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MTD_DDG_2018_01-02

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Roundtable<br />

Kardio-Diabetologie vorm Paradigmenwechsel<br />

Ein Diabetologe und ein Kardiologe diskutieren die Ergebnisse der großen Outcome-Studien<br />

Zum ersten mal in der Geschichte<br />

der Diabetologie stehen medikamentöse<br />

Therapien zur Verfügung,<br />

die nicht nur den Blutzucker senken,<br />

sondern patienten mit Typ-2-Diabetes<br />

nachweislich vor Tod, Herzinfarkt<br />

und schlaganfall schützen können.<br />

Die studienresultate und welche<br />

Konsequenzen daraus zu ziehen sind,<br />

waren Thema beim roundtable der<br />

medical Tribune.<br />

professor Dr. Christian schneider, Köln<br />

„Es ist eine großartige Nachricht,<br />

dass wir durch eine antihyperglykämische<br />

Therapie Sterblichkeit senken<br />

und kardiovaskuläre Komplikationen<br />

verhindern können“, findet<br />

Professor Dr. Stephan Jacob, niedergelassener<br />

Diabetologe aus Villingen-Schwenningen.<br />

Professor Dr.<br />

Christian Schneider, niedergelassener<br />

Kardiologe aus Köln, wertet dies<br />

auch als Signal, dass Kardiologen<br />

sich stärker in der Behandlung von<br />

Patienten mit Typ-2-Diabetes engagieren<br />

sollten.<br />

Hintergrund sind die beiden großen<br />

Endpunktstudien LEADER 1 und<br />

EMPA-REG OUTCOME. 2 Solche Studien<br />

werden seit rund zehn Jahren<br />

von den Zulassungsbehörden gefordert.<br />

Sie sollen nachweisen, dass<br />

neue Antidiabetika kein erhöhtes kardiovaskuläres<br />

Risiko bergen (Nicht-<br />

Unterlegenheit versus Placebo). Im<br />

Fall von LEADER und EMPA-REG<br />

OUTCOME gelang sogar der Nachweis,<br />

dass die jeweilige Prüfmedikation,<br />

das GLP-1-Analogon Liraglutid<br />

bzw. der SGLT-2-Inhibitor Empagliflozin,<br />

eine risikosenkende Wirkung<br />

besitzt.<br />

In LEADER reduzierte Liraglutid<br />

(Victoza ® ) das relative Risiko von<br />

Patienten mit Typ-2-Diabetes und<br />

etablierter kardiovaskulärer Erkrankung<br />

oder deutlich erhöhtem kardiovaskulärem<br />

Risiko für den primären<br />

Endpunkt, die Kombination von<br />

Herztod, nicht-tödlichem Herzinfarkt<br />

oder Schlaganfall, signifikant um<br />

13 % (p = 0,<strong>01</strong>).<br />

Zu verdanken war das vor allem einer<br />

Senkung der kardiovaskulären Todesfälle<br />

um mehr als 20 % (p = 0,007).<br />

Auch die Gesamtmortalität ging signifikant<br />

um 15 % zurück (p = 0,<strong>02</strong>).<br />

Die Studie mit dem SGLT-2-Inhibitor<br />

GLp-1-rezeptoragonisten: Der Wirkmechanismus<br />

Das Glucagon-like Peptid 1 (GLP-1) zählt zu den Inkretinen – im<br />

Ileum gebildeten Peptidhormonen, die einen wichtigen Beitrag<br />

zur Glukosehomöostase leisten, indem sie die Insulinsynthese<br />

und -sekretion der Betazellen im Pankreas stimulieren. Da<br />

Inkretine unter physiologischen Bedingungen binnen weniger<br />

Minuten abgebaut werden, eignen sie sich nicht für die<br />

antihyperglykämische Therapie. Deshalb wurden GLP-1-Rezeptoragonisten<br />

entwickelt, die diesem Abbau nicht unterliegen<br />

und länger wirksam bleiben.<br />

Fotos: peter-juelich.com<br />

hatte im primären kombinierten Endpunkt<br />

ähnliche Resultate erbracht. 2<br />

Beide Wirkstoffe zeigten in den Studien<br />

das bekannte Nebenwirkungsprofil.<br />

Unter Empagliflozin kam es vermehrt<br />

zu Urogenitalinfektionen, unter<br />

Liraglutid zu meist gastrointestinalen<br />

Störungen. Die Rate schwerer und<br />

bestätigter Hypoglykämien war unter<br />

Liraglutid geringer als unter Placebo<br />

(jeweils plus Standardtherapie).<br />

Neben den kardioprotektiven Effekten<br />

vermag Liraglutid offenbar auch<br />

die Nieren von Patienten mit Typ-2-<br />

Diabetes zu schützen. Das zeigt eine<br />

vorab geplante sekundäre Analyse<br />

der Nierenfunktionsdaten: 3 Patienten,<br />

die das GLP-1-Analogon erhalten<br />

hatten, entwickelten im Verlauf signifikant<br />

seltener renale Störungen im<br />

Sinne einer Makroalbuminurie, einer<br />

Verdopplung des Serumkreatinins,<br />

einer terminalen Niereninsuffizienz<br />

oder verstarben weniger häufig aus<br />

renalen Gründen als unter Placebo<br />

(relative Risikominderung 22 %,<br />

p = 0,003).<br />

„Die Herausforderung wird sein, diese<br />

Daten in den Alltag umzusetzen und<br />

nicht nur Lippenbekenntnisse abzugeben“,<br />

kommentierte Prof. Jacob.<br />

Prof. Schneider pflichtete ihm bei:<br />

„Speziell wir Kardiologen sollten den<br />

Mut finden, zu sagen: Dieser Patient<br />

hat ein so hohes kardiovaskuläres<br />

Ereignisrisiko, den stelle ich um vom<br />

DPP-4-Inhibitor oder Sulfonylharnstoff<br />

zum Beispiel auf Liraglutid,<br />

auch wenn der HbA 1c nicht so hoch<br />

ist, dass die Therapie dringend intensiviert<br />

werden müsste.“<br />

Diese Strategie sollte nach Auffassung<br />

der beiden Diskutanten auf<br />

jeden Fall bei Patienten mit manifester<br />

kardiovaskulärer Erkrankung verfolgt<br />

werden. Bei Patienten mit Typ-<br />

2-Diabetes, die „nur“ aufgrund ihres<br />

Risikofaktorenprofils als gefährdet<br />

einzustufen sind, sei die Datenlage<br />

weniger eindeutig. „Wir müssen bei<br />

den Daten bleiben, die wir haben“,<br />

betonte Prof. Schneider.<br />

Das gilt auch für die Frage nach<br />

Klasseneffekten, betonten beide Kollegen.<br />

Insbesondere am Beispiel der<br />

GLP-1-Rezeptoragonisten lässt sich<br />

erkennen, dass sich Studienergebnisse<br />

nicht einfach auf andere Wirkstoffe<br />

derselben Substanzklasse übertragen<br />

Anders als beispielsweise bei Sulfonylharnstoffen erfolgt die<br />

insulinotrope Wirkung der GLP-1-Analoga strikt blutzuckerabhängig.<br />

Bei normalen oder niedrigen Blutglukosespiegeln<br />

bleibt sie aus, sodass das substanzeigene Hypoglykämie-Risiko<br />

äußerst gering ist. 7 Daneben entfalten GLP-1-Rezeptoranaloga<br />

eine Reihe weiterer Wirkungen, die bei Patienten mit Typ-<br />

2-Diabetes als potenziell günstig zu werten sind. So verringern<br />

sie den Appetit und verzögern die Magenentleerung, was bei<br />

vielen Patienten zu einer deutlichen Gewichtsreduktion führt.<br />

professor Dr. stephan Jacob, Villingen-schwenningen<br />

lassen. Liraglutid konnte in LEADER<br />

seine risikosenkende Potenz im Placebovergleich<br />

nachweisen. 1 Zwei<br />

weiteren GLP-1-Rezeptoragonisten<br />

dagegen, Lixisenatid und Exenatid,<br />

gelang nur der Nachweis, dass sie<br />

kardiovaskulär nicht schlechter abschneiden<br />

als Placebo. 4,5<br />

Die American Diabetes Association<br />

hat in ihren Anfang des Jahres veröffentlichten<br />

„Standards of Medical<br />

Care in Diabetes“ bereits Konsequenzen<br />

aus den Ergebnissen der<br />

beiden Endpunktstudien gezogen. 6<br />

Sie empfiehlt darin explizit und mit<br />

dem höchsten Evidenzlevel A, Patienten<br />

mit Typ-2-Diabetes und manifester<br />

kardiovaskulärer Erkrankung<br />

in der zweiten pharmakologischen<br />

Therapielinie „einen Wirkstoff zu<br />

verordnen, der nachweislich das kardiovaskuläre<br />

Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko<br />

senkt“, wenn die Behandlung<br />

mit Metformin nicht ausreicht<br />

oder nicht vertragen wird. Bislang ist<br />

dieser Nachweis unter den bei uns<br />

zugelassenen antihyperglykämisch<br />

wirksamen Medikamenten nur für<br />

Liraglutid und Empagliflozin gelungen.<br />

1,2<br />

1. Marso SP et al. NEJM 2<strong>01</strong>6; 375: 311-322<br />

2. Zinman B et al. NEJM 2<strong>01</strong>5; 373:<br />

2117-2128<br />

3. Mann JFE et al. NEJM 2<strong>01</strong>7; 377: 839-848<br />

4. Pfeffer MA et al. NEJM 2<strong>01</strong>5; 373:<br />

2247-2257<br />

5. Holman RR et al. NEJM 2<strong>01</strong>7; 377:<br />

1228-1239<br />

6. Standards of Medical Care in Diabetes <strong>2<strong>01</strong>8</strong>,<br />

Chapter 8: Pharmacological Approaches to<br />

Glycemic Treatment. Diabetes Care <strong>2<strong>01</strong>8</strong>; 41<br />

(Suppl. 1): S73-S85<br />

7. Fachinformation Victoza ® , Stand: Juli 2<strong>01</strong>7<br />

LeADer 1<br />

Die studien<br />

im Überblick<br />

Design: randomisierte placebokontrollierte<br />

Nicht-Unterlegenheitsstudie.<br />

Teilnehmer: 9340 Patienten mit<br />

Typ-2-Diabetes und erhöhtem<br />

kardiovaskulärem Risiko (über<br />

50 Jahre mit präexistenter kardiovaskulärer<br />

Erkrankung oder<br />

über 60 Jahre mit mindestens<br />

einem Risikofaktor).<br />

Studienmedikation: Liraglutid<br />

1,8 mg/Tag s.c. zusätzlich zur<br />

Standardtherapie.<br />

Follow-up: 42 bis 60 Monate,<br />

median 3,8 Jahre.<br />

Primärer kombinierter Endpunkt:<br />

Erstes Auftreten von<br />

nicht-tödlichem Myokardinfarkt,<br />

Schlaganfall oder kardiovaskulärem<br />

Tod.<br />

Wichtige sekundäre Endpunkte:<br />

Gesamtmortalität, Hospitalisierung<br />

wegen Herzinsuffizienz,<br />

Nierenfunktion, Sicherheit.<br />

empA-reG OuTCOme 2<br />

Design: randomisierte placebokontrollierte<br />

nicht-unterlegenheitsstudie.<br />

Teilnehmer: 7<strong>02</strong>0 Patienten mit<br />

Typ-2-Diabetes und kardiovaskulärer<br />

Vorerkrankung.<br />

Studienmedikation:<br />

Empagliflozin 10 mg oder<br />

25 mg/Tag p.o.<br />

Follow-up: median 3,1 Jahre.<br />

Primärer kombinierter Endpunkt:<br />

Erstes Auftreten von<br />

nicht-tödlichem Myokardinfarkt,<br />

Schlaganfall oder kardiovaskulärem<br />

Tod.<br />

Wichtige sekundäre Endpunkte:<br />

Gesamtmortalität, Hospitalisierung<br />

wegen Herzinsuffizienz<br />

oder instabiler Angina pectoris,<br />

Sicherheit.<br />

Victoza® 6 mg/ml Injektionslösung in einem Fertigpen. Wirkstoff: Liraglutid. Zusammensetzung: Arzneilich wirksamer Bestandteil: 6 mg/ml Liraglutid. Analogon zu humanem Glucagon-like peptide-1 (GLP-1), gentechn. hergestellt durch rekombinante DNS-Technologie in Saccharomyces cerevisiae. Sonstige Bestandteile: Natriummonohydrogenphosphat-<br />

Dihydrat, Propylenglycol, Phenol,Wasser für Injektionszwecke. Anwendungsgebiete: Victoza® wird zur Behandlung des unzureichend kontrollierten Diabetes mellitusTyp 2 bei Erwachsenen als Zusatz zu Diät und körperlicher Aktivität angewendet: Als Monotherapie, wenn die Anwendung von Metformin aufgrund einer Unverträglichkeit oder Kontraindikation<br />

ungeeignet ist. Zusätzlich zu anderen Arzneimitteln zur Behandlung des Diabetes mellitus. Für Studienergebnisse hinsichtlich Kombinationen, Auswirkungen auf die glykämische Kontrolle und kardiovaskuläre Ereignisse, sowie untersuchten Populationen, siehe Abschnitte 4.4, 4.5 und 5.1 der Fachinformation. Art der Anwendung:Victoza® wird einmal täglich zu<br />

einem beliebigen Zeitpunkt und unabhängig von den Mahlzeiten gegeben. Die subkutane Injektion kann in Abdomen, Oberschenkel oder Oberarm erfolgen.Victoza® darf nicht intravenös oder intramuskulär angewendet werden. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen denWirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile.Victoza® sollte nicht bei Patienten<br />

mit Diabetes mellitus Typ 1 oder zur Behandlung der diabetischen Ketoazidose angewendet werden. Victoza® ist kein Ersatz für Insulin. Victoza® wird nicht zur Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren empfohlen. Es liegen wenige bis keine Erfahrungen mit diesem Arzneimittel bei Patienten mit Herzinsuffizienz vor, ein Einsatz bei schwerer<br />

Herzinsuffizienz (NYHA IV) wird nicht empfohlen. Victoza® kann bei Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz nicht empfohlen werden. Ebenso ist Victoza® bei Patienten mit einer schweren Leberfunktionsstörung, entzündlichen Darmkrankheiten und diabetischer Gastroparese nicht zu empfehlen. Wird eine Pankreatitis vermutet, ist Liraglutid abzusetzen. Bei<br />

Patienten mit bestehender Schilddrüsenerkrankung sollte Victoza® mit Vorsicht angewendet werden. Das Risiko einer Hypoglykämie kann durch Reduktion der Sulfonylharnstoff- oder der Insulindosis gesenkt werden. Patienten müssen auf das potenzielle Dehydrierungs-Risiko hingewiesen werden und Vorkehrungen gegen Flüssigkeitsverluste treffen. Victoza®<br />

soll während der Schwangerschaft und Stillzeit nicht angewendet werden. Nebenwirkungen: Sehr häufig: Übelkeit, Durchfall; häufig: Erkältung, Bronchitis, Hypoglykämie, Anorexie, verminderter Appetit, Kopfschmerzen, Schwindel, erhöhte Herzfrequenz, Erbrechen, Dyspepsie, Oberbauchschmerzen, Obstipation, Gastritis, Flatulenz, abdominelles Spannungsgefühl,<br />

gastroösophageale Refluxkrankheit, abdominale Beschwerden, Zahnschmerzen, Ausschlag, Erschöpfung, Reaktionen an der Injektionsstelle, Erhöhung von Pankreasenzymen (wie Lipase und Amylase); gelegentlich: Dehydrierung, Gallensteine, Entzündung der Gallenblase, Urtikaria, Juckreiz, Beeinträchtigung der Nierenfunktion, akutes Nierenversagen,<br />

Unwohlsein; selten: Anaphylaktische Reaktionen, Darmverschluss; sehr selten: Pankreatitis (einschließlich nekrotisierender Pankreatitis). Verschreibungspflichtig. Novo Nordisk A/S, Novo Allé, 2880 Bagsvaerd, Dänemark. Stand: Juli 2<strong>01</strong>7<br />

Impressum • Idee und Konzeption: Inter Medical Sonderpublikationen • redaktion: Manuela Arand • Leitung Corporate publishing: Hannelore Schell • Mit freundlicher Unterstützung der Novo Nordisk Pharma GmbH<br />

diabetes zeitung 1-2/2<strong>01</strong>7 – 28453 • Die Herausgeber der Zeitung übernehmen keine Verantwortung für den Inhalt dieser seite.

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