E_1930_Zeitung_Nr.004
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2 AUTOMOBIL-REVUE <strong>1930</strong> — N» 4<br />
serrei'hen hindurch, und da zufällig rechts<br />
ein Gasthaus steht, vor dem gewöhnlich ein<br />
grasser Wagenpark stationiert und links ein<br />
Wagenschmied mit Vehikeln aller Art die<br />
Fahrbahn verstellt, muss der Automobilist<br />
froh sein, wenn er sich im Schneckentempo<br />
mit Mühe und Not, und ohne Gefährdung der<br />
Fussgänger, hindurchschlängeln kann.<br />
Wer alsdann den schmalen Dorfplatzausgang<br />
glücklich hinter sich hat und glaubt,<br />
alle Schwierigkeiten überwunden zu haben,<br />
nähert sich der Tramhaltestelte. Auf zwei<br />
Tramgeleisen, die fast die ganze Strassenbreite<br />
in Anspruch nehmen, manöverieren die<br />
Wagen und versperren zusammen mit den<br />
ein- und aussteigenden Leuten den Durchgang,<br />
dass es, während den Haltezeiten besonders,<br />
kaum möglich ist, die Stelle zu passieren,<br />
ohne mit dem Publikum in Konflikt<br />
zu geraten.<br />
Die Strassenstrecke zwischen Aesch und<br />
Dornach bildet eine Gerade und ist in gutem<br />
Zustande, aber das die Strasse entlangführende<br />
Bahntrasse bildet eine stete Gefahrenquelle.<br />
Ich habe beobachtet, dass alle<br />
jene, die zu ihrer Rechten das Tramgeleise<br />
haben, seien es nun Fussgänger, Wagen oder<br />
Autos, beim Kreuzen weniger nach rechts<br />
ausweichen als anderswo oder als die in umgekehrter<br />
Richtung Fahrenden, weil sie sich<br />
aus psychologisch leicht erklärlichen Gründen<br />
sträuben, dem Bahnunterbaue zu nahe<br />
zu kommen.<br />
Beim Eingang ins Dorf Reinach führt das<br />
Tramgeleise in langem, schleifendem Schnitt<br />
von einer Strassenseite auf die andere,<br />
trennt sich in zwei verschiedene Stränge und<br />
bildet für den aus Basel kommenden Automobilisten<br />
eine stete Gefahr, da er beim<br />
Herannahen eines Tramwagens bis im letzten<br />
Augenblick nicht wissen kann, auf welcher<br />
Schiene der Wagen ins Dorf einfahren<br />
wird. Mitten im Dorf© macht die Strasse eine<br />
fast rechtwinklige Biegung und ausgerechnet<br />
in dieser vollständig unübersichtlichen<br />
Kurve befindet sich die Tramhaltestelle.<br />
Bald nach Reinach fängt sozusagen schon<br />
ein Vorort Basels an, jene Gegend, die vor<br />
15 Jahren nur einige alleinstehende Häuser<br />
aufwies, wo sich heute Neubau an Neubau<br />
reiht, meistens Einfamilienhäuser von Leuten,<br />
die ihrem Verdienst in der Stadt nachgehen<br />
müssen und so die Strecke mehrmals<br />
im Tage zurücklegen. Der Verkehr auf diesem<br />
letzten Strassenstücke hat denn auch in<br />
letzter Zeit gewaltig zugenommen, aber die<br />
Strasse ist dieser erhöhten Inanspruchnahme<br />
nicht genügend angepasst* worden, so dass<br />
Iheute diese Zufahrt die weitaus schlechteste<br />
ist, die Basel besitzt.., Di© Strasse »ist^ztt<br />
schmal, die Kurven sind nicht, überhöht und<br />
sind auch in den letzten Jahren nirgends korrigiert<br />
worden. Trottoiranlagen, die dem oft<br />
sehr intensiven Fussgängerverkehr sehr zu<br />
statten kämen, sind keine vorhanden, so dass<br />
sich der auf der rechten Strassenseite landwärts<br />
gehende Fussgänger, besonders<br />
abends, beim Kreuzen zweier Automobile,<br />
auf den Schienenstrang der Ueberlandbahn<br />
begeben muss, um die nicht sehr breite<br />
Strasse den kreuzenden Autos zu überlassen.<br />
Man wundert sich und es ist ein glücklicher<br />
Zufall, dass unter diesen Umständen nur selten<br />
ein Unglück passiert.<br />
In einem unglaublichen Zustande befindet<br />
sich das letzte Strassenstück zwischen Gartenstadt<br />
und Zollfreilager, denn hier ist faktisch<br />
die grosse Zufahrtsstrasse zunächst<br />
der Stadt am schmälsten, da wo sie am breitesten<br />
sein sollte. Daneben ist der Strassenkörper<br />
überall stark beschädigt und voller<br />
Löcher, das Profil ist zu überhöht, so dass<br />
bei nassem Wetter — besonders in den zwei<br />
starken Kurven der «Neuen Welt», wo der<br />
äussere Kurvenrand bedeutend tiefer liegt<br />
als der innere — jedes Ausweichen eine<br />
grosse Gefahr bedeutet. Auch das Trottoir,<br />
das keine Randsteine aufweist, ist in einem<br />
liederlichen Zustande.<br />
Wenn wir verlangen, dass wenigstens die<br />
grossen Verkehrs- und Durchgangsstrassen<br />
in kürzester Zeit den Anforderungen des modernen<br />
Verkehrs angepasst werden, so ist<br />
dies nicht nur im Interesse der Automobilisten,<br />
sondern im Interesse aller Strassenbenützer.<br />
Solange aber diese Forderung<br />
nicht erfüllt wird, werden wir immer und<br />
immer wieder von Verkehrsunfällen hören,<br />
die auf den schlechten Zustand einzelner<br />
Strassen zurückzuführen sind. Die Verantwortung<br />
für diese Unfälle aber tragen jene<br />
Instanzen, die aus Nachlässigkeit oder aus<br />
Interesselosigkeit die Forderungen der Neuzeit<br />
nicht genügend berücksichtigen. Kann es<br />
etwas anderes sein als Interesselosigkeit,<br />
wenn der Kanton Baselland, der im allgemeinen<br />
über ein sehr gut ausgebautes Strassennetz<br />
verfügt, ein kurzes Strassenstück, das<br />
an der Grenze seines Gebietes als Durchgangsstrasse<br />
vornehmlich anderen Kantonen<br />
dient, auf diese Art und Weise vernachlässigt.<br />
Wie gut wäre es möglich, von der Gartenstadt<br />
aus die Strasse als Automobilstrasse<br />
direkt hinter dem Zollfreilager in die Stadt<br />
einmünden zu lassen, unter Umsrehune der<br />
Der Ausbau der Zuger Kantonsstrassen<br />
Der kleine Kanton Zug besitzt einige sehr<br />
wichtige Durchgangsstrassen, welche den<br />
Verkehr zwischen Zürich und Luzern einerseits<br />
und Zürich-Gotthard-Bellinzona anderseits<br />
vermitteln. Während die erste Verbindungsstrasse<br />
zum grössten Teil fertig ausgebaut<br />
ist, harrt das zweite Stück von Zug<br />
bis zur Kantonsgrenze in St. Adrian noch des<br />
Ausbaues. Es ist dies ein Teilstück der wichtigen<br />
Verbindungsstrasse Zug-Altdorf.<br />
Am 26. Dezember 1929 wurde dem Kantonsrat<br />
ein Gesetz betreffend die Korrektion und<br />
den Ausbau der Kantonsstrassen vorgelegt.<br />
Dieses Gesetz beschliesst in neun Paragraphen<br />
den Ausbau der wichtigsten Strassen,<br />
sowie die Pflasterung der Strassen in den<br />
Ortschaften ObeTägeri, Unterägeri, Menzingen,<br />
Cham, Hünenberg, Steinhausen, Risch<br />
und Neuheim. Im Berichte des Regierungsrates<br />
an den Kantonsrat wird für die Strasse<br />
am Ostufer des Zugersees von Zug bis St.<br />
Adrian eine Verbreiterung bis Oberwil auf<br />
8 Meter und von Oberwil bis St. Adrian auf<br />
6 Meter vorgesehen. Als Belag wird Kleinsteinpflaster<br />
vorgeschlagen. Diese Pflasterung<br />
ist wohl teurer, aber auch bedeutend<br />
haltbarer als jede andere. Besonders ist sie<br />
im vorliegenden Fall angebracht, da sich an<br />
der Strasse St. Adrian-Zug Kurve an Kurve<br />
reiht. Die Kosten der Pflasterung betragen<br />
für diese Strasse 17 Franken für den Quadratmeter<br />
oder im ganzen 1038 190 Franken.<br />
In seinem Bericht nimmt der Regierungsrat<br />
auch Stellung zu der Frage einer Betonstrasse.<br />
Er kommt zum Schluss, dass man<br />
in der Schweiz noch nicht genügende Erfahrungen<br />
über Betonstrassen habe. Die Versuche<br />
damit will der Kanton Zug lieber jenen<br />
Kantonen überlassen, bei denen das Strassenbudget<br />
weniger ins Gewicht fällt.<br />
Die übrigen Strassenbeläge: Walzasphalte,<br />
Hartgussasphalt, Aeberli-Makadam und Schot-,<br />
terdecken mit Tränkungen werden ebenfalls<br />
einer Prüfung unterzogen, wobei aber der<br />
Kleinsteinpflästerung von allen Belägen der 1<br />
Vorzug gegeben wird. *;<br />
Auch das Strassenstück Cham-Honau alsi<br />
Teilstück der wichtigen Durchgangsstrasse,<br />
Luzern-Zürich soll von 4,5 Meter Breite auf*<br />
6 Meter Breite gepflastert werden, da bei dem,<br />
heutigen Zustand die Fahrzeuge immer mit;<br />
zwei Rädern ausserhalb der Pflasterung fah- ;<br />
ren müssen. Dieser Zustand ist besonders::für<br />
den Radfahrerverkehr unhaltbar. Der Fnss-;<br />
\faeg längs dieser Strasse soll; mit einem Teer^,<br />
kiesbelag versehen werden.- ; ?-:<br />
Paragraph 2 des kleinen Gesetzes sieht vor,<br />
dass an der Strasse nach Oberwil ein Trottoir<br />
von 4 Meter Breite erstellt werden soll.,<br />
Das Trottoir soll bis Oberwil seeseitig geführt<br />
werden.<br />
Der Kostenbetrag dieser Arbeiten beläuft i<br />
Wohnquartiere in der «Neuen Welt». Heute,<br />
da dieses hintere Gebiet noch wenig überbaut<br />
ist, wäre es möglich, eine grosszügige<br />
Lösung zu finden, aber es sollte nicht zugewartet<br />
werden,, bis eine intensive Bebauung<br />
jede vernünftige Strassenverlegung verunmöglicht.<br />
In wahrhaft grosszügiger Weise haben die<br />
Zürcher die Strasse Baden-Zürich von Dietikon<br />
aus, unter Umgehung sämtlicher Vororte<br />
über das rechte Limmatufer in das Herz<br />
der Stadt eingeführt. Mustergültig ist die<br />
Anlage der Strasse, die Breite und die Markierung.<br />
Mit Verkehrsvorschriften und Gesetzen allein<br />
sind, das steht nun einmal fest, die Verkehrsunfälle<br />
nicht aus der Welt zu schaffen.<br />
Erst dann wird eine wirkungsvoll© Beschränkung<br />
dieser Unfälle möglich sein,<br />
wenn die Strassen allen Strassenbenützern,<br />
was Anlage und Unterhalt anbelangt, ein sicheres<br />
Zirkulieren gewährleisten.<br />
Unsere Strassen müssen den Bedürfnissen<br />
des modernen Verkehrs angepasst werden<br />
und da sollte man füglich mit den verkehrsreichsten<br />
Zufahrten zu unseren Städten den<br />
Anfang machen. G.<br />
O weh..<br />
Der Berner Polizei ist ein Malheurchen<br />
passiert. Offen gestanden, wir müssen eine<br />
gewisse Schadenfreude, die sich über unser<br />
Gesicht legen will, mit» ziemlicher Anstrengung<br />
unterdrücken. Der Vorsteher des stadtbernischen<br />
Polizeiwesens wird es uns-jedoch;<br />
nicht verübeln können, wenn wir mit wenigen<br />
Sätzen und ganz sachlich auf das Malheurchen<br />
eines Berner Polizeigefreiten zu sprechen<br />
kommen. Vom Verkehrsunfall, der dem<br />
betreffenden Funktionär zugestossen ist, war<br />
in der Tagespresse nichts zu lesen, trotzdem<br />
die städtische Polizei in minutiöser Kleinarbeit<br />
sämtliche Verkehrsunfälle zusammenstellt<br />
und sie jeweils der Tagespresse zur<br />
Veröffentlichung übergibt.<br />
Ueber den Zusammenstoss des polizeilichen<br />
Kontrollautos 1300 A mit einem Baume,<br />
der leider auch vor der polizeilichen Autorität<br />
stehen blieb und nicht ins Wanken kam,<br />
sich auf 3 050 000 Franken und setzt sich aus<br />
folgenden Einzelposten zusammen:<br />
Franken<br />
Strassenerweiterung vom Rost bis Südausgang<br />
Oberwil 398 250.—<br />
Pflasterung vom Kasino Zug bis Südausgang<br />
Oberwil 262 990.—<br />
Trottoir vom Rost bis Südausgang<br />
Oberwil 86 560.—<br />
Strassenerweiterung Südausgang Oberwil<br />
bis St. Adrian, einschliesslich<br />
Tieferlegung der Sagenbrücke 852 000.—<br />
Pflasterung Oberwil bis St. Adrian auf<br />
6 Meter Breite 775 200.—<br />
Pflasterung der Kantonsstrasse in:<br />
Oberägeri Fr. 96 000.—<br />
Unterägeri » 36 000.—<br />
Menzingen ;> 60 000.—<br />
Hünenberg > 60 000.—<br />
Steinhausen :• 58 000.—<br />
Risch >• 26 000.—<br />
Neuheim » 24000.— 360 000.—<br />
Ersatz der Grosssteinpflästerung im<br />
Dorfe Cham durch Kleinsteinpflästerunsr 60 000.—<br />
Ausbau der Pflasterung Cham-Honau,<br />
Stellsteine, Teerkiesbelag auf<br />
dem<br />
Trottoir Total 3 255 050000.— 000.—<br />
Die Verzinsung dieser Summe ist wie folgt<br />
gedacht: In erster Linie sollen die Fahrbewil-<br />
. ligungsgebühren für Motorfahrzeuge und<br />
Fahrräder Verwendung finden; es wird dafür<br />
eine jährliche Nettoeinnahme von 180 000 Fr.<br />
ins Budget eingesetzt. Ferner soll das ganze<br />
Benzinzollbetreffnis für diesen Zweck verwendet<br />
werden; der Regierungsrat rechnet<br />
mit einer jährlichen Einnahme von 70 000 Fr.<br />
Weiter soll aus der Verkehrsrechnung ein<br />
jährlicher Beitrag von 50 000 Franken genommen<br />
werden. Damit steht im ganzen ein Betrag<br />
von 300 000 Fr. zur Verfügung für die<br />
Verzinsung und Abzahlung der Bauschuld.<br />
Der Amortisationsplan sieht auf dieser<br />
Grundlage eine Amortisation der gesamten<br />
Strassenbauschuld bis zum Jahre 1947 vor.<br />
Die Bauarbeiten sollen innerhalb drei Jahren<br />
ausgeführt werden. Zuerst sollen die<br />
Korrektionsarbeiten an der Strasse Rost-<br />
St. Adrian vorgenommen werden. Im zweiten<br />
Jahr ist auf dieser Strecke der Belag zu erstellen;<br />
im dritten Jahr der Belag in den<br />
;Gemeinden und die Erweiterung der Strecke<br />
Cham-Honau.<br />
Der Regierungsrat ist sich bewusst, dass<br />
die Vorlage eine ausserordentliche Belastung<br />
ides Kantons bedeutet. Aber mit Rücksicht auf<br />
die zentrale Verkehrslage des Kantons und<br />
den im Steigen begriffenen Motorfahrzeugverkehr<br />
werden diese Ausgaben zu einer<br />
Notwendigkeit. Der Regierungsrat hofft, dass<br />
mit der Unterstützung aller Kreise die<br />
schwere. Last für den .Kanton tragbar werde.<br />
Die Automobilisten werden mit Freude und<br />
Anerkennung von den Anstrengungen des<br />
Kantons Zug vernehmen. Es besteht kein<br />
Zweifel, dass sich diese Ausgaben in jeder<br />
Beziehung rechtfertigen.<br />
Gr.<br />
wurde, wie erwähnt, nichts gemeldet. Wir<br />
begreifen dies menschlich sehr wohl, auch<br />
wir muten der Polizei nicht zu, übeT eigene<br />
Schwächen zu berichten. Dagegen sehen wir<br />
uns verpflichtet, diese Unterlassungssünde<br />
gutzumachen. Wir wollen dabei absolut und<br />
in keiner Weise den betreffenden Polizisten,<br />
dem das Unglück zugestossen ist, ans Kreuz<br />
schlagen, sondern möchten im Gegenteil über<br />
ihn den Mantel christlicher Nächstenliebe<br />
werfen und ihn dem Wohlwollen des obersten<br />
Polizeigewaltigen, Herrn Schneeberger,<br />
anempfehlen. Wir wissen auch, dass der sozialistische<br />
Herr Gemeinderat, der je und je<br />
für Geistesfreiheit und damit auch für die<br />
Pressfreiheit eingetreten ist, nichts gegen<br />
unser© Bekanntgabe wird einzuwenden haben.<br />
Wenn auch eventuell die Behandlung<br />
dieser Angelegenheit in der Presse für die<br />
städtische Polizei'direktion aus begreiflichen<br />
Gründen äusserst unangenehm sein könnte,<br />
so wird Herr Schneeberger uns doch auch<br />
in diesem Fall© das Recht der Pressfreiheit<br />
einräumen wollen, sintemal seine eigene<br />
Presse nach Massgabe ihres zur Verfügung<br />
stehenden Raumes stets reichlich davon Gebrauch<br />
macht.<br />
Nun, was ist denn geschehen?, Freitag,<br />
den 3. Januar fuhr ein neu ernannter Polizeigefreiter,<br />
der früher der Verkehrskontrolle<br />
zugeteilt war, gegenwärtig als Chauffeur den<br />
Dienst versah und der wieder der Verkehrspolizei<br />
zugeteilt werden sollte, abends um<br />
23 Uhr dem Burgernziel bei Bern zu. Da er<br />
in ziemlich gutem' Tempo — wir wollen vorläufig<br />
das schöne Stundenmittel nicht verraten<br />
-*- mit seinem schweren Wagen die<br />
Kurve gegen die Thunstrasse nicht nehmen<br />
konnte, schleuderte es ihn mit ziemlicher<br />
Wucht gegen einen Baum. Glücklicherweise<br />
kam der Polizeigefreite ohne Verletzungen<br />
davon, wogegen das Automobil sich leider<br />
in einen bessern Trümmerhaufen verwandelte<br />
und zwecks polizeilicher Automobilkontrolle<br />
für die nächsten Wochen nicht mehr<br />
in Betracht fallen dürfte. Es wird sich dabei<br />
seine eigenen Gedanken machen<br />
Der Herr Polizeigefreite und Ausüber der<br />
polizeilichen Gewalt des Herrn Schneeberger<br />
wird die Uehertretung der 18-Kilometer-<br />
Vorschrift zu verantworten haben. Strafanzeige<br />
soll erfolgt sein, an einem disziplinarischen<br />
Nachspiel wird es nicht fehlen.<br />
Wie uns mitgeteilt wurde, hatte der betreffende<br />
polizeilich© Funktionär wohl nicht nur<br />
als « Chauffeur», sondern in seiner Eigenschaft<br />
als Polizeigefreiter einen dienstlichen<br />
Auftrag, nämlich einen Irrsinnigen ins Oberland<br />
zu verbringen. Dabei muss er sich irgendwo<br />
verspätet haben. Um die verlorene<br />
Zeit einzuholen, setzte er sein Tempo auf<br />
über 18 Kilometer.<br />
Wir möchten zum Schlüsse mit aller Deutlichkeit<br />
betonen, dass es sich um den Fehler<br />
eines Einzelnen handelt, wofür selbstverständlicherweis©<br />
weder der Herr Polizeidirektor<br />
noch das städtische Polizeikorps<br />
an und für sich verantwortlich gemacht<br />
werden können. Dass der Fehler dieses<br />
Einzelnen das Ansehen des städtischen Polizeikorps<br />
schmälern wird, glauben wir nicht.<br />
Wir unsererseits plädieren auf Gnade. Ein<br />
Polizeigefreiter muss ein tüchtiger und braver<br />
Dienstbeflissener sein. Das Malheur ist<br />
geschehen, möge es ihn nicht so hart treffen.<br />
Dabei hoffen wir jedoch, dass aus diesem<br />
Vorfall auch die Polizeiorgane, und besonders<br />
die Funktionäre der Verkehrskontrolle, ihr©<br />
Lehren ziehen werden.<br />
D<br />
Das englische Strassenwesen.<br />
London, Januar <strong>1930</strong>.<br />
Das Transportministerium, als Verwalter<br />
des Strassenfonds, legt in einem umfangreichen<br />
Bericht Rechenschaft über die Verwendung<br />
der aus der Besteuerung der Motorfahrzeuge<br />
erzielten Einnahmen. Es konnten dem<br />
Fonds aus dieser Einnahmequelle im abgelaufenen<br />
Jahre 21,29 Millionen Pfund oder die<br />
stattliche Summe von 632,25 Millionen<br />
Schweizerfranken überwiesen werden, was<br />
gegenüber dem Vorjahre ein Mehr von 949 897<br />
Pfund Sterling ergibt. Für das Strassenwesen<br />
wurden dem Fonds nicht weniger als 17,56<br />
Millionen Pfund entnommen. 1927 wurden ihm<br />
zwar 31 Millionen entnommen, allein damals<br />
machte der Finanzminister Churchill seinen<br />
vielkritisierten Beutezug auf den Strassenfonds<br />
und verwendete bare 12 Millionen<br />
Pfund für allgemeine Staatszwecke, obwohl<br />
der Fonds eine ganz besondere Zweckbestimmung<br />
kennt.<br />
Es stehen in England dank diesem Fonds<br />
nun ganz gewaltige Mittel für das Strassenwesen<br />
zur Verfügung; die Leistungen halten<br />
ihnen aber auch die Waage. Nach Kriegsschluss<br />
verfügte Grossbritannien über ein<br />
Netz von Staatsstrassen, sogenannten- public<br />
highways, von rund 177000 Meilen. In den<br />
vergangenen zehn Jahren sind nun 2100 Meilen<br />
an neuen, modernen Strassen erstellt<br />
worden. Es entfallen demnach heute in England<br />
auf je eine Quadratmeile an Fläche<br />
etwas über 2 Meilen an für den Autoverkehr<br />
geeigneten Strassen zur Verfügung. Neben<br />
der Neukonstruktion wurden Hunderte von<br />
bereits bestehenden Strassenzügen verbreitert<br />
und mit neuen Belägen versehen. 408<br />
Projekte für Brückenneubauten und Erweiterungen<br />
von vorhandenen Brücken wurden im<br />
abgelaufenen Geschäftsjahr genehmigt und<br />
die für den Bau notwendigen Mittel aus dem<br />
Fonds zur Verfügung gestellt. Unter den<br />
letztes Jahr dem Verkehr übergebenen Brükken<br />
finden sich zwei imposante Bauwerke,<br />
welche die Verbindung von Südengland mit<br />
Schottland durch die bekannte Great North<br />
Road erleichtern und wovon die eine die<br />
Newcastle-Cateshead-Brücke, die grösste<br />
Spannweite aller englischen Brücken aufweist.<br />
Ferner wurden beträchtliche Mittel dem<br />
nationalen Physikalischen Laboratorium zur<br />
Verfügung gestellt, das gemeinsam mit dem<br />
Transportministerium sorgfältige und weitverzweigte<br />
Versuche über die geeignetsten<br />
Baustoffe für Strassenoberflächen und über<br />
die Schleudergefahr der verschiedenen Strassendecken<br />
unternimmt.<br />
Die dem Strassenfonds zugewiesenen Mittel<br />
ergaben sich aus den Steuern für 2,036<br />
Millionen Motorfahrzeuge und 2,527 Millionen<br />
Verkehrsbewilligungen. Es entfällt demnach<br />
heute auf jeden 22. Einwohner Grossbritanniens<br />
ein Motorfahrzeug und auf jede 18.<br />
Person eine Verkehrsbewilligung. bi.<br />
Motoriastwagentaxen<br />
Erhöhung dpr Gebühren für Motorlasffahrzeuge<br />
ist geplant. Für Lastwagen mit<br />
Pneus sind 10% Erhöhung, mit Hohlgummi<br />
30%, mit Vollgummi 40% vorgesehen.<br />
Diese Abstufung ergäbe einen Zuschlag<br />
zur Luftbereifungsgebühr von rund<br />
18% für Luftkammerbereifung und rund<br />
27% für Vollgummibereifung. Die aargauische<br />
Handelskammer, in allen Teilen<br />
unterstützt von der Sektion Aargau des<br />
Verbandes schweizerischer Motorlastwaganbesitzer,<br />
unterbreitet dem Grossen Rat ablehnende<br />
Erwägungen.<br />
Vom Standpunkt des Strassenschutzes<br />
aus ist deshalb die Erschwerung des Verkehrs<br />
vor allem mit Vollgummireifen und<br />
auch mit Luftkammerreifen durch stärkere<br />
finanzielle Belastung dieser Bereifungs-