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E_1931_Zeitung_Nr.070

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N° 70 — <strong>1931</strong> AUTOMOBIL-REVUE 19<br />

ODILE DP<br />

CP/J^ÜJ<br />

Unglückliche Liebe und unsere Zeit<br />

Von Marta Rammelmeyer.<br />

Wir veröffentlichen den nachstehenden inter- schwieriger, SO dass man meist nicht den<br />

essanten Aufsatz unserer geschätzten Mitarbeite- vr, l( i. n ~ na - J;„ T?_I_„_ „;„,,» ..i,,!, ,,„,»~<br />

rta. ohne uns mit den psychologischen Anhand- f ut ^SS, t folgen e r meS , Solch « unge -<br />

lungen durchwegs völlig einverstanden zu er- neuerlichen» oennttes auf sich zu nehmen.<br />

klären. Das Thema sei indessen an. dieser Stelle Und aus der Not wurde eine Tugend. —<br />

zur Diskussion gestern. Die Red. Heute ist es anders. Heute gesteht die<br />

Unglückliche Liebe wird nicht mehr «ge- Frau eher irgend ein paar imaginäre Liebtragen».<br />

Wenn man doch noch hie und da haber ein, als dass sie zugibt, Schmerz über<br />

eine <strong>Zeitung</strong>snotiz zu Gesicht bekommt, wie einen ungetreuen Geliebten zu empfins.<br />

Zt. über den Fall Boulter in St. Moritz, den (?). Und ein Mann ist in nichts<br />

die von Mord oder Selbstmord aus Liebes- empfindlicher, als in seiner männlichen<br />

Motiven spricht, so ist man erstaunt über Ehre. Wenn heute ein Herz um der Liebe<br />

so viel scheinbare Lebensuntüchtigkeit und willen leidet, so verbirgt es den Schmerz<br />

so wenig «vernünftige Ueberlegung.» Wer- hinter Gleichmut oder Zynismus. Warum?<br />

ther-Schicksale werden von der Allgemein- Weil Liebesleid heute nicht mehr als Kampf,<br />

heit nicht mehr beweint wie vor Jahrzehn- sondern als bereits erlittene Niederlage geten,<br />

sondern im besten Falle mitleidig be- wertet wird. Seit unerwidertes Schmachten<br />

lächelt. Auch die «Sentiments» mussten ihre nur noch so um das Pubertätsalter herum<br />

Umwertung erfahren. Einst wurde alles vorkommt, seit es auch für die Frau keine<br />

überstiegene Schwärmen und Anbeten ver- Schande mehr ist, einen Mann zu begehherrlicht.<br />

Zu schämen brauchte man sich ren, selbst wenn eine Eheschliessung vorläunur<br />

der natürlich ausgelebten Körper-Ge- fig nicht in Frage kommt, hat sich das<br />

fühle, denn mit dem Moralkodex der Gesell- Wesen der unglücklichen Liebe gründlich<br />

Schaft durfte man unter keinen Umstän- geändert.<br />

den in Konflikt geraten. Der Körper wur- Heute wissen wir, dass weder das Einde<br />

totgeschwiegen, das Herz aber offen gehen noch das Auflösen eines Liebesverzur<br />

Schau getragen.<br />

hältnisse an sich besondere Schwierigkeiten<br />

Eine Liebe war früher meist deshalb un- bereitet. Innige Freundschaften zwischen<br />

glücklich, weil sie das Objekt ihrer Anbe- Mädchen und jungen Männern werden sotung<br />

nicht erringen konnte. Wenn äussere gar von der Gesellschaft stillschweigend ge-<br />

Umstände einer Eheschliessung im Wege duldet, solange sie nicht die Rechte andestanden,<br />

gab es nur eines: Verzicht. Aber rer Menschen verletzen. Man sieht ein, dass<br />

gleich waren tausend mitfühlende Seelen gerade junge Leute in ihren Gefühlen noch<br />

bereit, den Betroffenen mit der Gloriole des zu unsicher sind, als dass man sie gleich<br />

unverdient Leidenden zu schmücken und in eine Ehe treiben darf. Sie sollen nicht<br />

da alles Sentimentale masslos überschätzt lebenslänglich dazu verurteilt sein, eine<br />

wurde, machte man direkt einen Kult dar- Verbindung aufrecht zu erhalten, die vielaus.<br />

Man bewunderte sich selbst ob diesem leicht nach kurzer Zeit ihren tieferen Sinn<br />

Leid, fühlte sich gross darin und erhaben .. und damit auch ihre Berechtigung verloren<br />

vom Schmerz geadelt... Man war ein Mär- hat. Das ist an und für sich ein grosser<br />

tyrer der Liebe! Dass ein solcher Verzicht Fortschritt und alles wäre in bester Ordim<br />

Grunde nichts anderes war als Feigheit, nung, wenn die Gefühle nun auch bei beiden<br />

sah man bei solcher Selbstverblendung na- Partnern zu gleicher Zeit enden wollten,<br />

türlich nicht ein. Denn sicher hat man Leider ist dies meistens nicht der Fall. Bei<br />

liehen Liebe, jene nämlich, die ihr Objekt<br />

wohl besessen, es aber auch wieder verloren<br />

hat. Aus diesem Grunde allein könnte ich<br />

die Affekt-Handlung von Frau Boulter gegenüber<br />

Kuno Hofer einigermassen verstehen.<br />

Bleibt eine Liebe unerfüllt, so kann sie<br />

sich evtl. vergeistigen. Sie kann das angebetete<br />

Wesen zum Idol erheben. Sie kann<br />

aber auch zur eigenen Beruhigung annehmen,<br />

dass das Temperament des anderen<br />

zu lau oder die überlieferten Anschauungen<br />

zu tugendhaft sind, um einer solchen<br />

Neigung nachzugeben. Kurz, sie kann sich<br />

einreden, was sie will. Im seltensten Falle<br />

wird da durch die Eigenliebe, gekränkt. Verlassen<br />

aber wird man nur aus Ueberdruss<br />

oder um einer neuen, stärkeren Leidenschaft<br />

willen. Und das ist ein furchtbarer<br />

Stoss für das empfindliche Selbstgefühl. Der<br />

Verlassene glaubt sich um alles betrogen.<br />

Er hoffte auf Einmaligkeit und Endgültigkeit<br />

dieser Liebe und siehe, dem anderen<br />

war sie nur eine Episode. Nun stellt er sich<br />

in selbstquälerischer Weise den Partner in<br />

anderer Verbindung vor. Und die Eifersucht,<br />

dieses alle vernünftige Gedanken<br />

rücksichtslos mordende Gefühl ist sofort<br />

zur Hand, dem Unglücklichen die Hölle<br />

nur ja recht heiss zu machen. Er gab alles<br />

und war doch nicht imstande, das geliebte<br />

Wesen zu halten. In der Regel wird dies<br />

nun als schmachvolles Unterliegen empfunden.<br />

Darum auch das Versenken allen Leides<br />

nach Innen. Nichts merken lassen,<br />

wenns auch schwer fällt, ist die heutige Parole.<br />

Niemand will, dass die Gesellschaft<br />

ihn mitleidig belächelt und dem Sieger dieses<br />

ungleichen Zweikampfes dafür zujubelt.<br />

Trotzdem diese Einstellung also nur<br />

dem verletzten Stolz entspringt, ist sie oft<br />

gutzuheissen. Sie verhilft zur Selbstbeherrschung<br />

und das ist eigentlich schon viel,<br />

wenn auch trotzdem nur ein schwacher<br />

Ersatz.<br />

Unterschiede zwischen<br />

Männer- und Frauenmode<br />

Einer der — wohlverstanden — tiefen<br />

Unterschiede zwischen Mann und Frau verrät<br />

sich bereits an der Oberfläche. Otto Julius<br />

Bierbaum sprach einmal das Wort, dass<br />

das Deckblatt der Zigarre dem Kleid der<br />

Frau entspreche. Der Mann zeigt im allge-<br />

Neue Mode -Schöpfung<br />

Ein schickes blassblaiues Abendkleid mit tiefem<br />

Rückenausschnitt, dessen Aibschluss eine jrrosse<br />

Masche bildet. Zu diesem Abendkleid wird ein mit<br />

•weissem Fuchs garnierter Mantel getragen.<br />

meinen keine grosse Anteilnahme an modischen<br />

-Novitäten und die Männermode hat<br />

dann auch kaum merkliche Entwicklungen<br />

seit der französischen Revolution gezeigt.<br />

Die individuelle Note im Modebild der Männer,<br />

die im Zeitalter der Renaissance und<br />

des Barocks noch stärkeres Gepräge hatte<br />

und den Kavalieren erlaubte, die individuelle<br />

Charakteristik oft bis zur Karikatur zuzuspitzen,<br />

verschwand mit einmal von der Zeitebene.<br />

Man beschloss dazumal in der Nationalversammlung,<br />

alle Trachtemmterschiede<br />

der Stände im Namen der Gleichheit und<br />

der Brüderlichkeit aufzuheben. Damit trat<br />

die Herrenmode in einen Zustand von stereotypem<br />

Gepräge. Es handelt sich hier um<br />

früher auch nicht immer nur einmal dem einen erlischt das Begehren gewöhnlich<br />

geliebt. Nur war das Wechseln des Part- etwas früher und damit haben wir die<br />

ners infolge konventioneller Vorurteile viel neue, sicher qualvollere Art der xmglück-<br />

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