E_1934_Zeitung_Nr.026
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N 8 26 - 193* AUTOMOBIL-REVUE<br />
Sportnachrichten<br />
Vor dem Grossen Preis<br />
von Monaco.<br />
Noch zehn Tage trennen uns von der Eröffnung<br />
der diesjährigen internationalen Automobilsaison.<br />
Am Ostermontag, den 2. April,<br />
werden in Monte Carlo erstmals im Jahre<br />
die besten Rennfahrer Europas zum Starte<br />
antreten. Der Autosport hat in der letzten<br />
Zeit einen ganz unglaublichen Aufschwung<br />
genommen und ist heute wieder, wie in seinen<br />
besten Zeiten, zu einer eigentlichen Angelegenheit<br />
der Nationen geworden. Dem<br />
Grossen Preis von Monaco fällt die Ehre zu,<br />
erstmals die neuen, der internationalen Rennformel<br />
angepassten Rennwagen der Oeffentlichkeit<br />
vorführen zu können. Bugatti, Alfa<br />
Romeo und Maserati sind die drei grossen<br />
Gegner, die alle mit ganz neuen Waffen antreten.<br />
Ihnen stehen Leute wie Nuvolari,<br />
Varzi, Chiron, Benoist, Dreyfus, Taruffi u. a.<br />
zur Verfügung. Bekanntlich verläuft die<br />
Rundstrecke von Monte Carlo mitten durch<br />
die Stadt. Sie ist von einzigartigem Reiz und<br />
stempelt das grosse Rennen jedes Jahr zu<br />
einem der bedeutendsten Anlässe im internationalen<br />
Sport.<br />
Mit ungeheurer Spannung blickt man dem<br />
Ausgang dieses Rennens entgegen, das zum<br />
ersten Male über die neuen Kräfte entscheiden<br />
wird. Nie war es schwieriger, eine Vorhersage<br />
zu treffen. Die Vorarbeiten für die<br />
Sicherung der Strecke sind bereits in Angriff<br />
genommen worden, und in wenigen Tagen<br />
werden die ersten Fahrer in der berühmten<br />
Rivierastadt eintreffen. Das Training<br />
wurde auf Freitag, den 30., Samstag, den<br />
31. März und Sonntag, den 1. April von<br />
6 Uhr 30 bis 7 Uhr 30 angesetzt. Sehr überrascht<br />
hat das Ausbleiben der neuen deutschen<br />
Rennwagen. Man schweigt sich in<br />
Deutschland über die Gründe dieses Verhalhaltens<br />
aus. Unter Umständen sind die letz-<br />
.•o-ien Vorbereitungen für den Start bei einem<br />
''rennen noch nicht getroffen worden, anderseits<br />
kann auch die Möglichkeit in Betracht<br />
gezogen werden, dass man die schnellen<br />
deutschen Maschinen auf der schwierigen<br />
Rundstrecke von Monaco, wo es in erster Linie<br />
auf die Bremsen, die Beschleunigungsmöglichkeit<br />
und die Strapazierfähigkeit des<br />
Getriebes ankommt, nicht gleich überforcieren<br />
will.<br />
Die Zufahrtsstrassen von der Schweiz nach<br />
Monte Carlo.<br />
Die letzten Grossen Preise von Monaco<br />
haben augh in unserem Lande ihre Anziehungskraft<br />
nicht verfehlt. Zahlreiche schweizerische<br />
Automobilisten Hessen sich das<br />
seltene Schauspiel dieses einzigartigen Stadtrundstreckenrennens<br />
nicht entgehen und besuchten<br />
aus diesem Grunde den weltberühmten<br />
Riviera-Kurort. Es ist anzunehmen, dass<br />
Sonrier^w/prk f»<br />
Bergrennen von Chanteloup. In der Nähe<br />
von Paris fand am letzten Sonntag das vom<br />
A.C. de l'Ile de France organisierte Bergrennen<br />
von Chantelouo statt. Die Veranstaltung<br />
erfreute sich schönen Frühlingswetters<br />
und verzeichnete einen Massenbesuch.<br />
Zahlreiche bekannte Konkurrenten traten<br />
zum Starte an. Besonders scharf war der<br />
Kampf in der Rennwagenklasse, wo mehrere<br />
erstklassige Piloten zusammentrafen. Die<br />
1200 Meter lange Strecke wurde von Scaron<br />
auf Amilcar mit dem Rekorddurchschnitt von<br />
73,9 km/St, gefahren. Der Franzose startete<br />
in der Kategorie 1100 ccm und war dennoch<br />
schneller als alle grösseren Maschinen. Benoit<br />
Falchetto blieb auf Alfa Romeo eine<br />
Fünftelsekunde hinter dem Sieger zurück,<br />
und der Schweizer Louis Braillard brauchte<br />
eine Sekunde mehr Zeit als sein Stallgenosse<br />
Falchetto. Sieger der Tourenwagen wurde<br />
Perrot auf Delahay und bei den Sportwagen<br />
kam Lora auf Bugatti an die Spitze.<br />
Die Resultate :<br />
TOURENWAGEN<br />
750 ccm : 1. Jacob (Rosengart), 1' 20V5".<br />
1500 ccm 1. Res .(Bugatti), 1' lOVs"<br />
2000 ccm 1. Forestier (Delage), 1' 29V5".<br />
3000 ccm 1. Roger Cesure (Bugatti), 1' lö'/s".<br />
5000 ccm 1. Perrot (Delahaye), neuer Rekord,<br />
beste Zeit der Tourenwagen, 1' 6"; 2. Gautier<br />
(Studebaker), 1' 21 2 /="<br />
SPORTWAGEN<br />
750 ccm : 1. Lagroliere (Salmson), 1' 17V5".<br />
1100 ccm : 1. Duruy (Rallye), 1' 29 2 /s".<br />
1500 ccm : 1. Res (Salmson), neuer Rekord, 1'<br />
2V5"; 2. Decaroli (Bugatti), 1' 7 3 /s"<br />
2000 ccm : 1. Eric Lora (Bugatti), neuer Rekord,<br />
beste Zeit der Sportwagen, 1' 0 4 /s", 2. Bayard<br />
(Alfa Romeo), 1' 8 4 /s"<br />
3000 ccm : 1. Cazaux (Bugatti), 1' 7V5".<br />
5000 ccm : 1. Norbert Mähe (Bugatti), neuer<br />
Rekord, 1' lO'/s".<br />
RENNWAGEN<br />
750 ccm: 1. Jahan (Salmson), neuer Rekord,<br />
r 7 3 / 5 "<br />
1100 ccm : 1. Scaron (Amilcar), neuer Rekord,<br />
besto Zeit des Tages, Mittel: 73,9 km/St., 58 ä /s";<br />
2. Girod (Salmson), 1' 8 a /5"<br />
1500 ccm : 1. Girod (Salmson), 1' 4?k" ; 2. Petermann<br />
(Salmson), 2' I8V5".<br />
3000 ccm : 1. Falchetto (Alfa Romeo), neuer<br />
Rekord, 58 4 /5"; 2. Louis Braillard (Bugatti), 59 4 A>",<br />
5000 ccm: 1. Cattaneo (Steyr), neuer Rekord,<br />
1' l'/t".<br />
Die Abenteuer des Herrn Malcolm Campbell...<br />
Die ebenso währe wie romantische<br />
Expedition des schnellsten Autofahrers der<br />
Welt, Sir Malcolm Campbell, nach Südafrika,<br />
um dort einen vergrabenen Schatz zu heben,<br />
hat bereits die ersten Abenteuer gezeitigt.<br />
Bekanntlich wollte Campbell mit einem kleinen<br />
Flugzeug von der Küste aus ins Innere<br />
ZÜRICH: Stauffacherquai18, Tel.56.250 - BERN: Schwarztorstr.51, Tel.25.920<br />
Pour la Suisse romande: Delarue & Meylan, Corraterie 16, Geneve<br />
des Landes dringen. Zusammen mit seinem<br />
besonders mitgereisten Piloten Faiford sollte<br />
der Flug kürzlich unternommen werden.<br />
Doch auf halbem Wege musste die Maschine<br />
wegen einer kleinen Panne niedergehen.<br />
Campbell würde wohl oder übel dazu gezwungen,<br />
drei Tage allein in der Wüste zu<br />
warten, bis der mit dem leichter gewordenen<br />
Flugzeug nach dem Ausgangspunkt zurückgekehrte<br />
Flieger wieder eintraf.<br />
Verschiebung des Avusrennens. Das Avusrenneh,<br />
das ursprünglich auf den 27. Mai angesetzt<br />
war, wird zu diesem Zeitpunkt nicht<br />
stattfinden können. Die Ausbauarbeiten sollen<br />
bis Ende Mai noch nicht fertiggestellt<br />
sein. Die deutschen Organisatoren verlangten<br />
deshalb von der A.I.A.C.R. die Verlegung<br />
des Rennens auf den 17. Juni. Dieses<br />
Datum fällt mit dem 24-Stundenrennen von<br />
Le Mans, dem Kesselbergrennen, dem internationalen<br />
Pontedecimo-Giovi - Bergrennen<br />
und dem Grossen Preis von Barcelona zusammen,<br />
so dass dieses Wochenende kaum<br />
eine weitere Belastung ertragen dürfte. Die<br />
verschiedenen in Frage kommenden Organisatoren<br />
müssen innerhalb bestimmter Frist<br />
dem Sekretariat der internationalen Sportkommission<br />
in Paris ihre Meinung vorlegen,<br />
ob sie mit dem neuen Datum des Avusrennens<br />
einverstanden sind. Dies dürfte aber<br />
wohl kaum zu erwarten sein.<br />
Bau eines neuen englischen Rennwagen-<br />
Typs. In der Provinz Lincolnshire hat sich<br />
unter Leitung des bekannten englischen<br />
Rennfahrers Raymond Mays eine Rennwagenbau-A.G.<br />
gegründet, die den Zweck verfolgt,<br />
neue 1500 ccm-Maschinen zu bauen,<br />
um in dieser Klasse die absolute englische<br />
Suprematie zu erlangen. Die Maschinen sollen<br />
nach ähnlichen Gesichtspunkten, wie der<br />
bereits 1933 von Mays gebaute und mit Erfolg<br />
erprobte Spezialwagen erstellt werden.<br />
Vorläufig werden 5 Monoposti konstruiert<br />
und zuerst bei den Rennen auf der Insel<br />
Man, um die britische Königstrophäe und!<br />
dem Shelsley-Walsh-Rennen eingesetzt. Sofern<br />
sie sich bewähren, will man mit ihnen<br />
auch kontinentale Rennen und Rekordversuche<br />
der Klasse 1500 ccm bestreiten.<br />
Robert Benoist, der berühmte französische<br />
Rennfahrer, dessen Eintritt in die Bugattiequipe<br />
zu den bemerkenswertesten Ereignissen<br />
dieser Vorsaison gehört, hat, wie schon<br />
gemeldet, in Montlhery ein längeres Training<br />
aufgenommen. Sechs Jahre lang widmete<br />
sich Benoist ausschliesslich dem Autogeschäft,<br />
so dass er nie mehr am Lenkrad<br />
eines Rennwagens sass. Sein letztes Rennen<br />
bestritt er auf Alfa Romeo im Jahre 1928; es<br />
war das 24-Stundenrennen von Belgien.<br />
Schon nach kurzer Zeit erreichte Benoist in<br />
Montlhery mit seinem Bugatti 2300 ccm die<br />
gleichen Ründenzeiten wie seine Kollegen,<br />
die keinen Unterbruch der Rennfahrertätigkeit<br />
hinter sich haben. Nach den Aussagen<br />
des Franzosen fühlt er sich am Volant so<br />
sicher wie je. Er erklärte, im Laufe des Trainings<br />
hätte er mit nicht geringer Freude feststellen<br />
können, dass seine Geistesgegenwart<br />
unverändert geblieben, seine Sicht gleich<br />
scharf und sein ganzer Zustand ruhig und<br />
sicher gewesen sei. Benoist blickt deshalb mit<br />
grösster Zuversicht den kommenden Ereignissen<br />
entgegen, da es vor allem ihm zufallen<br />
wird, im Kampfe gegen die deutsche und<br />
italienische Uebermacht die französischen<br />
Farben zu verteidigen. Denn dies scheint der<br />
ausschlaggebende Grund für die Rückkehr<br />
dieses grossen Fahrers zum Rennsport gewesen<br />
zu sein.<br />
mb.<br />
Die erste Rundfahrt durch Italien wird,<br />
wie vorauszusehen war, eine glänzende Beteiligung<br />
aufweisen. Alfa Romeo wird an dieser<br />
grössten Tourenwagenprüfung des Jahres<br />
mit dem neuen 2300 ccm 6 Zylindermodell<br />
ohne Kompressor vertreten sein; Lancia<br />
hat seine Mitwirkung zugesichert und<br />
auch Bianchi ist mit von der Partie. Aus<br />
Deutschland meldet man das rege Interesse<br />
der Auto-Union und von Mercedes-Benz.<br />
Auch aus England und Frankreich sollen Fabrikequipen<br />
an dieser 6000 km langen Fahrt<br />
durch ganz Italien teilnehmen. Bekanntlich<br />
stellt die erste « Giro d'Italia» das Gegenstück<br />
zur Mille Migla dar. Diese ist für<br />
Sportwagen, jene für Tourenwagen reserviert.<br />
Beiden stehen die italienischen Strassen<br />
für eine reines Geschwindigkeitsrennen<br />
offen.<br />
Ein Grosser Preis von Villeurebanne? Der<br />
an Lyon angrenzende Vorort Villeurebanne<br />
plant nächsten Juni ein erstes Stadt-Rundstreckenrennen<br />
durchzuführen. Die Behörden<br />
haben selber die Initiative dazu ergriffen.<br />
Auch Lyon interessiert sich sehr, da ein<br />
Teil des Circuit über den Boden der grossen<br />
Rhonestadt führen würde. Leider ist das<br />
Rennen nicht in den internationalen Sportkalender<br />
eingetragen, und es wird sich deshalb<br />
fragen, ob wegen der Konkurrenz mit<br />
andern grossen Anlässen im Juni die Durchführung<br />
überhaupt möglich ist.