt und teilweise arbeitsunfähig<br />
wurden, kommt glimpflicher<br />
weg als der ruhige Bürger, der veraltete<br />
Strassenverkehrsgesetzesbestimmungen nicht<br />
innehält. Das Ganze nennt sich moderne Justiz;<br />
ein weiterer Kommentar ist wohl überflüssig.<br />
Nur auf eines sei hingewiesen: Wenn<br />
schon, denn schon, wenn man es in der hohen<br />
Justiz mit den Hauptschuldigen von<br />
grossen Verkehrsstörungen nicht mehr so<br />
genau nimmt, so dürfte auch die Beibehaltung<br />
des konservativ anmutenden 18 km-<br />
Tempos nicht mehr gerchtfertigt seint —t<br />
Einbahnstrassen für Fussgänger. Die enorme<br />
Beanspruchung der City-Strassen in<br />
New York hat die dortige Verkehrspolizei<br />
veranlasst, auch für die Fussgänger Vorschriften<br />
zu erlassen. Bestimmte Strassen.<br />
dürfen in den Stosszeiten nunmehr auch von<br />
den Passanten nur in einer Richtung begangen<br />
werden. In anderen Strassen wiederum<br />
ist für jedes der beidseitigen Trottoirs ein©<br />
bestimmte Verkehrsrichtung vorgesehen,<br />
die strikte innegehalten werden muss. Wenn<br />
diese Massnahmen das Verhalten des<br />
Fussgängers auch weitgehend codifizieren,<br />
so ist doch den Passanten selbst am meisten<br />
gedient, da die Kollisionsgefahr bei dieser<br />
neuen Verkehrsregelung ganz bedeutend reduziert<br />
wird. z.<br />
Kälte und Omnibusverkehr. Wie den Betriebsergebnissen<br />
der Berliner Verkehrsinstitutionen<br />
zu entnehmen ist, hat die Kälte<br />
die Frequenz im Nahverkehr nicht beeinträchtigt.<br />
Dagegen ergab sich eine ganz<br />
markante Abwanderung von der Strassenbahn<br />
zur Untergrundbahn und zum Omnibus.<br />
Gegenüber dem Vorjahre weist das Tram mit<br />
einer Beförderungsziffer von 65,8 Millionen<br />
Fahrgästen einen Rückgang von vier Millionen<br />
auf, der den beiden anderen Beförderungsmitteln<br />
zugute kam. Die Omnibusse<br />
konnten eine Zunahme von zwei Millionen<br />
Passagieren buchen. Da dieser Mehrverkehr<br />
reibungslos bewältigt werden konnte, dokumentiert<br />
dies wohl eindrücklich die Leistungsfähigkeit<br />
des Omnibusses als städtisches<br />
Verkehrsmittel.<br />
Automobilisten und Strassenwärter. Wir<br />
haben um die Jahreswende über den originellen<br />
und geschickten Beschluss des Oesterreichischen<br />
Touring-Clubs berichtet, der sich<br />
entschlossen hatte, verdienten Strassenwärtern<br />
auf Neujahr eine ansehnliche Gratifikation<br />
zukommen zu lassen. Der nämliche Automobilistenverband<br />
lässt sich neuerdings die<br />
Wohlfahrt der Strassenwärter angelegen sein<br />
und überraschte diese mit einer Stiftung,<br />
wekhe deren Familien zugute kommen wird.<br />
Der Club stellt nämlich zwei ganzjährige<br />
Freiplätze im neuerrichteten Kinderpavillon<br />
einer bekannten Lungenheilanstalt zur Verfügung,<br />
die für lungenkranke Kinder von<br />
Strassenmeistern und Strassenwärtern bestimmt<br />
sind. Das gute Einvernehmen zwischen<br />
den Automobilisten und diesen Berufs-