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E_1931_Zeitung_Nr.060

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N° 60 — <strong>1931</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />

Schluss der ersten Gruppe und musste bald<br />

nach Fagioli ebenfalls wegen Getriebeschwierigkeiten<br />

ausscheiden. So verblieb nur noch<br />

der englische Herrenfahrer Sir Birkin im<br />

Rennen, der mit echt insularischer Ruhe und<br />

Zähigkeit auf seinem Posten ausharrte,<br />

allerdings auf einem immer mehr verlorenen<br />

Posten. Immerhin Hess er sich durch nichts<br />

aus seinem Konzept bringen und hat wenigstens<br />

den Achtungserfolg für die Marke gesichert.<br />

Nun zurück zu Mercedes! Caracciola<br />

hatte noch vier Markenkollegen, welche die<br />

imposante, von der Untertürkheimer Unternehmung<br />

ins Feld geschickte SSK-Gruppe<br />

ergänzten. In ihr keine Geringeren als<br />

Stuck und Merz, zwei alte Routiniers neben<br />

v. Brauchitsch und Spandel, zwei Fahrer<br />

jüngeren Datums mit sehr anerkennender<br />

Presse. Brauchitsch fiel dann allerdings in<br />

der zweiten Hälfte wegen Defekt im Differential<br />

aus, dafür aber hielt die übrige<br />

Mannschaft wie Kitt zusammen. Stuck und<br />

Merz hielten sich abwechslungsweise an den<br />

sechsten und siebten Plätzen, wobei Stuck<br />

auf den Schluss hin seine Position noch um<br />

einen Platz zu verbessern vermochte. Beide<br />

haben mit bemerkenswerter Regelmässigkeit<br />

gerundet. Von Stuck, der uns an Bergrennen<br />

so gewalig verwöhnt hat, erwartete<br />

man freilich eine etwas forschere Aktion.<br />

Vielleicht, ist er noch zu wenig an die Ebene<br />

gewöhnt oder dann hat Caracciola allzusehr<br />

mit seiner Leistung brilliert. Auf alle Fälle<br />

trennten zwei Bugatti und der Alfa Romeo<br />

Stuck von seinem Markenkollegen. Spandel<br />

äst ein recht geschickter Herrenfahrer, allein<br />

^gegen die internationale Klasse, die im Rennen<br />

lag, reichte sein Format doch noch nicht<br />

vollständig, obwohl seine Rundenzeiten allerhand<br />

Anerkennung verdienen. Schade, dass<br />

Ivanowsky nicht als sechster Mercedes-Mann<br />

am Start erschien, er hätte sicherlich deren<br />

Position günstig zu beeinflussen vermocht.<br />

Freilich hat Caracciola der Marke zu einem<br />

derart klaren Sieg verholfen, dass es auch<br />

ohne seine Mitwirkung gegangen ist. Die<br />

Fabrik tut sich viel darauf zugute, dass es<br />

sich bei dem Typ SSK um ein als Sportwagen<br />

serienmässig gebautes Chassis mit<br />

einem 140-PS-Motor handelt. Durch Kompressor<br />

verstärkt, wird das Rendement aber<br />

wohl über 200 PS hinausreichen. Zwei weitere<br />

Merkmale kennzeichnen den Wagen:<br />

der Motor mit verhältnismässig geringer<br />

Tourenzahl und dann war er mit über 1600<br />

Kilogramm weitaus die schwerste Maschine)<br />

im Rennen. Diese letztere «Gewichtigkeit»<br />

kam den Fährern bei der nassen Bahn aber<br />

entschieden zustatten und hat sie keineswegs<br />

benachteiligt. \<br />

Ein Wort noch zum einzigen'Repräsentanten<br />

der neuen Welt, dem Amerikaner Shafer<br />

auf einem Wagen eigenen Geblütes, einem<br />

Shafer Special. Es war dies wohl der einzige<br />

kompressorlose Wagen der 1. Wertungsgruppe,<br />

ein 4,3 1 Achtzylinder, der sich<br />

in seinen Konstruktionsprinzipien stark an<br />

Buick, anlehnen soll. Man sah dem Debüt<br />

dieses Yankees mit mehr Neugierde als Interesse<br />

entgegen. Die Schwierigkeiten, welche<br />

ihm der Kontinentwechsel bereitete, indem<br />

er einmal an die ausgesprochene Flachbahn<br />

gewöhnt war und auch bei der Beschaffung<br />

des gewohnten Brennstoffes, der üblichen<br />

Kerzen und Pneus behindert war, veranlasste<br />

etwas vorlaute deutsche Fachkollegen,<br />

den Amerikaner gleich' von Anfang an abzuschätzen.<br />

Shafer hat sich dann aber, trotz<br />

aller Widrigkeiten, ganz: ordentlich gehalten,<br />

musste sich aber dennoch vor der zweiten<br />

Hälfte des Rennens zurückziehen.<br />

Das allgemeine Interesse war durch die<br />

Kanonen und den Wettstreit der Marken Bugatti,<br />

Mercedes und Alfa Romeo so gefangen<br />

genommen, dass man die Entwicklung bei<br />

der Wertungsgruppe 2 etwas vernachlässigte<br />

und dies ganz mit Unrecht. Denn diese kleinen<br />

und leichten Wagen hatten wahrlich<br />

schwere Arbeit zu leisten und das Endergebnis<br />

und Durchsehnittsgeschwindisrkeiten von<br />

92 und 96 km Hess auch gar nichs zu deu r<br />

teln übrig. Krass war einzig das katastrophale<br />

Pech, das dem> Franzosen Scaron auf<br />

Amilcar widerfuhr. Er führte durchwegs, die<br />

Gruppe an und hatte bis zur letzten Runde<br />

einen stattlichen, wenn auch nicht übermässigen<br />

Vorsprung auf seinem Konto, als Kerzenstörungen<br />

ihn zu einem Halt von etwas<br />

mehr als fünf Minuten zwangen, die genügten,<br />

um dem Engländer Froy Gelegenheit<br />

zu geben, sich an Scaron vorbeizumachen<br />

und unerwarteter- und man möchte fast sagen<br />

unverdienterweise als Erster einzufahren.<br />

Der von ihm gelenkte Riley, ein kleiner<br />

Vierzylinder, der etwas mehr als 50 PS<br />

entwickelt, hat sich ja wirklich tadellos gehalten<br />

und der von- Froy bis zur letzten Runde<br />

eingehaltene zweite Platz war voll und<br />

ganz berechtigt. Wir mögen ihm und seinen<br />

Landsleuten, deren Presse übrigens hervorragend<br />

vertreten war, den Ueberraschungssieg<br />

wohl gönnen, wenn auch das Bedauern<br />

mit Scaron allgemein .war. Graf Zinneberg,;<br />

sein Markenkollege, folgte den beiden Anführern<br />

ständig getreulich auf dem Fuss und<br />

hatte keine Minute abgegeben. Seinen guten<br />

driten Platz könnte er auch in letzter Minute<br />

mit einem besseren zweiten vertauschen,<br />

während Scaron immerhin noch als Dritter<br />

einkam.<br />

"Während Caracciola unter frenetischem<br />

Jubel zur Tribüne einfuhr, und die Klänge der<br />

•Nationalhymne sich ab und zu über den Beifall<br />

der Menge zu erheben vermochten, begann<br />

bereits der allgemeine Aufbruch, denn<br />

Tausende von Zuschauern waren von weit<br />

her gekommen und trachteten, der allgemeinen<br />

Ueberflutung der Strassen zuvorzukommen.<br />

Wie, recht sie hatten, sollten wir selbst<br />

noch erfahren! Viel Freude hat die feine Geste<br />

Chirons gemacht, der sich übrigens im<br />

Sturme die Sympathie der deutschen Sportgemeinde<br />

eroberte, als er nach seiner Ankunft<br />

sich unverzüglich ins Mercedes-Reich<br />

hinübermachte, sich einen Weg durch den<br />

Wall von Caracciola-Bewundern bahnte und<br />

diesem herzlich und ohne Fehl gratulierte.<br />

Da hat man so richtig empfunden, wie sehr<br />

der Sport völkerverbindend sein kann, während<br />

zu gleicher Zeit die beiden Nationen<br />

am grünen Tisch sitzen und zähe um jeden<br />

ZpH gegenseitiger Annäherung ringen müssen!<br />

Es wäre ein bedenklicher Lapsus» wollten<br />

wir nicht wenigstens mit zwei Worten der<br />

erstklassigen Organisation gedenken, welche<br />

dem Rennen zu Gevatter stand. Bis auf die<br />

Verkehrsleitung bei der Abfahrt, welche<br />

über die Kräfte der numerisch wohl etwas<br />

zu schwachen Polizei ging, wickelte sich alles,<br />

nach guter, deutscher Tradition, wie am<br />

Schnürchen ab. Herr Ing. Jonasz, der dem<br />

Pressebureau vorstand, war die Dienstfertigkeit<br />

in Person und hatte für jeden Zeit, wenn<br />

ihn auch Sti}rme von Fragen und Begehren<br />

fast zermürbten. Auch die, Spitzen des A.v.D.<br />

haben sich um uns Presseleute bemüht und<br />

Ehrengäste und Komitierte sonder Zahl<br />

machten ihre Aufwartung auf unserem Forum.<br />

Prinz zu Schaumburg-Lippe, von der Leitung<br />

des A. v. D., interpellierte uns übrigens über<br />

den Stand der Alpenfahrt und zollte der<br />

schweizerischen Organisation alle Anerkennung.<br />

„<br />

So wäre denn der 5. deutsche Grosse Preis<br />

vorüber und bald Geschichte. Gut. dass uns<br />

die hohe Befriedigung ob dem Gesehenen<br />

und die stoische Ruhe unseres Wagenführers<br />

in dem nächfolgenden Wirrwarr auf den Abfahrtsstrassen<br />

zugute kamen, wo wir halbstundenweise<br />

blockiert blieben, um dann vielleicht<br />

wieder 50 m vorrücken zu können.<br />

Aber selbst als wir uns schon in bald 200 km<br />

Entfernung von Adenau befanden, hatten sich<br />

die Autokolonnen noch nicht restlos aufgelöst<br />

und schon gegen schweizerisches Gebiet zu<br />

fuhren wir immer noch in Gesellschaft von<br />

weiteren «Nürburgern». Diese Tatsache bestätigte<br />

besser als alle Communiques das<br />

weitreichende Interesse, das diesem Tag entgegengebracht<br />

wurde und welch grosser<br />

Sympathie sich in Deutschland der Autosport<br />

auch in wirtschaftlich schwierigen Tagen<br />

erfreut. Befriedigt ob dem Gesehenen<br />

und den neuen freundnachbarlichen Beziehung<br />

gen, welche wir mit Sportbegeisterten aller<br />

Lager aufnehmen konnten, zogen wir, noch<br />

stark unter dem Eindruck dieser einzigartigen<br />

Rennbahn stehend, unseren Penaten<br />

zu. b.<br />

Die Resultate:<br />

SCHLUSSKLASSEMENT.<br />

Wertungsgruppe I (22 Runden):<br />

1. Caracciola (Mercedes-Benz), 4:38:10 (Stunden«<br />

mittel 108,3 km).<br />

2. Chiron (Bugatti), 4:39:28 (Stundenm. 107,7 km).<br />

3. Varzi (Bugatti), 4:42:10 (Stundenm. 106,6 km)<br />

4. Nuvolari (Alfa Romeo), 4:43:16.<br />

5. Merz (Mercedes-Benz), 4:43,54,8.<br />

6. Stuck v. Villiez (Mercedes-Benz), 4:47:34.<br />

7. Bouriat (Bugatti), 4:50:04.<br />

8. Wimille (Bugatti), 4:52:08,<br />

9. Spandel (Mercedes-Benz), 4:54:45.<br />

10. Sir H. Birkin (Maserali), 5:01:13.<br />

11. Earl Howe (Bugatti), 5:08:19,6.<br />

We rtungsgruppe II (18 Runden):<br />

1. Frey (Riley), 4:23:56,3 (Stundenmittel 93,4 km)<br />

2. Graf Arco-Zinneberg (Amücar), 4:32:18 (Stundenmittel<br />

90,5 km).<br />

3. Scaron (Amilcar), 4:34:52,2 (Stundenmittel<br />

89,7 km).<br />

4. Rouleau (Amilcar), 5:07:22.<br />

5. Samuelson (M.G.), 5:09:52,2.<br />

6. Macher (D.K.W.), 5:13:50.<br />

7. Theissen (D.K.W.), 5:24:18,6.<br />

Nachsatz der Redaktion: Wir sind<br />

unseren Lesern wegen der für einen Teil der Auflage<br />

verspäteten Spedition der heutigen Nummer<br />

noch eine Erklärung schuldig. Während der erste<br />

Teil des Berichts unseres Sonderkorrespondenten<br />

am Nürburgrennen telephonisch übermittelt wurde,<br />

sollte der Schluss per Postexpress nach einem mit<br />

der Postverwaltung zum voraus festgelegten Fahrplan<br />

spediert werden. Das Manuskript wurde an<br />

der deutschen Abgangsstation rechtzeitig aufgegeben,<br />

blieb aber unterwegs irgendwo stecken und erreichte<br />

uns mit mehreren Stunden Verspätung, dieweil sich<br />

unser Berichterstatter mit dem Wagen auf der<br />

Heimfahrt befand. Der ohne,unser Verschulden eingetretene<br />

Zeitverlust konnte trotz allen Anstrengungen<br />

der Druckerei nicht mehr ganz eingeholt werden.<br />

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